Magersucht Testbericht

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Erfahrungsbericht von Germary

~*~ich bin zu FETT~*~

Pro:

gibt es nicht - es zählt als krankheit kann geheilt werden

Kontra:

ALLES

Empfehlung:

Nein

_/ _/ _/ _/Zur Entstehung dieses Berichtes_/ _/ _/ _/

Heute möchte ich euch mal ein wenig über das große Thema Magersucht näher bringen. Zwar bin ich nicht selbst betroffen, was mir sicher die ein oder andere negative Bewertung bringt, doch ich denke, dass der folgende Text sowohl den Betroffenen, als auch Freunden und Angehörigen von magersüchtigen helfen kann.
Diese Texte sind in Zusammenarbeit von meinem Pädagogik-LK entstanden und wir haben daraus eine Broschüre gemacht, die wir nun in der Schule verteilen werden. Wir erhoffen uns damit, dass man einigen Magersüchtigen zeigen kann, was eigentlich mit ihnen geschieht und wie man gegen Magersucht etwas unternehmen kann.

Doch weiteres hierzu werdet ihr auch noch in der Einleitung dieser Broschüre lesen. Leider kann ich euch nicht die Bilder und weiteren grafischen Darstellungen zeigen, doch bei besonderen Interesse wäre ich bereit diese als e-mail zu verschicken.

Da auch Gedichte von Betroffenen und ein Interview im Bericht enthalten sind, möchte ich behaupten, dass auch dieser Bericht Erfahrungen enthält.

Die Texte basieren größtenteils auf, von den Schülern selbst recherchierten Quellen, die sicher teilweise auch im Internet zu finden sind. So sind die Gedichte beispielsweise von der Seite: www.magersucht.de übernommen. Hier kann man auch noch weitere Gedichte und Informationen zum Thema finden.




_/ _/ _/ _/Inhaltsverzeichnis_/ _/ _/ _/


Einführung
Gedichte von Betroffenen
Statistiken
Vorurteile gegenüber Magersüchtigen
Krankheitsbild
Psychische Merkmale
Ursachen
Negativismussymdrom
Therapie /-ziele
Klinik am KorsoVerhalten gegenüber MagersüchtigenBMI- Body Mass IndexFallbeispiele und InterviewHilfsangebote/ Adressen

_/ _/ _/ _/ EINLEITUNG_/ _/ _/ _/

„ICH BIN FETT!“


Dieses Gefühl einer 16-Jährigen ist kein Einzelfall. Sie gehört zu den ca.700.000 an Magersucht (Anorexie) erkrankten Mädchen und jungen Frauen in Deutschland; zusätzlich sind 40.000 Jungen magersüchtig. Auch die Anzahl der Menschen, die an anderen Essstörungen wie Ess-Brech-Sucht (Bulimie) oder „Fresssucht“ (Psychogene Adipositas) leiden, weist eine steigende Tendenz auf. In erster Linie sind junge Menschen zwischen 12 und 31 Jahren betroffen; jeder Zehnte von ihnen stirbt. Trotz dieser erschreckenden Zahlen wird dieses seit Jahren akute Problem häufig verkannt und tabuisiert.
Diese Tatsache war Anlass für unseren Pädagogik-Kurs diese Informations-Broschüre zum Thema „Magersucht“ zu erstellen. Sie soll Betroffenen, deren Familienmitgliedern und Freunden, aber auch allen Interessierten einen Einblick in diese Problematik geben.
Unser Ziel besteht darin, existierende Vorurteile gegenüber Magersüchtigen und ihrer Krankheit aufzuheben und die Vielschichtigkeit des Krankheitsbildes näher zu erläutern.
Was bewegt junge Menschen dazu, solange auf jegliche Art von Nahrung zu verzichten bis sie sich zu Tode gehungert haben?
Sind die genetischen Anlagen der Betroffenen, die familiäre Situation oder der gesellschaftliche Schlankheitswahn die Ursache dafür?
Diesen und weiteren Fragen soll im Folgenden nachgegangen werden; des Weiteren möchten wir Lösungsmöglichkeiten zur Bewältigung von Essstörungen (Therapiemöglichkeiten, Hilfsangebote etc.) vorstellen bzw. nennen.

_/ _/ _/ _/ Gedichter_/ _/ _/ _/
Das Monster
In einer einsamen dunklen Nacht,
als ich ziellos durch die Straßen irrte,
sah ich DICH am Wegesrand kauern.
DU hast nach mir gerufen
und ich ging auf Dich zu...
ein kleines einsames Wesen wie ich.
DU hast Dich mir angeschlossen
und ich zog Dich auf.
DEINE Forderungen wurden immer größer,
raubten all meine Kraft, saugten mich aus.
All mein Tun und mein Denken
wurden bestimmt von DIR.
Ich war gefangen in meiner Welt.
DU warst mein Leben.
Freudig hast DU zugesehen,
wie ich immer weniger und schwächer wurde
und DU dafür immer größer und mächtiger ...
ein Monster!!!
Bis ich kraftlos am Boden lag
und DU DICH siegessicher lachend auf mich setzen konntest...
Heute kann ich wieder lachen... und DU?
Du sitzt immer noch...
aber einsam und ausgesetzt am
Wegesrand einer Sackgasse.
Und ICH ?
Ich schreibe gerade das Schild dafür:
SACKGASSE - BETRETEN VERBOTEN !
So aus der Ferne betrachtet siehst DU viel kleiner aus.


WER BIST DU?

Wenn ich in den Spiegel schau, dann seh ich Dich.
Ein kranker Mensch, mit nur einem Gesicht.
Eine Krankheit die lebt von Ehre und Furcht;
von Tod, Trauer und Selbstdisziplin.
Sie ist nicht mein Feind, sie ist einfach da.
Ich habe sie liebgewonnen weil ich durch sie jemand war.
Doch habe ich Angst, ich spür, sie muß gehen;
will ich den Menschen hinter dem Gesicht jemals wieder sehen.
Doch lass ich sie los?
Wer bin ich dann bloß?
Ein Mensch, der endlich seinen Platz im Leben erhält?
Wertvoll? Innerlich, nicht nur über Geld?
Mit Rechten und Pflichten, der auch mal sagt NEIN?
Ich wünschte ICH könnte dieser Mensch sein.




