Last Samurai (DVD) Testbericht

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ab 5,30
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Summe aller Bewertungen
  • Action:  sehr viel
  • Anspruch:  anspruchsvoll
  • Romantik:  hoch
  • Humor:  humorvoll
  • Spannung:  sehr spannend

Erfahrungsbericht von JimPanse

Asiatisch angehauchtes Helden-Pathos

Pro:

bildgewaltig inszeniert / größtenteils gute Darsteller (Tom Cruise kann man allerdings nicht ganz dazu zählen) / handwerklich gut gemachtes Unterhaltungskino / spannend erzählt

Kontra:

pathetisch / blutig / wirkt teilweise abgekupfert / vorhersehbar – Hollywood halt

Empfehlung:

Ja

Gleich zu Beginn des frisch angebrochenen Kinojahres 2004 fährt Hollywood große Geschütze auf und entführt den Zuschauer nach Japan, in die alte Kriegerkaste der Samurai. Und mitten drin Tom Cruise als offenbar letzter Samurai...


[ LEBEN MIT JEDEM ATEMZUG | story ]

1876: Bürgerkriegsveteran Nathan Algren (Tom Cruise) leckt die seelischen Wunden des Bürgerkrieges und ist dabei dem Alkohol nicht abgeneigt. Er kämpft mit den Dämonen seiner Vergangenheit und hat Probleme, die Massaker an den Indianern, an denen auch er sich als Soldat unter dem kaltblütigen Colonel Bagley (Tony Goldwyn) beteiligen musste, zu verdauen. Eine Chance seine Vergangenheit hinter sich zu lassen, bietet ihm ausgerechnet dieser Col. Bagley, der ihn mit dem japanischen Geschäftsmann und Berater des Kaisers Omura (Masato Harada) bekannt macht.

Omura will mit Algrens Hilfe eine Armee nach westlichem Vorbild aufbauen, die die alte Kriegerkaste der Samurai, die gegen die „Verwestlichung“ Japans Sturm läuft, ablösen soll. Algren willig für ein großzügiges Gehalt ein und macht schon bald darauf Bekanntschaft mit den Samurai. Bereits die erste Schlacht, die die neue Armee, gegen die Krieger schlägt, wird zum Desaster. Die Armee wird in die Flucht geschlagen und Algren von den Samurai gefangen genommen und in ein abgelegenes Bergdorf verschleppt.

Fühlt Algren sich zunächst noch wie ein Gefangener, so sieht er seine Zeit in dem Dorf bald als Chance. Auf den Alkoholentzug folgen erste Gespräche mit Katsumoto (Ken Watanabe), dem Anführer der Samurai. Algren wird in der Familie der Schwester Katsumotos herzlich aufgenommen und mit dem Herantasten an die unbekannte, faszinierende Kultur kehrt schon bald Ruhe und Ausgeglichenheit in das Leben des sonst so rastlosen Bürgerkriegsveteranen ein. Algren lernt die japanische Sprache und die Kampfkunst der Samurai und ist hingerissen von seiner bezaubernden Gastgeberin.

Mit der Ruhe ist es allerdings vorbei, als das Dorf von Ninjas angegriffen wird, die offenbar bestellt wurden, um Katsumoto zu töten und so die Rebellion der Samurai zu beenden. Katsumoto bekommt daraufhin vom Kaiser freies Geleit noch Tokyo zugesagt. Für Algren steht der Weg in die Freiheit offen. Doch in Tokyo laufen die Dinge anders als erwartet. Omura veranlasst eine empfindliche Beschneidung der Rechte der Samurai und inhaftiert Katsumoto. Ein erneuter Kampf zwischen den Samurai und der neuen, mittlerweile erstarkten und von den Amerikaner gut ausgerüsteten japanischen Armee scheint vorprogrammiert. Ein Konflikt mit ungewissem Ausgang, bei dem auch Algren zunächst noch seinen Platz finden muss, steht bevor...


[ DER MIT DEM SAMURAI-SCHWERT TANZT? | filmkritik ]

„Last Samurai“ dürfte der erste große Hollywood-Knaller des neuen Jahres sein. Ein bildgewaltiges Abenteuerepos, das mit einer gelungenen Inszenierung aufwarten kann, auch wenn die Story zunächst etwas platt erscheint. Die Geschichte ist zwar durchaus interessant und diese Begegnung von alten und neuen Werten und das Aufeinanderprallen zweier so unterschiedlicher Kulturen hat durchaus seinen Reiz, dennoch fehlt der Handlung das gewisse Etwas. Überraschungen gibt es keine. Die Handlung bleibt recht vorhersehbar und durchschaubar.

