La Palma Testbericht

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Erfahrungsbericht von LosGatos

Die Erste vergisst man nie

Pro:

immer noch \"la isla bonita\"

Kontra:

die Insel wird immer deutscher

Empfehlung:

Ja

Viel haben wir dieses Jahr nicht mitbekommen vom Sommer. Umso größer war die Vorfreude auf einen kleinen Nachschlag, was Sonne und Erholung angeht, bevor es endgültig Herbst wird in Deutschland. Mitte September war es endlich so weit. 2 Wochen La Palma standen auf unserem Reiseprogramm. Die Wahl der Reisezeit hatte durchaus noch einen anderen Grund: so wie die Pariser im August ihre Metropole den einfallenden Touristen überlassen, flieht LosGatos im September vor dem Oktoberfest.


BUCHUNG, ANREISE UND REISEZEIT

Gebucht hatte ich die Reise schon vor Monaten über die Website von Thomas Cook, Reiseveranstalter war jedoch Neckermann, da deren Reisen an gleicher Stelle angeboten werden. Im Preis enthalten waren Flug, Mietwagen inkl. Versicherung und Unterbringung ohne Verpflegung in einer Finca, worüber noch gesondert zu berichten sein wird. Das alles für 2 Wochen zu einem Preis von ca. 800 EUR pro Nase.

Thomas Cook fliegt natürlich mit der hauseigenen Fluglinie Condor, die auch wieder diesen Namen trägt, da „Thomas Cook“ als Fluglinie vom Kunden nicht wie gewünscht angenommen wurde. Ebenso kann man mit allen anderen Charterfluggesellschaften wie LTU, Hapag Lloyd, Air Berlin u.a. auf die Kanaren im allgemeinen und nach La Palma im speziellen gelangen. Da es sich hier um meinen bereits achten Besuch auf den Kanaren handelte, haben ich auch hier einschlägige Erfahrungen zu Genüge sammeln können. Darüber hinaus kommt man natürlich auch mit der spanischen Iberia mit Zwischenstop über das spanische Festland dorthin.

Auf den Kanaren herrscht kein Saisonbetrieb wie etwa bei den Urlaubszielen rund um das Mittelmeer. Man kann sie das ganze Jahr über bereisen. Natürlich gilt auch hier die klassische Urlaubszeit von Juni bis September als Hochsaison. Mitte September kam für mich jedoch als frühestmöglicher Reisetermin in Frage, vorher wäre es mir auf den Kanaren zu voll und vor allem zu heiß gewesen. Bei meinen bisherigen Besuchen war ich dagegen meist zwischen Oktober und März dort. Auch im Dezember kann man dort ohne weiteres noch baden, denn die Wassertemperaturen auf den Kanaren im Winter können leicht mit denen von Nord- und Ostsee im Sommer konkurrieren. Allerdings herrscht in der „kalten“ Jahreszeit auf den Kanaren Regenzeit, was schon mal ein paar Tage (im ungünstigsten Fall auch Wochen) schlechtes Wetter bescheren kann. Ich selbst war dort jedoch noch nie mehr als drei Tagen Regen innerhalb von 2-3 Wochen ausgesetzt. Letztlich muss jeder für sich entscheiden, wie heiß er/sie es braucht. Nur zum Baden finde ich La Palma jedoch zu schade, und zu hohe Temperaturen können die Unternehmungslust gewaltig dämpfen.

Als wir dieses Mal auf La Palma ankommen, erklärt uns unser Vermieter, heute wäre hier der erste Tag des Winters, der sich in einer lockeren Wolkendecke und ein paar wenigen Regentropfen zum Ausdruck bringt. Wenn das der Winter ist, dann möchte ich den Sommer hier nicht erleben, denke ich mir. Seit ca. einem halben Jahr hätte es auf der Westseite La Palmas nicht mehr geregnet, die Dauerhitze wäre fast unerträglich gewesen.

Außer La Palma habe ich in den vergangenen 13-14 Jahren noch Tenerife, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote kennengelernt. Ich nehme es an dieser Stelle vorweg: La Palma ist für mich die schönste Kanareninsel, nicht umsonst trägt sie den Beinamen „La isla bonita“ („die schöne Insel“). Die Gründe sollten im weiteren Verlauf meines Beitrags klar werden. Vielleicht liegt meine Vorliebe auch nur daran, dass La Palma für mich die erste bereiste Kanareninsel war. Und die erste hat für einen ja immer eine ganz besondere Bedeutung...


