Erfahrungsbericht von butterkeks
Fast ein Jahr danach - Gedanken über den Tod
Pro:
...
Kontra:
...
Empfehlung:
Nein
Bald jährt sich der Tag, der mein ganzes Leben verändert hat. Am 08.12.2001 bekam ich die Nachricht, dass ich an Unterleibskrebs erkrankt bin. Es folgten noch insgesamt zwei Operationen, in denen mir die Gebärmutter und die Eierstöcke entfernt wurden. In dieser Zeit lernte ich meine wahren Freunde kennen und mußte mich leider auch von einigen \"Bekannten\" verabschieden, für die ich nur noch Luft war.
Was ich zu dieser Zeit am meisten brauchte war Kraft. Meine Eltern waren nicht in der Lage mir diese Kraft zu geben, zu tief war der Schock. Allein beim Blick in die Augen meines Vaters, schmerzte das Herz in meiner Brust...nun machte auch ich ihnen Sorgen. Schon vor einigen Jahren begann unsere Familie auseinander zu brechen und ich war eigentlich die einzige, die meinen Eltern half. Vielleicht auch deshalb, weil ich im Haus nebenan wohne und sie somit unterstützen konnte. Auch meine Eltern waren und sind immer für mich da, doch richtig reden kann ich immer noch nicht mit ihnen...ich will sie halt nicht belasten. Mein Freund stand mir in meiner Krankheit zur Seite und ohne ihn weiß ich, ehrlich gesagt, nicht wie ich es durchgestanden hätte. Also bemühte ich mich vor Freunden und Familie stark zu sein und ließ mich nur vor meinem Schatz ein wenig gehen. Wie es in meinem Inneren aussah, wußte er allerdings auch nicht. Allgegenwärtig war der Gedanke an den Tod; der Gedanke nicht mehr da zu sein. Seltsam, aber ich dachte nicht daran, ob es danach für mich weitergehen würde, nein, ich dachte nur daran wieviel Schmerz und Kummer ich meinen Mitmenschen bereiten würde. Der Gedanke meinen Freund nicht mehr sehen, nicht mehr berühren zu können, bereitete mir fast körperliche Schmerzen. Wir hatten uns doch erst vor einigen Monaten gefunden und ich wollte ihn glücklich machen.
Die Operationen waren gut verlaufen und ich erholte mich langsam wieder. Nach sechs Wochen hatte ich das Bedürfnis wieder arbeiten zu gehen, doch wurde ich dort nicht sehr herzlich empfangen. Ich war schließlich über den Jahresabschluss nicht da gewesen und das ist in der Buchhaltung bekanntlich die Zeit der meisten Arbeit. Ich ließ mich dann auch schleunigst intern versetzen, da ich mit meinem Vorgesetzten unter diesen Umständen nicht mehr zusammen arbeiten konnte und wollte.
So gingen die Monate ins Land...mein Freund und ich dachten immer nur an unsere nächsten Treffen (wir führen eine Fernbeziehung) und ich war viel zu beschäftigt, um mich mit der Verarbeitung meiner Erkrankung zu befassen. Mein Glück war, dass ich eigentlich nie Kinder haben wollte, doch mit den Monaten kam auch häufiger der Gedanke daran, dies wirklich niemals zu können. Viele Frauen in meinem Umkreis bedauerten mich deshalb und nach einer Weile konnte ich die mitleidigen Gesichter und Kommentar nicht mehr sehen und hören. Ich zog mich zurück.
Dann kam im August die nächste Vorsorgeuntersuchung und meine Nerven lagen blank. War etwas nachgewachsen? Hatte ich den Krebs nicht besiegt? Ich wußte nicht wie ich die Woche durchstehen sollte, in der ich auf die Ergebnisse der Untersuchung wartete. Man sagte mir, dass alles in Ordnung sei, wenn man sich nicht innerhalb einer Woche gemeldet hatte. Ich hatte Angst, fürchterliche Angst und niemanden, mit dem ich diese Angst teilen konnte. Meinen Freund wollte ich nicht belasten, denn wir hatten in dieser Zeit eine \"kleine Krise\". Ich hatte das Gefühl, dass eine Welle über mir zusammenschlägt und ich in meinen Ängsten und Gefühlen zu ersticken drohe. Gedanken an Selbstmord waren allgegenwärtig und gerade auf dem Weg zur Arbeit und zurück, bei dem ich eine Allee entlang fahren mußte, bewegten mich immer wieder dazu einfach das Steuer herumzureißen und der Sache ein Ende zu setzen. Was mich davon abhielt? Meine Liebe zu meinem Freund. Immer wieder hatte ich sein Gesicht vor Augen, wie er kopfschüttelnd vor mir stand.
Irgendwie habe ich es geschafft wieder zu mir zu kommen und mein Leben einigermaßen neu zu ordnen. Die Angst vor dem Krebs wird immer bleiben...vor allen Dingen in den nächsten fünf Jahren und die Termine für die Vorsorgeuntersuchungen werden die Hölle...das weiß ich schon heute. Nur wer selber krank ist, kann diese Gefühle nachvollziehen und weiß auf wieviel Unverständnis man stößt. Wie will man diese Angst jemandem erklären, der sie nie erfahren hat?