Dennoch, „Last Samurai“ ist Hollywood-Kino par excellence. Regisseur Edward Zwick hat ein Team zusammengestellt, das bereits früher schon von der Academy favorisiert wurde, was sicherlich auch den Grundstein zur Stärke von „Last Samurai“ bildet. John Logan, der sich auch schon für „Gladiator“ verantwortlich zeigte, schrieb das Drehbuch. Untermalt werden die Bilder durch die gelungene, teils recht pompöse und in der finalen Schlacht dann etwas dick aufgetragene orchestral geprägte Musik von Hans Zimmer. Insgesamt ist die Inszenierung handwerklich eine außerordentlich gelungene Arbeit – atmosphärisch wird die Geschichte in schönen Bildern eingefangen.

Auch wenn Schlachten eine große Rolle spielen, gibt es auch immer wieder Raum für ruhige Perspektiven – Blicke voller Ruhe und mit einer gewissen Intensität. Schön fotografiert und stimmig in ein passendes Licht gerückt wirkt der Film allemal. Auch wenn die Story etwas vorhersehbar erscheint, so sorgen die Bilder und die Inszenierung dennoch dafür, dass der Film den Zuschauer mitreißen kann. Die Schwächen kann das nicht ganz aufwiegen, aber zumindest ein wenig kaschieren. Obwohl der Film mit seinen 154 Minuten recht lang ist, kommt keine Langeweile auf. Die Atmosphäre weiß zu faszinieren, die Drehorte sind sehr passend gewählt und auch die Ausstattung ist von den Rüstungen der Samurai bis zu den Kulissen der Handlungsorte stimmig gewählt. Rein optisch weiß der Film also durch und durch zu überzeugen.

Seine Schwächen liegen eher auf der Ebene der Erzählung. Man spürt vieles, was im Laufe des Films passiert heraufziehen, der grundlegende Plot wirkt recht einfach gestrickt und ist leicht zu durchschauen. Von Kritikern bemängelt wurden dabei bereits einige Parallelen zu anderen Filmen, wie „Der mit dem Wolf tanzt“ und „Braveheart“. Parallelen sind bei näherer Betrachtung in der Tat unverkennbar, auch wenn sie mich teilweise nicht so wahnsinnig gestört haben. Storytechnisch fallen zwar Ähnlichkeiten zu „Der mit dem Wolf tanzt“ auf, aber da sich die Geschichte in einem anderen Rahmen abspielt, kann man in meinen Augen größtenteils damit leben.

Auffällige Parallelen zu „Braveheart“ tun sich vor allem in der finalen Schlacht auf, die unter ähnlichen Vorzeichen und unter Verwendung ähnlicher Taktiken abläuft und auch optisch an das schottische Pendant erinnert. Vielleicht wäre es besser gewesen, diesen Bezug etwas besser zu kaschieren, denn hier erscheint er mir stellenweise schon etwas zu offensichtlich abgekupfert. Ob es daran liegt, dass mit John Toll bei beiden Film genau der gleiche Mann die Kamera führte? Auf jeden Fall bekommt die finale Schlacht so einen leicht faden Beigeschmack.

Was mir mit Blick auf die Story ebenfalls nicht so gut gefällt, ist dieses typisch hollywood-mäßige, aufgesetzte Heldenpathos. Auch davon hat „Last Samurai“ jede Menge zu bieten. Pompös orchestral untermalte Slow-Motion-Szenen, die den ach so heldenhaften Tod eines Samurai zeigen und so große Emotionen schüren wollen. Mir erschien das in einigen Momenten einfach zu dick und zu pathetisch aufgetragen. Aber damit muss man bei einem Hollywood-Film offensichtlich leben. Das ist die Kehrseite dieses Hangs zu schön fotografierten Bildern und einer atmosphärischen Inszenierung. Es besteht einfach immer die Gefahr in Pathos und Kitsch abzudriften. Das ist auch bei „Last Samurai“ unverkennbar, sowohl in Bildern und Musik, als auch in den Dialogen.

