Leaving Las Vegas (DVD) Testbericht

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ab 5,10
Auf yopi.de gelistet seit 10/2004

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Erfahrungsbericht von Realjackass

Von Todessehnsucht, Leidenschaft und Liebe

Pro:

Ein sehr realistischer, trauriger und ergreifender Film

Kontra:

Das gewisse Etwas fehlt, um ihn als perfekt einstufen zu können

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich euch wieder einmal ein Drama vorstellen, das ich schon lange hier herumliegen habe, mich aber nie so richtig dazu durchringen konnte, es mir anzusehen. Nachdem ich aber gestern absolut keine Lust auf einen Horrorfilm hatte und auch gegen 11 Uhr Nachts noch keine Müdigkeit verspürte, legte ich "Leaving Las Vegas" einfach mal ein. Wieso ich ihn im Nachhinein als sehr guten Film empfinde, erfahrt ihr im folgenden Bericht. Viel Spaß.




Story
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Ben (Nicolas Cage) ist ein depressiver Alkoholiker mittleren Alters, der sich vor kurzem von seiner Frau getrennt hat und seitdem exzessiv trinkt. Als er pleite ist, verkauft er all sein Hab und Gut und fährt nach Las Vegas, um sich dort totzusaufen. Doch es soll anders kommen, als Ben es erwartet hätte: Gerade in Las Vegas angekommen, hätte er fast die Prostituierte Sera (Elisabeth Shue) umgefahren, die er auch kurz darauf zufällig wieder trifft. Sera arbeitet für den gewalttätigen Zuhälter Yuri (Julian Sands). Die beiden sind sich sofort symphatisch, so dass Sera gerne mit Ben auf dessen Motelzimmer geht. Sie bemerkt allerdings schnell, dass sie nicht da ist, weil Ben Sex will, vielmehr scheint er auf der Suche nach menschlicher Nähe zu sein. So bittet er sie, die Nacht bei ihm zu verbringen, was Sera, ohne es selbst genau erklären zu können, auch gerne tut.

Als die beiden sich das nächste Mal treffen, holt Sera Ben aus seiner miesen Absteige raus und nimmt ihn bei sich auf. Die beiden lieben sich und wissen das auch, doch Ben ist ein selbstzerstörerischer Trinker, der auch durch Sera nicht zu trinken aufhört und bald sterben wird. Beide wissen das, gehen dennoch eine Beziehung ein. So nimmt das Schicksal seinen Lauf: Ben wird dadurch, dass er ständig mehr oder weniger betrunken ist, immer unkontrollierbarer und schläft mit einer anderen Prostituierten, Sera schmeißt ihn raus und lässt sich auf vier Jugendliche ein - die sie allerdings übel verprügeln und vergewaltigen. Trotz diesen Ereignissen finden die beiden Menschen, die füreinander bestimmt zu sein scheinen wieder zueinander, doch Ben, der noch immer sterben will, hat nicht mehr viel Zeit..




Schauspieler
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Nicolas Cage ist ein Schauspieler, der eigentlich jedem bekannt sein sollte und zu dem man prinzipiell auch nicht viele Worte verlieren muss. Dies werde ich, da ich Cage aber zu meinen Lieblingsschauspielern zähle und er mich in "Leaving Las Vegas" sehr beeindruckt hat, allerdings tun.
Der Neffe von Francis Ford Coppola darf heute auf eine umfangreiche Filmkarriere zurückblicken und wurde im britischen Empire Magazin im Jahre 1997 schon auf Platz 40 der besten Schauspieler aller Zeiten gewählt. Zu seinen bekanntesten Streifen zählen wohl ohne Frage "The Rock", "8MM", "Im Körper des Feindes" oder "Con Air". Was seine Darstellung in "Leaving Las Vegas" angeht, so muss ich sagen, dass er dafür nicht zu Unrecht den Oscar gewonnen hat, den begehrtesten Filmpreis in Hollywood. Cage, der mit bürgerlichem Namen Nicholas Kim Coppola heißt, spielt den todessehnsüchtigen Trinker derart exzellent, dass in keiner Sekunde auch nur der Verdacht aufkommen könnte, dass die Rolle des Ben nur gespielt ist. Warum Ben übrigens sterben will erfahren wir den gesamten Film über nicht, es ist eine für ihn sichere Sache, auch wenn er mit Sera eine sehr schöne Zeit erlebt.

