Mittsommermord (Taschenbuch) / Henning Mankell Testbericht

ab 10,80
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  sehr anspruchsvoll
  • Unterhaltungswert:  sehr hoch
  • Spannung:  sehr hoch
  • Humor:  kein Humor
  • Stil:  sehr ausschmückend

Erfahrungsbericht von linnie

Wallander at his best

Pro:

der spannendste Wallanderkrimi überhaupt, perfekter Spannungsaufbau, man erfährt wieder mehr über Kurt Wallander

Kontra:

das Buch ist einfach zu schnell durchgelesen, mal kein politischer Hintergrund

Empfehlung:

Ja

Mit diesem Buch fing sie an, meine Liebe zu Henning Mankell und besonders zu seinen Krimis um den Helden Wallander. Bei Mittsommermord handelt es sich um den siebten Fall aus der Wallander-Reihe.

** Wer ist Henning Mankell?
Mankell wurde 1948 in Nordschweden geboren, er wuchs ohne Mutter auf, da diese die Familie verlassen hat. Er überlässt sich gerne seiner Fantasie und seiner Sehnsucht nach Afrika. Mit 17 zieht er nach Stockholm, wo er zuerst als Regieassistent am Theater arbeitet, doch schon bald beginnt er mit dem Schreiben. 1972 reist Mankell zum ersten Mal nach Afrika, wo er seine wahre Heimat findet. Sein erster Roman wird 1979 veröffentlicht. 1985 wird Mankell eingeladen, in Mosambik bei dem Aufbau einer Theatergruppe in Maputo zu helfen. Dort lebt Mankell noch immer. Die Sommermonate verlebt Mankell oft in Schweden, zusammen mit seiner dritten Ehefrau Eva, der Tochter von Ingmar Bergmann. Sie ist Theaterregisseurin und leitet eine Bühne in Göteborg.

** Wer ist eigentlich Wallander?
Kurt Wallander ist ein Ende 40-jähriger Kriminalkommissar, der in der schwedischen Kleinstadt Ystadt rätselhafte Mordfälle löst. Wallander ist geschieden von Mona, mit der er eine Tochter, Linda, hat. Im ersten Band hat er die Trennung von Mona noch nicht ganz verwunden. Zu Wallanders Familie gehört noch der Vater, der in einem einsamen Haus lebt und immer wieder das gleiche Bild malt. Wallander hat ein angespanntest Verhältnis zu seinem Vater, vor allem, als er einsehen muss, dass sein Vater senil geworden ist. Auch das Verhältnis zu seiner Tochter Linda ist nicht das beste. Mit ihr versteht er sich allerdings noch am besten und abgesehen von seinem Vater erfährt man als Leser noch am meisten von Linda, da Wallander sie auch ab und zu besucht und sie in der weißen Löwin auch ind en Fall verwickelt wird.

Wallander liebt klassische Musk, trinkt gerne mal einen Whiskey zu viel und zweifelt eigentlich immer an seinem Beruf. Schon in den ersten Bänden fragt er sich, ob er sich den Polizistenberuf noch zutraut und bewirbt sich auf eine Stelle als Sicherheitschef eines Unternehmens. Was aus dre Bewerbung geworden ist, erfährt man allerdings nicht. Zwischen Fall 3 und 4 liegen sogar eineinhalb Jahre des Zweifelns und der Alkoholabhängigkeit, in der Wallander der festen Überzeugung ist, dass er seinen Beruf an den Nagel hängen muss. Doch durch einen Zufall gerät er dann doch wieder in den Dienst.

Seine Fälle:
Mörder ohne Gesicht
Hunde von Riga
Die weiße Löwin
Der Mann der lächelte
Die falsche Fährte
Die fünfte Frau
Mittsommermord
Die Brandmauer
Wallanders erster Fall und andere Geschichten

** Inhalt Mittsommermord
Gleich zu Anfang wird eine Gruppe Jugendlicher am Mittsommerabend von einem unbekannten Mörder umgebracht. Die Geschichte beginnt wie üblich sofort und wird auch gleich nach wenigen Seiten superspannend. Erst gelten die Jugendlichen nur als verschollen, da ihre Eltern Postkarten aus Europa geschickt bekommen, aber dann werden die Jugendlichen tot in einem Waldstück gefunden.

