Mannheim, Berufsakademie Testbericht

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Summe aller Bewertungen
  • Studentenfreundlichkeit:  gut
  • Freundlichkeit der Angestellten:  durchschnittlich
  • Lehrniveau:  hoch
  • Mensa:  nicht wie bei Muttern, aber ok
  • Studentenleben:  mehrmals im Semester Veranstaltungen
  • Informationsangebot:  gut
  • Freundlichkeit der Lehrkräfte:  sehr freundlich
  • Erreichbarkeit:  gut
  • Angebote des Hochschulsports:  sehr gut
  • Parkmöglichkeiten:  durchschnittlich
  • Wohnmöglichkeiten:  sehr gut
  • Vielfältigkeit des Lehrangebotes:  sehr gut

Erfahrungsbericht von Lars_richter

Diplom in 3 Jahren? Elektrotechnik an der BA-Mannheim

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Eigentlich hatte ich lange gezögert, schon wieder einen Bericht zu schreiben, aber weil ich mittlerweile schon fast im 5 Semester bin, und ich hoffe, mir ein vernünftiges und etwas objektives Bild geschaffen zu haben, will ich Euch ein bisschen über den Studiengang der Elektrotechnik an der BA-Mannheim informieren.

Einleitung
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Oft werde ich gefragt, was ich wo studiere. Wenn dann meine unüberlegte und kurz Anwort lautet: Elektrotechnik an der BA, blicke ich meist in unwissende und fragende Gesichter. BA, was einfach Berufsakademie bedeutet ist ein Model, welches in den 70ger Jahren erstmals in Baden-Würtemberg eingeführt wurde. Antreiber dieses Systems war vorallem die Wirtschaft, die dabei für die Studieninhalte und zum Bsp auch die Labors der Akademie verantwortlich war und ist.

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Aber warum denn die Wirtschaft

Oft fehlen den Angänger von anderen Hochschulen die praktischen Erfahrungen, wenn sie in ihr Berufsleben eintreten. Sie brauchen lange um sich ein zuarbeiten und das große angelernte theoretische Wissen, speziell in den Ingenieurwissenschaften, anzuwenden. In der Forschung allerdings haben derartige Akademiker bessere Chancen, weil sie auf der Uni schon in dieser Richtung gebildet wurden.
Die FH=Fachhochschule will ich mal nicht in meine Bewertung einbeziehen, da deren Studenten mehrere Praxissemester absolvieren und ich mir außerdem kein Urteil über die FH bilden möchte.
Nun habe ich lange herumgeredet (*langweillangweil*) und muss jetzt wieder zu BA kommen.
Die Wirtschaft zahlt neben dem Staat einen großen Teil der Fördermittel für Berufsakademien und ist ja auch der Kostenträger für das Gehalt der Studenten. (wozu wir noch kommen)
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Heute wird dieses Model in vielen Bundesländern angewendet. Berufsakademien haben die Länder Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Hamburg. Falls ich eines vergessen habe, dann schreibt es bitte in den Kommentar!

Ablauf eines BA-Studiums allgemein
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Ich habe mein Studium am 1.10.2000 begonnen und werde vorraussichtlich im September 2003 fertig sein. Das sind für Rechenkünstler genau 3 volle Jahre. Länger kann und darf ein derartiges Studium auch nicht dauern, denn ein zusätzliches Semester, um eventuell Testate und Prüfungen zu wiederholen, ist nicht erlaubt.
Ein BA-Studium beinhaltet sogenannte Theorie- und Praxisphasen, die in abwechselnden Turnus 3 Monate dauern sollten.
In der Fachrichtung Elektrotechnik (kürze ich ab sofort mit ET ab) bin ich in die Theoriephase gestartet, was natürlich auch sinnvoll ist. 3 Monate Praxisphase ohne vorherige Theorie wären verlorene Zeit. Die Theoriephasen werden grundsätzlich mit unterschiedlich vielen Klausuren abgeschlossen. Besteht man eine oder mehrer nicht so besteht die Chance eine Wiederholungsklausur. Letzter Rettungsanker, den ich aber keinem empfehlen kann, ist eine mündliche Prüfung, die man machen daft, wenn man in EINER Wiederholungsklausur durchgefallen ist. Bei mehreren nicht bestandenen Wiederholungsklausren ist man automatisch exmatrikuliert, was natürlich auch bei einer schlechten Leistung in der mündlichen erfolgt. (©Lars Richter)
In der Praxisphase arbeitet man in einer Firma, bei der man schon vor dem ersten Theoriesemester einen 3jährigen Arbeitsvertrag unterzeichet hat. Man erhält monatlich eine festgeschriebene Vergütung, auch in den Zeiten der Theorie.
Nach der 4 Praxisphase muss man die sogenannte Assistentenprüfung ablegen, in der die lInhakte des Studiums und der letzten beiden Praxisphasen abgefragt werden.
Zuletzt also im 5 und 6 Praxissemester arbeitet man an seiner Diplomarbeit. Dazu wurden die letzten Theoriephase und Praxisphase zu jeweils 6 Monaten zusammengelegt.

