Last Samurai (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von CiscoGianino
Jedem sein Epos
Pro:
Ausstattung, Darsteller, Inszenierung, Action
Kontra:
typisch amerikanische Verkitschung und Geschichts-Klitterung
Empfehlung:
Ja
Die Samurai waren seit dem 12. Jahrhundert die Leibgarde des Shogun und der Fürsten, denen sie gegenüber bis in den Tod loyal waren. Doch während der Herrschaft des Kaisers Meiji, Mitte des 19. Jahrhunderts, ging ihre Ära zu ende: Die neue Regierung trieb die Modernisierung des Landes stark voran und die Samurai wurden zum Symbol überholter Sitten, die dem Wechsel von einem feudalen Japan zu einer westlich orientierten Gesellschaft im Wege standen.
An dieser Stelle kommt Nathan Algren (Tom Cruise) ins Spiel: 1876 wird er in San Francisco von seinem ehemaligen Colonel Bagley (Tony Goldwyn) angeworben um für die Japaner Kriegstruppen im Kampf gegen die Samurai auszubilden. Bei 500 Dollar pro Monat kann er natürlich nicht ablehnen, verspricht soviel Geld doch einen Lebensabend im Suff, der ihn all die Gräuel der vergangenen Massaker vergessen lassen kann.
Als er in Yokohama ankommt, trifft Algren fast der Schlag: Die Wehrpflichtigenarmee besteht nahezu komplett aus blutjungen Bauern, die nicht mal ein Gewehr richtig halten können. „Wir können uns glücklich schätzen, dass sie alle in dieselbe Richtung schießen“, meint er zum japanischen Befehlshaber. Trotzdem will dieser die Truppen sofort in den Krieg schicken, fühlt er sich doch mit den neuen westlichen Waffen den Samurai, die mit Schwertern, Pfeil und Bogen kämpfen, weit überlegen.
Es kommt wie es kommen muss und die kaiserlichen Truppen werden gnadenlos niedergemetzelt, Algren verwundet und gefangen genommen. Zunächst begegnet er den ihm fremden Sitten der Japaner mit Argwohn und Unhöflichkeit, doch schon bald lernt er ihre Kultur zu schätzen und findet seine längst verloren geglaubten Ideale dort wieder.
Er entschließt sich, den Samurai-Führer Katsumoto (Ken Watanabe) in seinem Kampf zu unterstützen und mit ihm gegen eine übermächtig erscheinende Regierungstruppe zu reiten...
Jedem sein Epos – nun hat auch Tom Cruise sein eigenes, doch häufig gezogene Parallelen zu Filmen wie „Der mit dem Wolf tanzt“ oder „Lawrence von Arabien“ sind nur oberflächlich betrachtet richtig. Zwar dreht sich alles auch hier um einen desillusionierten Mann aus dem Westen, der bei einer völlig anderen Kultur mit seinen inneren Dämonen fertig wird, doch bietet „The Last Samurai“ weitaus mehr als den üblichen Cultureclash. Regisseur Edward Zwick inszeniert in der ersten Hälfte seines Films natürlich auch das Aufeinanderprallen östlicher und westlicher Sitten, was einen zuweilen schon schmunzeln lässt, doch wird sich hier mal wieder ganz typisch amerikanisch fast ausschließlich auf Oberflächlichkeiten bezogen. Dass der Film trotzdem seine Magie entfalten kann, liegt vor allem an der Darstellung der japanischen Denk- und Lebensweise, die zwar nicht wirklich Neues bietet, aber wirklich gut inszeniert ist und auch den nötigen dramaturgischen Sprengstoff besitzt. Die Faszination, die die Samurai und ihr Umfeld auf Tom Cruise ausüben, lässt sich wirklich großartig nachempfinden, was vor allem an den herausragenden japanischen Schauspielern liegt: Tom Cruise selbst beweist hier, dass er die Golden-Globe-Nominierung als bester Darsteller nicht verdient hat, denn sein Spiel ist wie sonst auch recht hölzern und arg bemüht. Entertainment Weekly schrieb sehr treffend über seine Leistungen: „Tom Cruise spielt hier Tom Cruise, der einen Samurai spielt“.
