Louis CE-Protektoren Pro Safe Testbericht

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Erfahrungsbericht von Tut_Ench_Amun
Born to be wild
Pro:
Schont die Gesundheit, reduziert Heilungskosten - Die Solidargemeinschaft liebt dich
Kontra:
Bis heute kein lausiges Dankesschreiben von der Krankenkasse...
Empfehlung:
Ja
Schauplatz: Irgendeine schwach frequentierte Bundesstraße im Herzen des Ruhrpotts.
Zeit: Irgendwann im Spätsommer/Frühherbst - gegen 17.30h Ortszeit
*(alle Namen von der Red. geändert)
Zwischen 140 und 200 Sachen schnalzen Drehzahl- und Tachonadel perfekt synchron mit Warp 10 hoch. Herrlich, dieses heisere Röhren aus dem Zwilling. Eben noch schnell mal - diabolisch unter dem Helm grinsend - Porsche-Prollo*, 3er-BMW-Achmed* und Golf-GTI-Gerd kassiert*. Die lahmen Büchsen dieser Versager mit der Leichtigkeit einer Gazelle und traumwandlerischer Sicherheit in den engen Kehren ausbeschleunigt und -getanzt. Kurven-Samba im Blut.
Doch Obacht! Die nächsten Ecken haben's erfahrungsgemäß in sich. Null Problemo. Die persönliche Hausrennstrecke ist schließlich bestens bekannt. Der Bremspunkt dieser spitzen, an sich endgeilen, Links-Rechts-Kombination natürlich auch. Theoretisch. Die Gleichung enthält diesmal aber zwei zunächst Unbekannte. Wert X ist gleich: Sand. Wert Y ist gleich: undefinierbarer (auf jeden Fall aber rutschiger) Pfui-Bäh.
Hinzu kommt bei dieser Formel noch Optimismus² geteilt durch zu hohe Geschwindigkeit, multipliziert mit dem kläglichen Rest der Schnittmenge aus Bodenhaftung und Glück. Das alles unverschämterweise bei Pharaos* exakt ausgezirkeltem Vektor. Sowas vermasselt die angepeilte Linie. Aber gründlich. Die Links klappt noch ganz gut ("chööön chräääg"), eingangs der Rechts wird die Rechnung noch durch den gefürchteten Dumm-gelaufen-Du-Idiot-Kooeffizienten bereichert.
Unterm Strich steht bzw. liegt die maximal mögliche Schräglage und ein unschöner (aber nichtsdestoweniger sehr lehrreicher) Ausritt in die hiesige Flora und Fauna. Mathematik und Physik können so garstig sein. Mit noch immer rund 40 km/h donnert der pharaonische Kampfschlitten unter herzzerreißendem Knirschen über den Asphalt. Dicht gefolgt von einem kleinen, fluchenden, (hochnotpeinlich abwechselnd auf dem königlich-ledernen Hosenboden und Hüfte) schlingernden MIB (Männeken in Bläck).
Zuvor ist die Kawa noch dezent mit ihren schlapp über 200 Kilo auf Knie und Innenschenkel geditscht, bevor sie, brav dem Gesetz der Masseträgheit folgend, schneller als Euer Trotteligkeit stur ihren Kurs weiterverfolgt und dabei auf eigenwillige (und irgendwie störende) Art abbremst. Zum Stillstand gekommen erste Schadensfeststellung: Alles noch dran, Der Kamikaze-Pilot hat einen stark erhöhten Adrenalinspiegel, ansonsten geht's ihm besser als seiner unfreiwillig weggeworfenen Maschine. Die hat Bruch an einigen Teilen erlitten, was der ollen Mumie - Osiris sei Dank! - erspart blieb.
Aber Nein. Dass alles recht glimpflich mit ein paar Schrammen im Lack und Ego abging ist nicht allein Osiris Werk. Glimpflich. Ok, ein ziemlich blauer, ziemlich schmerzhafter Fleck hat die nächsten 2 Wochen immer wieder frech genervt und den mindereleganten Abflug ins Gedächtnis gerufen. Grund für die relative Unversehrtheit des Corpus Beknackti ist vielmehr die angemessene Bekleidung und die besteht im Idealfall aus mehr oder weniger dickem Leder und darin untergebrachten, vernünftigen CE-Protektoren.
To protect and serve
Protektoren. Der dem Lateinischen entstammende Begriff definiert es schon: "Schutz". Doch wie sieht dieser Schutz aus und was hat das Kürzel "CE" für eine Bedeutung in diesem Zusammenhang? Fragen über Fragen. Was die CE-Kennzeichnung angeht, so hat bestimmt schon jeder erraten, dass es sich um die berühmte "Europanorm" handelt. Schön. Damit Protektoren dieses begehrte Siegel führen dürfen, müssen sie also bestimmten Kriterien u.a. in Dämpfung und Beschaffenheit aufweisen, die europaweit Gültigkeit besitzen. So weit - so verständlich.
