Lebensberichte Testbericht

ab 11,77
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Erfahrungsbericht von minnimooh

der Morgen kostet 51,15 €

Pro:

solche Tage machen das Leben aufregend und nie langweilig

Kontra:

diesmal leicht kostspielig

Empfehlung:

Nein

Heute: Ich und der Schlüsselnotdienst

Liebes Nicht-Tagebuch,

heute ist wieder einer dieser Minnimooh-Tage... d.h. es ist einer dieser Tage, wo irgendetwas, wenn nicht alles schiefläuft und sich auf meinem Wege sämtliche Fettnäpfen der Welt aufgereiht haben.

Normalerweise ist der Tag bei mir so, daß ich um 09:00 Uhr im Büro anfange. D.h. es reicht, wenn ich allerspätestens um 08:40 Uhr im Auto sitze und losfahre, dann bin ich erfahrungsgemäß je nach Verkehr, zwischen 08:58 - 09:03 im Büro. Weitergedacht heißt das auch, es reicht, als Morgenmuffel um 08:20 Uhr spätestens aus dem Bett zu fallen, um das Nötigste zu erledigen und einigermaßen rechtzeitig loszukommen.

Heute war es anders: ich habe mir im Handy-Timer unbedingt notiert, was ich in der Frühe noch alles zu erledigen habe, weil, wenn der Wecker sonst um 06:30 Uhr klingelt, ich wieder alles vergessen habe und den Wecker im 10-Minuten-Takt bis 08:20 Uhr weiterklingeln lasse.
Im Notizblock stand: Duschen, Tanken, Post, Bank.

Um 07:30 Uhr schaffe ich es dann doch noch aus dem Bett in Anbetracht der Leistungen, die ich heute morgen noch vollbringen muß. Schnell ab unter die Dusche und hoch zu Mama zum Kaffeetrinken.

(Zum besseren Verständnis muß hierzu noch erklärt werden, ich wohne in einem Mietshaus und meine Eltern wohnen praktischerweise 2 Etagen über mir, d.h. ich brauche keine Waschmaschine, keinen Staubsauger, der Kühlschrank oben ist auch immer voll und da ich neu eingezogen bin und noch nicht viel in der Wohnung ist, bin ich oben auch immer, wenn ich an den PC muß oder fernsehen will, wobei ich eh nicht viel Zeit zuhause bin und meine Eltern deswegen immer froh, wenn sie mich ab und zu zu Gesicht bekommen.)

Um kurz vor acht verlasse ich meine Wohnung, wollte ja noch bei Mama oben Kaffeetrinken, weil, Kaffeemaschine hab ich auch noch keine. Irgenwie fühle ich mich heute besonders gut, schwebe wie auf Wolken, überlege, ob das an dem schönen Sonnen-Wintertag liegt. In dem Augenblick fällt die Tür hinter mir ins Schloß - und ich merke: Schlüsselbund liegt auf dem Tisch.

Kein Grund, ins Schwitzen zu geraten: ist mir vor 3 Monaten schon mal passiert und meine Eltern haben ja den Ersatzschlüssel oben. Und wie praktisch - gerade kommt mein Daddy vom Gassigehen zurück. So komm ich wenigstens oben in die Wohnung rein. Kaffee ist auch schon fertig, wie schön - dazu noch ne Zigarette, schöner kann ein Morgen ja kaum beginnen - wie ich finde.

Ich war bereits frisiert und schick angezogen (weil ich mittags noch mit einer alten Schulfreundin, die ich schon ewig nicht mehr gesehen habe, essen gehen wollte, da will man ja so bißchen repräsentieren), mit Hauspuschen, Zigaretten und Handy bewaffnet saß ich am Frühstückstisch.

Als ich wieder gehen will - ich hab ja noch was vor - erinnert mich mein Vater noch, ich solle den Ersatzschlüssel mitnehmen. Das hätt ich glatt schon wieder vergessen. Also suchen wir beide dort, wo der Schlüssel eigentlich liegen sollte, danach, aber er ist nicht zu finden. Auch nicht an anderen möglichen Stellen, wo er sein könnte.

Leider mußte ich dann meine Mutter wecken und fragen, ob sie wüßte, wo mein Schlüssel sein könnte. Manchmal legt sie mir meine Sachen aufs Bett. Sie kam heute morgen vor 2 Stunden von der Nachtschicht heim und schlief wie ein Baby. Mir tats schon im Herzen weh, aber ich mußte ja irgenwie in die Wohnung, und das dringend.