EIN PAAR FAKTEN

Die Kanaren bestehen aus insgesamt 7 bewohnten Inseln, die vor der marokkanischen Küste liegen. Von West nach Ost sind das El Hierro, La Palma, La Gomera, Tenerife, Gran Canaria, Fuerteventura und Lanzarote. Wie alle Inseln des Atlantiks sind sie vulkanischen Ursprungs, die Vegetation ist jedoch sehr unterschiedlich. Da Fuerteventura der Sahara am nächsten liegt, ist auf dieser Insel vom Vulkangestein kaum etwas zu sehen, sie ist quasi mit Saharasand zugeweht, Lanzarote ähnelt dagegen einem großen Kohlenhaufen. Das Klima steht unter dem Einfluss des Nordostpassats, welcher sich bei den weiter westlich gelegenen Inseln stärker auswirkt und deshalb dort für eine üppige Vegetation sorgt.

Die Urbevölkerung sind die Guanchen. Im 15. Jahrhundert fielen die Inseln den spanischen Eroberern in die Hände, aus denen die sie seitdem nicht mehr herausgegeben haben. 1991 wurden die Kanaren schließlich auch von LosGatos entdeckt.


LAND UND LEUTE

Auf La Palma leben ca. 65.000 Menschen, jeweils knapp ein Drittel allein in den beiden größten Städten Los Llanos (21.000) und Santa Cruz de La Palma (20.000). Etwa 10 % der Einwohner sind Deutsche, die auch die meisten Touristen ausmachen. Außerdem wird La Palma vorwiegend von Spaniern und Holländern bereist, Engländer bleiben hier im Gegensatz zu anderen Kanareninseln fast gänzlich aus. Womöglich liegt es an den fehlenden Golfplätzen.

Als ich La Palma vor über 13 Jahren erstmals bereiste, fand ich an Felswänden manch ausländerfeindliche Parole, wobei ich mit Ausländer hier wohlgemerkt den Deutschen meine. Der erste Charterflieger war erst 1987 gelandet, der Tourismus steckte hier noch in den Kinderschuhen und so mancher stand ihm skeptisch gegenüber, sah man doch, was aus den großen Schwestern Tenerife und Gran Canaria unlängst geworden war. So wollte man hier nicht werden. Umso neugieriger war ich, was in 13 Jahren geschehen ist. Und es ist längst nicht so schlimm, wie ich es befürchtet hatte. Gewiss, der Tourismus hat sich weiterentwickelt, riesige Hotelklötze, die die Landschaft verschandeln, und ballermannähnliche Verhältnisse, wie sie in Playa del Inglés auf Gran Canaria oder Playa de las Americas auf Tenerife, um nur die übelsten Ausgeburten des Primitivtourismus auf den Nachbarinseln zu nennen, wird man hier jedoch nicht finden. An Ost- und Westküste gibt es jeweils ein 4-Sterne-Hotel mit einigen hundert Betten. Diese beiden Hotels gab es auch vor 13 Jahren schon. Weitere vergleichbare Betonbunker sind nicht dazugekommen, dafür jedoch unzählige Apartmentanlagen und Fincas.

Der Tourismus ist jedoch auch heute nur Einnahmequelle Nr.2. Vor ihm rangiert nach wie vor der Bananenanbau. Auf La Palma herrscht eine Monokultur. Rund um die Insel werden an den Küsten Bananen bis zu einer Höhe von 400m angebaut, denn darüber wachsen sie nicht mehr. Die Plantagen sind oft in riesige Plastikplanen gehüllt, um sie vor Wind und Wetter zu schützen, manchmal könnte man meinen, der Reichstagsverhüller Christo wäre da gewesen. Für Bananen habe ich hier beim Obsthändler ca. 20% von dem bezahlt, was ich in Deutschland dafür auf den Tisch legen muss. Dennoch sind die palmerischen Bananen auf dem Weltmarkt gegenüber den Ladungen der lateinamerikanischen Bananendampfer nicht konkurrenzfähig und landen meist nur auf dem spanischen Festland.

Da die Kanaren, wie bereits erwähnt, dem Nordostpassat ausgesetzt sind, liegt die Wetterseite hier nicht wie so oft im Westen, sondern im Nordosten. Somit ist auch die Ostseite La Palma wesentlich grüner als die westliche Sonnenseite. Es gibt unterschiedliche Ansichten, welche Seite La Palmas die schönere ist. Ich würde mein Domizil immer auf der Westseite suchen, wie ich es bislang zweimal getan habe. Nicht direkt am Meer, aber in einer etwas höhergelegenen Finca in der Nähe von Los Llanos. Wer vom Flughafen kommt und nach Westen will, erlebt oft beim Anstieg auf der Ostseite eine regelrechte Waschküche mit wenigen Metern Sichtweite. Hat man den Tunnel passiert, der Ost und West trennt, kann man dann strahlenden Sonnenschein erleben. Das erinnert mich an meine Kindheit, als ich mit meinen Eltern nach Italien fuhr und wir den Brenner überquert hatten.

