Erfahrungsbericht von dreamweb
Was die letzten Tage geschah
Pro:
insgesamt eine gute Weiterentwicklung
Kontra:
einiges geht langsamer als bei einem Welpen
Empfehlung:
Ja
Jetzt möchte ich euch doch mal etwas die letzten Tage berichten.
Meine Krise in der Woche hatte ich - dank eurer hilfreichen Kommentare aber auch dank OtterPeters direkte Art - am nächsten Tag überwunden. Manchmal ist es gut, wenn einem jemand sagt, dass man nicht alleine mit so was ist oder dass man das alles nicht so Ernst nehmen soll. Das sage ich mir so oft und dann schaffe ich es im Ernstfall doch wieder nicht.
Ich bin ein Typ Mensch, der es allen Recht machen will. Ich hasse nichts mehr, als wenn mich Menschen nicht mögen. Und gleichzeitig möchte ich auch alles gut machen. Damit setzte ich mich oft sehr unter Druck. Und das betrifft nich nur meinen Beruf sondern auch mein Privatleben. Wenn ich nicht am Tag wenigstens ein paar Bilder eingescannt und nachbearbeitet habe, bekomme ich die Krise. Bekomme ich mehrere schlechte Bewertungen hier (selbst wenn es vielleicht doch Doppelpseuden oder Neider sind) dann mache ich mir intensivste Gedanken, was ich falsch gemacht habe. Oder ob ich nicht wegen meiner Nerven doch aussteigen soll. Jetzt bekommt keine Angst, falls euch was an mir und meinen Beiträgen hier liegt. Meistens beruhige ich mich nach einem Tag, rede mir ein, dass mir schlechte Bewertungen und Kommentare nichts ausmachen und mache dann doch wie gewohnt weiter.
Donnerstag und Freitag, also die Tage nach meiner Krise, war ich im Düsseldorfer Büro. Das hat mir so gut getan. Da kann ich effektiver arbeiten, habe Menschen um mich, mit denen ich sehr gut klar komme und hänge auch nicht so deprimiert herum wie Zuhause. Ist schon seltsam, wie ich mich verändere, wenn ich mal unter Menschen bin, die ich kenne und mit denen ich gut klarkomme.
Mit meinem Chef habe ich übrigens auch noch mal gesprochen. Und ihm gesagt, dass ich mir viele Gedanken wegen unseres letzten Gesprächs und der Möglichkeit einer Entlassung mache. Er sagte, dass ich mir da nicht so viele Gedanken machen soll und die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass ich in diesem Jahr in meinem Bereich noch ein Projekt bekomme. Und selbst wenn das nicht klappt, ist ja die Kündigung nur eine Option. Ich bräuchte mir also noch nicht die FAZ wegen der Anzeigen zu kaufen. Und wenn es doch im nächsten Jahr nicht wie geplant mit dem Bereich laufen würde und es zu einer Kündigung käme, dann käme die auch nicht von einem Tag auf den anderen. So unfair sei man in der Firma nicht. Ich habe auf alle Fälle dann genug Zeit, mich zu bewerben. Das hat mir dann ein etwas besseres Gefühl gegeben.
Mit dem Thema habe ich mich jetzt noch mehr befasst und werde von den Kollegen auch schon mal gefragt, wie dieses oder jenes am besten ist. Das betrifft natürlich das Tool, mit dem hauptsächlich ich arbeite.
Jetzt wird seitens der Firma versucht, mich in ein Projekt bei einer großen Deutschen Bank hineinzubekommen. Das wäre dann in München und mindestens bis Ende des Jahres. München ist zwar weit weg, aber ich mag die Stadt. Und ich möchte unbedingt in ein Projekt, das gibt mir mehr Sicherheit. Aber noch haben wir den Zuschlag nicht. Momentan arbeite ich aber, um diese Chancen zu erhöhen, noch ein paar Extras und Konzepte aus.
Zuhause bei mir in Königswinter gefällt mir die Situation nicht so gut. Ich habe bis gestern gefroren. Am Freitag habe ich den Vermieter informiert, dass die Heizung nicht heizt. Die Vermieterin versprach, sich darum zu kümmern, aber am Freitag und am Samstag war noch alles eiskalt.
Nun bin ich ein Typ, der die Dinge gerne selbst in die Hand nimmt und mein Vermieter ist sehr schlecht zu erreichen. Ich war stinksauer und verfroren. 18 Grad ist für mich einfach zu kalt. Ich brauche meine 21 bis 22 Grad in einem Raum, wenn ich sitzend arbeite oder anderes mache.
Also bin ich am Samstag mal wieder auf Einkaufstour gewesen. Soweit zu meinem Versuch zu sparen. Dann habe ich mir in zwei Baumärkten diverse Wärmetauschgeräte, Radiatoren und Konvektoren angesehen. Und dabei einiges über diese Geräte erfahren. Und für knapp 70 Euro habe ich mir dann einen leistungsfähigen Konvektor gekauft und heize damit permanent meine Wohnung auf. Das ist bei einer 90 m2 Wohnung gar nicht so einfach, aber die Temperaturen sind jetzt wieder auszuhalten.
Gekauft habe ich mir so nebenbei auch wieder anderes. Da ich meinen einzigen Hammer verlegt habe und seit einem Monat nicht mehr vermisse, kam dieser natürlich auch noch mit. Nachmittags bin ich dann noch nach Bonn gefahren, habe mir die neue CD von Grönemeier gekauft (Mensch) und die Siebengebirgskalender sowie einen Wolfskalender mitgenommen. Ich verschenke einen Siebengebirgskalender immer an meine Eltern und einen an meinen Onkel und meine Tante in Australien. Die waren beide schon hier und haben sich letztes Jahr sehr über den Großformatkalender gefreut. Auf alle Fälle war ich dann Nachmittags einige Euros los. Und wenn Miara einkauft, kommt auch immer mindestens ein Buch aus dem Sonderangebot mit. Diesmal waren es zwei, ein Buch und ein Taschenbuch...
Gestern abend hatte ich dann einen unmöglichen Schoko und Süßigkeitenhunger. Eine Tafel Schokolade und ein halber Beutel Müsli-Aktiv Gebäck gingen dabei drauf. Und abends kamen dann die Kopfschmerzenb. Manchmal glaube ich, zu viel Süßes bewirkt bei mir auch Kopfschmerz. Nun denn, vor dem Bettgehen habe ich eine Ibuprofen genomnmen.
Die Nacht war wie in letzter Zeit wieder sehr unruhig. Andauernd wache ich mit Gedanken an die Arbeit oder sogar an die Bildbearbeiitung auf. Eigntlich wird es Zeit für einen Urlaub. Aber da ich für ein Projekt bereit sein will und ein Urlaub immer viel Geld kostet, will ich keinen machen.
Heute morgen wachte ich für Samstag ohne Wecker relativ früh auf, vor 8 Uhr. Kopfschmerzen. Ich nahm noch eine Tablette und legte mich wieder ins Bett. Nein, der Tag gefiel mir nicht. Ich döste dann noch, schlief ein, wachte mehrmals auf und das zog sich dann bis 11 Uhr 30 hin. Dann kochte ich mir eine Tasse Kaffee, und fing an, alles für mein Mittagessen vorzubereiten.
Und obwohl ich mir vorgenommen habe,diesen Monat kein Geld mehr für mein Haupthobby Fotografieren auszugeben, fiel mir dann wieder der Botanische Garten ein und ging mir nicht mehr durch den Kopf.
Gegen 14.00 Uhr bin ich dann wählen gegangen. Und war erstaunt über die praktsichen Wahlgeräte, in denen man seit diesem Jahr in Königswinter alles nur noch per Knopfdruck macht.
Danach habe ich mir meine Ausrüstung gepackt, genügend Filme eingepackt und bin in den Botanischen Garten nach Bonn gefahren. Vorher habe ich mir noch die Bilder vom vorherigen Besuch als Katalog ausgedruckt. Warum? Ganz einfach, ich hasse Abwertungen, und ich hasse es, hinschreiben zu müssen, unbekannte tropische Pflanze. Also bin ich mit vier Din A 4 Zetteln und meiner Ausrüstung in den Botanischen Garten gedüst.
Als ich ankam, hatten wir 14.30. Um 16.00 Uhr schließen die Häuser, dann kann man nur noch in die Außenbereiche. Also bin ich erst dahin, denn da hatte ich auch vorher die meisten Aufnahmen gemacht. Viele Aufnahmen wollte ich auch nicht mehr machen, nur noch von den Pflanzen, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Und dann habe ich insgesamt doch wieder 5 36er Filme verschossen. Das kostet mich auch wieder einiges, denn natürlich werde ich die Filme morgen abgeben, weil ich drauf lauere, wie die Bilder sind. Da ich mit den Blitzergebnissen beim letzten Besuch nicht so zufrieden war, habe ich einen frischen Satz Batterien eingelegt, da brauche ich jetzt auch wieder einen neuen Reservesatz.
Interessant war es schon im Gewächshaus. Denn immer wieder blüht da was neues. Und somit zückte ich dann auch immer wieder meine Kamera. Oder es schossen mir Gedanken durch den Kopf, dass eine bestimmte Aufnahme beim letzten Mal nicht so optimal war. Also wurde auch diese wieder abgelichtet. Hoffentlich mit besserem Ergebnis. Diesmal habe ich immer aufgepasst, ob die Kamera nach dem Blitzen auch okay anzeigt, denn nur dann ist der Blitz ausreichend gewesen. Dadurch kam es aber auch wieder bei mir zu Mehrfachaufnahmen. Denn wenn das okay nicht kam, fotografierte ich nach einer kleinen Pause mit veränderter Blende neu. Bei jedem Blümchen wurde dann der Name aufgeschrieben, was sich als nicht ganz einfach herausstellte. Oft gab es nur lateinische Aufnahmen und manchmal musst ich schon zu den Pflanzen krabbeln, um ein brauchbares Schildchen zu finden. Und teilweise waren gar keine Schilder vorhanden. So weiß ich doch bei vielen Pflanzen nicht, was es für welche sind.
Um 16.00 Uhr wurde ich dann freundlich gebeten, das Haus zu verlassen. Ich war gerade mit den ersten beiden Bereichen durch, jetzt fehlte nur noch das auch ziemlich große Kakteenhaus. Die Häuser werden dann geschlossen und die Pflanzen beregnet, jedenfalls im Mangrovenhaus.
Draußen hatte es gerade geschüttet und wohl gestürmt. Denn einige der Angestellte waren damit beschäftigt, umgestürzte Pflanzen wieder aufzustellen. Ich düste in den Australienbereich draußen und stellte ebenfalls ein oder zwei der schönen Pflanzen wieder auf. Zwischendurch fotografierte ich wieder und schrieb auch massen lateinische Pflanzennamen auf meine Zettel.
Schließlich durchwanderte ich noch den Afrika und Neuseeland-Bereich, sowie den Amerika Bereich. Und anschließend auch noch einen kleinen Teil des Europabereiches. Dann sprach mich wieder ein Angestellter an. Wir würden gleich 17.45 Uhr haben und ich möchte bitte den Park direkt verlassen. Denn wegen der Wahlergebnisse wolle man heute pünktlich um 18.00 Uhr Schluss machen.
Lustig war hierbei übrigens, dass ich zuerst gar nicht auf sein Rufen achtete. Denn mit meinen jetzt doch 38 Jahren bin ich es nicht gewohnt, wenn mich ein unbekannter Mensch mit \"Du - komm mal\" anspricht. Ich fühlte mich auch nicht angesproche, bis das nervigerweise zwei, drei Mal ertönte und ich außer mir niemanden sah, den dieser Mensch meinte. Lach, ein klein wenig fühlte ich mich auch geehrt. Auf alle Fälle hatte ich Verständnis für das Anliegen und war dann auch um 18.55 Uhr heraus. Ich wundere mich immer wieder, wie schnell die Zeit vergeht, wenn ich schöne Dinge oder Tiere fotografiere.
Zuhause angekommen, sah ich mir auch gleich die Wahlergebnisse an. Aber nicht sehr lange, danach besuchte ich Ciao, Hitwin und Yopi, stellte Photos ein und legte mir ein StarTrek DVD ein. Und das schaue ich mir jetzt auch an, natürlich während des Schreibens. Denn leider bin ich so ein Typ Mensch, der nur schlecht eines alleine machen kann. Vielleicht klappt es ja nach dem Einstellen des Beitrages.
Liebe Grüße, danke fürs Lesen - ich freue mich auf eure Kommentare - Miara/Petra
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-25 13:23:15 mit dem Titel Noch einmal gut gegangen - UPS!
Momentan bin ich ja in Düsseldorf bei einer großen deutschen Bank im Einsatz.
Das bedeutet, dass ich auch jeden Tag hier vor Ort bin und wie die \"internen Angestellten\" als sogenannte \"Externe\" hier vor Ort erscheine und im Büro arbeite.
Das war und ist auch heute der Fall. Und somit möchte ich doch mein Erlebnis von eben (ca. 30 Minuten ist es her) schildern.
Ich bin momentan in einem Büro untergebracht, in dem es keinen Internetanschluss gibt. Da ich allerdings auf einen Internetanschluss angewiesen bin, muss ich somit für kurze Zeit in einem anderen Raum wechseln, in dem der Internetanschluss bereit steht.
Dafür nehme ich mir, weil es eben schneller geht, nur das Notebook mit den notwendigen Kabeln ohne Stromkabel mit. Dann schliesse ich es für höchstens eine halbe Stunde drüben an, gehe Online, gleiche alles ab und wechsle dann wieder in meinen Raum. Das Akku hält ja sowieso zwischen eine und zwei Stunden, somit brauche ich mir darum keine Sorgen machen.
Sagen wir mal lieber, normalerweise brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Denn heute war alles anders.
Ich sass schon fast eine Stunde in dem anderen Raum mit meinem Notebook ohne Stromversorgung, denn es waren mir wohl sehr große Dateien als Anhänge mitgesendet worden. Und dann dauert die Übertragung mit ISDN schon mal ein wenig länger. Plötzlich kam ein Kollege aus der Bank in das Büro und sagte, ich müssse unbedingt direkt den Raum verlassen. Ich schaute ihn an, als mache er einen Scherz. Aber da irrte ich mich, denn der Kollege sagte direkt, es handle sich um einen Feueralarm. Ich hoffte noch auf eine Übung, aber auch die wurde verneint.
Somit musste ich direkt - und ohne mein Notebook - den Raum verlassen. Er erlaubte mir nicht, mein notwendiges Werkzeug noch in Sicherheit zu bringen. Auf dem Notebook befinden sich ja wichtige Daten, somit war ich nicht erfreut.
Den Alarm hatten wohl die meisten hier nicht mitbekommen. Denn aus irgendwelchen Gründen funktionierte auch die Alarmsirene nicht. Ich glaubte immer noch an eine Übung oder einen Scherz, machte aber dabei mit.
Und somit stand ich plötzlich mit anderen Kollegen der Bank vor der Tür, besah mir kurz die Feuerwagen und folgte den Anderen.
Diese beschlossen einfach, Essen zu gehen. Man müsse sowieso warten, bis die Feuerwehr nicht mehr abrückte.
Ich aber dachte nur an das Notebook. Feuer war keines zu sehen, somit hoffte ich nur, dass auch keines vorhanden war und mir nicht allzu viele Daten verloren gingen. Denn das Notebook war ja noch angeschaltet und der Akku würde langsam leer werden.
Somit kehrte ich wieder an den Ort des Geschehens zurück. Ein Feuerwehrmann sagte mir, dass es ein echter Alarm sei, aber dann kam ein anderer seiner Kollegen aus der Tür. Und dieser nette Herr sagte mir, alles sei in Ordnung und ich könne wieder ins Büro. Mit einem Blick auf mich dann noch verschmitzt ansehend, ich könne weiter arbeiten.
Im Büro angekommen, konnte ich noch sehen, wie sich mein Rechner abschaltete, weil der Strom nicht mehr ausreichte. Ein paar Daten sind verloren gegangen, aber nichts, was ich nicht wieder hinbekomme.
Bin ich froh, dass es wohl nur ein Fehlalarm war. Denn wie ich gerade erfahren habe, hat es heute morgen in einem anderen Gebäude der Bank auch einen Feueralarm gegeben und dort hat es auch tatsächlich gebrannt, so dass für mehrere Stunden niemand ins Büro kam.
Der Abteilungsleiter in der Bank sagte mir noch, der reine Sachschaden würde von der Bank ersetzt, wenn aber ungesicherte Daten auf meinem Rechner verloren gingen, da hafte niemand für...
Und beim nächsten Feueralarm schnappe ich mir einfach dieses Notebook, egal was andere sagen...
So, jetzt habt ihr auch mein kleines heutiges \"Abenteuer\" miterlebt.
Heute morgen habe ich übrigens die freudige Nachricht erhalten, dass das Projekt dank meiner perfomanten Arbeit hier bis zum 30.08.2003 verlängert worden ist. Ich freue mich natürlich riesig darüber.
Liebe Grüße und vielen Dank fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren - Miara
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2004-01-16 23:04:56 mit dem Titel Wenn die Welt auf den Kopf gestellt wird (Die Geschichte von Ronny, einem Ex-Versuchshund) - Teil I
Ich habe mir lange überlegt, wo ich den Beitrag hier am sinnvollsten einstelle und wo er hoffentlich auch gelesen wird.
Eigentlich schwebte mir ein lustiges Tagebuch vor, aber meine Stimmung zum Thema ist sehr gemischt und zur Zeit kann ich noch nichts so richtig lustiges über \"Ronny\" schreiben.
Ronny ist unser neues Familienmitglied. Familienmitglied heißt genau, es ist der neue Hund meiner Eltern. An sich vielleicht kein Thema für einen kritischen Kommentar. Aber bei Ronny und seinen Schicksalsgenossen kann ich mir den nicht verkneifen.
Denn Ronny, ein rassereiner 2 1/2 jähriger Beaglerüde lebte bis letzte Woche Dienstag noch in einem Versuchstierlabor in Leverkusen. Er ist einer von vielen Hunden, die nur dazu leben, damit neue Medikamente auf den Markt kommen oder verbessert werden. Ironischerweise lebte Ronny eigentlich für seine Artgenossen. Denn wie die anderen aus seiner Gruppe wurde Ronny für Versuche an Tiermedikamenten, seshr wahrscheinlich Wurmmittel verwendet. Nur das erfährt man von dem Tierheim bzw. aus dem Internet zum Thema der Hunde nach dem Kölner Modell.
