Magersucht Testbericht

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Erfahrungsbericht von Nyaasu

Zeigt her eure Rippen...

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Nein

Ich möchte euch an dieser Stelle gerne meine Geschichte erzählen. Aber ich warne euch: Auch, wenn sie ein Happy End hat, ist es keine schöne Geschichte. Auch möchte ich weitestgehend auf allgemeine Informationen zur Anorexia Nervosa verzichten, da ich über meine Erfahrungen schreiben möchte und keinen medizinischen Bericht.
Warum ich euch diese Geschichte erzähle? Weil ich mich nicht dafür schäme und es falsch finde, dass diese Themen totgeschwiegen werden, da die Zahl der Erkrankten immer mehr zunimmt, die Krankheit sich sogar zu einer Art Modetrend entwickelt.
Zudem tut es mir nicht mehr weh, darüber zu reden, im Gegenteil, Reden hilft bei der Verarbeitung, und ich stehe zu meiner Vergangenheit und möchte sie weder verdrängen noch vergessen.


VON EINER „KLEINIGKEIT“ BIS FAST ZUM ENDE
Ich war von Geburt an etwas mollig, aber das war so nie ein Problem. Wer denkt schon im Kindergarten und in der Grundschule daran, ob man nun gut oder scheiße aussieht? Ich hab das zumindest nicht getan.
Bei uns in der Familie ist Essen sehr wichtig. Es dient der Gemeinschaft, und jede größere Familienfeier endet in einem ausgiebigen Schlemmerabend. Und Essen bedeutet Liebe, denn wenn es einem schlecht ging, bekam man Süßigkeiten, und wenn man Essen ablehnte (aus welchem Grund auch immer) hatte man den anderen nicht lieb. Diese „Regel“ nahmen besonders meine Großeltern sehr ernst.

Das erste Mal, dass ich mir Gedanken um meinen Körper gemacht habe, war am Ende der 6. Klasse, denn während die anderen noch weit davon entfernt waren, war bei mir die Pubertät schon im vollen Gange, denn neben der Regel kurz nach meinem 11. Geburtstag setzte auch die körperliche Entwicklung ein – und das schneller, als mir lieb war.
Als ist mit knapp 12 Jahren in der 7. Klasse eine erstaunliche Körbchengröße von 80B hatte und ein bisschen zugenommen hatte, fingen die Mädchen an zu tuscheln und blöde Bemerkungen zu machen. „Das ist alles nur Neid, die wollen auch einen Busen“, versuchte meine Mutter mich zu trösten, doch das war leichter gesagt als getan. Denn was war, wenn sie Recht hatten? Wenn ich wirklich fett war und „schwabbelige Titten“ (Zitat) hatte? Diesen Gedanken wurde ich einfach nicht los, und kurze Zeit später wurde in meinen Augen er bestätigt.
Es war ein paar Wochen vor den Sommerferien, als ich Schlüsseldienst hatte, also dafür zuständig war, die Klasse vor den pause ab- und nach den Pausen aufzuschließen. Ich erfüllte mein Amt pflichtbewusst, nur an diesem einen Tag kam ich aus irgendeinem Grund erst dann am Klassenraum na, als fast alle Mitschüler schon versammelt waren. Und dann sagte mein Schwarm, der Junge, in den ich seit einem Jahr verliebt war, und der genau über meine Gefühle für ihn Bescheid wusste, einen einzigen Satz, der bei mir alles zum Einsturz brachte: „Da bist du ja endlich, fette Sau“. Es war wahrscheinlich noch nicht mal böse gemeint, aber dieses „fette sau“ hallte wochenlang als brutales Echo in meinem Kopf herum und trieb mich halb in den Wahnsinn. Ich fing an, meinen Körper zu hasse.

Meine damalige beste Freundin Kamilla schüttelte nur den Kopf und hielt mich für verrückt, als ich ihr erklärte, dass ich jetzt eine Diät machen würde. Aber sie hatte gut reden, sie war super schlank, und wenn sie dreimal so viel aß wie ich.
Aber eine Diät war gar nicht so einfach, denn andauernd bekam ich bei meiner Familie Essen vorgesetzt, und es war doch auch alles so lecker.... Im Endeffekt nahm ich sogar noch ein bisschen zu und wog satte 63kg bei 166cm. Medizinisch gesehen genau richtig, aber mein Spiegelbild zeigte mir eine andere Wahrheit.

