Mario Tennis (N64 Spiel) Testbericht

Obwohl die Spielkonsole Nintendo 64 mittlerweile ja eigentlich schon völlig out ist, krame ich ab und zu immer wieder noch einmal das ein oder andere Videospiel heraus, vor allem wenn es um den Spielspaß zu mehreren geht. Gerade dann zeigen die alten Spiele des N64 ihre wahre Stärke. Nicht alle, aber immerhin einige sind meiner Ansicht nach zeitlos gut, da das Spielprinzip stimmt. Was nützt einem schon die tollste Grafik, wenn es mit der Langlebigkeit nicht weit her ist? Ziemlich wenig, finde ich. Gerade die Sportspiele von und mit Mario sind hier positiv zu erwähnen, unter anderem auch MARIO TENNIS, von dem ich Euch jetzt kurz berichten möchte.



Dieses Tennisspiel erschien im Jahr 2000 für das Nintendo 64 und bot sowohl dem Einzelspieler als aber auch in besonderem Maße dem Spielspaß zu mehreren einiges. Die Tennisregeln an sich möchte ich jetzt nicht im Einzelnen erklären, da ich nicht glaube, dass das jetzt in diesen Bericht gehört. Klar ist jedenfalls, dass die Bodenbeläge wie in Wirklichkeit sehr unterschiedlich sind. Es gibt Sand- und Ascheplätze, auf denen das Spieltempo deutlich geringer ist als zum Beispiel auf Rasen oder einem Hartplatz. Dass Mario Tennis nicht so ganz ernst zu nehmen ist, merken wir schnell an zusätzlichen Fantasyplätzen und zahlreichen Superspezialschlägen, welche die einzelnen Spielfiguren drauf haben. Lasst Euch aber vom kunterbunten Design nicht täuschen, es sieht zwar auf den ersten Blick so aus wie ein Kinderspiel, verlangt Euch aber doch später einiges ab.



Die Steuerung ist sehr simpel und somit auch einsteigerfreundlich gehalten. Lediglich zwei Tasten (A und B) auf dem Joypad benötigt Ihr wirklich, um die unterschiedlichen Schläge auszulösen. Je nachdem, wie lange Ihr diese drückt und in welcher Reihenfolge erfolgen in Verbindung mit dem Analogstick die unterschiedlichen Schläge wie Lob, Topspin, Slice, Überkopfball, Stopp, Volley oder Schmetterball. Komisch ist allerdings, dass Eure Schläge bei schnellem Doppelklick auf eine Taste ordentlich beschleunigen, das fand ich nicht sonderlich gelungen und lässt den Anspruch fast ins Nichts stürzen. Beispiele gefällig? Okay.



A ist ein Topspin (überrissener Ball mit Drall nach vorne) und B ein Slice (unterschnittener Ball mit Drall nach hinten). A und dann B ergibt einen Lob, B und dann A einen Stoppball und A plus B zusammen einen Schmetterball. Das alles ist nicht wirklich realistisch, oder? Nein, wirklich nicht. Maßgeblich ist aber auch hier zumindest ein gutes Stellungsspiel und ein Erahnen wohin der Ball denn gehen könnte, um dann reaktionsschnell zuschlagen zu können. Habt Ihr genügend Zeit in Position zu gehen, führt Ihr die oben erwähnten kleinen Kombinationen aus, was Euch schon nach sehr kurzer zeit nicht schwer fallen dürfte.



Damit sind wir dann auch eigentlich beim Hauptproblem, zumindest beim Einzelmodus, nämlich dem zu variantenarmen Spiel und zu niedrigen Anforderungen. Mitreißende Ballwechsel sind somit ziemlich selten und oft auch reiner Zufall, die Superschläge am laufenden Band langweilen mit der Zeit doch sehr. Außerdem motiviert das Ganze nach wenigen Tagen nicht mehr so richtig, wirklich alle Extras zu erspielen, macht zwar Spaß, zieht sich aber nachher wie Kaugummi, zumal der ein oder andere Computergegner dann unfair spielt beziehungsweise einfach unnatürlich gut und praktisch nahezu jeden Ball noch erläuft und mit Wucht zurück ins Feld schlägt. Selbst die optimal getroffenen Aufschläge erweisen sich oft als Bumerang und kommen unhaltbar zurück.



