Die Kastellanin (gebundene Ausgabe) / Iny Lorentz Testbericht

Anfangs etwas langatmig geschrieben entwickelt sich aus der Geschichte ein für Iny Lorentz typischer "ich kann nicht aufhören zu lesen" Effekt, den wir an ihr kennen und lieben.

Zugegeben, die Geschichte haut einen nicht vom Hocker: da geht es um Michel Adler, Burgherr niederer Geburt und vorraussichtlicher Ritter, der in den Krieg ziehen muss, und für Tod erklärt wird. Und da ist Marie, des Michels Ehefrau, ehemalige Wanderhure und Magnet für Missgunst und Neid, die nicht an dessen Tod glaubt, und sich mitsamt Kind und Patenkind auf die Suche macht. Unterwegs setzt sie sich als Marketenderin allerlei Gefahren aus, denen man als Frau im Mittelalter ausegetzt ist, meistert aber brenzlige Situationen beherzt, und nicht zuletzt bereitet ihr ihre sagenhafte Schönheit so manche Vorteile... Es ist bis zuletzt ungewiss, ob Michel tatsächlich lebt, oder ihre Liebe bis in den Tod weitergeht, auch ist es offen, ob Marie und ihr Kind diese Reise überhaupt überleben werden.

Die täglichen Demütigungen und Gefahren, denen sie sich aussetzt sind sehr spannend zu lesen, und rufen auch allerlei Emotionen hervor. Ich war wütend, traurig, erschüttert, ängstlich. Mag sein, dass ich mich zu leicht in etwas reinsteigern kann, jedoch kann ich nur betonen: Dieses Buch ist jeden Cent wert, und auch nicht in die Kategorie "Klolektüre" einzuordnen, denn der Erzählstil, die Sprache, das alles gehört in die obere Liga meiner (nicht kurzen) Bücherliste.

Spannend: Einer der grausamsten Kriege des mittelalters: Geschehnisse, grausame Ereignisse und das Ende hautnah miterleben. Geschichtsunterricht auf die spannende Weise; gut recherchiert, spannend geschildert, eines meiner persönlichen Favoriten, und ein MUSS für alle Historienroman Fans und Fans von guter Erzählweise, schonungslosen Tatsachenberichten.

Iny Lorentz - Die Kastellanin- über Liebe und Tod, über Demütigung und erhobenen Häuptern, über Krieg und Verwüstung, über Mord und Gemetzel, aber auch über wahre Freundschaft, Loyalität und Hoffnung, wenn jeder sie schon aufgegeben hat.