Schiffbruch mit Tiger (Taschenbuch) Testbericht

ab 6,09
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Erfahrungsbericht von giselamaria

eine phantastische Geschichte.. !!

Pro:

sehr spannend, hochinteressant

Kontra:

./.

Empfehlung:

Ja

Der Autor:
"Yann Martel wurde 1963 in Spanien geboren. Seine Eltern sind Diplomaten. Er wuchs in Costa Rica, Frankreich, Mexiko, Alaska und Kanada auf und lebte später im Iran, in der Türkei und in Indien.

Er war nominiert für den Governor General Award und den Commonwealth Writers Prize und gewann den Booker Prize 2002.

Yann Martel lebt mit seiner Familie in Saskatchewan."


"Übersetzer:
Manfred Allie, geboren 1955 in Marburg a. d. L., übersetzt seit fünfzehn Jahren Literatur, u.a. Scott Bradfield, Ralph Ellison, Richard Powers, Yann, Martel und Michael Innes. Er lebt in der Eifel."


Kurzbeschreibung des Verlags:
"Schiffbruch mit Tiger? Diese Geschichte würden Sie nicht glauben? Kein Wunder. Fantastisch. Verwegen. Atemberaubend. Wahnsinnig komisch. Eine Geschichte, die Sie an Gott glauben lässt. Pi Patel, der Sohn eines indischen Zoobesitzers und praktizierender Hindu, Christ und Muslim erleidet mit einer Hyäne, einem Orang-Utan, einem verletzten Zebra und einem 450 Pfund schweren bengalischen Tiger namens Richard Parker Schiffbruch. Bald hat der Tiger alle erledigt - alle, außer Pi. Alleine treiben sie in einem Rettungsboot auf dem Ozean. Eine wundersame, abenteuerliche Odyssee beginnt. "Martel schreibt wie ein leidenschaftlicher Paul Auster." Times Literary Supplement "Eine Reminiszenz an Italo Calvino." Independent on Sunday "


Um was und wen geht es hier? mit meinen Worten
Die Geschichte beginnt damit, dass der Autor Langeweile hat und beschließt, nach Indien zu reisen, dort will er ein angefangenes Buch fertig stellen. - Findet aber keinen Faden, aber er hat ja Zeit.
Er macht in einem Café die Bekanntschaft eines Mannes, der ihm was Interessantes vorschlägt, und zwar gibt er dem Autor den Namen und die Adresse eines Mannes, der jetzt in Kanada lebt. Und dieser erzählt ihm dann diese Geschichte, die das Buch zum Inhalt hat.
Wir lernen zuerst das Leben von Pi Patel kennen, ein Junge, dessen Vater Zoodirektor war, aber vorher auch schon Zirkusdirektor. - So lernte Pi den Umgang mit den Tieren, es gibt ein starkes Votum für in Zoos gehaltene Tiere, die er nachvollziehbar und sehr interessant begründet. - Auch lernte er, wie Tiere zahm gemacht werden, bzw. wie sie zunächst behandelt werden, um den Menschen, der mit ihm zusammen arbeiten will, als über sich stehend zu sehen; sehr wichtig, sonst wäre es niemals möglich, dass ein Dompteur im Käfig mit z.B. 6 Tigern oder Bären usw. ist, und die Tier auf ihn hören, und ihn nicht angreifen.

Diese ganzen Erklärungen nehmen einen wichtigen, ersten Teil der Geschichte ein. Und bergen hochinteressante Ansichten. Das Leben des sechzehnjährigen Pi wird geschildert, wie es ihm in den div. Schulen geht, wie er seine Freizeit verbringt, und neugierig wie er ist, sich auch aufmacht, in diesem südlichen Teil von Indien die div. Religionen kennen zu lernen. -
Er selbst ist Muslim, auch seine Familie, aber sie sind nicht aktiv in diesem Glauben. Auch Pi zunächst nicht. Bis er eines Tages einen Ausflug macht, wo auf einem Berg eine christliche Kirche, auf einem anderen ein Hindu-Tempel, auf einem anderen eine Moschee ist. Er besucht alle, nimmt Kontakt auf zu den jeweiligen Priestern, bildet sich eine Meinung, und wird kurzerhand auch Hindu und sogar Christ. Er pflegt jetzt alle drei Religionen, ist überzeugt davon, dass jede etwas für ihn bedeutet und wichtig ist.

