Kurzgeschichten Testbericht

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Erfahrungsbericht von Waldschrat

Normas Abend

Pro:

a

Kontra:

o

Empfehlung:

Ja

Normas Abend

Norma saß im Sessel und starrte ungeduldig auf die Uhr. Mit jedem Ticken, jedem Fortschreiten des Zeigers zuckten ihre Pupillen nervös, gleichzeitig jedoch auch mit dem gewissen Leuchten in den Augen, das man bei Kindern am Weihnachtsabend kurz vor der Bescherung beobachten kann. Sieben Uhr achtundzwanzig und vierunddreißig fünfunddreißig sechsunddreißig Sekunden. Hastig wanderte ihr Blick über den Telephontisch unter der Uhr über den Steinfußboden, durch die offene Wohnzimmertür, bis hin zur Haustür, durch deren massive Glasscheibe sie hinaus auf die Straße gucken konnte. Endlich erspähte sie dort eine Bewegung, ein Schatten tauchte auf der Türschwelle auf, und das schrille Geräusch der Klingel ertönte, obwohl er genau wusste, dass sie ihn sehnsüchtig erwartete und schon längst bemerkt hatte.
Norma sprang auf und erreichte, halb rennend, halb schlitternd, die Tür, riss diese auf und schlang ihre Arme um seinen Hals, indem sie ihm einen zärtlichen, gleichzeitig allerdings auch stürmischen Kuss auf die Lippen presste. Sie fasste seine Hand und zog ihn hinter sich her in ihr Zimmer, nicht ohne zwischendurch mehrmals stehenzubleiben, um ihn liebevoll anzugucken und zu küssen.
„Norma, ich kann nicht lange bleiben!“
„Aber... du meintest, heute hättest du den ganzen Abend Zeit. Warum denn?“, beklagte Norma sich enttäuscht.
Normas Freund antwortete nicht, starrte konzentriert auf ein Photo von sich an der Wand,
„Heute ist unser halbjähriges, heute ist unser Abend. Bitte!“, flehte Norma.
„Nein.“ Mehr sagte er nicht.
„Seit Tagen freue ich mich auf heute. Weißt du, wir haben uns in letzter Zeit so wenig gesehen.“ Ihr Tonfall näherte sich langsam dem Jammern.
Norma stand auf, ließ sich neben ihm auf ihrem Bett nieder und küsste ihn auf den Mund, er jedoch erwiderte diese Zärtlichkeit nicht.
„Eben.“
„Warum «eben»? Ich weiß, dass es nicht schön für dich war, aber was hätte ich tun sollen?“
„Nichts.“
Norma schaute ihn traurig an. Kurz umspielte ein Lächeln ihre Lippen, doch als ihr auffiel,, dass er es nicht einmal annähernd erwiderte, gab sie auf. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter. Er regte sich nicht.
„Weißt du“, sagte er plötzlich, indem er ihren Kopf sanft wegdrückte und aufstand, „ ich glaube nicht, dass diese Beziehung noch einen Sinn hat. Außerdem“, er schickte sich an, zur Haustür zu gehen, „ habe ich ein Mädchen kennengelernt, mit dem ich mich sehr gut verstehe. Ich könnte mir durchaus vorstellen, etwas mit ihr anzufangen.“
Norma schaute ihm nach, wie er das Zimmer verließ, und wandte ihren Blick erst ab, als sie das Zufallen der Haustür hörte. Sie dachte nach. In der Küche stand ein Messerblock, die Messer variierten der Länge nach zwischen zehn und zwanzig Zentimetern. Zur nächsten hohen Brücke brauchte sie nur fünf Minuten mit dem Fahrrad. Im Zimmer ihres Bruders befand sich eine Sammlung aus Skalpellen, Stricken und anderen sonderbaren „Waffen“. Im Schrank ihres Vaters lagerte eine geladene Smith & Wessom 9 Millimeter, vollautomatisch.
Norma erlitt die Qual der Wahl!


