Making Movies - Dire Straits Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Drama

Die besten LPs Rock und Pop - 1980

5
  • Cover-Design:  gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Pro:

Eine klassische Musik

Kontra:

Letztes Stück schlecht

Empfehlung:

Ja

Meine Damen und Herren,

die beste Platte des Jahres 1980 kommt von den Dire Straits. Und ich sage das schon allein deshalb, weil ich sonst gar kein Dire Strais Fan bin. Diese Platte – und das ist das kuriose – ist in meiner Sammlung (ein paar Hundert Platten habe ich) einer der am meisten gehörten überhaupt. Sie ist sogar eine besten Rock Pop Platten aller Zeiten. Ich meine das ganz ernst, aber auch ganz subjektiv. Bei Dire Strais Fans gilt sie eher als nicht so gut (auch subjektiv). Mark Knopfler ist ohne Zweifel einer der herausragenden Gitarristen aller Zeiten. Sein Sound ist immer herauszuhören. Er konnte noch nie kopiert werden. Mir ist aber der Gesang bei anderen Alben oftmals zu eintönig. Außerdem gefällt mir die Produktion auf den späteren Alben nicht. Insbesondere halte ich „Brothers in arms“ aus dem Jahr 1985 über überschätzt. Die Produktion ist fast schon computergenau und lässt den alten Charme vermissen. Das passt nicht zu Gitarrenmusik.

Der Hintergrund:

Die Dire Strais veröffentlichten 1978 ihre erste LP ohne weiteren Titel. „Sultan of Swing” bringt das gesamte Können der Gruppe auf den Punkt. Das Stück kennt jeder, wird immer noch gespielt und enthält zweifelsohne ein furioses Gitarrensolo, das (und das ist ein Seitenhieb) viele Radiostationen heraus-„faden“. Schade. Der Rest der Platte enthält ein paar gute Ansätze und driftet sonst eher in Richtung Country ab, was ich persönlich nicht durchgehend klasse finde. 1979 brachte die Combo „Communiqué“ heraus. Die Platte hält sich ebenfalls stark zurück. Ich will mal sagen, es ist nicht schlecht, aber Weltklasse hat dieses Album nicht. Ulkigerweise brachte Mark Knopfler 2000 nochmal ein sehr schönes Album mit „Sailing to Philadelphia“ heraus, das meiner Ansicht nach an den alten Sound anknüpft.

Wer die Soloplatten von Mark Knopfler’s Bruder David kennt weiß, die Jungs haben fast die gleichen Stimmen und die Gitarrenkünste von David sind völlig anders, aber keinesfalls schlecht, ebenso sind seine Kompositionen durchaus von vergleichbarer Qualität. Jedenfalls ist ja klar Dire Straits ist Mark Knopfler und Mark Knopfler ist Dire Straits. Ohne Widerworte. Mark macht alles allein. Bass und Drum dürfen andere machen, aber Mitspracherechte? Um Gottes Willen. Fazit: David durfte nicht singen, nicht komponieren und sich eigentlich an der Gitarre nur festhalten. Hören jedenfalls durfte man allein das Instrument seines großen Bruders Mark Knopfler. David verließ die Band nach dem 1979er Album und kehrte nie zurück.

1980 setzte man sich also an die Produktion des Albums „Making Movies“ und holte sich keinen zweiten Gitarristen, sondern den Keyboarder der E-Street-Band (Kapelle von Bruce Springsteen) Mr. Roy Bittan dazu, der den Sound komplettierte.

Auf den ersten Blick hört sich das Album „hingerotzt“ an, also schnell abproduziert, ohne auf perfekte Produktion zu achten, ohne andauernd andere Studiomusiker zu verwenden. Ja, da hinterbliebene Terzett nebst Keyboarder Bittan spielt die Songs ein und gibt dem Ergebnis einen Blues, der nur von Hand herzustellen ist. Das spätere Album „Brothers in Arms“ von 1985 ist da das glatte Gegenteil.

„Making Movies“ ist, wie ich finde, Blues vom feinsten. Sieben Stücke füllen den Raum, dass es nur so kracht.