Seit dieser Krankheit denke ich anders über das Leben. Ich genieße viele Dinge intensiver und kann nur jedem den Rat geben sein Leben bewußt zu leben und den Menschen, die einem etwas bedeuten, auch davon zu erzählen...ihnen sagen, dass man sie gern hat. Vielleicht geht es schneller, als einem lieb ist, und man hat dazu nicht mehr die Möglichkeit.
Leb jeden Tag so, als wäre es Dein letzter.
Drea
Was ich zu dieser Zeit am meisten brauchte war Kraft. Meine Eltern waren nicht in der Lage mir diese Kraft zu geben, zu tief war der Schock. Allein beim Blick in die Augen meines Vaters, schmerzte das Herz in meiner Brust...nun machte auch ich ihnen Sorgen. Schon vor einigen Jahren begann unsere Familie auseinander zu brechen und ich war eigentlich die einzige, die meinen Eltern half. Vielleicht auch deshalb, weil ich im Haus nebenan wohne und sie somit unterstützen konnte. Auch meine Eltern waren und sind immer für mich da, doch richtig reden kann ich immer noch nicht mit ihnen...ich will sie halt nicht belasten. Mein Freund stand mir in meiner Krankheit zur Seite und ohne ihn weiß ich, ehrlich gesagt, nicht wie ich es durchgestanden hätte. Also bemühte ich mich vor Freunden und Familie stark zu sein und ließ mich nur vor meinem Schatz ein wenig gehen. Wie es in meinem Inneren aussah, wußte er allerdings auch nicht. Allgegenwärtig war der Gedanke an den Tod; der Gedanke nicht mehr da zu sein. Seltsam, aber ich dachte nicht daran, ob es danach für mich weitergehen würde, nein, ich dachte nur daran wieviel Schmerz und Kummer ich meinen Mitmenschen bereiten würde. Der Gedanke meinen Freund nicht mehr sehen, nicht mehr berühren zu können, bereitete mir fast körperliche Schmerzen. Wir hatten uns doch erst vor einigen Monaten gefunden und ich wollte ihn glücklich machen.
Die Operationen waren gut verlaufen und ich erholte mich langsam wieder. Nach sechs Wochen hatte ich das Bedürfnis wieder arbeiten zu gehen, doch wurde ich dort nicht sehr herzlich empfangen. Ich war schließlich über den Jahresabschluss nicht da gewesen und das ist in der Buchhaltung bekanntlich die Zeit der meisten Arbeit. Ich ließ mich dann auch schleunigst intern versetzen, da ich mit meinem Vorgesetzten unter diesen Umständen nicht mehr zusammen arbeiten konnte und wollte.
So gingen die Monate ins Land...mein Freund und ich dachten immer nur an unsere nächsten Treffen (wir führen eine Fernbeziehung) und ich war viel zu beschäftigt, um mich mit der Verarbeitung meiner Erkrankung zu befassen. Mein Glück war, dass ich eigentlich nie Kinder haben wollte, doch mit den Monaten kam auch häufiger der Gedanke daran, dies wirklich niemals zu können. Viele Frauen in meinem Umkreis bedauerten mich deshalb und nach einer Weile konnte ich die mitleidigen Gesichter und Kommentar nicht mehr sehen und hören. Ich zog mich zurück.
Dann kam im August die nächste Vorsorgeuntersuchung und meine Nerven lagen blank. War etwas nachgewachsen? Hatte ich den Krebs nicht besiegt? Ich wußte nicht wie ich die Woche durchstehen sollte, in der ich auf die Ergebnisse der Untersuchung wartete. Man sagte mir, dass alles in Ordnung sei, wenn man sich nicht innerhalb einer Woche gemeldet hatte. Ich hatte Angst, fürchterliche Angst und niemanden, mit dem ich diese Angst teilen konnte. Meinen Freund wollte ich nicht belasten, denn wir hatten in dieser Zeit eine \"kleine Krise\". Ich hatte das Gefühl, dass eine Welle über mir zusammenschlägt und ich in meinen Ängsten und Gefühlen zu ersticken drohe. Gedanken an Selbstmord waren allgegenwärtig und gerade auf dem Weg zur Arbeit und zurück, bei dem ich eine Allee entlang fahren mußte, bewegten mich immer wieder dazu einfach das Steuer herumzureißen und der Sache ein Ende zu setzen. Was mich davon abhielt? Meine Liebe zu meinem Freund. Immer wieder hatte ich sein Gesicht vor Augen, wie er kopfschüttelnd vor mir stand.
Irgendwie habe ich es geschafft wieder zu mir zu kommen und mein Leben einigermaßen neu zu ordnen. Die Angst vor dem Krebs wird immer bleiben...vor allen Dingen in den nächsten fünf Jahren und die Termine für die Vorsorgeuntersuchungen werden die Hölle...das weiß ich schon heute. Nur wer selber krank ist, kann diese Gefühle nachvollziehen und weiß auf wieviel Unverständnis man stößt. Wie will man diese Angst jemandem erklären, der sie nie erfahren hat?
Seit dieser Krankheit denke ich anders über das Leben. Ich genieße viele Dinge intensiver und kann nur jedem den Rat geben sein Leben bewußt zu leben und den Menschen, die einem etwas bedeuten, auch davon zu erzählen...ihnen sagen, dass man sie gern hat. Vielleicht geht es schneller, als einem lieb ist, und man hat dazu nicht mehr die Möglichkeit.
Leb jeden Tag so, als wäre es Dein letzter.
Drea
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