Laphroaig 10 Jahre Testbericht

ab 63,47
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Summe aller Bewertungen
  • Geschmack:  sehr gut
  • Geruch:  sehr gut
  • Wirkungsgrad:  durchschnittlich
  • Nachwirkungen:  stark

Erfahrungsbericht von Gemeinwesen

Mehr Meer hat keiner

5
  • Geschmack:  sehr gut
  • Geruch:  sehr gut
  • Wirkungsgrad:  durchschnittlich
  • Nachwirkungen:  durchschnittlich
  • Kaufanreiz:  Preis

Pro:

Als ein Whisky von der Insel Islay ist der Laphroaig per se ein Destillat für Liebhaber von Whisky mit ausgeprägten Noten von Torf und Rauch; unter den Islay Whiskys ist er für meine Begriffe derjenige, der am stärksten mit Jod und Ankl

Kontra:

Für mich? Nichts, nichts ... !

Empfehlung:

Ja

Bei der Herstellung von Whisky wird gemälzte Gerste über einem offenen Feuer geröstet (oder „gedarrt“, wie man auch sagt). Als Treibstoff fürs Feuer dient dabei entweder Holz oder Torf, und die Wahl des Brennstoffs kann entscheidenden Einfluss auf den Geschmack des Brandes haben, denn man später aus den Zutaten destiliiert.


Die Whiskys, die man auf der Insel Islay brennt, verdanken einen Teil ihres Geschmacks dem Torfrauch, in dem man die Gerste röstet – der eine mehr, der andere weniger. Es ist wohl auch nicht irgendein Torf, sondern Torf, der zu einem großen Teil aus abgestorbenem Tang und aus Algen besteht. Und genau dieser Torf ist auch das A und O des Laphroaig (sprich: la-fróik). Damit ist im Grunde schon eine ganze Menge gesagt Wer die malzige Süße der Whiskys aus der Speyside schätzt, wer Anklänge an Karamell, Vanille, Heu oder Heidekraut schätzt, wie sie die irischen Whiskeys auszeichnen oder wer Bourbon Whiskey für den Gipfel der Genüsse hält, wird den ersten Laphroaig seines Lebens wohl nur als eine scharf gerittene Attacke auf seine Geschmacksnerven empfinden können.

Die Whiskys der Provenienz Islay sind ohnehin eine Lage für Genießer mit Sinn fürs Pikante, der Laphroaig aber nimmt unter ihnen eine Sonderstellung als derjenige Whisky ein, der nicht allein mit wuchtiger Torfnote aufwartet, sondern einen dazu noch mit der womöglich steifsten Seebrise von allen bestürmt: Der Laphroaig ist ein Brand für Zeitgenossen mit Faible für Pikantes. Für Käse, der so alt ist, dass er bei Schneiden bröckelt. Für Erwachsenenlakritz mit ordentlich Salmiaksalz. Mit anderen Worten: Der Laphroaig ist ein Whisky, an dem sich die Geister scheiden.

Das fängt schon bei der Nase an, die vor dem geistigen Auge fast zwangsläufig Bilder von Hafenbecken bei Ebbe entstehen lässt. Bereits hier ist jede Menge Jod und Seetang spürbar, und das macht sich auch auf der Zunge deutlich bemerkbar: Ein Laphroaig schmeckt nach Meer, und nur wer das schätzt, wird auch nach mehr verlangen. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass die See vor der Insel Islay bei hoher Flut auch schon mal ins Lagerhaus von Laphroaig hineinschwappt und dort an den Whiskyfässern leckt – ob das stimmt oder es sich dabei nur ein weiteres Stück Whisky-Folklore handelt, kann ich nicht beurteilen; mit Blick auf die geographische Lage der Brennerei halte ich das aber zumindest nicht für ausgeschlossen.


