Erfahrungsbericht von Daniela29
Agoraphobie, wer kennt das schon ?
Pro:
....
Kontra:
.....
Empfehlung:
Nein
Heute möchte ich einmal eine etwas ernstere Geschichte aus meinem Leben berichten. Und zwar handelt es sich um die Krankheit \" Agoraphobie \".
Was ist Agoraphobie ?
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Im herkömmlichen Sinne eine Art der Platzangst, allerdings nicht in die Richtung verlaufend, das der Kranke Angst vor Enge hat, sondern vor der Weite.
Wie alles begann
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Es ist nun schon einige Jahre her. Mein Sohn war 2 Jahre alt und meine Tochter gerade erst einmal 9 Monate. Zu diesem Zeitpunkt begann ein langer Leidensweg für mich und meine Familie.
Mein Mann hatte Mittagschicht und ich war mit den Kindern bei meiner Mutter. Dort wollte ich gehen und es wurde stressig, da mein Sohn das nicht wollte. Als wir dann endlich auf dem Nachhauseweg waren musste ich mich beeilen, denn meine Tochter sollte die Flasche bekommen, die ich ihr auch noch gab. Als sie im Bett lag, wollte ich einen Apfel essen und mein Hals war plötzlich wie zugeschnürt, so das ich den Apfel nicht mehr essen konnte. Kurz danach wurde mir sehr schwindelig, und mein Herz raste wie verrückt. Zuerst dachte ich an ein Kreislaufproblem und ging kalt duschen, was gar nichts half. Das Herzrasen und auch der Schwindel wurden immer schlimmer, so das ich Angst bekam das ich einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bekommen würde. Ich rief meinen Mann an, der sofort nachhause kam. Nachdem er da war, riefen wir meinen damaligen Hausarzt an, der meinte ich solle mal ein Glas Schnapps trinken, denn das öffnet die Blutgefässe und so würde das Herzklopfen wieder aufhören. Sogar das habe ich gemacht, allerdings ohne Erfolg. Bei meinem 2ten Anruf wurde mir gesagt ich soll ein Valium nehmen. ALso fuhr mein Mann zur Apotheke in welcher der Arzt angerufen hatte um Bescheid zu sagen. Nach einem Valium passierte nichts, ich konnte nicht schlafen und mir ging es nicht besser. Am nächsten Tag sollte ich zur Untersuchung zum Arzt gehen, was wohl der grösste Fehler war, wenigstens aus meiner Sicht.
Ärztlicher Fehler ????
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Hier beim Arzt wurde ich erstmal richtig zusammen gestaucht, denn ich sollte schon länger einmal zur Blutabnahme, zu der ich aber einfach aus Zeitgründen nicht kam. Der Arzt messte meinen Blutdruck, da dieser in diesem Moment sehr hoch war, wurden mir Beta Blocker verschrieben, da mein Arzt meinte das mein Herzrasen und mein Schwindel von meinem hohen Blutdruck herrühren. Damit war für meinen Arzt das Thema erledigt, doch für mich fing es erst jetzt an.