Ich versuchte, die Tatsache, eine fette Sau zu sein, zu akzeptieren oder wenigstens zu ignorieren, und das gelang mir sogar halbwegs, bis dann im Oktober 1998 (8. Klasse), als ich mit meiner Mutter eine neue Jeans kaufen musste. Und – mir passte keine. Denn jede Hose, die in der Länge passte, hätte am Bauch mindestens 10cm breiter sein müssen. Ich war den tränen nahe, als ich eine weite und ausgebeulte Jeans von Levis kaufen musste, weil dies die einzige war, die mir passte. Jetzt gab es nichts mehr, was mich aufhalten konnte, jetzt gab es nur noch Abnehmen – und das um jeden Preis.

Da Sport nicht unbedingt mein Fall war (und ist - jaaa, ich bin faul), wählte ich die leichtere Methode – Hungern. Und ich schaffte es sogar, meine Familie zufrieden zu stimmen, denn die Menge, die ich aß, blieb die selbe, solange ich mit ihnen zusammen aß – nur dass ich statt dem Schnitzel mehr Kartoffeln und Gemüse aß. War ich alleine, aß ich fast nichts.
Meine alte Jeans, die mittlerweile viel zu eng war, und mein erster Freund, für den ich schön (schlank) sein wollten, gaben mir die Kraft, durchzuhalten, und im Sommer 1999 hatte ich mein Ziel erreicht – 54kg! Zwar war der Bauch (meine so ziemlich einzige Problemzone) immer noch dicker als der Rest, aber darüber konnte ich hinwegsehen. Und in einem Bikini (mein aller erster) machte ich eine halbwegs gute Figur – dachte ich zumindest, denn als ich meiner Freundin Inga vor meinem Spanien Urlaub mein neues, enges Kleid vorführte meinte sie nur trocken: „Na ja, sieht n bisschen schwanger aus.“ Tolle Freundin. Aber nicht nur einmal hatte ich selbst dieses Urteil gewählt, wenn ich in der Umkleidekabine eines Kaufhauses stand – es war zum Verzweifeln.
Allerdings half Spanien mir, mein Leben ein bisschen hinter mir zu lassen und mich abzulenken. Das tat mir sehr gut.
Die 54kg hielt ich aber nur wenige Monate, da im September 1999 ein weiterer Absturz folgte...

Aus triftigen Gründen hatte ich die Liebe zu meinem Freund verloren, und ich beendete unsere Beziehung und hoffte darauf, dass wir wieder Freunde werden könnten, in etwas wie vorher. Da er gerade im Urlaub und telefonisch nicht erreichbar war, musste ich ihm einen Brief schreiben. Ich hätte zwar warten können, bis er wiederkam, aber ich konnte es einfach nicht länger hinausschieben.
In der Woche, als er heimkam und den Brief lesen konnte, war ich auf Klassenfahrt (10. Klasse). Dort benahm sich Kamilla sehr komisch, und dieses Verhalten endete damit, dass sie mir am letzten Abend unter Tränen die Freundschaft kündigte (weil sie nicht mehr mit mir klarkam – warum wusste sie auch nicht genau). Ich nahm das alles sehr gelassen, aber als ich eine Nacht drüber geschlafen hatte und feststellte, dass dies die knallharte Realität und kein böser Traum war, ging’s mir miserabel und ich hab viel geweint.
Als ich nach Hause kam, lag ein Brief für mich auf dem Tisch – er war von Johannes. Von heller Freude gepackt, dass er weiterhin mit mir befreundet sein wollte, auch ohne Beziehung, war der Sonnenstrahl, den ich so brauchte! Hastig riss ich den Brief auf, und mein Blick fiel sofort auf den letzten Satz – „Schreib mir nie mehr und ruf mich nicht an, ich will nichts mehr mit dir zu tun haben“. RUMMS, das war’s, aus, vorbei, ich will nicht mehr, ich geh jetzt und spring irgendwo runter, leb wohl, schöne Welt, ich kann nicht mehr. Das waren meine ersten und letzten Gedanken, bevor ich in Tränen ausbrach.
Natürlich nahm ich mir nicht das Leben, sonst säße ich ja jetzt nicht vor euch, aber es war ein harter Schlag, die beiden besten Freunde an einem Wochenende zu verlieren.