_/ _/ _/ _/ Statistiken_/ _/ _/ _/

Unsere Gesellschaft ist besessen von einem überdürren Schlankheitsideal

denn...

... 80-90 % der Frauen glauben zu dick zu sein
... 80% haben bis zum 18ten Lebensjahr schon eine Diät versucht
... 70% achten regelmäßig auf ihr Gewicht

dies alles können Risikofaktoren für die Magersucht sein.

\"Betroffene\" dieser Krankheit sind hauptsächlich junge Frauen die zwischen 12- 25 Jahre alt sind. Hier in Deutschland sind es ca. 0, 5- 1% die an dieser Sucht leiden. Doch es sind nicht nur allein die Frauen, denn 10-15% der Magersüchtigen sind auch Männer.


Wie sehen die Heilungserfolge aus?

Nach einer Behandlung zeigt sich bei etwa bei...

... 30% der Patienten eine vollständige Besserung, d.h. sie erreichen annähernd ihr Normalgewicht und haben wieder regelmäßig ihre Menstruation

... 35% lässt sich zwar Gewichtszunahme feststellen, der Bereich des Normalgewichts wird allerdings nicht erreicht.
... 25% bleiben chronisch krank
... 10% sterben infolge der Magersucht
ca. 60% der Magersüchtigen fallen in die Bulimie

_/ _/ _/ _/ Vorurteile gegenüber Magersüchtigen_/ _/ _/ _/

Um euch deutlich zu machen, wie schwer es Magersüchtige in unserer Gesellschaft haben, haben wir beschlossen, euch dieses anhand von Aussagen von Magersüchtigen oder von Menschen, die Magersüchtige in ihrem Bekanntenkreis haben, die große Vorurteile erfahren mussten, zu schildern:

„Es wäre meiner Oma lieber gewesen, wenn es eine „richtige Krankheit“ gewesen wäre. Sei es Krebs oder Sonstiges.“
„Von meinen Mitpatienten während der Behandlung kam oft der Satz: “Du hast heut aber gut gegessen!“ Da war ich schon wieder „pappsatt“. Denn natürlich hatte ich Angst, dass es sicherlich zu viel war, was ich gegessen hatte.“
„Meine Eltern hatten sich Bücher gekauft und darin gelesen. Bei jeder Seite und jedem Vorschlag, der dort gemacht wurde, ging das Ganze auf mich über. Sie meinten mir gute Ratschläge zur Verbesserung meiner Krankheit geben zu wollen.“
„Man hat mir gesagt, dass meine Tochter bald entlassen wird. Ihre Versicherung läuft aus. Sie haben mir gesagt, ich soll mich darauf gefasst machen, dass sie stirbt.“
„Ich bekam zu hören, ich sei perfektionistisch und müsse alles im Griff haben.“

„Ich verdiene es nicht gesund zu werden.“

„Ich ekele mich vor mir selbst, weil ich die Ursache für alles bin.“

„Ich war immer das Musterkind.“

All diese Menschen leiden unter enormen Druck, doch gerade das können Magersüchtige nicht gebrauchen, das Positivste für einen Betroffenen, zeigt das folgende Fallbeispiel:
„...Sie behandelten mich wie immer. Für sie war ich, obwohl ich krank war, ein ganz normaler Kerl...“



_/ _/ _/ _/ Krankheitsbild_/ _/ _/ _/

Physische Merkmale:

· Extreme Magerkeit als Körper– bzw. Schönheitsideal
· Abmagerung bis auf 30 Kilo
· Vermeidung von kalorienreichen Nahrungsmitteln
· Selbstverursachtes Abführen der eingenommenen Nahrung
· Einnahme von Appetitzüglern
· Übertriebene körperliche Aktivitäten
· Auffallende Hyperaktivität
· Versorgung anderer mit reichlich selbst zubereitetem Essen
· Vorstellung von Essen durch Lesen von Kochbüchern und Sammeln von Rezepten

à Essen häufig zentraler Stellenwert im Leben eines Anorektikers

· Frauen: Ausbleiben der Menstruation aufgrund hormoneller Störungen
à im Extremfall Unfruchtbarkeit
Männer: Impotenz
· Verzögerung der körperlichen Entwicklung
· Verlangsamung des Herzschlags, niedriger Blutdruck, Absinken der Körpertemperatur, Hautprobleme, flaumartige Behaarung des Rückens, Haarausfall, Muskelschwäche, Wassereinlagerungen im Gewebe, gestörter Mineralstoffhaushalt
· Herabsetzung des Energiehaushalts durch konstante Mangelernährung
à Gewichtszunahme durch normale Nahrungsaufnahme
à Kreislaufzusammenbruch, geschwächter Organismus
à Dauerhafte Schädigung bzw. Versagung innerer Organe wie Herz, Leber,
Niere sowie Knochen und Zähne



_/ _/ _/ _/ Psychische Merkmale_/ _/ _/ _/

· Extreme Panik vor Gewichtszunahme
· Hochgefühl und Stolz durch permanente Verweigerung der Nahrung und Gewichtsreduzierung
· Störung der Körperwahrnehmung: selbst bei deutlichem Untergewicht, das Gefühl des Zu-Dick-Seins
· Rückzug aus dem sozialen Umfeld, Vereinsamung
· Depressive Symptome
· Erhöhte Reizbarkeit
· Permanenter Stress
· Gestörtes Sexualleben





_/ _/ _/ _/ Gesellschaftliche Ursachen_/ _/ _/ _/

Häufig ist eine Essstörung eine Form von Widerstand gegen geforderte Anpassungen. Magersüchtige lehnen die Erwachsenenwelt ab oder drücken ein Nicht-Zurechtkommen in der etablierten Gesellschaft aus.
Hierbei spielt das zunehmende Gesundheitsbewusstsein und die durch das herrschende Schlankheitsideal allgemein favorisierte Kalorien bewusste Ernährung eine Rolle. Schlanksein bedeutet heutzutage Schönheit, Attraktivität, Dynamik und Erfolg! Übergewicht hingegen wird speziell bei Frauen als negativ und abstoßend bewertet.