Was passiert bei der Krankheit Agoraphobie
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Einfach ausgedrückt ist die Agoraphobie eine Angstkrankheit. Was bekommt man wenn man Angst hat? Herzklopfen !!!! In der Panik steigt der Blutdruck und genau diese Panikattake hatte ich bei meinem Arzt indem Moment als er mir den Blutdruck gemessen hatte. Das wusste ich allerdings auch erst später. Jedenfalls war die medikatöse Behandlung mit Beta Blockern genau die falsche Massnahme, denn dadurch ging es mir noch viel schlechter, da ich ja eigentlich gar keinen hohen Blutdruck hatte. Mit diesem Medikament lebte ich ca. 1 Woche. An essen war nicht mehr zu denken, ich nahm in 6 WOchen über 10 Kilo ab, schlafen? War ein nicht wahrgewordener Traum, Haushalt? nie im Leben, Kinder versorgen? Unmöglich. So kam es das ich nur noch rumlag, mich elend fühlte und absolut nichts mehr machen konnte. Nicht einmal mehr telefonieren. Mein Mann arbeitete Schicht. Wenn er arbeiten war gingen meine Kinder zu meiner Mutter. Ich war zu nichts mehr im Stande, und es ging mir niemals besser. Ärzte die gerade Notdienst hatten, waren bei mir schon fast zuhause, auch as Krankenhaus kannte mich bestens, denn diese Panikattaken bekam ich immer wieder und hatte furchtbar Angst, so das ich alle Möglichkeiten wahrgenommen habe, das mir geholfen wurde. Leider hat niemand das Wahre Problem erkannt. Bis ich mal wieder einen Arzt da hatte, der Notdienst hatte. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und er erkannte, das es sich um ein psychisches Problem handle, weswegen ich sofort diese Beta Blocker in langsamen Schritten wieder absetzen musste, da diese Depressionen herbeiführen können, was in meinem Zustand absolut nicht sinnvoll sein konnte. Ich bekam ein leichtes Beruhigungsmittel und den Rat zu einem Psychotherapeuten zu gehen. Als ich die Beta Blocker abgesetzt hatte ging es mir schon etwas besser, mit dem Beruhigungsmittel sogar wieder so gut das ich wieder essen und schlafen konnte und was ganz wichtig war, ich konnte mich wieder um meine Kinder kümmern.
Da blieb nur ein Problem
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Nämlich die Kleinigkeit, das ich nicht mehr aus dem Haus konnte. Sobald ich den Fuss vor die Türe setzte, bekam ich wieder dieses schreckliche Herzklopfen und das Gefühl ich würde in einem tiefen schwarzen Loch versinken. So ging es 3 Jahre. Daheim ging es mir gut, raus gehen ging eben nicht. Irgendwie war ich damit zufrieden, denn es ging mir ja erst einmal auch daheim so schlecht, das ich froh war das es hier wenigstens ging.
Die Wende
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Wie gesagt blieb ich 3 Jahre nur daheim. Mein Mann musste alle Aufgaben erledigen die man ausser Haus so zutun hat. Er musste also nach der Arbeit einkaufen gehen und was es eben sonst noch zu erledigen gibt. Da ich vor der Krankheit kaum ein Tag zuhause verbringen wollte, also sehr unternehmungslustig war und es mir auch ein grosses Vergnügen bereitet hatte mit meinen Kindern auf den Spielplatz zu gehen, hatte ich auf einmal das Gefühl das es das dann doch nicht sein kann.
Ich dachte wieder an den mir empfohlenen Psychotherapeuten von damals und machte einfach einen Termin. Bis dahin war es mir zu peinlich, denn ich war wie viele der Meinung wer einen Psychotherapeuten brauht ist Irre. Jedenfalls ging ich zu meinem Termin.
Endlich wusste ich um was es geht
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Schlimm war immer die Ungewissheit. Denn ich wusste ja eigentlich nicht richtig was ich hatte. Das es irgend etwas psychisches war, das war mir klar, aber was genau konnte mir bis zu diesem Zeitpunkt niemand sagen. Ich erzählte bei meinem Termin wieder einmal die ganze Geschichte, ab der Geburt meiner Tochter eigentlich. Hier fiel dann dann erste Mal der Begriff Agoraphobie, die ich allerdings nicht gleich zu Anfang hatte. Diese bekam ich einfach durch die Anfangs falsche Medizin. Ich hatte viel Stress, mein Sohn war eifersüchtig auf seine neue Schwester und diese schrie sehr fiel. An Schlaf war kaum zu denken. Dazu kam das ich nach der Geburt wieder dünn sein wollte, daher habe ich fast nichts mehr gegessen. Stress und kein Essen senkt den Blutzuckerspiegel und so bahnt sich eine Panikatakke an. So war es jedenfalls bei mir.
Jetzt ging es daran wieder rauszugehen.
