Langnese Capri Testbericht

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Auf yopi.de gelistet seit 09/2003
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Summe aller Bewertungen
- Geschmack:
Erfahrungsbericht von LeaofRafiki
Orangensaft am Stiel wie vor dreissig Jahren
Pro:
lecker, fruchtig, erinnerungsträchtig
Kontra:
so lange es dieses Eis gibt, keines
Empfehlung:
Ja
„Vorfreude ist die schönste Freude\". Nach diesem Sprichwort hab ich mir das Beste bis zum Schluß aufgehoben, was die Packung „Langnese Classics\" zu bieten hat(te). Zumal ich mit diesem Eis ganz besondere Erinnerungen verbinde:
Sommer 1969 (oder war‘s doch schon 1970?). Ein kleines verschlafenes, WintersportlerInnen dennoch sehr bekanntes Dorf im Schwarzwald wird von einer Schar Kinder und Jugendlicher heimgesucht, oder besucht..., wenn es mal wieder Ausgang gibt. Also in der Zeit von 15.00 bis 17.00 Uhr.
Sei es, das gerade das Taschengeld ausgezahlt wurde oder aber von den Lieben daheim verbotenerweise ein Brief mit einem Geldschein darin angekommen ist, das Geld wird schnellstens umgesetzt in all so wichtige Dinge, die das Überleben in einem Internat erst ermöglichen , wie eine Packung Miracoli, die nächtens in einem Schnellkocher zubereitet wird, TriTop in den für diese Zeit so typischen „Schockfarben\", Gruselabziehbildchen, eine Bravo, perlmuttfarbener Lippenstift, zuweilen auch natürlich ebenfalls verbotene Zigaretten (Guitanes!), die dann heimlich hinter‘m Sportplatz geraucht werden.
Der Weg ins Dorf war immer der Gleiche, am Ende des Schulgeländes ging es durch einen kleinen Wald, der im Sommer herrlich würzig duftete, im Winter allerdings sehr gutes Schuhwerk erforderte, da höllisch glatt, dann an Wiesen entlang, auf denen sich Wildblumen tummelten, von denen man heute nur noch träumen kann, oder wer weiß noch, wie frischer, wilder Sauerampfer schmeckt oder Hirtentäschel? Bis der Pfad in eine Straße führte, die einen wieder mit der Welt verband. Im Dorf selber tätigten wir also unsere Einkäufe, gönnten uns im „Hotel Adler\" ein Stück Kuchen oder im „Weißen Rössel\" eine Cola mit Vanilleeis, um dann auf dem Rückweg schnell in die Telefonzelle zu springen und zuhause anzurufen, was viel einfacher war, als sich von der Erzieherin eine Telefonerlaubnis (für eine (1!!) Telefoneinheit) zu holen, um damit im „Haupthaus\" unter den Augen aller an der Telefonkabine auf den ersehnten Rückruf zu warten.
Die letzte Station eines solchen Rundgangs war die Tankstelle am oberen Ende der Bundesstraße nach Freiburg, die das Schulgelände zerschnitt. Hügelabwärts die Wohn- und Unterrichtsgebäude, auf der anderen Seite der Sportplatz.
Dort wurde dann das letzte Geld ausgegeben für ein Eis am Stil: meist ein Capri, wenn allerdings Ebbe im Portemonnaie war, reichte es gerade noch für eines dieser kleinenviereckigen Milcheise (in Vanille, Erdbeer oder Schoko, die in krisseliges Alupapier eingepackt waren, deren Name mir aber grad partout nicht einfallen will).
Solchermaßen ausgestattet, das grün-gelbe Papier von der herrliche fruchtigen Erfrischung entfernt und im Papierkorb versenkt (manchmal allerdings auch zusammengeknüllt am Wegesrand einfach fallengelassen), ging es schnatternd, kichern und lachend, lolitahaft lutschend und genießend zum Sportplatz, den höheren Klassen beim Hockey-Spiel zuzuschauen. Verliebte Blicke wurden hin- und her geworfen wie die \"Pille\" auf dem Spielfeld (so nannte unser Klassensprecher den Ball des Anstoßes), aber auch manches Herzeleid einer enttäuschten ersten Liebe nahm hier seinen Anfang, wenn der Angebetete sich einer anderen zuwand.
Auch heute, ist das Capri, das es lt. website www.langnese.de bereits seit den 50er Jahren gibt, immer noch so verpackt wie ich es in Erinnerung hatte: schockfarbengrün umhüllt mit schockfarbenen Orangen darauf. Es prangt immer noch am klassischen Holzstil und schmeckt nach wie vor köstlich. Fruchtig und orangig hat es die Jahrzehnte überdauert, von Farbe und Geschmack her ist es unübertroffen, hat es doch sogar das Split überlebt (eine seinerzeit merkwürdige Chimäre aus Vanilleeis mit Orangenüberzug), aber ich schweife schon wieder ab...
