Last Samurai (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von TokeiIhto
Tom im Wunderland
Pro:
Unterhaltend und kurzweilig
Kontra:
Tom Cruise Die Story selbst
Empfehlung:
Nein
Last Samurai
USA 2003
Handlung
Wir schreiben das Jahr 1876.
US Bürgerkriegs- und Indianerkämpfer Nathan Algren (Tom Cruise) gibt sich nach den Schrecken und der Sinnlosigkeit des Krieges dem Trunke hin. Sein Geld verdient er nun damit, den staunenden Menschen zu erzählen, welch einzigartige Kämpfe er absolvieren musste. Torkelnd und lallend erscheint er auf der Bühne um den Stadtmenschen von Helden und Schurken zu berichten. Kurz gesagt, Algren ist fast am Ende.
Doch Hilfe naht – Sein ehemaliger Vorgesetzter macht ihn mit einigen japanischen Geschäftsleuten bekannt. Der erfahrene Kämpfer wird gebeten gegen Bezahlung die Armee des japanischen Kaisers auszubilden, die im Kampf gegen die Samurai hoffnungslos unterlegen ist. Dort angekommen trifft er auf eine Truppe Bauern in Uniformen, die er erst in der „Kunst“ des Schiessens ausbilden muss. Immerhin gilt es, gegen die Samurai zu bestehen, die zwar „nur“ mit Schwertern bewaffnet sind, aber als außerordentlich diszipliniert und äußerst kampferfahren gelten. Noch am Anfang der Ausbildung kommt es, viel zu früh, zu einer Auseinandersetzung mit den Samurai.
Der Kampf geht verloren und Nathan Algren sieht sich ganz allein, nur mit seinem US Armee- Säbel bewaffnet von Samurai Kriegern umringt. Er wehrt sich heldenhaft und tötet einige Krieger, bevor er blutend und schwer verletzt zu Boden sinkt.
So viel Mut ringt deren Anführer Katsumoto (Ken Watanabe) Respekt ab und er lässt den Amerikaner gesund pflegen.
Algren ist beeindruckt vom Ehrenkodex und der Philosophie der Samurai. Zuerst schätzt er sie nur, später wechselt er gar die Seiten. Innerhalb eines Winterhalbjahres lernt Algren mit dem Schwert so gut umzugehen, wie die Besten der Samurai Krieger.
Im Frühjahr schließlich kommt es zur finalen Schlacht gegen die japanische Armee. Diese ist mittlerweile allerdings mit amerikanischen Schnellfeuerwaffen ausgerüstet.....
Besetzung und Regie
Tom Cruise als Nathan Algren
Ken Watanabe als Katsumoto
Ray Godshall als Hall Attendee
Billy Connolly als Zebulon Gant
Tony Goldwyn als Colonel Bagley
Drehbuch und Screenplay: John Logan
Regie: Edward Zwick
Die DVD
Bei dieser Ausgabe handelt es sich um ein 2 DVD Set:
DVD 1:
Auf Disc 1 befindet sich der Film selbst, den man entweder in der gewählten Sprache sehen und hören kann oder mit dem Kommentar des Regisseurs Edward Zwick.
Hier die technischen Daten des Filmes:
Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1) Englisch (Dolby Digital 5.1)
Untertitel: Deutsch, Englisch, Schwedisch, Dänisch, Finnisch, Hebräisch, Arabisch, Griechisch
Laufzeit: 148 Minuten
FSK: ab 16 Jahre
Das Menü ist sehr übersichtlich, die Bild- und Tonqualität ausgezeichnet.