Etwas, das bei „Last Samurai“ zwangsläufig im Gedächtnis bleibt, ist das Schlachtengetümmel. Auch die Schlachten sind durchaus bildgewaltig inszeniert, aber für meinen Geschmack etwas brutal. Abgehackte Gliedmaßen, durch’s Bild spritzendes Blut – ich denke, all das hätte man auch etwas reduzieren können, ohne dass der Film darunter gelitten hätte. Aber offenbar kommt man in dem Genre nicht ohne viel Gemetzel aus, dabei gibt es sicher pfiffigere und ebenso gute Möglichkeiten eine solche Schlacht darzustellen, ohne die Brutalität so sehr in den Vordergrund zu stellen. Aber warum schießen die Bösen in Hollywood-Filmen eigentlich immer so wahnsinnig schlecht? Die scheinen aus 5 Meter Entfernung nicht einmal ein Haus treffen zu können...

Darstellerisch kann der Film wiederum einige Punkte gutmachen – allerdings weniger im Hinblick auf Hauptdarsteller Tom Cruise, sondern mehr in Bezug auf die Nebenfiguren. Tom Cruise scheint mir hier mimisch einmal mehr etwas blass zu bleiben. So sehr ich mich auch bemühe, irgendwie schaffe ich es in den meisten Szenen nicht, ihm seine Emotionen abzukaufen. Besonders wenn man neben ihm einen so charismatisch spielenden Ken Watanabe in der Rolle des Samurai-Anführers Katsumoto sieht, bleibt Tom Cruise etwas farblos. Ich finde ihn zwar als Bürgerkriegsveteranen glaubwürdig, aber er erscheint mir mimisch einfach zu reserviert, um der Figur des Nathan Algren große Glaubwürdigkeit und Tiefe zu verleihen. Und so ist es auch gerade die Figur des Nathan Algren, deren Entwicklung etwas zu schwach bleibt und das, obwohl der Film sich eigentlich genügend Zeit lässt, um auch eine charakterliche Entwicklung glaubwürdig zeigen zu können.

Wirklich gut besetzt sind dagegen die Nebenrollen, besonders die Dorfbewohner und die Samurai, denen man das wilde Kriegerimage auf jeden Fall abkauft. Auch der aalglatte Geschäftsmann Omura (Masato Harada) und der Engländer Simon Graham (Timothy Spall) sind gut besetzt. Herausragend sind darüber hinaus Ken Watanabe, als charismatischer Samurai-Anführer Katsumoto, mit einem Hauch von Weisheit in seinem Blick, seine bezaubernde Schwester und Algrens Gastgeberin Taka mit ihren Kindern und Katsumotos Sohn Nobutada, gespielt von Shin Koyamada. Diese und viele andere Nebenrollen erscheinen sorgfältig gewählt und besetzt, so dass viele Figuren mit einer Ausstrahlung gesegnet sind, die Tom Cruise in vielen Momenten ganz einfach fehlt. Dennoch weiß das Zusammenspiel der unterschiedlichen Figuren durchaus zu überzeugen.


[ ALTE UND NEUE WERTE VEREINT | fazit ]

Insgesamt hinterlässt „Last Samurai“ bei mir leicht gemischte Gefühle. Auf der einen Seite ist der Film schönes Unterhaltungskino. Über 154 Minuten kommt keinerlei Langeweile auf und man kann sich relativ sicher sein, dass einem der Film einen gelungenen Kinoabend beschert. Man bekommt ein bildgewaltiges Epos serviert, dass durch seine (zugegeben recht pathetische) Inszenierung und die Musik mitzureißen weiß.

Andererseits tun sich bei näherer Betrachtung auch ein paar Schwächen auf, die die gelungene Inszenierung nicht ganz auszuräumen versteht. Die Story wirkt etwas platt, ist leicht zu durchschauen und bietet kaum Unerwartetes, während in der Erzählweise (typisch Hollywood) eine Große Portion Pathos mitschwingt. Teilweise hätte der Film ruhig etwas weniger brutal sein dürfen und gerade auch mit Blick auf die finale Schlacht lassen sich eindeutige Parallelen zu „Braveheart“ feststellen. In darstellerischer Hinsicht weiß der Film größtenteils zu überzeugen. Nur Tom Cruise bleibt in meinen Augen etwas blass und profillos, insbesondere an der Seite des charismatischen Ken Watanabe.

Wer sich an Brutalität und Pathos nicht stört, der wird an diesem Film sicherlich seine Freude haben. Für mich ist „Last Samurai“ ein durchaus gelungener Film, der gerade auch auf der großen Kinoleinwand gut zur Geltung kommt. Dass ich ihn mir später aber unbedingt als DVD kaufen möchte, kann ich nicht gerade behaupten. Dennoch zur Sichtung empfohlen.

Bewertung: 7 von 10 schwertschwingenden Punkten

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