Das Kölner Modell gibt es erst seit einigen Jahren. Der Name kommt daher, weil man sich zuerst im Kölner Raum Gedanken über das Schicksal von Hunden aus Versuchslaboren gemacht hat, die dort nicht mehr zu Versuchen benötigt werden. Und so haben Tierschützer und Wissenschaftler eine interessante Einigung getroffen. Die Versuchslabore geben Hunde, die sie nicht mehr benötigen, an Tierheime ab, die sie direkt an Privatpersonen weitervermitteln. Innerhalb von 10 Jahren wurden jetzt auf diese Art über 1.000 Hunde vermittelt/gerettet. Übrigens werden mittlerweile auch Versuchskatzen abgegeben.
Die Menschen, die sich für solche Hunde interessieren, werden über die bevorstehenden Probleme mit den Hunden informiert und genau überprüft. Denn man will vermeiden, dass so ein Hund vom Regen in die Traufe kommt.
Meine Eltern hatte ja bis vor 1 1/2 Jahren permanent Hunde und konnten sowohl gute und lange Hundeerfahrung als auch ein eigenes Grundstück mit Haus vorweisen, das umzäunt ist. Gegen eine Schutzgebühr haben sie nach einiger Wartezeit dann \"Ronny\" bekommen.
Jetzt aber etwas zu Ronny und der Überschrift. Denn Ronny kannte bisher nur eines, ein Tierversuchslabor mit dem Teil, in dem er lebte und die Betreuer dort, die die Versuche durchführten.
Jetzt wird er mit unzähligen fremdartigen Sachen konfrontiert. Diese sind oft sehr erschreckend, zudem Ronny wie fast alle Tierversuchshunde fast gar kein Selbstbewußtsein hat.
Wer kennt schon einen Hund, der sich vor einer geteerten Straße, einem Baum oder sogar vom Straßenrand erschreckt?
Bei seinen ersten Spaziergängen schnupperte Ronny zwar überall sehr interessiert, aber wie eine Hündin macht er nur ein oder zweimal. Von Markieren schien er noch nichts gehört zu haben. Im Internet habe ich gelesen, dass diese Versuchshunde so wenig selbstbewußtsein haben, dass sie eben Angst haben, anderen Hunden mitzuteilen, dass sie auch da sind. Und daher markieren sie nicht. Übrigens hob Ronny wenigstens das Bein wie ein ordentlicher Rüde. Kommt plötzlich etwas unerwartetes (Ein lautes Auto beispielsweise, bei dem der Fahrer anscheinend Hörgeschädigt ist) dann bleibt Ronny stehen, duckt sich und man muss darauf vorbereitet sein, dass er genau da hinspringt, wo es am ungesündesten für ihn ist - vors Auto. Meine Mutter erzählte, dass er sich gerne bei einem Auto auf der Straße hinduckt, so ähnlich wie ein Igel. Nur ist das für einen Beagle eben genauso ungesund wie für diese Stachler. Ich hatte bei ihm das Problem, dass er, sobald er auf einer Teerstraße ist, diese nicht mehr verlassen will. \"Wie, auf dem grünen Rand soll ich gehen?\". Man braucht dann doch Überzeugungsarbeit, Zureden und/oder Leckerli, um diesen störrischen Hund auf die Seite zu bekommen. Denn Spaziergang heißt ja nicht nur den Hund herumziehen.
Jede fremde Einfahrt oder jeder fremde Weg vom Bürgersteig aus zieht Ronny auch unwahrscheinlich an. Ich kenne das von Katzen, die solche Einfahrten dann auch so umgehen, und den freien Bürgersteig dann scheuen. Dennoch war mein erster Spaziergang mit Ronny besser als ich dachte.
Und was bitte ist spielen? Gebellt hat Ronny bis heute noch nicht, auch das kennt er nicht.
Diesen Mittwoch, also nach einer Woche bei uns, hat Ronny zum ersten Mal einen Versuch gemacht, mit meiner Mutter ansatzweise zu spielen. Viel ist wohl nicht daraus geworden.
Ronny ist kein Extremfall, somit musste er nicht nur herumgetragen werden. Denn Versuchshunde sind es nicht gewohnt, selbst zu laufen. Das Stück von ihrer Unterkunft bis zum Versuchstisch werden sie anscheinend getragen. Eigentlich sind Beagle Jagd- und Laufhunde, daher finde ich das noch schlimmer. Auf jeden Fall fiel Ronny zwar am ersten Tag die vier-Stufen-Treppe meiner Eltern herunter, weil er keine Treppe kannte, aber eine kleine Runde lief er schon mit. Natürlich mit viel zureden und Leckereien. Denn ansonsten kann es passieren, dass der neue Hausbewohner einfach beschließt liegenzubleiben. Und man selbst das Tier dann doch nach Hause tragen darf.
Mit einem stubenreinen Hund darf man auch nicht rechnen. Ronny macht zwar nicht in die Küche, in der er Nachts schläft. Aber wenn man nicht alle Räume verschließt, dann landet eben ein Häufchen im Wohnzimmer oder an einer anderen Stelle, an die man nicht denkt.
Tagsüber ist Ronny übrigens Stubenrein. Wenn er unruhig ist, wird er auf die Wiese gelassen oder einer von uns (ich nur am Wochenende) geht mit ihm spazieren.
Was mich persönlich am meisten bestürzt hat, war die Tatsache, dass die Hunde in den Versuchslaboren keine Namen haben und die Betreuer alles persönliche vermeiden. Sogar gestreichelt werden sie normalerweise nicht. Und so hatte Ronny bei der Übergabe nur eine Nummer - einen Zahlencode.
Ronny ist in der ersten Zeit jetzt schon mit sehr vielen Dingen konfrontiert worden. Die Katze meiner Schwester hat ihm schon einen Hieb auf die Nase versetzt, als er sie neugierig beschnupperte. Eine blutige Nase war dann das Resultat und zwei Tiere, die wegsprangen. Ronny in die eine Richtung, die Katze in die andere Richtung auf einen sicheren Baum.
Direkt am ersten Wochenende kamen dann meine Schwestern mit ihren Kindern und natürlich ich. Die Kinder finden den Hund natürlich süß. Nur konnte er sich da kaum zurückziehen. Das bei unseren Hunden übliche Rückzugsgebiet \"Körbchen\" kannte Ronny ja noch gar nicht.
Natürlich haben auch die Nachbarn oder beispielsweise der Metzger den Ex-Versuchshund schon bestaunt. Und diese Woche waren mein Onkel und meine Tante mit Hund (Zwergspitz) da, damit Ronny auch richtigen Hundekontakt bekommt. Da der Spitz Ronny aber nur angebellt hat, hat sich der relativ schnell verzogen. Ihn anzubellen, das scheint Ronny auch nicht gewohnt zu sein.
Auf alle Fälle haben wir jetzt einen Hund, der beim Metzger zwar interessiert schnuppert, dann aber die \"fremdartige\" Wurst verschmäht und der vor ein Paar Tagen nach etwas misstrauischem Beginn doch den Geschmack von Fleisch kennen und schätzen gelernt hat.
Es ist seltsam, einen erwachsenen jungen Hund um sich zu haben, der verängstigt ist und mit dem man nicht spielen oder toben kann.
Aber wenigstens mag Ronny streicheln. Er scheint das wirklich zu genießen. Und der Rest kommt bestimmt auch noch. Denn Ronny scheint mir sehr lernfähig zu sein und neugierig ist der Kleine auf alle Fälle.
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Kölner Modell:
Vermittlung von Versuchstieren
Das „Kölner Modell\" ist eine Einrichtung zur Abgabe ehemaliger Versuchstiere an Privatpersonen, die gemeinsam von Personen aus dem Tierschutzbereich und tierexperimentell arbeitenden Wissenschaftlern in Köln ins Leben gerufen worden ist.
Bei den vermittelten Tieren handelt es sich fast ausschließlich um Hunde und Katzen, die von verschiedenen Pharmafirmen an das Tierheim zur Weitervermittlung abgegeben werden. Diese Tiere wurden vorher von Tierärzten eingehend auf ihren Gesundheitszustand untersucht und sind geimpft - die Katzen außerdem kastriert.
In den meisten Fällen wurden an diesen Tieren Untersuchungen zur Erforschung und Entwicklung von Tierarzneimitteln gegen parasitäre Erkrankungen durchgeführt. Etwa 70 % dieser Untersuchungen sind für die Zulassung dieser Medikamente von den Behörden vorgeschrieben.
Während in den ersten Jahren nur sehr wenige Tiere in das „Kölner Modell\" gegeben wurden, ist diese Zahl in den letzten Jahren auf mehr als hundert Tiere pro Jahr angewachsen.
Die im Zusammenhang mit der Vermittlung dieser Tiere erhobene Gebühr dient ausschließlich der Unterhaltung des Tierheimes in Wermelskirchen. Der Tierschutzverein Wermelskirchen rettet seit 1989 Labortiere und ist glücklich darüber, so vielen helfen zu können. Der Vorstand wünscht sich, dass flächendeckend in ganz Deutschland Tierschutzvereine Kontakt mit den Pharmafirmen in ihrer Umgebung aufnehmen, um das Gleiche zu tun wie der Tierschutzverein Wermelskirchen:
Retten, was zu retten ist. Das geht nur im Dialog, nicht mit spektakulären Aktionen. Das Kölner Modell hat sich bewährt.
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Hunde, die über das Kölner Modell vermittelt werden, sind meistens schon ausgewachsen, manchmal werden sogar Welpen abgegeben. Bei meinem ersten Anruf mit der Dame vom Tierheim Wermelskirchen habe ich erfahren, dass einige der Tiere erst mit 10 oder 12 von diesem Schicksal erlöst werden. Da hat Ronny mit seinen 2 1/2 Jahren ja noch Glück gehabt.
Ich bin hier sehr gespannt auf Kommentare. Wahrscheinlich werde ich euch auch mit Ronnys Werdegang bzw. seinen Abenteueren und seiner Entwicklung auf dem Laufenden halten. Ich hoffe, es besteht auch hier Interesse daran.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2004-01-18 20:38:55 mit dem Titel Nicht immer ganz einfach (Die Geschichte eines Ex-Laborbeagles, Zweiter Teil)
23. Dezember 2003:
Heute, jetzt nachdem Ronny gut vier Wochen im Hause ist, möchte ich seine Geschichte weiterschreiben. Wer schon den ersten Teil meiner Ronny-Geschichte gelesen hat, weiß dass Ronny kein \"normaler\" Hund ist. Mit 2 1/2 Jahren wurde seine Welt auf den Kopf gestellt, in dem er aus einem Versuchslabor von Bayer-Leverkusen entlassen wurde und dann einen Tag später von meinen Eltern zu sich nach Hause geholt wurde.
Wenn man bei meinen Eltern von Ronny spricht, dann kommt als erstes das Wort schwierig, manchmal sogar sehr schwierig, aber danach direkt das Wort lieb und verschmust. Und das ist Ronny auch, zumindestens wenn er Vertrauen zu jemanden hat. Und das ist nicht so einfach.
Viele Menschen, so auch ich, kennen Hunde in der Art, dass sie Vertrauen zu Menschen haben, selbstbewußt auf sie zugehen, mit dem Schwanz wedeln und sich bei freundlichen, ruhigen Menschen zumindestens auch über eine Streicheleinheit freuen. Bei Ronny ist das (hoffentlich noch) ein wenig anders. Vor Menschen hat er trotz seiner Neugierde große Scheu. Das bedeutet konkret, dass Ronny zwar versucht, jeden Menschen am Bein zu beschnuppern, dann aber reißaus nimmt, wennn der Mensch den \"niedlichen kleinen Hund\" auch streicheln möchte.
Meine Mutter sagt, Ronny habe fünf Rückwärtsgänge, aber nur einen Vorwärtsgang. Und wenn ich mir so den kleinen Beagle betrachte, dann ist diese Aussage sehr passend. Da Ronny sehr wenig kennt, ist natürlich alles auch für ihn fremd. Angst bekommt man nicht nur vor Menschen, sondern auch vor dem Klappern eines Mülleimers, den Geräuschen beim Ein- oder Ausräumen einer Geschirrspülmaschine, schnellen Bewegungen. Etwas gebessert hat sich seine Angstreaktion beim Stimmenklang. Anfangs ist er erschreckt weggerannt, wenn man nur die Stimme ein wenig geredet hat. Und niemand kann sich vorstellen, wie schrecklich so ein lautes Niesen für einen Ex-Laborbeagle wie Ronny ist.
Aber ich habe ja auch von Fortschritten geredet. Natürlich geht die Entwicklung zumn \"normalen\" Hund hin nicht so einfach und schnell, wie man es gerne hätte. Daher geben die Tierheime erwachsene Laborbeagle auch nur an hundeerfahrene Personenn ab, die wenn möglich, auch noch ein umzäuntes eigenes Grundstück besitzen. Welpen werden auch an Anfänger oder Familien mit Kindern abgegeben.
Ronny ist übrigens sehr kinderfreundlich. Allerdings sind die Kinder nicht sehr einsichtig und verfolgen den Hund von sich auch noch, wenn ihm alles zu viel wird. Dann müssen wir Erwachsene schon mal was sagen. Die Kinder verstehen einfach nicht, wieso dieser niedliche, kindlich verspielt wirkender Hund, Angst vor ihnen haben kann.
Angst hat man vor dem üblichen Hundespielzeug, insbesondere wenn es gerollt oder geworfen wird. Ob von ihm weg oder vorsichtig zu ihm, das ist egal. Es ist fremd und gefährlich. Jedenfalls scheint Ronny es so zu sehen. Vorgestern war mein Vater bei mir mit Ronny zu Besuch. Ich habe mich sehr gefreut, dass Ronny mittlerweile meine Wohnung kennt und wie Zuhause reagiert. Sich also ruhig hinlegt. Und (mögt ihr nicht zu sehr schimpfen) er kommt sogar auf meine Couch. Aber das durften auch schon seine Vorgänger. Als wir dann das Haus verließen und ich noch etwas erledigte, sah ich plötzlich, dass Ronny sich auf dem Arm meines Vaters befand. Denn etwas ganz gefährliches war geschehen. Die Nachbarskinder (8-10 Jahre alte Jungen) waren tatsächlich mit einem \"gefährlichen \" Fußball am schießen. Und Ronny war nicht dazu zu bewegen, an diesen gefährlichen Kindern mit dem Todesgerät vorbeizugehen. Und somit musste er mal wieder ein Stück getragen werden.
Viele der Laborbeagle weigern sich Anfangs, spazieren zu gehen. Sie kennen es nur, getragen zu werden. Zu unserer großen Freude gehört Ronny aber nicht zu diesen Exemplaren. Normalerweise liebt er es spazieren zu gehen. Es sei denn, wir haben Abends, es ist stark am Regnen oder wie jetzt manchmal noch schrecklicher, am schneien. Gestern abend hat er sich bei meinem Vater im Schnee geweigert, länger mitzulaufen und leider auch nicht sein Geschäft erledigt. Normalerweise ist Ronny stubenrein (hat nach ca. 2 Wochen funktioniert) aber wenn er abends sein \"Häufchen\" nicht macht, dann landet es doch in der Nacht im Wohnzimmer oder im Esszimmer. Dennoch betrachten wir das als eher kleineren Rückschlag. Man darf sich nur nicht durch diesen (oft sehr sturen) Beagle dazu bringen lassen, einen Spaziergang vorzeitig zu beenden.
Was mich persönlich auch amüsiert ist die Tatsache, dass Ronny als erstes gelernt hat, wie ein Rüde zu markieren. Das hat er nach einer Woche schon gemacht, als ob er es eh und jeh nicht anders kannte. Wenn er draußen ist, trägt er auch selbstbewußt seine Rute hoch, natürlich nur, wenn keine gefährlichen Kinder mit noch gefährlicheren Bällen spielen...
Positiv finde ich auch, dass Ronny meine Eltern und auch mich mittlerweile begrüßt und nicht seinen berühmten Rückwärtsgang einlegt, wenn man die Wohnung betritt. Je Nachdem, wie man sich bewegt, passiert das zwar immer noch, aber es wird immer seltener. Und es ist doch viel schöner, wenn so ein kleines Energiebündel einen schwanzwedelnd begrüßt und dann noch eine Runde toben möchte. Das ist auch das erste spielerische Verhalten, was Ronny äußert. Anfangs war er nach dem ersten Tobeansatz total verängstigt, so dass man sich als Mittober noch als Hundefresser fühlte. Aber mittlerweile kann man schon eine Zeitlang mit ihm toben, ohne dass er irgendwann doch Angst bekommt. Niemand kann wohl nachvollziehen, wie vorsichtig man als Mensch hier beim Toben sein muss, immer bedacht, diesen Hund nicht zu verschrecken.
Eine Tortour für Ronny ist auch das Autofahren. Von Anfang an hat er sich irgendwie hinten im Auto verletzt. Jedesmal hatte er sich die Nase abgeschrabbt, das sah schrecklich aus und muss auch weh getan haben. Dabei haben meine Eltern einen Kombiähnlichen Wagen, in dem bisher alle Hunde hinten ihr eigenes Reich hatten. Vermutlich versucht Ronny durch das Hundegitter zu kommen und hat sich dabei verletzt. Jetzt sind meine Eltern dazu übergegangen, dass einer hinten sitzt und sich um den Hund kümmert, der dann mit auf der Rücksitzbank sitzt. Bisher hat sich Ronny aber dennoch jedesmal beim Autofahren übergeben. Oder fast jedesmal. Als mein Vater und ich gestern nach Königswinter und zurück fuhr, hat es beim ersten Mal geklappt. Allerdings fuhren wir auch mit meinem Wagen. Vielleicht verträgt der Hund ja nur das Autofahren mit dem Wagen meiner Eltern nicht. Das müssen wir jetzt abwarten. Es hat ein wenig Hoffnung gemacht, dass Ronny die beiden je einstündigen Fahrten jetzt ohne Probleme überstanden hat. Auf der Rückfahrt hat er im Gegensatz zur Hinfahrt auch nicht mehr gezittert. Mein Vater meint, dass Ronny vielleicht auch daher Probleme hat, weil ern so etwas wie Autofahren gar nicht kennt und es natürlich auch etwas fremdartiges für den Hund sein muss, mit hoher Geschwindigkeit die Gegend an sich vorbeiziehen zu sehen. Meine Leser ahnen ja gar nicht, wie viele Thesen man findet, um solche Verhaltensweisen wie die von Ronny erklären zu können. Oft möchte ich den genaueren Hintergrund über Ronny erfahren, aber manchmal denke ich doch, dass es vielleich besser ist, nicht alles zu wissen. Zu oft gibt es grausame Szenen bei Tierversuchen zu sehen.
