Lebensberichte Testbericht

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Erfahrungsbericht von Rioja

In eigener Sache ... ich bin jetzt für 3 Monate weg ...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Das war Ende Oktober aktuell - rein zur Info - wie es jetzt geht, könnt ihr gleich lesen:

Dieses schreibe ich für die Leute hier, die mich vielleicht (?) vermissen sollten/könnten/oder überhaupt.

Warum bin ich jetzt für 3 Monate weg?

Am 4. November d.J. gehe ich in die Medizinische Hochschule in Hannover, um mich operieren zu lassen. So besonders ist das ja eigentlich nicht, aber diese Operation wird nur in wenigen Krankenhäusern in Deutschland gemacht.

Ich leide seit 3 Jahren an einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule. Diese Krankheit ist äußerst schmerzhaft und veranlaßt meinen Zeigefinger und meinen Daumen der linken Hand zum \"Einschlafen\". Seit mehreren Wochen nehme ich Schmerzmittel auf Opiumbasis, fühle mich damit auch beweglicher als jemals zuvor.

Eingeschränkt ist meine Lebensqualität beinah zu 90 % und darum habe ich mich entschlossen, diese OP vornehmen zu lassen.

Ohne OP wäre ich nach Ablauf einer gewissen Zeit komplett gelähmt, weil die Bandscheibe auf das Rückenmark drückt und dieses weiter beschädigen kann. Ebenso würde ich mir ein \"Schmerzgedächtnis\" anlegen, was nie wieder richtig verschwinden würde.

Bei der OP wird mir der Hals vorn ca. 15 cm aufgeschnitten, ein flacher Muskel durchtrennt. Die restlichen Muskeln und alles andere, was sich so in einem Hals befindet, wird zur Seite \"gepackt\". Um das Rückenmark herum wird die defekte Bandscheibe entfernt und Knochen aus meinem Becken oder Knochenzement eingefügt. Fertig!

Risiken und Nebenwirkungen: komplette Lähmung oder Verlust der Stimme, falls ein Stimmband beschädigt wird.

Nutzen der OP: Schmerzfreiheit und kein Einschlafen der Finger mehr!!!! - Das ist mein Ziel!!!!!! -

Im Krankenhaus bleibe ich für 7 Tage. Bekomme eine Manschette am Hals für ca. 6 Wochen und muss bewegungslos darauf warten, dass sich das Knochenmaterial verhärtet. In dieser Zeit werde ich zur REHA gehen.

Nach etwa 3 Monaten ist der Heilungsprozeß eingetreten und ich darf wieder alles machen!!!! In den 3 Monaten werde ich dazu verdammt sein, gar nichts zu tun. Rein gar nichts!!!!!

Ich schreibe diesen Bericht für die Leute (wie oben schon gesagt), die es vielleicht interessiert und ich wäre superfroh, wenn ich Resonanz darauf bekommen könnte, falls jemand von euch das hinter sich hat oder mir mehr dazu sagen kann.
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Danke für eure Aufmerksamkeit!



----- Zusammengeführt, Beitrag vom 2002-11-16 17:29:47 mit dem Titel Zwischenbericht - 3 Wochen später!

Ist immer noch für die Leute bestimmt, die es interessiert - aus persönlicher oder medizinischer Sicht (wie auch immer) -!

Also: wie man(n) oder sie feststellen kann, lebe ich noch!!!!!! Jau ... und das obwohl die Prognosen eher auf Sturm standen oder stehen bei dem Krankheitsbild.

Ich möchte für einige, die freundlicherweise persönliche Nachrichten in meinem Gästebuch hinterlassen haben und mit der gleichen Symptomatik zu kämpfen haben wie ich (Bandscheibenvorfall - egal jetzt HWS oder LWS -) nur eines sagen: Leute, lasst euch operieren!!!!!!

Seit gestern bin ich aus der Medizinischen Hochschule Hannover zurück ...... und ...... heute sitze ich schon wieder am Compi, obwohl ich erst vor 8 Tagen operiert wurde. Und noch eines: Nichts wird so heiß gegegessen, wie es gekocht wird.

Dennoch möchte ich anmerken, dass eine OP an der Wirbelsäule, ganz speziell an der Halswirbelsäule kein Spaziergang ist. Risiken und Nebenwirkungen der OP können beim Arzt abgefragt werden, machen insgesamt aber wenig fröhlich:

Querschnittslähmung (das Rückenmark ist kein Ersatzteil)
Tod (ich traute mich nicht, mit diesem Negativhighlight zu beginnen)
Stimmverlust (zwei Stimmbänder minus eines macht gleich nur noch eines, das dann kräftig trainiert werden muss!)
Verbluten (hups ... war das die Aorta????)
Durchtrennte Nervenstränge (oh je, das Bein geht ja gar nicht mehr ....)
u.s.w.

