Mörder ohne Gesicht (gebundene Ausgabe) / Henning Mankell Testbericht

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Erfahrungsbericht von linnie

Spannender Mankell-Krimi, leider nicht sein bester

Pro:

wieder sehr spannend

Kontra:

der eigentliche Fall wird nur so nebenbei und rein zufällig noch gelöst

Empfehlung:

Ja

Nachdem ich seit Mittsommermord Mankell-Fan geworden bin, habe ich mir vorgenommen, die ganze Wallander-Reihe in chronologischer Reihenfolge zu lesen. Mörder ohne Gesicht ist Wallanders erster Fall.

Wer ist eigentlich Wallander?
Kurt Wallander ist ein Ende 40-jähriger Kriminalkommissar, der in der schwedischen Kleinstadt Ystadt rätselhafte Mordfälle löst. Wallander ist geschieden von Mona, mit der er eine Tochter, Linda, hat. Im ersten Band hat er die Trennung von Mona noch nicht ganz verwunden. Zu Wallanders Familie gehört noch der Vater, der in einem einsamen Haus lebt und immer wieder das gleiche Bild malt. Wallander hat ein angespanntest Verhältnis zu seinem Vater, vor allem, als er einsehen muss, dass sein Vater senil geworden ist. Auch das Verhältnis zu seiner Tochter Linda ist nicht das beste. Mit ihr versteht er sich allerdings noch am besten und abgesehen von seinem Vater erfährt man als Leser noch am meisten von Linda, da Wallander sie auch ab und zu besucht und sie in der weißen Löwin auch ind en Fall verwickelt wird.

Wallander liebt klassische Musk, trinkt gerne mal einen Whiskey zu viel und zweifelt eigentlich immer an seinem Beruf. Schon in den ersten Bänden fragt er sich, ob er sich den Polizistenberuf noch zutraut und bewirbt sich auf eine Stelle als Sicherheitschef eines Unternehmens. Was aus dre Bewerbung geworden ist, erfährt man allerdings nicht. Zwischen Fall 3 und 4 liegen sogar eineinhalb Jahre des Zweifelns und der Alkoholabhängigkeit, in der Wallander der festen Überzeugung ist, dass er seinen Beruf an den Nagel hängen muss. Doch durch einen Zufall gerät er dann doch wieder in den Dienst.

Wer ist Henning Mankell?
Mankell wurde 1948 in Nordschweden geboren, er wuchs ohne Mutter auf, da diese die Familie verlassen hat. Er überlässt sich gerne seiner Fantasie und seiner Sehnsucht nach Afrika. Mit 17 zieht er nach Stockholm, wo er zuerst als Regieassistent am Theater arbeitet, doch schon bald beginnt er mit dem Schreiben. 1972 reist Mankell zum ersten Mal nach Afrika, wo er seine wahre Heimat findet. Sein erster Roman wird 1979 veröffentlicht. 1985 wird Mankell eingeladen, in Mosambik bei dem Aufbau einer Theatergruppe in Maputo zu helfen. Dort lebt Mankell noch immer. Die Sommermonate verlebt Mankell oft in Schweden, zusammen mit seiner dritten Ehefrau Eva, der Tochter von Ingmar Bergmann. Sie ist Theaterregisseurin und leitet eine Bühne in Göteborg.

Was passiert in diesem Buch?
Der Anfang des Buches ist wieder sehr vielversprechend, er beginnt gleich mit einem grausamen Doppelmord an einem alten Ehepaar. Wallander legt daraufhin mit seinen Ermittlungen los, kommt dem Mörder bzw. den Mördern allerdings nicht auf die Spur. Der einzige Hinweis bei der Suche nach den Tätern kommt von der Frau selbst, die vor ihrem Tod nochmal das Bewusstsein erlangt und ein einziges Wort von sich gibt, nämlich "Ausländer". Wallander und sein Ermittlungsteam versuchen nun, diese Information geheim zu halten, um die in Schonen lebenden Asylanten zu schützen, doch die Presse veröffentlicht diesen einen Hinweis schließlich doch. Und kurz darauf geschieht auch schon ein Mord an einem Asylbewerber.

Von diesem Punkt an konzentrieren sich alle Ermittlungen leider nur noch darauf, diesen Mord zu lösen, sodass man über den eigentlichen Doppelmord gar nichts mehr liest. Das finde ich äußerst schade, da der eigentliche Fall über mindestens 100 Seiten völlig in den Hintergrund tritt. Erst am Ende des Buches in einer "Schnellübersicht" wird der Doppelmord aufgeklärt, was allerdings nicht mehr viel Spannung verspricht.

In einer Nebengeschichte erfährt der Leser abermals etwas über das Leben des Wallander neben seiner Tätigkeit als Kommisar, so muss er sich in diesem Buch um seinen Vater kümmern, der senil geworden ist. Die Nebengeschichte ist nicht wirklich interessant, ich hätte gut auf sie verzichten können.

Meine Meinung:
Wie üblich ist auch dieser Mankell-Krimi wieder sehr gut und spannend geschrieben, sodass man ihn spätestens nach 100 Seiten nicht mehr aus der Hand legen kann. Ich habe mal wieder höchstens zwei Tage zum Lesen des viel zu kurzen Krimis gebraucht. Doch am Ende bleibt ein wenig Enttäuschung, da die Auflösung des Doppelmordes nicht wirklich zufriedenstellend ist. Dass der Mord rein zufällig doch noch gelöst wird, fand ich etwas enttäuschend, nichtsdestotrotz gehört "Mörder ohne Gesicht" zur Wallander-Reihe, sodass man es als Mankell-Fan einfach gelesen haben muss. Alleine schon der Vollständigkeit halber.

Fazit:
Das Buch ist ein netter Zeitvertreib zwischendurch, allerdings nicht der beste Mankell. An Mittsommermord z.B. kann "Mörder ohne Gesicht" sicherlich nicht heranreichen. Das Buch hat leider nur etwas mehr als 300 Seiten, Mankell scheint bei längeren Büchern besser aufzublühen!

Ich empfehle, die Bücher der Reihe nach zu lesen. Ich habe mti Mittsommermord angefangen und gleich eines der besten Bücher erwischt, außerdem habe ich in dem Buch vieles über Mankell und sein Familienleben erfahren, das in den Büchern vorher passiert. Das fand ich etwas schade, außerdem lernt man Wallanders Kollegen bei der Polizei nach und nach von Buch zu Buch besser kennen, da kann man nicht soo gut zwischendurch einsteigen. Außerdem werden in "Hunde von Riga" einige Details aus dem ersten Buch genannt, sodass man halb erfährt, wer die Mörder waren.

Insgesamt kann ich das Buch guten Gewissens empfehlen, aber mit der Einschränkung, dass ich es nicht für den besten Wallander-Krimi halte.

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