Hier ein kurzer Auszug: "…….ich will es ganz offen sagen. Es sind nicht die Atheisten, die ich nicht leiden kann, sondern die Agnostiker. Eine zeit lang ist der Zweifel ein nützliches Mittel. Jeder von uns muss durch den Garten Getsemane. Wenn Christus zweifelte, dann sollten wir es ebenfalls tun. Wenn Christus eine qualvolle Nacht im Gebet verbrachte, wenn er vom Kreuz sein "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" - herunterschrie, dann wird gewiss auch uns der Zweifel gestattet sein. Aber wir müssen über den Zweifel hinauskommen. Den Zweifel zur Lebensphilosophie zu erklären, das ist, als wählte man den Stillstand zum Transportmittel………."

Das war nur die Vorgeschichte, hier nur sehr knapp geschildert. Als dann der Vater beschließt, den Zoo zu schließen, Verhandlungen zum Verkauf der einzelnen Tiere in aller Welt aufnimmt, wird schließlich beschlossen, nachdem alle Tiere verkauft sind, nach Kanada auszureisen. - Und da auch viele Tiere nach Kanada verkauft wurden, werden sie auch eingeschifft, wo die Familie auch mitreist.
Es ist ein Frachtschiff, und es sind nur wenige Passagiere an Bord. Hier auch wieder ausführliche Schilderungen von dem Leben von Mensch und Tier auf diesem Schiff.

Aber die Hauptsache beginnt jetzt erst, nämlich dann, als das Schiff relativ schnell untergeht. Mit dem Grund halte ich mich jetzt nicht auf, ist nicht relevant.

Alles, von Anfang an, wird einfach grandios geschildert.
Als er z.b. in das Rettungsboot gelangt, wo seltsamerweise keine anderen Leute des untergehenden Schiffes zusteigen wollen. - - Er erblickt zunächst Robert Parker, den Tier, den er kennt, in der Nähe des Bootes, der auch in das Boot will. Pi schlägt ihm mit der Paddel mehrmals auf den Kopf, um ihn abzuwehren, sieht ihn dann aber nicht mehr, er bleibt alleine auf dem Boot, bzw. eine Hyäne, ein Orang Utang und ein Zebra sind auch noch im Boot!!! - .
Er hat auch bald erkundet, dass im Rettungsboot eine relativ große Menge Notrationen da sind, auch genug Wasser…naja - für einige Wochen, aber nicht für Monate, aber das weiß er ja noch nicht. - Er teilt das alles sehr genau ein, isst und trinkt nur das was er errechnet hat, damit der Proviant so lange als möglich vorhält.
Tja - bis er eben eines Tages feststellt, dass unter der Plane, wo er noch nicht geschaut hatte, der Tiger liegt!! ‚Richard Parker' genannt. Wie er zu diesem Namen kam ist wieder eine Nebengeschichte.

Aber vorher sind ja noch diese anderen Tiere da, ein Orang Utan, ein Zebra und eine Hyäne, die irgendwie in das Boot gekommen sind. Ein Abenteuer ohnegleichen beginnt.

Und ich gehe aber gleich weiter, wo er nur noch mit dem Tiger im Boot ist, nicht dass alles was vorher geschah uninteressant wäre, aber es würde einfach viel zu viel werden. Und ich kann und will jetzt nicht akribisch den Inhalt durchgehen, sondern ich picke nur Fragmente des umfassenden Inhalts heraus, die ich für interessant erachte.
Er hatte dann, weil er in Sicherheit vor dem Tiger schlafen wollte, ein Floß gebaut, das er an das Rettungsboot angeleint hatte, in sicherem Abstand. Hier lädt er Essen und Trinken, eine Decke und Angelzeug, weil er auch vor hat Fische zu angeln. Als später das Wasser alle war, er hatte im Rettungsboot auch ein Gerät gefunden, wo man Süßwasser gewinnen kann, durch Destillation. Aber hier wieder etwas:

"…ich leerte den Becher bis auf den Grund. Gleichgewicht ist der Grundgedanke der Natur, daher überraschte es mich nicht, dass ich fast unmittelbar danach den Drang zum Wasserlassen verspürte. Ich benutzte den Becher zum Auffangen und produzierte exakt die gleiche Menge, die ich eben zu mir genommen hatte, ob es die Minute dazwischen nie gegeben hätte und ich hielte noch immer das Glas mit Richard Parkers Regenwasser in der Hand. Ich zögerte. am liebsten hätte ich es gleich noch einmal getrunken. Ich trotzte der Versuchung. Doch es war schwer. Man mag das noch so seltsam finden, aber mein Urin sah köstlich aus! Ich war ja noch nicht so ausgetrocknet wie später, und die Flüssigkeit war hell und klar. Sie funkelte in der Sonne wie ein Glas Apfelsaft. Und sie war garantiert frisch, was man von den Wasserkonserven in meinem Vorrat mit Sicherheit nicht behaupten konnte. Aber stattdessen tat ich etwas Vernünftigeres. Ich versprengte den Urin auf Plane und Stauraumdeckel und meldete damit meine Revieransprüche an."