La Palma erhebt sich vom Meer innerhalb weniger Kilometer auf bis zu über 2400 Meter, was sehr steile Straßen mit zahlreichen engen Kurven zur Folge hat. Ein Kleinwagen ist daher das geeignetste Transportmittel, die Gänge 4 und 5 sind hier praktisch überflüssig, selbst vom 3. Gang habe ich selten Gebrauch gemacht. Natürlich bieten auch hier die Reiseveranstalter ihre gefürchteten Bustouren an, kaum eine Bergstraße bleibt vor ihnen verschont. Das Straßennetz ist in sehr gutem Zustand. Bei und nach schlechtem Wetter sollte man Bergstraßen und auch Wanderwege mit steilen Felswänden meiden, da dann Steinschlag droht. Wer keinen Mietwagen hat, aber trotzdem individuell reise möchte, dem steht das Netz der Linienbusse zur Verfügung, das alle Ortschaften abdeckt. Allerdings führen hier fast alle Wege über das zentral gelegene Los Llanos, welches von den Linienbussen sternförmig angefahren wird.

Autofahren ist hier stresslos möglich, Mietwagenfirmen gibt es hier genug, der Veranstalter Neckermann arbeitet hier mit der lokalen Firma Ancar zusammen, die ihnen günstige Konditionen bietet, sodass Neckermann fast alle Appartment- und Finca-Buchungen mit Inklusivmietwagen anbieten kann. Aufgefallen ist mir als lokale Besonderheit, dass, sobald ein Auto links abbiegt, das nachfolgende Fahrzeug ebenfalls den Blinker links betätigt, auch wenn es gar nicht selbst links abbiegt. Damit wird das Signal an weitere nachfolgende Fahrzeuge weitergegeben.


RELAXEN

Wie bereits erwähnt, ist La Palma für einen reinen Strandurlaub viel zu schade. Wer allein darauf aus ist, ist auf Fuerteventura mit Sicherheit besser aufgehoben, denn dort gibt es mit Playa de Jandía einen der schönsten Strände der Welt. Dennoch sollte für uns das Relaxen, Sonnen und Baden auch auf La Palma nicht zu kurz kommen. Zu diesem Zweck stehen viele schöne Strände aus ausschließlich schwarzem Lavasand zur Auswahl. Dabei haben wir stets den Strand von Puerto Naos bevorzugt, ein kleiner Touristenort, der sich in 13 Jahren nicht viel verändert hat. Neben dem bereits erwähnten 4-Sterne-Hotel Sol de La Palma, das halbwegs geschmackvoll seitlich des Strandes zwischen Felsen und – wie könnte es anders sein - Bananenplantagen integriert wurde, gibt es hier alles, was der Tourist begehrt, jede Menge Apartments, Restaurants, durchgängig geöffnete Supermärkte für Selbstverpfleger, Autovermietungen und die üblichen Strand- und Souvenirläden. Aber es bleibt alles im Rahmen. Auch wenn es sich um den vielleicht touristischsten Ort La Palmas handelt, kommt auch hier keine Ballermann-Atmosphäre auf. Zum Essen würde ich hier nicht gehen. Es gibt zahlreiche Pizzerien, sogar einen Chinesen. Ich habe keines dieser Lokale ausprobiert.

Aber auch wir waren jeden zweiten Tag hier am Strand, welcher täglich gepflegt wird. Ein Bademeister mit wallendem Haar, gegen den David Hasselhoff zum Ladenhüter verkommen würde, sorgt dafür, dass nicht einmal Zigarettenasche im Lavasand landet. Akribisch beobachtet er die Touristen, ob sie etwas fallen lassen, und stellt Neuankömmlingen sofort kostenlose eistütenförmige Aschenbecher zur Verfügung und weist sie freundlich darauf hin, keinen Abfall zu hinterlassen. Besonders die weiblichen Besucher kommen seinen Bitten dankbar entgegen. Wenn der palmerische Mr.Baywatch Punkt 12 Uhr mittags seinen Dienst antritt, hisst er sofort die passende Signalflagge, die die Gefahrenquelle Meer bewerten soll. Allerdings habe ich nie erlebt, dass unabhängig von der Brandung, eine andere Farbe als gelb ausgewählt wurde. In der Tat sorgt das anfangs sehr seichte, dann jedoch bald steil abfallende Meer für einen meist heftigen Sog, der einem das Verlassen des Wassers nicht ganz leicht macht. Auch können einen die meist vorhandenen kleinen Brandungswellen schon mal umhauen, besonders wenn man inmitten der vielen Kieselsteine auf wackeligen Beinen steht. Nicht nur deshalb ist es ratsam, hier Badeschuhe zu tragen. Der schwarze Lavasand heizt sich unter Sonneneinstrahlung derart stark auf, dass es kaum auszuhalten ist, den Strand auch nur 10 Meter lang barfuß zu überqueren.

