Mörder ohne Gesicht (gebundene Ausgabe) / Henning Mankell Testbericht

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Erfahrungsbericht von luckynina
Wallander, wir lieben dich!
Pro:
spannend, sozialkritisch, sehr sympathische Hauptfigur
Kontra:
-
Empfehlung:
Ja
Uiii, das dürfte mein Mann jetzt nicht sehen. Eine Liebeserklärung an einen anderen Mann – einen Kriminalkommissar, der fast mein Vater sein könnte - was für ein Glück, dass der nur der genialen Fantasie Mankells entsprang!
Wallanders Bekanntschaft machte ich durch eine Freundin, die mich vor einigen Jahren zu einer Mankell-Lesung in Wien einlud. Ich hatte an dem Tag leider einen anderen Termin – und eigentlich war ich gar nicht so scharf auf die Lesung, hatte ich doch bis dato noch nichts von dem Bestsellerautor gelesen.
Dass ich die Lesung nicht besucht hatte, bereute ich spätestens nach der Lektüre von „Mörder ohne Gesicht“, das meine Freundin mir zum nächsten Geburtstag schenkte - eine vom Autor signierte Taschenbuch-Ausgabe!
° Inhalt
8. Januar 1990, auf einem alten Bauernhof im schwedischen Lenarp: Im Morgengrauen wird ein altes Ehepaar gefunden, das grausam gefoltert und verstümmelt wurde. Johannes Lövgren ist tot, und seine Frau Maria erliegt ihren schweren Verletzungen wenig später im Krankenhaus. In ihren letzten Minuten versucht sie, etwas dem neben ihrem Bett wachenden Polizeibeamten mitzuteilen, doch dieser versteht nur das gestöhnte Wort „Ausländer“.
Eigentlich hat Kurt Wallander mehr als genug damit zu tun, Ordnung in sein verkorkstes Privatleben zu bringen. Seine 19jährige Tochter Linda hat Depressionen und geht seit der Trennung ihrer Eltern jedem Kontakt mit ihrem Vater aus dem Weg. Wallander lebt zwar erst kurze Zeit allein, doch hat er in der kurzen Zeit aufgrund seiner ungesunden Ernährungsweise bereits sieben Kilo zugenommen und das Haus wird auch immer unordentlicher. Zudem zeigt sein allein lebender Vater immer mehr Anzeichen von beginnender Demenz - wie soll er da den Kopf frei haben für einen derart grausamen, verzwickten Fall?
Bei diesem brutalen Doppelmord passt scheinbar nichts zusammen. Kein erkennbares Motiv – und doch wurden dem alten Ehepaar laut Obduktionsbericht derartige Grausamkeiten angetan, dass es gereicht hätte, vier oder fünf Personen umzubringen. Und dann ist da noch dieses geflüsterte Wort „Ausländer“, das Wallander jedoch keinesfalls an die Öffentlichkeit dringen lassen will, denn in Ystad gibt es schon genügend Unruhen und ausländerfeindliche Übergriffe auf die Menschen, die im Auffanglager leben.
Doch im Kommissariat gibt es eine undichte Stelle, und das Gerücht, dass der Täter Ausländer sein soll, verbreitet sich. Nun hat Wallander ein weiteres Problem: ein anonymer Anrufer droht, sich an Ausländern zu rächen, sollte der Schuldige nicht binnen 3 Tagen gefasst und bestraft werden. So nimmt Wallander den Kampf an zwei Fronten auf, unterstützt durch eine attraktive Staatsanwältin, die ihm zu allem Überfluss auch noch den Kopf verdreht…
° Autor
Der 1948 geborene Henning Mankell begann als Schriftsteller und Regisseur in Schweden zu arbeiten. Seit er sich 1972 den Traum erfüllt hatte, Afrika zu bereisen, lebt er zur Häfte in Schweden, zur Hälfte in Mosambik.