Spielt Ihr zu mehreren, fällt dies nicht ganz so negativ auf, doch trotzdem haben hier die Action und der Fun-Faktor eine zu hohe Bedeutung, dies zusammen mit dem offensichtlichen Wert auf besonders viel Niedlichkeit drückt den Spielspaß spätestens nach wenigen Wochen ziemlich weit nach unten. Zwar ist es immer wieder spaßig, gegeneinander anzutreten, doch süchtig macht dieses Tennisspiel leider nicht. Ein ernsthafter Karrieremodus fehlt ebenso wie eine für längere Zeit motivierende Jagd nach Fähigkeitspunkten, mit denen sich die Charaktere verbessern lassen könnten. Außerdem mißfiel mir die Tatsache, dass manche Matches nur sehr kurz dauerten. Wer zwei Spiele (nicht Sätze!) gewann, war eine Runde weiter, das ist doch echter Blödsinn. In den späteren Runden steigert sich das Ganze dann auf vier Spiele und einen Gewinnsatz, doch erst im Halbfinale und dann erst recht im Finale ist die Dauer eines Matches anständig lang, geht dann über zwei und manchmal auch drei Gewinnsätze.



Spielmodi gibt es die üblichen Einzelmatches alleine gegen oder mit dem Computer im Einzel oder Doppelwettbewerb und natürlich auch mit bis zu drei Mitspielern jene Variationen auch. Neben dem Exhibition gibt es noch einzelne Challenges, den Tournamentmodus und die Ringshots, in welchem der Ball so oft wie möglich durch die Ringe geschlagen werden muss. Später wird das Ganze dadurch noch komplizierter, dass man Gegenstände einsammeln und dann auslösen kann, natürlich um dem Gegenüber zu schaden. Eine Banane führt schnell zum Ausrutschen, ein Pilz lässt uns für kurze Zeit schneller agieren, ein Stern mach tuns vorübergehend superkräftig, mit dem Blitz werden alle Anderen klein, langsam und schwach und mit den grünen und roten Panzern schießen wir in Richtung unserer Gegner.



Die bunte Grafik ist natürlich absolute Geschmackssache, wobei im Vordergrund ganz eidneutig die Charaktere stehen. Zahlreiche unter anderem auch bekannte Figuren aus anderen Mario-Spielen kommen zum Einsatz, so auch Mario, Luigi, Prinzessin Toadstool, Wario, Yoshi, Koopa, Donkey Kong, Waluigi (zum ersten Mal!) und viele mehr. Jede Figur hat individuelle Stärken und Schwächen, was Schnelligkeit, Stärke, Präzision und Reichweite angeht, zum Ausprobieren haben wir ja jedenfalls genug Zeit. Dass dieses Spiel auch für kleine Kinder geeignet ist, merkt man schnell, die engagierten Tennisfans wird der zu unkomplizierte Spielverlauf eher stören. Akustisch wird der Niedlichkeitsfaktor noch einmal unterstrichen, denn sowohl die fröhlichen Melodien als ganz besonders die Außengeräusche während der Ballwechsel sind teilweise zum Schreine komisch. Das Schnaufen, Ächzen, Lachen, Jammern und Schreien ist wirklich ganz hervorragend gelungen und trägt sehr viel zu einer lustigen Spielatmosphäre bei.



Trotzdem wird Mario Tennis bei weitem nicht jedem von uns gefallen, ganz im Gegenteil, auch oder gerade die Tennisfans werden geteilter Meinung sein. Während die Einen das Ganze viel zu albern, zu kindisch, zu wenig motivierend ud vor allem zu leicht finden, freuen sich die Anderen über ein knallbuntes Design, brüllend komische Ausrufe der Knuddelfiguren und eine sehr einfach gehaltene Steuerung, die selbst Anfängern ziemlich schnell die ersten Erfolgserlebnisse verschaffen dürfte. Alleine wird es nach einigen Tagen beziehungsweise spätestens nach zehn Spielstunden doch auffallend langweilig, doch der Multiplayerspaß kann durch den unbeschwerten Party-Charakter ordentlich punkten und dies, wie ich ganz am Anfang schon erwähnte, über sehr lange Zeit.