Maßgeblich ist das Zertifikat 1621- 1 (Typ-A - Protektoren für Gelenke) bzw. -2 (Typ B - Protektoren die keine Gelenke schützen). Unter anderem wird hier geprüft, wie viel Restenergie unter bestimmten Bedingungen noch durchschlägt. Getestet werden zum Beispiel Einschläge bis 35 kN (KiloNewton). Zum Vergleich: ein menschlicher Knochen bricht bereits bei etwa 6 kN. Des weiteren muss die zu schützende Zone nicht nur eingehalten, sondern weiträumig abgedeckt werden. Außerdem wird geprüft ob und wie stark sich ein Protektor nach einem Aufprall (dauerhaft) verformt.
Für Schulter, Ellbogen und Knie (Kennzeichnung S,E und K) haben sich unterschiedliche, speziell geformte Protektoren mittlerweile eingebürgert. Es gibt aber auch zugelassene Universal-Protektoren, die jeweils an allen Gelenken beliebig eingesetzt werden dürfen und trotzdem CE-konform sind. Bei Hüft- und Rückenpanzern (Kennzeichnung H und B) verbietet sich das allein schon aufgrund der Form, diese Flächenprotektoren sind nur an den jeweils angedachten Stellen einsetzbar. Die ordnungsgemäße Kennzeichnung jedes einzelnen Protektors ist übrigens Pflicht, hat einer sie nicht, besitzt er höchstwahrscheinlich keine Zertifizierung.
Es werden bei den Herstellern unterschiedliche Konzepte bei Beschaffenheit und Materialien gefahren, die Grenzwerte einzuhalten, die Beweglichkeit nicht zu sehr zu beeinträchtigen und den geforderten Schutz zu gewährleisten. Die einen setzen auf viskoelastische Werkstoffe, die anderen auf gepolsterten Hartschaum, wieder andere auf eine Kombination von beidem - sog. Protektoren mit EPS-Kern. Manche sind aus einem Stück gegossen, manche segmentiert oder haben richtige Gelenke. Welches Konzept für jeden das Beste ist, kommt auf den Träger, seine Vorlieben und letztendlich auch die Dicke seines Geldbeutels an. Namhafte Player sind etwa die (unabhängigen) Marken "Dainese", "Super Shield", "Clover" und "Rukka", sowie die Hausmarken "Pro Safe / Viscotec" (Louis), "HiProtec" (Polo)
Softie oder Hartwurst?
Die gesamte Pro Safe Familie gehört zur erstgenannten Kategorie, sie sind weich. Das liegt daran, dass Hersteller Viscotec eben seinem Namen Ehre macht und auf das Konzept der viskoelastischen Dämpfung verfolgt. Bei allen Protektoren - egal ob für Ellbogen, Rücken, Schulter, Knie oder Hüfte. Alle sind sie aus dem gleichen Schaumstoff: Polyurethan (PU). Allerdings einer Variante mit hoher Dichte, was man schon anhand des Gewichts merkt. Das Geheimnis der Dämpfung liegt aber nur zum Teil im Werkstoff selbst, die Struktur mit ihrem zähflüssigem Kern hat hier auch ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Die Schoner sind im Übrigen aus einem Stück gefertigt.
Der Vorteil dieses Konzeptes ist der hohe Tragekomfort, denn die Polster schmiegen sich recht weich an die Konturen ihres Trägers, wenn sie auch hochgradig formstabil sind, so tragen sie sich nicht so unangenehm kratzig und sperrig, wie etwas segmentierte Hartschaum-Schützer. Genauso weich und angenehm dämpfen sie auch einen Aufprall ab. Vorteil Nummer 2: Nach einem Crash bleiben keine dauerhaften Verformungen zurück - Der betroffene Protektor kann mit der gleichen Schutzwirkung wie zuvor - ruhigen Gewissens - weiter verwendet werden.
Nachteile: Atmungsaktivität ist so ziemlich gleich Null - trotz Belüftungslöchern. Sie tragen mehr auf, als Segment-Schoner, da sie demgegenüber dicker ausfallen müssen, um die gleichen Dämpfungswerte hinzubekommen - allerdings sei zum Trost erwähnt, dass sie die Bewegungsfreiheit nicht so sehr einschränken. Die Pro Safes sind nicht nur für die verschiedenen Zonen erhältlich, sondern auch noch in unterschiedlichen Größen (klein und groß - mit Ausnahme der Hüft und Schulterprotektoren). Die Auswahl richtet sich - natürelemang - nach der Größe und Statur des Trägers.
