Kosmos Löwenherz Testbericht

Kosmos-loewenherz
ab 11,73
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Summe aller Bewertungen
  • Präsentation:  gut
  • Spaßfaktor:  hoch
  • Spielanleitung:  gut
  • Wird langweilig:  nie

Erfahrungsbericht von bocdanovic

Macht, Verhandlung und Eroberung

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Gestern hat der Boc mit 3 Freunden mal wieder einen kleinen Spielabend gemacht. Eigentlich wollten wir verschiedene Spiele spielen doch begonnen haben wir mit diesem Spiel, das in die Auswahlliste für das Spiel des Jahres 1997 aufgenommen wurde aber gerade in diesem Jahr von einem anderen Spiel von Klaus Teuber ausgestochen wurde, von welchem sicher schon jeder etwas gehört hat: \"Die Siedler von Catan\". In welcher Hinsicht bietet Löwenherz Nach-, bzw. Vorteile gegenüber diesem Spiel? Das versuche ich im folgenden zu erörtern, damit sich jeder ein Bild machen kann, ob Löwenherz seine Spielsammlung sinnvoll erweitern kann oder nicht.

-----Idee des Spiels-----

Klaus Teuber ist bekannt für strategische Spiele, wenig Glück sondern viel mehr Strategie und Verhandlungsgeschick sollen zum Erfolg führen. Auch Löwenherz soll hier keine Ausnahme bilden. Der König liegt im Sterben und die Lehnsmänner des Landes streiten sich um seine Nachfolge. Welcher Adelige wird wohl den Titel des Königs erwerben? Ganz klar jener, der zum Zeitpunkt des Königstodes am meisten Macht ansammeln konnte. Ihm wird das Volk gehorchen, ihn werden sie fürchten. Die anderen müssen weiterhin auf Lehen hoffen. Jeder Spieler übernimmt die Rolle eines Lehnsmannes. Mit Geschick militärischer und verhandlungstechnischer Art muss er seine Macht ausweiten. Seine Ritter geschickt einsetzen und die Grenzen seiner Ländereien ausdehnen, der König wird in seinem momentanen Zustand nichts gegen die Machenschaften der Adeligen unternehmen können. Einfluss und Vermögen führen zur Macht, die nötig ist die Herrschaft über das Land an sich zu nehmen. Sobald der ehrenwerte König dahingeschieden ist.

-----Umsetzung der Idee-----

Die Idee ist sicher gut, doch wenn es nicht gelingt eine Idee in ein verständliches und aufregendes Spiel zu verpacken, wird es sicher kein Erfolg und ist prädestiniert dazu ein Ladenhüter zu werden. Bei Löwenherz ist das aber aus meiner Sicht bis auf ein paar Schwächen gut gelungen, bei denen ich aber auch nicht wüsste, wie sie zu beheben wären.

**Spielplan: Der Spielplan gestaltet sich nicht ganz so variabel wie bei den Siedlern aber dennoch kann man ihn auf viele verschiedene Arten aufbauen. Er ist in rechteckiger Form und passt gut auf einen Tisch normaler Größe. Also keine Monsterflächen wie bei manch anderen Spielen. Im Prinzip ist es nur der Rechteckige Rahmen, auf dem die Machtskala ist, auf der die Machtsteine wandern um anzuzeigen, wie viel Macht jeder einzelne Spieler anhäufen konnte, sowie Platz für Polit-, Aktions- und Geldkarten. Das tatsächliche Spielfeld wird in der Mitte aufgebaut und besteht aus 6 quadratischen Platten, die entweder nach einem vorgegebenen, ausgeglichenen System ausgelegt werden können oder aber für Fortgeschrittene willkürlich, wobei dann die Strategie beim Aufstellen noch wichtiger wird als sie es eh schon ist.
Auf den Platten ist das Land dargestellt, auf dem der Kampf um die Macht stattfinden wird. Das gesamte Land ist nach außen abgegrenzt. Das Land ist in quadratische Felder unterteilt, was bei diesem Spiel ausreichend ist, eine Hexagonform, wie sie gerne verwendet wird, halte ich hier nicht für sinnvoller. Jedes Feld ist entweder leer, enthält eine Stadt, ein Gebirge oder einen Wald. Jedes dieser Gelände hat eine eigene strategisch bedeutsame Rolle, auf die ich später kommen werde.

