Mörder ohne Gesicht (gebundene Ausgabe) / Henning Mankell Testbericht

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ab 6,95
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Erfahrungsbericht von frorgy

Winter und Tod in Südschweden

Pro:

aktuelle Thematik; ein Kommissar mit Ecken und Kanten

Kontra:

Kriminalfall nicht nachvollziehbar

Empfehlung:

Nein

Ein kurzes Wort zum Autor: Henning Mankell wurde 1948 in Schweden geboren. Heute lebt er in Mocambique. Seine Kriminalromane wurden mehrfach mit Preisen ausgezeichnet.

„Mörder ohne Gesicht“ ist kein klassischer Kriminalroman zum Mitraten, in dem der Fall anhand von Indizien und Verdächtigen nach und nach aufgelöst wird. Man könnte ihn eher als „Polizistenroman“ bezeichnen, denn im Mittelpunkt steht die Person des Kommissars Kurt Wallander, der bei der Aufklärung eines Doppelmords und in seinem persönlichen Alltag begleitet wird.

Der Roman hat zwei Handlungsstränge, den Mordfall und das Privatleben der Hauptfigur.
Der Fall: Ein schrecklicher Mord an einem alten Bauernpaar beschäftigt die Polizei. Offenbar wurden die beiden vor ihrem Tod grausam gefoltert. Der einzige Zeuge der Tat ist das Pferd des Bauern. Verschiedene Spuren weisen darauf hin, daß der alte Bauer ein Doppelleben geführt hat, was zu möglichen Mordmotiven führt. Als an die Öffentlichkeit dringt, daß Ausländer die Tat begangen haben könnten, kommt es zu Attentaten auf Asylbewerberheime – ein durchaus aktuelles Thema also.
Kurt Wallander: Der Roman begleitet den Kommissar nicht nur bei der Polizeiarbeit, sondern auch nach Dienstschluß. Seine Frau hat ihn kürzlich verlassen, und er sucht Trost im Alkohol. Eine Trunkenheitsfahrt und ein heftiger Annäherungsversuch bei der Staatsanwältin drohen, seine Karriere zu vernichten. Gleichzeitig wächst nach den Anschlägen auf die Asylanten der politische Druck auf ihn, den Fall zum Abschluß zu bringen. Die karge Landschaft des südschwedischen Schonen, die Mankell einige Schilderungen wert ist, trägt nicht zur Verbesserung seiner Moral bei.
So ist es – auch wenn der Mord am Ende aufgeklärt wird – letztlich die Person Kurt Wallanders, um die sich der Roman dreht. Henning Mankell führt in „Mörder ohne Gesicht“ mit Kommissar Wallander eine neue Figur in die Kriminalliteratur ein (inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Wallander-Romanen), die sich durch Ecken, Kanten und zahlreiche persönliche Schwächen auszeichnet. Die Perspektive ist deutlich aus männlicher Sicht geschrieben (durchaus verschieden von der Weise, in der z.B. Donna Leon auf ihren Commissario Brunetti blickt).

Bewertung: Der Roman ist ganz gut geschrieben, die Thematik interessant, aber um einen echten Glanzpunkt handelt es sich nicht. Für trübe Herbstabende aber durchaus empfehlenswert.

20 Bewertungen