Lebensberichte Testbericht

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Erfahrungsbericht von akison

Ü - wie Überfall ...

Pro:

hier gibt es einfach KEIN Pro

Kontra:

alles

Empfehlung:

Nein

Diese Geschichte ist jetzt mittlerweile 4 Jahre her, aber ab und zu träume ich noch davon und möchte sie Euch heute einfach erzählen.

1998 war eh nicht mein Jahr, im März die komplizierte Blinddarmentzündung mit Operation, im Juli die Krebsoperation und dann dachte ich, es geht schon wieder aufwärts, als im September dann folgendes geschah:

Damals arbeitete ich schon seit 7 Jahren nebenbei in einer Videothek. Nie war etwas passiert, gut, es gab immer unfreundliche und schwierige Kunden, aber man lernte sehr schnell, mit solchen Leuten umzugehen und diese wieder auf den Boden der Tatsachen zu holen. Und schließlich, ich – als Videothekarfachverkäuferin (was für´n Wort, so bezeichnete uns immer ein Kunde *g*) war schon einiges gewöhnt.

Dieser Montag sollte etwas anders werden:

Wir arbeiteten grundsätzlich zu zweit in der Videothek, einmal um gleichzeitig zwei Theken besetzt zu halten, zum anderen einfach aus dem Grund, jemanden zum klönen dabei zu haben. Das Thema Sicherheit wurde nie groß angesprochen, was sollte auch passieren? Die Videothek liegt in Bonn an einer absolut vielbefahrenen Strasse mit voller Beleuchtung, auch spät abends noch.

Es war gegen 19.15 Uhr, wie gesagt im September, es war natürlich noch hell und es waren einige Kunden in der Videothek. Meine Kollegin und ich hatten uns kurz vorher telefonisch etwas zu essen bestellt; dies wurde geliefert und ich ging nach hinten, um mir die Hände zu waschen, als ich auf einmal aus dem Verkaufsraum lautes Gebrüll hörte ....!

Ich dachte mir eigentlich nichts böses, dachte eigentlich nur, dass sich wieder ein Kunde wegen 6,60 DM mit meiner Kollegin streitet, trocknete mir in Ruhe die Hände ab und ging wieder nach vorne in den Verkaufsraum, als ein vermummter Typ mit erhobener Waffe auf mich zusprang, mich am Arm packte, mir diesen nach hinten drehte und mir seine Pistole an den Hals hielt.....!

Meine Kollegin stand da wie festgewachsen, auch auf sie war eine Pistole gerichtet und sie stammelte nur so, „Ich kann die Kasse nicht aufmachen ...“!

Erst hier wurde mir bewusst, dass wir just in dem Moment überfallen wurden!

Zwei mit Skimützen vermummte Typen mit dicken Jacken und Handschuhen jeweils mit Pistole in der Hand standen dort und brüllten uns an, die Kasse aufzumachen!

Weil meine Kollegin sich geweigert hatte, packte mich der zweite Typ, stieß mich mit seiner Waffe Richtung Kasse und brüllte: „Mach die Kasse auf oder ich schieße Dir ein Loch in den Kopf“!

Da ich nervös war und die Kasse nur mittels Eingabe per Tastatur zu öffnen war, vertippte ich mich zweimal und dann ging diese Sch***ß-Kasse endlich auf. Da der Vermummte mit seinen Handschuhen nicht schnell genug das Geld herausholen konnte, nahm ich das Geld heraus und drückte es ihm in die Hand ...!

Er stieß mich so brutal weg, dass ich im Ladenregal landetet, schrie seinem Kumpel zu „Lass uns abhauen“ und ich sah nur noch, wie sie aus dem 2. Ladeneingang verschwanden und in welche Richtung sie liefen.

Sofort rappelte ich mich hoch, schrie hektisch meine Kollegin an, die sich nicht rührte und rannte ans Telefon. Einer der Kunden (Michael, ich danke Dir heute noch ...) rief mir fragend zu, in welche Richtung sie gelaufen wären, ich schrie ihm die Antwort zurück und er lief den beiden hinterher...!

Oh Gott, bitte lass das gut gehen!!

Sofort wählte ich die 110 und hatte das Gefühl, von dem Polizisten überhaupt nicht ernst genommen zu werden. Hektisch redete ich in das Telefon, dass wir überfallen worden wären, er wollte ganz genau wissen, welche Videothek, wie viele Personen, bewaffnet oder unbewaffnet, er fragte nicht, ob jemand verletzt wäre oder nicht und irgendwie kam mir das ganze sehr suspekt vor ...!

Ich hatte gerade aufgelegt, als Michael wieder in die Videothek gestürmt war, hinter die Theke gelaufen kam, sich das Telefon schnappte und wiederum die Polizei anrief. Er teilte ihnen mit, dass er die beiden Täter verfolgt hätte und sie in einem roten Golf mit dem Kennzeichen sowieso unterwegs wären und dass sie in Richtung Autobahn gefahren wären.

Kurze Zeit später traf dann auch endlich die Polizei ein. Meine Kollegin stand fast noch immer an der Stelle, wo sie gestanden hatte, als wir überfallen wurden, sie hatte sich bis dahin kaum bewegt und fing auf einmal nur noch an zu heulen!