**Türme und Ritter: Um nun Macht anzuhäufen braucht der Spieler eine Vertretung auf dem Spielplan. Diese wird ihm in Form von Türmen und Rittern zur Verfügung gestellt. Beim Spiel zu viert hat jeder Spieler zu Beginn des Spiels 3 Türme zu setzen. Diese sind seine festen und unzerstörbaren Zentren der Macht um welche sich nachher seine Gebiete erstrecken werden. Neben jeden Turm setzt der Spieler gleich einen Ritter zur Verteidigung des Landes. Jedem Lehnsmann stehen insgesamt 9 Ritter zur Verfügung, mit denen er auskommen muss. Diese Einheiten kämpfen für den Hochadel und entscheiden über Sieg oder Niederlage bei einer Eroberung, bzw. sichern das Land, wenn sie in hoher Zahl auftreten. Während die Türme fest und unbeugbar sind, kann sich die Zahl der treuen Ritter jedoch ändern. Durch Aktions- und Politkarten können neue Ritter eingesetzt bzw. manche zum Überlaufen gebracht werden. Ritter und Türme gibt es in 4 verschiedenen Farben, die man deutlich voneinander unterscheiden kann. Zu jeder Farbe gibt es noch einen Machtstein.
Die Machtsteine sind aus Holz, die Türme und Ritter sind mehr oder weniger stabile Plastikfiguren, die jedoch recht hübsch anzuschauen sind.

**Grenzen: Wahrscheinlich das wichtigste und interessanteste Element des Spiels sind die Grenzen. Sie umschließen Gebiete und definieren somit einen Machtbereich. Nur wer ein geschlossenes Gebiet sein eigen nennen kann hat Chancen auf den Königstitel. Am Anfang gibt es sehr viele Aktionen, mit denen man Grenzen setzten darf. Diese Aktionen gut durchzuführen ist mit dem setzen der Türme äußerst wichtig für die Chancen im späteren Spielverlauf, beim Schach ist es auch schwer nach 10 schlechten Zügen das Spiel noch zu gewinnen. Kleine, schwarze, mit Zinnen versehen Plastikquaderchen bilden die Grenzen. Eine Grenze ist genau so lang wie ein Feld auf dem Spielplan und wird immer zwischen 2 Felder gesetzt. Sobald es gelungen ist, ein Gebiet abzugrenzen, in welchem nur ein eigener Turm und eigene Ritter stehen, wird dieser Bereich als Gebiet bezeichnet und der Spieler erhält sofort Punkte für die Gebietsgründung. Die Zahl der Punkte ist hierbei von der Größe des Gebiets abhängig und natürlich von dessen Bedeutung. Für jede Stadt in einem seiner Gebiete erhält ein Spieler nämlich 5 Machtpunkte zusätzlich. Gegen Ende des Spiels spielen Eroberungen von einem Gebiet in ein anderes eine immer größere Rolle, so dass das verschieben von Grenzen häufiger als deren setzen wird. Man sollte deshalb schauen, dass man zu der Zeit ein Gebiet besitzt, sonst bekommt man Probleme beim Kampf um die Macht.

**Aktionskarten: Unterteilt in Kategorien von A bis E bilden die Aktionskarten das Herz des Spielablaufes. Sie werden in den einzelnen Kategorien gemischt und dann von A nach E durchgespielt. In den E Karten ist die spielbeendende Karte, die den Königstod angibt. Auf jeder Aktionskarte finden sich 3 Aktionen. Bei 4 Spielern (mit 3 geht das Spiel zwar auch, aber es macht bei weitem nicht so viel Spaß) gibt es also sicher immer eine Aktion weniger als es Spieler gibt. Der Spieler, der gerade an der Reihe ist wählt eine Aktion aus, anschließend nacheinander die anderen. Wählen 2 Spieler dieselbe Aktion, müssen Verhandlungen geführt werden. Die Kategorien sind meiner Meinung nach sehr sinnvoll unterteilt. Gibt es zu Beginn noch sehr viele Grenzen, überwiegen am Ende die Eroberungsaktionen.

**Die Aktionen: Mit 4 Aktionen kommt das Spiel im Prinzip aus. Die einfachste ist simpel das Aufnehmen von Geld. In machen Situationen sicher sinnvoll, kann man jedoch oft mit Verhandlungen mehr Geld herausholen, vor allem, wenn ein Spieler eine Aktion unbedingt braucht. Bei dieser Aktion finden bei Mehrfachwahl keine Verhandlungen statt, das Geld wird einfach geteilt.
Die zweite ist das Aufnehmen einer Politkarte. Diese Karten sind oft sehr nützlich, vor allem gegen Ende, so dass es um diese Aktion gelegentlich schon harte Verhandlungen gibt. Anders als bei den anderen Aktionen, benötigt man hier aber natürlich Glück um eine für einen nützliche Karte zu ergattern.
Die dritte ist das vor allem am Anfang so wichtige setzen von Grenzen. Es gibt Aktionen, mit denen man 3 Grenzen setzen kann, diese sind natürlich sehr begehrt und werden einem wohl nie geschenkt.
Die vierte erlaubt es einem einen Ritter zu setzen oder ein Gebiet zu erweitern. Es gibt auch eine Aktion, die einem das setzen von 2 Rittern erlaubt. Am Anfang mag man noch kampflos an eine solche Aktion kommen, gegen Ende ist jedoch der Schaden, der damit angerichtet werden kann zu groß, so dass man sich auf zähe Verhandlungen einstellen muss. Aber gerade das ist es, was an dem Spiel Spaß macht.