Vorteile
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1. Die guten Seiten eines solchen Studiums sind leicht zu finden. Jeder Student erhält sein regelmäßiges Gehalt, was ihm Jobs neben dem Studium erspart.
2. Man knüpft während der Praxisphasen gute Kontakte innerhalb der Firma und kann auf zu großer Wahrscheinlichkeit auf eine Anstellung nach der Diplomarbeit hoffen.
3. Wenn man in einer renomierten und globalen Firma angestellt ist, ist es leichter für eine oder mehrere Praxissemester ins Ausland zu gehen.
4. Natürlich ist auch die kurze Dauer des Studiums ein Vorteil.
5. Die kleinen Kurse mit maximal 30 Studenten sind schulähnlich. Dadurch ist der Kontakt zu den Dozenten viel enger als auf einer Uni oder FH. Fragen können dann besser gestellt werden.

Nachteile
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1. Der Umfang des Stoffes ist radikal gekürzt und auf das anwendungsrelevante Wissen beschränkt. Eine Tätigkeit in der Forschung ist also eher unwahrscheinlich. (copyright Lars Richter)
2. Der Abschluss Diplom-Ing. (BA) wird nicht überall anerkannt.
3. Es besteht Anwesenheitsplicht für alle Vorlesungen, wodurch ein uniähnliches Studentenleben unmöglich ist.
4. Das Studium ist hart und stressig, 30 Wochenstunden sind keine Seltenheit.

Fachrichtungen
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Die BA-Mannheim bietet ein breites Spektrum an Fachrichtungen an, die allerdings aus den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaftsbereich beschränkt sind.
Von den technischen Richtungen gibt es Elektrotechnik, Maschinenbau, Engineering (Eine Wortneuschöpfung der BA, die eine Mischung aus ET, Maschinenbau und BWL bedeutet), Informationstechnik und Mechatronik.
Die wirtschaftlichen Richtungen kenne ich leider nicht so gut.

Praktikumsfirma und Bewerbung
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Ich bin bei ABB, einem großen Elekrokonzern, beschäftigt. Um sich für ein Studium zu bewerben, führt der Weg meist, wie zum Bsp. auch bei mir, zuerst über die Firma. ABB hat eigene Eignungstests und Vorstellungsgespräche ins Leben gerufen, und findet so seine Studenten. Die Immatrikulation übernimmt dann auch ABB.
Kleinere Firma machen zwar auch Tests und Gespräche, man muss sich aber trotzdem selbst bei der BA melden.
Es gibt übrigens eine Broschüre, in der alle Partnerfirmen eingetragen sind. Man bekommt die beim örtlichen Arbeitsamt.

Fakten zum Studium der Elektrotechnik
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Diesen mehr oder weniger kurzen Abriss über das BA-Studium allgemein wollte ich unbedingt mit in den Bericht einbringen, denn er kommt mir wichtig vor.
Der Studiengang ET beginnt mit 4 Semestern Grundstudium. Nach dem Grundstudium spezeialisiert man sich auf eine der Fachrichtungen. Ich hatte die Wahl zwischen Automatisierungstechnik und Energietechnik. Die gewählte Richtung wird im 5 und 6 Semester vertieft.