War das schwer
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Für mich gab es ein spezielles Programm. Ich musste Anfangs 5 Mal um den Block laufen. Wenn eine Panikatakke kommen würde das nicht aufgeben, sondern von 1..... solange zählen bis sie wieder aufhört. Das habe ich getan und bin irgendwann ohne Angst 10 Mal um den Block gelaufen. Zuerst durfte ich diese Übungen mit meinem Mann machen, was mir es einfacher machte, denn er wäre dann zumindest da, falls ich umkippen würde. Irgendwann musste ich die Übungen dann alleine machen. Irgendwann ging es ans einkaufen. Für einen Agoraphobiker ein besonders schlimmes Unterfangen, da es an den Kassen Schlangen gibt. Hier muss man ausharren und kann nicht flüchten, wenn man eine Atakke bekommt. Es kam mir vor als wäre ich bei einem Konzert. Durch das jahrelange Zu Hause sitzen waren mir die Geräusche, Menschengemurmel usw. fremd geworden und es war unwahrscheinlich laut. Nach ca. 6 Monaten konnte ich das Haus wieder verlassen ohne Angst zu haben. Die ganze Zeit über ging ich aber 1 Mal die Woche zu meinem Psychotherapeuten, der mir wirklich sehr half. So habe ich die Krankheit überstanden.
Die Auswirkungen
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Ich bin heute geschieden. Seit einem Jahr jetzt. Mein Mann half mir in dieser schwierigen Zeit sehr, was ich ihm auch nie vergessen werde. Ich weiss nicht ob dies jeder Partner machen würde. Duch meine Krankheit hatte er kaum noch Zeit für sich. Alles drehte sich nur noch um mich. Richtig gedankt habe ich es ihm wohl nicht. Ich war ihm immer dankbar, aber habe es ihm nie gezeigt. Das war seine Seite. Ich wollte durch mein neues Leben neue Dinge machen, die Zeit geniessen und so lernte ich ja auch dann meinen neuen Lebenspartner kennen. Meinen Mann mochte ich noch, aber glücklich und voller Liebe war ich nicht mehr zu ihm. Es kamen dann auch die Gedanken, die man wohl hat, wenn man etwas schlimmes erlebt hat. Ist das alles? SOll ich auf die grosse Liebe verzichten um der Kinder willen ? Die Antwort war Nein !!!. Ich wollte ein neues Leben, denn ich meinem Alten fühlte weder ich noch mein Mann sich noch wohl. WIr entschlossen uns zur Trennung und sind heute gute Freunde, was wir wohl in unserer Ehe auch nur noch waren. Ich bin glücklich mit meinen 4 Kindern und meinem Lebensgefährten.
Das Verständniss
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Ich behaupte einmal, das die wenigsten die sich diesen Bericht ganz durchgelesen haben, wirklich verstehen können. Verstehen wie man nicht mehr raus aus seinen 4 Wänden kann, verstehen wie man seine eigenen Kinder nicht mehr versorgen kann. Wir verstehen immer nur das was wir schon einmal selbst erlebt haben. Bei den Sachen die anderen wiederfahren schütteln wir den Kopf und können nicht verstehen.
Meine Familie konnte auch nicht verstehen warum ich bei keiner Familienfeier mehr dabei war, warum ich nie mehr anrufte usw. Mir wäre es aber sehr hilfreich gewesen wenn mich jemand verstanden hätte oder es wenigstens versucht hätte, denn sowas kann jedem passieren. Statt dessen war man noch halbwegs beleidigt weil ich nicht dabei war. Sorry, ich konnte nicht !!!!
Ich persönlich versuche seit meiner Krankheit auch Dinge zu verstehen die mir nicht passiert sind. Ich versuche mich in mein Gegenüber hineinzuversetzen, und kann dann doch wenigstens etwas verstehen.
Was mir wichtig ist
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Wichtig ist mir, und das möchte ich hier unbedingt rüberbringen, das es keine Schande ist wenn man Hilfe in Anspruch nimmt. Hat jemand einen gebrochenen Arm geht er auch zu einem Spezialisten, warum soll es eine Schande sein sich von diesem helfen zu lassen wenn die Seele krank ist. Ein Psychotherapeut ist keine Schande, er kann einem helfen.