Was ist Ronny noch? Er ist total verfressen. Von meiner Nachbarin, ebenfalls Beagle-Besitzerin und aus einem Beagle-Rassebuch haben wir erfahren, dass das leider typisch für die Rasse ist. Es ist eingezüchtet, denn als Meutehunde war eben der beste Hund auch der beste Fresser. Und das hat sich auch bei den heutigen Hunden nicht geändert, dass diese Hunde für ihr Leben gerne Fressen. Alle unsere Hunde haben gerne gefressen, das will ich damit nicht sagen. Aber so verfressen wie dieser zierliche Beagle-Rüde war noch keiner. Und somit achtet meine Mutter schon darauf, dass er nicht zu viel bekommt. Denn Satt scheint dieser Hund nie zu werden.
Auf den Schnee hat Ronny übrigens sehr merkwürdig reagiert. Zum einen so, als ob ihn der Schnee nicht interessiert. Zum anderen aber wollte er letztens nicht durch den Schnee laufen. Spielen darin wollte er natürlich nicht. Ich bin mal gespannt, ob sich das noch ändert.
Wenn es an der Tür schellt, rennt Ronny mit zur Tür. Denn neugierig ist er ja, wie ich schon schrieb. Übrigens rennt er auch an die Tür, wenn das Telefon klingelt, den Unterschied hat er noch nicht wahrgenommen.
Sehr interessiere ich mich übrigens dafür, warum Ronny nicht bellt. Bis heute hat er noch nicht einmal gebellt. Und noch nie gejammert. Der Hund hat sich schon mehrmals die Nase verletzt, nie gab er einen Ton von sich. Er schaut sich andere Hunde befremdet an, wenn diese bellen. Und macht dann meistens einen Bogen um diese bellenden Hunde. Diese Reaktion zeigt er, ob nun der andere Hund eine Kuh verbellt oder wenn ein Hund meint, ihn anbellen zu müssen. Manchmal frag ich mich, was die im Labor mit den Beagles anstellen. Denn meine Muttter erzählte, dass beim Abholen bzw. Aussuchen von Ronny, keiner der vielen Beagle auch nur einmal gebellt hat. Ich hoffe nur, dass nichts mit den Stimmbändern der Hunde gemacht wurde, das wäre doch sehr schade. Aber vielleicht ist es nur anerzogen, so wie viele andere Verhaltensweisen von Ronny. *Nach Einträgen in ein paar Versuchsbeagleforen habe ich Rückantwort erhalten, dass Ronny wohl noch anfangen wird zu bellen. Die Versuchshunde fangen normalerweise nicht vor einem halben Jahr mit dem Bellen an. Und selbst dann bellen sie wesentlich seltener als andere Beagle. Ich bin noch gespannt darauf, ob und wann Ronny wohl bellen wird.
Eine Verhaltensweisen ist übrigens das hochnehmen und hinstellen. Man nehme diesen quirligen Beagle hoch (ganz vorsichtig) und stelle ihn auf einen Tisch oder auch nur auf den Boden zurück. Schon steht Ronny wie eine Eins da, still und steif, den Schwanz dabei eingeklemmt. Anfangs hat es minutenlang gedauert, bis der Hund sich wieder bewegt hat, mittlerweile dauert es nur noch wenige Sekunden. Trotzdem ist es befremdend. Seinen Namen kennt Ronny mittlerweile auch. Er weiß, wer \"Ronny\" heißt und kommt auch meistens, wenn man ihn ruft. Bei meinen Eltern hört er natürlich besser als bei mir, aber ich bin ja doch relativ selten bei ihm, fast nur am Wolchenende. Über die Weihnachtstage hole ich aber einiges nach, das habe ich schon jetzt gemerkt, denn seit drei Tagen bin ich täglich mit Ronny zusammen. Und seit heute begrüßt er eben auch mit mit Schwanzwedeln und Toben. Darüber habe ich mich riesig gefreut.
Vieles mit Ronny ist nicht einfach, aber es macht Spaß seine Fortschritte mitzuerleben, so klein manche auch scheinen.
Liebe Grüße
Miara
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2004-01-26 12:28:00 mit dem Titel Ronny - die Geschichte unseres Ex-Versuchshundes (Teil 3)
Tagebucheintrag zu Ronny – 31. Dezember 2003:
Heute, da das Jahr 2003 zu Ende geht, möchte ich wieder etwas zu Ronny schreiben. Ein paar Menschen hier verfolgen ja sein Schicksal mit, das ich von Zeit zu Zeit veröffentliche.
Ronny ist ein ca. 37 cm großer Beagle-Rüde, der am 29.03.2001 geboren wurde. Geboren wurde er nur für einen Zweck. Gemeinsam mit vielen anderen Beagles war sein Lebenszweck der Tierversuch. Denn bei Bayer-Leverkusen züchtet man diese Hunderasse speziell nur für diesen Zweck. (Mündliche Auskunft der Leiterin des Tierheims Wermelskirchen)
Welche Versuche genau mit ihm durchgeführt wurden, das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Im Tierheim Wermelskirchen sagte man uns, es würden mit diesen Hunden Versuche für die Tiermedizin durchgeführt. Also Tierversuche, die dazu dienen, dass andere Haustiere immer bessere Medikamente erhalten. Uns selbst kommen manchmal Zweifel, weil Ronny auf vieles so extrem reagiert. Aber leider können Ronny und seine Schicksalsgenossen nicht reden und erzählen, was ihnen widerfahren ist. Vielleicht ist es auch besser so....
Bis zum 18. November 2003, also über 2 1/2 Jahre kannte Ronny nur wenige Dinge. Seine Box, in der er untergebracht war und den Ort, an dem dann die Versuche stattgefunden haben. Sein Leben als Welpe bzw. als normaler Junghund wurde ihm so genommen. Und seine soziale Prägung auf den Menschen hat so auch nicht stattgefunden. Menschen kannte Ronny nur als große Personen, die ihm wohl oft auch Schmerzen zufügten und die ihm sein Futter gaben.
Wer wie ich hofft, dass man da besonders Tiergerecht mit den Hunden umgeht, ihnen vielleicht doch mal liebe Wörter oder Streicheleinheiten schenkt, den werde ich wohl enttäuschen müssen. Denn dafür verhält sich Ronny Menschen gegenüber zu extrem. Schon alleine die Tatsache, dass ein Hund über 2 1/2 Jahre nur eine \"Nummer\" ist, also nur über seine eintätowierte Nummer identifiziert ist und keinen persönlichen Namen hat, lässt mir eine Gänsehaut über meinen Körper rinnen, auch jetzt noch.
Am 18. November 2003 kam Ronny zusammen mit einigen anderen seiner Artgenossen ins Tierheim Wermelskirchen. Ganz genau wissen wir es nicht mehr, wie viele es waren, schätzungsweise 45 bis 50 Hunde alle so um Ronnys Alter kamen ins Tierheim zur direkten Weitervermittlung. Wenn Tierversuchsreihen beendet werden und die Hunde nach einer Untersuchung physisch und psychisch als in Ordnung gelten, dann gibt es dank einsichtigen Wissenschaftlern und engagierten Tierschützern mittlerweile die Regelung, dass bestimmte Firmen diese Hunde ans Tierheim abgeben. Die Tierheime vermitteln diese Hunde normalerweise direkt weiter. Da es die Projekte jetzt schon über 10 Jahre lang gibt, existieren schon genug Hundebesitzer, die bereit sind, sich so ein Sorgenkind zu sich zu holen. Und die dann versuchen, aus diesem gestörten Hund einen normalen glücklichen Hund zu machen. Und das ist gar nicht so einfach. Daher selektieren die Tierheime sehr genau, wem sie einen ihrer geretteten Beagle herausgeben. Wer sich für einen Versuchshund interessiert, findet genauere Informationen unter: http://www.tierheim-wermelskirchen.de/. Meine Informationen zum Thema der Versuchshunde allgemein stammen auch von dieser Seite bzw. mündlicher Auskünfte der Tierheimleiterin.
Wichtig ist es beispielsweise, dass man schon über eine gute Hundeerfahrung verfügt. Zu viele Fehler können hier gemacht werden, denn die Hunde haben kein normales Sozialverhalten dem Menschen gegenüber. Sie wurden ja nicht wie die anderen Welpen so auf uns geprägt, dass sie uns als Rudelgenossen, als Freunde betrachten. Und somit sind Menschen oft erschreckende Wesen, die man nicht unbedingt immer im Guten kennengelernt hat.
Ronny war einer der glücklichen Hunde, die es geschafft hatten. Er galt wie seine anderen Kollegen als Gesund und fähig, sich so umzuentwickeln, dass er mal ein \"normaler\" Haushund werden konnte. Zusammen mit den anderen Rüden befand er sich in dem einen Zwinger. Die Hündinnen befanden sich in einem weiteren Zwinger, als meine Eltern das Tierheim aufsuchten.
Da meine Eltern sehr lange Hundeerfahrung aufweisen konnten und ein eigenes umzäuntes Grundstück ihr eigen nennen, gehörten sie zu dem Personenkreis, dem die Tierheime diese Hunde am liebsten abgeben. Das Alter meiner Eltern warf zwar Anfangs fragen auf, aber mit 60 kann man auch noch alt genug werden, um einem Beagle bis in sein Altern ein gutes Zuhause bieten.
Meine Eltern waren sich eigentlich einig, dass es wieder ein Rüde werden sollte. Bisher waren alle unsere Hunde Rüden. Meine Mutter schloss zwar eine Hündin nicht aus, sofern ihr eine Hündin besser gefallen sollte, aber mein Vater wollte lieber einen Rüden.
Als sie beim Zwinger waren, fiel beiden direkt ein etwas kleinerer Beagle-Rüde auf, der sehr lebendig war und als einziger auch am Zwingerzaun hochsprang, um etwas mehr von der Umgebung zu sehen. Er war tricolor, also dreifarbig mit sehr schöner Zeichung. Er hatte lebendige Augen und meine Mutter hat sich wohl direkt in ihn verliebt. Dieser Hund musste es sein. Und somit wurden sich die Hündinnnen gar nicht angesehen, Ronny aber fand dadurch sein neues Zuhause im Westerwald.
Zusammen mit Ronny erwarben meine Eltern ein Hundegeschirr und eine neue Leine. Denn unsere Automatik-Langlaufleine sollten wir nicht verwenden. Unter der Auflage, den Hund nur mit diesem Geschirr und dieser Leine spazieren zuführen, bekamen meine Eltern dann Ronny und das neue Zubehör übergeben. Ronny zitterte und hatte Angst, aber das ist normal, wenn man einen Laborbeagle übergeben bekommt.
Durch eine Schutzgebühr von 160 Euro und einen schriftlichen Vertrag mit einigen Bedingungen wurde wurde dann Ronny offiziell zum Besitz meiner Mutter. Der Name wurde auch jetzt festgelegt. Ronny hat für uns eine größere/tiefere Bedeutung. Denn Ronny war der Name des ersten Hundes meiner Eltern. Und somit bekam auch der kleine Beagle diesen Namen, denn meine Eltern gehen davon aus, dass er der letzte ihrer Hunde sein wird. Im Vertrag wird bei der Vermittlung eines Versuchsbeagles übrigens vereinbart, dass so ein Hund nur an das Tierheim wieder zurückgegeben werden darf, aus dem er kommt. Es ist verboten, die Hunde anderweitig zu verkaufen oder zu verschenken. Ich finde das gut, da es einen Schutz für diese Hunde bietet.
Heute weiß ich, dass es durchaus schon Fälle gegeben hat, in denen Menschen der Beagle wieder abgenommen worden ist. Das kommt vor, wenn der Hund doch nicht so gut gehalten wird, wie es gerade bei einem sozial gestörten Hund der Fall ist. Sozial gestört hört sich für einige schlimm an. Aber zumindestens im Zusammenhang mit Menschen sind diese Hunde gestört. Man stelle sich einen Menschen vor, der bis zu seinem Erwachsenenalter nur immer in einem Zimmer bzw. Gebäude lebte. Und dann wird er in unser modernes Leben mit seinen vielen Möglichkeiten und Gefahren entlassen. So ähnlich geht es den Hunden aus dem Labor. Sie kennen nichts. Sie kennen kein Spazierengehen, sie kennen keine Bäume, keine Wiesen, keinen Regen, keinen Schnee. Und was noch schlimmer ist, sie kennen auch keine Straßen, keine Autos - und auch keine Menschen, die sie um ihrer selbst mögen.
Im Nachbarort hat Jemand auch einen Laborbeagle geholt. Aber er hat ihn wieder zurückgegeben, weil der Hund nach drei Monaten noch nicht sauber wird. Ich kann das nicht nachvollziehen, aber darüber zu urteilen steht mir vielleicht nicht an. Der Hund hatte das Pech in eine Familie zu kommen, bei der auch ein Hase in der Wohnung gehalten wurde. Und warum soll ein Hund nachvollziehen, dass er kein Bächlein und Häuflein machen darf, wenn ein Hase das darf und es wohl dementsprechend riecht.
Ich möchte hiermit klarmachen, dass es nicht einfach ist, einen solchen Hund zu sich zu holen. Manche der Hunde werden erst nach einem halben Jahr sauber und nicht jeder Laborbeagle macht so schnell Fortschritte wie unser Ronny. Es ist wichtig den Hunden zu helfen aber noch wichtiger ist es, sich der Verantwortung dafür bewusst zu sein. Gerade ein Hund mit einer solchen Vergangenheit braucht Liebe und sehr viel Geduld. Mit lautem Schimpfen kann man hier alles verderben, selbst wenn man andere Hund evtl. so erziehen kann. Aber hier kann ein hartes/lautes Wort das wenige Vertrauen schon wieder zerstören, das der Hund aufgebaut hat. Daher ist es keine Kleinigkeit, sich einen solchen Laborhund zuzulegen.
Beagle gelten als äußerst soziale und friedfertige Hunde. Das hat ihnen leider auch eingebracht, dass sie bevorzugt für Hundeversuche eingesetzt werden. Dazu kommt, dass sich Beagle für eine kleinere Hunderasse auch noch ausgezeichnet vermehren. Ihre Würfe sind größer als die von anderen kleinen Hunderassen. Und da Beagle eine sehr hohe Hemmschwelle haben, lassen sie sich eben sehr viel von Menschen gefallen, ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen zu beißen. Das macht sie leider perfekt für unsere moderne Gesellschaft mit ihren Tierversuchen. Und auch wenn Ronny frei ist, es gibt schon viele junge neue Beagle, die seinen Platz für neue Versuche einnehmen. Jetzt und hier leiden sie wieder.
Für mich selbst waren Ronny und die schrecklichen Vorkommnisse in Münster der ausschlaggebende Grund zu meiner Mitgliedschaft im Deutschen Tierschutzbund jetzt auch in den Verband der Tierversuchsgegner einzutreten. So oft wie in letzter Zeit sind mir Tränen gekommen bei dem Gedanken, wie diese Tiere leiden. Und wie viele Tiere leiden und sterben müssen, obwohl längst nicht alles an Versuchen sein müsste. Aber ich möchte hier keine Diskussion um Tierversuche anfangen. Ich bekenne mich nur dazu, gegen Tierversuche zu sein. Und ich bin stolz um jede Creme, bei der ich weiß, dass kein Tier dafür leiden oder sterben muss.
Jetzt aber wieder zu Ronny, mein Leser entschuldige meine Abschweifung. Ich finde es aber zu wichtig, auch so etwas zu erzählen. Immerhin geht man davon aus, dass jährlich in Deutschland über 8.000 Hunde verbraucht werden. Ist das nicht ein schrecklicher Begriff? Aber es ist der offziell genutzte Begriff. Beagle - Versuchshunde werden verbraucht. Und nur ein ganz, ganz geringer Teil erlebt das Ende wie Ronny, mit Freiheit. Daher rede ich auch davon, dass er ein Glückskind bzw. ein Glückshund ist.
Am 19. November 2003 kam Ronny zu uns. Er war verängstigt und suchte sich als erstes eine Ecke, wo er sich verstecken konnte. Aber das war gar nicht so einfach. Denn natürlich wollte alles, was sich Berns nannte, auch den neuen Hund kennen lernen. Aber darüber habe ich schon berichtet. Aber heute noch liebt Ronny die Ecke zwischen Frauchens Sessel und dem Sofa, auf dem Herrchen sitzt. Denn dort ist es noch am geschützten und er kann alles überblicken.
Seinen scheuen Blick - jedenfalls uns gegenüber - hat er schon fast ganz verloren. Seine Augen strahlen ein gewisses Selbstbewusstsein aus. Meine Mutter begrüßt er ja schon seit über drei Wochen, in dem er schwanzwedelnd angerannt kommt und sie mit erhobenen Schwanz begrüßt. Für einen \"normalen\" Hundebesitzer etwas ganz normales ist das für uns etwas Bedeutendes. Ich selbst war überglücklich, als er mich vor drei Tagen, als ich spät aus dem Kino kam, ebenfalls so begrüßte. Denn anfangs registrierte er mich kaum. Oder wenn er neugierig ankam, machte er bei meinem Näherkommen, dann doch seinen berühmten Schnellrückwärtsgang. Aber seit ein paar Tagen nicht mehr, welch ein Fortschritt. Natürlich werden meine Eltern mindestens genauso begrüßt. Mittlerweile kommt er auch hoch. Das heißt, relativ vorsichtig springt er an der von ihm wohl vermissten Person hoch, um sich ein paar besondere Streicheleinheiten geben zu lassen. Manchmal läuft der Hund, an dem wohl ein Zirkushund verloren gegangen ist, auch ein paar Schritte auf zwei Beinen rückwärts. Aber nur, damit meine Mutter ihn besser nehmen und streicheln kann.