Es gibt Menschen, die essen, wenn es ihnen schlecht geht – ich hungere. Essen (und zunehmen) belastet das Gewissen und sorgt dafür, dass es einem nur noch schlechter geht, Hungern dagegen gibt einem ein Gefühl von Selbstkontrolle und Überlegenheit gegenüber denen, die schwach sind und doch lieber zu Tafel Schokolade greifen.
Es ging also gar nicht mehr wirklich ums Schlank werden, sondern einfach nur darum, die Kontrolle zu behalten.

Diese Kontrolle konnte selbst mein zweiter Freund nicht aufheben, auch wenn er sich alle Mühe gab. Selbst, als er, als ich ihm am Telefon ganz stolz mitteilte, dass ich wieder ein Kilo abgenommen hatte, anfing zu weinen, bremste das meine Begeisterung fürs Abnehmen nur kurz. Einen kleinen Erfolg hatte es jedoch: Da ich glücklich war und auch gern mal wieder ein Stückchen Schokolade o.ä. aß, kam ich nicht unter die 50kg-Grenze.

Dies änderte sich schlagartig, als er mich im Sommer 2000 verließ – sang- und klanglos, obwohl eine Woche vorher noch „alles in bester Ordnung“ war. JETZT hatte mein Leben nun wirklich keinen Sinn mehr, dessen war ich mir sicher. Die nächsten Monate war mir dann auch alles scheiß egal – außer dem Abnehmen. Warum, wenn ja doch alles keinen Sinn hatte? Vielleicht, weil ein kleiner Teil in mir sich immer noch krampfhaft an das Leben klammerte.
Bis Februar 2001 folgte eine Diät der anderen begleitet vom Fitnessstudio, stundenlangen, kilometerlangen Spaziergängen, Diätpillen und meine neu entdeckte Wunderwaffe – Abführmittel. Kosten nicht viel und sind überall legal zu kriegen. Und damit ich nicht aufgefallen bin, habe ich jede Woche in einer anderen Apotheke eingekauft, denn davon hat Hagen weiß Gott genug.
Ich war psychisch völlig am Ende, fand mich selbst abstoßend - innerlich wie äußerlich – und hatte durch jeden Bissen ein schlechtes Gewissen. Ich besorgte mir ein Kalorienzähler-Programm und sorgte dafür, dass ich maximal 200 kcal am Tag zu mir nahm. Um das Gewissen zu beruhigen, aß ich sogar manchmal vertrocknetes Brot aus dem Müll aß – den das war Dreck, genau wie ich, und hier erlaubte mir mein Gewissen auch mal eine Ausnahme, aber nicht zu viel. 3 Scheiben Brot bedeuteten 2 Abführtabletten.
Die Tabletten waren sehr stark, und ich hatte oft starke Krämpfe, aber das war es mir wert, denn ich merkte, dass mein Bauch nach dem Stuhlgang so flach war, wie ich es mir immer gewünscht hatte.

Im Dezember 2000 hatte ich einen Job in einer Imbissbude angenommen, denn Fitnessstudio und Tabletten – mittlerweile mindestens 2 pro Tag - mussten ja finanziert werden. Meine Jeanshosen, selbst die engsten, die ich besaß, mussten mit Sicherheitsnadeln festgehalten werden, damit sie mir nicht von der Hüfte rutschten. Ich war stolz auf mich, unendlich stolz. Aber auf der anderen Seite schämte ich mich für mein mangelndes Selbstbewusstsein.
Natürlich war ich längst nicht mehr schlank, sondern dünn, und das war auch schon längst nicht mehr schön, den jeder Knochen stand deutlicher hervor, mein Gesicht war eingefallen und meine Brüste auf eine Größe, für die selbst Körbchengröße A zu groß gewesen wäre, geschrumpft. Ich war nicht mehr weiblich, ich war nicht mehr Mensch, ich war – eine lebendige Tote.