R e s ü m e e

Soviel aber steht ohne jeden Zweifel fest: Der Laphroaig polarisiert, und das möglicherweise mehr als jeder andere Islay Malt. Es ist zwar sicherlich richtig, dass sich die Gemeinsamkeiten der großen Islay Whiskys Laphroaig und Lagavulin nicht auf die Anfangsbuchstaben beschränken, die sie miteinander teilen. Trotzdem liegen geschmacklich Welten zwischen diesen beiden und einem Bunnahabhain, der für mich der zugänglichste unter den Islay Malts ist. Fazit: Der Laphroaig ist ein Whisky für Neugierige, ein Whisky für Wagemutige und, wie alle Insel-Whiskys, nicht nur geographisch meilenweit entfernt von Highlands, Lowlands und Speyside.


================= Bei Verschmelzung identischer Produkte angehängt: ==========================



Ach ja, der gute, alte Laphroaig. Er sieht unaussprechlicher aus, als er in Wirklichkeit ist: La-Froyg spricht er sich aus. Einfacher, als die Schreibweise befürchten lässt, oder?



Um die Weihnachtszeit herum hatte ich das Vergnügen, einen Laphroaig aus der Premier Barrel Selection des unabhängigen Abfüllers Douglas Laing zu verkosten; am ersten Februartag habe ich mal wieder ein Schlückchen der 10 Jahre alten Standard-Abfüllung genossen. Außerdem „im Rennen“ waren ein 14 Jahre alter Talisker aus der Distiller’s Edition, ein 12 Jahre alter Bunnahabhain und, quasi auf der Shortlist, ein spanischer Brandy.

Bei den genannten Bränden handelt es sich um schottische Whiskys. Genauer gesagt: Um Whiskys aus Destillerien, die allesamt auf schottischen Inseln beheimatet sind. Die Wurzeln des Talisker liegen auf der Insel Skye, seine beiden Vettern stammen von der Insel Islay. Dass Leute langsam Geschmack an einem typischen Insel-Whisky gefunden hätten, habe ich bisher noch nicht erlebt: Solche Insel-Whiskys mag man – oder man mag sie eben nicht. Zwischen spontan aufflackernder heller Begeisterung und abgrundtiefer Abscheu gibt es in der Regel nichts. Das Gesagte gilt natürlich nur, solange wir ausdrücklich von Genießern reden und nicht von reinen Wirkungstrinkern – erst neulich habe ich mir von jemandem erzählen lassen müssen, er habe einen Caol Ila mit jener braunen Zuckerbrause gestreckt, mit welcher der ausgezeichnete Whisky vier Buchstaben gemeinsam hat, mit der er aber nie ein Glas teilen sollte.

Womit wir irgendwo zwischen Geschmacksnotiz und Gebrauchsanleitung gelandet wären: Einen Laphroaig mischt man nicht. Wer meint, Whisky serviere man „on the rocks“, der soll seinem Würfeleis als passende Begleitern bitte eine Flasche Jim Beam besorgen. Wer sich gern an einem Irish Coffee wärmen möchte, möge dafür sorgen, dass in seinem Kaffee wirklich ein irischer Whiskey landet, und in einen Tullamore Dew, einen Paddy oder auch einen Kilbeggan investieren. Wer seinen Whisky mit Cola mischen möchte, darf sein Taschengeld jemandem anvertrauen, der für ihn bei ALDI oder bei LIDL eine Flasche der jeweiligen Hausmarke kauft.

Ist das jetzt auch bei den Damen und Herren in der letzten Bank angekommen? Herrschaften – das hier ist Grundlagenwissen,. Bitte? Ja, das ist klausurrelevant. Aha! Jetzt habe ich Ihre Aufmerksamkeit, was!? Dann kann’s ja weitergehen.

Laphroaig ist ein Stoff, der die, die zum ersten Mal an ihm nippen, zuweilen zu Vergleichen inspiriert, die abenteuerlich klingen. Von Teer ist da die Rede, von Jod, von altem Leder oder alten Eisenbahnschwellen, von Lösungs- oder Desinfektionsmittel, von Rauch und von Torf. Nichts davon ist an den Haaren herbeigezogen. Und was für Uneingeweihte womöglich noch erstaunlicher klingen mag: Solche Versuche, den Geschmack eines Laphroaig zu beschreiben, sind oft genug als Lob gemeint.

