MVV Münchner Verkehrsverbund Testbericht

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Erfahrungsbericht von mephisto99

DB proudly presents: S-Bahn München

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Wo ich schon mal beim Thema Deutsche Bahn AG bin, möchte ich mich mit einem für mich täglichen Ärgernis beschäftigen: den S-Bahnen im Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV). Praktische Tips für Besucher der Stadt München gibt es weiter unten.

Wie der Name schon sagt, ist der MVV ein Verbund aus derzeit über 50 Verkehrsunternehmen des öffentlichen Personennahverkehrs ÖPNV in München. Diese Verkehrsunternehmen umfassen als wesentliche Träger die Münchner Verkehrsgesellschaft MVG und die Deutsche Bahn AG. Weitere Träger sind verschiedene Busunternehmen, das größte darunter der Regionalverkehr Oberbayern RVO. Die MVG ist dabei ein Unternehmen der Stadtwerke München und betreibt die U-Bahnen, die Straßenbahnen (hier: Tram) und die städtischen Busse.

Die Deutsche Bahn betreibt Nahverkehrszüge, die im Tarifgebiet mit Tickets des MVV benutzt werden können sowie sieben regelmäßig verkehrende S-Bahnlinien S1 bis S8 (die S3 wurde vor einiger Zeit durch Verlängerung einer anderen Linie ersetzt, daher nur sieben Linien). Zwei weitere Linen S20 und S27 verkehren unregelmäßig und nur werktags.

Neben den S-Bahnen gibt es als Hauptverkehrsmittel sechs regelmäßig U-Bahnlinen U1 bis U6 sowie zwei weitere Linien U7 und U8, die nur in Stoßzeiten eingesetzt werden. Auf Busse und Trams möchte ich nicht näher eingehen, nur soviel: die Tram fährt Gegenden an, die durch die Schnellbahnen nicht erschlossen sind, wohingegen die meisten Buslinien Querverbindungen zwischen Schnellbahnstationen schaffen.

Grundsätzlich kann man mit dem MVV zufrieden sein: die Schnellbahnen verdienen ihren Namen und sind flott unterwegs; die meisten Umsteigebeziehungen durchdacht. Die S-Bahn-Züge werden derzeit schrittweise modernisiert, so daß der Fahrgast im Sommer in den Genuß klimatisierter Wage kommt – bei den weiten Fahrstrecken, die die S-Bahnen zurücklegen, durchaus ein Vorteil gegenüber den Lösungen mit offenen Fenstern, die beständiger Zündpunkt von Auseinandersetzungen waren. Apropos Ausdehnung: das S-Bahn-Netz ist sehr weitläufig und reicht beispielsweise bis Wolfratshausen (ca. 40km außerhalb; dürfte seit der Klärung der K-Frage jedem ein Begriff sein :-).

Die S-Bahnen sind von und zu den äußeren Endpunkten meistens aller 40 Minuten unterwegs und verkehren prinzipiell aller 20 Minuten zwischen weiter in Stadtnähe gelegenen Zwischenstationen. Das Drama der S-Bahn liegt in folgender Besonderheit begründet: alle S-Bahnen werden im Stadtzentrum zwischen Hauptbahnhof und Ostbahnhof durch einen zweigleisigen Tunnel geschleust. Beim 20-Minuten-Takt bedeutet dies eine S-Bahn im Schnitt aller knapp 3 Minuten. Sobald jedoch ein Zug Verspätung hat, verzögert dieser Zug zwangsläufig alle anderen Züge, da (aus mir unverständlichen Gründen) von der Reihenfolge der Züge im Tunnel nur bei riesigen Verspätungen abgewichen wird.

Ein solches Nadelöhr existiert für die anderen Verkehrsmittel nicht – im Gegensatz zu der im Wesentlichen sternförmigen Struktur der S-Bahnen sind beispielsweise die U-Bahnen netzförmig geplant; maximal 2 Linien teilen sich bestimmte Streckensabschnitte. Die U-Bahnen verkehren im 10-Minuten-Takt, auf wichtigen Streckenabschnitten verkehren 2 Linien effektiv im 5-Minuten-Takt. In Stoßzeiten verkehren die meisten Linien doppelt so häufig.

