Lesben, Schwule, Bisexuelle Allgemein Testbericht

Hier ein kurzer Bericht über den entscheidensten Moment meines Lebens:

An einem Sonntag Ende März 2006 war ich im RTL-Text auf Seite 683 (SMS-Chat), um ein Date zu suchen. Gesucht, gefunden, am Nachmittag habe ich mich dann mit einem anderen Chatter getroffen, der im Gegensatz zu mir schon seit Jahren offen schwul lebt. Nach einem Date haben wir uns dann noch öfter getroffen (auch mal bei dem anderen übernachtet und hatten auch Sex.
Ostersonntag war es dann soweit: Morgens, bevor ich zu meinen Eltern gefahren bin, hat mein Schatz mir dann zum Abschied einen gut sichtbaren Knutschfleck auf den Hals gedrückt. Als ich bei meinen Eltern ankam und nach dem Ausziehen der Jacke mein Hals mit dem Fleck zu sehen war, kam von Mama natürlich gleich die Frage, ob der Fleck von einer Frau stammt. Meine Antwort war nur: "Nö, von einem Kerl, wieso?" Mamas nächste Frage war nur: "Ist er nett?" Ich fands richtig gut, dass meine Eltern so locker damit umgegangen sind, hätte ich nicht erwartet...

Das nächste Coming Out war dann kurz nach Ostern am Arbeitsplatz. Erst beim Bereichsleiter, der an dem Tag zufällig da war, dann beim Chef und seiner Stellvertreterin: Ich hab dir da mal was zu sagen: "Ich bin SCHWUL! Schlimm?" Alle Vorgesetzten waren super entspannt, mein Bereichsleiter (hetero) hat nur gesagt, solange ich ihn nicht anbaggere, hat er damit kein Problem. Die Kollegen sind genauso locker damit umgegangen, so dass ich mich frage, warum ich diesen Schritt nicht schon früher gemacht habe.

Man(n) lebt nach dem Coming Out besser, weil man sich nicht mehr verstellen muss und muss nicht mehr eine Rolle spielen, die man gar nicht ist.

Mit dem Schatz, der mir den Knutschfleck gemacht hat, lebe ich mittlerweile zusammen und ich küsse ihn am liebsten immer, ohne Rücksicht zu nehmen, ob´s irgendjemandem nicht passt.