**Verhandlungen: Eine der schönsten Eigenschaften der Teuber Spiele sind die Interaktionsmöglichkeiten zwischen den Spielern. Es sind keine Grenzen gesetzt. Frei können Spieler über die Aktionen verhandeln. Bei Löwenherz werden ihnen zum Verhandeln Dukaten angeboten, während das bei Siedler ja mit Rohstoffen abläuft. Jedenfalls macht es sehr viel Spaß und schult das Verhandlungsgeschick beim Spielen. Sollten die Verhandlungen nicht zum Erfolg führen gibt es die Möglichkeit eines Duells gegen die Bank. Dabei wird verdeckt geboten und der Gewinner erhält die Aktion, muss dafür aber natürlich das Geld an die Bank zahlen.

**Eroberungen und Politkarten: Auf die Politkarten will ich nicht näher eingehen ich kann nur sagen, sie können über Sieg oder Niederlage entscheiden. Eroberungen bringen sehr viel mehr als Gebietsgründungen, da man für jedes eroberte Feld einen Machtpunkt erhält und natürlich der Gegner dieselbe Zahl verliert, wenn man aus seinem Gebiet Felder erobert. Mit jeder Aktion kann man 2 Felder erobern, was mit Städten zu einer Verschiebung der Verhältnisse um bis zu 24! Punkten bedeuten kann. Für eine Gebietsgründung mit mehr als 20 Feldern gibt es gerade 9. Eroberungen können nur von Gebieten durchgeführt werden, in denen mehr Ritter stehen als im angegriffenen Gebiet, neutrale Zonen kann man natürlich immer erobern.

**Die Gelände: Auf die besondere Bedeutung von Städten bin ich ja schon gekommen. Sie zu besitzen und zu halten dürfte entscheidend für den Sieg sein. Jeder möchte gerne die Städte haben, man sollte die Gebiete deshalb gut verteidigen.
Wälder sind eher störende Gebilde. Ihre einzige Funktion ist, dass es 5 Dukaten kostet einen Ritter in einen Wald zu stellen. Ich mag Wälder in meinen Gebieten deshalb nicht so gerne. In Städte und Gebirge kann man überhaupt keine Ritter stellen.
Gebirge haben aus diesem Grund auch strategische Nachteile. Doch können sie das Vermögen des Besitzers und damit seine Macht erhöhen. Bei den Aktionskarten gibt es 4 Silberfunde, jeweils einen ab B. Wird diese Karte gezogen, erhält man für jedes Gebirgsfeld in einem Gebiet einen Machtpunkt. Das können bei geschickter Planung auch viele werden und die kann einem keiner mehr nehmen.

Man erkennt leicht anhand der Länge der Beschreibung, dass das Spiel nicht leicht für Anfänger ist. Aus diesem Grund hat es angeblich auch den Titel des Spieles des Jahres an Die Siedler abgeben müssen.
Ich finde die Umsetzung im Großen und Ganzen sehr gut gelungen, das Spiel wird nicht langweilig, trotz seiner Länge (wir haben gestern durchschnittlich 2 Stunden benötigt). Ein Nachteil ist sicher, dass es praktisch nur mit 4 Personen gut gespielt werden kann, nicht mehr und nicht weniger. Mit 3 geht es zur Not noch, der fünfte Mann darf jedoch zuschauen. Soweit ich weiß, gibt es hier anders als bei Siedler auch keine Erweiterungsmöglichkeit. Ein weiterer Nachteil ist, dass sehr viele Teile benötigt werden, die auch ziemlich klein sind. Somit verliert man sie leicht, wie man das verbessern könnte weiß ich aber nicht, es ist eben offenbar ein Spiel für größere Kinder, die ein wenig Ordnung halten und vor allem nicht gleich alles in den Mund nehmen ;-)

-----Fazit-----

Das beste Fazit kann ich aus dem Spielabend selbst ziehen, außer Löwenherz haben wir nichts gespielt. Das Spiel fesselt, fordert und macht doch viel Spaß. Es braucht den Vergleich mit Siedler nicht zu scheuen. Mir gefällt es was das Taktieren angeht ein wenig besser, dafür hat Siedler definitiv Vorteile in Anfängerfreundlichkeit und die Verhandlungen sind dort meist noch schöner. Ich würde sagen, Löwenherz ist ein ausgereiftes Strategiespiel aus dem das Glückselement praktisch eliminiert wurde. Damit ergeben sich zwar meist dieselben Reihenfolgen bei den Gewinnern, doch Spaß hat es dennoch allen gemacht. Nachteilig ist allenfalls die hohe Spieldauer und die stark begrenzte Variationsmöglichkeit bei der Spielerzahl. Doch das soll nicht zu einem Punktabzug führen, denn bei kaum einem anderen Spiel hat der Boc so viel Spaß.

13.3.2003__bocdanovic

13 Bewertungen