Lebensberichte Testbericht

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Erfahrungsbericht von September

Wenn ich mal traurig bin...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Wenn sich die Einsamkeit wie eine Gruft um deine Seele legt, dann bist du machtlos. Seit Wochen schon fühle ich dieses, mich runterziehende Gefühl, und versuche mich dagegen zu wehren. Sicher ich kann mich sinnvoll beschäftigen. Ist Hitwin auch sinnvoll? Mittlerweile ist es ja eine Sammelstelle meiner Gefühle geworden. Seien es die Gedichte, die meist meine jetzige Stimmung wiederspiegeln oder der Versuch mal etwas anderes zu machen. Wen wundert es da, dass ich bei meinem letzten Gedicht einen Grabengel ausgesucht habe.


Sei doch nicht so traurig, du bist doch nicht alleine, denke ich mir oft, wenn ich mal wieder stundenlang auf dem Balkon gesessen habe. Manchmal kann ich keine lachenden Menschen mehr sehen. Nee, nee, ich bin nicht immer so depri drauf, aber dieser Sommer hat mich doch ein gutes Stück zurück geworfen. Eigentlich sollte ich zufrieden sein. Habe hier bei Hitwin meinen allerliebsten Mann kennen gelernt, der nur leider so schrecklich weit weg wohnt.


Und dann heute mittag das Lied von den Toten Hosen. Ich weiss nicht wie es heisst, es ist eine Ode an eine Verstorbene. *Und wenn die Sonne wieder scheint* *Es kommt immer noch Post*. Wunderbar, genau das hat meine Seele gebraucht. Stehend mit dem Spüllappen in der Hand, drehte ich Eins Live lauter und flennte fein mit. Auweh, was da alles hoch kam. Meine geliebte Tochter, die doch nun schon elf Jahre würde. Immer noch nicht vergessen. Nein, der Schmerz ist unterschwellig vorhanden. Fein weggeschoben. In eine kleine Schublade gelegt, die ich mit weissem Samt ausgekleidet habe. Manchmal geht sie von alleine auf und trifft mich genau dort, wo ich es nicht mehr haben will. Mitten ins Herz.


Da steh ich nun und höre mir dieses Lied von Campino an. Verdammt tolle Stimme hat dieser Mensch und keiner könnte es so singen wie er. Man macht die Augen zu und betritt die weisse Allee auf dem Friedhof. So eine führt auch zum Grab meiner Tochter und ich war schon solange nicht mehr da. Verzeih mir mein Mädchen, aber deine Mama will nicht. Ich kann es mir nicht antun. Irgendwann komm ich wieder. Jetzt würde es mich noch mehr runterziehen.


Und dann fallen einem die Menschen ein, die man schon verloren hat. Verdammt noch mal, auf einmal sind sie nicht mehr da. Man kann sie nicht greifen, nicht mit ihnen reden und sie nie mehr spüren. Fassunglos stehe ich da mit meinem Spüllappen in der Hand, und frage mich ob alle so traurig sind, wenn sie dieses Lied hören. Es kann nicht sein, dass ich allein bin mit meinen Depris.


Ist es jetzt das Gefühl der Ohnmacht, welches mich so traf, oder der Verlust eines Menschen, ich weiss es nicht. Lässt sich nicht definieren, braucht es wohl auch nicht. Aber es traf. So blieb ich am Küchenfenster stehen und wartete, ja worauf? Wie viele Jahre hatte ich hier gestanden und auf ihn gewartet. Wenn er von der Arbeit kam. Gut er kommt schon lange nicht mehr, sind es doch fast 19 Monate, dass ihn der Rauswurf meinerseits ereilte. Ja, was braucht es jetzt diese Traurigkeit?


Einige Stunden vergingen und ich dachte über mein Leben nach. Depression mach sich breit, da hilft dann auch kein Kaffee und keine Schokolade mehr. Einsamkeit heisst der Name meiner Traurigkeit, und so fühle ich mich auch. Sicher, ich habe meine Kinder, Eltern, meinen lieben Mann, und dennoch bin ich verdammt einsam und es knabbert an mir. Nagt meine Seele wieder und wieder an. Leise legt sich eine Pfote auf mein Knie und mein Hund schaut mich an. Wenigstens einer, der mich lieb hat. Und so kraule ich ihn und vergesse dabei einsam zu sein, für ein paar Minuten.............