_/ _/ _/ _/ Biologische Einflüsse_/ _/ _/ _/

Untersuchungen von Zwillingen belegen, dass eine genetische Veranlagung an der Entstehung der Magersucht beteiligt sein kann: Die Wahrscheinlichkeit, dass der eineiige Zwilling einer Magersüchtigen ebenfalls an Magersucht leidet, liegt bei 50%. Bei zweieiigen Zwillingen liegt diese Wahrscheinlichkeit immerhin noch bei 10%.


_/ _/ _/ _/ Psychologische Einflüsse_/ _/ _/ _/

Treibtheoretische Erklärung: Hier wird die Magersucht als eine Form von Abwehr eigener sexueller Wünsche gesehen, und als eine Möglichkeit, psychosexuelle Entwicklungskrisen in der Pubertät zu beenden. Das Ausbleiben der Monatsblutung bestätigt diese These.
Familiendynamischer Erklärungsansatz: Das System der Familie wird als ganzes betrachtet. In diesen Familien existiert häufig ein großes Harmoniebestreben. Hier kann die Magersucht zur Aufrechterhaltung des Familienzusammenhaltes sowie der Ableitung von Spannungen und Konflikten dienen.


_/ _/ _/ _/ Familienproblematik / Identitätsfindung_/ _/ _/ _/

- Das familiendynamische Modell zur Klärung der Ursachen von Essstörungen
betrachtet das System Familie als Ganzes und untersucht die Interaktionen
zwischen einzelnen Familienmitgliedern. Magersucht tritt häufig in Familien mit
starken Bindungen auf, in denen ein großes Harmoniebestreben herrscht. In
diesem Familiensystem haben Magersüchtige insofern eine wichtige Funktion, da sie
zur Aufrechterhaltung des Familienzusammenhaltes sowie der Ableitung von
Spannungen und Konflikten dienen.
- Meist sind in Magersuchtfamilien alle Familienmitglieder gleichgestellt.
Aus diesem Grund ist häufig keine Ausprägung der Individualität für ein
ausgeglichenes Heranwachsen möglich. Die Autonomie und das Trennungsbestreben bei
einer natürlichen Ablösung von der Familie sind eingeschränkt, so dass die
Eigenständigkeit und die Herausbildung einer individuellen
Persönlichkeitsstruktur des Kindes dadurch praktisch unmöglich gemacht wird.


_/ _/ _/ _/ Das Negativismussyndrom_/ _/ _/ _/

(Nach Peggy Claude-Pierre: \"Der Weg zurück in Leben\")
=> Negativismussyndrom = grundlegend negative Lebenseinstellung

Ursachen der Anorexie (Magersucht):

· Anorexie ist teilweise eine Begleiterscheinung der Kultur, die mehr Wert auf das äußere Erscheinungsbild eines Menschen als auf seine innere Substanz legt.
· Realitätswahrnehmung und Einstellungen zu der Realität des Betroffenen und nicht das Trauma eines körperlichen bzw. seelischen Missbrauchs verursachen im Regelfall Anorexie.
· Anorexie entsteht oft nicht durch distanzierte und wenig fürsorgliche Eltern
· durch die Energie, die Eltern häufig bei der Suche nach ihren Schuldgefühlen aufwenden, haben sie keine Kraft mehr, ihr essgestörtes Kind zu unterstützen und ergeben sich somit dem Negativismussyndrom
· Oft resultiert Anorexie nicht aus einem geringen Selbstwertgefühl, da der Betroffene noch kein eigenes Selbst entwickelt hat. Mit der Entstehung eines individuellen Ich`s entwickelt sich unter anderem auch das Selbstwertgefühl.
· Häufig sind es nicht die Umstände (wie z. B. eine Scheidung der Eltern, Pubertät, Adoleszenz oder andere Lebenskrisen), die Anorexie auslösen, sondern die Art und Weise, mit der das negativismusanfällige Kind mit einem Konflikt umgeht.
· Anorexie ist in erster Linie kein unbewusstes Mittel, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Vielmehr sehnen sie sich nach Verständnis, das ihnen ihre negative innere Stimme jedoch verbietet, da sie es ohnehin nicht verdienen (\"Je mehr Macht die negative innere Stimme gewinnt, desto mehr inneres Chaos löst sie aus.\").
· Mit jeder gescheiterten Maßnahme gegen die Anorexie (Klinikaufenthalte etc.) bestätigt sich die negative innere Stimme selbst und wird bösartiger. Daher ist nicht die Dauer der Erkrankung von entscheidender Bedeutung, sondern vor allem die Persönlichkeit des Betroffenen und die Intensität seiner negativen inneren Stimme.


=> Essstörungen sind vollständig heilbar, auch wenn der Heilungsprozess
durch das Beseitigen des Negativismussyndroms häufig einen harten Kampf
darstellt.


_/ _/ _/ _/ Psychotherapie_/ _/ _/ _/

Definition:
Der Ausdruck „Psychotherapie“ bedeutet „Behandlung der Seele“; er umfasst eine große Zahl psychologischer Vorgehensweisen, die zur Behandlung von seelischen, geistigen, emotionalen oder Verhaltensstörungen eingesetzt werden. Im Laufe der Therapie erkennt man die verborgenen, ins Unterbewusste verdrängten, alle Beziehungen beeinflussenden Bedürfnisse, Triebe und Wünsche und kann die jeweils entsprechenden Ereignisse der Lebensbiografie aufarbeiten.

Psychotherapeutisches Vorgehen
Allen psychotherapeutischen Verfahren ist gemeinsam, dass sie auf direkte Eingriffe in den Körper verzichten. Psychotherapeuten sprechen mit den Patienten, fragen etwa nach ihren Lebensumständen, Gefühlen und Träumen, oder stützen sich auf außersprachliche Ausdrucksmittel wie bildnerische Gestaltung oder körperliche Bewegung; sie untersuchen Lernprozesse oder üben Entspannungstechniken. Alle psychotherapeutischen Verfahren tragen dazu bei, dass der Patient auf irgendeine Weise etwas Neues über sich selbst erfährt; dieses Neue kommt aber nicht als direkte Belehrung vom Therapeuten, sondern es wird durch Interaktion aus dem Material gewonnen, das der Patient mitbringt (zentrales Geschehen ist die Übertragung).
Eine Psychotherapie ist grundsätzlich nur möglich, wenn der Betreffende behandelt werden will. Gegen seinen Willen kann niemand therapiert werden; eine Psychotherapie, die nicht aktiv gewollt, sondern passiv hingenommen wird, hat wenig Aussicht auf Erfolg. Nach dem Rahmen, in dem eine Psychotherapie stattfindet, unterscheidet man z.B. Langzeit- und Kurzzeittherapie, Paar- und Familientherapie.