Die Wallander-Fälle sind folgende: „Mörder ohne Gesicht“, „Hunde von Riga“, „Die weiße Löwin“, „Der Mann, der lächelte“, „Die falsche Fährte“, „Die fünfte Frau“, „Mittsommermond“, „Die Brandmauer“ und „Wallanders erster Fall“ – dieser Roman schließt die Wallander-Reihe ab.
In „Vor dem Frost“ debütiert Wallanders Tochter Linda als Polizeianwärterin.
Die Romane „Der Chronist der Winde“ und „Die rote Antilope“ spielen in Afrika.
Henning Mankell erhielt zahlreiche Preise, unter anderem wurde er als „Autor des Jahres 2002“ ausgezeichnet. Viele seiner Werke wurden verfilmt.
° Bemerkungen
Mit Kurt Wallander hat Henning Mankell einen Held erschaffen, dem sich schon nach wenigen Seiten sämtliche Frauenherzen öffnen. Ein Mann mittleren Alters, mit leichtem Bauchansatz und zärtlichen, aber vergeblichen Gefühlen seiner Tochter gegenüber, Opernmusik vergötternd und mit einem starken sozialen Gewissen, ein bisschen unsportlich und manchmal brummig-unfreundlich – dieser Mann scheint dermaßen aus dem Leben gegriffen, dass er mir bereits nach wenigen Seiten völlig vertraut war, obwohl Mankell kaum ein Wort über sein Äußeres verliert. Doch Wallander ist bestimmt nicht nur ein Held für Frauen. Auch Männer, denke ich, können dem sympathischen Kommissar einiges abgewinnen, und Otto Normalbürger kann sich gut mit ihm identifizieren, obwohl (oder gerade weil) er nicht der strahlende, durchtrainierte, jede Frau flachlegende Superheld ist.
Was mir an diesem Roman so ausnehmend gut gefallen hat, ist der lässig-lockere Stil Mankells, der den Leser auf scheinbar nachlässige Weise an Wallanders Gedankenwelt teilhaben lässt. So kann der Autor seine sozialkritischen Überzeugungen anbringen, ohne dass es aufgesetzt wird und ohne dass der erhobene Zeigefinger allzu sichtbar ist. In der heutigen Welt voller Xenophobie und Ausländerfeindlichkeit ist dieser Roman viel mehr als ein spannender Krimi. Mankell versucht, dem Leser auf unaufdringliche Art und Weise klarzumachen, wie er das Flüchtlingsproblem sieht (in Schweden ist dies ja seit über 10 Jahren ein heißes Thema), ohne Lösungen anzubieten. Denn auf diese soll der Leser selbst kommen – und ein Umdenken einer Nation beginnt ja immer im Kopf des einzelnen.
Natürlich mag es viele geben, die für diese subtile Art der positiven Beeinflussung unempfänglich sind – diejenigen freuen sich vielleicht einfach nur an der spannenden Geschichte.
Der Erzählstil ist eigentlich eher nüchtern und trocken. Man hat den Eindruck, Mankell schreibe, wie er reden würde, eben wie ihm „der Schnabel gewachsen“ ist, völlig ohne zu beschönigen. Der Autor hat auch keine Angst vor eher unangenehmeren Wörtern wie zum Beispiel „er ließ einen fahren“ – aber trotzdem bleibt es natürlich und sackt nicht ins Unappetitliche ab. Und gerade aus dem Grund wirken die Handlung und die Figuren so echt und lebensnah, gerade das macht den Krimi so sympathisch. Wer hat mal gesagt, dass ein Buch ein echter Freund sein kann? Hier hab ich so einen gefunden.
Alles in allem ein Krimi der Extraklasse! Hier ist einfach alles drin: ein sympathischer Kommissar, verzwickte Mordfälle, eine vielschichtige, bis zum Ende spannende Story und, gut verpackt, eine Menge Sozialkritik. Es lohnt sich, ihn zu kaufen, zu lesen, und weiterzuempfehlen!
