Kurzgeschichten Testbericht

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Erfahrungsbericht von September

Minne, minne, minne....

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Leise fast geräuschlos sitzt sie auf dem alten Küchenstuhl. Sie ist allein und schaut voller Wehmut aus dem Fenster. Die alten verblichenen Vorhänge, die schon seit Jahren ewig alt sind, bewegen sich spinnwebengleich mit dem Wind. An der Wand ein eingerahmtes Katzenfoto, ausgeschnitten aus einer Zeitung. Da, das alte Radio, ein neues wollte sie nie. Ihr Jesus mit dem Rosenkranz, verschossen, verstaubt in der ewig gleichen Ecke der Küche hängend.


Sie schaut aus dem Fenster und erinnert sich. Viele Kinder und Enkelkinder liefen den Weg vom Bahnhof runter zur Oma. Klebrig die Eisschnute setzten sie sich auf die Schwelle und sie brachte ihnen die schönsten Sofakissen, damit sie sich nicht erkälten. Eine Quietschpuppe aus Plastik auf einem kleinen Regal am Fenster. Sie sitzt dort seit ewiger Zeit, war mal ein Spielzeug ihrer Enkel. Die Wachstuchtischdecke auf dem alten immer wieder grau gestrichenen Tisch. Ein paar Stubenfliegen suchen nach Kuchenkrümeln.


Früher, ja da hat sie viel gebacken. Die kleine Küche war mit Menschen gefüllt, alle kamen zu ihr. Sie backte in ihrem Holzofen und setzte mit ihrem alten Schöpflöffel Kaffee auf. Die Kinder eine Kelle voll Wasser und Zucker soviel man mochte. Ein altes gelbes Kaffeelot war der Zuckerlöffel, ihn gibt es noch. Die Kaffeemaschine haben ihre Kinder gekauft. Sie ist fast blind und fühlt mehr als das sie sehen kann.


Die Enkel kommen schon lange nicht mehr. Ein wehmütiger Blick zum Fenster. Keine lachenden, schreienden Kinderstimmen mehr. Einsam ist sie und müde und wartet. Sie wartet den ganzen Tag. Manchmal kommt eine alte Nonne zu Besuch. Ihre Schulfreundin, die selbst den Berg kaum mehr hochlaufen kann. Sie isst ein Stück Brot mit Wurst, die man nicht mehr essen dürfte, aber sie sieht es nicht, und es ist ihr egal.


Sie steht auf und schlurft mit ihren alten Pantoffeln in die Speisekammer. Der Ort, der nach Äpfeln duftet und wo der Limokasten auf die Enkel wartet. In ihrem Kühlschrank stehen Töpfe und den Elektroherd benutzt sie als Vorratsschrank. Manchmal ruft ihre Tochter oben bei ihrem Sohn an. Aber sie lässt lieber Briefe schreiben. Telefon und Fernsehen sind Teufelszeug. Mit ihrer dicken Lupe hat sie früher Frauenzeitschriften gelesen. Alle Königinnen und Prinzessinnen der Welt waren ihr bestens vertraut. Heute kann sie nicht mal mehr die Zeitung lesen.


Sie tastet sich am Küchentisch entlang. Geht vors Haus, ein paar Schritte. Im Dorf unten war sie schon lange nicht mehr. Den Berg runter, die Treppenstufen, das schafft sie nicht mehr. Sie schlurft zurück ins Haus, und holt Milch und Brot für die Katzen. Die füttert sie seit Jahr und Tag. *Minne, minne, minne* ruft sie. Manchmal kommen auch Igel und ihre Enkelkinder waren früher ganz aufgeregt, um sie nur ja nicht zu verpassen, wenn ihre kleinen Zungen die Milch schlapperten. Das alte Haferl hat sie immer noch. Viele Katzen kommen nicht mehr. Die Dorfstrasse ist ausgebaut. Den Weg aus der Schreinerei bis zu ihrem Haus überleben nicht viele. Aber sie füttert unermüdlich weiter.


Es wird kühl. Zeit den Ofen einzuschüren. Sie macht sich das Radio an. Lauscht dem Gottesdienst und hält ihre kleine schwarze Bibel in der Hand. Ja, an Gott glaubt sie. Sie glaubt fest daran, dass alles seinen Sinn hat.


*gewidmet meiner Oma Geiger, die heuer 100 Jahre alt geworden wäre, die mir ein Jahr vor ihrem Tod ihr ganzes Leid geklagt hat, es hat mich sehr traurig gemacht, aber wir wohnten zu weit weg um immer bei ihr zu sein*




----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-30 11:49:41 mit dem Titel Abenteuer in Katania........ 1. Teil



Es war einmal ein grosser dunkler Wald, in dem lebten viele Tiere. Katania war ein Land der Friedlichkeit. Die Tiere ob gross oder klein, alle halfen sie sich untereinander. Es gab keinen Neid und keinen Hass und es war genügend Platz für alle. Der Wald war sehr tief und das Unterholz sehr dicht, so dass sie auch gut vor den Menschen geschützt waren. Nun war es aber kein normaler Wald, sowie wir Menschenkinder ihn kennen. Es war ein Wald in dem die Tiere sprachen wie die Menschen. Und auch so lebten. Sie hatten sich in den knorrigen alten Bäumen kleine Häuser gebaut und lebten so geschützt vor Wind und Wetter. Die kleinsten hatten sich ihre Stübchen in den alten Kastanien eingerichtet. Die Bäume gaben ihnen den Schutz um die kalten Winter gut zu überstehen.


Leise spiegelte sich das Morgenlicht in der kleinen Butzenscheibe. Man musste schon ganz genau hinsehen um zu erkennen, das dort unten in der Kastanie eine kleine Mäusewohnung war. Eine klitzekleine rote Holztüre konnte man sehen, wenn man sich ganz tief bückte. Und ein kleines Fensterchen. Es waren sogar Gardinen hinter der Scheibe zu erkennen. Alles war so winzig klein und man musste schon sehr genau hinschauen. Die alte Kastanie schien davon unberührt und ihre Blätter rauschten gemütlichen im leichten Wind. Sogar ein ganz winziger Kamin war zu sehen, aus dem es rauchte. Und der Wind trug die kleinen weissen Rauchwölkchen trudelnd mit sich fort.


Mäusemutter Molli machte gerade Frühstück für ihre Mäusekinder. Die Kleinen lagen noch in ihren Bettchen, die dicht neben dem Ofen standen. In einem alten Baum kann es im Winter ganz schön kalt werden, und Molli heizte ordentlich mit Gräsern ein. Auf dem Herd stand ein kleiner Topf in dem schon ein leckerer Brei duftend vor sich hinköchelte. \"Guten Morgen, meine lieben Mäuschen\", sang sie mehr, als dass sie es sagte. Ein leises Gähnen kam aus der Ecke, in der die Betten der Kinder standen. Und 8 kleine Mäusefüsschen trippelten durchs Häuschen und eilten sich an den Tisch zu kommen, wo schon die Schüsselchen mit dem Hirsebrei standen. Einen Löffel brauchten die beiden nicht und so schlürften sie direkt aus dem Napf. Anschliessend mussten sie sich die Zähnchen putzen und sich waschen. Holli und Trolli machten dabei allerlei Spässe und der Fussboden in der kleinen Hütte wurde ganz nass. Mutter Molli jedoch lachte nur, und scheuchte mit einer Handbewegung die beiden Kleinen raus zum Spielen. Nicht ohne sie vorher zu warnen. \"Seid vorsichtig, wenn ihr an den Bach kommt. Das Wasser steht heuer hoch. Das Ufer ist aufgeweicht und rutschig, und ihr könntet leicht hinein fallen\". \"Ja, Mutter wir passen schon auf\", riefen Holli und Trolli und rannten aus dem Baumhäuschen hinaus ins Tageslicht.


Die beiden kleinen Mäusegeschwister zogen sich ihre roten Gummistiefelchen an und huschten schnell aus der Türe hinaus. \"Holli\", rief Trolli \"sollen wir an den Bach zum Spielen gehen\"? \"Nein, du weisst doch Mutter hat gesagt, das ist gefährlich, lass uns lieber auf die Blumenwiese gehen und dort spielen\". Aber Trolli hatte schon den Weg genommen, der runter zum Bach führte. Hier war der Lieblingsspielplatz von den beiden, und meistens sassen sie am Ufer und warfen kleine Steinchen in den Bach. Legten sich ans bemooste Ufer und schauten dem plätschernden Bach zu, wie er seinen Weg ins Tal nahm. Heute was es ein regnerischer Tag und das Ufer war rutschig. \"Trolli\", sagte Holli mahnend, \"denke dran, was Mutter gesagt hat\". Aber ihr Bruder war schon flink die Uferböschung hinabgelaufen. Holli lief ihm hinter her, aber ein mulmiges Gefühl beschlich sie dabei. \" Mutter würde schimpfen, wenn sie wüsste, dass sie nicht auf sie gehört hatten.