Großartig sind vor allem die darstellerischen Qualitäten von Ken Watanabe, der den Samurai-Führer Katsumoto wirklich sehr eindrücklich und glaubhaft gibt. Als seine Schwester Taka bezaubert Koyuki, die durch den Horrorfilm „Kairo“ und Ryuhei Kitamuras Sci-Fi-Alptraum „Alive“ bekannt wurde. Wirklich gefreut hat mich das Wiedersehen mit der japanischen Martial-Arts-Legende Hiroyuki Sanada, der hier den Krieger Ujio spielt, der Tom Cruise anfangs mit viel Misstrauen beäugt, aber später Seite an Seite mit ihm kämpft. In den 70ern und 80ern spielte Sanada in so großartigen Klassikern wie Corey Yuens Kung Fu/Ninja-Cossover „Ninja in the Dragon’s Den“, David Chungs Polizeifilmklassiker „In the Line of Duty“ an der Seite vom späteren Bond-Girl Michelle Yeoh oder als Kontrahent von Sonny Chiba in „Shogun’s Ninja“, der als bösartiger Speerkämpfer mit Augenklappe auftrat.
Regisseur Edward Zwick war für „The Last Samurai“ wirklich prädestiniert: Schon 1989 hatte er mit dem Bürgerkriegsfilm „Glory“ sein Gespür für ethisch grundierte Konfliktstoffe bewiesen und sein Gerichts-Thriller „Mut zur Wahrheit“ war eine (wenn auch sehr freie) Umsetzung von Akira Kurosawas Meisterwerk „Rashomon“.
Bei „The Last Samurai“ bietet er sein ganzes Können auf und dies ziemlich eindrucksvoll: Die Ausstattung ist atemberaubend, vor allem das alte Yokohama; auch das verschneite Samurai-Dorf ist wirklich wunderschön. Das Ganze wird hervorragend eingefangen von Kameramann John Toll, der bereits Mel Gibsons „Braveheart“ veredelte.
Bei aller Herrlichkeit fällt aber der Schluss doch etwas ab. Hier findet sich wieder die typisch amerikanische Verkitschung statt: Die angedeutete Liebesbeziehung zwischen Tom Cruise und Koyuki, die zwar in sehr schöne Bildern getaucht wird, kann man aber nur als überflüssigen Kitsch bezeichnen. Die übliche Geschichts-Klitterung gehört bei den amerikanischen Kulturbanausen ohnehin zum Standard, was man aber durchaus noch verschmerzen kann, da es noch ganz andere Werke gibt, die die Historie wesentlich schlimmer neu erfinden.
Am Ende wird dann so pathetisch gestorben wie schon lange nicht mehr: Im Feuer der Haubitzen wird in Zeitlupe geblutet und gestorben, dazu das übliche Gefasel über Ehre und der pompöse Hans-Zimmer-Soundtrack, der für meinen Geschmack etwas zu sehr auf die Tränendrüse drückt. Das ganze wird in dermaßen absurde Dimensionen emporgehoben, dass der Zuschauer das Theater einfach nicht ernstnehmen kann und deswegen auch kalt wie Sushi bleibt.
Trotzdem bietet „The Last Samurai“ eine Menge, für das sich der Kinobesuch durchaus lohnt. Die Schlachten machen zwar ordentlich Spaß, aber state of the art sind sie nicht mehr. Die dabei freigesetzten Energien und die Bedeutsamkeit kommen aber dennoch gut rüber.
Eine großartige Ausstattung, gute Story und die tollen Darsteller lassen den Film trotzdem zum Erlebnis werden.