DVD 2:
- Tom Cruise - Das Tagebuch eines Kriegers
- Original-Produktionstagebuch des Regisseurs Edward Zwick
- Wie ein Epos entsteht: Ein Gespräch zwischen Edward Zwick und Tom Cruise
- Geschichte vs. Hollywood: Last Samurai
- Eine Welt im Detail: Produktions-Design mit Lilly Kilvert
- Seide und Harnische: Kostüm-Design mit Ngila Dickson
- Die Grundausbildung der Kaiserlichen Armee
- Vom Soldaten zum Samurai: Die Waffen; Bushido: Der Weg des Kriegers
- Nicht verwendete Szenen
- Japan Premiere
- USA-Kinotrailer
Anmerkung: Die Fans des Filmes werden begeistert sein. Freilich wird dem Einen oder Anderen immer etwas fehlen, aber hier sollte eigentlich jeder auf seine Kosten kommen. Die Specials sind Interviews mit dem Star des Filmes Tom Cruise, Informationen über die Kostüme, die historischen Hintergründe (Tatsache und Fiktion) und schließlich noch die Trailer.
Schauspielerleistungen und Regie
- Tom Cruise
Der Film lebt zu einem nicht unbeträchtlichen Teil von seinem Hauptdarsteller Tom Cruise. In allen Filmen, die ich bisher mit ihm gesehen habe, konnte er mich nie überzeugen. Im Gegensatz zu Leuten wie Mel Gibson oder Meryl Streep fehlt es ihm an Charisma. Cruise kann meines Erachtens gerade mal auf zwei bis drei verschiedene Mimiken zurückgreifen. In jedem Fall merkt man ihm an, dass es „nur“ gespielt ist. Tom Cruise bleibt immer Tom Cruise – ein Verschmelzen mit seiner Rolle findet praktisch nicht statt. Als Schauspieler ist er ein guter „Handwerker“, keinesfalls aber ein Genius. Dies ist leider auch beim „Letzten Samurai“ der Fall. Die Macher des Films scheinen dies geahnt zu haben und haben Cruises Gesicht zur Hälfte hinter einem Vollbart versteckt. Dies hat aber nicht sehr viel genützt.
„Wir sehen uns auf dem Schlachtfeld“ sagt der ´gute´ Tom in einer sehr dramatischen Szene des Films. Emotional aufgewühlt und voller Entschlossenheit sollte er hier wirken. Aber mit dem treuherzigen Dackelblick, den man von ihm schon als Cocktail mixenden Barkeeper kennt, kann er mich hier nicht überzeugen, im Gegenteil. Bei der Szene konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen.
In einer anderen Szene soll er den betrunkenen US Soldaten geben und durch die Gegend torkeln. Dies kommt dermaßen hölzern rüber, dass ich mich gefragt habe, wie viele Takes hier wohl gedreht werden mussten.
Der beste Tom Cruise aller Zeiten sei dies, wurde mir im Vorfeld des Filmes erzählt. Oh weh.....wie ist denn der Mann, wenn er schlecht ist?
- Ken Watanabe
Ganz anders der in Japan geborene Schauspieler Ken Watanabe als Katsumoto – er konnte mich voll und ganz überzeugen. Offensichtlich konnte er sich mit der Rolle so gut identifizieren, dass er fast gänzlich mit ihr verschmolz. Der bisher noch recht unbekannte Watanabe besticht in diesem Film mit seinem durchdringenden und vielsagenden Blick und seinem reichen Gesten- und Mimikspiel. Eine echte Entdeckung für weitere große Rollen, wie ich hoffe.
Die Nebendarsteller sind ebenfalls sehr gut gewählt und Regisseur Edward Zwick gelang es, einen spannenden und unterhaltsamen Hollywood Film zu drehen, wenngleich das Ende Hollywood-typisch und absehbar ist. Durch atemberaubende Sonnenuntergänge, Zeitlupen und der Musik von Hans Zimmer konnte Zwick dem Streifen eine sehr dichte Atmosphäre verleihen. Seine Kameraeinstellungen sind nichts Neues oder gar Spektakuläres, aber doch eine sehr solide und gute Handwerkskunst.
Meinung zum Film und Fazit
Eine ganz anderer Aspekt ist die Story selbst, also das Drehbuch von John Logan. Für „Sinbad“, „Star Trek Nemesis“, „Gladiator“ und „The Time Machine“, um nur einige zu nennen schrieb Logan ebenfalls das Drehbuch. Offensichtlich hätte er das Genre der Märchen-, Legenden, und Science Fiction Filme aber nicht verlassen sollen.