Ziel der Psychotherapie
Ziele der Psychotherapie sind das seelische oder körperliche Leiden zu mildern, gestörte Einstellungen und Verhaltensweisen zu verändern, das gesunde Seelenleben wiederherzustellen und die Persönlichkeit des Patienten umzustrukturieren (korrigierende emotionale Erfahrungen).


_/ _/ _/ _/ Gesprächstherapie_/ _/ _/ _/

Die klientbezogene Gesprächstherapie ist eine Technik der Psychotherapie und basiert auf der Grundannahme, dass jeder Mensch fähig sei, seine Probleme selbst zu lösen. Die hierfür benötigten Kräfte werden durch den Therapeuten gelockert und befreit. Er bringt dem Klienten viel Einfühlung, Akzeptanz, Wärme und Verständnis entgegen. Durch diese Beziehung wird es dem/der Anorektiker/in möglich, offen über Probleme und Gefühle zu sprechen und frühere, negative Beziehungserfahrungen zu korrigieren. Der Therapeut fasst das Gesagte und von ihm Verstandene nochmals in Worte, wobei er eine Interpretation unterlässt. So kann sich der/die Klient/in über die eigenen Emotionen klar werden und nach und nach ein neues Selbstbild aufbauen.
Das Ziel einer solchen Therapie sind korrigierende emotionale Erfahrungen, die Umstrukturierungen der Persönlichkeit.


_/ _/ _/ _/ Familientherapie_/ _/ _/ _/

Die Familientherapie ist eine Form der Psychotherapie, bei der nicht nur der/die Erkrankte behandelt wird, sondern auch die ganze Familie als soziales Umfeld einbezogen wird. Die Familientherapie wird häufig bei jüngeren Magersüchtigen eingesetzt, die noch im familiären Umfeld wohnen. Dabei ist es wichtig, der Familie zu zeigen, wie sie auf das gestörte Essverhalten des Patienten reagiert. Manchmal beschäftigen sich die Familienmitglieder so stark mit der Anorexie, dass sie sich nicht mehr um die eigenen Probleme kümmern können und wollen. Der/die Betroffene erhält so die ungeteilte Aufmerksamkeit. Wird diese Reaktionsweise, die zu der Aufrechterhaltung der Störung beitragen kann, unterbrochen, tritt häufig eine Besserung auf. Der Therapeut versucht, gestörte Kommunikations- und Interaktionsmuster zu erkennen, auszuarbeiten und die Familienmitglieder neue Verhaltensmuster erarbeiten zu lassen. Diese müssen im Verlauf der Therapie eingeübt werden. Gerade die Eltern erleben es meist als sehr erleichternd, wenn sie im Umgang mit der Erkrankung ihres Kindes von einem Therapeuten unterstützt werden.


_/ _/ _/ _/ Verhaltenstherapie_/ _/ _/ _/

Verhaltenstherapie ist eine spezielles Behandlungsverfahren, das sich auf bewährte Forschungsbefunde stützt. Es bildet eine Hilfestellung für Patienten, um spezielle Veränderungen in Gang zu setzen.
Dabei steht die aktuelle Problematik und Lebensweise des Patienten im Vordergrund, die sich in erster Linie nicht so sehr auf die Vergangenheit, sondern auf die gegenwärtige Situation des Patienten bezieht. Er soll lernen in bestimmten Situationen alternative Verhaltensweisen anzuwenden.
Ziel der Therapie ist es das Verhalten, die Gefühle, das Denkmuster und den Umgang mit dem eigenen Körper zu verändern und ihm mehr Kontrolle über sein Leben zu vermitteln durch die Unterstützung beim Erlernen zielführender Strategien.
Ein Beispiel dafür ist der Gebrauch der operanten Konditionierung, d. h. die gewünschten Verhaltensweisen werden durch Belohnungen verstärkt.


_/ _/ _/ _/ Bewegungstherapie_/ _/ _/ _/

In der Bewegungstherapie, die eine Begleittherapie neben vielen anderen darstellt, geht es darum, dass der Patient seine innerseelischen Konflikte abbaut und die fehlende Körperwahrnehmung sowie die damit verbundene Selbstbildstörung behebt; sich also wieder spürt. Auf Körpersignale wie zum Beispiel Hunger kann wieder angemessen reagiert werden.
Zu dieser Körpertherapie zählen z.B. Tanz, Meditation, Yoga, Entspannungsübungen.


_/ _/ _/ _/ Gestalttherapie_/ _/ _/ _/

Bei der Gestalttherapie handelt es sich um eine Therapieform, bei der es insbesondere um das Erleben im “Hier und Jetzt” geht. Die Persönlichkeit des Patienten soll wieder hergestellt werden. Der Therapeut kann dies in verschiedener Weise erreichen; er setzt beispielsweise eine “unsichtbare” Person auf einen Stuhl und lässt den Patienten mit ihr kommunizieren oder Konflikte austragen.
Auch Träume können hilfreich sein. Sie werden jedoch nicht analysiert sondern der Patient wird dazu gebracht, sich in jede Figur hineinzuversetzen (z.B. Monster, Opfer), damit er einen Weg aus der Hilflosigkeit findet. Konflikte zwischen dem “inneren Kind” und dem “inneren Erwachsenen” können ausgetragen und verstanden werden, indem der Betroffene beispielsweise mit einer Puppe spricht und hierbei abwechselnd seine Gefühle (“inneres Kind”) und sein rationales Denken (“innerer Erwachsener”) sprechen lässt.