Wollt ihr wissen wie es weitergeht?



----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-09-30 11:52:13 mit dem Titel Abenteuer in Katania.... Teil 2

Bibi der Biber



\"Psst\" ertönte leise eine lispelnde Stimme. \"Psst\" wer hatte das gesagt? Holli drehte sich um und erschrak. Hinter ihr stand Bibi, der grosse Biber. Alle hatten ein wenig Furcht vor ihm. War er doch ein Eigenbrötler, der sich nicht so gerne unter die Tiere des Waldes mischte. Meistens war er allein am Bach und schwamm seine Runden. Oder er sass auf einem Baumstumpf im Wasser und sonnte sich. Er redete nicht mit den anderen und machte immer einen mürrischen Eindruck. Heute aber war alles anders. Holli spürte das, und sagte \"Guten Tag, Bibi\". \"Was sind denn das für wunderschöne Blumen, die du in deiner Hand hälst\"? Und Bibi errötete und sein braunes Fell leuchtete Rot. In seiner Hand hielt er einen wunderschönen gelben Blumenstrauss. \"Holli\"! Der Biber stand verlegen vor dem Mäusemädchen. \"Ich habe mich verliebt und bin auf Brautschau....... . \"Aber, ich traue mich nicht es ihr zu sagen\". Holli lächelte und freute sich darüber, dass Bibi sich verliebt hatte. \"Ja, Bibi, wie soll ich dir denn helfen? Und Bibi flüsterte immer noch errötet, \"Kannst du vielleicht den Blumenstrauss meiner Liebsten geben, mit einem lieben Gruss von mir\"? Holli nickte und nahm ihm den Blumenstrauss aus der Pfote. \"Aber wem soll ich sie denn geben\"? Es gab keine Biberfrau in Katania. Bibi wurde noch röter. \"Ich, ich, habe mich in Wuffine verliebt\". \"Ups\" sagte Holli nur. Wuffine war eine wunderschöne Hündin, die sich irgendwann einmal in den Wald verirrt hatte. Die Menschen waren nicht gut zu ihr gewesen und so blieb sie bei den Tieren im Wald.


Platsch, machte es da und liess Holli erschrecken. Trolli hatte sich doch zuweit ans Ufer gewagt und war mit einem grossen Schrei hineingefallen. \"Zu Hilfe, zu Hilfe\", schrie er aus Leibeskräften. Seine kleinen roten Gummistiefelchen waren schon voll Wasser gelaufen und er rutschte die Böschung immer weiter ab. Das Wasser stand ihm schon bis zum Hals. Holli fing bitterlich an zu weinen. Und Trolli schrie in Todesangst. \"Bibi, so tu doch was\", rief Holli. Und Bibi wartete nicht lange. Mit einem Sprung warf er sich ins Wasser und gerade noch zur rechten Zeit, hielt er Trolli an seinem kleinen Mäuseschwänzchen fest. \"Trolli, halt dich fest\" rief seine kleine Schwester. Aber Trolli hatte schon längst keine Kraft mehr. Also nahm Bibi ihn vorsichtig in seine Schnauze. Das sah schon bedrohlich aus, wie er Trolli zwischen seinen riesigen Biberzähnen hielt. Er brachte den kleinen Mäuserich sicher an Land und legte ihn ans Ufer auf die Wiese. Die kleinen Mäusepfötchen bewegte er vor und zurück und pumpte Trolli das Wasser aus dem Bäuchlein. \"Gurgel, gurgel\" machte es, als der Kleine die Augen aufschlug und mit einem riesigen Spuck das Wasser ausspuckte.


\"Oh, was wird Mutter nur dazu sagen\" sagte Trolli und machte riesige Augen vor Aufregung. \"Du weisst doch, sie hat es uns verboten\". Und wenn die Mäusemutter etwas verboten hat, dann konnte sie ganz streng werden, wenn man ihr Gebot nicht befolgt hatte. Trolli fing an zu weinen, ihm war schrecklich kalt. Seine kleinen roten Gummistiefelchen hatte der Bach fortgetragen und seine weissen Strümpfchen waren patschenass und ganz schmutzig. \"Holli, ich trau mich nie mehr nach Hause\", \"Mutter wird ganz böse werden\". Bibi stand daneben und sah von einem Mäuschen zum anderen. \"Ich habe eine Idee\", sagte er. \"Ich gehe mit zu eurer Mutter\" und versuche sie zu beruhigen. So gesagt, taten sie es auch. Und die beiden Mäusekinder und Bibi gingen gemeinsam den Weg zum Baumhäuschen. Mutter Molli wartete schon und man sah schon aus der Ferne ihre bunte Kittelschürze leuchten. \"Guten Tag, Frau Maus\" sagte der Biber freundlich und deutete eine Verbeugung an. Vor lauter Schrecken darüber, dass Bibi redete, vergass Mutter Molli beinahe zu schimpfen. Aber dann nahm sie ihren Kleinen in die Arme und war froh, dass nichts Schlimmeres passiert war.


Möchtet ihr die Fortsetzung lesen?






----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-02 08:38:19 mit dem Titel Kreuzberger Allerlei........



Iss doch mal was vernünftiges.........


Es soll ja Menschen geben, die ihre Nahrung bevorzugt aus Tüten, Kartons, und Plastikfolien zu sich nehmen. Na, wenigstens essen sie die Verpackung nicht mit. Ansonsten dreht sich aber das Kochherzchen der September ein wenig bei dem Gedanken um. Es kann doch auch für einen Single oder Faulkopp nicht so schwer sein, sich ein vitamin- und eiweissreiches Essen zu kochen.


Nicht weit gefehlt haben die, die jetzt an meinen Göttergatten in spe denken. Da höre ich mir schon mal so fantasievolle Dinge an, wie Ragout fin aus der Dose, HähnchenmatschmitSpargel aus der Folie, und Nudeln mit Käse aus der Tüte. Ja, ich bin ernsthaft froh, dass er die Tüte nicht auch noch mitisst. Mir ist schon klar, dass er unter Zeitmangel leidet, ein bemitleidenswerter Singlemensch ist und meint die Gerste in seiner Bierdose wäre ausreichend als Kalorien- und Vitaminzufuhr.


Aber alles in Massen mein lieber Mann. Erst muss mal was auf den Tisch. Etwas essbares, vernünftiges und nicht son Fertigdriet.


Also habe ich mir heute mal so überlegt, welches Gericht denn so jeder Torfkopp kochen könnte. Nee, nee, keine Anspielung. War bloss son Gedanke. Lecker, preiswert, gesund und selbst der Unbegabteste hat eine Chance es zu kochen.


Also mein Männe, lege dich ganz entspannt zurück und höre, was deine Frau dir gekocht hat........


Und weil ich alles mal vier nehmen muss, hier das Singlerezept, die anderen bitte mal vier oder fünf, oder wie auch immer.


200 g Gehacktes (Bitte stell dich nicht ganz so dumm an, das kriegst du beim Türken, ist auch in der Tüte, sagt er jetzt?)


1 Zucchini (Das sind die grünen Dinger, die aussehen wie Gurke, aber keine Gurke sind, und die da son Knurzel haben, wo die Gurke keinen hat)


1 Zwiebel


1 rote Paprika


1/2 Teelöffel Salz


1 Prise Pfeffer


1 Teelöffel Paprika


1 Prise Basilikum


1 Prise Oregano


kein Samba Olek, weil sonst kannst du auch gleich wieder was aus der Tüte essen.


Das Gehackte scharf anbraten, schaaaaaarf, aber nicht zu scharf, es soll ja nicht verbrennen.


Das Gemüse nach Bedarf waschen und grob zerkleinern. Das, da bin ich mir sicher, kann auch mein Männe.


Jetzt alles in den Topf werfen. Schwups. In! Habe ich gesagt, na gut, fege es von der Herdplatte und versuche es noch einmal. Jetzt die Gewürze drüber und umrühren. Mach mal den Deckel drauf und geh dir eine Zigarette rauchen. Stell vorher die Platte auf 1.