----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-07 08:41:55 mit dem Titel An alle Alleinerziehenden....



Und natürlich auch alle anderen. September ist ja nun schon seit einem guten Jahr betreut von der Katholischen Familienhilfe. Und zur Betreuung gehören nicht nur Familiengespräche, sondern auch Spass und Freizeit.


So bin ich denn für dieses Jahr mit allen drei Kindern auf ein wunderschönes Wochenende ins Sauerland eingeladen worden. Die Caritas hat hier eigene Häuser zur Familienerholung.


Ich denke da so an einige Mütter hier, wie LillyMarlene oder auch Xenia. Auch in euren Städten gibt es kirchliche Einrichtungen und ich bin damit so super betreut mit all meinen Sorgen, ich kann es nur weiterempfehlen. Im übrigen musste ich nicht einmal beten, um in den Genuss dieser Hilfe zu kommen.


So, was bieten die also alles, ausser Familienhilfe? Ich schreib euch, was wir so alles bekommen haben.


Eine kostenlose Therapie für Scheidungskinder.


Einen wunderschönen Erlebnisnachmittag in der Natur mit Picknick. Natürlich alles von den Damen des Hauses mitgebracht, einschliesslich Spielzeug für die Kinder und Erwachsen. Lediglich beim Hüpfseil hat September dann gestreikt:)).


Ein traumhaftes Adventsabendessen mit vorherigem Basteln eines echten Adventskranzes. Kosten für mich... keine. Anschliessend ein Abendessen für alle mit richtigen Leckereien. Die Tische so liebevoll und fein gedeckt wie im schönsten Lokal.


Ein Weihnachtsfondueabend nur für die Mütter, mit Verlosung und viel Blödsinn machen. Da habe ich mich nicht hingetraut, aber diesmal!


So und nun geht es nächste Woche ins Sauerland. Drei Tage für fast umsonst. Ich zahle 25 Euro für ein ganzes Haus, mit 3 Schlafzimmern, 2 Bädern, Küche, Wohnzimmer. Dazu gibt es Vollpension mit 4 mal Essen am

Tag.


Wir werden Spazierengehen mit dem Förster, basteln für die Weihnachtszeit, tausend Dinge sind angesagt und vor allem Fröhlichsein. Und ich werde mit unserer Betreuerin wahrscheinlich nur abgackern, ist sie doch von meinem Humor mittlerweile schon infiziert:))).


Also meine lieben Alleinerziehenden, gilt natürlich genauso für Väter, scheut euch nicht in eurer Stadt mal nachzufragen, was es für Angebote gibt.


Bei uns gibt es noch viel mehr, alles umsonst. Wie z.B. Frühstück mit Kindern alle 4 Wochen zum Quatschen und Austausch.



----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2003-09-24 11:35:26 mit dem Titel Caritas .. ein Familienwochenende im Sauerland





Jetzt bin ich erstmal riesig froh wieder zuhause zu sein. Meine gewohnte Umgebung hat mir riesig gefehlt und vor allem mein Hund Felix.


Freitagmorgen, die Taschen sind seit 2 Tagen gepackt. Die Blümchen (meine Kinder) laufen wie eine Horde wahnsinnig gewordene Kids Rillen in meinen Teppich. \"Mama, wann fahren wir endlich\"? Stupide Antwort meinerseits \"Gleich, gleeeeich, gleiiiiiiiiiiiich\". Nein, genervt bin ich nicht, ich habe die Ruhe weg, was mir ja nun fast schon selber komisch vorkommt. Opa bringt uns zum verabredeten Treff und dann kann es losgehen.


Eine Massenansammlung von Wochenendsauerländern steht vor einem Marke *ichbinjaschonsoalt* Bus. Wunderbar, fangen wir doch erstmal an die Taschen in den Kofferraum zu verstauen. Einige der Mitfahrenden scheinen nervös zu sein, ihre Sachen in Taschen zu verstauen und so fallen dann auch immer wieder mal ein paar Plastiktüten mit *Weissichnichtwas* um und drohen sich auf dem Asphalt zu ergiessen. Meine Reisetasche hat zwar auch ihren Geist aufgegeben und der Reissverschluss liess sich nur noch unter Androhung von *Altmüll* dazu überreden, die Pforten noch einmal zu schliessen. Na, hoffentlich auch auf der Rückfahrt?


