Lycidas (Taschenbuch) / Christoph Marzi Testbericht

Heyne-verlag-muenchen-lycidas-taschenbuch
ab 6,37
Auf yopi.de gelistet seit 09/2004
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Summe aller Bewertungen
  • Niveau:  durchschnittlich
  • Unterhaltungswert:  sehr gering
  • Spannung:  sehr gering
  • Humor:  durchschnittlich
  • Stil:  sehr ausschmückend

Erfahrungsbericht von Pfiesteria

Zufälle gibt es nicht...

Pro:

Zahlreiche literarische Anspielungen, fantasievolle Geschichte

Kontra:

der Mittelteil, zahreiche Wiederholungen, die Erzählperspektive

Empfehlung:

Ja

Zufälle gibt es nicht.

Dieser Satz wird in dem Buch, das ich euch heute vorstellen möchte x-Mal wiederholt. Demnach war es bestimmt auch kein Zufall, als ich auf der Suche nach neuem Lesefutter war und dann ganz unvermutet, über dieses Buch gestolpert bin. Es handelt sich um Lycidas, geschrieben von Christoph Marzi. Dieses Buch ist der Auftakt zu einer Trilogie. Es hat mich 14 Euro gekostet, was ich für das 859 seitige Buch aber nicht als zu viel empfinde.

***Der Klappentext***

„Die Welt ist gierig und manchmal verschlingt sie kleine Kinder mit Haut und Haaren..“

Es geschehen seltsame Dinge in London. Im Waisenhaus des grausamen Mister Dombey traut die kleine Emily Laing ihren Augen nicht, als sie eines Morgens in der Küche von einer Ratte angesprochen wird, die sich ihr höflich als Hironymus Brewster vorstellt. Eine Sinnestäuschung? Nein, denn bald darauf bleibt Emily nichts anderes übrig, als an die Existenz von wundersamen Wesen zu glauben- als sie nämlich Zeugin wird, wie ein Werwolf eines der Mädchen aus den Schlafsaal für Neuzugänge stiehlt. In Begleitung der Ratte – sowie eines Elfen namens Maurice Micklewhite und des mürrischen Alchimisten Wittgenstein-maxht sich Emily auf die Suche nach der verschwundenen Mara. Die Spur führt die Gefährten in die Uralte Metropole, eine geheimnisvolle Stadt unter der Stadt, ein dunkles, gefährliches Reich, in dem gefallene Engel hausen und antike Gottheiten über das Schicksal der Menschen walten. Doch was steckt wirklich hinter den Kindesentführungen , von denen London regelmäßig heimgesucht wird? Und wer ist der mysteriöse Herrscher der Uralten Metropole, der sich Lycidas nennt?


***Der Inhalt***

Tatsächlich trifft es der Klappentext schon ganz gut. Emily Laing ist ein einäugiges Mädchen, das in einem schrecklichen Waisenhaus aufgewachsen ist. (Oliver Twist lässt grüßen) Ihre einzigen Freunde sind ein recht demolierter Teddybär und das dunkelhäutige Mädchen Aurora. In dem Waisenhaus gehen seltsame Dinge vor. Eine Frau, die von den Kindern nur „Snowwhitepink“ genannt wird, nimmt regelmäßig einige der Kinder mit. Die tauchen dann entweder völlig verstört oder gar nicht mehr auf.

Wie alle Waisenkinder, so möchte auch Emily wissen, wo ihre Wurzeln liegen und schleicht sich ins Zimmer des Leiters, um nach ihrer Akte zu suchen. Doch sie wird erwischt, gleichzeitig wird die kleine Mara entführt und Emily flieht Hals über Kopf aus dem Waisenhaus.

Schließlich trifft sie ihren zukünftigen Mentor Wittgenstein, der ihr ihre Herkunft erläutert. Emily ist eine Halbelfe, das verbotene Kind, hervorgegangen aus einer Verbindung zwischen einer Elfe und einem Menschen. Aber diese Tatsache beschert ihr auch ganz spezielle Talente. Emily ist eine so genannte Trickster und ihr besonderes Talent, ermöglicht es ihr in den Verstand anderer Menschen zu schlüpfen. So kann sie dabei helfen die verschwundenen Kinder Londons zu suchen, obwohl sie gerade einmal 12 Jahre alt ist.


In der uralten Metropole, die unterhalb Londons liegt, begegnen ihr dann auch seltsame Gestalten. Sie trifft auf Werwölfe, Rabenmenschen, Irrlichter, Elfen und Spinnenmänner…

So mehr wird nicht verraten.