Anschliessend füllst du mit ca. 2 mm Wasser das Essen auf. Und jetzt machst du deine Bierdose auf und deckst den Tisch. Wenn du damit fertig bist, ist auch dein Essen fertig. Nocheinmal umrühren und ab auf den Teller. Ich hoffe, er hat Teller.


Dazu passt für geordnete Menschen ein leckerer trockener Rotwein, für weniger geordnete tut es auch ne Dose Bier.


Ein Ghiabattabrot dazu oder Fladenbrot, da wird es ja wohl in Kreuzberg eh nichts anderes geben.


Jetzt braucht mein Gericht noch einen Namen. Hmmmm, Kreuzberger Allerlei:))))) a la September.





----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-04 19:14:01 mit dem Titel Tagebuch eines kleinen Mauerseglers.........


*Schlag doch einfach mit dem Stock drauf* .......... ziemlich erschöpft von meiner ersten Flugstunde sass ich am Boden und mein kleines Herz schlug ganz schnell ob der Anstrengung. Meine Mutter war nur unweit von mir und fiepte zurück. Sie behütete mich wie ihren Augapfel....... aber auch sie hatte Angst vor den drohenden Worten. Unsanft rüttelte mich ein etwas. Einer den sie *Hau doch drauf* nannten, piekste mich mit einem Stock. Immer und immer wieder. Wegfliegen konnte ich noch nicht und schnell weglaufen war mir auch nicht möglich. *Den tritt ich mal mit dem Schuh* vielleicht ist er schon tot. Und wieder bekam ich einen Stoss in die Flanken. Stundenlang sollte das Martyrium dauern. Abwechselnd einer nach dem anderen quälten sie mich. Dabei lachten sie und ich hielt mich ganz geduckt und stellte mich tot.


Die dicken grünen Tiere, die ich schon seit Tagen mit mir herumtrug, krabbelten mir über die Augen und sassen in meinem Nacken, verkrochen sich geschickt in meinem Gefieder. *Bah, der verwest ja schon* sagten sie und pieksten mich weiter. Ein kleiner Junge, den sie *lass das sein* nannten, wollte mich auch mit einem Stöckchen umdrehen und sehen was mit mir los sein. Meine Mutter weinte dicke Tränen und sass hilflos nur einige Meter von mir entfernt. *Adrian* hiess ein grosser Junge, der den kleineren wegzog und als einziger Mitleid mit mir zeigte. Auch er dachte, ich würde sterben und riss den Kleineren von mir fort.


*Was soll das* schrie da auf einmal eine Frau und kam mit einer riesigen Hand auf mich zu. Sie nahm mich sanft und setzte mich in eine Tasche. Es rüttelte und schüttelte ganz gewaltig und die Stunden der Qual waren vorbei. Laut pochte mein kleines Herz und ich fürchtete mich so. Dann setzte sie mich in einen Karton. Ein funkelndes Teil fing an in meinem Gefieder rumzusuchen und entfernte die drei riesigen Käfer. *Keine Zecken* rief sie und schleuderte sie weit weg von mir. *Patsch*, hatte ich einen dicken Wassertropfen am Schnabel. Rein instinktiv fuhr ich meine kleine Zunge aus und leckte mir den Tropfen ins Maul. Und noch einen und noch einen. Was für eine Wohltat, nach Stunden der Erschöpfung.


*Würmer* *Alles Würmer suchen, was Beine hat* rief die Frau und eine Horde Kinder lief mit Löffeln und Gläsern tösend durch das Haus. Nur wenige Minuten später hielt man mir einen Regenwurm vor die Nase. Völlig ausgehungert sperrte ich so gut wie es ging meinen Schnabel auf. *Geht nicht* rief die Stimme erneut. *Wir brauchen Asseln* und wieder liefen alle aufgeregt und suchten nach Essen für mich. *PiePie* rief ein kleines Mädchen und brachte mir der weltenbester Kellerasseln. Diese graugepanzerten Vielfussschweinchen *PiepPiepPiep*. Ganz weit auf den Schnabel und genussvoll auf der Zunge zergehen lassen.


Alles juckte mich und es kriebelte und krabbelte überall. *Was soll das* gab mir noch jede Menge zu trinken und setzte mich dann in den Karton zurück. Völlig ermattet schlief ich sofort ein............. .


Eine lange Nacht habe ich hinter mir. Ganz einsam sitze ich in meinem neuen Gefängnis. Schon früh am Morgen habe ich meine Augen aufgemacht und versuche im Dickicht der Dunkelheit etwas zu erkennen. Irgendetwas was mir bekannt vorkommt. Nichts, es ist wie eine neue Welt. *Was soll das* hebt mich schon ganz früh auf und nimmt mich in die Hand. Dann werde ich gefüttert. Aber ich habe keinen Hunger. Mir ist alles so fremd und ich schliesse meine beiden kleinen Äuglein wieder zu. Die Kellerasseln verschmähe ich und den mir vorgehaltenen Wurm auch. *Er frisst nichts* und ein paar Wassertropfen werden mir energisch an den Schnabel gesetzt. Zart streichelt sie mein Gefieder und versucht mein Piepen nachzumachen. Ich denke, da wird sie aber noch üben müssen. Meine Sprache ist das nicht. Ich schliesse beide Augen und lasse mich an ihrer Brust nieder. Ihre Hand hält sie schützend über mich. Die ist schön warm. Ich schlafe sofort wieder ein und bin furchtbar traurig.


*Was soll das* sagt, sie würde jetzt den Tierarzt anrufen. Anscheinend tut sie das auch und sie redet von Milbenspray, Fettfutter und Mehlwürmern. Ach, ich habe gar keinen Appetit, möchte nur weiter schlafen. Fühle mich wohl so in ihrer Hand und mache erst mal ein Häufchen auf sie drauf. Noch ein zweimal lasse ich die Prozedur des Fütterns über mich ergehen und verweigere bis auf das Wasser, alles was man mir anbietet. Vorsichtig geht es wieder in das Gefängnis und dann höre ich erstmal eine ganz lange Zeit nichts. Alles um mich herum ist stille und ich verfalle in eine Art Dämmerschlaf. Träume von meiner Mutter und meinen Geschwistern. Bewege meine Flügel und schwebe durch die Lüfte.


Es scheinen Ewigkeiten vergangen zu sein, schreckhaft wache ich auf. *Was soll das* nimmt mich und setzt mich auf einen Tisch. Eine Spritze mit Ameiseniiiiihigittigittbrei wird mir ums Maul geschmiert. Kleine Krümelchen davon lecke ich mit meiner Zunge vom Schnabel. Aber weit aufmachen will ich ihn nicht. Das schmeckt nicht so, wie ich es gewohnt bin. Und ausser ein bisschen Wasser nehme ich auch diesmal nichts an. Sie ist aufgeregt, das kann ich spüren. Obwohl sie ganz leise mit mir redet, fühle ich wie ihre Hand zittert. Feste an die Stäbe gepresst, sitze ich im Käfig. Dann kommt eine dunkle Stimme auf mich zu. Ich werde genau angeschaut. Das Fiederkleid untersucht und die Flügel gespreizt. Die Flugröhrchen kann man noch gut sehen, das heisst ich bin noch nicht flugfähig. Und dann wird es furchtbar nass. Mein Schnabel wird zugehalten und die Augen auch. Es zischt und alle meine Federn werden nass. *Milbenspray* sagen sie dazu und nass wie ich bin, fange ich furchtbar an zu zittern. Auf meinem neuen Lieblingsplatz drücke ich mich ganz fest an sie und lasse mich wärmen. Manchmal schaukelt es, wenn sie dabei durch die Wohnung läuft.


Noch einige Male an diesem Tag versucht man mich zu füttern, aber es will nicht gelingen.


Die Nacht senkt sich nieder und ich schlafe ein.....................


*PiepPiepPiep*.......... schon ganz früh am Morgen fange ich mein *Gibmirendlichwaszuessen* Lied an. *Was soll das* ist noch im Nachthemd und sieht noch ganz müde aus. Schlurfend kommt sie ins Zimmer und öffnet meinen Käfig. Aber jetzt wird sie staunen. Ich habe mir überlegt sie zu meiner Mutter zu machen. Naja, was solls, Hauptsache ich kriege endlich was zu futtern. Ich reisse meinen Schnabel so weit auf wie es geht. Da staunt sie aber nicht schlecht. Sie versucht mir die Krümel in den Schnabel zu schieben. *Patsch* das geht alles fein daneben. Für eine richtige Vogelmutter muss sie aber noch ganz viel üben. Und *schnapp* schlucke ich ihren halben Zeigefinger und schmatze genüsslich daran. Ich sauge mir das Futter in den Schlund und benutze sie wie einen Nuckel. *Huch*, da hat sie sich aber erstmal erschreckt.


