Making Movies - Dire Straits Testbericht

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ab 16,13
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Summe aller Bewertungen
  • Cover-Design:  gut
  • Klangqualität:  sehr gut

Erfahrungsbericht von mima007

*Making Movies*: abwechslungsreich und tanzbar

5
  • Cover-Design:  durchschnittlich
  • Klangqualität:  gut

Pro:

abwechslungsreich, tanzbar, klasse Sound, für gute Laune

Kontra:

ein paar glattere Songs (Solid Rock, Skateaway, Expresso Love)

Empfehlung:

Ja

Dire-Straits-Fans sollten sich unbedingt die Remastered-CD von 1996 besorgen. Der Sound ist durch "Super Bit Mapping" glasklar und originalgetreu. Außerdem hat diese CD noch zusätzliche Sleeve Notes - einen aufschlußreichen Artikel von John Collis, einem DS-Kenner der 1. Stunde - aufzuweisen.

DS waren schon eine bekannte größe in der Rock & Popmusik, als sie 1980 mit Making Movies ihr 3. Album vorlegten. Mark Knopflers Gitarrenstil, der viel von JJ Cale geerbt hat, wurde von Bob Dylan für dessen Album "Slow Train Coming" requiriert. Die Megahits nach "Sultans of Swing" aber kamen erst auf "Making Movies". Das mag auch mit daran gelegen haben, dass 1980 das Jahr war, in dem der Sony Walkman auf den Markt kam. 1986, als Knopfler mit "Brothers in Arms" und "Money for Nothing" weitere Megahits landete, ist nicht zufällig auch das Jahr gewesen, in dem die Compact Disc und MTV ihr Marktdebüt feierten. Knopfler war stets auf der Höhe der Zeit.

Einer der Megahits und DS-Dauerbrenner eröffnet das Album:

*Tunnel of Love* (der andere ist "Romeo & Juliet", das nächste Stück).

8 Minuten lang erzählt der Song vom einem Jungen, der in den 50er Jahren im nordöstlichen England aufwuchs und dort die Jahrmärkte und Ferienparks in Rockaway usw. besuchte. Der Liebestunnel ist natürlich die Attraktion für ein verliebtes Pärchen, da sie sich hier im Dunkeln gut küssen usw. können. Im Mittelpunkt stehen die kräftigen tätowierten Burschen, die Helfer der Schausteller.--Der Rhythmus ist mitreißend und verlockt dazu, das Tanzbein zu schwingen und der flotten E-Gitarre zu lauschen. Prominent ist auch das fetzige Piano.

Romeo & Juliet

Das Piano kommt hier sogar noch besser, zumal es ein Angehöriger von Bruce Springsteens E-Street Band spielt: Roy Bittan. Es ist im grunde ein Dialog zwischen einer Julia und einem Romeo, aber komplett im Alltag der Straßen und britische-trostlosen Vororte verankert. Absolut mitreißend, mit einem erstaunlichen Gefühl für die Abwechslung zwischen schnellen/lauten und langsamen/leisen Stellen (die meist Romeo gehören!).

Skateaway

Auch hier geht's um einen erhaschten Blick auf ein liebenswertes Mädchen auf Rollerskates. Sie wird als eine Art weiblicher Stierkämpfer gesehen - "she's making movies on location". Daher also kommt der Albumtitel. Dennoch ist das Stück v.a. wegen seiner Lyrics, nicht wegen seiner eingängigen Spielweise bemerkenswert.

Expresso love

Etwas markanter ist da schon "Expresso love". Dieses Mädchen des Erzählers ist eine Blume der Nacht, die sich im Dunkel zuerst durch ihr Parfum bemerkbar macht und den One-night-stand gern auf eine "Walk on the wild side" mitnimmt. Mit Liebe hat das nix zu tun, nur mit Expresso-Liebe. Die Gitarre kommt hier ziemlich dominant und fetzig rüber.

Hand in hand

Kontrastprogramm - sehr zärtlich und melancholisch beginnt dieses ausgezeichnete Stück. Himmel und Mensch weinen. Denn der Erzähler trauert um seine verlorene Liebe und fühlt sich in der tristen Bergarbeiterkleinstadt verloren. Ein lyrisches Stück, in dem Piano-Arbeit Roy Bittan wunderbar zum Ausdruck kommt. Es ist aber nur am Anfang und am Schluss langsam, dazwischen weiß es durch flotten Rhythmus zu überzeigen. Keineswegs blutleer, wie man vielleicht vermuten könnte.

Solid rock

Ein richtiger Kracher in bester Rocknroll-Tradition. Hier zeigt sich Knopflers noch öfter praktizierte Kunst ("Twistin by the pool", "Walk of life"), einen eingängigen, tanzbaren Fetzer zu schreiben und zu arrangieren, der sofort ins Blut geht und 5 Minuten später schon wieder vergessen ist.--Der Erzähler zieht den soliden Felsen der Sandburg vor, die er am Strand gebaut hat, bis sie von der Flut mitgenommen wurde. Lieber Bausteine als ein Kartenhaus, lieber harte Realität als Illusion (= Schaugeschäft). fazit in der letzten Strophe: Du musst ehrlich zur Welt sein, aber auch zu dir selber - denn wenn du auf die Fehler bei anderen zeigst, bedeutet es, dass drei Finger deiner Hand auf dich selber zeigen.

Les boys

Was "Les Boys" anbetrifft, so ist das ein toller Schnappschuss, den Knopfler da liefert, eine Movie-Szene (vgl. Albumtitel!) von ledergewandeten Schwulen (SS-Mützen tragend) in München, die von Jean Genet (frz. Schwulen-Schriftsteller) träumen und in der Disco-bar nicht gern gesehen sind. Cabaret - Jahrmarkt - Film, das ist alles eine Kiste: das Schaugeschäft. Sehr passend dazu ist das filigrane Fingerpicking, das den "Carousel Waltz" von Anno Asbach wiedergibt und so dem Song eine Cabaret-mäßige Stimmung verleiht, die nicht unsympathisch ist, obwohl eigentlich von finsteren Gestalten die Rede ist. Der Showanstrich vermag eben (scheinbar) alles zu übertünchen.

Sehr zärtlich erhält das Album somit einen extravaganten Ausklang, showmäßig, wie's dem Generalthema angemessen ist.

Michael Matzer (c)2011ff

++: abwechslungsreich, tanzbar, klasse Sound, für gute Laune
--: ein paar glattere Songs (Solid Rock, Skateaway, Expresso Love)

17 Bewertungen, 1 Kommentar

  • anonym

    25.02.2004, 11:14 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Dies ist zweifellos eine der besten Platten überhaupt in der Rock- und Pop-Geschichte, die ich in meiner kleinen Reihe auch noch besprechen werde. Hier legst Du schon mal einen klasse Bericht vor, der schwer zu toppen sein wird. Dramatische Grü&s