Die Pro Safes brauchen ziemlich exakt auf sie zugeschnittene Aufnahme-Taschen, da sie von selbst nicht fixiert werden können und aufgrund ihrer glatten Oberfläche leichter verrutschen. Das gewährleisten von vorne herein die hauseigenen Bekleidungskollektionen von Louis (u.a. "Probiker", "Vanucci", "Cycle Spirit"), die explizit auf diese Protektoren hin ausgelegt sind. Aber auch die Klamotten der Hausmarken vom Düsseldorfer Konkurrenten Polo (z.B. "Pharao" und "FLM") lassen sich meist problemlos damit aus-/umrüsten - so geschehen bei meiner "Tibet"-Jacke von "Pharao" (kein Scherz, Modell und Marke heißen wirklich so). Deren serienmäßigen Segment-Schoner waren mir nämlich nicht genehm.
Das bringt uns auch zurück zur der kleinen Eingangsgeschichte, welche sich in der Tat so ähnlich abgespielt hat und nicht aus den Fingern gesaugt ist. Nicht ganz, jedenfalls. Das Missgeschick steht dort nicht umsonst, denn eben jener Crash ist nicht nur ein Paradebeispiel für Unvernunft im Alter, sondern auch ein guter Vergleich zweier Konzepte. Einem neuzeitlichen und einem längst überkommenen. Während in der modernen Pharao (Textil-)Jacke viskoeelastische Absorber steckten (von mir selbst gegen die Originalen ausgetauscht), baut die uralte IXS-Kombi-Lederhose auf (ebenso veraltete) Hartschaum-Protektoren. Noch dazu fest implantierte, die man nicht wechseln kann.
Ende vom Lied: Obwohl es die Jacke fast vollständig zerlegt hat, haben die Protektoren nichts durchgelassen. Der Oberkörper hat nicht einen Kratzer abbekommen, dabei ist die Jacke stellenweise richtiggehend zerfetzt. Erschreckend. Und das bei "nur" 40. Die Schoner stecken jetzt jedenfalls in der Ersatzjacke, als wäre nichts gewesen. Das (Leder-)Beinkleid hat die Tortur zwar rein äußerlich besser überstanden, dafür sind dessen Hartschalen-Knieprotektoren hinne. Und zwar tutti completti. Sie haben auch immerhin soviel Aufschlagenergie absorbiert, dass die auf meinem Innen-Knie gelandete Maschine (immerhin über 200 Kilo) lediglich den vergleichsweise lächerlichen Blauen Fleck hinterlassen hat, doch konnte ich die Hose samt zerbröselten Schonern nun komplett in die Tonne treten.
Fazit
Wie meine Lederkombi-Jacke und meine Textil-Touren/Enduro-Jacke auch, ist nun auch meine neu angeschaffte Lederhose mit jenen Schonern aus- bzw. nachgerüstet. Das sagt schon mal viel darüber aus, was ich von den Dingern halte, von denen ich im unbeabsichtigten Selbstversuch herausgefunden habe, was sie im Ernstfall taugen und wert sind. Immerhin war der Einschlag schon recht heftig und die eher unscheinbaren Kameraden haben ihren Job gut erledigt. Dabei sind sie nicht mal wahnsinnig teuer. Die Preisstaffelung reicht von 6,95 (Schulter/Paar) über 7,95 (Ellbogen, Hüfte/ je Paar) und 8,95 (Knie/Paar) bis hoch zu 14,95 Euro für den einteiligen Rückenprotektor. Die Pro Safes tragen sich allesamt recht angenehm, nach einer Zeit nimmt man sie nicht mehr wahr. Doch sie sind da - und das ist auch gut so. Natürlich machen (auch diese) Protektoren die Kleidung schwerer und tragen auf. Daher werden Protektoren generell von vielen als lästig oder uncool empfunden. Mag sein. Doch ohne zu fahren ist unverantwortlich und gefährlich.
So Long
Der Kamikaze-Pharao
31 Bewertungen, 9 Kommentare
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26.03.2008, 19:54 Uhr von Gemeinwesen
Bewertung: sehr hilfreichDas Gesicht von ... einer von den Ameisen. Aus Biene Maja. Oder ist das hier etwa gar kein Rorschach-Test? Beste Grüße vom Gemeinwesen.
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29.11.2005, 13:36 Uhr von mswmsw
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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28.11.2005, 11:04 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreich***SH und LG***
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28.11.2005, 06:50 Uhr von animaldream
Bewertung: sehr hilfreichsh LG animaldream
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28.11.2005, 03:48 Uhr von HiRD1
Bewertung: sehr hilfreichSh. Gruß, R.
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28.11.2005, 02:58 Uhr von Vicky
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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28.11.2005, 00:56 Uhr von morla
Bewertung: sehr hilfreichsehr hilfreich
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27.11.2005, 23:59 Uhr von sindimindi
Bewertung: sehr hilfreichsh - allerdings würden Dir bei einem Unfall bei 200 km/h auf einer Bundesstraße auch die Protektoren nicht mehr helfen,oder? ;-) <br/>LG, Roland
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27.11.2005, 23:58 Uhr von waltraud.d
Bewertung: sehr hilfreichsh. w.
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