*Wie süss* *wie niedlich* *och, nee* *uiiiiihuiiiihuiiih*. *Was soll das* ist völlig aus dem Häuschen und säuselt vor sich hin. Das ist in der Tat eine Überraschung. *Mampf* und das schmeckt, das ist so lecker. Mehr davon *meeeeeeeeeeeehr*. Der Nachschub ist unermesslich reich und ich futtere mir so ganz genüsslich den Bauch voll. Oh, wie gut das tut. Anschliessend rubbelt sie mir recht energisch den Schnabel ab. Und faselt was von Hygiene und Sauberkeit. Schwups, werde ich umgedreht und auch mein Allerwertester wird einer eingehenden Untersuchung unterzogen. Nee, neee, da ist alles sauber. Wasser gibt sie mir keins mehr, davon kriege ich nämlich nur Dünnflitsch. Und in dem Ameiseniiiiihigittigitt ist genügend Wasser drin. Zum Glück quält sie mich nicht mehr mit den widerlichen Mehlwürmern. Und ich brauche auch keine Kellerasseln mehr futtern. Frauchen hat sich nämlich schlau gemacht, die sind garnicht gut für mich. Da ist zuviel Chitin drin. Hat der nette Mann von der Mauersegel E.V. gesagt. Und auf den hört sie jetzt immer. Das erzählt sie mir so alles nebenbei während der Reinigungsaktion.


*Gääääääähn* was bin ich müde. Ob ich nochmal bei ihr am Busen schlafen darf, das ist ja sooo gemütlich. Ja, ich darf und eine gute Stunde mache ich ein feines Nickerchen. Eine Stunde genau und ich reisse meinen Schnabel weit auf und nuckel energisch an ihrer Hand. Endlich haben wir eine gemeinsame Sprache gefunden. Und sobald ich nuckel oder etwas heftiger piepser wird mir das Futter gereicht. Ich halte sie ganz schön auf Trab, aber ihre Tochter hilft so gut sie kann. Füttern, wärmen, saubermachen. Im Stundentakt werde ich so verwöhnt.


Wenn es mir so richtig gut geht und das Futter in meinem Kropf gelandet ist, dann mache ich jetzt immer ein feines Häufchen. Bevorzugt direkt auf *Was soll das*. Sie trägt ständig andere T-Shirts. Mal hellblau, schwarz, blau oder grün, aber ich erkenne sie auch so. Piepen kann sie ja leider nicht, aber dafür gluckert sie mit mir. Ob sie denkt ich wäre eine Ente oder ein Huhn. Na, egal, wenn es ihr Freude macht, dann ist das schön.


Ich werde jetzt noch einige Zeit bei ihr bleiben. Hoffentlich vertrage ich das Futter auch wirklich. Normalerweise soll ich Heimchen fressen, aber die gabs im Tierladen nicht. Dann ess ich eben Ameisen, Gammarus, und andere Insektenlarven. *PiepPiepPiep* Zeit für die nächste Fütterung................


Jetzt werde ich den kleinen Kerl erstmal grossziehen. Ich hoffe, dass alles gut geht. Anschliessend werden wir im Garten fliegen lassen. Wie stand es doch auf einer Website sinngemäss. *Die grösste Freude die du deinem kleinen Freund machen kannst, ist ihn in die Freiheit fliegen zu lassen. Ich hoffe, wir schaffen es bis dahin und dann werden wir ihm die Freiheit geben. Auch wenn da so manche Träne laufen wird..................



Wie sagte sie noch, es kommt nur noch ein Teil. Dabei brennt es ihr doch in den Fingern. Sie schweben über der Tastatur, wenn sie nicht grade ihren kleinen Piep auf dem Arm hat bzw. am Busen. Das ist ein mächtig grosser Busen und da kann man sich so richtig schön hineinkuscheln. Es ist schön warm da. Eigentlich sieht sie ja immer bekleckert aus. Von morgens bis abends klebe ich an ihr, auf ihr und bespucke sie. Mache klitzekleine fladenähnliche Haufen und mein Pipi auf sie drauf. Ach, die scheint ja echt nicht zimperlich zu sein. Läuft rum wie ne Bauernmagd kurz vom Melken und schlampert mit ihren alten T-Shirts rum. Auf einigen steht ja Hitwin drauf, das sag ich jetzt nur mal so. Weil ich kann ja garnicht lesen:))))))).


Mittlerweile haben *Was soll das* und ihr *Hallo* jede Menge Internetseiten durchwühlt. Die Mauersegler E.V. hat sich meiner Sache ganz herzlich angenomen und Herr und Frau Mauersegler schreiben ihr jetzt ganz wichtige Mails. Da werde ich zum x-ten Male gewogen, falsch abgelesen, bei 17 g für fast tot erklärt. Setz doch dieses Ding mit den Gläsern auf. Ich wiege 27 g und jeden Tag wird es ein halbes Gramm mehr.


Die Frau matscht allerlei Sachen für mich zusammen. Tatar mit Futtermischung und Zuckerwasser. Alles genau nach Vorschrift, nach Mauersegler Vorschrift. Die Mehlwürmer aus dem Zooladen hätten mein Tod sein können, bohren die sich ja von innen nach aussen und hätten mich bei lebendigem Leib zerstört. Puuuh, ich bin froh, dass mein Instinkt noch halbwegs funktioniert hat. Son *Iggggittttbewegtsichdas* wollte ich auch nicht haben. Sah schon lustig aus, wie sie mir das vor den Schnabel hielt. Tapfer! Ist schon komisch, aber wenn sie mir meine Delikatessen mischt, dann guckt sie etwas verzweifelt. Das klebt nämlich bevorzugt unter ihren Fingernägeln. Ach lecker, die Ameisenpuppen die sich dann wieder hervorpult mit einem Ausdruck des Ekels. Irgendwie hat sie wohl einen anderen Geschmack wie ich. Auf jeden Fall habe ich noch nie gesehen, dass sie auch was von meiner Paste frisst.


Samstag war dann ein ganz trauriger Tag. Ich hatte nämlich überhaupt keinen Hunger mehr. *Was soll das* wedelte stundenlang mit meinem Futter vor meinem Schnabel hin und her. Ingesamt habe ich wohl so 10 Stunden bei ihr am Busen geruht. Ein nasses Salz rann ihr T-Shirt hinunter und sie sage ganz komische Dinge zu mir. *Gleich hast du es geschaffst* und *Schlaf schön ein mein Kleiner*. *Der bleibt solange auf mir liegen, bis er es geschafft hat*. Ja, aber was sollte ich denn bloss schaffen? Meine Atmung wurde schneller und mein krankes Auge war ganz geschwollen. Ich schlief mich erstmal ordentlich bei ihr aus. Anschliessend nahm ich einen dicken Brocken Futter, der mir im Schlund hängen blieb. Fassungslos riss ich den Schnabel auf und versuchte weiter zu atmen. Aber *Was soll das* hat ja die Ruhe weg. Mit einem Ding, welches sie Zahnstocher nannte pörkelte sie mir im Schlund rum. *Soll ich ich es bloss reinschieben oder rausholen*, sie schien sich für Rausholen entschieden zu haben. Bröckchenweise holte sie mir alles wieder raus, einmal runterschlucken und mein Schnabel ging wieder zu. Puuuuuh, erstmal tief Luft holen.


Den ganzen Tag quälte ich mich rum und war mehr tot als lebendig. *Flatsch*, landete mein Hinterteil in einem riesigen roten Napf. Kaltes Wasser an meinen Füssen und meine Schwingen wirbelten hoffnungslos im Nass. Grausames Nass, was hatte sie bloss mit mir getan. Das war auch noch ein Hundenapf, dass konnte ich riechen. Roch das doch nach diesem strubbeligen Teil, der immer mit seiner riesigen dicken schwarzen Nase und seinen Knopfaugen in meinen Käfig reinlugt. *Hechel, hechel* mehr kann dieser Dummkopf nicht sagen. Ich sprang mit allerletzter Kraft aus dem Gefäss und...................... was hatte ich aufeinmal für einen Riesenappetit.