Soviel zum MVV allgemein. Nun zu den Erfahrungen, welche gemischt ausfallen.

Ich benutze täglich sowohl eine S-Bahnlinie als auch eine U-Bahnlinie. Ich habe das große Glück, auf der S-Bahn zwischen drei Linien (S7/S20/S27) wählen zu können, von denen eine (S7) im Berufsverkehr extrem unzuverlässig und die anderen (S20/S27) erstaunlich pünktlich verkehren. Leider hat die S20/S27 einen so verkorksten Fahrplan, daß ich praktisch bei jeder Benutzung den Fahrplan konsultieren muß, wann eine dieser Bahnen fährt. Beispiel gefällig? Abfahrten erfolgen 14:57, 15:28, 15:32, 15:49, 16:09, 16:29, 16:49, 17:10, 17:57, 18:57. Nahezu 20-min-Takt zwischen 15:28 und 17:10, dann sollte man aber daheim sein, denn dann wird der Takt dünn. Einerseits frage ich mich, wer denn so zeitig Feierabend hat, und andererseits, warum so abrupt zum Stundentakt übergegangen wird. Immerhin verkehren diese Züge pünktlich, sind aber bei größeren Betriebsstörungen aus unerfindlichen Gründen auch zuerst vom Totalausfall betroffen. Wie gesagt habe ich noch die zweite Linie zur Auswahl, die grundsätzlich (auf dem für mich interessanten Streckenabschnitt) aller 20 Minuten verkehrt, die aber (mit Vorliebe im Berufsverkehr) erhebliche Verspätungen (15 Minuten sind keine Seltenheit) und Ausfälle mit sich bringt, so daß ich, wo immer es geht, die zuverlässige Bahn mit dem Fahrplan, den sich kein Mensch merken kann, bevorzuge. Interessanterweise schafft es auch die S7, pünktlich und zuverlässig zu verkehren, allerdings grundsätzlich nur außerhalb der Stoßzeiten (mittags und an Wochenenden) – was die Behauptung der DB widerlegt, es läge insbesondere jetzt an den Witterungsbedingungen.

Auch täglich benutze ich eine U-Bahn, zu der wirklich nicht viel zu sagen ist: seit ich sie benutze, habe ich keinen Ausfall und keine nennenswerte Verspätung erlebt – man kann also nicht pauschal auf den MVV schimpfen, sondern muß sich mit Kritik auf die von der DB betriebenen S-Bahnen beschränken...

FAZIT

Von Kollegen, die andere S-Bahnlinien für den täglichen Arbeitsweg benutzen, ist ähnliches zu vernehmen, wie ich für die S7 beschrieb: Unpünktlichkeiten und Ausfälle sind an der Tagesordnung. Besonders ärgerlich ist dies im (grade beginnenden) Winter, wo der Fahrgast dazu verdammt ist, wegen Verspätung eine Viertelstunde statt der erwarteten Minute am Bahnsteig zu verbringen – viele Erkältungen haben sicher dort ihren Anfang gefunden.

Von der häufiger verkehrenden U-Bahn hört man seltenst Klagen, was wohl auch mit der höheren Taktfrequenz zu tun hat, bei der einzelne Ausfälle oder Verspätungen nicht sonderlich ins Gewicht fallen – schon nach 2-3 Minuten kommt auf den meisten Strecken die nächste...

Erklärlich ist mir das Phänomen nicht, da sich die Verspätungen der einen S-Bahnlinie als vom Wetter unabhängig erweisen, wohingegen die andere Linie eigentlich fast immer pünktlich ist.

