Lippenbändchen-Piercing Testbericht

Ich möchte im Folgenden über meine Erfahrungen mit einem Lippenbändchenpiercing berichten. Letztes Jahr im Sommer entschied ich mich spontan dafür, ich weiß gar nicht mehr wodurch, aber von einem auf den anderen Tag stand für mich fest, daß ich es haben muß! Diesmal ging ich in ein professionelleres Studio als bei meinem ersten Piercing, zwar auch nicht in „meins“, aber ich wurde gut beraten und den Piercer kannte ich auch.

Fangen wir also da an, wo es am meisten wehtut:

~*~Der Preis~*~

Recht schnell hatte ich „meinen“ Schmuck gefunden, ich entschied mich für einen kleinen, dünnen Ring mit silberner Kugel, in die ein aquamariner „Brilli“ eingesetzt war. Mit diesem Schmuck kostete mich der Spaß 110,00 DM. Wer schön sein will, muß eben blechen.

~*~Die Vorbereitung~*~

Für gewöhnlich – so ist es meinen Freundinnen wiederfahren – legt man sich dabei anscheinend hin. Bei meinem Piercer saß ich, was mir allerdings angesichts der Kanüle ziemlich schnuppe war, die hatte ich nämlich die ganze Zeit beobachtet. Naja, egal ob Liegen oder Stehen, jetzt wird das Lippenbändchen erstmal betäubt, jedenfalls rate ich jedem dazu, angeblich tut es auch ohne Betäubung nicht weh, aber das glaube ich nicht, nicht im Mund! Bei mir wurde es mit einem Betäubungsspray gemacht, was dummerweise dazu führte, daß auch meine Zunge und meine Lippen taub wurden (ich überlegte kurz, ob ich mir noch ein Zungenpiercing machen lassen sollte, gemerkt hätte ich nichts. Aber das Geld reichte leider nicht. Ich habe auch davon gehört, daß man sich eine Betäubungsspritze geben lassen kann, was ich aber für Schwachsinn halte, denn eine Spritze an dieser Stelle tut garantiert genauso weh, wie das Piercing selbst, also kann man das auch lassen.

~*~Das Stechen~*~

Nun geht es also los: Der Piercer setzt einem diese lustigen Watteröllchen, die man vom Zahnarzt kennt, ein, damit die Oberlippe auch schön hochgeklappt ist. Dann kommt die Kanüle zum Einsatz, die dann waagerecht durch das Lippenbändchen geschoben wird. Diese wird dann danach „kurzgeschnitten“, damit der Ring gut reinkomt. Wenn dieser Ring drin ist, wird das Stückchen Kanüle entfernt und in das offene Stück des Rings wird die Kugel geklemmt und sie „rastet“ quasi ein. Zur Sicherheit hat mein Piercer dann nochmal mit der Zange ein wenig nachgeholfen und den Ring gut zugedrückt (aber natürlich nicht verbeult).

~*~Kurz nach dem Stechen~*~

Ich hatte also mein Piercing. Mann, was war ich stolz! Also ab zum Spiegel. Ich grinste so gut ich konnte, das war gar nicht so einfach, immerhin waren Lippen noch sehr betäubt. Ich grinste immer mehr, fast wie Mr. Ed. Aber ich konnte es nicht richtig entdecken. Mein Piercer beruhigte mich: das Lippenbändchen war durch das Stechen angeschwollen, was aber auch wieder nachläßt, dadurch war der Ring quasi hochgezogen. Ich war beruhigt und schon am nächsten Tag sah die Sache anderes aus, ich konnte es sehen! Mann, was fand ich mich schick! Selbst bei Beleidigungen habe ich gelacht, immerzu, es sah einfach zuuuu schön aus!!!!

~*~Regeln für die ersten 2 – 3 Tage~*~

Natürlich erhielt ich nach dem Piercen auch die Benimmregeln für die nächsten Tage. Verboten war:

- Rauchen innerhalb der nächsten 4 Stunden, ansonsten innerhalb der nächsten 2-3 Tage
- Kohlensäurehaltige Getränke (warum weiß ich leider nicht)
- Fruchtsäfte (wegen den Säuren)
- Milch
- Alkohol (brennt wohl wie Sau)
- Knutschen (wegen der Bakterien)
- Herzhaftes Abbeißen von Brot oder Äpfeln, aber das kriegt man sowieso nicht hin am Anfang

~*~Pflege~*~

Ich sollte meinen Mund 2 – 3 x am Tag mit Mundwasser (am besten Listerine) ausspülen, dieses Procedere sollte ich ungefähr eine Woche lang machen (und ich tat es auch, sogar sehr viel länger, ich war minzsüchtig...)

~*~Abheilzeit~*~

Je nachdem, ob man sich an die Regeln hält und das Piercing anständig pflegt, beträgt die Abheilzeit zwischen 1 und 2 Wochen, bei mir war nach 1 Woche alles erledigt.

~*~Die Risiken~*~

Wie bei jedem Piercing gibt es auch hier Risiken:

- es kann den Zahnschmelz angreifen, da dieses Piercing immer in Bewegung ist (Reden, essen, Grimassen ziehen) und dann ständig den Zahn berührt, oder auch darüber reibt.
- - ist es falsch gestochen, d.h. zu nah am Zahnfleisch, besteht die Gefahr (ich sage also ausdrücklich, es KÖNNTE passieren), daß der Ring durch das permanente Reiben auch das Zahnfleisch, sowie die Zahnwurzel angreift, was dazu führen kann, daß sich das Zahnfleisch zurückbildet und der Zahn herausfällt (was natürlich mehrere Jahre dauert, bis dies geschieht)
- es KANN, muß nicht,(wie bei mir) passieren, daß es nach einiger Zeit einfach herauswächst
- auch kann es passieren, wenn es falsch gestochen ist, daß es nie so richtig verheilt und immer wieder etwas schmerzt oder gar ein wenig eitert.

~*~Die Tragödie~*~

Tja, wie sagt, ich ließ es im Sommer stechen und spielte leider auch recht häufig damit (ich weiß, ekelige Angelegenheit von Gepiercten), was ich vermutlich nicht hätte tun sollen ... einen Tag vor Weihnachten saß ich vor dem Fernseher (also ein ½ Jahr später), zog eine „Schnute“ und Flutsch wars geschehen: mir lag mein Ring auf der Zunge. Es war einfach rausgewachsen. Das hört sich schmerzhaft an, ist es aber nicht, auch ganz und gar nicht blutig oder so. Nur leider ist mein Lippenbändchen jetzt gespalten, also nicht mehr zusammengewachsen, so daß ich mir kein neues mehr machen , leider, ich würde es sofort wieder tun. Es sah soooo schön aus.

Nun bin ich also traurig, wenn ich Fotos mit meinem Piercing von mir sehe, aber da kann man nichts machen, jetzt muß ich überlegen, was ich als nächstes stechen lasse!