Mehr, mehr, mehr...... schrie ich sie an. Endlich hatte sie begriffen, was ich wollte. Mir war genauso heiss gewesen wie ihr. Und vorm Füttern flösste sie mir jetzt erstmal Wasser ein. Das Futter hatte sie viel mehr mit Wasser verdünnt, und aaaaaaaah, flutschte das fein den Kropf hinunter.


*Piep, piep, piep* Hör endlich mit Schreiben auf, ich habe Hunger.


Ja, ja, ja ich komme ja schon. Matsche anrühren und den Kleinen vollstopfen wie eine Gans. :)))))))))


Der Hund Felix und sein gepaltenes Verhältnis zu Mauerseglern....... ich muss meine Knopfnase rümpfen. Dieser Gestank breitet sich in mir aus, schlägt mir auf die innersten Magenwände. Er piiiiiiiiieeeeeept den ganzen Tag und reizt meine Magensäfte. Immer wenn Frauchen mal nicht in der Küche ist, dann giere ich mit meinen Blicken in seinen Käfig hinein. Wusstet ihr, wieviel und wie oft so ein kleiner schwarzer Käfer essen muss. Mein Frauchen stand anfangs stundenlang in der Küche rum und rührte seltsame Mixturen an. Voll Ekel anfangs noch schüttelte sie sich und pulte sich stundenlang die Viecher wieder unter den Nägeln vor.


Ja, und dann war Babysitten angesagt. Stundenlang sass dieses Teil auf meinem Frauchen und .......ppsstt *kackte* sie auch noch voll. Wisst ihr wie empfindlich so eine kleine Hundenase darauf reagiert. Aber das schwarze Teil da, das hätte ich doch zu gerne mal zum Spielen gekriegt. Sieht aus wie ein Federwuschel und wenn es satt ist, dann kriecht es bei Frauchen in den Nacken und schläft da. Ppppph, das will ich nicht.


Ich mache mein herzlichstes unverfänglichstes Gesicht und lege ihr treu meine Pfote auf ihr Bein. Halbseits mehr hängend wie liegend, kuschel ich mich an Frauchen ran. Vielleicht kann ich ja so den Stinker erreichen. *Mein Schätzchen* bist du eifersüchtig, brauchst du doch nicht, bist doch mein Liebster und zack wendet sie sich von mir ab und füttert den Stinker. Was hat der bloss, was ich nicht hab, nur weil der so klein ist, braucht man ja auch nicht so ein Theater machen.


Meine arme Nase, lange halte ich das nicht mehr aus. Und jetzt wird der auch noch gebadet, in meinem Futternapf. Jawoooohl, in meinem schönen roten Napf. *Geh raus da* möchte ich sagen, aber ich belle wie blöde und sie versteht mich nicht. Sie versteht mich überhaupt nicht mehr. Ich mache mein dümmstes Gesicht und schlecke ihr die Ameiseniiiiiihigittigiittttpaste von den Fingern. Jetzt lacht sie. Ja, toll. Wenn du wüsstest, dass ich das nur aus Berechung mache. Vorbei die Zeiten, als man mich morgens mit einem Leberwurstbrot weckte. *PiepPiepPiep* kriegt ja schon um sieben seinen Schlabberbrei um die Ohren und den Schnabel geschmiert.


*Grmmmmpf* wird Zeit, dass mein Spider wiederkommt. Da gibt es wenigstens was Anständiges zwischen die Zähne. Schnitzel, ja das ist was für richtige Männer wie uns...............


Der Mauersegler hat 10 gramm zugenommen und es trennen ihn nur noch 8 gramm von der Freiheit:))))))))))))))))



Mein lieber kleiner Piep.........


genau 10 Minuten ist es her, seit ich dir die Freiheit gegeben habe. Ich bin völlig aufgelöst, mache mich schreckliche Sorgen um dich. Dicke Tränen rollen mir übers Gesicht................ .


Kaum hattest du die Freiheit gesehen, fingst du auf meiner Schulter wie wild an mit deinen wunderschönen Schwingen zu schlagen. Ach mein kleiner Piep, ich hoffe du schaffst es. Flieg nach Afrika und komm zurück.


Ich habe so Angst, dass du mir verhungerst, den langen Weg nicht schaffst..... , glaub mir mein kleiner Freund, ich hätte dich so gerne hier behalten, aber das wäre kein Leben für dich gewesen.


Keine 2 Minuten hat der Abschied gedauert............ , ich werde mir das Bild ganz tief drin irgendwo in meinem Herzen eingraben. Wie du den ersten Flugversuch machtest und sanft im Gras landetest. Ganz aufgeregt warst du und hattest mich im gleichen Moment vergessen. Der dritte Versuch und du startetest wie ein Gleitflieger, der noch nie irgendetwas anderes getan hat wie *Segeln*.


Mein lieber kleiner Piep. Ich denke es war richtig so. Auch wenn ich jetzt die bittersten Tränen weine. Heute morgen schon wolltest du nicht mehr fressen, und ich wusste es ist Zeit.


Schau mal, und ich werde immer an dich denken, wie du deinen kleinen Schnabel ganz weit aufgerissen hast und genuckelt wie ein Baby. Ja, zum Schluss warst du ein Vielfrass. Hast gefressen wie ein Ferkelchen, konnte garnicht schnell genug gehen mit dem Nachschub.


Ich werde dich ganz dolle vermissen mein Kleiner..........



Hab schwindelnde Höhen gesehen,

bin trudelnd durch die Dämmerung,

vorbei die Zeit der Kinderstube,

ich bin ein Geschöpf des Himmels.


Breite meine Schwingen aus.......... ,

sieh nur wie ich fliegen kann,

erreiche fast Sonne und Mond,

bin frei und entschwinde federleicht.


Mein Leben ist die Freiheit,

sieh nur wie ich mich entfalte,

entschwebe und eile hinfort,

der Aufwind nimmt mich mit.


Thermische Winde.............,

treiben mich höher und höher,

dem Schönsten der Welt entgegen,

der Freiheit der gefiederten Wesen.


*Und nun weine nicht mehr um mich*








----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-10 08:23:34 mit dem Titel Louise..............



Freitag


Es ist Freitag. Freitagnachmittag. Müde setzt sich Louise an den Küchentisch. Der steht voll mit den Sachen, die sie gerade eingekauft hat. Überall stehen noch Taschen mit Lebensmitteln herum. Jetzt gönnt sie sich erst mal eine Tasse Kaffee. Träge begutachtet sie ihre Einkäufe. Nur das Nötigste für eine Woche und trotzdem wird es nicht reichen. 85, 38 Euro hat sie im Geschäft dafür bezahlt. Nur die wichtigsten Dinge sind es. 1 Palette Milch, Cornflakes, Brot und Wurst, frisches Obst und Gemüse. Bei drei Kindern summiert sich das und macht einen riesigen Berg, der aber ziemlich schnell wieder kleiner werden wird. Müde seufzt Louise und rührt gedankenverloren in ihrer Kaffeetasse.


Es ist Freitagnachmittag und es wird bald Abend werden. Sie muss noch die Wäsche aus dem Keller holen und das Abendbrot für die Kinder vorbereiten. Der Kleine kommt in die Küche und nölt solange herum bis Louise ihm die Süssigkeiten gibt. Manchmal hat sie das Gefühl, sie würde es nie schaffen, sie alle satt zu kriegen. Da sind ja auch noch die anderen Dinge, die sie brauchen. Kleidung, Schulsachen, Geld fürs Schwimmbad, eine Fahrkarte und irgendwie reicht das Geld immer nur so knapp über den Monat. Aber sie schafft es immer wieder ein Schnäppchen mit nach Hause zu bringen. Dafür hat sie ein Näschen und diesmal war es eine Leggings für die Kleine.


Louise sitzt allein am Tisch, rührt immer noch gedankenverloren in ihrer Kaffeetasse und lässt sich in die Vergangenheit fallen. Ein langes Jahr ist es jetzt her, seitdem ihr Mann sie verlassen hat. Mit drei Kindern von heute auf morgen allein. Anfangs dachte sie es nie zu schaffen, aber sie hat alles gemeistert. Die Kinder, Haushalt, Erziehung und das alltägliche Leben alles obliegt ihr und die Verantwortung gänzlich allein zu tragen ist eine gewaltige Herausforderung für sie gewesen. Geschafft hat sie es, aber manchmal ist sie immer noch wie erdrückt von den kleinen Alltäglichkeiten. Drei Kinder sind eine Aufgabe, die normalerweise Vater und Mutter tragen sollten. Und manchmal weint sie und wünscht sich weit fort. Wenn sich dann so ein kleiner Wuschelkopf zärtlich an ihren Busen schmiegt, dann vergisst sie die Sorgen, lächelt wieder und schöpft Kraft.