Irgendwie war ich bis dahin noch total cool, ich beantwortete alle Fragen der Polizei, beschrieb die Täter, erzählte ihnen, wie viel Geld sie ungefähr erbeutet hätten und erklärte der Spurensicherung noch, wo sie rausgelaufen waren.

Eine absolute Hilfe war Michael, der die beiden verfolgt hatte und sich noch an andere Details erinnern konnte!

Alle anderen Kunden hatten während des Überfalls nur geglotzt, es hat danach keiner gefragt, wie es uns geht und anscheinend waren diese Leute froh, dass nicht mehr passiert war und kaum waren die Täter aus der Tür, standen sie mit ihren Märkchen schon an der Theke und hatten nichts anderes im Kopf als ihre Videofilme!
Kunden, die sich in der 18er-Abteilung aufhielten, bemerkten nur blöd, sie hätten von dem Überfall überhaupt nichts mitbekommen. Naja, Gina Wild oder Theresa Orlowski sind nun wirklich interessanter, Jungs!

Als wir vor Ort soweit mit der Polizei erst mal alles geklärt hatten, bat uns der Kripo-Beamte, ihn aufs Präsidium zu begleiten, da unsere Aussagen noch schriftlich aufgenommen werden sollten! In der Zwischenzeit hatte ich noch unsere Chefin von dem Überfall unterrichtet, die dies erst für einen Scherz hielt, dann aber sofort in die Videothek gefahren kam.

Gegen halb 9 trafen meine Kollegin und ich im Präsidium ein und wurden getrennt befragt. Da der Beamte des Tippens nicht so mächtig war und ich ihm die Geschichte ich weiß nicht wie oft erzählen musste, zog sich die Vernehmung in die Länge.
Immer wieder wollte man wissen, welche Bekleidung die Täter trugen und immer wieder antwortete ich so, wie ich es wahrgenommen hatte. Gegen 23.00 Uhr kam ein anderer Beamte in das Zimmer, hielt mir eine schwarze Jacke hin und fragte mich, ob dies die Jacke des Täters gewesen sein könnte?

Hm, könnte sie gewesen sein! Ob sie die Täter geschnappt hätten?
Dies ließ er unbeantwortet und verschwand wieder! Na super, danke für die Auskunft!

Als der Beamte endlich mit seiner Tipperei fertig war, war es 0.15 Uhr und ich durfte nach Hause fahren ...! Völlig übermüdet, aber wiederum auch total aufgekratzt kam ich zu Hause an und fiel nur noch ins Bett. Ich schlief sehr schlecht, ich hatte immer das Gefühl, die Pistole noch am Hals zu haben ...!

Am nächsten Morgen, als ich auf der Arbeit war, kam dann das böse Erwachen. Von Kollegen, die von dem Überfall im Radio gehört hatten, wurde ich angesprochen und erzählte wieder und wieder die Geschichte des Überfalls. Irgendwann klappte ich zusammen und konnte nur noch heulen und konnte mich auch gar nicht mehr beruhigen.

Erst hier wurde mir bewusst, wie viel Schwein ich eigentlich gehabt hatte und das die ganze Situation auch hätte eskalieren können! Im nachhinein bekam ich auf einmal totale Panik ...!
Was wäre passiert, wenn der Kerl sich durch mein plötzliches um die Ecke huschen erschrocken und geschossen hätte? Warum hatte meine Kollegin nicht direkt die Kasse aufgemacht? Was wäre passiert, wenn einer der beiden Täter die Nerven verloren hätte?

Diese Gedanken trug ich doch noch eine ganze Weile mit mir rum. Das schlimmste für mich war eigentlich auch noch, dass die beiden Täter mein Gesicht sehen konnten, ich aber nicht, ihres war ja vermummt. Würden sie mich wiedererkennen? Würden sie irgendwann als Kunden in der Videothek stehen?

Diese Sache hatte mich ziemlich mitgenommen. Von der Chefin der Videothek erhielt ich überhaupt keinen Rückhalt! Mehr durch Zufall erfuhr ich durch andere Kollegen der Videothek 4 Tage (!) später, dass man die Gangster noch am gleichen Abend geschnappt hatte und das es sich bei den Tatwaffen keineswegs um Gaspistolen gehandelt hatte, sondern die Waffen mit „scharfer Munition“ geladen waren!!!

Meine Chefin rief mich zwar an, aber nicht, um zu fragen, wie es mir geht, nein, sie wollte wissen, ob ich den Freitag wieder ganz normal arbeiten komme? Hallo ?? Bin ich jetzt im falschen Film?

Die Worte, die sie von mir zu hören bekam, werde ich hier nicht wiederholen, ihr könnt sie Euch sicherlich auch denken ....!

Ich habe meinen Dienst in der Videothek „quittiert“ und bin nur noch einmal hingefahren, um den mir zustehenden Lohn abzuholen! Und, das war´s für mich!

Heute habe ich wieder einen Nebenjob; ich sitze einmal die Woche abends bei einer Freundin im Büro, mache Bürokram und „bewache“ das Telefon!

Ich wünsche Euch, dass Ihr diese Erfahrungen nie machen müsst ...!



P.S.
Die Polizei hat sich nach diesem Vorfall nie wieder mit mir in Verbindung gesetzt. Ob die Täter nun gerichtlich belangt wurden oder nicht, weiß ich bis heute nicht !!!

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