Auch die Wassertemperatur wurde von unserem Bademeister gemessen. Im September hatte das Wasser hier mit 26 °C fast karibische Temperaturen. Das Baden war somit immer ein großes Vergnügen. Besonders natürlich am letzten Urlaubstag, den wir meist am Strand verbringen. Denn dann ist das Meerrauschen besonders schön.

Liegestühle kosten hier pro Stück 2 EUR pro Tag. Zahlreiche Palmen dienen als Schattenspender. Allerdings haben wir uns stets zusätzlich einen Sonnenschirm gemietet. Auch der hat kleinere Sonnenbrände nicht verhindern können.


AUSFLÜGE

Für Ausflüge und Wanderungen bietet La Palma unzählige Möglichkeiten, für einen Naturfreund ist ein 2-wöchiger Urlaub womöglich noch zu knapp bemessen. Ich beschränke mich hier auf Touren und Wanderungen, die ich selbst mitgemacht habe.

La Cumbrecita

Das Herz La Palmas bildet die Caldera („Kessel“) de Taburiente, ein riesiger Vulkankrater mit tiefen Schluchten. Einen prächtigen Einblick in diese Landschaft erhält man von La Cumbrecita („Bergkamm“). La Cumbrecita erreicht man mit dem Auto östlich von El Paso an einem Besucherzentrum vorbei. Vom Parkplatz aus starten wir auf ca. 1300 Meter Höhe eine etwa einstündige Rundwanderung. Viele Aussichtsspunkte bieten Ausblicke auf gegenüberliegende Höhen und Einblicke in tiefe Schluchten. Der Wald besteht hier aus feuerresistenten Kiefern.


Die Vulkane San Antonio und Teneguía

Die beiden Vulkane liegen im Süden der Insel in der Nähe der Ortschaft Los Canarios. Der Besuch von San Antonio kostet 3 EUR Eintritt pro Person. Es ist aber das einzige Mal, wo ich erlebe, dass man hier zur Besichtigung von Naturereignissen zur Kasse gebeten wird. Der Eintritt beinhaltet neben der Besichtigung des Kraters eine Filmvorführung (wechselweise spanisch, deutsch, englisch) über die Vulkane La Palmas. Auf San Antonio liegt man immerhin schon gut 600 Meter über dem nahegelegenen Meeresspiegel. Bis 1999 konnte man den Krater zu Fuß umrunden. Mittlerweile muss man auf etwa halber Strecke umkehren. Ein kurzer Spaziergang, der kaum mehr als eine Viertelstunde beansprucht, zumal der Weg unkompliziert und eben ist. Wer will, kann hier auch auf einem Kamel durch die Vulkanlandschaft ausreiten.

Interessanter gestaltet sich dagegen der Ausflug zum nahegelegenen Nachbarn Teneguía, den man über eine unbefestigte ca. 5km lange Straße erreicht. Das Erklimmen des gut 400m hohen Vulkans, der als letzter der Vulkane La Palmas zuletzt 1971 ausbrach, erfolgt über einen nicht immer erkennbaren Pfad steil hinauf über viel Geröll. Hier sind Badelatschen fehl am Platz (wie übrigens überall auf La Palma, vom Strand abgesehen). Dennoch sieht man immer wieder Touris, die in ungeeignetem Schuhwerk über Stock und Stein unterwegs sind.