Eigentlich ist alles besser seitdem sie allein die Kinder grosszieht. Genügend Geld ist da. Den Kindern mangelt es nicht und sie haben mehr zum Leben wie vorher. Louise kümmert sich gut und verzichtet auf vieles, erfüllt gerne mal einen Kinderwunsch, der geht für sie meistens vor. Keine Bierkästen mehr unter dem Tisch, der Kühlschrank ist jetzt immer gut bestückt und sie könnte zufrieden sein. Wenn da nur nicht diese unendliche Traurigkeit wäre. Sie kann sie nicht wegschieben. Sie kommt und geht wann sie will. Setzt sich auf ihr Gemüt und macht sie traurig. Einsam ist Louise. Und manchmal wünscht sie sich jemand, mit dem sie die kleinen Alltäglichkeiten des Lebens teilen könnte.


In ihrer Hand hält sie einen Brief von ihrem Mann. Nette Worte stehen darin, wie geht es den Kindern, was macht ihr am Wochenende, Belanglosigkeiten die sich auf ihre Seele setzen wie ein Stein. Allein, ja so sitzt sie da und versteht die Worte nicht. Er geht mit Leichtigkeit durchs Leben und erfreut sich des neuen Lebens. Sicher er vermisst seine Kinder sehr, aber Louise vermisst er auch. Ein neues freies Leben lässt er ihr nicht. Spürt er doch unterschwellig, dass er sie vielleicht doch noch mal irgendwann brauchen wird? Müde legt Louise ihren Kopf auf ihre verschränkten Arme. Wünscht sich den Abend und die Nacht herbei. Um endlich ganz allein dick unter ihre Decke gekuschelt Frieden zu finden. Eine Träne läuft ihr übers Gesicht. Verstohlen wischt sie sie weg. Das Abendessen, es ist Zeit fürs Abendessen.........




----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-11 13:42:12 mit dem Titel Alle lieben Felix........



Alles redet nur noch von Felix. Dabei bin ich doch der eigentliche Herrscher der Wohnung. Bis vor einem Jahr war ich ja noch Frauchens Liebling, bis dieser kleine stinkende Wollknäuel hier einzog. Nix war da mehr mit meinem Lieblingsschlafplatz bei ihr. Der schmutzige kleine Hund besetzte ihr Bett. Iiiiiiih, der wäscht sich nicht mal. Das muss Frauchen für ihn machen. Ab und an setzt sie ihn in die Wanne und schäumt ihn von oben bis unten ein. Das geschieht ihm nur recht, warum putzt er sich auch nicht selber. Ständig hat er eine Fettschnauze und die Haare troddeln sich um sein Kinn. Sowas von unselbstständig, das gibt es bei uns Katzen nicht. Wir lernen schon von klein auf uns selber sauber zu halten. Aber der Felix lässt sich verwöhnen wie ein kleines Baby.


Und Manieren hat der Hund, das ist wirklich unappetitlich. Der zieht seine Hundeknochen und Schweineohren durch die ganze Wohnung. Und Frauchen findet das auch noch lustig, wie er denn stundenlang auf so einem fettigen Schweinohr rumknautscht. Igiiiiittt, kann ich da nur sagen, ich fresse immer ordentlich an meinem Futterplatz, aber der saut alles voll. Ständig fällt ihm was daneben, und wenn er trinkt ist nachher alles nass. Warum schimpft das Frauchen dann nicht mit ihm? Aha, ist ja wohl doch Mamas Liebling. Manchmal bin ich ganz schön eifersüchtig. Ist ja auch kaum noch Platz auf Frauchens Schoss. Ständig ist der sabbernde Kerl da und beleckt sie von oben bis unten. Wenn der wüsste, wie weh mir das in meiner Nase tut. Hundeduft *überall*.


Von Anfang an war ich ständig bemüht dem fettigen kleinen Kerl aus dem Weg zu gehen. Meinen Lieblingsschlafplatz bei Frauchen trat ich freiwillig ab, mit diesem Duft in der Nase kann keine Katze friedlich schlafen. Und so distanzierte ich mich monatelang von Frauchen und ihm. Feind will ich ihn nicht nennen, schliesslich ist der ja so dusselig, da habe ich sowieso die Überhand. Was mich aber dann doch fast zum Wahnsinn trieb, war seine grosse Liebe zu mir. Ständig läuft er hinter mir her. Versucht mir mit seiner langen ekligen Zunge die Ohren auszulutschen und schnuppert andauernd an meinem Hinterteil. Das ist ja so widerlich.


Frauchen hat mich dann oft gestreichelt. Und zu mir gesagt, ich soll lieb sein. Und dass sie mich ja auch so lieb hat, und ich wäre als erster da gewesen, und ich solle mir keine Sorgen machen. Mache ich auch nicht, weiss ich doch, dass ich ihre heimliche grosse Tierliebe bin. Manchmal macht sie in der Küche die Türe zu und gibt mir heimlich etwas Leckeres, bevor der verrückte Hund kommt, und mir wieder alles wegfrisst. Also, Napfmanieren hat der wirklich keine. Oder kann mir mal einer sagen, warum der das Hähnchenfleisch immer erst über Frauchens Teppich ziehen muss?


Das Schlimmste aber ist, wenn Frauchen mal nicht da ist. Da geht ein Geheule los, das hält die taubste Katze nicht aus. So ein bis drei Stunden zieht er das Geschrei gnadenlos durch. Sitzt dümmlich vor der Türe und jault was das Zeug hält. Ja, meint der denn ich wär gehörlos? Und dann soll ich auch noch Ersatzmama spielen. Gnadenlos legt er sich dann zu mir und weint mir die Ohren voll. Na gut, tue ich mal ganz freundlich, damit der endlich damit aufhört. Wenn der nur nicht so stinken würde. Das tut meiner Nase so weh. Das ist ein Duft unbeschreiblich widerlich. Und dann setzen wir uns gemeinsam vor die Türe und warten auf Frauchen.


Und wenn die dann wieder nach Hause kommt, dann macht der einen Freudentanz, also darauf bin ich schon neidisch. Sowas schönes können Katzen nicht. Der dreht sich im Kreis und hüpft und springt an ihr hoch. Und dann leckt er sie von oben bis unten ab. Jetzt stinkt Frauchen genauso wie er. Aber meistens hat sie was Leckeres dann mitgebracht. Für uns beide, bzw. für uns alle drei. Ich habe ja auch noch eine Schwester, die Marie, aber die ist ja sowas von introvertiert, die sieht man kaum.


Gestern habe ich ihm mal wieder so richtig eine über sein fettiges Maul gezogen. Natürlich heimlich, damit das Frauchen das nicht sieht. Hihihihi, da hat der aber gejault und ist gleich jammernd zu ihr hin. Die wusste ja aber auch nicht, was er hat. Und hat ihn erstmal getröstet und ein Leckerchen gegeben. Wieso kriegt der ne Extrabelohnung, wenn er mich so geärgert hat? Verstehe mal einer die Frauchens. Vielleicht sollte ich mir auch mal das Jammern angewöhnen. Wenn Frauchen das so toll findet.







----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-11 17:00:59 mit dem Titel Alle lieben Felix.......



oder warum Frauchen nix mehr zu sagen hat.............




Es gibt Menschen, die ihn Senfhund nennen. Na, ihm ist es egal;)). Mein Felix ist ein Mischling, den ich vor genau einem Jahr gekauft habe. Die kleineren Mischlingshunde sind auch im Tierheim nur schwer zu bekommen, also mußten wir den Weg über die Tagesanzeigen gehen. Felix ist ein Yorkshire-Pudel-Bisonfrisee Mischling.


Vor einem dreiviertel Jahr haben wir den Kleinen bei seiner Familie abgeholt. Meinem Sohn fiel er sofort auf, legte er sich doch gleich zu seinen Füßen. Eigentlich wollte ich lieber ein Weibchen, aber Felix, damals hieß er noch Rocky, hatte das Rennen bereits gemacht. Immerhin stolze 350 DM sollte er kosten, aber wir haben ihn auf 280 DM runtergehandelt. Einschließlich der Taxifahrt im Berufsverkehr sollte uns dieser Tag 380 DM kosten.