Bei meiner jüngsten Verkostung habe ich eine gute Reihenfolge eingehalten: Erst waren Talisker und Bunnahabhain an der Reihe, als krönenden Abschluss gab’s dann den Laphroaig. Das bot sich insofern an, als der Talisker und auch der Bunnahabhain vergleichsweise milde wirken im Vergleich mit einem zehn Jahre alten Laphroaig. Geschmacklich intensiv sind sie alle, aber wo sich der 12-jährige Bunnhahabhain sehr malzbetont gibt und der 14-jährige Talisker Nase und Gaumen mit Noten von Heidekraut und Honig umschmeichelt, ist der Laphraoaig durch und durch und ganz unverkennbar ein sehr typischer Islay-Whisky: wuchtig, phenolisch, unverkennbar – diesen Malt würde man aus jeder Cola und aus jedem Kaffee noch deutlich herausschmecken. Das legt vor allem an der deutlich ausgeprägten Torfnote, die gewissermaßen den Grundakkord des Laphroaig bildet.

Die dominiert bis zum Abgang, und wer nicht für Torf zu begeistern ist, wird mit einem Laphroaig sicher nie warm werden. Wer hingegen ein Faible für starkes Salz- und Salmiaklakritz hat, wie man es in Holland und den skandinavischen Ländern liebt, darf ebenso einen Probeschluck nehmen wie Fans von sehr altem Käse und anderen pikanten Gaumengenüssen.


R e s ü m e e

Der zehnjährige Laphroaig ist ein Typ mit viel Charakter. Kein Mainstream-Whisky, sondern ein Destillat für Neugierige mit Sinn für Pikantes: Wer das Außergewöhnliche liebt und erst einmal auf den Geschmack gekommen ist, wird ihm sehr lange treu bleiben.

46 Bewertungen, 17 Kommentare

  • Caillin

    31.01.2009, 12:33 Uhr von Caillin
    Bewertung: sehr hilfreich

    Für mich als Whisk(e)y-Liebhaberin ein sehr interessanter Bericht. Ich bin wohl ein Sonderfall - ich mag sowohl die irichen Whiskys als auch den Laphroaig. Ich mag das rauchige Aroma.

  • Gemini_

    11.01.2009, 14:45 Uhr von Gemini_
    Bewertung: sehr hilfreich

    Hast du super geschrieben! LG

  • Dr_Ed

    02.01.2009, 19:12 Uhr von Dr_Ed
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich mag den Laphroaig zwar auch sehr gerne, aber den Talisker mag ich einfach lieber!

  • Iris1979

    29.12.2008, 13:02 Uhr von Iris1979
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super Bericht. LG Iris

  • frankensteins

    29.11.2008, 00:16 Uhr von frankensteins
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße Werner

  • wolli007

    10.11.2008, 16:36 Uhr von wolli007
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße, Wolli

  • Mondlicht1957

    30.10.2008, 13:18 Uhr von Mondlicht1957
    Bewertung: sehr hilfreich

    :::Ganz liebe Grüsse aus Berlin:::

  • hjid55

    31.12.2006, 19:19 Uhr von hjid55
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & wünsch dir eine schöne Silvester Feier. lg Sarah

  • skorbut

    15.03.2006, 12:05 Uhr von skorbut
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich

  • ch123

    14.03.2006, 19:27 Uhr von ch123
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh! lg, ch123

  • Lotosblüte

    14.03.2006, 11:16 Uhr von Lotosblüte
    Bewertung: sehr hilfreich

    Diesen Wagemut spar ich mir... <br/>lg

  • Naffy

    13.03.2006, 22:02 Uhr von Naffy
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gruß Naffy

  • Django006

    13.03.2006, 21:11 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan :o)))))))

  • WreckRin

    13.03.2006, 21:03 Uhr von WreckRin
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller Bericht, würd mich über Gegenlesungen freun <br/>LG Sandra

  • jarolimi79

    13.03.2006, 20:54 Uhr von jarolimi79
    Bewertung: sehr hilfreich

    S h freue mich wenn du auch mal bei mir vorbeischaust LG Jaro

  • morla

    13.03.2006, 20:54 Uhr von morla
    Bewertung: sehr hilfreich

    sehr hilfreich <br/>

  • Vojvodinac

    13.03.2006, 20:51 Uhr von Vojvodinac
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr guter Bericht! ;-)