Er berichtet dann sehr eindrucksvoll von seinen Beobachtungen unter Wasser, denkt sich Straßen und Kreuzungen in mehreren Ebenen aus, wo unzählige Fischarten ihre Bahnen ziehen.

Später, Essen und Trinken ist längst aufgebraucht, landet er auf einer Insel. Aber keiner normalen Insel, es ist eine Anhäufung von Tang und Gewächsen, und er verlässt das Boot und entdeckt hier, was es da alles gibt. Es ist unglaublich, welche Tier- und Pflanzenarten er hier findet, auch Nahrung für sich, und mittendrin gibt es sogar einen Süßwassersee…. Das erklärt er auch, wie so was zustande kommt. - Der Tiger geht über Nacht immer auf das Boot, er selbst schläft auf einem Baum.

Ich überspringe wieder zig Seiten, und komme zu der Zeit, wo er keinen Faden mehr am Leib hat, total abgemagert ist, auch nichts mehr zum Zudecken hat, alles ist längst verrottet, hat sich aufgelöst. Er ist ja alleine mit dem Tiger, und seine Vorgehensweise, sich das Leben mit dem Tiger auf dem Boot einzurichten, ist sehr aufschlussreich. Er erinnert sich immer wieder an einige Worte des Dompteurs im Zirkus seines Vaters. - Und er schafft es, dass beide sich dulden, und sogar, dass der Tiger ihn anerkennt als seinen ‚Chef'!!

Diese langen Monate sind begleitet von Stürmen, sengender Sonne, auch dem Fangen von Riesen-Meerschildkröten, wo er Teile davon essen kann. Er muss nicht nur sich selbst ernähren, sondern immer zuerst den Tiger, damit der nicht auf die Idee kommt, ihn selbst zu verspeisen, was ja möglich wäre………
Hunderte von Abenteuern werden thematisiert, alles wahnsinnig, verrückt, aber letztendlich durch das Überleben erklärt. Auch sehen sie mal große Schiffe, die sie aber nicht bemerken und weiterfahren…. keine Hoffnung auf Rettung in Aussicht……. Er halluziniert tage- und nächtelang, weiß nicht mehr ob Tag oder Nacht ist.

Am Ende dann, sie befinden sich in der Nähe von Mexiko, sie wollen am Ufer ankern. Er selbst ist so schwach, dass er sich kaum noch auf den Strand schleppen kann. Und was macht der Tiger? - Er verlässt das Boot, trottet in Richtung des Urwalds, guckt nicht mal mehr zurück. Er wird den Tiger nie wieder sehen… Nach Stunden wird er von Menschen gefunden - und und und - schließlich wacht er in einem Krankenhaus auf.


Meine abschließende Meinung:
Zunächst, das muss ich sofort loswerden: Es ist das interessanteste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe. Auch in den Jahren zuvor habe ich selten was derart Verrücktes, Fesselndes gelesen.
Seine immer wiederkehrenden imaginären Unterhaltungen mit Robert Parker, teilweise philosophisch…. - Da ist ein Kampf um Leben und Tod, Spannung pur!

Es kommen grausame, blutrünstige Situationen vor, die ich gar nicht beschreiben kann, würden selbst jeden Liebhaber von blutigen Thrillern schocken.
Interessant ist dann der letzte Teil, nachdem er in Mexiko im Krankenhaus ist und einige Leute aus Japan, Abgesandte der Schifffahrtsgesellschaft, der das große Schiff gehört hatte, von ihm wissen wollen, wie es zu der Havarie kam, an was er sich erinnern kann.

Dieser Dialog ist wörtlich wiedergegeben, merkwürdige Fragen und Antworten. Er erzählt natürlich von seiner Odyssee, einiges seiner Erlebnisse…. Also: sie glauben ihm schlicht nicht!!! Er ist ja mittlerweile soweit genesen, dass er voll in der Lage ist, Rede und Antwort zu stehen.
Als die Japaner dann auf keinen Fall seinen Schilderungen Glauben schenken, fragt er sie, ob er ihnen eine ganz andere Geschichte erzählen soll, wie es auch hätte sein können. Und das macht er dann. Mit anderen Akteuren, da ist dann kein Tiger da, sondern der Koch des Schiffs…. und jetzt wird es ganz wild. - Jetzt fressen nicht Tiere andere Tiere, sondern es wird auch ein Mensch gefressen, zuerst das eine Bein, dann das andere….. - Also ein sehr makaberer Abschnitt, wo diese zweite Geschichte von ihm serviert wird, die die Japaner jetzt glauben???

