Lifes Rich Pageant - R.E.M. Testbericht

Lifes-rich-pageant-r-e-m
ab 20,04
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Erfahrungsbericht von northstar

Silence means approval

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Bill Berry’s Augenbraun und zwei Büffel – das sind die Dinge, die einem beim Betrachten von Lifes Rich Pageant direkt ins Auge stechen. Dabei sollte das doch eher die Musik. Also wenden wir uns tunlichst eben dieser zu & tauchen erneut ab in einen neuen Teil meiner R.E.M. Platten reihe, die sich so langsam aber sicher dem Ende zuneigt...


Die Band

Wer meine Berichte zu R.E.M. CD’s bereits kennt, der weiß auch was nun folgt & darf den Abschnitt auch ruhig überspringen (der Rest ließt bitte aber weiter!); hier also die Band- geschichte:

R.E.M. sind 4 Leute aus Athens, Georgia, einer Kleinstadt im Süden der USA, die außer einer Uni und einer regen Künstlerszene wohl wirklich nicht viel zu bieten hatte.Die Band traf sich mehr zufällig, einer kannte den anderen, der kannte wieder rum den nächsten, etc..

R.E.M. sind:
(John) Michael Stipe, Sänger, Texteschreiber und charismatisches Aushängeschild der Band.
Peter Buck, wandelndes Musiklexikon und Gitarrist.
Mike Mills, Bass, mit einer zwischenzeitlichen Vorliebe für extrem hässliche Anzüge.
Bill Berry, bis „New Adventures in Hi-Fi“ aus dem Jahre 1996 Drumer der Band.

Angefangen hat wohl alles bei einem legendären Konzert der 4 zusammen in einer ehemaligen Kirche in der Oconee Street in Athens. Das zur WG umfunktionierte Gotteshaus bot prima Platz um Parties zu feiern, auf einer dieser dann R.E.M. zum ersten Mal zusammen spielten. Seitdem probte man immer weiter, nahm später die EP Chronic Town auf. Die verkaufte sich verhältnismäßig gut, die Single Radio Free Europe wurde ein College Radio Hit. 1983 erschien dann die erste Platte Murmur. Was folgte war in etwa das hier: alle 2 Jahre eine Platte, dann der Wechsel des Labels zu einem Giganten der Plattenindustrie, zu Warner Bros., wenige Jahre später der Hit mit Losing My Religion, dann der Bekanntheitsgrad einer Topband vergleichsweise mit Acts wie U2, dann weiter Platten, gute Verkaufszahlen, aber nie mehr ein Megahit, dafür aber weitere unzählige zeitlos schöne Songs bis heute.

Nun jedoch wenden wir uns Lifes Rich Pageant zu, der vierten Platte die R.E.M. bei IRS raus brachten...


Cover & Booklet

Ein zweigeteiltes Cover: oben Bill Berry’s Kopf, etwa bis zur Nase, gehalten in schwarz/weiß. Darunter 2 Büffel, deren Köpfe, überlegt mit matt roten Schimmer. Wir fragen nicht was das soll.

Das Booklet ist auffaltbar, darin Credits und Trackliste. Ebenso kinderartige Zeichnungen auf braunem Grund, Affen und und ich weiß nicht was alles. Ebenso ein Bandphoto. Strange wie immer.


Die Songs

Begin The Begin – Silence means security silence means approval heißt es da. R.E.M. setzen sich mit Machtstrukturen auseinander, die man stillschweigend hin nimmt, aber daducrh das eigene Leben verliert. Selbstbestimmung gibt es nicht mehr, wenn man dem Einen folgt; Follow the leader, run and turn into butter. Energisch vorgebracht, beschreibt das Stück den Anfang einer Emazipation, die jeder selbst vornehmen muss...

These Days – Verspieltes Stück, welches über Interessen einer Gesellschaft, die als unmümdig abgetan wird. We are young despite the years we are concern. We are hope despite the times meint Stipe und trägt damit seinem Selbstbewußtsein Rechnung, welches sich doch hoffentlich auch weiter übertragen lässt. Nicht ohne Humor, wie man an der dreifachen 3 später merkt, We have many things in common, name three (three, three, three).