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2004-09-23 11:34:13 mit dem Titel My religion

Ja, ich bin nach wie vor Atheist! Doch meine Religion ist auch mehr ein Glaube. Meine Frage an euch: heißt Religion, dass ich an einen Gott glaube? Atheist bedeutet „Gottloser“, nicht mehr, nicht weniger! Wie auch immer, auch ich habe einen Glauben, noch ein wenig unausformuliert, doch immerhin vorhanden. Beginnen wir mit meinen 10 Geboten:
1.: Du sollst keine Götter haben!
2.: Du sollst keine Menschen und Tiere andere als Insekten töten, es seie denn, du bist Schlachter oder Metzger!
3.: Du sollst nicht klauen!
4.: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab, Gut und Weib, es seie denn, er ist dein Feind und sie eine heiße Schnitte.
5.: Du sollst dich nicht begeistern für die US-Amerikaner, modernes Theater und Technomusik mit Ausnahme der drei Lieder „Because the Night“ oder so, „Like a prayer“ und dieses coolen Boogie-Pimps-Tracks.
6.: Du sollst nicht Drogen andere als Tabak und Alkohol in geringem Maße konsumieren.
7.: Du sollst die Natur, jedes menschliche Wesen als Individuum und die subjektive Meinung respektieren.
8.: Du sollst durch dein Leben tanzen.
9. Du sollst nicht eine Freundin haben, die du nicht liebst.
10.: Du sollst nicht desinteressiert sein im Bezug auf Politik, Literatur und alles andere auch ein bisschen.
11. (X-tra-Gebot): Du sollst bloß kein Keuschheitsgelübte ablegen.

Aber zehn Gebote (plus X-tra) sind zu wenig. Ach, was wären wir Menschen doch ohne die 7 Todsünden?:
1.: Geldgier
2.: Sucht
3.: Eitelkeit
4.: Egoismus
5.: Rassismus
6.: Selbstüberschätzung
7.: Selbstzweifel
8. (X-tra-Sünde): Ignoranz

Was jetzt fehlt, ist die (na, wie nenne ich meine Religion wohl? Pipismus!) pipistische Bettlektüre, die „Leidensgeschichte des Erlösers“ beziehungsweise des Gründers des Pipismus, das heilige Buch:

Genesis:
Am Anfang schuf der Urknall das Universum. Das Universum war wüst und leer. Nur hier und da einige Ansammlungen von Gasen und Atomen, aus denen mit der Zeit Planeten und Sonnen wurden. Und ein Planet war die Erde, in der Galaxie der Milchstraße. Es gab viel Wasser und wenig Land; und das Wasser war bevölkert von Einzellern, Amöben. Und diese entwickelten sich zu Fischen und fischartigen Wasserwesen. Und sie sahen, dass sie gut waren. Doch einigen Wesen wurde es zu langweilig im Wasser; sie entwickelten Lungen und krochen an das inzwischen aus dem zu Polen gefrorenen Wasser aufgetauchte Land; und aus ihnen wurden im Laufe der Jahrmillionen Landwesen. Und sie sahen, dass sie gut waren. Es entstanden Dinosaurier, gigantische und auch kleinere Echsen; und auch solche, die durch die Luft, welche die ganze Erde umgab, flogen, mit Federn auf der nun nicht mehr ganz so ledrigen Haut. Und sie alle sahen, dass einige von ihnen gut waren. Der Rest starb aus. Und neue Wesen entwickelten sich; auch eine Rasse, die sie „Mensch“ nannten. Und sie sahen, dass sie gut war. Doch der Mensch entwickelte sich weiter, bis hin zum Homo Sapiens; und er zerstörte die Erde; und alle sahen, dass er nicht mehr länger gut war. Zu spät!
Kleiner Sprung, kommen wir zum „Neuen Pipament“ (NP):
Und Katharina Straub zeugte Johanna Straub. Und Johanna Straub und Franz Szutta zeugten Ingeborg Szutta. Und Dietrich und Margarete Ehlert zeugten Peter Ehlert. Und Ingeborg Szutta und Peter Ehlert zeugten Marion Ehlert. Und Walter und Ilse Sperling zeugten Erika Sperling. Und Marie und Max Schulz zeugten Herbert Schulz. Und Erika Sperling und Herbert Schulz zeugten Rüdiger Max Walter Schulz. Und Marion Ehlert und Rüdiger Max Walter Schulz zeugten Felix Ehlert. Und Felix wurde geboren in Bonn, der heiligen Stadt. Lange hielt er sich auf an einem Ort, den man Kasernenstraße 17 nennt. Er wurde großgezogen und die Weisheiten der Welt gelehrt an einem Ort, den man Marienschule nennt. Nun jedoch sah er, dass etwas schlecht war, und er zog los nach Bornheimerstraße 126, es zu verbessern. So kam der Tag, dass seine Lehrmeister ihn nichts mehr lehren konnten, und er zog los, bessere Lehrmeister zu finden, an einem Ort, den man Beethoven Gymnasium Bonn nennt. Nun jedoch sah er, dass etwas schlecht war, und er zog los nach Karl-Hoch-Straße 5, es zu verbessern. So kam der Tag, dass er erkannte, dass alles keinem höheren Prinzip folgt. Und er zog aus an einem Ort, den man Internet nennt, sein Wissen der Welt zu lehren; und er wurde nicht verkannt; und er starb keinen Märtyrertod; sondern er schwelgt in Reichtum, Ehre und Ruhm, bis dass sein Fleisch verwest und seine Gebeine verfaulen!