Die Wasserfälle Marcos y Cordero

Diese Tour haben wir für relativ viel Geld (49 EUR pro Person) über unseren Reiseveranstalter bei einem auf Wanderungen spezialisierten Unternehmen gebucht. Die Wanderung selbst dauert nur gut 3 Stunden. Trotzdem ist man den ganzen Tag dafür unterwegs. Die Wasserfälle liegen im Nordosten der Insel in bergigem Gelände, das nur schwer zugänglich ist. Die Anfahrt dorthin erfolgt zunächst mit Bussen, später mit 4-Rad-getriebenen Taxibussen und dauert über 2 Stunden. Die Kleinbusse quälen sich im Schritttempo über enge, kurvige und holprige Wege den Berg hinauf. Hoffentlich kommt keiner entgegen! Doch da vorne. Ein Opelfahrer. Vor denen ist man auch nirgends sicher. Endlich sind wir da. Wir Touris werden in mehrere Gruppen von maximal 15 Teilnehmern aufgeteilt, je nach Muttersprache: die größte Gruppe bilden stets die Deutschen, andere Spanier und die Bergspezialisten aus Holland. Unsere Gruppe muss noch auf ihren Führer warten, der auch irgendwann eintrifft. Er stellt sich als Detlef vor und sieht aus wie Sting. Wir erhalten jeder einen Helm und eine Taschenlampe. Denn die Wasserfälle sind nur Ziel unserer Wanderung. Bevor wir sie erreichen, müssen wir insgesamt 13 Tunnel von bis zu 300m Länge durchwaten. Man muss zwar nicht gerade dadurchrobben, aber oft in arg gebückter Haltung dadurch. Der Schutzhelm bewahrt mich bereits nach wenigen Metern vor einer Beule und auch des weiteren vor so mancher Blessur. Es geht nicht nur über Stock und Stein, sondern auch durch manche Wasserlache. Und in Tunnel 12 schießt das Wasser einem von allen Seiten entgegen. Mit anderen Worten, man wird richtig nass. Das war immerhin vorher bekannt. Dahingegen hatte der Reiseleiter von Neckermann, der auf seine Provision aus war, die Tour doch stark verharmlost. Die Wanderung sei sehr leicht, und er habe da schon Leute mit Krückstock dabei gehabt. Allerdings bezweifele ich, ob er selbst je dabei war. Denn aufgrund seiner Darstellungen dürfte man ihn eigentlich nicht mehr auf die Menschheit loslassen. Wer Rückenprobleme hat oder schlecht zu Fuß oder vielleicht nur etwas ängstlich ist, wird an dieser Tour gewiss keine Freude haben. Zwischen den Tunneln bleibt immer wieder Sicht auf wolkenverhangende Schluchten. Wir haben immerhin mit dem Wetter insoweit Glück, dass ab und zu auch mal die Sonne durchkommt und man tatsächlich etwas Fernsicht hat. Wir bewegen uns auf einer Höhe von ca. 1500m, der zu überwindende Höhenunterschied auf der Strecke beträgt nur etwa 50m. Der Weg, den wir gehen, ist eine künstliche Wasserleitung, die vor etwa 90 Jahren von menschlicher Hand errichtet wurde. Vorher schoss das Regenwasser, das sich in den Bergen sammelte, unkontrolliert die Schluchten hinunter, ohne das der Mensch viel davon nutzen konnte. Deshalb bohrte man die 13 Tunnel und leitete in Aquädukten das Wasser, das sich aus Wasserfällen ergoss, hindurch, um es bergabwärts zu führen und dem Menschen nutzbar zu machen. Detlef erwägt noch vor Erreichen der Wasserfälle umzukehren. Denn es erreicht uns eine Unwetterwarnung. Auf der Nachbarinsel Tenerife hätte es schon Niederschläge von 60Liter/qm gegeben. Starke Regenfälle und starker Wind birgt hier Steinschlaggefahr. Letztlich gibt er aber doch grünes Licht, auch die letzte Viertelstunde bis zu den Wasserfällen noch durchzuziehen. Die Wasserfälle selbst finde ich eher enttäuschend. Bei Wasserfällen denke ich an Niagara oder Salto Angel. Hier treffe ich auf ein besseres Männeken Piss. Somit bleibt mir von dieser Wanderung als Haupteindruck der Respekt vor der Leistung, diese 13 Tunnel errichtet zu haben. Natürlich müssen wir den gleichen Weg wieder zurück. Unsere Taschenlampen sind aufladbar und die Ladung ist so knapp bemessen, dass der, der zu großzügig mit der gespeicherten Ladung umgeht, zum Schluss im Dunkeln steht. Aber irgendwann kommt für jeden das Licht am Ende des Tunnels.


La Caldera de Taburiente

Auch diese Wanderung ist organisiert und wird vom gleichen Veranstalter durchgeführt. Detlef sowie einige der Teilnehmer der Wasserfälle-Wanderung sind wieder mit von der Partie. Ich bin aber heute in Carmens Gruppe, einer Deutschen, die bereits seit 17 Jahren auf La Palma lebt. Die Anfahrt erfolgt wieder mit Kleinbussen. Knapp eine Stunde dauert es, bis wir den Ausgangspunkt erreichen. Los Brecitos liegt auf gut 1000m Höhe. Von hier geht es zunächst etwas bergauf in den Nationalpark Caldera de Taburiente und zum Schluss durch ein Flussbett nur noch bergab bis auf 200 m hinab. Insgesamt 7 Stunden oder 13km lang. Nicht unbedingt anstrengend, da es ja meist bergab geht. Jedoch ist gutes Schuhwerk und teilweise Schwindelfreiheit gefragt. Die gleiche Wanderung habe ich vor 13 Jahren schon einmal gemacht. Als ich Carmen davon erzähle, stellt sich heraus, dass meine damalige Wanderführerin heute ihre Chefin ist. Diese Wanderung ist sehr empfehlenswert, jedoch nicht ganz ungefährlich. Auf keinen Fall sollte man sie als Tourist auf eigene Faust unternehmen. Wenn schlechtes Wetter im Anzug ist, werden diese Wanderungen nicht mehr durchgeführt. Die Caldera ist wie ein großer halbkreisförmiger Trichter, der in einen normalerweise fast trockenen Gebirgsbach mündet . Bei starkem Regen können sich jedoch innerhalb weniger Minuten enorme Wassermassen ansammeln, die einen harmlosen Bach zu einem reißenden Strom machen, der nicht nur viel Wasser, sondern auch viele Steine und Felsen mit sich führt. Vor 3 Jahren kamen hier 4 deutsche Touristen ums Leben. Zwar hatte der Führer der Gruppe einen anderen risikoloseren Weg vorgeschlagen, als das Unwetter aufkam, jedoch setzten sich die Touristen gegenüber dem Führer durch, weil sie dort wandern wollten, wofür sie bezahlt hatten. Einige von ihnen bezahlten dann nochmals. Mit dem Leben.