Außer vor Fremden hat Ronny oft Angst vor Dingen, die er nicht kennt. Auf der anderen Seite ist er aber ein sehr neugieriges Exemplar von Hund, was ihn manchmal zu einem langgestreckten gar nicht so beagleähnlichen Tier macht. Denn hinten bleibt man stehen, während sich die Schnauze vorsichtig nach vorne bewegt und so der Hund länger und länger wird. Und um dann natürlich schnell wieder zurückzupreschen, falls das Neue zu gefährlich scheint. Angst hat er auch Extreme vor dem Geräusch einer Schere, insbesondere wenn er gerade am Schlafen war. Aber auch eine herunterfallende Zeitung reicht noch aus, um den Hund für 15 bis 30 Minuten in einen Schreck zu versetzen. Manchmal kommen wir uns noch immer wie Beagel-Fresser oder Schreckmonster vor, so sehr stellt Ronny sich dann in solchen Momenten an. Natürlich ist man sich bewusst, dass man selbst nicht der Täter ist und die Fragen kommen hoch, was da in der Vergangenheit alles geschehen ist. Aber für den Hund ist man in dem Moment eben der Auslöser des Schreckens und für kurze Zeit ist auch sein Misstrauen dann wieder vorhanden. Gott sei Dank hält es aber nicht mehr lange an und Ronny lässt sich wieder streicheln.
Mittlerweile lässt er sich nicht nur von meiner Mutter sondern auch mit Vorliebe von meinem Vater und mir streicheln. Er kommt oft hinter uns her und verlangt schon nach seinen Streichel- oder Krauleinheiten. Das ist schön, insbesondere wenn man ja noch die Fluchtzeit kennt. Sein Vertrauen zu uns wird immer größer und langsam gibt er uns auch etwas von der Liebe zurück, die wir ihm seit seinem Einzug bei meinen Eltern geben. Was gibt es schöneres als einen braven Hund, der zum Streicheln zu einem kommt oder der einen schwanzwedelnd begrüßt. Ach, wie seltsam ist es an die Zeiten zu denken, als ich das für normal hielt. Es ist etwas ganz Besonderes, dem soll sich jeder Hundebesitzer bewußt sein. Egal, ob er einen \"Problemhund\" oder einen sich ganz normal verhaltenden Hund hat.
Auf seinen Namen hört Ronny jetzt auch. Er kommt fast immer, wenn wir ihn rufen. Leider aber eben nicht immer. Und so hat einer meiner Fehler letztens nur durch Ronnys Schutzengel nicht zu schlimmeren geführt. Meine Eltern hatten jetzt gut ein Jahr lang keinen Hund. Und daher denke ich noch nicht immer daran, das Törchen zu schließen. Es ist das Törchen nach draußen. Vor ein paar Tagen habe ich es Mittags wohl vergessen zu schließen. Mein Vater nimmt aber Ronny auch öfters auf die Wiese mit. Und so geschah es, Ronny entdeckte das nicht geschlossene Törchen und machte sich auf seinen eigenen Erkundungsgang durch Fürthen. So heißt der Wohnort meiner Eltern. Als mein Vater Ronnys Fehlen entdeckte, waren schon ein paar Minuten vergangen. In Pantoffeln machte er sich rufend auf die Suche. Durch das Rufen aufmerksam geworden, sprach ihn eine Frau darauf an, weiter unten an der Straße einen Hund gesehen zu haben.
Die Straße an unserem Haus ist zwar eine Dorfstraße, aber immerhin die Hauptstraße. Und leider halten sich einige Autofahrer nicht an die vorgeschriebenen 50 km/h. Ronny hat dazu die Eigenart, nicht wie andere Hunde ann der Seite zu bleiben, nein die Mitte einer Straße ist ihm gerade gut genug. Aber der Kleine hatte Glück. Ein Autofahrer stand schon mit Warnblinklicht auf seiner Spur, da der Hund diese nun mal nicht verlassen wollte und auch andere waren dadurch aufmerksam geworden. Mein Vater versuchte nun Ronny einzuholen bzw. zu sich zu locken. Nur wollte Ronny seine neue Freiheit nicht so leicht aufgeben. Er ließ meinen Vater bis auf einen halben Meter an sich heran und lief dann fort. Irgendwie hat mein Vater ihn dann trotz Pantoffeln geschnappt und beendete das Fürthener Verkehrschaos, in dem er Ronny auf den Armen nach Hause trug. Um vorher das Geschirr und die Leine zu holen, blieb ihm ja keine Zeit. Ich habe dadurch gelernt, immer mindestens noch einen Blick auf das Törchen zu werfen, wenn ich das Haus verlasse. Beim Gedanken daran, was hätte passieren können, kommen mir die Tränen und mir wird übel. Ich danke Gott dafür, dass Ronny einen so guten Schutzengel hatte und mein Vater ihn doch relativ schnell erwischt hat.
Was gibt es noch Neues zu erzählen? Ronny hatte für drei Tage einen Rückfall und hat nachts eine Pfütze im Wohn- oder Esszimmer hinterlassen. Das war weniger schön. Gestern war ich Abends sehr lange mit ihm spazieren und heute war auch alles trocken. Ich bin mal gespannt, ob das jetzt so bleibt.
Bei Hunden und Katzen reagiert Ronny immer noch sehr freundlich. Alles was auf vier Beinen läuft, scheint für ihn Freund zu sein. Das ist gut und in einigen Punkten weniger gut. Selbst vor ihn angeifernden Hunden hat Ronny keine Angst. Am liebsten würde er auch mit denen spielen. Da es in der Gegend doch einige Raufer gibt, ist das nicht so gesund für ihn. Gut, dass er bisher immer nur an der Leine läuft. Aber Ronny hat auch schon einige Hundefreundschaften geschlossen. Er ist nicht der Hund, der mit anderen spielen will, aber er will alle Hunde kennen lernen und sie beschnuppern. Das Spielen/Toben mit anderen kennt er auch bei Hunden nicht. Als meine Nachbarhündin, auch ein Beagle, uns besuchte, folgte er ihr wie ein Schatten. Immer hinterher rennen und immer schnuppern, mehr wollte er nicht.
Mit dem großen Schäferhundmischling meiner älteren Schwester verträgt er sich auch. Dem Toby, so heißt der Mischlingsrüde, war er allerdings zu vorsichtig. Toby ist allerdings ein sehr wilder Hund, dessen Stürmischkeit meine Schwester nicht so ganz in den Griff bekommt. Dennoch war alles positiv. Denn da mein Vater meiner Mutter im Januar eine viertägige Romreise geschenkt hat, wollten sie den Hund bei meiner Schwester unterbringen. Ich selbst muss ja zu diesem Termin wieder im Projektgeschäft bei einem unserer Kunden arbeiten und werde dann mein Hotelleben weiterführen. Meine jüngere Schwester würde Ronny wohl auch Leben, aber leider mag ihre Katze keine Hunde. Das könnte dann wieder Probleme geben. Und somit wird Ronny wohl für vier Tage zu meiner älteren Schwester kommen.
Angst hat Ronny immer noch, wenn das Haus voll ist oder wenn wir irgendwo hingehen, wo sich viele fremde Menschen aufhalten. In der letzten Woche war der Hund beim Besuch eines griechischen Lokals wieder nur am Zittern. Wir sind nachher gegangen und haben uns das Essen einpacken lassen. Auch Weihnachten, als meine Schwestern mit ihren Kindern (insgesamt vier Kinder) da waren, wäre Ronny wohl lieber woanders bzw. alleine gewesen. Die Kinder verstehen nicht, wieso der Hund vor ihnen Angst hat und wollen ihn dadurch noch mehr streicheln. Es war somit nicht ganz einfach. Ronny hat sich mehrmals auf den Schoß meiner Mutter geflüchtet, weil er von ihr Hilfe erhoffte. Allerdings schlägt meine Mutter auch ungern den Enkeln etwas ab, weshalb Ronny dann bei zu viel Streicheleinheiten von Neffe/Nichte dann wieder den Schoß verließ. Dennoch ging es insgesamt gesehen sehr gut. Den Kindern muss man zureden, manchmal eben etwas dringlicher, dann lassen sie den Hund doch mal in Ruhe. Und somit hatte Ronny doch einen gewissen Schutz vor der Unruhe, die ihm noch Angst macht.
Eine neue Lieblingsspeise von Ronny habe ich auch entdeckt. Damit hätte ich nie gerechnet. Ich esse für mein Leben gerne Joghurt. Am liebsten noch den einfachen Vanille- oder Mokkajoghurt, den es schon relativ günstig in den Läden gibt. Und vor ein vier Tagen nahm ich mir nach dem Abendessen einen Vanillejoghurt aus dem Kühlschrank. Und wohl eher aus Scherz, als auch um auszuprobieren, ob Ronny wie Joker, der Hund vor ihm, Joghurt mag, hielt ich ihm den Becher unter die Nase, nahm etwas auf meinen Zeigefinger und streckte es Ronny hin mit der Aussage \"Petra Leckerli\". Ich rechnete gar nicht damit, dass Ronny den Joghurt mochte. Denn er ist manchmal ziemlich vorsichtig mit \"neuem\" Fressbaren. Allerdings hat er sich doch schon daran gewohnt, dass er nach dem Abendessen eine kleine Leckerei von mir bekommt. Die hatte er allerdings schon erhalten.
Nun denn, auf alle Fälle reagierte Ronny wie noch nie zuvor. Nicht nur, dass er meinen Finger ableckte und mir wie ein verrückter nachkam. Nein, er versuchte zu mir auf den Sessel im Wohnzimmer zu kommen, auf den ich mich setzte. Er stand auf zwei Pfoten, an den Sessel gelehnt, die Nase fast schon in meinen Joghurtbecher. So wurden auch meine Eltern auf ihn aufmerksam. An den Becher habe ich ihn nicht gelassen, so etwas mag ich nicht. Allerdings wurde der Finger in Joghurt getaucht und wieder machte ich einen Hund überglücklich, in dem er meinen Finger mit dem Joghurt ablecken konnte. Leider wollte Herrchen mit Ronny raus und dieser wollte jetzt nur noch den Joghurt. Also trug ich den angefangenen Becher zurück in den Kühlschrank und Ronny kam dann doch freiwillig zum Leine/Geschirr anziehen zu meinem Vater.
Den Joghurt habe ich dann verwahrt, weil ich sehen wollte, ob Ronny den nach seinem Spaziergang noch interessiert. Und das tat er. Ich ging mit dem Becher - verfolgt von Ronny nach seiner Runde - dann zu meinem Sessel ins Wohnzimmer und gab ihm wieder eine Fingerspitze voll. Bloß - wie wird man einen Joghurt-verrückten Hund los, wenn man selbst auch etwas von dem Joghurt bzw. das meiste verspeisen möchte? Nun gut, ich gab Ronny einen Löffel in den Napf und hatte kurz, sehr kurz, meine Ruhe. Danach musste Ronny zuschauen, bis ich meinen Joghurt fast auf hatte. Dafür durfte er dann den Becher auslecken. Wenn man bedenkt, vor einer Woche nahm Ronny nur etwas von mir auf der Flachen Hand und wenn man/ich mucksmäuschenstill dabei blieb. Bewegen sorgte für eine Ronny-Rückwärtsflucht. Und jetzt stand der Hund nah bei mir und schleckte den Joghurtbecher aus, den ich ihm hinhielt. Viel sauberer bekommt man so einen Becher mit Spülen auch nicht, kein Tropfen, kein Restchen war mehr vorhanden, als ich den leeren Becher zum Plastikmüll rübertrug und von Ronny in Erwartung von noch mehr verfolgt wurde. Aber da bekam er nur das \"Alle\" zu hören. \"Alle, Alle\" das kannten alle unserer Hunde. Und auch Ronny scheint schon zu verstehen, was das heißt. Es bedeutet, dass eine Leckerei alle ist, dass es nichts mehr gibt. Und so gab auch Ronny seine Ruhe. Mittlerweile mag ich auch, dass Ronny den Joghurt Typ Espresso, den es im Aldi gibt, genauso gerne mag.
Meine Mutter hat die Idee positiv aufgenommen. Denn bei einer Diät wird sie jetzt vielleicht versuchen, dem Hund mal Joghurt unterzumischen. Wie alle Beagle ist Ronny sehr verfressen und da heißt es doch aufpassen, wenn man keinen überfetteten Hund haben möcht3e.
Jetzt noch etwas zur Leckerei nach dem Essen. Nach dem Essen, unserem Essen, ist Ronny es schon gewohnt, eine kleine Leckerei zu bekommen. Wir haben das bei allen anderen Hunden genauso gemacht und so immer verhindern können, dass die Hunde bei Tisch betteln. Das ist beispielsweise der Speckrand vom Schinken, eine Wurstscheibe, die nicht mehr ganz einwandfrei aussieht oder auch nur ein Hundeleckerli vom Schrank. Auf diese Weise liegt dann der Hund während des Essens unter oder wie Ronny ein Stück entfernt vom Tisch und bettelt nicht. Sobald man aufsteht, wird man dann allerdings verfolgt, denn so ein Hund ist nicht dumm und weiß genau, dass es nach dem Essen auch etwas für ihn gibt. So etwas liest man übrigens auch manchmal als Tipp gegen das Betteln in Fachbüchern. Ich halte es selbst für eine sehr gute Idee. Denn das Betteln eines Hundes bei Tisch gehört sich nicht und nur so hat man auch einen Hund, den man gut in ein Lokal mitnehmen kann, ohne sich selbst zu blamieren.
Gestern Abend habe ich mal wieder erfahren, was es bedeutet, sich Ronny gegenüber durchzusetzen. Wie weiter oben schon erwähnt, bin ich am späten Abend extra mal eine andere, große Runde gegangen. Normalerweise gehen wir Abends nur eine mittelgroße Runde (15 bis 20 Minuten) um die Häuser. Jetzt ist Ronny aber ein schlauer Hund, der mitbekommen hat, dass er nach dieser Runde noch einmal Fressen bekommt. Ich vermute dass er auch aus diesem Grund so reagiert. Denn er will Abends nicht lange spazieren gehen und zieht zumindest das letzte Drittel nur noch, bis er endlich Zuhause und bei seinem Fressen ist. Daher war meine Idee, einfach eine größere Runde zu gehen. Da kann/wird Ronny mehr pipinieren und vielleicht klappt es dann auch mit einer Nacht ohne Pfütze. Somit ging ich bei der Straße nach links anstatt nach Rechts. Das führte dazu, dass Ronny doch nach links wollte. Er weiß durchaus, wo es normal hergeht. Also musste ich ihm zureden und ihm durch Zug an der Leine klarmachen, wer hier den Weg bestimmt.
Danach begann allerdings erst der ganze Wahnsinn. Denn als ich in den dunklen, leicht vereisten Feldweg einbog, da hatte Ronny beschlossen, hier nicht hergehen zu wollen. Mittlerweile haben wir gelernt, dass so ein Beagle durchaus mit der Sturköpfigkeit eines Dackels zu vergleichen ist. Und da heißtn es nur eines, sich durchsetzen. Sonst darf man nämlich machen, was der Hund will. Und somit kam es dann zu einer kleineren Rangelei mit Ronny. Während der Hund normalerweise immer so weit vorgeht, wie es die Leine zulässt, ging Ronny jetzt an meiner Seite, um dann eine Kehrtwendung zu machen, so dass die Leine sehr stark nach hinten anspannte. Mittlerweile kann Ronny das schon so aussteuern, dass er sich nicht auf den Rücken legt.
Anfangs landete er dann durch den eigenen Schwung schon mal unsanft auf dem Rücken. Dennoch ist es sehr stören, wenn man selbst nach Vorne geht und der Hund schwungwärts zurück rennt. Zureden schien nicht zu helfen. Somit half nur eines, stur zu bleiben, weiter zu reden und einfach den Weg weiter zu gehen. Schließlich lief Ronny mir so um die Füße herum, das ich leider auf einem seiner Pfoten trat. Im selben Moment, wo ich es bemerkte und mir der Hund leid tat, fing er auch an kurz zu jammern. Das war schlimm und gut zugleich. Schlimm ist es für mich, dem Hund wehzutun, so dass er jammern muss. Aber gut war es, dass er endlich mal einen Ton von sich gab, normales Hundeverhalten zeigte.
Ich stand natürlich mittlerweile. Ich redete mit Ronny, tröstet ihn und wie man das oft als \"verrückter\" Hundbesitzer macht, man erklärt dem Tier, wozu man eben weiter gehen will und wie wichtig diese Runde war. Obwohl es relativ dunkel war, bemerkte ich auch Ronnys vorwurfsvollen Blick. Anfangs stand er stur da, wollte nicht weiter gehen. Aber nach meiner Schmuse/Erzählrunde, kam er mit. Und ab diesem Moment lief er sogar normal. An der nächsten Kreuzung wollte er dann sogar von sich auch weiter und somit wurde es eben doch eine sehr große Runde. Mir hat das gezeigt, dass ich wohl doch trotz meines schlechten Gewissens (einen Hund ziehen zu müssen erzeugt durchaus auch ein schlechtes Gewissen) richtig gehandelt habe. Das zu machen, was ein Hund will, ist nicht der richtige Weg. Und so viel Ronny auch mitgemacht hat, so wenig er auch kennt und vor so vielem er noch Angst hat. Man muss als Mensch bestimmen und dem Hund irgendwie zeigen und klarmachen, in welche Richtung es zu gehen hat. Das gilt nicht nur fürs Spazieren gehen. Ansonsten braucht man sich nicht zu wundern, wenn der eigene Hund einen nicht anerkennt.
Ich finde selbst, dass Ronny in der kurzen Zeit schon sehr viele Fortschritte gemacht hat. Noch spielt er nicht mit Bällchen oder Stöckchen. Aber ich glaube, dass er das auch noch lernt. Immerhin tobt er jetzt sehr gerne mit uns herum. Wie ein wilder prescht er um die Ecken, wenn ihm nach Toben ist. Und unser \"Wo ist denn der Hund\" stachelt ihn dabei an, noch wilder herumzurasen. Es ist einfach herrlich zu sehen, wie Ronny sich mehr und mehr zum \"normalen\" Hund entwickelt, wie er mehr und mehr auf uns reagiert und lockerer das heißt auch selbstbewusster wird.
Aufgrund meiner Beiträge in verschiedenen Internetforen habe ich schon viele Resonanzen. Sowohl von Menschen, die selbst einen Laborbeagle haben bzw. sich für diese Tiere engagieren als auch tierliebende Menschen, die sich einfach für das Schicksal dieser Hunde interessieren. Ich möchte mich auf diesem Wege auf die vielen Kommentare und auch Mails bedanken. Auch für den Hinweis, dass Ronny bellen kann aber wohl nur nicht das bellen kann, bin ich dankbar. Ein netter Mensch hat mir eine Email zu einem meiner Forumeinträge dazu geschrieben.