Gleich auf dem Nachhauseweg erbrach sich das kleine zitternde Bündel auf meinem Schoß und das kostete dann auch noch mal ein paar Mark Reinigungskosten fürs Taxi. Aber keiner war ihm böse, war er doch so mitleiderregend, wie er jammerte und fiepte. Leise auf ihn einredend, sein kleines Wuschelfellchen streichelnd, hatte er bereits da mein Herz genau in die Mitte getroffen.


Oje, er wollte nicht fressen und nicht trinken. Mühselig flößte ich ihm tagelang mit dem Zeigefinger Wasser ein und ab und an nahm er ein paar Bröckchen Futter aus meiner Hand. Obwohl er da schon 8 Wochen alt war, hätte er doch viel lieber noch an seiner Mama Muttermilch gesaugt. Auf Schritt und Tritt verfolgte mich der kleine Kerl und jammerte kläglich. Er wollte den ganzen Tag nur getragen werden und schlief dann auf meinem Arm. Irgendwie hatte er mich als Mama adoptiert;)))).


Mein Felix knurrt nicht er gurrt. Bellen kann er auch nicht, er fiept nur. Mittlerweile kann er auch alleine trinken und fressen. Besonders die Kauknochen von Eukanuba haben es ihm angetan. Nachts schläft das kleine Bündel unter meiner Bettdecke und kuschelt sich eng an mich. Wahrscheinlich braucht er noch viel Wärme, obwohl wir ja Hochsommer hatten, als wir ihn holten.


Jetzt sind einige Monate vergangen und mein Felix hat sich zu einem tollen Hund entwickelt. Absolut kinderlieb, total verschmust und ganz lieb zu anderen Hunden. Schlechte Erfahrungen hat er noch nicht gemacht. Viele sprechen uns auf seine Rasse an. Was für ein schöner Hund das sei. Und genau das ist der Punkt. Mischlinge sind einfach einzigartig. Sie sind jeder auf ihre Art wunderschön. Leider hat unser Felix einen sehr starken Unterbiss, wahrscheinlich von seiner Yorkshiremama vererbt, aber solange sich die Lefzen nicht entzünden, können wir es so lassen, ansonsten müssen ihm die Eckzähne gezogen werden.


Vom Wesen her haben wir auf jeden Fall einen ganz lieben Hund, der in unsere Familie integriert ein wertvolles Mitglied geworden ist. Keiner möchte jemals mehr auf ihn verzichten.


Umgetauft haben wir ihn auch. Da aus seiner einstigen Pudellocke ein Wahnsinnsfell geworden ist, hat mein Mann ihn umgetauft auf Wischmopp. Mein Vater allerdings nennt ihn Tutnix, weil er einfach nur lieb ist.


Nachsatz von Felix:


Jetzt bin ich ein Jahr alt und mein bester Freund ist der Spider. Das ist der, der immer nachts nachhause kommt, wenn das Frauchen schon schnarcht. Das ist so grausam laut, aber trotzdem höre ich seine Schritte auf der Treppe. Keiner schleicht so laut wie er die Treppe nachts rauf. Und dann springe ich zu Türe und mache ein Riesengeschrei. Wie ein wild gewordener Handfeger drehe ich dann meine Runden immer um den langen Kerl herum. Frauchen schnarcht derweilen weiter. Sie verlässt sich ganz auf mich. Bin ich doch mit 30 cm Höhe ein richtiger Wachhund geworden. Der selbst den bösesten Einbrechen noch anknuddeln würde.


Wenn der Spider da ist, habe ich ein besonders feines Leben. Da mache ich dann mit ihm Mittagsschlaf im Bettchen. Und Frauchen ist in der Küche und brutzelt fein. Ist schon komisch, immer wenn Herrchen da ist, gibt es Schnitzel und Buletten. Ja, das mag ich beides gern. Und der Spider füttert mich auch auf dem Sofa, das ist fein. Da krieg ich die Buletten in Häppchen und Kater Henry auch.


Auf Frauchen hör ich dann auch nicht mehr, wenn Herrchen da ist, ist sie abgeschrieben. Hihihihi, der kegelt immer mit mir im Flur und ich tu so, als würde ich mich wehren, dabei hab ich Riesenspass. Ich bin die Kugel und er schmeisst mich übern Boden. Dabei lacht der dann und hat Spässken und Frauchen guckt ganz empört.


So, und nu muss ich wieder ins Bettchen, bevor das Frauchen kommt und alles vollschnarcht und sich breit macht.




----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-10-20 08:39:37 mit dem Titel Blaukäppchen und der rote Rucksack.........




Blaukäppchen und der rote Rucksack.


Es war einmal ein molliges Weiblein, das konnte nicht laufen weil ihm so schwindlig war. Da holte es sein rotes Rad aus der Bremer Manufaktur aus dem Keller und bestaunte es. Es fing an sein Rad zu putzen. Und das Rad lockte und sprach zu ihm. Wenn du aufsteigst, verspreche ich dir, dass du nicht hinunterfällst. Und Blaukäppchen vertraute den Worten und stieg auf. Das Rad hielt sein Versprechen und so manche Fahrt wurde gemacht. Beim Absteigen wurde es dem Blaukäppchen schwindelig, aber es konnte sich ja an dem Rad festhalten. Zum Dank dafür, fuhr sie auch nur im vierten Gang, damit das Rad nicht so schwer arbeiten musste.


Eines hässlichen Regensonntages sass Blaukäppchen ohne sein blaues Käppchen allein in seinem Zimmer. Die Blaukäppchenkinder waren ausgeflogen und Mama Blaukäppchen ward ganz traurig. Ein Online Bekannter wäre gerne mit ihr Essen gegangen, aber Blaukäppchen traute sich nicht, versteckte sich dahinter vielleicht der böse Wolf?


Da sagte das Blaukäppchen flugs die Verabredung mit dem vermeintlichen bösen Wolf ab. Und resummierte so vor sich hin. Blaukäppchens beste Freundin hatte Geburtstag gehabt. 2 Jahre lang hatten sie sich nicht gesehen. Das Blaukäppchen konnte den weiten Weg nicht gehen, und die Freundin wusste nicht, dass es ihr so schlecht ging, weil Blaukäppchen sich aus Scham nicht geoutet hatte.


Blaukäppchen setzte sein blaues Käppchen auf und schnallte sich den roten Rucksack um. Zwanzig Kilometer galt es zu bezwingen. Und Blaukäppchen hievte ihr rotes Rad aus dem Keller. Eine dicke schwarze Gewitterwolke lud Blaukäppchen zum Rückzug ein. Aber Blaukäppchen wollte ihre Freundin sehen. Eine Flasche guten Wein im roten Rucksack und ein grosser Kuchen.


Der böse Panikwolf wollte sich mit auf das rote Rad setzen, aber Blaukäppchen machte ihm nach der zweiten Steigung klar, dass sie nicht *Jan Ullrich* sei, und er müsse, wenn es denn schon sein sollte, neben ihr herlaufen. Blaukäppchen bezwang die Berge an der Ruhr mühelos wie Lance Armstrong. Das rote Rad gnadenlos in den zweiten Gang geschaltet, wuchtete sie ihr Übergewicht die Hügel hinauf. Paniklupo kam da nicht mehr mit und irgendwann liess er sich mit hängender Zunge auf dem Leinpfad nieder und wartete auf neue Opfer.


Endlich angekommen fiel Blaukäppchen fast vom Rad. Die Beine schwer wie blei, ein Brennen in den untrainierten Oberschenkeln. Angekommen, sie war angekommen. Sie schlich auf den Hof und im gleichen Moment fuhr ihre Freundin auf den Hof und die Überraschung war gross. Sie fielen sich in die Arme und freuten sich. Hunde, Kinder und die Oma sprangen um Blaukäppchen herum und freuten sich.


Was für ein schöner Tag. Blaukäppchen erzählte ihrer Freundin von dem bösen Wolf und die machte erstmal italienischen Kaffee. Viele Stunden blieb Blaukäppchen dort. Keine Angst vor der Rückfahrt, weil Freund Lupo keine Macht mehr über sie hat. Eine weite Fahrt zurück in der beginnenden Dämmerung. Lupo lag im Strassenrand und Blaukäppchen winkte ihm zu.


Jetzt ist Blaukäppchen wieder zuhause. Das rote Rad steht sicher im Keller. Und die Wohnung ist geschmückt mit tausend Teelichtern.





----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-12-01 14:07:53 mit dem Titel Der Abschied.........