Fall On Me – Wohl das anrührenste Stück Musik dieser Platte, ja, fast in der Bandgeschichte R.E.M.s. Weich, zart wird eine Beziehung beschrieben, zwischen wem, das bleibt offen, aber so ist das nunmal. Buy the sky and sell the sky and bleed the sky and tell the sky, don\'t fall on me singt Stipe und der Himmel stürzt nicht ein, aber er könnte, wenn er wollte. Menschen, Umwelt, beide, was ist denn los, man weiß es nicht, nur das man eben aufpassen sollte, was man macht, denn it’s over it’s over me...

Cuyahoga – Still, aber mit Ausstrahlung, fast altertümlich kommt der Track daher. Abermals der Wille, der Mut zum Handel ist hier Thema, denn let’s put our heads together and start a new country of. Umweltverschmutzung, Trauer, Melancholie. Aber eben auch der Neuanfang, sehr wichtig.

Hyena – The only thing to fear is fearlessness, Furchtlosigkeit als Abkehr vom Gefühl, was natürlich zu verhindern gesucht wird. Was R.E.M. da dem titelgebenden Tier anhängen mag man sich fragen. Der Text gibt mir leider keinen Aufschluss, daher belasse ich das jetzt einmal so. Schönes Stück, mit schönem Klangteppich im Hintergrund, der die Szenerie untermalt.

Underneath The Bunker – Naja, etwas wirres Stück, dass man ehrlich gesagt sogar überspringen darf & möchte. Tun wir dies nun einfach auch, denn den tieferen Sinn, den konnte ich denn auch nicht erschliessen. Klingt südamerikanisch, ist es aber nicht.

The Flowers Of Guatemala – Ein wunderschönes, ebenso feines Stück über Schönheiten. Blumen werden entdeckt, und was darunter liegt könnte zur Traurigkeit gereichen, aber the flowers cover everything, so merkt man eben nichts. Verschwinden von politisch Verfolgten in Mittelamerika? Sicherlich, auch wenn’s nicht erwähnt wird; ein politischer Song, der sich gekonnt sanft einschmeicheln kann...

I Believe – Ein Banyo leitet ein, Gott sei Dank nur ein, denn dann geht’s schwungvoll, gitarrenlastiger weiter. Your adventure for today, what do you do between the horns of the day?, die Suche nach dem täglichen Neuem. Woran glaubt man noch, wenn man alles gesehen hat? Dazu Ratschläge über das Leben, verpackt in poetische Worte und Wortketten /-spiele, Think of others, the others think of you, silly rule golden words make, practice, practice makes perfect, perfect is a fault, and fault lines change.

What If We Give It Away – Ruhig, aber dennoch unter der Oberfläche lautert die Angst. Es geht um das Dahinter, alles was unter der Oberfläche ist; What\'s pretending is it right fragt sich Stipe, und ob man Befehlen, Ordern folgen soll, kann. Antwort gibt er nicht...

Just A Touch – Rockig, lauter werdend, der Track dreht auf, rauscht an, Stipe muss mit kommen, daher strengt er sich an. Ausgelassen geben sich R.E.M. auf eine Reise über die Oberfläche, die man nicht verstehen mag, wie auch? I can\'t see, I\'m so young, I\'m so god damn young. Gut so.

Swan Swan H – Ruhiges, getragenes Gitarrenstück. We’re all free now dichtet Stipe dort, aber man glaubt es ihm dann doch nicht. Dazu ist das Stück zu düster, zu schleppend. Besserung ist nicht in Sicht, die Geschichte spinnt sich weiter, wiederholt sich, klingt sanft aus...

Superman – Eigentlich ein Cover der Band Clique aus den 60er Jahren. Kennt aber eh sonst keiner, also dürfen R.E.M. ran. Und die gewinnen diesem Stück gewiss eine Menge ab: Mike Mills übernimmt den Sängerpart und weiß auch so zu überzeugen. Stipe steuert die Backingvocals bei, was ebenso immer nett klingt. Inahlt des Stücks: was ist, wenn mna Superman ist? I am Superman, and I know what’s happening heißt es da & dann ist auch ein Superman egoistisch; denn I know you don’t love that guy, ‚cause I can see right through you...


Zusätzlich findet man nun weitere Songs auf der IRS Vintage Ausgabe, die man hierzulande im Handel erhält...

Tired Of Singing Trouble – Stipe singt den Blues. Wenig unterstützt durch Instrumentierung. Sehr fein, da sehr anders, da auch sehr kurz. Rein hören!