Ein Samurai Kämpfer wird von Geburt an geformt. Ehrenkodex, die Philosophie und der unnachahmliche Schwertkampf werden in einer Einheit gelehrt. Es dauert viele Jahre lang, bis diese perfekte Art des Kampfes erlernt wird und längst nicht jeder schafft das auch. Nur die Allerbesten und Geschicktesten werden zu Samurai Kämpfern. Ihr Kampfstil ist schnell und lautlos, sie werden eins mit ihren Waffen. Nun will man uns in diesem Film glauben machen, dass ein fast vollkommen abgewrackter Alkoholiker, der zugegebenermaßen Soldat war, gegen mehrere Samurai besteht, einige sogar töten kann und schließlich „nur“ schwer verletzt überlebt. Das schafft er mit einem US Armee Säbel, mit dem er im eigenen Land Indianerfrauen und Kinder niedermetzelte.
Damit aber noch nicht genug – dieser schwerverletzte Soldat, überlebt nicht nur – nein - in ein paar Monaten überwindet er noch seine Alkoholsucht und wird so ganz nebenbei zu einem der besten Schwertkämpfer im Lager. Balu, der Bär wird über Nacht zur Primaballerina. Das ist mehr als unglaubwürdig und geschichtsverfälschend, selbstüberschätzend und anmaßend - eine Beleidigung gegen diese große und alte japanische Tradition.
An dieser Stelle möchte ich auf den Titel dieses Berichtes zurückkommen:
„Tom im Wunderland“.
Bei „Alice im Wunderland“ weiß jeder, dass ihm hier ein Märchen vorgesetzt wird. „The Last Samurai“ suggeriert dem Zuschauer, ein Historiendrama à la „Der mit dem Wolf tanzt“ präsentiert zu bekommen. Weit gefehlt – ein mit mächtig viel Pathos gespicktes, unglaubwürdiges Hollywood Melodram mehr, mit einem mittelmäßigen Hauptdarsteller.
Nicht mehr, aber auch nicht weniger ist „The Last Samurai“ aus meiner Sicht.
Selbstredend – Algren alias Tom Cruise überlebt als Einziger den Kugelhagel, denn (amerikanische) Helden, die für „die gerechte Sache“ kämpfen, sterben nie...
„The Last Samurai“ – Für Tom Cruise Fans (es soll ja tatsächlich welche geben) ein Fest, ansonsten ein leichter Unterhaltungs-Märchenfilm mit viel Blut, Gewalt und Tränen.
Gute Unterhaltung.
Vielen Dank fürs lesen, bewerten und eventuelle Kommentare
© TokeiIhto/TschetanSapa
72 Bewertungen, 6 Kommentare
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01.07.2005, 11:46 Uhr von miro_la_luna
Bewertung: sehr hilfreichIch finde auch, daß Tom Cruise ein Kontra is. So toll is er nicht und noch dazu ist er Mitglied einer Sekte. Sicher geht mich das Privatleben eines Hollywood-Schauspielers nichts an, aber er hat klar eine Vorbildfunktion und schmeißt sein Geld,
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27.06.2005, 13:54 Uhr von BaBy1987
Bewertung: sehr hilfreichKontra??? Du spinnst wohl!! ;o)
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24.06.2005, 17:05 Uhr von antjeeule
Bewertung: sehr hilfreichDa geistern auch ganz unterschiedliche Meinungen durchs Land. Mich selbst spricht dieser Film eigentlich auch nicht an. Drum reicht mir deine sehr gute Rezension, darauf verzichten zu können. Einzig würden mich die Specials interessieren, die man
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21.06.2005, 11:25 Uhr von Lotosblüte
Bewertung: sehr hilfreichso verschieden sind die Meinungen. Und das ist ja gut so... Trotzdem: toller Bericht.
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16.06.2005, 15:57 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichfür den film auch net begeistern und dein bericht ist wirklich total super, liebe grüße tammy
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16.06.2005, 15:45 Uhr von feanny
Bewertung: sehr hilfreichich kann dir da nur zustimmen! war von last samurai auch absolut enttäuscht! schöner bericht lg feanny
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