Das Feedback, was ich bekam, war längst nicht mehr so gut wie das, was ich vor Jahren nach meinen ersten Kilos bekam. Im Gegenteil, andauernd kamen Leute aus meiner Stufe auf mich zu, die wahrscheinlich noch nicht mal mehr meinen Namen kennen und sagten mir, ich sehe so dünn aus und müsste mehr essen. Haha, als wenn ich das nicht selbst gewusst hätte! Ich war zwar krank, aber nicht doof! Besonders im Sportunterricht war es schlimm, da meine hervorstehenden Knochen dort richtig zur Geltung kamen. Andauernd wurde ich angepiekt, angeschrieen, dass ich damit aufhören sollte usw. Für das erste Quartal 2001 besorgte ich mir daher ein Attest, da ich diesem psychischen Druck nicht standhalten konnte. Meine Mutter unterstütze diesen Wunsch, nachdem ich ihr vom Sportunterricht berichtet und geweint hatte.
Meine Mutter belastete das ganze sehr stark, da sie ziemlich dick ist und ein erstaunliches Selbstbewusstsein hat und meine Gefühle nicht nachvollziehen konnte. Sie machte sich Vorwürfe, dass sie als Mutter versagt hat. Meine nun beste Freundin Anne setzte noch einen oben drauf und erzählte ihr, dass sie wegen Vernachlässigung irgendeiner elterlichen Pflicht sogar ins Gefängnis kommen würde, da sie mich einfach weiter machen und mich nicht zwangs-einweisen lässt.
Aber auch Anne war fertig, und manchmal hielten wir uns in den Armen und weinten beide. Ich wusste, dass ich ihr und meiner Mutter, und vielleicht auch ein paar anderen etwas bedeutet, aber genauso gut wusste ich, dass es nichts bringt, wenn sie auf mich einreden, da das bei mir Trotz hervorruft. Ich wollte nicht, dass sie Schuldgefühle hatten, den mit meiner Situation hatten sie nichts zu tun, ich wollte einfach nur meine Ruhe haben, und vielleicht eben auch in Frieden sterben – es war eh alles sinnlos.
Der Rest meiner Familie war auch keine große Hilfe. Meine Tante meinte nur, ich würde aussehen wir eine Jüdin vor der Vergasung, meine Großeltern spulten immer wieder das Band „du musst mehr essen“ ab, und der Rest heuchelte nur sein Interesse. Egal, Desinteresse war mir lieber, denn auch, wenn man mir immer vorwarf, ich würde dies nur tun, um Aufmerksamkeit zu erregen, war dem nicht so.

Meine Kräfte ließen immer mehr nach, da ich mich fast nur noch von Cola light und Kaugummis (natürlich zuckerfrei) ernährte. Wenn ich doch mal etwas anderes aß, achtete ich darauf, dass es fettarm war und wog es genau ab, um meinen Kalorienplan einhalten zu können. Ich war oft müde und torkelte leicht benommen durch die Gegend, ich fehlte oft in der Schule und konnte oft kaum die Augen aufhalten. Und mein eh schon schwacher Kreislauf kam erst gar nicht in Schwung, ich zitterte selbst mit Wärmflasche unter der Bettdecke erbärmlich vor Kälte. Ein Wunder, dass ich den harten Job in der Imbissbude überhaupt schaffte!
Nur gekotzt hab ich nie, da ich in dieser Hinsicht eine unüberwindbare Hemmschwelle hatte. Vielleicht, weil ich meine Mutter nicht enttäuschen wollte, vielleicht aber auch, weil das für mich „richtig krank“ war, genau weiß ich es nicht. Auf jeden Fall scheiterten alle Versuche in dieser Hinsicht.


WARUM KAM ES SO WEIT?
Es begann mit dem Wunsch, schlank zu werden, führte zum Verlangen nach völliger Kontrolle und endete in einer Art persönlichem Sieg. Ich war immer und überall nur mehr oder weniger Durchschnitt, ich hatte kein besonderes Talent, aber hier hatte ich es gefunden: Niemand konnte so gut Hungern wie ich, darin war ich die beste. Es machte nichts, dass diese Leistung keiner bewunderte, meine eigene Bewunderung war mehr als genug.
Und wenn dir eh alles egal ist, ist es dir auch egal, ob du dich zu Tode hungerst oder nicht.
Und dazu wäre es auch fast gekommen.... aber eben nur fast.


DIE WENDE
Warum sie kam? Es gibt mehrere kleine Details, die dazu beigetragen haben: Meine weinende Mutter und beste Freundin, mein Job, in dem ich richtig gut war und den ich nicht wegen schwindender Kräfte aufgeben wollte und die dadurch langsam wiederkehrende Lebensfreude.
Außerdem folgende Szene:

Meine Mutter: Ich möchte, dass du dich jetzt mal wiegst.
Ich: Warum? (Um nicht durch mein zu hohes, wie ich vermutete, Gewicht geschockt zu werden, verzichtete ich seit Monaten auf die Benutzung der Waage)
M: Weil ich wissen möchte, wie viel du wiegst. Bestimmt unter 45.
Ich: Ach was, mindestens 45, ich denke eher 47.
>> trotzdem stieg ich auf die Waage; da es abends war, rechnete ich mit einem noch höheren Ergebnis; Die Waage zeigte 42kg an an <<
M. Siehst du!
Ich: Oh....

