MLP AG (WKN656990) Testbericht

Die Vorwürfe einer Bilanzmanipulation schicken heute die Aktien des Finanzdienstleisters MLP auf Talfahrt. Dies ist der Grund dafür, daß ich mich hiermit zu Wort melden möchte.

Die Vorwürfe

Nach Recherchen des Magazins Börse-Online habe MLP im Rahmen von Rückversicherungsaktivitäten im Lebensversicherungs-Geschäft 150 Mio. Euro Schulden angehäuft, die aufgrund geschickter Bilanzierung nicht in den Abschlüssen auftauchen. Dadurch soll der Gewinn in 2001 um fast 59 Mio. Euro erhöht worden sein. „Ungewöhnlich hoch“ sei die Nutzung dieses Modells, berichtet Börse Online in seiner heutigen Ausgabe. Stellt sich also auch hier diee Frage nach seriöser bzw. unseriöser Bilanzierungspraktiken. Für mich als Hobbybörsianer und Nichtfachmann der Steuer-/Bilanzierungspolitik von unternehmen erweckt die Meldung ein deutliches Unbehagen. Traue niemals einer Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast, läßt sich wohl langsam auch auf die Bilanzen übertragen.
(siehe auch:www.wallstreetonline.de)

Die Zwischenfälle am Neuen Markt (Comroad, International Media, Gauss, etc.) haben schon deutliche Spuren in das komplette Branchenimage hinterlassen, wie soll es denn weiter gehen, wenn jetzt schon DAX-Werte (also die 30 größten, börsennotierten Unternemen) in das Zwielicht geraten? Meiner Ansicht nach, muß die Aufsichtspflicht der Wirtschaftsprüfer deutlich intensiver werden. Vorfälle wie bei der KPMG im Falle Comroad (Comroad hatte 98,3% der Umsätz erfunden und der Wirtschaft- und Bilanzprüfer KPMG hat nichts gemerkt) dürften zudem auch nicht ungestraft bleiben. Da kassieren die Prüfer unglaubliche Summen und schaden zudem noch den Anlegern. Das kann einfach nicht sein!

Um auf das aktuelle Beispiel MLP zurück zu kommen: in der Vergangenheit haben sich fast alle Verdachtsmomente bestätigt, dies sollte Anlaß zum Zweifel an einem Engagement in MLP-Aktien sein! Daher kann ich von einem Investment nur abraten, haben die Analysten einmal einem Wert den Rücken zugedreht, ist es für das unternehmen sehr schwer, wieder das vertrauen zurück zu erobern.


Zur Vervollständigung des Berichtes noch ein paar Daten über MLP:

Porträt

MLP fungiert als Holdinggesellschaft, deren Tochtergesellschaften auf dem Gebiet der Finanzdienstleistung engagiert sind. Das umsatzstärkste Arbeitsfeld Beratung und Vertrieb wird von der MLP Finanzdienstleistungen AG repräsentiert. Die MLP-Berater treten als Finanzfachleute auf, um die langfristigen, finanzielle Ziele der Klienten zu analysieren und . Antworten auf deren wirtschaftliche Fragestellungen und Konzepte zur Erreichung ihrer Ziele zu finden. Dabei konzentriert sich die MLP Finanzdienstleistungen AG als Makler (Lebens-, Kranken- und Sachversicherungen sowie Investmentfonds und Immobilienfinanzierung) auf akademische Berufsgruppen und nimmt auf diesem Gebiet nach eigener Aussage die führende Position in Europa ein. Seit 1997 bietet MLP zudem Dienstleistungen wie Vorsorge-, Vermögens- oder Darlehensmanagement an. Das Angebotssortiment aus Beratung und Versicherungspaketen bildet den kompletten wirtschaftlichen Bereich eines kompletten Klienten ab, das heißt, alle finanziellen Leistungen bekommt der Kunde im Hause MLP.

Wirtschaftliches Umfeld

Waren zur Gründungszeit von MLP vor etwa 20 Jahren gigantische Wachstumsraten von mehreren 100% möglich, so sind diese Zeiten nun vorbei. Der Marktsättigungsgrad ist, nicht aufgrund der verstärkten Konkurrenz, mittlerweile enorm hoch. Daher rechnet der Marktfüher nur noch mit leichen (zweistelligen) Wachstumsraten. Die letzten finanziellen Ertgebnisse:
Die Finanz-Gruppe steigerte im vergangenen Geschäftsjahr ihren Überschuss um 60 Prozent auf 98,9 Mio. Euro, dies entspricht einer Steigerung von fast 40 Mio. Euro. Der Gewinn pro Aktie belief sich auf 1,05 Euro nach 0,68 Euro im Vorjahr - ein Plus von 54 Prozent; das Vorsteuerergebnis betrug 150,7 Mio. Euro und stieg um 35,9 Mio. Euro im Vergleich zum Vorjahr an. Die Summe der Gesamterlöse beläuft sich auf 1.050 Mio. Euro. Damit wurde das Vorjahresergebnis von 816 Mio. Euro um 29 Prozent verbessert. Anhand dieser Ergebnissse könnt ihr Euch vorstellen, wie die Zahlen aussehen würden, wenn man die 59 mio EUR Bilanzierungstrickmittel mit einbeziehen würde! (Das KGV ist trotz der Steigerung in 2001 noch sehr hoch)