1-4 Semester
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Grundlagen der Elektrotechnik, Mathematik, Physik, Digitaltechnik, VDE (darin lernt man die deutschen Vorschriften im Bezug auf Elektrotechnik kennen), Grundlagen BWL, Konstruktion (Grundlagen in Maschinenbau), Informatik, Messtechnik, Elektronik, Signale und Syteme, Regelungstechnik, Microcomputertechnik (=MCT), Einführung Energietechnik, Labor Elektrotechnik

1 Semester
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Im ersten Semester ist der Streß noch nicht so groß, wie in den folgenden Jahren. Man kann es ruhig ein Eingewöhnungsemester nennen. Am Ende wird man in den vier Hauptfächern Grundlagen der Elektrotechnik, Mathematik, Physik und Digitaltechnik in Klausuren geprüft. In den anderen Fächer sind nur Testaste zu erbringen, man muss anwesend sein. Leicht ist es trotzdem nicht, denn 3 meiner Komilitonen mussten die BA wegen nicht bestandener Prüfung verlassen.

2 Semester
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In diesem Semester kommen einige neue Fächer hinzu, wie zum Bsp. Elektronik. Dadurch, dass man 7 Klausuren in den Fächer Grundlagen der Elektrotechnik, Mathematik, Physik, Digitaltechnik, Elektronik, Messtechnik und BWL schreiben muss, sollte man früh mir dem Lernen beginnen. Wichtig ist auch, dass man die Übungen der Dozenten \"versucht\" zu lösen, um für die Klausur trainiert zu sein.

3 Semster
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Ab den dritten Semester belegt man das Fach Labor Elektrotechnik, in dem 5 Versuche gemacht werden.. Dafür muss schon zuhause viel Vorarbeit geleistet werden, sonst erhält man die wichtigen Testate, die pro Versuch vergeben werden, nicht. Klausurrelevant sind die Fächer Grundlagen der Elektrotechnik, Mathematik, Elektronik, Messtechnik, Signale und Systeme und Informatik.

4 Semester
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Im letzten Semester des Grundstudiums beendet man einige der Fächer. Hinzu kommt in diesem Semester noch das Fach Kommunikationstechnik und das Fach Regelungstechnik. Klausuren werden in diesen beiden Fächer und in Grundlagen der Elektrotechnik, Mathematik, Elektronik, MCT geschrieben.

5-6 Semester allgemein
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Hier kann ich noch keine eigenen Erfahungen einbringen, da mein 5 Semester noch nicht begonnen hat. Allerdings werde ich in den folgenden 2 Semester in den Fächern Automatisierungssysteme, Softwaretechnik, MCT2, Regelungstechnik2, Elektrischen Antriebe und in Technisches Management unterrichtet. Hinzu kommen noch 2 Studienarbeiten und verschiedene Laborversuche. Diese Fächer werden in unterschiedlicher Intensität je nach Spezialisierung gelehrt. (© Lars Richter)


Fazit
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Die meisten der Dozenten in meiner Fachrichtung sind sehr kompetent und lehren auch an anderen Hochschulen, wie der FH Mannheim oder der FH Kaiserslautern. Oft ist es auch so, dass die Dozenten in der freien Wirtschaft angestellt sind, was sich eher negativ bemerkbar macht. Für diese Professoren ist es eben nur eine Nebenaufgabe und so kommt es häufiger zu Ausfällen, wegen irgendwelchen Meetings. Auch habe ich festgestellt, dass der Stoff von jenen schlechter vermittelt wird.

Wenn ihr mehr Infos wollt, geht auf WWW.BA-MANNEIM.DE

Ich kann Euch die Entscheidung für ein BA-Studium nicht abnehmen, aber denke genug Hinweise gegeben zu haben. Falls noch Fragen offen sind, stehe ich natürlich zur Verfügung (mein GB, oder [email protected])

Tschüß Euer Lars

© Lars Richter am 08.12.2002 (auch bei Ciao)

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