Sie wußte es auch nicht und fand ihn auch nicht, diesen verdammten Schlüssel. Nun ja, am Wochenende ist ja mein Freund immer bei mir und hat den Ersatzschlüssel, wenn ich mal in der Arbeit bin und er Einkaufen geht.

Er legt ihn mir zwar immer auf den Tisch, bevor er fährt, aber ich bin mir sicher, da lag nichts. Also rief ich ihn ganz verzweifelt an, ob er wüßte, wo er mir den Schlüssel hingelegt hat, mit dem schlechten Gewissen, daß nun zwei Schlüssel bei mir in der Wohnung liegen... und was meint er? er hat ihn aus Versehen mitgenommen. Schön. Mein Vater bot sich zwar an, den Schlüssel zu holen, aber zum einen wohnt er bei Landshut (wo der Ersatzschlüssel nun liegt) und zum anderen ist der die ganze Woche geschäftlich in Ingolstadt. Mit einem freundlichen \"SCH...E, das hilft mir jetzt auch nicht weiter\" verabschiedete ich mich von ihm.

Mir blieb, inzwischen 08:30 Uhr nichts anderes übrig, als meine Chefin kurz daheim anzurufen und über das Malheur zu informieren. Wenigstens wußte ich auf Anhieb ihre Nummer auswendig und rief nicht wildfremde Leute an. Die mußte erstmal lachen, wahrscheinlich dachte sie an ihre Geschichte, wie sie sich damals im durchsichtigen Negligee, gerade nach Madrid gezogen und kein Wort spanisch sprechend, in der Früh ausgeschlossen hatte.

Ok, was soll ich machen ? In Hausschuhen ohne Jacke in die Arbeit ? (Papa hat ja auch Autoersatzschlüssel), aber dann hab ich keinen Büroschlüssel ? Das hätte ja noch geklappt, aber ich wollte nicht Mama´s Schuhe anziehen, weil ich zur Zeit nen gebrochenen kleinen Zeh hab und keine Stöckelschuhe tragen kann und für Gesundheitsschuhe fühle ich mich doch ein kleines bißchen zu jung....

Mein Daddy und ich haben versucht, mit Trick 17, dem Scheckkarten-Trick, die Tür zu öffnen. Keine Chance. Die Fitness-Club-Karte ist etwas dünner, hat aber auch nichts gebracht. Ich kam dann noch mit einem zurechtgebogenen Kleiderbügel an - auch nichts. Mein Vater ging dann auch so weit, daß er an seiner Haustür abgemessen hat, wo der Riegel ist und wo er mit den Karten und was weiß ich alles ansetzen muß und startete einen neuen Versuch - wieder nichts.

Währenddessen fuhr unser Hausmeister mit seinem Schneeräumfahrzeug vorbei. Ich, in Hauspuschen und T-Shirt hinterher gehumpelt mit meinem kaputten Zeh, bis ihn den mal eingeholt hatte, aber der konnte mir auch gar nicht weiterhelfen. Muß wohl ein Bild für die Götter gewesen sein.

In der Zwischenzeit rief mein Freund noch mal mit schlechtem Gewissen an, daß er doch noch am Abend nach Hause kommt und mir den Schlüssel nachts noch vorbeifahren könnte, aber das wollte ich dann nicht, wäre zuviel Aufwand gewesen.

Also kam es zum letzten Schritt: Schlüsselnotdienst anrufen, der 2 Straßen weiter beheimatet ist. Da hieß es: \"in ner Viertelstunde sind wir da\". Wenigstens etwas. In der Zwischenzeit hab ich dann, um meiner Mum was Gutes zu tun, das Geschirr abgewaschen und die Küche aufgeräumt. Und mich dann vor den Fernseher gesetzt. Da stimmte auch was nicht, irgendwie hat sich da die Fernsehbelegung über Nacht geändert: statt ARD kam ORF 1, auf B3 dann TV Polonia und auf ORF 2 kam TRT Türkei usw. Zum Glück gabs irgendwo noch Prinz von Bel Air, eine meiner Lieblingscomedys.

