Kurzgeschichten Testbericht

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Erfahrungsbericht von campino

Die Meerfrau

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Am Morgen, wenn das Rund der Sonne aus dem silbern glänzenden Meer auftaucht ist die schönste Zeit.

Kühl ist es und sie zieht die Jacke enger um den Körper. Der Hund ist schon weit voraus. Der Sand knirscht unter ihren Schuhen, und wenn sie schneller gehen will, knickt sie immer wieder um. Es ist nicht so einfach, dem Hund in angemessenem Tempo zu folgen. Sand so weit das Auge reicht. Wäre nicht der Salzgeschmack auf den Lippen, sie käme sich vor wie Kara ben Nemsi bei einem Marsch durch die Wüste.

Immer schon, seit sie denken kann, war dieser morgendliche Gang zum Meer Bestandteil ihres Lebens. Ein Ritual, das mindestens einmal im Jahr stattfinden musste. Es begann als sie noch ein Kind war, lange Kindersommer an der Nordsee. Jeden Morgen ging sie an der Hand des Vaters den Weg zum Strand um das Meer zu begrüßen und Zwiesprache mit dem Wind und den Wellen zu halten. Auch damals war es oft kühl, aber der Vater grub ihr eine Kuhle, in die sie sich setzte und so war sie vor dem Wind geschützt. Er setzte sich neben sie und erzählte Geschichten. So saßen sie eng aneinander gekuschelt und malten sich aus, was wohl auf der anderen Seite des Meeres war.

Als sie älter wurde, gab es Jahre ohne Meer. Im Nachhinein waren das keine guten Jahre. Sie brauchte das Meer. Sie brauchte die Wellen und das Brausen des Windes um Kraft zu gewinnen, um zu leben. Einmal bis zum Horizont blicken, einmal tief durchatmen. Das reichte wieder für die restlichen 364 Tage.....

Sie hatte sich oft gefragt, wie es wohl wäre, für immer hier zu leben. Aber wäre dieser jährlich einmal stattfindende Zauber dann nicht verflogen, alltäglich geworden?
Sie wusste es nicht, sie wollte es auch nicht wissen. So wie es war, war es gut.

Als sie die letzte Düne umrundet hatte, breitete sie die Arme aus und rannte den Wellen entgegen. Der Hund, schon klatschnass, lief auf sie zu und schüttelte das Fell. Glitzernde Wassertropfen verfingen sich in ihren Haaren und liefen wie Tränen über ihr Gesicht.

Alle die sie liebte, hatte sie mindestens einmal mitgenommen. Mitgenommen ans Meer, egal wie es hieß, Nord- oder Ostsee, Mittelmeer oder Atlantik. Und so verbanden sich mit den verschiedenen Küsten auch die Erinnerungen an verschiedenen Menschen. Und sie betrachtete diese Erlebnisse an diesem Meer, mit diesen Menschen die ihr nahe standen als Geschenke. Sie teilte dieses einmalige Erlebnis, und damit gab sie viel von sich preis.

Herbst. Ein Strand an der niederländischen Küste. Es war spät im Jahr und sie vermisste ihr Meeresritual schon seit 2 Jahren. Sie hatte dem Mann, den sie über alles liebte vom Meer erzählt. Wie wichtig es für sie war. „Bitte, lache nicht darüber, ich brauche und ich liebe es.“
Er lachte nicht. Er fuhr einfach los mit ihr, ohne zu sagen, wo das Ziel lag. Das Hotel war teuer, aber es lag direkt am Meer und sie gingen Hand in Hand den Wellen entgegen.

Das ist Vergangenheit. Heute geht sie den Weg wieder alleine. Er ist auch wieder am Meer. An ihrem Meer, in „ihrem“ Hotel. Sie hat ihn gesehen. Hand in Hand.


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So, nun hoffe ich wie immer, Euch mit meinem Bericht nicht gelangweilt zu haben.
Wenn ja, tut’s mir leid, wenn nein, hat sich die Mühe gelohnt!

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Die Produktbewertung in dieser Rubrik ist natürlich Quatsch. Ich bewerte trotzdem und zwar das Meer........

74 Bewertungen, 3 Kommentare

  • Baby1

    26.07.2008, 11:31 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • manu63

    07.01.2008, 23:56 Uhr von manu63
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg manu63

  • hjid55

    27.01.2007, 15:52 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & lg Sarah