Aber: ich bin komplett vorhanden. Die Risiken müssen einfach genannt werden, die Unterschrift unter dem OP-Protokoll ist die Versichertenkarte für die Ärzte! Ich ließ mich auf die Risiken ein, weil ich nur noch Schmerzen hatte (sh. vorheriger Bericht, den ich noch einmal aktualisiert habe) und sah keinen anderen Weg mehr, als mir den Hals aufschneiden zu lassen.

Und wirklich jetzt, Leute, obwohl ich eher ein wenig zimperlicher Mensch bin und nicht als Standart gelten kann bzgl. Schmerz und Empfindlichkeit (Freunde können es bestätigen): es war kein reiner Freudengang.

In nur 3 Kliniken in Deutschland wird die OP Bandscheibenvorfall HWS so erfolgreich durchgeführt wie in der MHH (Medizinische Hochschule Hannover). Auf meiner Station (Neurochirurgie = Gehirn-OPs, Krebspatienten und Bandscheibenvorfälle) lagen Menschen aus gesamt Deutschland (sogar aus Bayern!!!!!!!!!).

Ich möchte Betroffene nicht mutlos machen, ich möchte Betroffenen nur sagen: Lasst euch operieren!
Denn: im Verhältnis zum Schmerz nach Abschluss aller (langzeitlichen) wirkungslosen konservativen Behandlungsmöglichkeiten ist die OP die einzige Möglichkeit, um wieder ins \"normale\" Leben zurück zu kommen!
In meinem Zimmer lag eine Patientin, die ihren Bandscheibenvorfall im LWS (Lendenwirbelsäule)-Bereich durch Ruhe auskurieren wollte und nach mehr als 10 Tagen feststellte, dass sie doch um eine Operation nicht herum kommt. Sie ließ sich operieren und kann nun wesentlich besser gehen als vorher. Sie wird in etwa 6 Wochen wieder arbeitsfähig sein und nicht einmal mehr daran denken, dass sie diese Schmerzen ertragen musste. Einzig eine 4 cm lange Narbe wird sie daran erinnern können.

Da ich den Vorfall im HWS (Halswirbelsäulen)-Bereich hatte, wurde der ca . 10 cm lange Schnitt bei mir akurat in einer Hautfalte am unteren Ende des Halses gesetzt, der später bestens durch Kragen aller Art verschwinden wird. Alles, was sich so im Hals eines Menschen befindet, wurde schick an die Seite geräumt, um dann zielstrebig an die Wirbelsäule zu gelangen. Da der Vorfall bei mir bereits verknöchert war (was ich vorher nicht wusste), wurden die Wirbelkörper ein wenig zerteilt (Fräse), um dann salopp den Schaden aus dem Rückenmark per Meißel und Fräse zu entfernen. Ein bißchen Plastik in die vorgefertigte Form hinein und zack: fertig!
Das mag euch jetzt vielleicht ein wenig makaber erscheinen, aber lasst euch dadurch nicht erschrecken, denn es gibt ja den Vorteil einer Vollnarkose. Obwohl ich ein kritischer Patient bzgl. Narkose bin, habe ich von allem nichts mitbekommen! Die OP dauert zwischen 2 und 3 Stunden. Je nachdem!

Nach der OP bekommt man eine Halskrause umgelegt, die man ca. 4 Wochen besser immer tragen sollte, weil das Haltbarkeitsgefühl im Nacken nicht so perfekt ist. Ich z.B. fühle mich derzeit nur mit Krause als kompletter Mensch. Wenn ich sie zum Duschen ablegen muss, dann hoffe ich immer nur, dass ich meinen Kopf nicht bewege. Denn das sollte man tunlichst vermeiden! Nix mit Nicken und überhaupt!
4 Stunden nach der OP bin ich schon wieder Rauchen gegangen, habe mir dafür allerdings vom gesamten Team sämtliche Sympathien verspielt - war mir aber auch wurscht, schließlich bin ich auch nur (Sucht-)Mensch!

So ... Resüme: Fahre am Mittwoch zur Reha (Rehabilitation), lerne, mit dem Plastikstück, was man mir anstatt der Bandscheibe eingesetzt hat, zu leben und die Einschränkungen, die in der Beweglichkeit entstanden sind und noch entstehen werden, umgehen zu können und freue mich unglaublich darauf, wieder ein kompletter Mensch ohne Schmerzen zu sein.
Denn merke: .... für alle noch einmal .... nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird!

Liebe Grüße an alle Leidensgenossen!

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