_/ _/ _/ _/ Gruppentherapie_/ _/ _/ _/

Die Therapie in einer Gruppe zeigt den Betroffenen, dass sie nicht allein mit ihren Problemen sind und andere ähnliche oder gleiche Erfahrungen gemacht haben (z.B. die Scheidung der Eltern oder fehlende Zuwendung). Sie erfahren durch andere Betroffene mehr über sich selbst, da sie sich alle in der gleichen oder einer ähnlichen Situation befinden, was den Mut gibt offen und ehrlich darüber zu sprechen. Die Gruppe bietet seelischen Halt und stärkt das Selbstvertrauen, das nötig ist um die eigene Krankheit zu erkennen und das Essverhalten und den Umgang mit dem eigenen Körper zu ändern. In Rollenspielen können die Betroffenen in verschiedenen Rollen ihre Situation durchspielen um sie besser zu verstehen und aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Sie können lernen Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und werden durch die Gruppe positiv unterstützt.
Wenn der Therapeut die Gruppenmitglieder wie in der Direktiv-Suggestiven Gruppenpsychotherapie lenkt (z.B. gemeinsamer Unterricht, Beratung und Ausflüge) hat er auch die Möglichkeit sie besser an die soziale Umgebung anzupassen und erleichtert ihnen den Umgang damit.


_/ _/ _/ _/ Therapieziele_/ _/ _/ _/

· Umlenkung der fehlinvestierten Kraft in Selbstwertgefühl und eine von Essstörungen befreite Eigenwahrnehmung
· Wahrnehmen und Kennenlernen der eigenen Person im sozialen Kontext
· Erarbeiten eines Krankheitsverständnisses
· Wahrnehmen, Beurteilen und Erproben individueller Fähigkeiten und Fertigkeiten
· Aufbau und Training von alternativen Problemlösungsstrategien
· Erkenne und akzeptieren von Unterstützungs- und Hilfsmöglichkeiten
· Generalisierung und Transfer in den Alltag Entwickeln einer eigenen Lebensperspektive



_/ _/ _/ _/ Klinik am Korso_/ _/ _/ _/

Die Klinik am Korso ist eine Spezialeinrichtung zur Behandlung von Patienten/-innen mit gestörtem Essverhalten.



1. Vorstellung des Fachzentrums:

ð Doppel- und Einzelzimmer mit Dusche und WC
ð Räume für Gruppentherapie
ð Räume für Familientherapie
ð Räume für Gestaltungstherapie
ð Räume für Körpertherapie
ð Sporthalle

Die Klinik verfügt über 92 Behandlungsplätze, davon sind 22 in einer eigenen Jugendabteilung.

2. Indikation

Die untere Altersgrenze für die Aufnahme liegt bei 14 Jahren. Die jugendlichen Patienten/-innen (von 14 bis 17 jahren) sind in der Jugendabteilung untergebracht.
Ausserhalb der Ferienzeiten ist eine schulische Betreuung durch die Krankenhausschule NRW möglich.

Voraussetzung für die Aufnahme in die Klinik ist der Wille, das Krankheitsverhalten und auch das Leben zu ändern!

3. Aufnahmeverfahren

Die Betroffenen werden, nachdem sie einen Fragebogen ausgefüllt haben, zu einem ambulanten Erstinterview eingeladen, das ggf. auch telefonisch erfolgen kann.

4. Behandlungsdauer

In der Regel ist es notwendig, dass die Patienten/-innen für eine Therapiedauer von 8 bis 12 Wochen in der Klinik stationär untergebracht werden.

5. Therapie

Die Patienten/-innen arbeiten aktiv an ihrem Genesungs- und Heilungsprozess mit.

In die therapeutische Gemeinschaft werden alle Patienten/-innen und Mitarbeiter/-innen einbezogen.
Die Patienten/-innen arbeiten aktiv und selbstverantwortlich mit und übernehmen wichtige Funktionen (z.B. verschiedene Ämter, Sprecherfunktionen).

ð Gruppentherapie:

Die Patienten/-innen nehmen an verschiedenen Therapiemöglichkeiten immer in derselben Gruppe teil. In den sogenannten „offenen Gruppen“ setzen sich die Patienten/-innen mit der unterschiedlichen Symptomatik und Ursachengenese der Essstörung auseinander. Hierdurch soll erreicht werden, dass sich die Patienten/-innen im anderen wiedererkennen und so auch die Einsichten anderer Gruppenmitglieder nutzen können.

ð Einzelgespräche:

Bei den Einzelgesprächen sollen die individuellen Probleme jedes einzelnen Patienten/-innen intensiv aufgearbeitet und entsprechende Lösungen entwickelt werden.

ð Familientherapie und Angehörigenseminare:

Der Einbezug der Familie der Patienten/-innen ist ein wichtiger Aspekt bei der Aufarbeitung und Bewältigung der Essstörung. Die Klinik bietet 2-tägige Seminare an, um so Einblicke in das Beziehungsgeflecht zu bekommen. Die Seminare ermöglichen ein Zusammentreffen mehrerer Familien und somit den Austausch von Erfahrungen.

weitere Therapiemassnahmen:

ð Körper- und Bewegungstherapie
ð Trainings- und Bewegungstherapie
ð Physiotherapie
ð Ernährungstherapie und –beratung
ð Gestaltungstherapie

6. Konzept der therapeutischen Vorgehensweise

Der Aufenthalt in der Klinik ist in verschiedene Behandlungsabschnitte unterteilt:


ð 1. Eingangsphase (Motivationsphase):

In den ersten 14 Tagen sind der Kontakt zur „Aussenwelt“ sowie die Ausgangsmöglichkeiten beschränkt. Ziel ist es, die Patienten/-innen mit dem Alltag in der Klinik vertraut zu machen und ihnen aus ihren pathologischen Alltagsmechanismen zu helfen, so bekommen sie die Möglichkeit, sich mit sich selbst zu beschäftigen und in die Gemeinschaft hineinzuwachsen.

ð 2. Phase der spezifischen Konfliktbewältigung

Therapien

ð 3. Ablösephase (Realitätstraining und Reintegration)

In dieser Phase werden die Patienten/-innen auf ihre Entlassung aus der Klinik und auf die Rückkehr in den Alltag vorbereitet.

ð 4. Nachsorge

Jedes Jahr finden Ehemaligentreffen, die eine unterstützende und motivierende Funktion haben, statt.

7. Nachsorge

Die regelmässigen Treffen von Nachsorgeinformationsgruppen und Einzelgespräche mit Sozialarbeitern/-innen bzw. –pädagogen zielen auf die konkrete Umsetzung der neu erworbenen Verhaltensweisen und Lösungsmuster nach der Entlassung aus der Klinik.
Ausserdem werden weiterführende ambulante Therapiemöglichkeiten angeboten.