Interessant finde ich noch, daß die MVG ab einer gewissen Verspätung zumindest den Fahrpreis erstattet – die DB weiß schon, warum dies nicht auf die S-Bahnen ausgedehnt wird. Aller Ärger von Fahrgästen ob der Unzuverlässigkeit und dem daraus resultierenden Zeitverlust auf dem Schul- oder Arbeitsweg wird dank Monopolstellung beiseite gewischt, denn die Fahrt mit dem Auto ist nicht für jeden eine praktikable Alternative. Schadenersatz für die verplemperte Zeit gibt es selbstredend keinen.

Jetzt noch die TIPS FÜR BESUCHER

Das Tarifsystem in München ist kompliziert, und es lohnt sich für einen kurzen Aufenthalt nicht, selbiges zu studieren. Andererseits passiert es selbst Einheimischen, daß sie tarifwidrig unterwegs sind – deshalb hier ein paar Worte zum Tarifsystem des MVV.

Vorweg grundsätzliche Bemerkungen: es gibt Einzelfahrscheine, Sammelkarten (Streifenkarten zu je 10 Streifen), Tageskarten, 3-Tageskarten, Wochen/Monats/Jahreskarten. Bezüglich der Einzelfahrten ist der Verkehrsraum in 4 Zonen unterteilt: den Innenraum und drei Außenzonen. Für Flugreisende dabei besonders ärgerlich: eine Fahrt in die Stadt kostet alle 4 Zonen, d.h. den Maximalpreis von EUR 8,00. Muß ich erwähnen, daß der Flughafen der einzige S-Bahn-Endpunkt außerhalb der 3. Zone ist?! Alle wichtigen touristischen Ziele einschließlich Oktoberfest und Messe liegen im Innenraum; dort kostet eine Fahrt pauschal EUR 2,00. Wer den ganzen Innenraum durchquert, kriegt dabei viel geboten; wer nur 3 Haltestellen mit den Schnellbahnen unterwegs ist, entsprechend weniger... Alle U-Bahnstationen liegen mit einer Ausnahme im Innenraum, ebenso alle Stationen der Trambahn.

Wichtig ist aber folgendes: Einzelfahrten sind zwar für großzügige Zeiträume gültig (normale Fahrt 3 Stunden), man kann die Fahrt beliebig oft unterbrechen. Aber BESONDERHEIT: Die Fahrkarte ist nur in eine Richtung gültig; für die Rückfahrt muß gesondert gelöst werden, und Kreisfahrten werden ebenfalls nicht toleriert. Daher kann es auch für Besucher ratsam sein, sich nach Wochenkarten zu erkundigen; da allerdings für Zeitkarten die 4 Zonen nochmals in insgesamt 16 Ringe aufgeteilt werden, würde die Erläuterung hier zu weit führen. Zeitkarten sind aber preislich wesentlich interessanter als Einzelfahrten; eine Wochenkarte für den gesamten Innenraum kostet beispielsweise EUR 12,80, das ist etwas mehr als 6 Einzelfahrten bzw. 3 Fahrten hin und zurück...

Interessant auch die Tageskarten: 1 Tag Innenraum EUR 4,50; 3 Tage Innenraum EUR 11,00; Partnertageskarte (bis 5 Erwachsene!) 1 Tag Innenraum EUR 7,50; 3 Tage Innenraum EUR 17,50.

Preislich also ist bis auf die Einzelfahrten das Fahren mit dem MVV sehr attraktiv. Ferner gelten sowohl das Wochenendticket als auch das Bayernticket auf allen Verkehrsmitteln des MVV. Es gibt viele P&R-Plätze, für Reisende aus dem Norden ist der auf der A9 ausgeschilderte P&R-Platz Fröttmaning empfehlenswert.

Einige URLs (dort auch das komplette Tarifwerk, Fahrplanauskunft, Netzplan zum Ausdrucken usw.):
http://www.mvv-muenchen.de
http://www.mvg-mobil.de

Viel Spaß dann beim nächsten Aufenthalt in München!

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