Philipp ist jetzt schon schlecht, Adrian mault vor sich hin. Kein Bock, will nicht, ist das alles doof hier. Helena derweil freut sich und sucht schon mal Plätze aus im Bus. Hiiiiiiiiiiiilfe, wie kriegt man 54 Menschen in einen 50er Bus? Logische Antwort....... garnicht! Also wurden die Blümchen und Mutter Blum gebeten sich doch in den Wagen der Betreuerin zu setzen und dort mitzufahren. Angesichts der Duftwolke, die Baby Leonie gerade im ganzen Bus verbreitete. Ich sag nur *Fröhliches Wickeln*, war ich dann doch recht froh mit meinen Kindern wieder auszusteigen. Der aufkommende Brechreiz verging dann schnell wieder und unsere Fahrt gen Sauerland konnte beginnen.

Die Fahrt mit unserer Frau ..... verging wie im Fluge und trotz allem habe ich das Fahrt als total schön empfunden. Vor allem als es langsam Richtung Sauerland ging. Ich konnte mich garnicht satt sehen und schaute die ganze Zeit aus dem Fenster.


Wir haben uns nicht verfahren und sind nach zweieinhalb Stunden Fahrt dann gut angekommen. Das Sauerland begrüsste uns mit Nebel und es sah einfach wunderschön aus, wie er sich über die kleinen Miniberge legte. Überall nur Tannen und Buchen, dick bemooste Waldböden. Natürlich wohnen da kleine Trolle und Feen und die Zwerge machten gerade Brot, daher auch der viele Nebel. Philipp staunte nur, glaubte uns jedes Wort und starrte begeistert aus dem Fenster. Als wir dann die drei Chinesen mit dem Kontrobass sangen, erfreute Adrian uns mit einem Rap (schreibt man das jetzt so?). Eine gekonnte Variante dieses Liedes. Tja, und dann waren wir da. Eine viertel Stunde vor dem Bus kamen wir an.


Caritas Familienerholungstätte Küstelberg.......


Geführt von zwei sehr alten Leutchen, die dies ehrenamtlich tun. In einem Alter, wo andere sich schon längst zur Ruhe gesetzt haben. Mein Kompliment an solche Menschen, die es sich zur Aufgabe machen, einfach nur zu helfen. Sehr liebevoll wurden wir begrüsst und bekamen dann auch gleich den Schlüssel für unser Haus. Wir hatten ein eigenes mit Küche, Wohnzimmer, 2 Schlafzimmern und 2 Bädern. Also aufschliessen und dann, war ich erstmal voll geschafft. Das Haus ähnelte vom Charakter her ganz stark einer Jugendherberge. Erst mal optisch ein kleiner Dämpfer und Fluchtgedanken. Anschliessend ging es dann ins Haupthaus und da wurde die Laune gleich besser.


Ein wunderschöner Raum für die täglichen vier Mahlzeiten. Liebevoll gedeckte Tische. Trotz niedrigem Budget ein hervorragendes Essen. Sonderwünsche für Vegetarier wurden sofort erledigt. Riesige Tische voll mit den duftenden Leckereien der Ortsbäckerei..... und Kaffeeeeeeeeeeeee :)))))).Wer mich kennt, weiss das dies mein Lebenselexier ist. Also erstmal drei Tassen von dem köstlichen Braun geschlürft. Mittlerweile hatten sich auch die anderen Teilnehmer der Fahrt an die Tische gesetzt. Und dann wäre ich am liebsten gleich wieder nachhause gefahren.