Tracks:

1. Tunnel of love

ist der Opener und spricht allein für sich. Ich jobbte damals in den Schulferien und mir war während der Arbeit erlaubt, Radio zu hören. Die neue LP der Dire Straits wurde angekündigt und „Tunnel of love“ wurde gespielt. Es war das beste, was ich je gehört hatte. Nach dem Ende des Ferienjobs kaufte ich mir also neben dem Moped, für das ich gespart hatte, diese LP. Und sie lief rauf und runter, Jahrzehntelang. Das Stück beginnt mit einem leichten Orgel- und Piano-Intro. Dann geht es richtig mit Drum, Bass und der kongenialen Gitarre von Mark Knopfler zur Sache. Zwischendrin immer wieder ruhige Passagen. Auch die Wiederholungen der Strophen und des Refrains interpretiert Knopfler jedes Mal anders. Das gibt dem Stück die Eigenschaft, nie langweilig zu werden. „Tunnel of love“ wurde hier schon von Kollegen als Rockoper ansich bezeichnet. Die Beschreibung ist zutreffend.

2. Romeo and Juliet

Die Geschichte ist klar. In der Interpretation der Dire Straits wird musikalisch der Konflikt der beiden Liebenden aufgearbeitet. Eine kraftvolle Ballade, beginnend mit akustischer Gitarre. Und ich will mal sagen: Pick Withers spielt das Drum derart rotzig genial, wie kaum jemand.

3. Skateaway

ist ein Stück in einer Produktion, wie sie es sonst nicht gibt. Beachten Sie die Folge von Snaredrum und – wie soll ich sagen – Aufschrei von Knopfler. Ich denke immer, so was kann man nicht planen. Man geht ins Studio, jammt und das kommt dabei heraus. Für das Vorjahr besprach ich Supertramp, die sicher an jedem Ton ein paar Monate gefeilt haben. Hier spielen die Dire Straits einen gefühlsbetonten Blues heraus, der seinesgleichen sucht. Und glauben Sie mir bitte, ich kenne mich aus.

4. Expresso love

beginnt mit Mark’s Fender (einer der wenigen, der Fender spielen darf – ich als alter Gibson-Fan). Dann spielt Roy Bittan sein Piano dagegen an und die Tonleiter anders herum. Und es passt. Das ist kongeniale Rockmusik. Ein „Expresso touch“ der erstklassigen Machart.

5. Hand in Hand

gehört im Stil sicher zu „Romeo and Juliet“. Dieselbe Gitarre. Wunderschöne Ballade. Wir wollen mal ehrlich sein, Mark Knopfler ist kein begnadeter Sänger. Sein Stimmvolumen umfasst wahrscheinlich nicht mal eine Oktave. Er drückt die Töne in einen Bereich und dort ist er zu Hause. Hier passt es.

6. Solid Rock

Der Name trifft es auf den Punkt. Eine solide Rocknummer mit sehr schönem Gitarren-Solo. Kein Kleinod wie „Tunnel of love“, aber hat auch nicht diesen Anspruch.

7. Les Boys

Ich darf offen sprechen. Das Stück halte ich für missraten. Eine verkrampfte Countrynummer ohne Seele. Ich kann es nicht erklären. Vielleicht hatte man noch für einen Titel Platz und nahm was kam. Mein Vorschlag, wie ich es immer tue, schalten Sie nach „Solid Rock“ ab. Dieser Titel rundet die Platte ohnedies hervorragend ab. „Les Boys“ ist überflüssig.

Personnel:

Mark Knopfler: Gitarre, Gesang
Pick Withers: Drum
John Illsley: Bass
Roy Bittan (Leihgabe der E-Street-Band): Keyboard

Das Cover ist schlicht rot mit hellblauem Streifen gehalten. Die Texte finden Sie im Inlay.

Meine Meinung bezieht sich – wie übrigens immer – auf die original am 17.10.1980 erschienene LP-Version. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob auf CDs andere Combilations erschienen sind. Mag natürlich sein.

1981 kommt bestimmt. „I’LL BE BACK!“

11 Bewertungen, 1 Kommentar

  • bertramlaibach

    10.09.2004, 18:18 Uhr von bertramlaibach
    Bewertung: sehr hilfreich

    Wahnsinns Beitrag, hat sicher viel Zeit gekostet,aber hat sich gelohnt! SN von mir! Gruß bela