Erschienen bei dtv, 1999.
ISBN: 3423202327
334 Seiten
Gesehen bei amazon um € 9,50
Wallanders Bekanntschaft machte ich durch eine Freundin, die mich vor einigen Jahren zu einer Mankell-Lesung in Wien einlud. Ich hatte an dem Tag leider einen anderen Termin – und eigentlich war ich gar nicht so scharf auf die Lesung, hatte ich doch bis dato noch nichts von dem Bestsellerautor gelesen.
Dass ich die Lesung nicht besucht hatte, bereute ich spätestens nach der Lektüre von „Mörder ohne Gesicht“, das meine Freundin mir zum nächsten Geburtstag schenkte - eine vom Autor signierte Taschenbuch-Ausgabe!
° Inhalt
8. Januar 1990, auf einem alten Bauernhof im schwedischen Lenarp: Im Morgengrauen wird ein altes Ehepaar gefunden, das grausam gefoltert und verstümmelt wurde. Johannes Lövgren ist tot, und seine Frau Maria erliegt ihren schweren Verletzungen wenig später im Krankenhaus. In ihren letzten Minuten versucht sie, etwas dem neben ihrem Bett wachenden Polizeibeamten mitzuteilen, doch dieser versteht nur das gestöhnte Wort „Ausländer“.
Eigentlich hat Kurt Wallander mehr als genug damit zu tun, Ordnung in sein verkorkstes Privatleben zu bringen. Seine 19jährige Tochter Linda hat Depressionen und geht seit der Trennung ihrer Eltern jedem Kontakt mit ihrem Vater aus dem Weg. Wallander lebt zwar erst kurze Zeit allein, doch hat er in der kurzen Zeit aufgrund seiner ungesunden Ernährungsweise bereits sieben Kilo zugenommen und das Haus wird auch immer unordentlicher. Zudem zeigt sein allein lebender Vater immer mehr Anzeichen von beginnender Demenz - wie soll er da den Kopf frei haben für einen derart grausamen, verzwickten Fall?
Bei diesem brutalen Doppelmord passt scheinbar nichts zusammen. Kein erkennbares Motiv – und doch wurden dem alten Ehepaar laut Obduktionsbericht derartige Grausamkeiten angetan, dass es gereicht hätte, vier oder fünf Personen umzubringen. Und dann ist da noch dieses geflüsterte Wort „Ausländer“, das Wallander jedoch keinesfalls an die Öffentlichkeit dringen lassen will, denn in Ystad gibt es schon genügend Unruhen und ausländerfeindliche Übergriffe auf die Menschen, die im Auffanglager leben.
Doch im Kommissariat gibt es eine undichte Stelle, und das Gerücht, dass der Täter Ausländer sein soll, verbreitet sich. Nun hat Wallander ein weiteres Problem: ein anonymer Anrufer droht, sich an Ausländern zu rächen, sollte der Schuldige nicht binnen 3 Tagen gefasst und bestraft werden. So nimmt Wallander den Kampf an zwei Fronten auf, unterstützt durch eine attraktive Staatsanwältin, die ihm zu allem Überfluss auch noch den Kopf verdreht…
° Autor
Der 1948 geborene Henning Mankell begann als Schriftsteller und Regisseur in Schweden zu arbeiten. Seit er sich 1972 den Traum erfüllt hatte, Afrika zu bereisen, lebt er zur Häfte in Schweden, zur Hälfte in Mosambik.
Die Wallander-Fälle sind folgende: „Mörder ohne Gesicht“, „Hunde von Riga“, „Die weiße Löwin“, „Der Mann, der lächelte“, „Die falsche Fährte“, „Die fünfte Frau“, „Mittsommermond“, „Die Brandmauer“ und „Wallanders erster Fall“ – dieser Roman schließt die Wallander-Reihe ab.