Da nur die wörtliche Wiedergabe dieses Dialogs sinnvoll wäre, die aber viel zu lange ist, verzichte ich darauf. Er hatte jetzt 227 Tage überlebt, als einziger - und ihm wird einfach nicht geglaubt!! -

Tja - Fazit nach dem Lesen dieses total verrückten, super spannenden, hochinteressanten Buchs? - Ich weiß es ehrlich gesagt nicht so genau. Aber egal, es ist eine unglaublich vielschichtige, hoch spannende Geschichte, was davon wahr oder nicht wahr ist, ist mir schlicht egal.
Aber so eine Geschichte zu erfinden, auch wie es zu dieser Geschichte kam, ist schon eine Meisterleistung der literarischen Kunst. - In meinen Augen -.


Buchdaten:
ISBN-10:3-596-15665-3
EAN: 9783596156658
Erscheinungstermin: 12.03.2012
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
Einband: Taschenbuch
Originaltitel: Life of Pi
Sprache: Deutsch
Auflage: 16. Auflage

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mehr von mir in meiner Homepage:
http://giselasletterbox.rosslauer.de/
Seiten: 381

66 Bewertungen, 20 Kommentare

  • Janne0033

    29.01.2013, 07:22 Uhr von Janne0033
    Bewertung: sehr hilfreich

    Prima Bericht LG Janne

  • Clarinetta2

    25.12.2012, 18:23 Uhr von Clarinetta2
    Bewertung: besonders wertvoll

    das ist ein wirklich lesenswertes buch, ich habe es gemocht-bw

  • Sabse0802

    12.12.2012, 14:42 Uhr von Sabse0802
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße :)

  • pontiaclilly

    30.11.2012, 14:28 Uhr von pontiaclilly
    Bewertung: besonders wertvoll

    ich habe esangefangen, aber irgendwie fehlt mir momentan die Muse, bw und lg

  • Lastsummergirl

    30.11.2012, 13:56 Uhr von Lastsummergirl
    Bewertung: sehr hilfreich

    Super berichtet. LG

  • meerifan1

    29.11.2012, 13:25 Uhr von meerifan1
    Bewertung: besonders wertvoll

    Lieber Gruß, Yvonne

  • anonym

    11.11.2012, 20:49 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    Meinen Kommi hast du schon LG

  • Juri1877

    10.11.2012, 23:54 Uhr von Juri1877
    Bewertung: sehr hilfreich

    Gut, wenn man weiss, dass Sasketchuwan in Kanada liegt aber ansonsten perfekt, was ich dank fehlenden Bws leider nicht ausreichend würdigen kann

  • Esoxli2

    10.11.2012, 17:56 Uhr von Esoxli2
    Bewertung: besonders wertvoll

    super geschrieben. bw. lg

  • Tweety30

    08.11.2012, 17:20 Uhr von Tweety30
    Bewertung: besonders wertvoll

    BW und liebe Grüße!

  • anonym

    05.11.2012, 21:24 Uhr von anonym
    Bewertung: besonders wertvoll

    Guter Tipp. BW und LG

  • goat

    04.11.2012, 21:59 Uhr von goat
    Bewertung: besonders wertvoll

    Verrückt ist immer gut. Das muss ich mir merken :-) LG Melanie

  • morla

    04.11.2012, 18:10 Uhr von morla
    Bewertung: besonders wertvoll

    lg. ^^^^^^^^^^^^petra

  • nadjasturm

    04.11.2012, 15:41 Uhr von nadjasturm
    Bewertung: sehr hilfreich

    Grüße, würde mich über eine Gegenlesung freuen ;D

  • campino

    04.11.2012, 14:20 Uhr von campino
    Bewertung: besonders wertvoll

    ... lg AndreA ...

  • Baby1

    04.11.2012, 12:21 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    .•:*¨ ¨*:•. Liebe Grüße Anita .•:*¨ ¨*:•.

  • katjafranke

    04.11.2012, 11:10 Uhr von katjafranke
    Bewertung: besonders wertvoll

    Viele liebe Grüße von der Katja

  • sigrid9979

    04.11.2012, 10:59 Uhr von sigrid9979
    Bewertung: besonders wertvoll

    Einen schönen Sonntag wünscht Sigi

  • XXLALF

    04.11.2012, 10:50 Uhr von XXLALF
    Bewertung: besonders wertvoll

    ...und einen schönen sonntag

  • Lale

    04.11.2012, 10:34 Uhr von Lale
    Bewertung: besonders wertvoll

    Allerbesten Gruß *~*