Soviele kaputte Familien. Meistens Frauen ohne Männer.Einige Jugendliche die den ganzen Tag nur rumpöbelten und ihre Mütter anschrien. Kleinkinder die von ihren Mitgeschwistern betreut wurden, während die Mütter sich keinen Deut drum kümmerten. Es war so traurig anzusehen. Manche hatten noch nicht mal einen Pullover mit und liefen in dünnen Fähnchen rum, während die Mutter sich in dicker Lederkleidung präsentierte. Ein Gemaule und Gemotze über alles. Aber auch ganz liebe Mütter, mit denen ich dann auch tatsächlich ins Gespräch kam, so ein paar kleine Sorgen hat man sich erzählt. Aber ansonsten war Urlaubsstimmung angesagt. Wir hatten teilweise einen riesigen Spass, vor allem beim Basteln. Ich habe den Kleineren geholfen, während die Mütter was für sich bastelten. Es war so schön mal was mit den Kindern gemeinsam zu machen. Und selbst mein Grosser, der ja nun garnicht mitwollte, blühte hier förmlich auf. Half wo er konnte und versprühte Hilfsbereitschaft.


Zum Wochenendprogramm gab es jede Menge Basteln, Backen, Wandern mit dem Förster, und vor allem drei Ponys auf der Weide. Direkt hinter unserem Haus. Und das war natürlich die Attraktion für die Kleineren. Allen voran meine beiden Jüngsten. Da wurde gestreichelt und mit Gras gefüttert. Und Philipp war die Freude bis an die Ohren anzusehen. Die Anlage war autofrei und so konnte auch ich mal mit gutem Gewissen meine Kinder laufen lassen ohne Angst. Derweilen stürzte ich mich auf meine mitgebrachte Lektüre *Wenn Frauen zu sehr lieben*. Das hätte ich lieber nicht getan, denn eine Depri bahnte sich an..... .


Am ersten Abend dann eine Disco für die Kinder. Natürlich tanzten wir den Ketchup Song und auch Mutter Blum hat das Tanzbein geschwungen. Ein kleiner Mann, deren Mutter sich einen... kümmerte, fing dann an die anderen zu hauen und genau den hab ich mir dann rausgepiekt. Mit dem Kleinen getanzt, ihn gedreht bis er quietschte. Und ich wurde immer trauriger. Eine Mutter, die ihren Kinder wirklich jeden Spass raubte und auch ab und an, sie härter anfasste. Sie mussten auf ihr Kleinkind aufpassen und sie sass da stocksauer. Viele Fragen kamen in mir auf. Warum müssen Mütter sieben Kinder kriegen, wenn sie garkeine Mutter sein wollen? Die Kinder taten mir so leid, die Älteste kriegte den ganzen Druck ab. Ach ja............. Aber wieviel Mühe sich die Betreuerinnen der Katholischen Familienhilfe gaben. Ich fühlte mich irgendwie richtig geborgen.


Abends in unserem Haus fing ich dann an zu flennen. Meine Geschichte kam mir hoch, am Morgen der Brief vom Gericht. Das alleinige Sorgerecht... wusste ich doch alles schon, jetzt so schriftlich tat es nochmal alles weh. Ich bin jetzt für alles verantwortlich und jede Menge Angst kam in mir hoch. War ich doch früher so krank gewesen. Schaffe ich das alles? Eine Nacht mit Albträumen nahm ihren Lauf. Und am anderen Morgen sah ich aus wie ein Sauerländer Gespenst. Aber die Sozialpädagoginnen bauten mich im Gespräch wieder auf, und erklärten mir, das es vielen Frauen erstmal so geht nach der Scheidung.Das hat so gut getan. Ich fühlte mich mal nicht minderwertig, sondern einfach nur als Mensch angenommen. Die Fürsorge der Betreuerinnen war so liebevoll.... Puh, dann hab ich mich aber aufgerappelt, die Kleinen zum Basteln geschickt und mit dem Grossen einen Waldspaziergang gemacht, nur wir beide, das hat ihm so gut getan.


Mein Grosser sollte mich noch einige Male an diesem Wochenende überraschen. Er blieb völlig cool, als ihn die anderen Jugendlichen anmachten, schaukelte Baby Leonie in den Schlaf und war der Charmeur schlechthin.


Was für uns das Resummee dieser Fahrt sein wird. Wir werden wieder mitfahren, und auch mit freudigem Blick an die Fahrt zurückdenken. Wir haben einiges für uns mitgenommen. Und unserer Familie hat es noch mehr Nähe gebracht. Und unsere Frau ...... ist uns noch ein Stück näher ans Herz gewachsen. Unermüdlich gute Laune versprühend ist sie eine ganz liebe Seele.


Ein kleiner Reisebericht von September................

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