Los Tilos

Heute sind wir auf eigene Faust unterwegs. Der Ausgangspunkt der Wanderung Los Tilos liegt ganz in der Nähe der Wasserfälle, ist jedoch mit normalem PKW problemlos zu erreichen. Wir gehen durch Lorbeerwald gut eine Stunde lang zunächst leicht, zum Schluss immer steiler bergauf. Unser Ziel ist der Mirador („Aussichtspunkt“) Espigón Atraveado, den man über eine Treppe erklimmt. Von hier hat man einen tollen Ausblick über den Barranco del Agua („Wasserschlucht“). Dazu waren immerhin 250 Höhenmeter zu überwinden.


Mirador El Time und der Nordwesten

Der Mirador El Time ist ein hochgelegener Aussichtspunkt, den man über eine kurvenreiche Straße nördliche von Tazacorte an der Westküste erreicht. Von hier genießt man je nach Wetter und Sichtverhältnissen Aussicht über die gesamte Westküste bis hinunter zum Vulkan San Antonio sowie über die Ortschaften Tazacorte und Los Llanos.

Etwas weiter nördlich verzweigt eine Straße landeinwärts, wo man zum Torre del Time wandern kann. Wir gehen nur ein kleines Stück zwischen Kakteen, Pinienwald, Palmen und Weinstöcken, weil das Wetter heute recht drückend ist.

Im Örtchen El Roque ist ein wunderschöner alter Drachenbaum zu bewundern. Er steht schiefer als der Turm in Pisa und wird deshalb von einer Stützmauer gehalten.

Schließlich fahren wir noch eine Straße hinunter, die zum Örtchen El Puertito führen. Steile Treppen mit über 400 Stufen führen hier zum Meer hinunter. Schilder warnen hier davor, zu weit hinabzusteigen, da hier oft urplötzlich meterhohe Wellen entstehen. In den Felswänden sind aus Holz einige Wohnungen errichtet, die meisten wirken eher verlassen, doch irgendwo höre ich es brutzeln und der Geruch von gebratenem wahrscheinlich fangfrischem Fisch steigt mir in die Nase.


Roque de los Muchachos

Der Roque de los Muchachos (Berg der Jungen Burschen) ist mit 2426m Höhe nach dem Teide auf Tenerife (über 3700m) der zweithöchste Berg Spaniens. Man kann ihn sowohl vom Westen wie vom Osten her erreichen. Wir haben zur Anfahrt die Ostroute genommen, die kurz hinter Santa Cruz abzweigt. Von hier fahren wir 20-30km landeinwärts, wobei wir uns allmählich höher und höher schlängeln und hin und wieder die Aussicht (u.a. auf Santa Cruz) genießen, bis wir endlich ein Plateau erreichen, das zunächst an amerikanische Canyon-Landschaften erinnert, aber schließlich futuristisch wirkt. Denn hier wird von mehreren europäischen Ländern im Observatorio Astrifísico Himmelsforschung betrieben, von Los Gatos’ Freundin liebevoll Sterndeuter-Zentrum genannt. Europäische Forscher u.a. aus England, Schweden und Deutschland sind hier vertreten. Der Grund zur Gründung dieses Forschungszentrums in den 80er Jahren lag darin, dass wir uns hier einerseits über der Wolkendecke befinden, so dass freie Sicht in einen stets sternenklaren Himmel herrscht und dass es in dieser Gegend keine Störfeuer durch Skylines etc. gibt. Vom Roque de los Muchachos kann man viele Wanderungen in alle Himmelsrichtungen unternehmen. Wir begnügen uns mit einem ca. 30 minütigen Rundgang. Wer hier hinauffährt, sollte bedenken, dass es hier aufgrund der Höhe um einige Grade kühler ist als am Meer, und je nach Jahreszeit für entsprechende Kleidung sorgen. Im Winter liegt hier natürlich auch Schnee. Schließlich bewundern wir noch einen riesigen Parabolspiegel mit einer Fläche von mehr als 200qm, der aus vielen Einzelelementen zusammengesetzt ist.