***Meine Meinung***

Da ich dieses Buch in der Jugendabteilung gefunden hatte, freute ich mich eigentlich auf nette beschauliche Jugendfantasy. Nun schon sehr bald merkte ich, das daraus nichts wurde. In dem ganzen Buch herrscht eine sehr düstere Atmosphäre und manche Szenen, gehen von unheimlich über ekelig bis zu grausam. Somit ist dieses Buch nichts für eher jüngere Leser.

Verwirrend fand ich von Anfang an, die Erzählperspektive, die der Autor gewählt hat. Zwar bekommt man größtenteils Emilys Leben mit, freut sich und leidet mit ihr, doch der Erzähler ist Wittgenstein und zwar aus der Ich - Perspektive. Das störte meinen Lesefluss schon das ein oder andere Mal und ich brauchte etwas Zeit um mich wieder zu orientieren.

Bis zur Mitte des Buches hatte ich mich aber an den doch recht eigenwilligen Erzählstil gewöhnt. Eine andere erzähltechnische Feinheit, die mir nach einiger Zeit doch recht auf den Keks ging, war die ständige Wiederholung von gewissen Phrasen. Das von mir schon erwähnte „Zufälle gibt es nicht“, kommt ständig gedacht und gesprochen von verschiedenen Charakteren vor. Wittgenstein denkt sich ungefähr einhundertmal „Dieses Kind!“ Ein running Gag in dem Buch ist der Ausspruch „Fragen Sie nicht!“ Irgendwann ist auch aus der schönsten Wiederholung, die Luft raus und sie beginnt zu nerven. So ging es auf jeden Fall mir. Seltsam fand ich auch , dass Wittgenstein Emily siezt obwohl sie doch gerade zwölf ist. Aber wahrscheinlich soll damit nur die höfliche englische Art und der Respekt zwischen Wittgenstein und Emily vermittelt werden.

Abgesehen von diesen sprachlichen Feinheiten, hat mir dieses Buch aber recht gut gefallen. Ich schreibe „recht gut“, weil ich mich im Mittelteil des Buches kolossal gelangweilt habe. Das Buch ist quasi in drei Abschnitte unterteilt. Im zweiten Teil, lernt man Emily zwar etwas besser kennen aber es passiert so ziemlich nichts. Es wäre nett gewesen, diesen Teil etwas zu straffen, weil ich mich an dieser Stelle sehr durchquälen musste. Dafür ist der dritte Teil des Buches dann aber wieder sehr spannend.

Abgesehen von der Geschichte gibt es in diesem Buch eine Menge literarische Anspielungen, wer mit den Werken von Charles Dickens vertraut ist, wird hier einiges bekanntes wiederfinden. Auch ein komplett aus einem Film übernommener Dialog soll sich in diesem Buch befinden. Einige historische Andeutungen sind hier aber auch zu finden. Ich habe bestimmt nur einen winzigen Teil der Anspielungen beim Lesen mitbekommen. Aber aus Internetforen, weiß ich, dass sie in diesem Buch noch eine Menge mehr verbirgt.

In diesem Buch werden historische Vorkommnisse auch ganz anders erklärt. In einer Welt mit Elfen und Werwölfen, ist es natürlich die Dinge in ein gewisses „magisches“ Licht zu tauchen. So wird in diesem Buch erklärt, dass Jack the Ripper kein menschlicher Mörder war, sondern ein Golem. Eine Gestalt aus Erde und Magie, die einfach etwas menschliches in sich haben wollte und so das eine oder andere Organ seiner Opfer mit sich nahm.


Die zahlreichen Anspielungen und die alternative Erklärung von Vorkommnissen hat mir sehr gut gefallen. Auch die Schilderung des oberirdischen und unterirdischen Londons ist dem Autor sehr gut gelungen. Wer Emilys Weg durch London folgen möchte, kann einen Blick auf die im Buch enthaltene kleine Karte Londons werfen. Christoph Marzi hat viele Mythen- und Sagengestalten in seiner Geschichte auftreten lassen. Jedoch hat er ihnen ein für mich neues Gesicht gegeben.


***Der Autor***

Christoph Marzi, Jahrgang 1970, wuchs in Obermendig nahe der Eifel auf, studierte in Mainz und lebt heute mit seiner Frau Tamara und seinen zwei Töchtern im Saarland. Derzeit kehrt er häufig in die Uralte Metropole zurück, da die Geschichte um Emily Laing und Wittgenstein noch längst nicht zu Ende ist. Übrigens ist er Lehrer von Beruf.