Wenn wir schon bei Sera sind: Diese wird verkörpert von Elisabeth Shue, die manch einem sicherlich noch aus Filmen wie "Hollow Man" oder "Stadt der Engel", dort ebenfalls an der Seite von Nicholas Cage zu sehen, ein Begriff sein dürfte. Hier spielt sie die Prostituierte Sera, die für den brutalen Zuhälter Yuri arbeitet und eines Tages auf einen Trinker namens Ben trifft. Sera ist überrascht, dass Ben sie als Mensch und nicht als Lustobjekt braucht und verliebt sich auch in ihn. Seine exzessiven Trinkereien akzeptiert sie von Anfang an, so wie er auch sie akzeptiert. Elisabeth Shue hat mir hier sehr, sehr gut gefallen, auch wenn ich sie noch eher schlecht aus "Hollow Man" in Erinnerung hatte. Der kleine, aber feine Unterschied dürfte schlicht der sein, dass ihr Charakter in "Leaving Las Vegas" auch richtig herausgearbeitet wurde und Tiefe besitzt. Die freizügige und offene Art, wie Shue diesen Charakter interpretiert und dargestellt hat, hat mir auf jeden Fall sehr gefallen.




Daten zum Film
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Originaltitel: Leaving Las Vegas
Alternativtitel: -
Land: USA, Frankreich (1995)
Regie: Mike Figgis
Buch: Mike Figgis, John O'Brien
Länge: ca. 104:41 Min.
Freigabe: FSK 16
Indiziert: Nein
@ Realjackass




Die beste Version
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Ich war ziemlich überrascht, als ich sah, wie viele verschiedene DVDs des Films in Deutschland vertrieben werden, um genau zu sein sind es sechs Fassungen. Ich wage mal zu behaupten, dass dabei die Universal Pictures Version am besten abschneidet, da gibt es qualitativ nichts zu bemängeln, auch wenn das Bonusmaterial etwas kurz kommt.
Desweiteren hätten wir da noch 3 Fassungen von Alligator, einmal eine normale DVD, eine DTS Version und eine auf 3000 Exemplare limitierte, letzte Auflage.
Nicht zu glauben, welches Label sich außerdem noch an den Film herangewagt hat: Laser Paradise, die man sonst eher in Verbindung mit alten Splatterklassikern kennt, ließen es sich auch nicht nehmen, 2 DVDs auf den Markt zu schmeißen, einmal eine DTS Version und außerdem eine sogenannte "Limited Special Edition". Letztere ist aber absoluter Blödsinn, da diese Version schon einmal von Alligator veröffentlicht wurde und garnicht limitiert ist.
Deshalb: Kauft auch die Universal DVD oder wartet auf eine RICHTIGE Special Edition, die vielleicht in ferner Zukunft mal erscheinen wird.




Kritik
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Mike Figgis hat mit "Leaving Las Vegas" den besten Film seiner Karriere geschaffen, das steht für mich außer Frage. Nicht nur, dass er hierfür derart gute Schauspieler wie Nicholas Cage und Elisabeth Shue gewinnen konnte, er hat auch eine Geschichte verfilmt, die dem Zuschauer richtig nahe geht und garantiert niemanden kalt lässt, der weiß, was auf ihn zukommt. "Leaving Las Vegas" ist für viele allerdings auch schwer zu konsumierender Stoff, da in dem Streifen sehr freizügig mit Themen wie Sex und Gewalt an Prostituierten umgegangen wird. Sera wird von Vier Jugendlichen nach Analsex gebeten, als sie dies jedoch ablehnt, wird sie brutal verprügelt und vergewaltigt.