Originaltitel: The Last Samurai
Produktionsland & -jahr: USA 2003
Regie: Edward Zwick
Kamera: John Toll
Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Tom Cruise, Ken Watanabe, Billy Connolly, Tony Goldwyn, Shin Koyamada, Timothy Spall, Koyuki, John Koyama, Hiroyuki Sanada
An dieser Stelle kommt Nathan Algren (Tom Cruise) ins Spiel: 1876 wird er in San Francisco von seinem ehemaligen Colonel Bagley (Tony Goldwyn) angeworben um für die Japaner Kriegstruppen im Kampf gegen die Samurai auszubilden. Bei 500 Dollar pro Monat kann er natürlich nicht ablehnen, verspricht soviel Geld doch einen Lebensabend im Suff, der ihn all die Gräuel der vergangenen Massaker vergessen lassen kann.
Als er in Yokohama ankommt, trifft Algren fast der Schlag: Die Wehrpflichtigenarmee besteht nahezu komplett aus blutjungen Bauern, die nicht mal ein Gewehr richtig halten können. „Wir können uns glücklich schätzen, dass sie alle in dieselbe Richtung schießen“, meint er zum japanischen Befehlshaber. Trotzdem will dieser die Truppen sofort in den Krieg schicken, fühlt er sich doch mit den neuen westlichen Waffen den Samurai, die mit Schwertern, Pfeil und Bogen kämpfen, weit überlegen.
Es kommt wie es kommen muss und die kaiserlichen Truppen werden gnadenlos niedergemetzelt, Algren verwundet und gefangen genommen. Zunächst begegnet er den ihm fremden Sitten der Japaner mit Argwohn und Unhöflichkeit, doch schon bald lernt er ihre Kultur zu schätzen und findet seine längst verloren geglaubten Ideale dort wieder.
Er entschließt sich, den Samurai-Führer Katsumoto (Ken Watanabe) in seinem Kampf zu unterstützen und mit ihm gegen eine übermächtig erscheinende Regierungstruppe zu reiten...
Jedem sein Epos – nun hat auch Tom Cruise sein eigenes, doch häufig gezogene Parallelen zu Filmen wie „Der mit dem Wolf tanzt“ oder „Lawrence von Arabien“ sind nur oberflächlich betrachtet richtig. Zwar dreht sich alles auch hier um einen desillusionierten Mann aus dem Westen, der bei einer völlig anderen Kultur mit seinen inneren Dämonen fertig wird, doch bietet „The Last Samurai“ weitaus mehr als den üblichen Cultureclash. Regisseur Edward Zwick inszeniert in der ersten Hälfte seines Films natürlich auch das Aufeinanderprallen östlicher und westlicher Sitten, was einen zuweilen schon schmunzeln lässt, doch wird sich hier mal wieder ganz typisch amerikanisch fast ausschließlich auf Oberflächlichkeiten bezogen. Dass der Film trotzdem seine Magie entfalten kann, liegt vor allem an der Darstellung der japanischen Denk- und Lebensweise, die zwar nicht wirklich Neues bietet, aber wirklich gut inszeniert ist und auch den nötigen dramaturgischen Sprengstoff besitzt. Die Faszination, die die Samurai und ihr Umfeld auf Tom Cruise ausüben, lässt sich wirklich großartig nachempfinden, was vor allem an den herausragenden japanischen Schauspielern liegt: Tom Cruise selbst beweist hier, dass er die Golden-Globe-Nominierung als bester Darsteller nicht verdient hat, denn sein Spiel ist wie sonst auch recht hölzern und arg bemüht. Entertainment Weekly schrieb sehr treffend über seine Leistungen: „Tom Cruise spielt hier Tom Cruise, der einen Samurai spielt“.