Rotary Ten – Instrumental, fast nur Drums und eine Gitarre. Naja, kann man sich anhören; oder eben skippen...

Toys In The Attic – Wieder ein Cover, diesmal wenn ich mich recht entsinne von Aerosmith. Rockt auch so, ausgelassen, Stipe und Mills wechseln sich ab & kehren zu ihren Wurzeln zurück, denn früher spielte R.E.M. wohl desöfteren solche Musik, Cover mein ich. Wie gesagt, rockt ordentlich und Buck scheint auch Spaß zu haben mit seinen Gitarrenparts.

Just A Touch (Live In Studio) – Ähnlich wie die Albumfassung, nur ads Stipe gegen Ende ausgelassener zu werden scheitn. Hörenswert.

Dream (All I Have To Do) – Stipe covert gerne. So auch hier. Das Stück kennt jeder, auch wenn ich wieder nicht weiß, von wem’s stammt. R.E.M.’s Fassung beschränkt sich auf Gitarre und Schlagzeug und Stipe & Mills im gemeinsamen Gesang, der wunderschön ist und das Lied wirklich über die übliche Schwülstigkeit des Stücks erhebt.

Swan Swan H (Acoustic Version) – Ebenso wie die Albumfassung, nur intensiver in den Betonungen und schöner, da fast nur Gitarre zu hören ist...


Alle Songs sind geschrieben von Berry, Buck, Mills & Stipe, außer die oben anders benannten; produziert hat die CD Don Gehman zusammen mit R.E.M..


Fazit

Lifes Rich Pageant gilt als R.E.M.’s erste wirklich politische Platte und Äußerung. Themen wie Massenmord in Südamerika, aber auch Umweltverschmutzung finden Verwendung. Stipe gibt sich politisch und wird es ab nun auch immer bleiben. Das Ganze verpacken er und seine bandkollegen dennoch in schmeichelnde, nicht immer zum Text passende Melodien, die mitreissen, begeistern können. Nicht umsonst weiß ein Lied wie Fall On Me nach Jahren noch immer mein Lieblingsstück für Ewigkeiten zu sein. Grandioses Lied, grandiose Platte.

Die natürlich wieder sehr wenige kennen mögen. Und wer handgemachte Rock/Pop/whatever Musik mag, der sollte sich hier einmal einhören. Vor allem wer die späteren R.E.M. nur kennt, könnte hier angenehm überrascht werden. Trotzdem wegen der 1, 2 bedenklichen Tracks nur die Note 2 Sterne...

In diesem Sinne, hört euch den Schnitt durch die Viefalt des Lebens an, auch wenn’s kein eigentlicher Festzug sein dürfte wie der Titel da behaupten mag.


------------------- by Northstar \'02 -----------------


Tipp

R.E.M. – Rolling Stone – Fakten – Artikel – Interviews erschienen 1995 im Hannibal Verlag, ISBN 3-85445-107-5-00114. Das Buch trägt alle Artikel, Berichte, Interviews über und mit der Band aus dem renomierten amerikanischen Musikmagazin Rolling Stone zusammen. Von Murmur bis zum Datum der Veröffentlichnug des Buches aktuellen Monster.


Und ebenso nochmals ein weiterer Tipp

Tretet dem offiziellen Fanclub bei: 12 $ im Jahr zahlen & dafür den Newsletter frei Haus und zu Weihnachten das Weihnachtspaket der Band, mit exklusiven (soll heißen: bald richtig teuer und sonst nirgendwo zu bekommen) CD’s, Postern, etc.. Infos auf der Website der Band unter: www.remhq.com (btw. Auch eine tolle Site, wo man derzeit noch immer r.e.m.IX runter laden kann!!!)! Lohnt sich wirklich!!


Diskographie

1982 – Chronic Town
1983 – Murmur
1984 – Reckoning
1985 – Fables Of The Reconstruction (Of The Fables)
1986 – Lifes Rich Pageant
1987 – Dead Letter Office
1987 – Document
1988 – Eponymous
1988 – Green
1991 – Out Of Time
1992 – Automatic For The People
1994 – Monster
1996 – New Adventures In Hi-Fi
1998 – Up
1999 – Man On The Moon OST
2001 – Reveal
2002 – r.e.m.IX

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