In „Vor dem Frost“ debütiert Wallanders Tochter Linda als Polizeianwärterin.
Die Romane „Der Chronist der Winde“ und „Die rote Antilope“ spielen in Afrika.
Henning Mankell erhielt zahlreiche Preise, unter anderem wurde er als „Autor des Jahres 2002“ ausgezeichnet. Viele seiner Werke wurden verfilmt.
° Bemerkungen
Mit Kurt Wallander hat Henning Mankell einen Held erschaffen, dem sich schon nach wenigen Seiten sämtliche Frauenherzen öffnen. Ein Mann mittleren Alters, mit leichtem Bauchansatz und zärtlichen, aber vergeblichen Gefühlen seiner Tochter gegenüber, Opernmusik vergötternd und mit einem starken sozialen Gewissen, ein bisschen unsportlich und manchmal brummig-unfreundlich – dieser Mann scheint dermaßen aus dem Leben gegriffen, dass er mir bereits nach wenigen Seiten völlig vertraut war, obwohl Mankell kaum ein Wort über sein Äußeres verliert. Doch Wallander ist bestimmt nicht nur ein Held für Frauen. Auch Männer, denke ich, können dem sympathischen Kommissar einiges abgewinnen, und Otto Normalbürger kann sich gut mit ihm identifizieren, obwohl (oder gerade weil) er nicht der strahlende, durchtrainierte, jede Frau flachlegende Superheld ist.
Was mir an diesem Roman so ausnehmend gut gefallen hat, ist der lässig-lockere Stil Mankells, der den Leser auf scheinbar nachlässige Weise an Wallanders Gedankenwelt teilhaben lässt. So kann der Autor seine sozialkritischen Überzeugungen anbringen, ohne dass es aufgesetzt wird und ohne dass der erhobene Zeigefinger allzu sichtbar ist. In der heutigen Welt voller Xenophobie und Ausländerfeindlichkeit ist dieser Roman viel mehr als ein spannender Krimi. Mankell versucht, dem Leser auf unaufdringliche Art und Weise klarzumachen, wie er das Flüchtlingsproblem sieht (in Schweden ist dies ja seit über 10 Jahren ein heißes Thema), ohne Lösungen anzubieten. Denn auf diese soll der Leser selbst kommen – und ein Umdenken einer Nation beginnt ja immer im Kopf des einzelnen.
Natürlich mag es viele geben, die für diese subtile Art der positiven Beeinflussung unempfänglich sind – diejenigen freuen sich vielleicht einfach nur an der spannenden Geschichte.
Der Erzählstil ist eigentlich eher nüchtern und trocken. Man hat den Eindruck, Mankell schreibe, wie er reden würde, eben wie ihm „der Schnabel gewachsen“ ist, völlig ohne zu beschönigen. Der Autor hat auch keine Angst vor eher unangenehmeren Wörtern wie zum Beispiel „er ließ einen fahren“ – aber trotzdem bleibt es natürlich und sackt nicht ins Unappetitliche ab. Und gerade aus dem Grund wirken die Handlung und die Figuren so echt und lebensnah, gerade das macht den Krimi so sympathisch. Wer hat mal gesagt, dass ein Buch ein echter Freund sein kann? Hier hab ich so einen gefunden.
Alles in allem ein Krimi der Extraklasse! Hier ist einfach alles drin: ein sympathischer Kommissar, verzwickte Mordfälle, eine vielschichtige, bis zum Ende spannende Story und, gut verpackt, eine Menge Sozialkritik. Es lohnt sich, ihn zu kaufen, zu lesen, und weiterzuempfehlen!
Erschienen bei dtv, 1999.
ISBN: 3423202327
334 Seiten
Gesehen bei amazon um € 9,50
16 Bewertungen, 1 Kommentar
-
02.09.2006, 15:56 Uhr von anonym
Bewertung: sehr hilfreichlocker-flott geschriebene Rezension
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