Ich hatte also tatsächlich meine so mühselig aufgebaute Kontrolle verloren, ich wusste doch nicht so gut über meinen Körper Bescheid, wie ich dachte. Ich war ziemlich vor den Kopf gestoßen, da ich langsam auch merkte, dass ich wirklich drauf und dran war zu sterben. Im Hinterkopf hatte ich diesen Gedanken immer, aber erwar mir ziemlich egal gewesen – bis ungefähr Februar 2001.

In diesem Monat begann ich freiwillig eine (völlig sinnlose) Therapie, in der ich den Psychologen einfach nur zuquatschte (noch nicht mal zum Thema!) und mehr auch nicht - das Geld hätte sich die Krankenkasse sparen können.
Ich weiß nicht genau, wann die Freude am Essen wiederkam, vielleicht durch die erste Pommes mit Mayo seit über einem Jahr, die ich in „meinem“ Imbiss (wie ich ihn liebevoll nannte) zu mir genommen hatte, vielleicht auch, weil ich doch noch so viel vorhatte im Leben, denn die letzten Wochen waren mir meine Träume – z.B. Autorin werden – immer mehr wieder ins Gedächtnis bekommen, und erneut erwachte in mir der Wunsch, sie zu erreichen. Aber tot würde ich das nicht schaffen.

Allerdings gewann ich sooo schnell die Freude am Essen wieder, dass mein Bindegewebe das gar nicht so toll fand und ziemlich gedehnt wurde, aber die hässlichen roten Flecken gingen nach ein paar Woche wieder weg.
An meinem 17. Geburtstag Ende März 2001 wog ich wieder um die 54 kg und fühlte mich super, denn ich hatte wieder neue Kraft, die es zu nutzen galt.
Klar, meine gerade erst gekauften Hosen (Größe 34) mussten neuen (Größe 40 – na ja, zumindest am Bauch, den oben rum und an den Beinen hab ich 36) weichen, aber selbst das konnte mir diesen Frühling nicht verderben.

Als ich dann noch an meinem Geburtstag meinen Engel kennenlernte und endlich wieder das Gefühl verspürte, geliebt zu werden, und zwar so, wie ich bin, konnte ich sogar wieder mit halbwegs reinem Gewissen eine Pizza essen. Das Leben hatte mich wieder!

Und das hat es auch heute noch. Mittlerweile wiege ich 57kg, aber das ist ok und gegenüber 63kg auch richtig gut. Ich schaffe es, dieses Gewicht zu halten, und besonders nicht erneut nach unten abzudriften, da mir mein Engel immer noch zur Seite steht und aufpasst, dass ich auch genug esse.
An dieser Stelle ein dickes ARIGATOO an meinen Retter und Beschützer! Ich liebe dich!


FAZIT
Jede Magersucht hat ihre eigene Geschichte und ihre eigenen Ursachen. Keine ist gleich, da kein Mensch und kein Leben einem anderen gleichen.
Dies war also meine Geschichte, deren so gerade noch glückliches Ende noch gar nicht lange her ist.
Im Endeffekt ist niemand vor so einer Krankheit sicher, da niemand vor Schicksalsschlägen sicher ist.
Das Wichtigste sind aber Freunde und Familie, die einem trotzdem noch Liebe entgegenbringen und einen nicht fertig machen, denn das ist das Letzte, was man gebrauchen kann, schließlich macht man sich selbst schon genug fertig.
Diese ganze Sache fing bei mir ganz klein an und hat sich über Jahre bis hin zum großen Finale hingezogen, aber ich bereue nichts, denn ich habe viel daraus gelernt und viel Lebensfreude durch das Besiegen der Krankheit gewonnen. Zudem half sie mir, nicht sofort auf die kurz- und schmerzvolle Art diese Welt zu verlassen...


EINE FALSCHER NAME
Anorexia bedeutet Appetitlosigkeit, daher ist der Name für diese Krankheit nicht gut gewählt. Denn Appetit und einen knurrenden Magen hat man immer, man weiß nur, wie man ihn unterdrücken und/Ode ignorieren kann. Die Gedanken kreisen andauernd ums Essen, oder besser gesagt ums Nicht-Essen.


Nicht jede Diät endet in einer Magersucht, aber jede Magersucht beginnt mit einer Diät.

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