Orangig, ein seltsames Wort, aber es kommt dem Geschmack am nächsten: wie herrlich kühler Orangensaft am Stil, aber nicht so verwässert, wie wenn man versucht, selber Orangensaft einzufrieren.
Hart und weich zugleich ist es, mit seiner samtenen Oberfläche, die im Mund zergeht, und wie ehedem kann ich mich nicht beherrschen, muß doch an diesem kühlen Eis etwas knabbern, bis mir fast wieder wie früher Stückchen abzubröckeln und herunterzufallen drohen. Oder aber es fest mit meine Mund umschließen und kräftig dran saugen und ich den vollen Geschmack nach reifen saftigen Orangen im Mund habe, während helle, fast farblose und gar nicht mehr so leckere Eiskristalle am Stiel zurückbleiben...
Und es tropft, wenn ich nicht schnell genug bin, klebt und bebbt wie ehedem - aber es macht Spaß. Ist Kindheitsvergnügen pur - das ich mir ab und an einfach wieder gönnen muß.
So sitze ich denn heute, über dreissig Jahre später am anderen Ende Deutschland auf meiner Terrasse und wenn ich die Augen schließe, vermischt sich der Geschmack nach Orangen wieder mit dem würzigen Duft von trockenen Tannen, deren herabgefallene Nadeln auf dem Boden im Hintern pieken, wenn man sich drauf setzt und unter den Füßen knirschen, wenn es Zeit war, wieder zurückzugehen. Und selbst wenn die Beatles in meinem Hinterkopf „Let it be\" singen, nein, das kann ich nicht, ich werde es mir immer wieder kaufen, so lange es diesen Eisklassiker gibt!
Der Preis von € 0,50 für ein einzelnes Erinnerungsgoldstück oder je nach Angebot € 1,99 - 2,55 für ein Sechserpack ist auch nicht zu hoch, als das es nicht manchmal einfach sein MUSS!
Nachsatz, bevor irgendwelche dummen Fragen kommen:
Nein, dieses Eis ist kein reiner Orangensaft, ich würde es eher als Orangenektar bezeichnen, liegt doch der O-Saft-Gehalt bei immerhin 43 %. Der Rest ist leider nur Wasser, Zucker und Glukosesirup, Säuerungsmittel Citronensäure, gefestigt durch Speisegelatine, mit Stabilisatoren wie Johannisbrotkernmehl, Guarkernmehl und Carragen versehen, sowie mit Carotin als Farbstoff angehübscht. - Ob all das früher auch schon drinne war???
© LeaofRafiki 29.06.2003
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ACHTUNG FAKERSCHUTZ: Ich poste meine Berichte lieber selber und unter gleichem Nick regelmäßig bei Ciao, häufig bei Yopi, nach dem Relaunch selten Dooyoo, und noch seltener auf irgendwelchen anderen Plattformen, aber dafür vielleicht auf meiner Homepage www.leaofrafiki.de *grins*
Sommer 1969 (oder war‘s doch schon 1970?). Ein kleines verschlafenes, WintersportlerInnen dennoch sehr bekanntes Dorf im Schwarzwald wird von einer Schar Kinder und Jugendlicher heimgesucht, oder besucht..., wenn es mal wieder Ausgang gibt. Also in der Zeit von 15.00 bis 17.00 Uhr.
Sei es, das gerade das Taschengeld ausgezahlt wurde oder aber von den Lieben daheim verbotenerweise ein Brief mit einem Geldschein darin angekommen ist, das Geld wird schnellstens umgesetzt in all so wichtige Dinge, die das Überleben in einem Internat erst ermöglichen , wie eine Packung Miracoli, die nächtens in einem Schnellkocher zubereitet wird, TriTop in den für diese Zeit so typischen „Schockfarben\", Gruselabziehbildchen, eine Bravo, perlmuttfarbener Lippenstift, zuweilen auch natürlich ebenfalls verbotene Zigaretten (Guitanes!), die dann heimlich hinter‘m Sportplatz geraucht werden.
Der Weg ins Dorf war immer der Gleiche, am Ende des Schulgeländes ging es durch einen kleinen Wald, der im Sommer herrlich würzig duftete, im Winter allerdings sehr gutes Schuhwerk erforderte, da höllisch glatt, dann an Wiesen entlang, auf denen sich Wildblumen tummelten, von denen man heute nur noch träumen kann, oder wer weiß noch, wie frischer, wilder Sauerampfer schmeckt oder Hirtentäschel? Bis der Pfad in eine Straße führte, die einen wieder mit der Welt verband. Im Dorf selber tätigten wir also unsere Einkäufe, gönnten uns im „Hotel Adler\" ein Stück Kuchen oder im „Weißen Rössel\" eine Cola mit Vanilleeis, um dann auf dem Rückweg schnell in die Telefonzelle zu springen und zuhause anzurufen, was viel einfacher war, als sich von der Erzieherin eine Telefonerlaubnis (für eine (1!!) Telefoneinheit) zu holen, um damit im „Haupthaus\" unter den Augen aller an der Telefonkabine auf den ersehnten Rückruf zu warten.