Ich bin mal gespannt, wann unser Kleiner das erste Mal bellt und ob das Beagle-Bellen wirklich so tief ist, wie ich erfahren habe.
Bis bald - Miara
Meine Krise in der Woche hatte ich - dank eurer hilfreichen Kommentare aber auch dank OtterPeters direkte Art - am nächsten Tag überwunden. Manchmal ist es gut, wenn einem jemand sagt, dass man nicht alleine mit so was ist oder dass man das alles nicht so Ernst nehmen soll. Das sage ich mir so oft und dann schaffe ich es im Ernstfall doch wieder nicht.
Ich bin ein Typ Mensch, der es allen Recht machen will. Ich hasse nichts mehr, als wenn mich Menschen nicht mögen. Und gleichzeitig möchte ich auch alles gut machen. Damit setzte ich mich oft sehr unter Druck. Und das betrifft nich nur meinen Beruf sondern auch mein Privatleben. Wenn ich nicht am Tag wenigstens ein paar Bilder eingescannt und nachbearbeitet habe, bekomme ich die Krise. Bekomme ich mehrere schlechte Bewertungen hier (selbst wenn es vielleicht doch Doppelpseuden oder Neider sind) dann mache ich mir intensivste Gedanken, was ich falsch gemacht habe. Oder ob ich nicht wegen meiner Nerven doch aussteigen soll. Jetzt bekommt keine Angst, falls euch was an mir und meinen Beiträgen hier liegt. Meistens beruhige ich mich nach einem Tag, rede mir ein, dass mir schlechte Bewertungen und Kommentare nichts ausmachen und mache dann doch wie gewohnt weiter.
Donnerstag und Freitag, also die Tage nach meiner Krise, war ich im Düsseldorfer Büro. Das hat mir so gut getan. Da kann ich effektiver arbeiten, habe Menschen um mich, mit denen ich sehr gut klar komme und hänge auch nicht so deprimiert herum wie Zuhause. Ist schon seltsam, wie ich mich verändere, wenn ich mal unter Menschen bin, die ich kenne und mit denen ich gut klarkomme.
Mit meinem Chef habe ich übrigens auch noch mal gesprochen. Und ihm gesagt, dass ich mir viele Gedanken wegen unseres letzten Gesprächs und der Möglichkeit einer Entlassung mache. Er sagte, dass ich mir da nicht so viele Gedanken machen soll und die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass ich in diesem Jahr in meinem Bereich noch ein Projekt bekomme. Und selbst wenn das nicht klappt, ist ja die Kündigung nur eine Option. Ich bräuchte mir also noch nicht die FAZ wegen der Anzeigen zu kaufen. Und wenn es doch im nächsten Jahr nicht wie geplant mit dem Bereich laufen würde und es zu einer Kündigung käme, dann käme die auch nicht von einem Tag auf den anderen. So unfair sei man in der Firma nicht. Ich habe auf alle Fälle dann genug Zeit, mich zu bewerben. Das hat mir dann ein etwas besseres Gefühl gegeben.
Mit dem Thema habe ich mich jetzt noch mehr befasst und werde von den Kollegen auch schon mal gefragt, wie dieses oder jenes am besten ist. Das betrifft natürlich das Tool, mit dem hauptsächlich ich arbeite.
Jetzt wird seitens der Firma versucht, mich in ein Projekt bei einer großen Deutschen Bank hineinzubekommen. Das wäre dann in München und mindestens bis Ende des Jahres. München ist zwar weit weg, aber ich mag die Stadt. Und ich möchte unbedingt in ein Projekt, das gibt mir mehr Sicherheit. Aber noch haben wir den Zuschlag nicht. Momentan arbeite ich aber, um diese Chancen zu erhöhen, noch ein paar Extras und Konzepte aus.
Zuhause bei mir in Königswinter gefällt mir die Situation nicht so gut. Ich habe bis gestern gefroren. Am Freitag habe ich den Vermieter informiert, dass die Heizung nicht heizt. Die Vermieterin versprach, sich darum zu kümmern, aber am Freitag und am Samstag war noch alles eiskalt.
Nun bin ich ein Typ, der die Dinge gerne selbst in die Hand nimmt und mein Vermieter ist sehr schlecht zu erreichen. Ich war stinksauer und verfroren. 18 Grad ist für mich einfach zu kalt. Ich brauche meine 21 bis 22 Grad in einem Raum, wenn ich sitzend arbeite oder anderes mache.
Also bin ich am Samstag mal wieder auf Einkaufstour gewesen. Soweit zu meinem Versuch zu sparen. Dann habe ich mir in zwei Baumärkten diverse Wärmetauschgeräte, Radiatoren und Konvektoren angesehen. Und dabei einiges über diese Geräte erfahren. Und für knapp 70 Euro habe ich mir dann einen leistungsfähigen Konvektor gekauft und heize damit permanent meine Wohnung auf. Das ist bei einer 90 m2 Wohnung gar nicht so einfach, aber die Temperaturen sind jetzt wieder auszuhalten.
Gekauft habe ich mir so nebenbei auch wieder anderes. Da ich meinen einzigen Hammer verlegt habe und seit einem Monat nicht mehr vermisse, kam dieser natürlich auch noch mit. Nachmittags bin ich dann noch nach Bonn gefahren, habe mir die neue CD von Grönemeier gekauft (Mensch) und die Siebengebirgskalender sowie einen Wolfskalender mitgenommen. Ich verschenke einen Siebengebirgskalender immer an meine Eltern und einen an meinen Onkel und meine Tante in Australien. Die waren beide schon hier und haben sich letztes Jahr sehr über den Großformatkalender gefreut. Auf alle Fälle war ich dann Nachmittags einige Euros los. Und wenn Miara einkauft, kommt auch immer mindestens ein Buch aus dem Sonderangebot mit. Diesmal waren es zwei, ein Buch und ein Taschenbuch...
Gestern abend hatte ich dann einen unmöglichen Schoko und Süßigkeitenhunger. Eine Tafel Schokolade und ein halber Beutel Müsli-Aktiv Gebäck gingen dabei drauf. Und abends kamen dann die Kopfschmerzenb. Manchmal glaube ich, zu viel Süßes bewirkt bei mir auch Kopfschmerz. Nun denn, vor dem Bettgehen habe ich eine Ibuprofen genomnmen.
Die Nacht war wie in letzter Zeit wieder sehr unruhig. Andauernd wache ich mit Gedanken an die Arbeit oder sogar an die Bildbearbeiitung auf. Eigntlich wird es Zeit für einen Urlaub. Aber da ich für ein Projekt bereit sein will und ein Urlaub immer viel Geld kostet, will ich keinen machen.
Heute morgen wachte ich für Samstag ohne Wecker relativ früh auf, vor 8 Uhr. Kopfschmerzen. Ich nahm noch eine Tablette und legte mich wieder ins Bett. Nein, der Tag gefiel mir nicht. Ich döste dann noch, schlief ein, wachte mehrmals auf und das zog sich dann bis 11 Uhr 30 hin. Dann kochte ich mir eine Tasse Kaffee, und fing an, alles für mein Mittagessen vorzubereiten.
Und obwohl ich mir vorgenommen habe,diesen Monat kein Geld mehr für mein Haupthobby Fotografieren auszugeben, fiel mir dann wieder der Botanische Garten ein und ging mir nicht mehr durch den Kopf.
Gegen 14.00 Uhr bin ich dann wählen gegangen. Und war erstaunt über die praktsichen Wahlgeräte, in denen man seit diesem Jahr in Königswinter alles nur noch per Knopfdruck macht.
Danach habe ich mir meine Ausrüstung gepackt, genügend Filme eingepackt und bin in den Botanischen Garten nach Bonn gefahren. Vorher habe ich mir noch die Bilder vom vorherigen Besuch als Katalog ausgedruckt. Warum? Ganz einfach, ich hasse Abwertungen, und ich hasse es, hinschreiben zu müssen, unbekannte tropische Pflanze. Also bin ich mit vier Din A 4 Zetteln und meiner Ausrüstung in den Botanischen Garten gedüst.
Als ich ankam, hatten wir 14.30. Um 16.00 Uhr schließen die Häuser, dann kann man nur noch in die Außenbereiche. Also bin ich erst dahin, denn da hatte ich auch vorher die meisten Aufnahmen gemacht. Viele Aufnahmen wollte ich auch nicht mehr machen, nur noch von den Pflanzen, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Und dann habe ich insgesamt doch wieder 5 36er Filme verschossen. Das kostet mich auch wieder einiges, denn natürlich werde ich die Filme morgen abgeben, weil ich drauf lauere, wie die Bilder sind. Da ich mit den Blitzergebnissen beim letzten Besuch nicht so zufrieden war, habe ich einen frischen Satz Batterien eingelegt, da brauche ich jetzt auch wieder einen neuen Reservesatz.
Interessant war es schon im Gewächshaus. Denn immer wieder blüht da was neues. Und somit zückte ich dann auch immer wieder meine Kamera. Oder es schossen mir Gedanken durch den Kopf, dass eine bestimmte Aufnahme beim letzten Mal nicht so optimal war. Also wurde auch diese wieder abgelichtet. Hoffentlich mit besserem Ergebnis. Diesmal habe ich immer aufgepasst, ob die Kamera nach dem Blitzen auch okay anzeigt, denn nur dann ist der Blitz ausreichend gewesen. Dadurch kam es aber auch wieder bei mir zu Mehrfachaufnahmen. Denn wenn das okay nicht kam, fotografierte ich nach einer kleinen Pause mit veränderter Blende neu. Bei jedem Blümchen wurde dann der Name aufgeschrieben, was sich als nicht ganz einfach herausstellte. Oft gab es nur lateinische Aufnahmen und manchmal musst ich schon zu den Pflanzen krabbeln, um ein brauchbares Schildchen zu finden. Und teilweise waren gar keine Schilder vorhanden. So weiß ich doch bei vielen Pflanzen nicht, was es für welche sind.
Um 16.00 Uhr wurde ich dann freundlich gebeten, das Haus zu verlassen. Ich war gerade mit den ersten beiden Bereichen durch, jetzt fehlte nur noch das auch ziemlich große Kakteenhaus. Die Häuser werden dann geschlossen und die Pflanzen beregnet, jedenfalls im Mangrovenhaus.
Draußen hatte es gerade geschüttet und wohl gestürmt. Denn einige der Angestellte waren damit beschäftigt, umgestürzte Pflanzen wieder aufzustellen. Ich düste in den Australienbereich draußen und stellte ebenfalls ein oder zwei der schönen Pflanzen wieder auf. Zwischendurch fotografierte ich wieder und schrieb auch massen lateinische Pflanzennamen auf meine Zettel.
Schließlich durchwanderte ich noch den Afrika und Neuseeland-Bereich, sowie den Amerika Bereich. Und anschließend auch noch einen kleinen Teil des Europabereiches. Dann sprach mich wieder ein Angestellter an. Wir würden gleich 17.45 Uhr haben und ich möchte bitte den Park direkt verlassen. Denn wegen der Wahlergebnisse wolle man heute pünktlich um 18.00 Uhr Schluss machen.
Lustig war hierbei übrigens, dass ich zuerst gar nicht auf sein Rufen achtete. Denn mit meinen jetzt doch 38 Jahren bin ich es nicht gewohnt, wenn mich ein unbekannter Mensch mit \"Du - komm mal\" anspricht. Ich fühlte mich auch nicht angesproche, bis das nervigerweise zwei, drei Mal ertönte und ich außer mir niemanden sah, den dieser Mensch meinte. Lach, ein klein wenig fühlte ich mich auch geehrt. Auf alle Fälle hatte ich Verständnis für das Anliegen und war dann auch um 18.55 Uhr heraus. Ich wundere mich immer wieder, wie schnell die Zeit vergeht, wenn ich schöne Dinge oder Tiere fotografiere.
Zuhause angekommen, sah ich mir auch gleich die Wahlergebnisse an. Aber nicht sehr lange, danach besuchte ich Ciao, Hitwin und Yopi, stellte Photos ein und legte mir ein StarTrek DVD ein. Und das schaue ich mir jetzt auch an, natürlich während des Schreibens. Denn leider bin ich so ein Typ Mensch, der nur schlecht eines alleine machen kann. Vielleicht klappt es ja nach dem Einstellen des Beitrages.
Liebe Grüße, danke fürs Lesen - ich freue mich auf eure Kommentare - Miara/Petra
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-06-25 13:23:15 mit dem Titel Noch einmal gut gegangen - UPS!
Momentan bin ich ja in Düsseldorf bei einer großen deutschen Bank im Einsatz.
Das bedeutet, dass ich auch jeden Tag hier vor Ort bin und wie die \"internen Angestellten\" als sogenannte \"Externe\" hier vor Ort erscheine und im Büro arbeite.
Das war und ist auch heute der Fall. Und somit möchte ich doch mein Erlebnis von eben (ca. 30 Minuten ist es her) schildern.
Ich bin momentan in einem Büro untergebracht, in dem es keinen Internetanschluss gibt. Da ich allerdings auf einen Internetanschluss angewiesen bin, muss ich somit für kurze Zeit in einem anderen Raum wechseln, in dem der Internetanschluss bereit steht.
Dafür nehme ich mir, weil es eben schneller geht, nur das Notebook mit den notwendigen Kabeln ohne Stromkabel mit. Dann schliesse ich es für höchstens eine halbe Stunde drüben an, gehe Online, gleiche alles ab und wechsle dann wieder in meinen Raum. Das Akku hält ja sowieso zwischen eine und zwei Stunden, somit brauche ich mir darum keine Sorgen machen.
Sagen wir mal lieber, normalerweise brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Denn heute war alles anders.
Ich sass schon fast eine Stunde in dem anderen Raum mit meinem Notebook ohne Stromversorgung, denn es waren mir wohl sehr große Dateien als Anhänge mitgesendet worden. Und dann dauert die Übertragung mit ISDN schon mal ein wenig länger. Plötzlich kam ein Kollege aus der Bank in das Büro und sagte, ich müssse unbedingt direkt den Raum verlassen. Ich schaute ihn an, als mache er einen Scherz. Aber da irrte ich mich, denn der Kollege sagte direkt, es handle sich um einen Feueralarm. Ich hoffte noch auf eine Übung, aber auch die wurde verneint.
Somit musste ich direkt - und ohne mein Notebook - den Raum verlassen. Er erlaubte mir nicht, mein notwendiges Werkzeug noch in Sicherheit zu bringen. Auf dem Notebook befinden sich ja wichtige Daten, somit war ich nicht erfreut.
Den Alarm hatten wohl die meisten hier nicht mitbekommen. Denn aus irgendwelchen Gründen funktionierte auch die Alarmsirene nicht. Ich glaubte immer noch an eine Übung oder einen Scherz, machte aber dabei mit.
Und somit stand ich plötzlich mit anderen Kollegen der Bank vor der Tür, besah mir kurz die Feuerwagen und folgte den Anderen.
Diese beschlossen einfach, Essen zu gehen. Man müsse sowieso warten, bis die Feuerwehr nicht mehr abrückte.
Ich aber dachte nur an das Notebook. Feuer war keines zu sehen, somit hoffte ich nur, dass auch keines vorhanden war und mir nicht allzu viele Daten verloren gingen. Denn das Notebook war ja noch angeschaltet und der Akku würde langsam leer werden.
Somit kehrte ich wieder an den Ort des Geschehens zurück. Ein Feuerwehrmann sagte mir, dass es ein echter Alarm sei, aber dann kam ein anderer seiner Kollegen aus der Tür. Und dieser nette Herr sagte mir, alles sei in Ordnung und ich könne wieder ins Büro. Mit einem Blick auf mich dann noch verschmitzt ansehend, ich könne weiter arbeiten.
Im Büro angekommen, konnte ich noch sehen, wie sich mein Rechner abschaltete, weil der Strom nicht mehr ausreichte. Ein paar Daten sind verloren gegangen, aber nichts, was ich nicht wieder hinbekomme.
Bin ich froh, dass es wohl nur ein Fehlalarm war. Denn wie ich gerade erfahren habe, hat es heute morgen in einem anderen Gebäude der Bank auch einen Feueralarm gegeben und dort hat es auch tatsächlich gebrannt, so dass für mehrere Stunden niemand ins Büro kam.
Der Abteilungsleiter in der Bank sagte mir noch, der reine Sachschaden würde von der Bank ersetzt, wenn aber ungesicherte Daten auf meinem Rechner verloren gingen, da hafte niemand für...
Und beim nächsten Feueralarm schnappe ich mir einfach dieses Notebook, egal was andere sagen...
So, jetzt habt ihr auch mein kleines heutiges \"Abenteuer\" miterlebt.
Heute morgen habe ich übrigens die freudige Nachricht erhalten, dass das Projekt dank meiner perfomanten Arbeit hier bis zum 30.08.2003 verlängert worden ist. Ich freue mich natürlich riesig darüber.
Liebe Grüße und vielen Dank fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren - Miara
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2004-01-16 23:04:56 mit dem Titel Wenn die Welt auf den Kopf gestellt wird (Die Geschichte von Ronny, einem Ex-Versuchshund) - Teil I
Ich habe mir lange überlegt, wo ich den Beitrag hier am sinnvollsten einstelle und wo er hoffentlich auch gelesen wird.
Eigentlich schwebte mir ein lustiges Tagebuch vor, aber meine Stimmung zum Thema ist sehr gemischt und zur Zeit kann ich noch nichts so richtig lustiges über \"Ronny\" schreiben.
Ronny ist unser neues Familienmitglied. Familienmitglied heißt genau, es ist der neue Hund meiner Eltern. An sich vielleicht kein Thema für einen kritischen Kommentar. Aber bei Ronny und seinen Schicksalsgenossen kann ich mir den nicht verkneifen.
Denn Ronny, ein rassereiner 2 1/2 jähriger Beaglerüde lebte bis letzte Woche Dienstag noch in einem Versuchstierlabor in Leverkusen. Er ist einer von vielen Hunden, die nur dazu leben, damit neue Medikamente auf den Markt kommen oder verbessert werden. Ironischerweise lebte Ronny eigentlich für seine Artgenossen. Denn wie die anderen aus seiner Gruppe wurde Ronny für Versuche an Tiermedikamenten, seshr wahrscheinlich Wurmmittel verwendet. Nur das erfährt man von dem Tierheim bzw. aus dem Internet zum Thema der Hunde nach dem Kölner Modell.
