Die fünfte Frau (Taschenbuch) / Henning Mankell Testbericht

ab 6,15
Auf yopi.de gelistet seit 03/2005

5 Sterne
(5)
4 Sterne
(4)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von catmother

Der Rächer der geplagten schwedischen Frauen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Irgendwann hatte auch mich vor zwei Jahren das Mankell-Fieber gepackt. Meine Schwester, Buchhändlerin, schwärmte regelrecht von dem eher ungewöhnlichen Sujet-Ansatz des Autors, bei dem zum ersten Mal die Täter die Gerechten sind. Mit diesem Roman begann also meine vergängliche, kurze Leidenschaft für den Skandinavier.


** Die Geschichte **
1993: In Algerien werden fünf Frauen von fanatischen Fundamentalisten ermordet.

1994: Im Herbst findet man den alten Einsiedler Holger Eriksson tot auf seinem Grundstück, aufgespießt in einer Grube, wie ein Tier in einer Falle. Die schwedischen Ermittler in Ystad um Kurt Wallander sind fassungslos. Wie kann man so etwas tun? Und warum? Der ehemalige Autohändler Eriksson war als lediglich etwas eigenbrötlerischer Vogelfreund bekannt, der niemandem etwas zuleide tat, Gedichte über das Seelenleben der Bachstelze schrieb und einer kleinen Kirche Geld spendete. Die Ermittlungen bleiben auch kurze Zeit später stecken.

Dann findet man eine zweite Leiche: Gösta Runfeld, ein Orchideenspezialist, wurde halb verhungert an einen Baum gebunden und erwürgt. Wieder ging der Täter mit offener Grausamkeit vor.
Wallander und seine Kollegen beginnen nun, das Leben der beiden Opfer näher zu untersuchen und machen eine erschütternde Entdeckung: beide Männer haben zu Lebzeiten ihre Mitmenschen bzw. ihre Frauen schikaniert, mißhandelt oder im Fall von Runfelt möglicherweise sogar ermordet.

Mit Hilfe seiner psychoanalytisch begabten Kollegin Ann-Britt Höglund kommt Wallander zu dem Schluß, daß es sich um Rachakte handeln muß. Doch wer hatte mit den beiden Männern zu tun, wo ist der Täter zu suchen? Es muß einen gemeinsamen Nenner geben.

Das dritte Opfer wird in einem mit Steinen beschwerten Sack einfach ersäuft, was die Theorie der Ermittler stützt. Nun beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, damit ein weiteres Verbrechen verhindert werden kann.


** Buchkritik **
Diesen (meinen ersten) Roman aus der Wallander-Reihe habe ich kürzlich nach einem Jahr zum zweiten Mal gelesen. Leider hat er mich jetzt nicht mehr ganz so vom Hocker gerissen, wie beim ersten Lesen. (Das mag auch damit zusammenhängen, dass ich nun bereits einige weitere Mankell-Bücher gelesen habe und etwas überfüttert bin.) Zuviel Drumherum, zuviel Intuition („Er dachte daran, dass ihm irgendwas eingefallen war, aber er wusste nicht, was. Nur dass er sich daran erinnern musste, wenn er daran denken sollte...“), die den Leser doch im Dunkeln läßt und jeden Krimifan zur Verzweiflung bringt, denn hier wird kein Tip gegeben, nichts offenbart, keine Chance gelassen, auch nur die kleinsten Vermutungen anzustellen, wie man es natürlich gern tun würde.

Trotzdem kann ich jedem nur empfehlen, sich wenigstens einige der inzwischen zahlreichen Krimis mal anzutun. Mankells Romane heben sich nämlich von anderen ”normalen” Krimis in einem entscheidenden Punkt ab: man fiebert eigentlich eher mit dem Verbrecher mit als mit den Polizeibeamten. Die Täter sind hier viel menschlicher als die Opfer, allerdings nur in Hinsicht ihrer Motive, nicht in der Tat an sich.

Obwohl man den Täter, seine Intention und seine Mission bereits ab Mitte des Buches kennt, seine Geschichte erfährt, die natürlich mit der Sequenz am Beginn des Buches verknüpft ist, löst sich der Knoten erst vollständig, wenn man bis zum Schluß gelesen hat. Insofern ist die Spannung trotzdem bis zu Ende garantiert. Und wie gesagt, eigentlich wünscht man sich eher, es gäbe ein Happy End.


** Daten **
Verlag Zsolnay
gebunden 540 Seiten
24,90 € (auch als TB)
ISBN 3-552-04901-0

20 Bewertungen