Doch nun Moment: "Leaving Las Vegas" versucht in keinster Weise, dem Zuschauer eine Milieustudie über Alkoholiker und Prostituierte näher zu bringen. Im Gegenteil: Ben ist dem harten Alkohol verfallen und möchte sich auch damit umbringen. Dies ist allerdings nebensächlich, genau so wie die Tatsache, dass Sera im horizontalen Gewerbe tätig ist und ständig misshandelt wird. Beide haben sich ihrem Schicksal ergeben, es sich sogar selbst ausgesucht und akzeptieren es. Dafür lernen sie allerdings etwas viel wichtigeres kennen, nämlich die Liebe zueinander. Und das ist dann auch das, worum es in "Leaving Las Vegas" geht, um eine Liebe zweier Menschen, die in einem Leben aus Schmutz und Selbstzweifel leben und nun für wenigstens ein paar Tage miteinander glücklich werden wollen. Die Frage, ob Ben zum Schluß letztendlich sterben wird oder nicht, steht während dem gesamten Film allerdings nie im Raum, es ist einfach eine akzeptierte Tatsache und auch letztendlich der Fall. Zurück bleibt letztendlich Sera - allein, aber doch mit der sicheren Gewissheit, die bisher schönsten Tage ihres Lebens erlebt zu haben.

Genau das ist es eigentlich auch, was mich an "Leaving Las Vegas" derart fasziniert: Es werden todernste Themen behandelt, der Film ist zudem sehr realistisch. Sei es nun im Umgang mit sexuellen Aspekten, die einen nicht unwichtigen Stellenwert in dem Streifen haben, um einen Einblick in Sera´s Leben zu bekommen, oder eben die Gewalt. All das wird aber durch die Liebe der beiden Hauptprotagonisten in den Hintergrund gedrängt. So geht es letztendlich auch dem Zuschauer: Anstatt über das harte Schicksal von depressiven Alkoholikern und leichten Mädchen nachzudenken, bleibt eine Liebesgeschichte in Erinnerung, wie sie schöner und zugleich trauriger nicht sein könnte.

Allerdings hat "Leaving Las Vegas" auch seine Schwachstellen. Denn trotz all der traurigen Momente, ist es letztendlich dem Publikum überlassen, ob es sich auf diese Geschichte zweier sehr unterschiedlicher Menschen einlässt. Das traurige spielt sich nicht auf der Leinwand, sondern im Kopf des Betrachters ab, die eigentliche Trauer, das "Ergriffen-sein", wenn man so will, erfolgt erst im Nachhinein und ist auch kein zwingender Effekt des Films. Jeder wird "Leaving Las Vegas" anders auffassen, manch einer wird vermutlich gar nichts mit dem Film anfangen können, der andere wird in ihm den Inbegriff des Dramas sehen. Dies sehe ich nicht unbedingt als Kritikpunkt an, aber es stimmt, dass wir es mit einem relativ schwer zugänglichen Film zu tun haben, jedenfalls für Hollywood´sche Verhältnisse.




Fazit
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"Leaving Las Vegas" ist mit Sicherheit nicht jedermanns Sache und ich kann auch verstehen, wenn manch einer sich von dem Streifen gelangweilt oder nicht unterhalten fühlt. Für mich war es aber eine sehr traurige, eine ergreifende Geschichte über zwei Menschen, die füreinander bestimmt zu sein scheinen, die das Schicksal letztendlich aber doch wieder trennt. Ein typisches Drama auf der einen, recht schwer zugängliche Kost auf der anderen Seite. Dass der Film offen mit sexuellen Themen umgeht ist absolut unwichtig und daran sollte sich auch keiner stören, da dies schlicht und einfach nicht Hauptaugenmerk von "Leaving Las Vegas" ist, vielmehr sollen so die Verhältnisse, wie vor allem Sera lebt, realistischer dargestellt werden, was auch sehr gut gelingt. Nicholas Cage spielt genial und hat seinen Oscar ohne Frage verdient.

Letztendlich vergebe ich 8 von 10 Punkten und eine Empfehlung.

Mfg
Realjackass

29 Bewertungen, 4 Kommentare

  • WINNIE24

    30.11.2005, 18:25 Uhr von WINNIE24
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr guter Bericht Man liest sich GLG WINNIE

  • animaldream

    26.11.2005, 12:52 Uhr von animaldream
    Bewertung: sehr hilfreich

    klasse Bericht! LG animaldream

  • irmi1967

    25.11.2005, 22:40 Uhr von irmi1967
    Bewertung: sehr hilfreich

    super !

  • dieanke

    25.11.2005, 20:05 Uhr von dieanke
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schönes erstes Adventwochenende