***Leseprobe***

Kapitel 1
Dombey & Son

„Die Welt ist gierig und manchmal verschlingt sie kleine Kinder mit Haut und Haaren. Emily Laing erfuhr dies, bevor ihre Zeit gekommen war. Als sie meinen Weg kreuzte, flüchtete sie vor denen, die ihr eine Zukunft versprochen hatten, jenen die täuschen und lügen und betrügen und dafür sorgen , dass das Lächeln in Kindergesichtern traurig und unecht wirkt. Außer Atem kniete das Mädchen am Fuße einer Rolltreppe in der Tottenham Court Road, während der lauwarme Wind eines nahenden Zuges ihr das rote, lockige Haar aus dem schmutzigen Gesicht blies. Ängstlich sah sich mich an, und als ich der Ratte gewahr wurde, die neben dem Mädchen auf dem Boden saß und zutraulich die Schnauze gegen die Hand der Kleinen drückte, um mich sodann mit wachsamen Kulleraugen zu mustern, wusste ich, dass ich die Untergrundbahn nicht alleine verlassen würde.“


***Fazit***

Dieses Buch hat mich durchaus gut unterhalten. Vieles ist darin verwoben worden, doch es ist ein völlig neues Muster daraus entstanden. Christoph Marzi hat eine neue Welt erschaffen, die jedoch stark auf der uns bekannten Welt basiert. Den Ich-Erzähler fand ich schon etwas verwirrend und der Mittelteil hat mich gelangweilt. Die ständigen Wiederholungen nervten nach einiger Zeit. Doch alles in allem bin ich geneigt diesem Buch vier Sterne, für seine tolle, sehr dichte Atmosphäre zu geben. Empfehlen kann ich es auch, besonders Menschen die von sich selbst sagen literarisch bewandert zu sein (ich bin es wohl nicht) oder herkömmlicher Fantasy nichts abgewinnen können. Dieses Buch garantiert viele Stunden Lesevergnügen, wenn man einmal vom mittleren Teil absieht. Also vier Sterne und eine Empfehlung!

Lycidas Christoph Marzi
Prei 14 Euro
Isbn 3-453.53006-3
Erstveröffentlichung 12/2004
Erschienen beim Wilhelm Heyne Verlag

62 Bewertungen, 24 Kommentare

  • kreinsch2

    12.06.2008, 23:07 Uhr von kreinsch2
    Bewertung: sehr hilfreich

    liebe Grüße von kreinsch2

  • bodenseestern

    20.01.2007, 14:09 Uhr von bodenseestern
    Bewertung: sehr hilfreich

    **liebe Grüße Petra**

  • Django006

    06.01.2007, 15:33 Uhr von Django006
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh & *lg* Alan ;>))))

  • anonym

    06.01.2007, 13:43 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Biggi :-)

  • Torombolina

    24.11.2006, 12:00 Uhr von Torombolina
    Bewertung: sehr hilfreich

    Ich bin gar keine Leseratte

  • 78sunny

    29.09.2006, 17:16 Uhr von 78sunny
    Bewertung: sehr hilfreich

    Kling wie ein interessantes Buch. Werde es wohl einmal ausprobieren ob mich der Schreibstil auch so stört! Danke für diesen Bericht. Bin voll neugierig auf das Buch geworden! LG Sunny

  • oxalife

    14.09.2006, 22:05 Uhr von oxalife
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Oxalife

  • mural9

    13.09.2006, 17:20 Uhr von mural9
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Inna

  • Tweety30

    09.09.2006, 14:58 Uhr von Tweety30
    Bewertung: sehr hilfreich

    ☼ sh. Sonnige Grüße, Tweety30! ☼

  • junior33

    05.09.2006, 13:05 Uhr von junior33
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH und liebe Grüße, Ingo !

  • lueckingb

    02.09.2006, 19:17 Uhr von lueckingb
    Bewertung: sehr hilfreich

    Auch ich glaube nicht an Zufälle - Gruß

  • anonym

    02.09.2006, 19:01 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    gut beschrieben

  • samatweb

    01.09.2006, 19:16 Uhr von samatweb
    Bewertung: sehr hilfreich

    +++ SH +++ Gruß

  • anonym

    31.08.2006, 23:54 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr Hilfreich

  • cobinho

    30.08.2006, 16:39 Uhr von cobinho
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, lg patrick

  • anonym

    25.08.2006, 20:43 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh :o)

  • Hatma

    25.08.2006, 01:24 Uhr von Hatma
    Bewertung: sehr hilfreich

    SH, LG Hatma

  • anonym

    24.08.2006, 14:16 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    spitze-lg patricia

  • anonym

    24.08.2006, 01:01 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Liebe Grüße Edith und Claus

  • sudden23

    22.08.2006, 04:39 Uhr von sudden23
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg Martin

  • bigmama

    22.08.2006, 00:01 Uhr von bigmama
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, LG Anett

  • anonym

    21.08.2006, 16:40 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Lieben Gruss, Manuela

  • ShortBrini

    21.08.2006, 14:48 Uhr von ShortBrini
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner Bericht....Brini

  • kolibri850

    21.08.2006, 14:41 Uhr von kolibri850
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh, Gruß Michael