Das Kölner Modell gibt es erst seit einigen Jahren. Der Name kommt daher, weil man sich zuerst im Kölner Raum Gedanken über das Schicksal von Hunden aus Versuchslaboren gemacht hat, die dort nicht mehr zu Versuchen benötigt werden. Und so haben Tierschützer und Wissenschaftler eine interessante Einigung getroffen. Die Versuchslabore geben Hunde, die sie nicht mehr benötigen, an Tierheime ab, die sie direkt an Privatpersonen weitervermitteln. Innerhalb von 10 Jahren wurden jetzt auf diese Art über 1.000 Hunde vermittelt/gerettet. Übrigens werden mittlerweile auch Versuchskatzen abgegeben.
Die Menschen, die sich für solche Hunde interessieren, werden über die bevorstehenden Probleme mit den Hunden informiert und genau überprüft. Denn man will vermeiden, dass so ein Hund vom Regen in die Traufe kommt.
Meine Eltern hatte ja bis vor 1 1/2 Jahren permanent Hunde und konnten sowohl gute und lange Hundeerfahrung als auch ein eigenes Grundstück mit Haus vorweisen, das umzäunt ist. Gegen eine Schutzgebühr haben sie nach einiger Wartezeit dann \"Ronny\" bekommen.
Jetzt aber etwas zu Ronny und der Überschrift. Denn Ronny kannte bisher nur eines, ein Tierversuchslabor mit dem Teil, in dem er lebte und die Betreuer dort, die die Versuche durchführten.
Jetzt wird er mit unzähligen fremdartigen Sachen konfrontiert. Diese sind oft sehr erschreckend, zudem Ronny wie fast alle Tierversuchshunde fast gar kein Selbstbewußtsein hat.
Wer kennt schon einen Hund, der sich vor einer geteerten Straße, einem Baum oder sogar vom Straßenrand erschreckt?
Bei seinen ersten Spaziergängen schnupperte Ronny zwar überall sehr interessiert, aber wie eine Hündin macht er nur ein oder zweimal. Von Markieren schien er noch nichts gehört zu haben. Im Internet habe ich gelesen, dass diese Versuchshunde so wenig selbstbewußtsein haben, dass sie eben Angst haben, anderen Hunden mitzuteilen, dass sie auch da sind. Und daher markieren sie nicht. Übrigens hob Ronny wenigstens das Bein wie ein ordentlicher Rüde. Kommt plötzlich etwas unerwartetes (Ein lautes Auto beispielsweise, bei dem der Fahrer anscheinend Hörgeschädigt ist) dann bleibt Ronny stehen, duckt sich und man muss darauf vorbereitet sein, dass er genau da hinspringt, wo es am ungesündesten für ihn ist - vors Auto. Meine Mutter erzählte, dass er sich gerne bei einem Auto auf der Straße hinduckt, so ähnlich wie ein Igel. Nur ist das für einen Beagle eben genauso ungesund wie für diese Stachler. Ich hatte bei ihm das Problem, dass er, sobald er auf einer Teerstraße ist, diese nicht mehr verlassen will. \"Wie, auf dem grünen Rand soll ich gehen?\". Man braucht dann doch Überzeugungsarbeit, Zureden und/oder Leckerli, um diesen störrischen Hund auf die Seite zu bekommen. Denn Spaziergang heißt ja nicht nur den Hund herumziehen.
Jede fremde Einfahrt oder jeder fremde Weg vom Bürgersteig aus zieht Ronny auch unwahrscheinlich an. Ich kenne das von Katzen, die solche Einfahrten dann auch so umgehen, und den freien Bürgersteig dann scheuen. Dennoch war mein erster Spaziergang mit Ronny besser als ich dachte.
Und was bitte ist spielen? Gebellt hat Ronny bis heute noch nicht, auch das kennt er nicht.
Diesen Mittwoch, also nach einer Woche bei uns, hat Ronny zum ersten Mal einen Versuch gemacht, mit meiner Mutter ansatzweise zu spielen. Viel ist wohl nicht daraus geworden.
Ronny ist kein Extremfall, somit musste er nicht nur herumgetragen werden. Denn Versuchshunde sind es nicht gewohnt, selbst zu laufen. Das Stück von ihrer Unterkunft bis zum Versuchstisch werden sie anscheinend getragen. Eigentlich sind Beagle Jagd- und Laufhunde, daher finde ich das noch schlimmer. Auf jeden Fall fiel Ronny zwar am ersten Tag die vier-Stufen-Treppe meiner Eltern herunter, weil er keine Treppe kannte, aber eine kleine Runde lief er schon mit. Natürlich mit viel zureden und Leckereien. Denn ansonsten kann es passieren, dass der neue Hausbewohner einfach beschließt liegenzubleiben. Und man selbst das Tier dann doch nach Hause tragen darf.
Mit einem stubenreinen Hund darf man auch nicht rechnen. Ronny macht zwar nicht in die Küche, in der er Nachts schläft. Aber wenn man nicht alle Räume verschließt, dann landet eben ein Häufchen im Wohnzimmer oder an einer anderen Stelle, an die man nicht denkt.
Tagsüber ist Ronny übrigens Stubenrein. Wenn er unruhig ist, wird er auf die Wiese gelassen oder einer von uns (ich nur am Wochenende) geht mit ihm spazieren.
Was mich persönlich am meisten bestürzt hat, war die Tatsache, dass die Hunde in den Versuchslaboren keine Namen haben und die Betreuer alles persönliche vermeiden. Sogar gestreichelt werden sie normalerweise nicht. Und so hatte Ronny bei der Übergabe nur eine Nummer - einen Zahlencode.
Ronny ist in der ersten Zeit jetzt schon mit sehr vielen Dingen konfrontiert worden. Die Katze meiner Schwester hat ihm schon einen Hieb auf die Nase versetzt, als er sie neugierig beschnupperte. Eine blutige Nase war dann das Resultat und zwei Tiere, die wegsprangen. Ronny in die eine Richtung, die Katze in die andere Richtung auf einen sicheren Baum.
Direkt am ersten Wochenende kamen dann meine Schwestern mit ihren Kindern und natürlich ich. Die Kinder finden den Hund natürlich süß. Nur konnte er sich da kaum zurückziehen. Das bei unseren Hunden übliche Rückzugsgebiet \"Körbchen\" kannte Ronny ja noch gar nicht.
Natürlich haben auch die Nachbarn oder beispielsweise der Metzger den Ex-Versuchshund schon bestaunt. Und diese Woche waren mein Onkel und meine Tante mit Hund (Zwergspitz) da, damit Ronny auch richtigen Hundekontakt bekommt. Da der Spitz Ronny aber nur angebellt hat, hat sich der relativ schnell verzogen. Ihn anzubellen, das scheint Ronny auch nicht gewohnt zu sein.
Auf alle Fälle haben wir jetzt einen Hund, der beim Metzger zwar interessiert schnuppert, dann aber die \"fremdartige\" Wurst verschmäht und der vor ein Paar Tagen nach etwas misstrauischem Beginn doch den Geschmack von Fleisch kennen und schätzen gelernt hat.
Es ist seltsam, einen erwachsenen jungen Hund um sich zu haben, der verängstigt ist und mit dem man nicht spielen oder toben kann.
Aber wenigstens mag Ronny streicheln. Er scheint das wirklich zu genießen. Und der Rest kommt bestimmt auch noch. Denn Ronny scheint mir sehr lernfähig zu sein und neugierig ist der Kleine auf alle Fälle.
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Kölner Modell:
Vermittlung von Versuchstieren
Das „Kölner Modell\" ist eine Einrichtung zur Abgabe ehemaliger Versuchstiere an Privatpersonen, die gemeinsam von Personen aus dem Tierschutzbereich und tierexperimentell arbeitenden Wissenschaftlern in Köln ins Leben gerufen worden ist.
Bei den vermittelten Tieren handelt es sich fast ausschließlich um Hunde und Katzen, die von verschiedenen Pharmafirmen an das Tierheim zur Weitervermittlung abgegeben werden. Diese Tiere wurden vorher von Tierärzten eingehend auf ihren Gesundheitszustand untersucht und sind geimpft - die Katzen außerdem kastriert.
In den meisten Fällen wurden an diesen Tieren Untersuchungen zur Erforschung und Entwicklung von Tierarzneimitteln gegen parasitäre Erkrankungen durchgeführt. Etwa 70 % dieser Untersuchungen sind für die Zulassung dieser Medikamente von den Behörden vorgeschrieben.
Während in den ersten Jahren nur sehr wenige Tiere in das „Kölner Modell\" gegeben wurden, ist diese Zahl in den letzten Jahren auf mehr als hundert Tiere pro Jahr angewachsen.
Die im Zusammenhang mit der Vermittlung dieser Tiere erhobene Gebühr dient ausschließlich der Unterhaltung des Tierheimes in Wermelskirchen. Der Tierschutzverein Wermelskirchen rettet seit 1989 Labortiere und ist glücklich darüber, so vielen helfen zu können. Der Vorstand wünscht sich, dass flächendeckend in ganz Deutschland Tierschutzvereine Kontakt mit den Pharmafirmen in ihrer Umgebung aufnehmen, um das Gleiche zu tun wie der Tierschutzverein Wermelskirchen:
Retten, was zu retten ist. Das geht nur im Dialog, nicht mit spektakulären Aktionen. Das Kölner Modell hat sich bewährt.
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Hunde, die über das Kölner Modell vermittelt werden, sind meistens schon ausgewachsen, manchmal werden sogar Welpen abgegeben. Bei meinem ersten Anruf mit der Dame vom Tierheim Wermelskirchen habe ich erfahren, dass einige der Tiere erst mit 10 oder 12 von diesem Schicksal erlöst werden. Da hat Ronny mit seinen 2 1/2 Jahren ja noch Glück gehabt.
Ich bin hier sehr gespannt auf Kommentare. Wahrscheinlich werde ich euch auch mit Ronnys Werdegang bzw. seinen Abenteueren und seiner Entwicklung auf dem Laufenden halten. Ich hoffe, es besteht auch hier Interesse daran.
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2004-01-18 20:38:55 mit dem Titel Nicht immer ganz einfach (Die Geschichte eines Ex-Laborbeagles, Zweiter Teil)
23. Dezember 2003:
Heute, jetzt nachdem Ronny gut vier Wochen im Hause ist, möchte ich seine Geschichte weiterschreiben. Wer schon den ersten Teil meiner Ronny-Geschichte gelesen hat, weiß dass Ronny kein \"normaler\" Hund ist. Mit 2 1/2 Jahren wurde seine Welt auf den Kopf gestellt, in dem er aus einem Versuchslabor von Bayer-Leverkusen entlassen wurde und dann einen Tag später von meinen Eltern zu sich nach Hause geholt wurde.
Wenn man bei meinen Eltern von Ronny spricht, dann kommt als erstes das Wort schwierig, manchmal sogar sehr schwierig, aber danach direkt das Wort lieb und verschmust. Und das ist Ronny auch, zumindestens wenn er Vertrauen zu jemanden hat. Und das ist nicht so einfach.
Viele Menschen, so auch ich, kennen Hunde in der Art, dass sie Vertrauen zu Menschen haben, selbstbewußt auf sie zugehen, mit dem Schwanz wedeln und sich bei freundlichen, ruhigen Menschen zumindestens auch über eine Streicheleinheit freuen. Bei Ronny ist das (hoffentlich noch) ein wenig anders. Vor Menschen hat er trotz seiner Neugierde große Scheu. Das bedeutet konkret, dass Ronny zwar versucht, jeden Menschen am Bein zu beschnuppern, dann aber reißaus nimmt, wennn der Mensch den \"niedlichen kleinen Hund\" auch streicheln möchte.
Meine Mutter sagt, Ronny habe fünf Rückwärtsgänge, aber nur einen Vorwärtsgang. Und wenn ich mir so den kleinen Beagle betrachte, dann ist diese Aussage sehr passend. Da Ronny sehr wenig kennt, ist natürlich alles auch für ihn fremd. Angst bekommt man nicht nur vor Menschen, sondern auch vor dem Klappern eines Mülleimers, den Geräuschen beim Ein- oder Ausräumen einer Geschirrspülmaschine, schnellen Bewegungen. Etwas gebessert hat sich seine Angstreaktion beim Stimmenklang. Anfangs ist er erschreckt weggerannt, wenn man nur die Stimme ein wenig geredet hat. Und niemand kann sich vorstellen, wie schrecklich so ein lautes Niesen für einen Ex-Laborbeagle wie Ronny ist.
Aber ich habe ja auch von Fortschritten geredet. Natürlich geht die Entwicklung zumn \"normalen\" Hund hin nicht so einfach und schnell, wie man es gerne hätte. Daher geben die Tierheime erwachsene Laborbeagle auch nur an hundeerfahrene Personenn ab, die wenn möglich, auch noch ein umzäuntes eigenes Grundstück besitzen. Welpen werden auch an Anfänger oder Familien mit Kindern abgegeben.
Ronny ist übrigens sehr kinderfreundlich. Allerdings sind die Kinder nicht sehr einsichtig und verfolgen den Hund von sich auch noch, wenn ihm alles zu viel wird. Dann müssen wir Erwachsene schon mal was sagen. Die Kinder verstehen einfach nicht, wieso dieser niedliche, kindlich verspielt wirkender Hund, Angst vor ihnen haben kann.
Angst hat man vor dem üblichen Hundespielzeug, insbesondere wenn es gerollt oder geworfen wird. Ob von ihm weg oder vorsichtig zu ihm, das ist egal. Es ist fremd und gefährlich. Jedenfalls scheint Ronny es so zu sehen. Vorgestern war mein Vater bei mir mit Ronny zu Besuch. Ich habe mich sehr gefreut, dass Ronny mittlerweile meine Wohnung kennt und wie Zuhause reagiert. Sich also ruhig hinlegt. Und (mögt ihr nicht zu sehr schimpfen) er kommt sogar auf meine Couch. Aber das durften auch schon seine Vorgänger. Als wir dann das Haus verließen und ich noch etwas erledigte, sah ich plötzlich, dass Ronny sich auf dem Arm meines Vaters befand. Denn etwas ganz gefährliches war geschehen. Die Nachbarskinder (8-10 Jahre alte Jungen) waren tatsächlich mit einem \"gefährlichen \" Fußball am schießen. Und Ronny war nicht dazu zu bewegen, an diesen gefährlichen Kindern mit dem Todesgerät vorbeizugehen. Und somit musste er mal wieder ein Stück getragen werden.
Viele der Laborbeagle weigern sich Anfangs, spazieren zu gehen. Sie kennen es nur, getragen zu werden. Zu unserer großen Freude gehört Ronny aber nicht zu diesen Exemplaren. Normalerweise liebt er es spazieren zu gehen. Es sei denn, wir haben Abends, es ist stark am Regnen oder wie jetzt manchmal noch schrecklicher, am schneien. Gestern abend hat er sich bei meinem Vater im Schnee geweigert, länger mitzulaufen und leider auch nicht sein Geschäft erledigt. Normalerweise ist Ronny stubenrein (hat nach ca. 2 Wochen funktioniert) aber wenn er abends sein \"Häufchen\" nicht macht, dann landet es doch in der Nacht im Wohnzimmer oder im Esszimmer. Dennoch betrachten wir das als eher kleineren Rückschlag. Man darf sich nur nicht durch diesen (oft sehr sturen) Beagle dazu bringen lassen, einen Spaziergang vorzeitig zu beenden.
Was mich persönlich auch amüsiert ist die Tatsache, dass Ronny als erstes gelernt hat, wie ein Rüde zu markieren. Das hat er nach einer Woche schon gemacht, als ob er es eh und jeh nicht anders kannte. Wenn er draußen ist, trägt er auch selbstbewußt seine Rute hoch, natürlich nur, wenn keine gefährlichen Kinder mit noch gefährlicheren Bällen spielen...
Positiv finde ich auch, dass Ronny meine Eltern und auch mich mittlerweile begrüßt und nicht seinen berühmten Rückwärtsgang einlegt, wenn man die Wohnung betritt. Je Nachdem, wie man sich bewegt, passiert das zwar immer noch, aber es wird immer seltener. Und es ist doch viel schöner, wenn so ein kleines Energiebündel einen schwanzwedelnd begrüßt und dann noch eine Runde toben möchte. Das ist auch das erste spielerische Verhalten, was Ronny äußert. Anfangs war er nach dem ersten Tobeansatz total verängstigt, so dass man sich als Mittober noch als Hundefresser fühlte. Aber mittlerweile kann man schon eine Zeitlang mit ihm toben, ohne dass er irgendwann doch Angst bekommt. Niemand kann wohl nachvollziehen, wie vorsichtig man als Mensch hier beim Toben sein muss, immer bedacht, diesen Hund nicht zu verschrecken.
Eine Tortour für Ronny ist auch das Autofahren. Von Anfang an hat er sich irgendwie hinten im Auto verletzt. Jedesmal hatte er sich die Nase abgeschrabbt, das sah schrecklich aus und muss auch weh getan haben. Dabei haben meine Eltern einen Kombiähnlichen Wagen, in dem bisher alle Hunde hinten ihr eigenes Reich hatten. Vermutlich versucht Ronny durch das Hundegitter zu kommen und hat sich dabei verletzt. Jetzt sind meine Eltern dazu übergegangen, dass einer hinten sitzt und sich um den Hund kümmert, der dann mit auf der Rücksitzbank sitzt. Bisher hat sich Ronny aber dennoch jedesmal beim Autofahren übergeben. Oder fast jedesmal. Als mein Vater und ich gestern nach Königswinter und zurück fuhr, hat es beim ersten Mal geklappt. Allerdings fuhren wir auch mit meinem Wagen. Vielleicht verträgt der Hund ja nur das Autofahren mit dem Wagen meiner Eltern nicht. Das müssen wir jetzt abwarten. Es hat ein wenig Hoffnung gemacht, dass Ronny die beiden je einstündigen Fahrten jetzt ohne Probleme überstanden hat. Auf der Rückfahrt hat er im Gegensatz zur Hinfahrt auch nicht mehr gezittert. Mein Vater meint, dass Ronny vielleicht auch daher Probleme hat, weil ern so etwas wie Autofahren gar nicht kennt und es natürlich auch etwas fremdartiges für den Hund sein muss, mit hoher Geschwindigkeit die Gegend an sich vorbeiziehen zu sehen. Meine Leser ahnen ja gar nicht, wie viele Thesen man findet, um solche Verhaltensweisen wie die von Ronny erklären zu können. Oft möchte ich den genaueren Hintergrund über Ronny erfahren, aber manchmal denke ich doch, dass es vielleich besser ist, nicht alles zu wissen. Zu oft gibt es grausame Szenen bei Tierversuchen zu sehen.