8. Medizinische Betreuung und Pflegeteam

Alle Ärzte und Fachärzte haben täglich Sprechstunden. Die ersten Ansprechpartner bei Fragen des Zusammenlebens sind die Mitarbeiter des Pflegeteams. Aber auch für akute körperliche und/oder seelische Situationen ist das Schwesternzimmer Tag und Nacht besetzt.


9. Freizeit

Der Tagesablauf in der Klinik ist streng durchstrukturiert, so gibt es intensive Arbeitsphasen und ein festgelegtes Regelprogramm. In der Freizeit werden den Patienten/-innen individuelle Gestaltungsmöglichkeiten geboten. Die Patienten/-innen sollen ihren Freiraum und die Aktivitäten selbst organisieren lernen.



_/ _/ _/ _/ Verhalten gegenüber Magersüchtigen _/ _/ _/ _/

Dieser Text soll Dir eine Hilfe sein, wie Du Dich verhalten solltest, wenn Du das Gefühl hast, dass jemand in Deiner Umgebung oder in Deinem Freundeskreis magersüchtig ist.
Du solltest wirklich sichergehen, dass Dein Verdacht auf Magersucht berechtigt ist.
Zunächst einmal solltest Du den eventuell Betroffenen vorsichtig auf die Krankheit ansprechen und ihm Deine Hilfe anbieten. Mache ihm jedoch keine Vorwürfe und warte erst einmal ab, ob er Deine Hilfe annimmt. Sollte dies allerdings nicht der Fall sein und sollte sich sein Zustand nicht bessern, wäre es angebracht, ihn mit seinem Problem zu konfrontieren.
Das erreichst Du beispielsweise, indem Du ihm dokumentarisches Material über Ursachen und Bedingungen sowie den Verlauf einer Magersucht vor Augen führst. Diese findest Du häufig z.B. in extra dafür vorgesehenen Broschüren der Krankenkassen bzw. entsprechenden Institutionen.
Wenn sich der Betroffene seiner Krankheit bewusst geworden ist, wäre ein Besuch beim Hausarzt der erste Schritt zur Heilung, nachdem die Eltern informiert wurden. Dieser stellt zunächst die körperliche Verfassung des Betroffenen fest. Danach beginnt die eigentliche Therapie. In dieser Phase kannst Du der magersüchtigen Person weiterhin zur Seite stehen, indem Du den Kontakt ganz normal aufrecht erhältst und weiterhin mit ihr etwas unternimmst. Auf ihren Wunsch hin kannst Du sie auch zur Therapie begleiten und mit ihr über ihre Krankheit sprechen.


_/ _/ _/ _/ BMI – Body Mass Index_/ _/ _/ _/
Anhand des BMI lässt sich feststellen, ob man normal-, über- oder untergewichtig ist. Hierbei sollte jedoch auch daran gedacht werden, dass der BMI nicht eindeutig sagen kann, ob man zu schwer oder zu leicht ist, da auch das Geschlecht und das Alter sehr wichtig sind. Vor allem in der Pubertät kann es einen falschen Wert geben, auf Grund dessen man sich nicht verrückt machen sollte. Des weiteren kann der BMI auch bei Sportlern mittels vieler Muskeln hoch sein, die jedoch nicht an Übergewicht leiden. Man sollte sich daher nur grob an der Tabelle orientieren und im Spezialfall doch auch ärztliche Hilfe zurückgreifen.

_/ _/ _/ _/ Kennt Ihr Euren Body Mass Index? _/ _/ _/ _/
Leider kann ich euch hier nun nicht die schöne Grafik zeigen, die ich für diesen Zweck in die Broschüre gebracht habe. Doch wenn ihr einen Taschenrechner habt, oder gut im Kopfrechnen seid, dann könnt ihr euren BMI auch so errechnen.
Also: Ihr nehmt euer Körpergewicht in kg und dividiert es durch eure Größe in m zum Quadrat.
Wer es lieber ein bisschen einfacher haben möchte, der sollte auf: http://www.wander.ch/cgi/de/services/bmi/ gehen, denn dort könnt ihr euren BMI sehr schön bestimmen. Es gibt noch weitere Seiten zur Bestimmung des BMI, doch ich finde diese am Besten, denn dort ist auch eine schöne Grafik zum Thema.

_/ _/ _/ _/ Fallbeispiel (anhand eines Interviews) _/ _/ _/ _/

“Klinikum für Rehabilitation” lese ich auf einem Schild vor dem Eingang, wo ich auch bereits einen unverfehlbaren Krankenhausgeruch feststelle. Gleich nach eintreten befinde ich mich auch schon fast in der Cafeteria der Klinik. Ich treffe Daniela dort an. Ihre ersten Worte nach der Begrüßung: “Die haben ja noch ein Stück Erdbeerkuchen!!! Das hol ich mir!”, und schon ist es gekauft. Und gegessen.
Ungewöhnlich wären diese Sätze noch vor ein paar Monaten oder Wochen für die Neunzehnjährige gewesen, denn Daniela litt lange Zeit an Magersucht. An dem letzten Tag ihrer Therapie traf sie sich freundlicherweise mit mir zu einem Interview über ihre Krankheit…


Frage: Wie würdest du deine Einstellung zu deinem eigenen Körper beschreiben?

Antwort: Naja, bevor ich magersüchtig geworden bin fand ich mich einfach nur dick und hässlich und habe mich auch total unsportlich gefühlt. Ich hatte absolut keine Achtung vor meinem eigenen Körper… Ja, und als ich dann magersüchtig war, war diese Achtung natürlich immer noch nicht da, somit habe ich dann auch nicht auf die Signale meines Körpers geachtet, sondern diese ganz einfach ignoriert. Dadurch, dass ich nichts gegessen habe, habe ich mich wohlgefühlt; ich habe mir dadurch ein Stück Fröhlichkeit und Zufriendenheit zurückgeholt. Weil ich mich ja total unsportlich fand bin ich dann auch sehr eifrig geworden im sportlichen Bereich. Meinen Körper habe ich aber vorher wie auch hinterher in langer, dicker Kleidung versteckt.

Frage: Glaubst du denn, dass du bestimmte Persönlichkeitsmerkale besitzt, die vielleicht deiner Meinung nach typisch für Magersüchtige sind?

