Liebe mich, wenn du dich traust (DVD) Testbericht
Erfahrungsbericht von jacktyper
Ich will doch nur spielen
Pro:
Perfekte Inszenierung mit vielen Tricks und atemberaubenden Kamerafahrten / Gute darstellerische Leistungen / Bunte Fülle passender Metaphern
Kontra:
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Empfehlung:
Ja
Sophie vergnatzt die Lehrerin mit "schlimmen" Worten, Julien macht sich vor den Augen des Direktors in die Hose... die Spieldose wandert stets aufs Neue hin und her.
Über 10 Jahre später sind Julien und Sophie längst erwachsen, noch immer dicke Freunde, ihr Spiel ist noch immer aktiv. Doch die Mutproben werden heftiger, gefährlicher und die beiden merken, dass sie mehr als freundschaftliche Gefühle miteinander verbinden. Dennoch traut sich niemand, dem anderen die Liebe zu gestehen. Beide versuchen, sämtliche Gefühle zu verdrängen - kann es doch nicht sein, dass die "alten" Schulkameraden sich auf diese Weise aneinander binden.
In der inneren Verzweiflung denken sie sich neue Mutproben aus, die über das normale menschliche Denken hinaus gehen. Beide fügen sich absichtlich mentale Schmerzen zu - Julien heiratet, Sophie zieht mit einem angehenden Fußballstar zusammen - die Mutproben werden lebensgefährlich... bis die größte Wette aufzieht: "Wir werden uns zehn Jahre lang nicht sehen!" ...
Regisseur Yann Samuell schuf mit seinem Debüt "Liebe mich - wenn du dich traust" ein "Spiel", das schier harmlos beginnt und schnell zum heftigen Höhepunkt gelangt. Der Film ist eine Rückblick-Erzählung des erwachsenen Julien.
Bereits schnell wird die Einzigartigkeit des Streifens klar, weil er sich von anderen Werken des Genres deutlich abhebt. Statt erst im Finale den tragischen Höhepunkt zu erreichen, scheint er bereits nach wenigen Minuten traurig zu sein und ein beklemmendes Gefühl in einer bunten Darstellung zu schaffen.
Tragikomische, bittersüße Sequenzen wurden mit neuen Perspektivmethoden geschaffen. Interessante Kamerafahrten, ulkige Tricks und eine bunte Fülle genialer Metaphern lockern die immer wieder einengende Story auf und schaffen somit einen krassen Gegensatz, der in der Filmbranche sicher seinesgleichen sucht. Eine quälend-schöne fesselnde Geschichte in einer fröhlich dargestellten Atmosphäre! Die durchgängige Verwendung von Symbolen zur Unterstützung der Story verdeutlicht das Gefühlsleben der zwei Kinder, die durch ihr Spiel sämtliche privaten Probleme leicht zu verdrängen scheinen.
Obwohl sich die Handlung über gut 25 Jahre erstreckt, ist der Film an keiner Stelle langatmig. Die einzelnen Szenen sind geschickt konstruiert und intelligent miteinander verbunden. So gelang Samuell ein perfektes Zusammenspiel von Erzählung und Wahl der Bilder, garniert mit passenden harmonischen Klängen.
Die Geschichte von Julien und Sophie ist mitfühlend und spannend, da die Frage nach der Auflösung stets aufs Neue entfacht wird. Der Zuschauer denkt, das Finale zu erahnen, wird aber immer wieder "zurück ins Sofa gepresst". Auf wunderbare Art und Weise zeigt "Liebe mich - wenn du dich traust" die zwischenmenschlichen Gefühle der Protagonisten. Das "Spiel" als bindendes Glied der Story ist hierfür eine fantastische Idee. Die Frage: "Ist das noch ein Spiel?" drängt sich dabei von Minute zu Minute mehr auf. Manchmal wirken die Aktionen der jungen Freunde doch sehr krass, sind aber dennoch authentisch, weil auf gewisse Weise nachvollziehbar, selbst wenn sich die Wetten der beiden bis zu obsessiven Exzeßen ausdehnen.
Samuells Film überzeugt mit einer faszinierenden Rahmenhandlung mit einem bitteren, aber letzendlich dennoch zufriedenstellenden Ende, was äußerst selten der Fall sein dürfte. Führt die Geschichte vorerst zu einem scheinbar erwartungsgemäßen Finale, ist es letzendlich so aber sich nicht absehbar für den Zuschauer gewesen. Jedoch ist die Auflösung erforderlich für die Story... für das Spiel. Der aufmerksame Zuschauer, der auch die ersten Minuten nicht versäumt, wird überschäumen vor Spannung, denn eine Frage zieht aufgrund der Rückblick-Methode sich durch den ganzen Film, wird aber erst in den Schlußminuten beantwortet.
Zusammenfassend lässt sich das Werk nur schwer in eine Kategorie einordnen. Für ein reines Drama ist es nicht schwermütig genug, am ehesten ist der Film sicher als Tragikomödie zu verstehen. So gibt es immer wieder Passagen zum Schmunzeln, doch vor allem auch im Mittelteil stets aufs Neue Sequenzen, die wegen ihrer Unvorhersehbarkeit leicht erschrecken können.
"Liebe mich - wenn du dich traust" gelang nicht umsonst der Durchbruch über die französischen Grenzen hinaus. Frische, herrlich unverbrauchte Gesichter, die in ihren Charakteren mehr als aufblühen, geben der Produktion den letzten Schliff. Der Film der spielenden Kinder ("Jeux d'enfants"), welcher finalisierend ein gewisses Romeo&Julia-Gefühl entfacht, ist ein neuer guter Beweis, dass Spitzenproduktionen nicht zwingend aus den Vereinigten Staaten kommen müssen.
"Liebe mich - wenn du dich traust" ist derzeit auf DVD zu kaufen oder zu leihen und auf PremiereFilm zu sehen.
Liebe mich - wenn du dich traust (Jeux d'enfants)
F 2002
D: Guillaume Canet (Julien) / Marion Cotillard (Sophie)
R: Yann Samuell
FSK 16
92 Min.
23 Bewertungen, 6 Kommentare
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22.02.2006, 19:56 Uhr von Ibizagirl1977
Bewertung: sehr hilfreichhört sich an als wäre das was für mich <br/>liebe grüße sonja
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11.11.2005, 18:36 Uhr von Bea_im_Netz
Bewertung: sehr hilfreichklingt wie etwas, das auf den Wunschzettel gehört.
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10.11.2005, 19:36 Uhr von Sang_il
Bewertung: sehr hilfreichSehr guter Bericht. Ich hab den Film mal auf einem Videoarbend gesehen.
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10.11.2005, 19:34 Uhr von NancyNoack
Bewertung: sehr hilfreichscheint gut zu sein
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10.11.2005, 19:30 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichEin toller Bericht. lg svenja
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10.11.2005, 18:38 Uhr von genieb
Bewertung: sehr hilfreichsh, toller film
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