Auf dem Rückweg folgen wir der Traumstraße in westlicher Richtung. Auch hier machen sich die Unterschiede zwischen Ost und West bemerkbar, viel grün drüben und trockenbedingte Bräune hüben.


Ortschaften

Die Ortschaften von La Palma wie Santa Cruz, Los Llanos oder El Paso bieten nicht viel Sehenswertes. Santa Cruz ist lediglich für seine typischen Holzbalkons bekannt, die man jedoch auch hier und dort in anderen Ortschaften zu Gesicht bekommt. Erwähnenswert wäre lediglich eine steinerne Nachbildung der Santa Maria, jenem Schiff, mit dem Kolumbus Amerika entdeckte.

Als schönster Ort La Palmas wird von Reiseleitern das Dörfchen San Andres im Nordosten der Insel angepriesen. Ich empfand es eher als einen Ort, wie es ihn viele andere auf La Palma gibt, und höchstens eines 10-minütigen Bummels wert.

Einen Besuch wert sind dagegen auf jeden Fall die Naturschwimmbecken von Charco Azul, die in unmittelbarer Nähe liegen. Hier kann man im Meerwasser planschen, ohne in die Wogen des Ozeans hinaus zu müssen und sich im kräftigen Schwall von frischen Meerwasser duschen.

Auf keinen Fall sollte man sich einen Besuch des kleinen Platzes Plaza Glorietta entgehen lassen. Er ist mit buntem Mosaik gepflastert und das Attribut „Der schönste Platz La Palmas“ keineswegs eine Übertreibung.


DAS LEIBLICHE WOHL

Als ich vor 13 Jahren auf La Palma war, konnte man die Anzahl der Restaurants auf der ganzen Insel fast an 2 Händen abzählen. Daran hat sich natürlich inzwischen einiges geändert, was nicht unbedingt heißt, dass die Qualität in gleichem Maße zugenommen hat wie die Quantität.

Allerdings gilt auch hier „Qualität setzt sich durch“ und wer 13 Jahre unbeschadet übersteht, kann nicht schlecht sein. Jedenfalls gab es 2 der Lokale, die wir besucht haben, auch schon vor 13 Jahren. Das trifft auf die 2 im folgenden Erstgenannten zu:

1) Il Giardino

Wie man unschwer erkennt, ein italienisches Ristorante, mittlerweile etwas größer geworden. Vor 13 Jahren war auch der Besitzer, ein Italiener aus dem norditalienischen Como gerade erst hierher ausgewandert. Die Frau des leicht arroganten Hausherrn stammt unüberhörbar aus dem Kohlenpott, weit mehr als 10 Jahre Emigrantentum können das nicht ändern. Wir treffen auf eine Mischung aus Elke Heidenreich und der Frau von Adolf Tegtmeier (die ich offengesagt gar nicht kenne) und die das wettmacht, was ihrem Gatten fehlt. Ich erzähle ihr, dass ich vor 13 Jahren schon hier war, was man hier natürlich positiv aufnimmt und auch Signore nicht verborgen bleibt. Ich will nicht sagen, dass die Speisekarte spektakulär ist, aber mit sicherem Instinkt wähle ich bei unserem ersten Besuch Maccharoni „Mare e Monte“. „Mare“ steht hier für Scampi und „Monte“ für Steinpilze. Dieses Gericht sollte man mindestens einmal im Leben gegessen haben. Ein Grappa auf Kosten des Hauses ist uns gewiss. Wir fassen einen zweiten Besuch ins Auge. Dieses Mal hat LosGatos’ Freundin „mein Gericht“ übernommen, und ich versuche mich an Spaghetti Frutti di Mare. Einige Muscheln wollen nicht aufgehen. Jeder weiß, dass man daran nichts gewaltsam ändern soll, weil sie verdorben sind. Signore hält uns jedoch für dumme Touris, denen man erzählen kann, dass manche Muscheln beim Kochen auf und zu gingen und wir sie doch bloß öffnen müssen. Er ahnt jedoch, dass ihn das wiederum 2 Grappe kosten wird. Erwähnenswert an dem Lokal ist noch, dass es sehr geschmackvoll eingerichtet ist und dass es vornehmlich von Deutschen frequentiert wird (zugegebenermaßen ist das eindeutig ein Minuspunkt).