Antwort: Nein, nicht das ich wüsste… oder zumindest kann ich dazu jetzt nichts sagen. Ich bin mir nicht sicher ob man das so auf bestimmte Charaktereigenschaften festlegen kann. Vielleicht der Eifer? Aber ich denke das ist doch individuell ganz verschieden.

Frage: Wie lange hast du denn unter Magersucht gelitten?

Antwort: Also 1998, als ich so vierzehn war hat das angefangen… Das ging aber nicht durchgehend so. Bei mir war das mehr so ein “Jojo-Effekt”. Ich hab es zwischendurch doch ein oder zweimal wieder auf ein relativ normales Gewicht geschafft.

Frage: Dann muss dir das ja schon irgendwo bewusst gewesen sein, dass du unter Magersucht littest. Wodurch hast du denn gemerkt, dass du magersüchtig warst? Gab es da einen bestimmten Moment? Was hast du in diesem Moment gedacht?

Antwort: Bewusst wurde mir das vor allen Dingen dadurch, dass mein Körper meinem sportlichem Ehrgeiz nicht mehr standhalten konnte… Ich litt immer nur unter Schwächegefühlen und bin auch immer wieder zusammengebrochen. Aber auch meine Mitmenschen haben mir klarmachen können, dass mit mir und meinem Essverhalten etwas nicht stimmte. Das war etwa zwei Jahre nachdem die Magersucht ausgebrochen war. Ich habe in der Zeit allerhöchstens eine Scheibe Brot und einen Apfel am Tag gegessen. Da wurde ich dann schon öfter drauf aufmerksam gemacht.

Frage: Hattest du irgendwelche “Rituale”?

Antwort: Hm, in Bezug auf’s Essen… Das könnte man so nennen, ja. Ich hatte eben meine festen Zeiten; so hab ich zum Beispiel nie morgens etwas gegessen; da war es egal ob ich Hunger hatte oder nicht. Da bin ich mit eiserner Disziplin durch, genau wie abends. Mittags war das dann wirklich nur ganz wenig und die Nahrung musste immer fettarm sein. Wie schon erwähnt handelte es sich meist um die ein Scheibe Brot und den Apfel. Oder eben gar nichts… Ansonsten wüsste ich aber nicht, was ich als “Ritual” beschreiben sollte…

Frage: Was hast du denn alles für Sport getrieben und wieviel?

Antwort: Tja, wieviel, das war eine ganze Menge; ich musste ja irgendwie soviele Kalorien wie möglich verbrennen… Das ging dann vom Joggen über’s Schwimmen bis hin zu Kampfsport. Und überhaupt alle schweren körperlichen Arbeiten die sich so anboten.

Frage: Wieviel Gewicht hast du denn in welcher Zeit verloren?

Antwort: Also 1998 bin ich ganz rapide innerhalb von zwei Monaten von 69kg auf 42kg gekommen. Ich hab dann erst das Gewicht gehalten und versucht, noch mehr abzunehmen, irgendwann hab ich mich dann gefangen und hab wieder etwas zugenommen. Und 2000 hatte ich auch noch eine ziemlich schlimme Phase. Da hab ich dann innerhalb von einen Monat nochmal ungefähr elf Kilo abgenommen.

Frage: Hast du denn bei alledem auch manchmal ein schlechtes Gewissen oder Schamgefühle entwickelt? Oder empfindest du vielleicht jetzt so?

Antwort: Nein. Nie. Ich fühlte mich ja wohl wenn ich nichts gegessen habe. Alles andere war mir egal. An etwas anderes habe ich auch nicht gedacht… Meine körperlichen Gefühle hab ich ja zum Großteil sowieso nicht wahrgenommen, zunächst bin ich ja nicht davon ausgegangen, dass mit mir etwas nicht stimmte. Ich habe also mir selbst oder auch anderen gegenüber nie solche Gefühle empfunden.
Meine Mutter hat mir auch drei Jahre lang eingeredet, dass mein Verhalten “normal” sei. Da hab ich mir dann natürlich auch keine Gedanken gemacht; warum sollte ich auch! Unser Verhältnis ist- teils aus dem Grund- immernoch “angeknackst”.

Frage: Wie hat sich dein Leben denn durch deine Magersucht verändert? In Bezug auf Freunde und Familie beispielsweise.

Antwort: Meine Freunde haben sich lustig über mich gemacht; und als ich soweit war mir selbst einzugestehen, dass ich unter Magersucht litt, haben sie mir nicht geglaubt. Wobei das ja wieder widersprüchlich ist, denn ich habe es ja versucht zu verstecken… Als ich dann gemerkt habe, dass ich keine Hilfe und kein Verständnis erwarten konnte, hab ich meine Essstörung erst recht verheimlicht. Noch stärker als vorher. Und dass mir das Verhalten meiner Mitmenschen nicht geholfen hat ist ja auch klar… Somit habe ich mich total isoliert. Mein Freund war der einzige, der mich unterstützt hat und dies auch immernoch tut.

Frage: Was hast du denn für Veränderungen an deinem Körper wahrgenommen?

Antwort: Vom Gefühl her hab ich mich einfach schwach gefühlt und war immer total schlapp und kraftlos. Außerdem haben sich meine Knochen immer stärker gezeigt, ich sah dadurch total kantig aus. Aber ich hab mich trotzdem dick gefühlt.

Frage: Was musste denn schließlich passieren damit du gemerkt hast, dass dein Leben so nicht weitergehen kann; dass du etwas verändern musst?

Antwort: Das war eigentlich durch meinen Körper bestimmt. Ich bin einfach so oft zusammengebrochen, konnte keinerlei Leistung mehr bringen, weder im Sport noch bei der Arbeit. Ich war körperlich und psychisch am Ende; das hat mich gezwungen, etwas zu ändern.

Frage: Was waren denn eigentlich die zentralen Ursachen für deine Essstörung?

Antwort: Zunächst konnte ich meinen Körper nicht so akzeptieren, wie er war. Aber es spielten auch noch viele andere Dinge mit hinein. Ich musste mehrere Verluste erleiden, die ich nicht verkraftet habe. Das waren traumatische Erlebnisse, die ich nicht verarbeiten konnte. Im übrigen hat meine Familie mir keinerlei Verständnis entgegengebracht. Und auch keine Liebe. Das hat mir gefehlt. Man hat mich auch nicht ernstgenommen.