----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2004-09-24 18:30:01 mit dem Titel Das Leben und der ganze Rest

Im sechsten Jahrhundert v. Chr. war die Meinung verbreitet, dass die Philosophen als „Zuschauer“ über allen praktischen Tätigkeiten und Arbeiten stehen. Während also die niederen „Beteiligten“ als einen Sinn oder ein ziel für ein schönes Leben einen Teil ihres Lebensinhaltes, so also Geld/ Reichtümer, Erfüllung der Leidenschaften (einen attraktiven, jungen Lebenspartner zum Beispiel) und Beibehaltung der für die Ausübung ihres Lebensinhalts nötigen körperlichen Stärke und Gesundheit, ansehen würden, wäre, vorausgesetzt, von einer parallelen Beziehung zwischen Weg und Ziel bei den Theoretikern (Philosophen) und den Praktikern wird ausgegangen, das Ziel für Philosophen eine Art Erleuchtung, die gleichzeitig auch die Erfüllung einiger Leidenschaften ist, und die Beibehaltung der für das philosophische Denken unentbehrlichen Geisteskraft; während nämlich praktische Arbeiten primär dem Gelderwerb dienen, ist das vordergründige und daher im Optimalfall zu erreichende Ziel eines solchen „Zuschauers“ die Lösung der Probleme, das Finden von grundlegenden Antworten, um nicht zu sagen, die Erleuchtung; doch hierzu gegensätzlich ist eines Philosophen weiteres, die Erfüllung von Leidenschaften, teilweise als Überschneidung zu der Praktiker Ziel zu sehen, zumal die Leidenschaften die menschlichen Urtriebe als Ursprung haben, so zum Beispiel den Fortpflanzungstrieb, zusätzlich allerdings auch eben genannte Leidenschaft nach der Beendigung der primären Arbeit(en) während des Lebens; letzter Faktor eines Ziels ist simpel das „Jung-Bleiben“, welches sich bei Philosophen aufgrund ihrer Ansicht, die praktische Arbeit für unwichtig befindet, lediglich auf den Geist, der für ihren Lebensinhalt und dessen Ausübung und vor allem Beendung die einzige Voraussetzung ist, beschränkt.
Da auch ich die praktische Arbeit für eine der geistigen untergeordnete Tätigkeit halte, schließe ich meine Vorstellung von einem erfüllten Leben der von mir den Philosophen zugeordneten oder zuinterpretierten an.

17 Bewertungen, 1 Kommentar

  • Lisolotto

    16.03.2005, 23:50 Uhr von Lisolotto
    Bewertung: sehr hilfreich

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