2) Tamanca

Das Tamanca, eine höhlenartige Bodega liegt unserem Domizil am nächsten und wurde von mir auch schon vor 13 Jahren besucht. Hier habe ich meine ersten Papas Arrugadas gegessen, jene kanarischen Kartoffeln, die mit Schale und viel Salz gekocht und gegessen werden, natürlich nicht ohne Mojo, der roten oder grünen Soße, die einfach dazugehört wie der süße Senf zur Weißwurst. Das Tamanca kommt mir vor wie eine Art palmerisches Hofbräuhaus, nur netter. Und Bier sollte man hier natürlich nicht trinken. Grillen ist hier angesagt. Es gibt zwar auch für die Randgruppen 2 Fischgerichte (Filet und Tintenfisch), aber das ist wohl mehr ein Alibiprogramm. Außer der gegrillten Leber erscheinen mir auch die Fleischgerichte an Steaks und Braten nicht so appetitanregend. Ich empfehle eher eine reichhaltige Palette von Vorspeisen. Pata Negra, jene spanische Schinkenspezialität, ist hier für 9 EUR zu haben. Nicht billig, aber wo bezahlt man dafür weniger? Unbedingt probiert gehört hier Morcilla, eine Blutwurst, die dank Mandeln, Rosinen und diverser Gewürze eher nach Lebkuchen schmeckt. Vielleicht noch etwas Ziegenkäse und natürlich Papas Arrugadas. Und wenn Sie dann noch Hunger haben, lassen Sie einfach die Karte noch mal kommen. Vielleicht für die Leber, wenn nicht gerade aus. Natürlich gehört dazu eine palmerischer Rotwein mit leichtem Lavaaroma.

3) La Abuela

Bei der „Oma“ (liegt auf dem Wege nach El Paso) waren wir nur einmal, weil ich unbedingt mal Ziege essen wollte. Die gab es hier aber geschmort, also mehr als Gulasch, und das ist nicht gerade meine bevorzugte Geschmacksrichtung. Zu empfehlen ist aber Yuca, eine südamerikanische Gemüseart (möglicherweise stammen die Inhaber aus Venezuela). Ansonsten muss man hier nicht unbedingt hin.

4) Lokale in Tazacorte

Die besten Fischlokale gäbe es in Tazacorte, ließ das Neckermännchen verlauten. Wir waren hier 3mal in zwei verschiedenen Lokalen, aber auch hier hat der Neckermann-Reiseleiter nicht recht (hätte mich offengesagt auch gewundert, wenn so einer nur einmal recht hätte). Hier gibt es die üblichen Fischgerichte ohne große Abweichungen, wobei jedoch die Chopitas (Mini-Tintenfische) fast nur aus Paniermehl bestanden und die beim ersten Mal sehr guten Morenas (frittierter Schlangenfisch, keine Kornnatter!) im Wiederholungsfall bei LosGatos’ Freundin auch nur Enttäuschung hervorriefen. Ansonsten freuen sich die zahlreich vertretenen Katzen über die eine oder andere Spende.

5) Kioscos in El Remo

El Remo liegt am Ende der Straße, die von Puerto Naos nach Süden führt. Hier gibt es angeblich 3 Kioscos, von denen wir aber nur 2 vorgefunden haben. Kiosco bedeutet weit mehr als Imbissbude. Es sind Fischlokale, die direkt am Meer liegen. Wir waren hier nur im „El Calamar“, das aber wenigstens fünfmal. Nicht, dass die Qualität hier überdurchschnittlich gut wäre, aber das Ambiente zählt natürlich auch. Zu bemerken wäre noch, dass die Papas Arrugadas immer separat bestellt werden müssen und sogar die Mojo noch mal extra . Das gilt fast überall, war aber auch mal anders.


FAZIT

La Palma ist für mich nach wie vor die schönste Kanareninsel. Sie ist landschaftlich nicht so karg wie Lanzarote oder Fuerteventura und bei weitem nicht so touristisch wie Gran Canaria oder Tenerife.


Wer jetzt Appetit auf La Palma bekommen hat und dort hinreisen möchte, findet weitergehende Information z.B. in dem von mir benutzten Reiseführer der Reihe "Reise Know-How" (Autorin: Izabella Gawin, ISBN 3-89416-832-3)


Copyright LosGatos
Erstveröffentlichung 1.10.2004
Veröffentlicht außer bei Ciao derzeit nur noch bei Yopi

27 Bewertungen, 3 Kommentare

  • w.gruentjens

    13.10.2004, 21:12 Uhr von w.gruentjens
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... ist der Bericht ja bh.

  • Overknees

    13.10.2004, 20:45 Uhr von Overknees
    Bewertung: sehr hilfreich

    ... nämlich das Ciao "bh". ;) habe den bericht gerade mal als PDF gedruckt und werde ihn gleich zu Papier bringen... wir fahren als kleine Gruppe jedes Jahr für zehn Tage weg, bislang nur in die Türkei... Deinen Bericht werde ic

  • anonym

    13.10.2004, 20:38 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein sehr umfangreicher bericht toll