Liebe Grüsse,
Daniela29
Was ist Agoraphobie ?
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Im herkömmlichen Sinne eine Art der Platzangst, allerdings nicht in die Richtung verlaufend, das der Kranke Angst vor Enge hat, sondern vor der Weite.
Wie alles begann
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Es ist nun schon einige Jahre her. Mein Sohn war 2 Jahre alt und meine Tochter gerade erst einmal 9 Monate. Zu diesem Zeitpunkt begann ein langer Leidensweg für mich und meine Familie.
Mein Mann hatte Mittagschicht und ich war mit den Kindern bei meiner Mutter. Dort wollte ich gehen und es wurde stressig, da mein Sohn das nicht wollte. Als wir dann endlich auf dem Nachhauseweg waren musste ich mich beeilen, denn meine Tochter sollte die Flasche bekommen, die ich ihr auch noch gab. Als sie im Bett lag, wollte ich einen Apfel essen und mein Hals war plötzlich wie zugeschnürt, so das ich den Apfel nicht mehr essen konnte. Kurz danach wurde mir sehr schwindelig, und mein Herz raste wie verrückt. Zuerst dachte ich an ein Kreislaufproblem und ging kalt duschen, was gar nichts half. Das Herzrasen und auch der Schwindel wurden immer schlimmer, so das ich Angst bekam das ich einen Herzinfarkt oder einen Schlaganfall bekommen würde. Ich rief meinen Mann an, der sofort nachhause kam. Nachdem er da war, riefen wir meinen damaligen Hausarzt an, der meinte ich solle mal ein Glas Schnapps trinken, denn das öffnet die Blutgefässe und so würde das Herzklopfen wieder aufhören. Sogar das habe ich gemacht, allerdings ohne Erfolg. Bei meinem 2ten Anruf wurde mir gesagt ich soll ein Valium nehmen. ALso fuhr mein Mann zur Apotheke in welcher der Arzt angerufen hatte um Bescheid zu sagen. Nach einem Valium passierte nichts, ich konnte nicht schlafen und mir ging es nicht besser. Am nächsten Tag sollte ich zur Untersuchung zum Arzt gehen, was wohl der grösste Fehler war, wenigstens aus meiner Sicht.
Ärztlicher Fehler ????
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Hier beim Arzt wurde ich erstmal richtig zusammen gestaucht, denn ich sollte schon länger einmal zur Blutabnahme, zu der ich aber einfach aus Zeitgründen nicht kam. Der Arzt messte meinen Blutdruck, da dieser in diesem Moment sehr hoch war, wurden mir Beta Blocker verschrieben, da mein Arzt meinte das mein Herzrasen und mein Schwindel von meinem hohen Blutdruck herrühren. Damit war für meinen Arzt das Thema erledigt, doch für mich fing es erst jetzt an.