Die letzte Station eines solchen Rundgangs war die Tankstelle am oberen Ende der Bundesstraße nach Freiburg, die das Schulgelände zerschnitt. Hügelabwärts die Wohn- und Unterrichtsgebäude, auf der anderen Seite der Sportplatz.
Dort wurde dann das letzte Geld ausgegeben für ein Eis am Stil: meist ein Capri, wenn allerdings Ebbe im Portemonnaie war, reichte es gerade noch für eines dieser kleinenviereckigen Milcheise (in Vanille, Erdbeer oder Schoko, die in krisseliges Alupapier eingepackt waren, deren Name mir aber grad partout nicht einfallen will).
Solchermaßen ausgestattet, das grün-gelbe Papier von der herrliche fruchtigen Erfrischung entfernt und im Papierkorb versenkt (manchmal allerdings auch zusammengeknüllt am Wegesrand einfach fallengelassen), ging es schnatternd, kichern und lachend, lolitahaft lutschend und genießend zum Sportplatz, den höheren Klassen beim Hockey-Spiel zuzuschauen. Verliebte Blicke wurden hin- und her geworfen wie die \"Pille\" auf dem Spielfeld (so nannte unser Klassensprecher den Ball des Anstoßes), aber auch manches Herzeleid einer enttäuschten ersten Liebe nahm hier seinen Anfang, wenn der Angebetete sich einer anderen zuwand.
Auch heute, ist das Capri, das es lt. website www.langnese.de bereits seit den 50er Jahren gibt, immer noch so verpackt wie ich es in Erinnerung hatte: schockfarbengrün umhüllt mit schockfarbenen Orangen darauf. Es prangt immer noch am klassischen Holzstil und schmeckt nach wie vor köstlich. Fruchtig und orangig hat es die Jahrzehnte überdauert, von Farbe und Geschmack her ist es unübertroffen, hat es doch sogar das Split überlebt (eine seinerzeit merkwürdige Chimäre aus Vanilleeis mit Orangenüberzug), aber ich schweife schon wieder ab...
Orangig, ein seltsames Wort, aber es kommt dem Geschmack am nächsten: wie herrlich kühler Orangensaft am Stil, aber nicht so verwässert, wie wenn man versucht, selber Orangensaft einzufrieren.
Hart und weich zugleich ist es, mit seiner samtenen Oberfläche, die im Mund zergeht, und wie ehedem kann ich mich nicht beherrschen, muß doch an diesem kühlen Eis etwas knabbern, bis mir fast wieder wie früher Stückchen abzubröckeln und herunterzufallen drohen. Oder aber es fest mit meine Mund umschließen und kräftig dran saugen und ich den vollen Geschmack nach reifen saftigen Orangen im Mund habe, während helle, fast farblose und gar nicht mehr so leckere Eiskristalle am Stiel zurückbleiben...
Und es tropft, wenn ich nicht schnell genug bin, klebt und bebbt wie ehedem - aber es macht Spaß. Ist Kindheitsvergnügen pur - das ich mir ab und an einfach wieder gönnen muß.
So sitze ich denn heute, über dreissig Jahre später am anderen Ende Deutschland auf meiner Terrasse und wenn ich die Augen schließe, vermischt sich der Geschmack nach Orangen wieder mit dem würzigen Duft von trockenen Tannen, deren herabgefallene Nadeln auf dem Boden im Hintern pieken, wenn man sich drauf setzt und unter den Füßen knirschen, wenn es Zeit war, wieder zurückzugehen. Und selbst wenn die Beatles in meinem Hinterkopf „Let it be\" singen, nein, das kann ich nicht, ich werde es mir immer wieder kaufen, so lange es diesen Eisklassiker gibt!
Der Preis von € 0,50 für ein einzelnes Erinnerungsgoldstück oder je nach Angebot € 1,99 - 2,55 für ein Sechserpack ist auch nicht zu hoch, als das es nicht manchmal einfach sein MUSS!
Nachsatz, bevor irgendwelche dummen Fragen kommen:
Nein, dieses Eis ist kein reiner Orangensaft, ich würde es eher als Orangenektar bezeichnen, liegt doch der O-Saft-Gehalt bei immerhin 43 %. Der Rest ist leider nur Wasser, Zucker und Glukosesirup, Säuerungsmittel Citronensäure, gefestigt durch Speisegelatine, mit Stabilisatoren wie Johannisbrotkernmehl, Guarkernmehl und Carragen versehen, sowie mit Carotin als Farbstoff angehübscht. - Ob all das früher auch schon drinne war???
© LeaofRafiki 29.06.2003
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