Was ist Ronny noch? Er ist total verfressen. Von meiner Nachbarin, ebenfalls Beagle-Besitzerin und aus einem Beagle-Rassebuch haben wir erfahren, dass das leider typisch für die Rasse ist. Es ist eingezüchtet, denn als Meutehunde war eben der beste Hund auch der beste Fresser. Und das hat sich auch bei den heutigen Hunden nicht geändert, dass diese Hunde für ihr Leben gerne Fressen. Alle unsere Hunde haben gerne gefressen, das will ich damit nicht sagen. Aber so verfressen wie dieser zierliche Beagle-Rüde war noch keiner. Und somit achtet meine Mutter schon darauf, dass er nicht zu viel bekommt. Denn Satt scheint dieser Hund nie zu werden.
Auf den Schnee hat Ronny übrigens sehr merkwürdig reagiert. Zum einen so, als ob ihn der Schnee nicht interessiert. Zum anderen aber wollte er letztens nicht durch den Schnee laufen. Spielen darin wollte er natürlich nicht. Ich bin mal gespannt, ob sich das noch ändert.
Wenn es an der Tür schellt, rennt Ronny mit zur Tür. Denn neugierig ist er ja, wie ich schon schrieb. Übrigens rennt er auch an die Tür, wenn das Telefon klingelt, den Unterschied hat er noch nicht wahrgenommen.
Sehr interessiere ich mich übrigens dafür, warum Ronny nicht bellt. Bis heute hat er noch nicht einmal gebellt. Und noch nie gejammert. Der Hund hat sich schon mehrmals die Nase verletzt, nie gab er einen Ton von sich. Er schaut sich andere Hunde befremdet an, wenn diese bellen. Und macht dann meistens einen Bogen um diese bellenden Hunde. Diese Reaktion zeigt er, ob nun der andere Hund eine Kuh verbellt oder wenn ein Hund meint, ihn anbellen zu müssen. Manchmal frag ich mich, was die im Labor mit den Beagles anstellen. Denn meine Muttter erzählte, dass beim Abholen bzw. Aussuchen von Ronny, keiner der vielen Beagle auch nur einmal gebellt hat. Ich hoffe nur, dass nichts mit den Stimmbändern der Hunde gemacht wurde, das wäre doch sehr schade. Aber vielleicht ist es nur anerzogen, so wie viele andere Verhaltensweisen von Ronny. *Nach Einträgen in ein paar Versuchsbeagleforen habe ich Rückantwort erhalten, dass Ronny wohl noch anfangen wird zu bellen. Die Versuchshunde fangen normalerweise nicht vor einem halben Jahr mit dem Bellen an. Und selbst dann bellen sie wesentlich seltener als andere Beagle. Ich bin noch gespannt darauf, ob und wann Ronny wohl bellen wird.
Eine Verhaltensweisen ist übrigens das hochnehmen und hinstellen. Man nehme diesen quirligen Beagle hoch (ganz vorsichtig) und stelle ihn auf einen Tisch oder auch nur auf den Boden zurück. Schon steht Ronny wie eine Eins da, still und steif, den Schwanz dabei eingeklemmt. Anfangs hat es minutenlang gedauert, bis der Hund sich wieder bewegt hat, mittlerweile dauert es nur noch wenige Sekunden. Trotzdem ist es befremdend. Seinen Namen kennt Ronny mittlerweile auch. Er weiß, wer \"Ronny\" heißt und kommt auch meistens, wenn man ihn ruft. Bei meinen Eltern hört er natürlich besser als bei mir, aber ich bin ja doch relativ selten bei ihm, fast nur am Wolchenende. Über die Weihnachtstage hole ich aber einiges nach, das habe ich schon jetzt gemerkt, denn seit drei Tagen bin ich täglich mit Ronny zusammen. Und seit heute begrüßt er eben auch mit mit Schwanzwedeln und Toben. Darüber habe ich mich riesig gefreut.
Vieles mit Ronny ist nicht einfach, aber es macht Spaß seine Fortschritte mitzuerleben, so klein manche auch scheinen.
Liebe Grüße
Miara
----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2004-01-26 12:28:00 mit dem Titel Ronny - die Geschichte unseres Ex-Versuchshundes (Teil 3)
Tagebucheintrag zu Ronny – 31. Dezember 2003:
Heute, da das Jahr 2003 zu Ende geht, möchte ich wieder etwas zu Ronny schreiben. Ein paar Menschen hier verfolgen ja sein Schicksal mit, das ich von Zeit zu Zeit veröffentliche.
Ronny ist ein ca. 37 cm großer Beagle-Rüde, der am 29.03.2001 geboren wurde. Geboren wurde er nur für einen Zweck. Gemeinsam mit vielen anderen Beagles war sein Lebenszweck der Tierversuch. Denn bei Bayer-Leverkusen züchtet man diese Hunderasse speziell nur für diesen Zweck. (Mündliche Auskunft der Leiterin des Tierheims Wermelskirchen)
Welche Versuche genau mit ihm durchgeführt wurden, das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Im Tierheim Wermelskirchen sagte man uns, es würden mit diesen Hunden Versuche für die Tiermedizin durchgeführt. Also Tierversuche, die dazu dienen, dass andere Haustiere immer bessere Medikamente erhalten. Uns selbst kommen manchmal Zweifel, weil Ronny auf vieles so extrem reagiert. Aber leider können Ronny und seine Schicksalsgenossen nicht reden und erzählen, was ihnen widerfahren ist. Vielleicht ist es auch besser so....
Bis zum 18. November 2003, also über 2 1/2 Jahre kannte Ronny nur wenige Dinge. Seine Box, in der er untergebracht war und den Ort, an dem dann die Versuche stattgefunden haben. Sein Leben als Welpe bzw. als normaler Junghund wurde ihm so genommen. Und seine soziale Prägung auf den Menschen hat so auch nicht stattgefunden. Menschen kannte Ronny nur als große Personen, die ihm wohl oft auch Schmerzen zufügten und die ihm sein Futter gaben.
Wer wie ich hofft, dass man da besonders Tiergerecht mit den Hunden umgeht, ihnen vielleicht doch mal liebe Wörter oder Streicheleinheiten schenkt, den werde ich wohl enttäuschen müssen. Denn dafür verhält sich Ronny Menschen gegenüber zu extrem. Schon alleine die Tatsache, dass ein Hund über 2 1/2 Jahre nur eine \"Nummer\" ist, also nur über seine eintätowierte Nummer identifiziert ist und keinen persönlichen Namen hat, lässt mir eine Gänsehaut über meinen Körper rinnen, auch jetzt noch.
Am 18. November 2003 kam Ronny zusammen mit einigen anderen seiner Artgenossen ins Tierheim Wermelskirchen. Ganz genau wissen wir es nicht mehr, wie viele es waren, schätzungsweise 45 bis 50 Hunde alle so um Ronnys Alter kamen ins Tierheim zur direkten Weitervermittlung. Wenn Tierversuchsreihen beendet werden und die Hunde nach einer Untersuchung physisch und psychisch als in Ordnung gelten, dann gibt es dank einsichtigen Wissenschaftlern und engagierten Tierschützern mittlerweile die Regelung, dass bestimmte Firmen diese Hunde ans Tierheim abgeben. Die Tierheime vermitteln diese Hunde normalerweise direkt weiter. Da es die Projekte jetzt schon über 10 Jahre lang gibt, existieren schon genug Hundebesitzer, die bereit sind, sich so ein Sorgenkind zu sich zu holen. Und die dann versuchen, aus diesem gestörten Hund einen normalen glücklichen Hund zu machen. Und das ist gar nicht so einfach. Daher selektieren die Tierheime sehr genau, wem sie einen ihrer geretteten Beagle herausgeben. Wer sich für einen Versuchshund interessiert, findet genauere Informationen unter: http://www.tierheim-wermelskirchen.de/. Meine Informationen zum Thema der Versuchshunde allgemein stammen auch von dieser Seite bzw. mündlicher Auskünfte der Tierheimleiterin.
Wichtig ist es beispielsweise, dass man schon über eine gute Hundeerfahrung verfügt. Zu viele Fehler können hier gemacht werden, denn die Hunde haben kein normales Sozialverhalten dem Menschen gegenüber. Sie wurden ja nicht wie die anderen Welpen so auf uns geprägt, dass sie uns als Rudelgenossen, als Freunde betrachten. Und somit sind Menschen oft erschreckende Wesen, die man nicht unbedingt immer im Guten kennengelernt hat.
Ronny war einer der glücklichen Hunde, die es geschafft hatten. Er galt wie seine anderen Kollegen als Gesund und fähig, sich so umzuentwickeln, dass er mal ein \"normaler\" Haushund werden konnte. Zusammen mit den anderen Rüden befand er sich in dem einen Zwinger. Die Hündinnen befanden sich in einem weiteren Zwinger, als meine Eltern das Tierheim aufsuchten.
Da meine Eltern sehr lange Hundeerfahrung aufweisen konnten und ein eigenes umzäuntes Grundstück ihr eigen nennen, gehörten sie zu dem Personenkreis, dem die Tierheime diese Hunde am liebsten abgeben. Das Alter meiner Eltern warf zwar Anfangs fragen auf, aber mit 60 kann man auch noch alt genug werden, um einem Beagle bis in sein Altern ein gutes Zuhause bieten.
Meine Eltern waren sich eigentlich einig, dass es wieder ein Rüde werden sollte. Bisher waren alle unsere Hunde Rüden. Meine Mutter schloss zwar eine Hündin nicht aus, sofern ihr eine Hündin besser gefallen sollte, aber mein Vater wollte lieber einen Rüden.
Als sie beim Zwinger waren, fiel beiden direkt ein etwas kleinerer Beagle-Rüde auf, der sehr lebendig war und als einziger auch am Zwingerzaun hochsprang, um etwas mehr von der Umgebung zu sehen. Er war tricolor, also dreifarbig mit sehr schöner Zeichung. Er hatte lebendige Augen und meine Mutter hat sich wohl direkt in ihn verliebt. Dieser Hund musste es sein. Und somit wurden sich die Hündinnnen gar nicht angesehen, Ronny aber fand dadurch sein neues Zuhause im Westerwald.
Zusammen mit Ronny erwarben meine Eltern ein Hundegeschirr und eine neue Leine. Denn unsere Automatik-Langlaufleine sollten wir nicht verwenden. Unter der Auflage, den Hund nur mit diesem Geschirr und dieser Leine spazieren zuführen, bekamen meine Eltern dann Ronny und das neue Zubehör übergeben. Ronny zitterte und hatte Angst, aber das ist normal, wenn man einen Laborbeagle übergeben bekommt.
Durch eine Schutzgebühr von 160 Euro und einen schriftlichen Vertrag mit einigen Bedingungen wurde wurde dann Ronny offiziell zum Besitz meiner Mutter. Der Name wurde auch jetzt festgelegt. Ronny hat für uns eine größere/tiefere Bedeutung. Denn Ronny war der Name des ersten Hundes meiner Eltern. Und somit bekam auch der kleine Beagle diesen Namen, denn meine Eltern gehen davon aus, dass er der letzte ihrer Hunde sein wird. Im Vertrag wird bei der Vermittlung eines Versuchsbeagles übrigens vereinbart, dass so ein Hund nur an das Tierheim wieder zurückgegeben werden darf, aus dem er kommt. Es ist verboten, die Hunde anderweitig zu verkaufen oder zu verschenken. Ich finde das gut, da es einen Schutz für diese Hunde bietet.
Heute weiß ich, dass es durchaus schon Fälle gegeben hat, in denen Menschen der Beagle wieder abgenommen worden ist. Das kommt vor, wenn der Hund doch nicht so gut gehalten wird, wie es gerade bei einem sozial gestörten Hund der Fall ist. Sozial gestört hört sich für einige schlimm an. Aber zumindestens im Zusammenhang mit Menschen sind diese Hunde gestört. Man stelle sich einen Menschen vor, der bis zu seinem Erwachsenenalter nur immer in einem Zimmer bzw. Gebäude lebte. Und dann wird er in unser modernes Leben mit seinen vielen Möglichkeiten und Gefahren entlassen. So ähnlich geht es den Hunden aus dem Labor. Sie kennen nichts. Sie kennen kein Spazierengehen, sie kennen keine Bäume, keine Wiesen, keinen Regen, keinen Schnee. Und was noch schlimmer ist, sie kennen auch keine Straßen, keine Autos - und auch keine Menschen, die sie um ihrer selbst mögen.
Im Nachbarort hat Jemand auch einen Laborbeagle geholt. Aber er hat ihn wieder zurückgegeben, weil der Hund nach drei Monaten noch nicht sauber wird. Ich kann das nicht nachvollziehen, aber darüber zu urteilen steht mir vielleicht nicht an. Der Hund hatte das Pech in eine Familie zu kommen, bei der auch ein Hase in der Wohnung gehalten wurde. Und warum soll ein Hund nachvollziehen, dass er kein Bächlein und Häuflein machen darf, wenn ein Hase das darf und es wohl dementsprechend riecht.
Ich möchte hiermit klarmachen, dass es nicht einfach ist, einen solchen Hund zu sich zu holen. Manche der Hunde werden erst nach einem halben Jahr sauber und nicht jeder Laborbeagle macht so schnell Fortschritte wie unser Ronny. Es ist wichtig den Hunden zu helfen aber noch wichtiger ist es, sich der Verantwortung dafür bewusst zu sein. Gerade ein Hund mit einer solchen Vergangenheit braucht Liebe und sehr viel Geduld. Mit lautem Schimpfen kann man hier alles verderben, selbst wenn man andere Hund evtl. so erziehen kann. Aber hier kann ein hartes/lautes Wort das wenige Vertrauen schon wieder zerstören, das der Hund aufgebaut hat. Daher ist es keine Kleinigkeit, sich einen solchen Laborhund zuzulegen.
Beagle gelten als äußerst soziale und friedfertige Hunde. Das hat ihnen leider auch eingebracht, dass sie bevorzugt für Hundeversuche eingesetzt werden. Dazu kommt, dass sich Beagle für eine kleinere Hunderasse auch noch ausgezeichnet vermehren. Ihre Würfe sind größer als die von anderen kleinen Hunderassen. Und da Beagle eine sehr hohe Hemmschwelle haben, lassen sie sich eben sehr viel von Menschen gefallen, ohne auch nur auf den Gedanken zu kommen zu beißen. Das macht sie leider perfekt für unsere moderne Gesellschaft mit ihren Tierversuchen. Und auch wenn Ronny frei ist, es gibt schon viele junge neue Beagle, die seinen Platz für neue Versuche einnehmen. Jetzt und hier leiden sie wieder.
Für mich selbst waren Ronny und die schrecklichen Vorkommnisse in Münster der ausschlaggebende Grund zu meiner Mitgliedschaft im Deutschen Tierschutzbund jetzt auch in den Verband der Tierversuchsgegner einzutreten. So oft wie in letzter Zeit sind mir Tränen gekommen bei dem Gedanken, wie diese Tiere leiden. Und wie viele Tiere leiden und sterben müssen, obwohl längst nicht alles an Versuchen sein müsste. Aber ich möchte hier keine Diskussion um Tierversuche anfangen. Ich bekenne mich nur dazu, gegen Tierversuche zu sein. Und ich bin stolz um jede Creme, bei der ich weiß, dass kein Tier dafür leiden oder sterben muss.
Jetzt aber wieder zu Ronny, mein Leser entschuldige meine Abschweifung. Ich finde es aber zu wichtig, auch so etwas zu erzählen. Immerhin geht man davon aus, dass jährlich in Deutschland über 8.000 Hunde verbraucht werden. Ist das nicht ein schrecklicher Begriff? Aber es ist der offziell genutzte Begriff. Beagle - Versuchshunde werden verbraucht. Und nur ein ganz, ganz geringer Teil erlebt das Ende wie Ronny, mit Freiheit. Daher rede ich auch davon, dass er ein Glückskind bzw. ein Glückshund ist.
Am 19. November 2003 kam Ronny zu uns. Er war verängstigt und suchte sich als erstes eine Ecke, wo er sich verstecken konnte. Aber das war gar nicht so einfach. Denn natürlich wollte alles, was sich Berns nannte, auch den neuen Hund kennen lernen. Aber darüber habe ich schon berichtet. Aber heute noch liebt Ronny die Ecke zwischen Frauchens Sessel und dem Sofa, auf dem Herrchen sitzt. Denn dort ist es noch am geschützten und er kann alles überblicken.
Seinen scheuen Blick - jedenfalls uns gegenüber - hat er schon fast ganz verloren. Seine Augen strahlen ein gewisses Selbstbewusstsein aus. Meine Mutter begrüßt er ja schon seit über drei Wochen, in dem er schwanzwedelnd angerannt kommt und sie mit erhobenen Schwanz begrüßt. Für einen \"normalen\" Hundebesitzer etwas ganz normales ist das für uns etwas Bedeutendes. Ich selbst war überglücklich, als er mich vor drei Tagen, als ich spät aus dem Kino kam, ebenfalls so begrüßte. Denn anfangs registrierte er mich kaum. Oder wenn er neugierig ankam, machte er bei meinem Näherkommen, dann doch seinen berühmten Schnellrückwärtsgang. Aber seit ein paar Tagen nicht mehr, welch ein Fortschritt. Natürlich werden meine Eltern mindestens genauso begrüßt. Mittlerweile kommt er auch hoch. Das heißt, relativ vorsichtig springt er an der von ihm wohl vermissten Person hoch, um sich ein paar besondere Streicheleinheiten geben zu lassen. Manchmal läuft der Hund, an dem wohl ein Zirkushund verloren gegangen ist, auch ein paar Schritte auf zwei Beinen rückwärts. Aber nur, damit meine Mutter ihn besser nehmen und streicheln kann.