Frage: Und wie lange warst du jetzt in Therapie?

Antwort: Seit September 2002 war ich drei Monate in stationärer Behandlung, danach habe ich die Therapie ambulant weitergeführt bis ich diese Kur angefangen habe. Das war am 27.3.03. Also diesmal insgesamt sechs Wochen.

Frage: Warst du aufgeregt als du in die Klinik kamst? Oder hattest du irgendwelche Erwartungen an die Therapie, oder hat dich vielleicht irgendetwas überrascht?

Antwort: Nein, ich hatte keine Erwartungen. Deswegen konnte mich auch nichts wirklich enttäuschen. Aufgeregt war ich eigentlich auch nicht, ich kannte das ja schon vom letzten mal. Ich hatte nur Bedenken, dass ich keine Leute kennenlerne. Das war aber Gottseidank nicht so… Man hat manchmal das Gefühl, dass die Mitpatienten in gewisser Weise bessere Therapeuten sind als die Ärzte und Psychologen, die dafür zuständig sind, dir zu helfen.

Frage: Was glaubst du hat dir die Therapie bisher gebracht?

Antwort: In Bezug auf mein Essverhalten? Um ehrlich zu sein, gar nichts! Die können einem damit nicht helfen. Deine Psyche wird therapiert, was ja auch sicherlich der richtige Ansatz ist, aber das garantiert noch lange nicht, dass du auch dein Essverhalten änderst. Magersucht ist, wie der Name schon sagt, ja eine Sucht; und die lässt sich nicht so einfach bekämpfen, am wenigsten von anderen Personen. Das muss man schon selbst in die Hand nehmen. Man muss sich über das Problem bewusst sein. Wenn man es dann selber will, nur dann kann man etwas ändern. Das einzige was noch hilft sind Erfolgserlebnisse; die braucht man. Man muss spüren, dass man von seinen Mitmenschen so akzeptiert wird, wie man ist. Dann hängt alles von einem selbst ab.
In Bezug auf meine Körperwahrnehmung? Vorher fand ich mich hässlich, dick und unattraktiv. Jetzt ist das zwar teilweise immernoch so, aber wenn es mir gut geht akzeptiere ich meinen Körper so wie er ist. Ich habe schon Probleme damit. Aber es gibt immer etwas auszusetzen.
Aber mein falsches Essverhalten kann hier nicht behoben werden.

Frage: Hättest du vielleicht einen Tipp, wie man mit einer betroffenen Person umgehen sollte?

Antwort: Das ist ganz schwierig. Eigentlich lässt sich dazu nicht viel sagen, weil man eben nichts machen kann um zu helfen, solange die Magersüchtige Person nicht selbst einsieht, dass sie krank ist.
Man darf diese Menschen zu nichts drängen. Da läuft man in genau die entgegengesetzte Richtung. Und wenn du einer Magersüchtigen sagt “Du bist aber extrem dünn geworden!”, dann bringt das überhaupt nichts. Die denkt sich dann “Boah, toll! Die haben gemerkt, dass ich mich verändert habe!”, und dann machen sie weiter, weil sie immer noch mehr schaffen wollen. Sich immer mehr verändern wollen. Die sind da ja stolz drauf! Man kann also im Prinzip gar nichts machen.

Frage: Und was würdest DU einer Magersüchtigen sagen?

Antwort: Hm, das ist auch wieder schwierig. Das ist von Fall zu Fall verschieden. Da gibt es kein Patentrezept, man muss abwägen. Manchmal hilft es, wenn man der Person klipp und klar sagt “Guck dich doch mal an! Merkst du eigentlich nicht wie scheiße du aussiehst! Das ist richtig ekelig wie du rumläufst. Du bist einfach nur hässlich. Scheiße siehst du aus”. Das ist zwar hart, aber manchmal sehr wirkungsvoll.
Der Person selber könnte ich nichts raten. Ich kann ihr nicht verraten wie sie sich selbst helfen kann oder ähnliches; da kann sie sich nur selbst helfen.

Frage: Das ist heute dein letzter Tag in der Klinik. Wie fühlst du dich denn so?

Antwort: Im Verhältnis zu vorher ganz gut würde ich sagen. Vor allem, weil ich mehr an Selbstbewusstsein gewonnen habe und dadurch etwas weniger Probleme mit meiner Figur. Ich habe es geschafft, nicht mehr soviel darüber nachzudenken, und auch gelernt, nicht mehr so sehr auf negative Kommentare von anderen zu achten.

Dann wünsche ich dir hiermit alles gute für die Zukunft und danke dir vielmals für das Interview!





_/ _/ _/ _/Schluss_/ _/ _/ _/


Wie bereits erwähnt haben sich zahlreiche Schülerinnen und ein Schüler aus meinem Pädagogikunterricht sehr viel Mühe gegeben, diese Broschüre zu entwickeln und alle Aspekte, die wichtig für eine Magersucht sein können, zu Berücksichtigen.

Ich möchte jedoch noch ein persönliches Wort hinzufügen.

Ich denke, es ist sehr wichtig, dass man über Magersucht aufklärt und mal ein wenig darüber nachdenkt, was für Folgen eigentlich eine Magersucht haben kann. Viele magersüchtige sterben! Des weiteren habe ich auch vorhin erst wieder gemerkt, wie die Medien immer wieder darauf pochen, dass man doch Schlank sein sollte, was immer mehr zum Wahn wird. Ein Mensch scheint nur dann für die Gesellschaft atraktiv zu sein, wenn er Schlank, wenn nicht schon dürr ist. Doch was für Folgen solche Aussagen haben können und wie sehr es einem Körper schaden kann, wenn man versucht den Schönheitsidealen nachzukommen, daran denkt anscheinend niemand.

Magersucht kann nicht gut sein und daher sollte man versuchen so viel wie Möglich zu unternehmen um Leute vor dem Tod durch die Magersucht zu schützen.

Vielleicht habt auch ihr in eurem Bekanntenkreis jemand, der Magersüchtig ist, oder bei dem ihr den Anschein habt.




Ich hoffe, dieser Bericht kann euch ein wenig weiterhelfen und ihr wisst mehr zum Thema Magersucht.

lg, Mary



© by Germary und Pädagogik-LK Stadtgymnasium Detmold

05/22/03

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