Nach fast einer Stunde war dann auch endlich mal der Schlüsselnotdienst da. Zwei Leute, mit Riesenkoffer und Bohrmaschine bewaffnet. Ist doch bloß ein Schloß... mit Tücken, wie sich dann herausstellte. Erst durfte der Azubi sein Glück versuchen, während mir der Chef die Rechnung gleichzeitig schrieb. Nach dem vierten Anlauf mit 3 verschiedenen Gerätschaften durfte dann auch mal der Chef persönlich ran. Auch er kriegte das Mistding nicht auf. Tja, und als er dann richtig unanständig zu fluchen anfing, da wünschte ich mir bloß, daß ich nicht ein neues Schloß brauchte. Mein Vater warf dann zwischendurch mal ein, daß die beiden sich ja sein Hausschloß oben mal ankucken könnten, damit sie wissen, wo der Riegel bei diesem Modell sitzt. Aber ich glaube, dieses gutgemeinte Angebot hat ihn in seinem Können etwas verletzt. Auf jeden Fall wurde er jetzt richtig fuchsig und beide Schloßaufsperrer gleichzeitig machten sich ans Werk, meine Tür zu öffnen. Naja, wenigstens glaub ich, ich brauch mir keine Sorgen zu machen, wenn ich nicht da bin, daß mir jemand meine Bude ausräumt. Wenn zwei Profis schon über ne Viertelstunde brauchen... bei mir gibts ja auch nicht viel zu holen, außer nem Bett, einem Glastisch, einem 5000-Teile-Puzzle, das quer über den Boden verteilt liegt und vielleicht noch im Bad eine komplette Shampoo-Kollektion.

Naja, wenigstens war meine Tür irgendwann mal auf, und, weil ich vergessen hatte, meine Schmutzwäsche mit nach oben zu nehmen, bot sich ein wirklich herrlicher Anblick eines kleinen Stapels benutzter Unterwäsche, die ich schon mal im Flur zum Mitnehmen nach oben bereitgelegt hatte, aber wieder mal vergessen hatte, mit nach oben zu nehmen...

51,15 € ärmer und 1 Erfahrung reicher konnte ich mich nun getrost auf den Weg in die Arbeit machen, vorher aber noch über den Umweg Post & Bank, weil die 10 Minuten mehr waren jetzt auch schon egal...

Auf jeden Fall denke ich, daß meine Mutter mir demnächst mal den Schlüssel an den Körper nähen wird, damit daß ja nie wieder passiert, nachdem sie wirklich schon den ganzen Morgen geflucht hat wie ..., was für einen vergesslichen Tolpatsch sie auf die Welt gebracht hat, daß es sowas echt kein zweites Mal gibt. Wo sie recht hat, hat sie recht, aber ändern kann ich das auch nicht.

Ich hab mich damit abgefunden, daß dauernd mir so etwas passiert, aber so lange es nicht in ganz schlimme Erlebnisse ausartet, ist das ja in Ordnung. Wie z.B. ich einmal mit dem Fuß mitten auf ner Hauptverkehrsstraße in Prag in einem Gulli steckengeblieben bin. Oder wo ich auf dem Klo bei meinen Eltern saß und das Schloß ging nicht mehr auf und keiner war daheim und danach die Tür aufgebrochen werden mußte. Oder der Tag, an dem ich vor lauter Mosaikenkucken in Herculaneum meine gesamte Klasse verlor und ganz alleine durch Neapel irrte....

Ich könnte eine ellenlange Liste über meine Mißgeschicke schreiben, vielleicht tu ich das mal, wenn die Ressonanz dazu da ist.

Damals auf Korsika z.B., wo ich mit meiner Freundin 2 Wochen alleine mit dem Auto unterwegs war, mußte ich meiner Mutter hoch und heilig versprechen, den Wagenschlüssel immer an einer Kette am Hals zu tragen, damit wir uns nicht aussperrten. Und meine Freundin mußte dasselbe mit dem Ersatzschlüssel machen, doppelt hält bekanntlich besser. Wobei die Tina das schon äußerst freiwillig gemacht, denn sie kennt mich schon seit über 22 Jahren, mit der Begründung: \"Also wenn mir dauernd das passieren würde, was dir passiert, hätt ich mich schon längst an den nächsten Baum gehängt. Aber was ich an dir bewundere ist, du bist ein richtiges Stehaufmännchen, sowas kann dich wirklich übehaupt nicht aus der Ruhe bringen, und wenn du noch so tief in der Scheiße hängst\". Ich sehe das als großes Kompliment. Diese Worte fielen, als wir morgens um halb acht an einem Sonntag mitten in der menschenleeren Pampa auf Korsika feststellen mußten, das mein Anlasser hinüber war und wir kleine Ahnung hatten, wie es weitergehen sollte...

Auf jeden Fall kann ich jetzt schon wieder darüber lachen. Wie immer.

Ich hoffe, ich konnte Euch etwas unterhalten !

Bis bald

sagt

*minnimooh*

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