Außer vor Fremden hat Ronny oft Angst vor Dingen, die er nicht kennt. Auf der anderen Seite ist er aber ein sehr neugieriges Exemplar von Hund, was ihn manchmal zu einem langgestreckten gar nicht so beagleähnlichen Tier macht. Denn hinten bleibt man stehen, während sich die Schnauze vorsichtig nach vorne bewegt und so der Hund länger und länger wird. Und um dann natürlich schnell wieder zurückzupreschen, falls das Neue zu gefährlich scheint. Angst hat er auch Extreme vor dem Geräusch einer Schere, insbesondere wenn er gerade am Schlafen war. Aber auch eine herunterfallende Zeitung reicht noch aus, um den Hund für 15 bis 30 Minuten in einen Schreck zu versetzen. Manchmal kommen wir uns noch immer wie Beagel-Fresser oder Schreckmonster vor, so sehr stellt Ronny sich dann in solchen Momenten an. Natürlich ist man sich bewusst, dass man selbst nicht der Täter ist und die Fragen kommen hoch, was da in der Vergangenheit alles geschehen ist. Aber für den Hund ist man in dem Moment eben der Auslöser des Schreckens und für kurze Zeit ist auch sein Misstrauen dann wieder vorhanden. Gott sei Dank hält es aber nicht mehr lange an und Ronny lässt sich wieder streicheln.
Mittlerweile lässt er sich nicht nur von meiner Mutter sondern auch mit Vorliebe von meinem Vater und mir streicheln. Er kommt oft hinter uns her und verlangt schon nach seinen Streichel- oder Krauleinheiten. Das ist schön, insbesondere wenn man ja noch die Fluchtzeit kennt. Sein Vertrauen zu uns wird immer größer und langsam gibt er uns auch etwas von der Liebe zurück, die wir ihm seit seinem Einzug bei meinen Eltern geben. Was gibt es schöneres als einen braven Hund, der zum Streicheln zu einem kommt oder der einen schwanzwedelnd begrüßt. Ach, wie seltsam ist es an die Zeiten zu denken, als ich das für normal hielt. Es ist etwas ganz Besonderes, dem soll sich jeder Hundebesitzer bewußt sein. Egal, ob er einen \"Problemhund\" oder einen sich ganz normal verhaltenden Hund hat.
Auf seinen Namen hört Ronny jetzt auch. Er kommt fast immer, wenn wir ihn rufen. Leider aber eben nicht immer. Und so hat einer meiner Fehler letztens nur durch Ronnys Schutzengel nicht zu schlimmeren geführt. Meine Eltern hatten jetzt gut ein Jahr lang keinen Hund. Und daher denke ich noch nicht immer daran, das Törchen zu schließen. Es ist das Törchen nach draußen. Vor ein paar Tagen habe ich es Mittags wohl vergessen zu schließen. Mein Vater nimmt aber Ronny auch öfters auf die Wiese mit. Und so geschah es, Ronny entdeckte das nicht geschlossene Törchen und machte sich auf seinen eigenen Erkundungsgang durch Fürthen. So heißt der Wohnort meiner Eltern. Als mein Vater Ronnys Fehlen entdeckte, waren schon ein paar Minuten vergangen. In Pantoffeln machte er sich rufend auf die Suche. Durch das Rufen aufmerksam geworden, sprach ihn eine Frau darauf an, weiter unten an der Straße einen Hund gesehen zu haben.
Die Straße an unserem Haus ist zwar eine Dorfstraße, aber immerhin die Hauptstraße. Und leider halten sich einige Autofahrer nicht an die vorgeschriebenen 50 km/h. Ronny hat dazu die Eigenart, nicht wie andere Hunde ann der Seite zu bleiben, nein die Mitte einer Straße ist ihm gerade gut genug. Aber der Kleine hatte Glück. Ein Autofahrer stand schon mit Warnblinklicht auf seiner Spur, da der Hund diese nun mal nicht verlassen wollte und auch andere waren dadurch aufmerksam geworden. Mein Vater versuchte nun Ronny einzuholen bzw. zu sich zu locken. Nur wollte Ronny seine neue Freiheit nicht so leicht aufgeben. Er ließ meinen Vater bis auf einen halben Meter an sich heran und lief dann fort. Irgendwie hat mein Vater ihn dann trotz Pantoffeln geschnappt und beendete das Fürthener Verkehrschaos, in dem er Ronny auf den Armen nach Hause trug. Um vorher das Geschirr und die Leine zu holen, blieb ihm ja keine Zeit. Ich habe dadurch gelernt, immer mindestens noch einen Blick auf das Törchen zu werfen, wenn ich das Haus verlasse. Beim Gedanken daran, was hätte passieren können, kommen mir die Tränen und mir wird übel. Ich danke Gott dafür, dass Ronny einen so guten Schutzengel hatte und mein Vater ihn doch relativ schnell erwischt hat.
Was gibt es noch Neues zu erzählen? Ronny hatte für drei Tage einen Rückfall und hat nachts eine Pfütze im Wohn- oder Esszimmer hinterlassen. Das war weniger schön. Gestern war ich Abends sehr lange mit ihm spazieren und heute war auch alles trocken. Ich bin mal gespannt, ob das jetzt so bleibt.
Bei Hunden und Katzen reagiert Ronny immer noch sehr freundlich. Alles was auf vier Beinen läuft, scheint für ihn Freund zu sein. Das ist gut und in einigen Punkten weniger gut. Selbst vor ihn angeifernden Hunden hat Ronny keine Angst. Am liebsten würde er auch mit denen spielen. Da es in der Gegend doch einige Raufer gibt, ist das nicht so gesund für ihn. Gut, dass er bisher immer nur an der Leine läuft. Aber Ronny hat auch schon einige Hundefreundschaften geschlossen. Er ist nicht der Hund, der mit anderen spielen will, aber er will alle Hunde kennen lernen und sie beschnuppern. Das Spielen/Toben mit anderen kennt er auch bei Hunden nicht. Als meine Nachbarhündin, auch ein Beagle, uns besuchte, folgte er ihr wie ein Schatten. Immer hinterher rennen und immer schnuppern, mehr wollte er nicht.
Mit dem großen Schäferhundmischling meiner älteren Schwester verträgt er sich auch. Dem Toby, so heißt der Mischlingsrüde, war er allerdings zu vorsichtig. Toby ist allerdings ein sehr wilder Hund, dessen Stürmischkeit meine Schwester nicht so ganz in den Griff bekommt. Dennoch war alles positiv. Denn da mein Vater meiner Mutter im Januar eine viertägige Romreise geschenkt hat, wollten sie den Hund bei meiner Schwester unterbringen. Ich selbst muss ja zu diesem Termin wieder im Projektgeschäft bei einem unserer Kunden arbeiten und werde dann mein Hotelleben weiterführen. Meine jüngere Schwester würde Ronny wohl auch Leben, aber leider mag ihre Katze keine Hunde. Das könnte dann wieder Probleme geben. Und somit wird Ronny wohl für vier Tage zu meiner älteren Schwester kommen.
Angst hat Ronny immer noch, wenn das Haus voll ist oder wenn wir irgendwo hingehen, wo sich viele fremde Menschen aufhalten. In der letzten Woche war der Hund beim Besuch eines griechischen Lokals wieder nur am Zittern. Wir sind nachher gegangen und haben uns das Essen einpacken lassen. Auch Weihnachten, als meine Schwestern mit ihren Kindern (insgesamt vier Kinder) da waren, wäre Ronny wohl lieber woanders bzw. alleine gewesen. Die Kinder verstehen nicht, wieso der Hund vor ihnen Angst hat und wollen ihn dadurch noch mehr streicheln. Es war somit nicht ganz einfach. Ronny hat sich mehrmals auf den Schoß meiner Mutter geflüchtet, weil er von ihr Hilfe erhoffte. Allerdings schlägt meine Mutter auch ungern den Enkeln etwas ab, weshalb Ronny dann bei zu viel Streicheleinheiten von Neffe/Nichte dann wieder den Schoß verließ. Dennoch ging es insgesamt gesehen sehr gut. Den Kindern muss man zureden, manchmal eben etwas dringlicher, dann lassen sie den Hund doch mal in Ruhe. Und somit hatte Ronny doch einen gewissen Schutz vor der Unruhe, die ihm noch Angst macht.
Eine neue Lieblingsspeise von Ronny habe ich auch entdeckt. Damit hätte ich nie gerechnet. Ich esse für mein Leben gerne Joghurt. Am liebsten noch den einfachen Vanille- oder Mokkajoghurt, den es schon relativ günstig in den Läden gibt. Und vor ein vier Tagen nahm ich mir nach dem Abendessen einen Vanillejoghurt aus dem Kühlschrank. Und wohl eher aus Scherz, als auch um auszuprobieren, ob Ronny wie Joker, der Hund vor ihm, Joghurt mag, hielt ich ihm den Becher unter die Nase, nahm etwas auf meinen Zeigefinger und streckte es Ronny hin mit der Aussage \"Petra Leckerli\". Ich rechnete gar nicht damit, dass Ronny den Joghurt mochte. Denn er ist manchmal ziemlich vorsichtig mit \"neuem\" Fressbaren. Allerdings hat er sich doch schon daran gewohnt, dass er nach dem Abendessen eine kleine Leckerei von mir bekommt. Die hatte er allerdings schon erhalten.
Nun denn, auf alle Fälle reagierte Ronny wie noch nie zuvor. Nicht nur, dass er meinen Finger ableckte und mir wie ein verrückter nachkam. Nein, er versuchte zu mir auf den Sessel im Wohnzimmer zu kommen, auf den ich mich setzte. Er stand auf zwei Pfoten, an den Sessel gelehnt, die Nase fast schon in meinen Joghurtbecher. So wurden auch meine Eltern auf ihn aufmerksam. An den Becher habe ich ihn nicht gelassen, so etwas mag ich nicht. Allerdings wurde der Finger in Joghurt getaucht und wieder machte ich einen Hund überglücklich, in dem er meinen Finger mit dem Joghurt ablecken konnte. Leider wollte Herrchen mit Ronny raus und dieser wollte jetzt nur noch den Joghurt. Also trug ich den angefangenen Becher zurück in den Kühlschrank und Ronny kam dann doch freiwillig zum Leine/Geschirr anziehen zu meinem Vater.
Den Joghurt habe ich dann verwahrt, weil ich sehen wollte, ob Ronny den nach seinem Spaziergang noch interessiert. Und das tat er. Ich ging mit dem Becher - verfolgt von Ronny nach seiner Runde - dann zu meinem Sessel ins Wohnzimmer und gab ihm wieder eine Fingerspitze voll. Bloß - wie wird man einen Joghurt-verrückten Hund los, wenn man selbst auch etwas von dem Joghurt bzw. das meiste verspeisen möchte? Nun gut, ich gab Ronny einen Löffel in den Napf und hatte kurz, sehr kurz, meine Ruhe. Danach musste Ronny zuschauen, bis ich meinen Joghurt fast auf hatte. Dafür durfte er dann den Becher auslecken. Wenn man bedenkt, vor einer Woche nahm Ronny nur etwas von mir auf der Flachen Hand und wenn man/ich mucksmäuschenstill dabei blieb. Bewegen sorgte für eine Ronny-Rückwärtsflucht. Und jetzt stand der Hund nah bei mir und schleckte den Joghurtbecher aus, den ich ihm hinhielt. Viel sauberer bekommt man so einen Becher mit Spülen auch nicht, kein Tropfen, kein Restchen war mehr vorhanden, als ich den leeren Becher zum Plastikmüll rübertrug und von Ronny in Erwartung von noch mehr verfolgt wurde. Aber da bekam er nur das \"Alle\" zu hören. \"Alle, Alle\" das kannten alle unserer Hunde. Und auch Ronny scheint schon zu verstehen, was das heißt. Es bedeutet, dass eine Leckerei alle ist, dass es nichts mehr gibt. Und so gab auch Ronny seine Ruhe. Mittlerweile mag ich auch, dass Ronny den Joghurt Typ Espresso, den es im Aldi gibt, genauso gerne mag.
Meine Mutter hat die Idee positiv aufgenommen. Denn bei einer Diät wird sie jetzt vielleicht versuchen, dem Hund mal Joghurt unterzumischen. Wie alle Beagle ist Ronny sehr verfressen und da heißt es doch aufpassen, wenn man keinen überfetteten Hund haben möcht3e.
Jetzt noch etwas zur Leckerei nach dem Essen. Nach dem Essen, unserem Essen, ist Ronny es schon gewohnt, eine kleine Leckerei zu bekommen. Wir haben das bei allen anderen Hunden genauso gemacht und so immer verhindern können, dass die Hunde bei Tisch betteln. Das ist beispielsweise der Speckrand vom Schinken, eine Wurstscheibe, die nicht mehr ganz einwandfrei aussieht oder auch nur ein Hundeleckerli vom Schrank. Auf diese Weise liegt dann der Hund während des Essens unter oder wie Ronny ein Stück entfernt vom Tisch und bettelt nicht. Sobald man aufsteht, wird man dann allerdings verfolgt, denn so ein Hund ist nicht dumm und weiß genau, dass es nach dem Essen auch etwas für ihn gibt. So etwas liest man übrigens auch manchmal als Tipp gegen das Betteln in Fachbüchern. Ich halte es selbst für eine sehr gute Idee. Denn das Betteln eines Hundes bei Tisch gehört sich nicht und nur so hat man auch einen Hund, den man gut in ein Lokal mitnehmen kann, ohne sich selbst zu blamieren.
Gestern Abend habe ich mal wieder erfahren, was es bedeutet, sich Ronny gegenüber durchzusetzen. Wie weiter oben schon erwähnt, bin ich am späten Abend extra mal eine andere, große Runde gegangen. Normalerweise gehen wir Abends nur eine mittelgroße Runde (15 bis 20 Minuten) um die Häuser. Jetzt ist Ronny aber ein schlauer Hund, der mitbekommen hat, dass er nach dieser Runde noch einmal Fressen bekommt. Ich vermute dass er auch aus diesem Grund so reagiert. Denn er will Abends nicht lange spazieren gehen und zieht zumindest das letzte Drittel nur noch, bis er endlich Zuhause und bei seinem Fressen ist. Daher war meine Idee, einfach eine größere Runde zu gehen. Da kann/wird Ronny mehr pipinieren und vielleicht klappt es dann auch mit einer Nacht ohne Pfütze. Somit ging ich bei der Straße nach links anstatt nach Rechts. Das führte dazu, dass Ronny doch nach links wollte. Er weiß durchaus, wo es normal hergeht. Also musste ich ihm zureden und ihm durch Zug an der Leine klarmachen, wer hier den Weg bestimmt.
Danach begann allerdings erst der ganze Wahnsinn. Denn als ich in den dunklen, leicht vereisten Feldweg einbog, da hatte Ronny beschlossen, hier nicht hergehen zu wollen. Mittlerweile haben wir gelernt, dass so ein Beagle durchaus mit der Sturköpfigkeit eines Dackels zu vergleichen ist. Und da heißtn es nur eines, sich durchsetzen. Sonst darf man nämlich machen, was der Hund will. Und somit kam es dann zu einer kleineren Rangelei mit Ronny. Während der Hund normalerweise immer so weit vorgeht, wie es die Leine zulässt, ging Ronny jetzt an meiner Seite, um dann eine Kehrtwendung zu machen, so dass die Leine sehr stark nach hinten anspannte. Mittlerweile kann Ronny das schon so aussteuern, dass er sich nicht auf den Rücken legt.
Anfangs landete er dann durch den eigenen Schwung schon mal unsanft auf dem Rücken. Dennoch ist es sehr stören, wenn man selbst nach Vorne geht und der Hund schwungwärts zurück rennt. Zureden schien nicht zu helfen. Somit half nur eines, stur zu bleiben, weiter zu reden und einfach den Weg weiter zu gehen. Schließlich lief Ronny mir so um die Füße herum, das ich leider auf einem seiner Pfoten trat. Im selben Moment, wo ich es bemerkte und mir der Hund leid tat, fing er auch an kurz zu jammern. Das war schlimm und gut zugleich. Schlimm ist es für mich, dem Hund wehzutun, so dass er jammern muss. Aber gut war es, dass er endlich mal einen Ton von sich gab, normales Hundeverhalten zeigte.
Ich stand natürlich mittlerweile. Ich redete mit Ronny, tröstet ihn und wie man das oft als \"verrückter\" Hundbesitzer macht, man erklärt dem Tier, wozu man eben weiter gehen will und wie wichtig diese Runde war. Obwohl es relativ dunkel war, bemerkte ich auch Ronnys vorwurfsvollen Blick. Anfangs stand er stur da, wollte nicht weiter gehen. Aber nach meiner Schmuse/Erzählrunde, kam er mit. Und ab diesem Moment lief er sogar normal. An der nächsten Kreuzung wollte er dann sogar von sich auch weiter und somit wurde es eben doch eine sehr große Runde. Mir hat das gezeigt, dass ich wohl doch trotz meines schlechten Gewissens (einen Hund ziehen zu müssen erzeugt durchaus auch ein schlechtes Gewissen) richtig gehandelt habe. Das zu machen, was ein Hund will, ist nicht der richtige Weg. Und so viel Ronny auch mitgemacht hat, so wenig er auch kennt und vor so vielem er noch Angst hat. Man muss als Mensch bestimmen und dem Hund irgendwie zeigen und klarmachen, in welche Richtung es zu gehen hat. Das gilt nicht nur fürs Spazieren gehen. Ansonsten braucht man sich nicht zu wundern, wenn der eigene Hund einen nicht anerkennt.
Ich finde selbst, dass Ronny in der kurzen Zeit schon sehr viele Fortschritte gemacht hat. Noch spielt er nicht mit Bällchen oder Stöckchen. Aber ich glaube, dass er das auch noch lernt. Immerhin tobt er jetzt sehr gerne mit uns herum. Wie ein wilder prescht er um die Ecken, wenn ihm nach Toben ist. Und unser \"Wo ist denn der Hund\" stachelt ihn dabei an, noch wilder herumzurasen. Es ist einfach herrlich zu sehen, wie Ronny sich mehr und mehr zum \"normalen\" Hund entwickelt, wie er mehr und mehr auf uns reagiert und lockerer das heißt auch selbstbewusster wird.
Aufgrund meiner Beiträge in verschiedenen Internetforen habe ich schon viele Resonanzen. Sowohl von Menschen, die selbst einen Laborbeagle haben bzw. sich für diese Tiere engagieren als auch tierliebende Menschen, die sich einfach für das Schicksal dieser Hunde interessieren. Ich möchte mich auf diesem Wege auf die vielen Kommentare und auch Mails bedanken. Auch für den Hinweis, dass Ronny bellen kann aber wohl nur nicht das bellen kann, bin ich dankbar. Ein netter Mensch hat mir eine Email zu einem meiner Forumeinträge dazu geschrieben.
Ich bin mal gespannt, wann unser Kleiner das erste Mal bellt und ob das Beagle-Bellen wirklich so tief ist, wie ich erfahren habe.
Bis bald - Miara
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