Martin lag schlaflos in seinem Bett und hielt seinen Teddy Fritz dabei fest im Arm. Lautlos liefen ihm die Tränen über das kleine Gesicht. Einen Zipfel der Bettdecke hielt er fest umschlungen und nuckelte daran. Aus dem Wohnzimmer hörte er leise Stimmen. Er hatte schreckliche Angst und war unsagbar traurig. \"Fritz\", murmelte er leise vor sich hin und liess ihn nicht einen Augenblick los.


Tante Käthe war heute morgen ganz früh gekommen. Und war ins Schlafzimmer zu seiner Mutter gegangen. Auch Dr. Reinert kam mit seiner grossen schwarzen Tasche und ging mit seinem schweren Schritt ins Zimmer der Mutter. Sie war schon lange krank gewesen. Tuberkulose hatten die Ärzte damals zu ihr gesagt, als sie immer schwächer und schwächer wurde. Eine Kur würde sich nicht mehr lohnen, das Lungengewebe sei zerstört. Und so wurde sie nur ambulant behandelt. Eine Klinik in Essen Heidthausen war es, und ab und an musste seine Mutter dorthin. Wenn sie von da nachhause kam, war sie immer sehr müde. Und musste erstmal ganz lange schlafen.


Auch gestern war sie von dort wiedergekommen. Und Martin freute sich so über ihre Ankunft. Ein letztes Mal war sie mit der Weissen Flotte gefahren. Sie durfte es nicht, sollte sich nicht den Sonnenstrahlen aussetzen. Aber sie wollte noch einmal diese Freiheit des Lebens geniessen. Und so fuhr sie mit dem kleinen Ausflugsboot von Essen Kettwig nach Mülheim a. d. Ruhr. Sie setzte sich oben ans Deck, schwach war sie und sie fühlte sich so müde.


Zuhause angekommen, wartete schon ihr kleiner Martin auf sie. Frau Rittmüller die Nachbarin hatte auf ihn aufgepasst und er stand da und nahm sie ganz feste in den Arm. \"Mama, ist wieder da\", schrie der kleine Kerl und drückte sie ganz feste. Zärtlich strich sie ihm über das Köpfchen und gab ihm einen Kuss auf seine kleine Stupsnase. Martin, war alles was ihr noch geblieben war. Ihr Mann, Robert, war schon vor drei Jahren an der Front gefallen, und so lebte sie mit ihrem Kind in einer kleinen Dachwohnung am Fusse der Petrikirche. Ein schönes Leben hatten sie schon, sie bekam ihre kleine Witwenrente und Martins Waisenrente dazu. Ihre Familie kümmerte sich um sie, ihr Bruder lebte auf dem Land und schickte ihr öfters mal ein Stück Schinken, Mehl oder Eier, und so hatten sie immer genug zum Leben.


Martin lauschte immer noch auf die Stimmen. Seine Tante Käthe unterhielt sich schon seit Stunden mit Onkel Wilhem. Auch er war heute morgen gekommen mit dem Zug, um seiner Schwester Klara Lebewohl zu sagen. Pfarrer Kämpges war da und gab seiner Mutter die letzte Ölung. Martin verstand nicht, was da so vor sich ging, aber er ahnte, dass es etwas Schlimmes sein musste. Er sass allein in der Wohnküche und trank den Kakao, den ihm seine Tante gemacht hatte. Ab und an kam jemand aus dem Zimmer seiner Mutter. Tante Käthe weinte und hielt sich ein Taschentuch vor die Augen. Martin starrte hinüber zum Tersteegenhaus. Dort wohnte Willi sein Freund. Normalerweise wären sie heute Schlitten fahren gegangen. In der Freilichtbühne gab es einen riesigen Abhang. Und sie wären jauchzend den Hügel hinunter gefahren. Aber Martin ging heute nicht nach draussen. Ins Zimmer seine Mutter liess man ihn auch nicht hinein. Kurz nach zwölf kam Dr.Reinert aus dem Zimmer hinaus, gab kurz Tante Käthe und Onkel Wilhem die Hand und strich Martin einmal über den Kopf.


\"Lassen sie ihn jetzt zu ihr\", sagte er noch und ging aus der Türe hinaus. Tante Käthe nahm Martin in den Arm. \"Martin, deine Mutter wünscht sich, dass du dich von ihr verabschiedest\". Martin fing an zu weinen, er wollte das nicht, und zauderte ins Schlafzimmer der Mutter hinein zu gehen. Aber Onkel Wilhelm nahm in an die Hand und führte ihn hinein. Oh, wie klein sah sie aus. Seine Mutter war kaum noch unter der schweren Bettdecke zu erkennen. Leichenblass lag sie dort und neben ihr auf dem kleinen Nachttisch lagen Tücher mit Blutflecken. Mutter lag da wie eine Tote und atmete nur noch ganz flach. \"Mein lieber Martin sagte sie....... sei ein lieber Junge, die Mama geht jetzt in den Himmel\". Martin warf sich auf das Bett und vergrub seinen kleinen Kopf in ihren Haaren. Sie hatte so schöne lange schwarze Haare. Seine Mutter, die jetzt dort lag und auf das Ende wartete. \"Mama, verlass mich nicht\" flüsterte er. Und als sein Onkel ihn von dem Bett wegführte, war sie nicht mehr auf dieser Welt.


Tante Käthe kümmerte sich den ganzen Tag liebevoll um den Jungen, aber auch sie war sehr traurig. Klara war ihre liebste Schwester gewesen. Sie selbst hatte Mann und vier Kinder, und würde Martin aufnehmen. Sie hatten schon vor Monaten darüber geredet. Klara und Käthe, die zwei Geschwistermädchen hatten immer ein gutes Verhältnis miteinander gehabt. Und so versprach sie ihr, den kleinen Martin bei sich aufzunehmen, wenn ihre Schwester sterben sollte. Ein tiefes Schneuzen ins geblümte Taschentuch.......


Käthes Bruder, Wilhelm, und sie berieten an diesem Abend lange über die Zukunft des Martin. Und sie entschieden beide, dass es das Beste für ihn wäre, wenn er zu Käthe käme. Eine lange traurige Nacht begann und nahm früh am Morgen ihr Ende. \"Mamaaaaa\"? ein lauter Schrei hallte in der Wohnung. Martin war schweissgebadet aufgewacht, aber Tante Käthe war schon an seiner Seite. \"Mein kleiner Martin, weine ruhig\", sagte sie und streichelte seine Hand.


\"Martin möchtest du zu uns kommen und bei uns leben\"? fragte sie ihn, und Martin nickte nur, und schluchzte dabei bitterlich. \"Darf mein Fritz denn auch mit\"? fragte er und hielt ihn ganz fest im Arm. Tante Käthe nickte nur und hielt ihn ihn fest.


Ganz früh am Morgen begannen sie die Sachen von Martin einzupacken. Sie wollten Martin aus der Wohnung haben, bevor der Mann vom Bestattungsinstitut kam und seine Mutter holte. Martin durfte noch einmal ins Schlafzimmer und seiner Mutter Lebewohl sagen. Leise stand er an ihrem Bett und die Tränen liefen ihm hinunter. Ganz friedlich sah sie aus, uns es war als würde sie leise lächeln. Martins kleiner Koffer stand schon an der Türe und Tante Käthe drängte. \"Der Zug fährt gleich\", sagte sie zu ihrem Bruder, der noch dableiben würde, um die Formalitäten zu erledigen.


Martin lief die alte Holztreppe hinunter, so wie jeden Tag. Sein Herz war so voll Traurigkeit, hier hatte er mit seiner Mutter gelebt. Hier war sein Zuhause. Alles was er kannte und liebte. Tante Käthes Schritte wurden schneller. Sie mussten zum Hauptbahnhof laufen und es zog sich ein Stück weit. \"Zwei Hinfahrkarten nach Essen\", sagte die Tante und der Mann am Schalter gab sie ihr. Martin schlich hinter seiner Tante her, die Treppe hoch zu den Gleisen. Es dauerte nur ein paar Minuten und die schwarze Lokomotive war schon zu sehen. Martin war immer fasziniert von dem grossen Zug und dem Rauch, der aus dem Schornstein puffte, aber heute interessierte er sich nicht dafür. Fest hielt er seinen Fritz fest. \"Einsteigen, Martin, wir müssen einsteigen\", sagte seine Tante und hoch ging es hinauf in den Zug. Sie fanden ein leeres Abteil und Tante Käthe verstaute Martins Koffer.


Traurig sah Martin aus dem Fenster, es ruckelte und der Zug fuhr los. Bange war ihm und so traurig ums Herz......

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