Was passiert bei der Krankheit Agoraphobie
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Einfach ausgedrückt ist die Agoraphobie eine Angstkrankheit. Was bekommt man wenn man Angst hat? Herzklopfen !!!! In der Panik steigt der Blutdruck und genau diese Panikattake hatte ich bei meinem Arzt indem Moment als er mir den Blutdruck gemessen hatte. Das wusste ich allerdings auch erst später. Jedenfalls war die medikatöse Behandlung mit Beta Blockern genau die falsche Massnahme, denn dadurch ging es mir noch viel schlechter, da ich ja eigentlich gar keinen hohen Blutdruck hatte. Mit diesem Medikament lebte ich ca. 1 Woche. An essen war nicht mehr zu denken, ich nahm in 6 WOchen über 10 Kilo ab, schlafen? War ein nicht wahrgewordener Traum, Haushalt? nie im Leben, Kinder versorgen? Unmöglich. So kam es das ich nur noch rumlag, mich elend fühlte und absolut nichts mehr machen konnte. Nicht einmal mehr telefonieren. Mein Mann arbeitete Schicht. Wenn er arbeiten war gingen meine Kinder zu meiner Mutter. Ich war zu nichts mehr im Stande, und es ging mir niemals besser. Ärzte die gerade Notdienst hatten, waren bei mir schon fast zuhause, auch as Krankenhaus kannte mich bestens, denn diese Panikattaken bekam ich immer wieder und hatte furchtbar Angst, so das ich alle Möglichkeiten wahrgenommen habe, das mir geholfen wurde. Leider hat niemand das Wahre Problem erkannt. Bis ich mal wieder einen Arzt da hatte, der Notdienst hatte. Ich erzählte ihm die ganze Geschichte und er erkannte, das es sich um ein psychisches Problem handle, weswegen ich sofort diese Beta Blocker in langsamen Schritten wieder absetzen musste, da diese Depressionen herbeiführen können, was in meinem Zustand absolut nicht sinnvoll sein konnte. Ich bekam ein leichtes Beruhigungsmittel und den Rat zu einem Psychotherapeuten zu gehen. Als ich die Beta Blocker abgesetzt hatte ging es mir schon etwas besser, mit dem Beruhigungsmittel sogar wieder so gut das ich wieder essen und schlafen konnte und was ganz wichtig war, ich konnte mich wieder um meine Kinder kümmern.
Da blieb nur ein Problem
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Nämlich die Kleinigkeit, das ich nicht mehr aus dem Haus konnte. Sobald ich den Fuss vor die Türe setzte, bekam ich wieder dieses schreckliche Herzklopfen und das Gefühl ich würde in einem tiefen schwarzen Loch versinken. So ging es 3 Jahre. Daheim ging es mir gut, raus gehen ging eben nicht. Irgendwie war ich damit zufrieden, denn es ging mir ja erst einmal auch daheim so schlecht, das ich froh war das es hier wenigstens ging.
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Wie gesagt blieb ich 3 Jahre nur daheim. Mein Mann musste alle Aufgaben erledigen die man ausser Haus so zutun hat. Er musste also nach der Arbeit einkaufen gehen und was es eben sonst noch zu erledigen gibt. Da ich vor der Krankheit kaum ein Tag zuhause verbringen wollte, also sehr unternehmungslustig war und es mir auch ein grosses Vergnügen bereitet hatte mit meinen Kindern auf den Spielplatz zu gehen, hatte ich auf einmal das Gefühl das es das dann doch nicht sein kann.
Ich dachte wieder an den mir empfohlenen Psychotherapeuten von damals und machte einfach einen Termin. Bis dahin war es mir zu peinlich, denn ich war wie viele der Meinung wer einen Psychotherapeuten brauht ist Irre. Jedenfalls ging ich zu meinem Termin.
Endlich wusste ich um was es geht
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Schlimm war immer die Ungewissheit. Denn ich wusste ja eigentlich nicht richtig was ich hatte. Das es irgend etwas psychisches war, das war mir klar, aber was genau konnte mir bis zu diesem Zeitpunkt niemand sagen. Ich erzählte bei meinem Termin wieder einmal die ganze Geschichte, ab der Geburt meiner Tochter eigentlich. Hier fiel dann dann erste Mal der Begriff Agoraphobie, die ich allerdings nicht gleich zu Anfang hatte. Diese bekam ich einfach durch die Anfangs falsche Medizin. Ich hatte viel Stress, mein Sohn war eifersüchtig auf seine neue Schwester und diese schrie sehr fiel. An Schlaf war kaum zu denken. Dazu kam das ich nach der Geburt wieder dünn sein wollte, daher habe ich fast nichts mehr gegessen. Stress und kein Essen senkt den Blutzuckerspiegel und so bahnt sich eine Panikatakke an. So war es jedenfalls bei mir.
Jetzt ging es daran wieder rauszugehen.