Wallander und sein Team ermitteln und sammeln immer mehr Spuren. Der Fall beginnt sehr mysteriös, da auch ein Polizeibeamter und Kollege von Wallander ermordet wird, da er das Verschwinden der Jugendlichen untersucht hat. Der Leser und auch Wallander tappen völlig im Dunkeln was den Zusammenhang zwischen den beiden Morden betrifft. Allerdings wird recht schnell klar, dass am Mittsommerabend ein Mädchen mit dem Leben davon gekommen ist, weil sie aufgrund einer Krankheit an dem Abend nicht bei ihren Freunden gewesen ist. Dieses Mädchen allerdings will den Polizisten nichts über die Pläne der Jugendlichen für den Mittsommerabend verraten. Als sie versucht, sich umzubringen, aber gerettet wird und ins Krankenhaus eingeliefert wird, erfährt sie von Wallander vom Mord an ihren Freunden und flüchtet heimlich aus dem Krankenhaus. Wallander macht sich auf die Suche nach ihr und dann beginnen sich die Ereignisse zu überschlagen....

Nach und nach tasten sie sich an die Lösung des Falls heran, geraten allerdings in einen Wettlauf mit der Zeit, da der Mörder wieder zuschlägt und weitere Morde verhindert werden müssen.

Neben dem eigentlichen Kriminalfall beschreibt Mankell, wie Wallander erkennen muss, dass er Diabetiker ist und dies aber vehement abstreitet. Die Nebengeschichte bringt den Roman nicht voran, nimmt aber glücklicherweise auch nicht viel Platz im Buch ein.

** Allgemeines zum Buch
604 Seiten
Erschienen bei: dtv
ISBN: 3423205202
Preis der Taschenbuchausgabe: 11 Euro

** Kritik
Mittsommermord ist ein wahrer Pageturner, einmal angefangen, kann man das Buch nicht mehr zur Seite legen, da der Spannungsaufbau einfach perfekt gelungen ist. Das Buch beginng gleich mittendrin mit dem ersten Mord an den fünf Jugendlichen. Recht bald lernt man auch den Mörder kennen und erfährt, dass er weitere Morde plant, dadurch beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, der den Leser gefangen nimmt.

Meist ist der Leser Wallander einen Schritt voraus, da ab und zu Kapitel eingeschoben werden, in denen der Leser nach und nach mehr über den Mörder erfährt. Allerdings gibt es auch wieder Szenen, in denen Wallander eine Idee kommt, der Leser aber noch nicht erfährt, was das sein könnte. Oft hat Wallander das Gefühl, "etwas übersehen zu haben", dann MUSS man einfach weiterlesen, um endlich zu erfahren, was das gewesen sein könnte. So hat man das Buch schneller durchgelesen, als einem lieb ist... Hinzu kommt Mankells relativ einfache Sprache, man muss sich nicht durch lange Schachtelsätze quälen, sondern bekommt recht einfache Sätze vorgesetzt, die schnell zu lesen sind.

Was die Wallander-Krimis gegenüber anderen schwedischen Krimis auszeichnet, ist die liebevolle Charakterzeichnung des Krimihelden Wallander. Wenn man die Bücher chronologisch liest, so lernt man Kurt Wallander mit jedem Buch besser kennen, erfährt mehr über seine familiären Beziehungen zu seiner Exfrau Mona, seiner Tochter Linda und besonders zu seinem Vater. Man erfährt mehr über seine Selbstzweifel, denn Wallander ist kein Mensch ohne Fehler, er hat viele Probleme und Sorgen, die einem zu einem liebenswerten Mensch machen, der einem durch die Bücher sehr ans Herz wächst. Wallander bleibt kein steriler Held, der alles mit links meistert und das macht unter anderem die Faszination dieser Krimireihe aus.

Normalerweise verarbeitet Mankell in seinen Krimis gerne politische Probleme, sodass seine Bücher oft etwas wertschwanger angehaucht sind. Anders bei Mittsommermord, das eher einen klassischen Kriminalfall darstellt, ohne große politische Probleme aufzuzeigen. Dennoch ist das Buch mehr als lesenswert, da es von vorne bis hinten spannend ist.

** Fazit
Ich kann das Buch jedem Krimifan nur wärmstens empfehlen, obwohl es mit 11 Euro recht teuer ist. Bei Ebay wird man günstiger fündig, allerdings ist Mittsommermord auch seine 11 Euro wert, obwohl es aufgrund der enormen Spannung innerhalb weniger Tage durchgelesen ist!

Für mich ist es der beste Wallander-Krimi!

60 Bewertungen