Großartig sind vor allem die darstellerischen Qualitäten von Ken Watanabe, der den Samurai-Führer Katsumoto wirklich sehr eindrücklich und glaubhaft gibt. Als seine Schwester Taka bezaubert Koyuki, die durch den Horrorfilm „Kairo“ und Ryuhei Kitamuras Sci-Fi-Alptraum „Alive“ bekannt wurde. Wirklich gefreut hat mich das Wiedersehen mit der japanischen Martial-Arts-Legende Hiroyuki Sanada, der hier den Krieger Ujio spielt, der Tom Cruise anfangs mit viel Misstrauen beäugt, aber später Seite an Seite mit ihm kämpft. In den 70ern und 80ern spielte Sanada in so großartigen Klassikern wie Corey Yuens Kung Fu/Ninja-Cossover „Ninja in the Dragon’s Den“, David Chungs Polizeifilmklassiker „In the Line of Duty“ an der Seite vom späteren Bond-Girl Michelle Yeoh oder als Kontrahent von Sonny Chiba in „Shogun’s Ninja“, der als bösartiger Speerkämpfer mit Augenklappe auftrat.
Regisseur Edward Zwick war für „The Last Samurai“ wirklich prädestiniert: Schon 1989 hatte er mit dem Bürgerkriegsfilm „Glory“ sein Gespür für ethisch grundierte Konfliktstoffe bewiesen und sein Gerichts-Thriller „Mut zur Wahrheit“ war eine (wenn auch sehr freie) Umsetzung von Akira Kurosawas Meisterwerk „Rashomon“.
Bei „The Last Samurai“ bietet er sein ganzes Können auf und dies ziemlich eindrucksvoll: Die Ausstattung ist atemberaubend, vor allem das alte Yokohama; auch das verschneite Samurai-Dorf ist wirklich wunderschön. Das Ganze wird hervorragend eingefangen von Kameramann John Toll, der bereits Mel Gibsons „Braveheart“ veredelte.
Bei aller Herrlichkeit fällt aber der Schluss doch etwas ab. Hier findet sich wieder die typisch amerikanische Verkitschung statt: Die angedeutete Liebesbeziehung zwischen Tom Cruise und Koyuki, die zwar in sehr schöne Bildern getaucht wird, kann man aber nur als überflüssigen Kitsch bezeichnen. Die übliche Geschichts-Klitterung gehört bei den amerikanischen Kulturbanausen ohnehin zum Standard, was man aber durchaus noch verschmerzen kann, da es noch ganz andere Werke gibt, die die Historie wesentlich schlimmer neu erfinden.
Am Ende wird dann so pathetisch gestorben wie schon lange nicht mehr: Im Feuer der Haubitzen wird in Zeitlupe geblutet und gestorben, dazu das übliche Gefasel über Ehre und der pompöse Hans-Zimmer-Soundtrack, der für meinen Geschmack etwas zu sehr auf die Tränendrüse drückt. Das ganze wird in dermaßen absurde Dimensionen emporgehoben, dass der Zuschauer das Theater einfach nicht ernstnehmen kann und deswegen auch kalt wie Sushi bleibt.
Trotzdem bietet „The Last Samurai“ eine Menge, für das sich der Kinobesuch durchaus lohnt. Die Schlachten machen zwar ordentlich Spaß, aber state of the art sind sie nicht mehr. Die dabei freigesetzten Energien und die Bedeutsamkeit kommen aber dennoch gut rüber.
Eine großartige Ausstattung, gute Story und die tollen Darsteller lassen den Film trotzdem zum Erlebnis werden.
Originaltitel: The Last Samurai
Produktionsland & -jahr: USA 2003
Regie: Edward Zwick
Kamera: John Toll
Musik: Hans Zimmer
Darsteller: Tom Cruise, Ken Watanabe, Billy Connolly, Tony Goldwyn, Shin Koyamada, Timothy Spall, Koyuki, John Koyama, Hiroyuki Sanada
20 Bewertungen, 1 Kommentar
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13.06.2004, 20:55 Uhr von esmeraldaglutz
Bewertung: sehr hilfreichHabe auch gehört, dass sich die Sterbeszenen unendlich lange hinziehen. Gruß Esmi
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