War das schwer
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Für mich gab es ein spezielles Programm. Ich musste Anfangs 5 Mal um den Block laufen. Wenn eine Panikatakke kommen würde das nicht aufgeben, sondern von 1..... solange zählen bis sie wieder aufhört. Das habe ich getan und bin irgendwann ohne Angst 10 Mal um den Block gelaufen. Zuerst durfte ich diese Übungen mit meinem Mann machen, was mir es einfacher machte, denn er wäre dann zumindest da, falls ich umkippen würde. Irgendwann musste ich die Übungen dann alleine machen. Irgendwann ging es ans einkaufen. Für einen Agoraphobiker ein besonders schlimmes Unterfangen, da es an den Kassen Schlangen gibt. Hier muss man ausharren und kann nicht flüchten, wenn man eine Atakke bekommt. Es kam mir vor als wäre ich bei einem Konzert. Durch das jahrelange Zu Hause sitzen waren mir die Geräusche, Menschengemurmel usw. fremd geworden und es war unwahrscheinlich laut. Nach ca. 6 Monaten konnte ich das Haus wieder verlassen ohne Angst zu haben. Die ganze Zeit über ging ich aber 1 Mal die Woche zu meinem Psychotherapeuten, der mir wirklich sehr half. So habe ich die Krankheit überstanden.
Die Auswirkungen
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Ich bin heute geschieden. Seit einem Jahr jetzt. Mein Mann half mir in dieser schwierigen Zeit sehr, was ich ihm auch nie vergessen werde. Ich weiss nicht ob dies jeder Partner machen würde. Duch meine Krankheit hatte er kaum noch Zeit für sich. Alles drehte sich nur noch um mich. Richtig gedankt habe ich es ihm wohl nicht. Ich war ihm immer dankbar, aber habe es ihm nie gezeigt. Das war seine Seite. Ich wollte durch mein neues Leben neue Dinge machen, die Zeit geniessen und so lernte ich ja auch dann meinen neuen Lebenspartner kennen. Meinen Mann mochte ich noch, aber glücklich und voller Liebe war ich nicht mehr zu ihm. Es kamen dann auch die Gedanken, die man wohl hat, wenn man etwas schlimmes erlebt hat. Ist das alles? SOll ich auf die grosse Liebe verzichten um der Kinder willen ? Die Antwort war Nein !!!. Ich wollte ein neues Leben, denn ich meinem Alten fühlte weder ich noch mein Mann sich noch wohl. WIr entschlossen uns zur Trennung und sind heute gute Freunde, was wir wohl in unserer Ehe auch nur noch waren. Ich bin glücklich mit meinen 4 Kindern und meinem Lebensgefährten.
Das Verständniss
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Ich behaupte einmal, das die wenigsten die sich diesen Bericht ganz durchgelesen haben, wirklich verstehen können. Verstehen wie man nicht mehr raus aus seinen 4 Wänden kann, verstehen wie man seine eigenen Kinder nicht mehr versorgen kann. Wir verstehen immer nur das was wir schon einmal selbst erlebt haben. Bei den Sachen die anderen wiederfahren schütteln wir den Kopf und können nicht verstehen.
Meine Familie konnte auch nicht verstehen warum ich bei keiner Familienfeier mehr dabei war, warum ich nie mehr anrufte usw. Mir wäre es aber sehr hilfreich gewesen wenn mich jemand verstanden hätte oder es wenigstens versucht hätte, denn sowas kann jedem passieren. Statt dessen war man noch halbwegs beleidigt weil ich nicht dabei war. Sorry, ich konnte nicht !!!!
Ich persönlich versuche seit meiner Krankheit auch Dinge zu verstehen die mir nicht passiert sind. Ich versuche mich in mein Gegenüber hineinzuversetzen, und kann dann doch wenigstens etwas verstehen.
Was mir wichtig ist
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Wichtig ist mir, und das möchte ich hier unbedingt rüberbringen, das es keine Schande ist wenn man Hilfe in Anspruch nimmt. Hat jemand einen gebrochenen Arm geht er auch zu einem Spezialisten, warum soll es eine Schande sein sich von diesem helfen zu lassen wenn die Seele krank ist. Ein Psychotherapeut ist keine Schande, er kann einem helfen.
Liebe Grüsse,
Daniela29
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