Zwölf (Taschenbuch) / Nick McDonell Testbericht

Kiepenheuer-witsch-gmbh-zwoelf-taschenbuch
ab 10,00
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Erfahrungsbericht von roobii

viel gelobt und doch nur Mittelmaß !?

Pro:

schnell, neu, frisch

Kontra:

kommt vom Vorbild nicht weg

Empfehlung:

Ja

Wer kann sich nicht noch an das \"Literarische Quartett\" erinnern? Einmal im Monat nahmen Reich-Ranicki und Co die neuesten Bücher aufs Korn. Vor 2 Jahren kam es dann zum Bruch der 4 Literaturwaisen und eine vergleichbare Sendung war nicht mehr zu finden. Das ZDF entdeckte den Bedarf und schickte mit Elke Heidenreich und ihrer neuen Sendung \"Lesen!\" einen neuen Kandidaten ins Rennen. Logisch, dass ich diese Sendung sofort verschlang, war doch Frau Heidenreich in meinen Augen viel angenehmer als der Knauserkopf Reich Ranicki. Im April 2003 begann die Serie mit Gaststar Harald Schmidt.

Zu den ersten Büchern gehörte auch das Buch \"Zwölf\" vom jungen Schriftstellen Nick McDonell. Der erst siebzehnjährige New Yorker legte mit diesem Buch ein international viel diskutiertes Werk vor. Frau Heidenreich und Herr Schmidt waren voll des Lobes und so kam es, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollte.

Kurze Zeit später lag das Buch dann Dank Amazon in meinen Händen und ich verschlang es innerhalb weniger Stunden. Und ich kann mich kaum zu einer festen Meinung hinreißen lassen. Die Schnelligkeit der Erzählweise, die Brutalität der Ereignisse und die Absurdität des Themas lassen mich in meinem Urteil schwanken.

Hier also kurz zum Thema des Buches:
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Nick McDonell beschreibt den Alltag eines fast durchschnittlichen Jugendlichen in New York, seiner Heimatstadt. Mike ist unscheinbar, hat seine Schule ohne Schwierigkeiten beendet und gammelt nun ein Jahr seine Zeit ab, bevor das Studentenleben beginnt. Diesen Luxus kann man sich als Kind der Upper Class leisten. Leute die mit unendlichem Reichtum gesegnet sind und daher am Alltag des Normalmenschen vorbeileben. Das Leben dieser Menschen besteht nur aus Geld verdienen und Geld verschleudern. Schnell wird die reale Welt uninteressant und Exzesse bestimmen den Tagesablauf. Es ist schick 20000 Dollar für ein Kleid auszugeben oder 1000 Dollar für ein Essen im Restaurant auszugeben. In dieser Welt wächst Mike auf. Seine Eltern kümmern sich kaum um ihn und nach dem Tod seiner Mutter wird er zum Einzelgänger.

Aber Mike ist anders. Er besäuft sich nicht regelmäßig, raucht nicht und nimmt auch keine Drogen, wie der Großteil seiner Schulfreunde. Nein er hat sich ein spezielles Hobby gesucht und er beherrscht es perfekt. Mike, von seinen Kunden White Mike genannt, dealt mit Drogen. Nötig hätte er es nicht, denn Geld hat er im Überfluß, jedoch reizt ihn die Gefahr und das ist ja wohl der Dreh- und Angelpunkt im Leben der beschriebenen Kids. Ausgestattet mit Unmengen von Geld ist jedes Abenteuer möglich. Und was reizt da ein teures Auto, wenn es der Kumpel schon hat. Im Drogenrausch jedoch erleben die Kids das Unmögliche und Mike versorgt sie mit dem Stoff der Träume \"Zwölf\". Diese fiktive Superdroge gibt dem Werk auch den Titel.

Die fünf Tage die Nick McDonell in seinem Buch beschreibt, laufen im Schnelldurchlauf vor mir ab. 97 kurze Kapitel rasen in 240 Seiten verpackt am Leser vorbei. Diese Zeit zwischen Weihnachten und Sylvester sind geprägt von den Vorbereitungen für die Party des Jahres Sylvester. Hier soll die Clique zusammenkommen und ein berauschendes Fest feiern. Der Weg dahin ist gespickt mit Mikes Beschreibungen seiner Umwelt, seine Gefühle und den Taten seiner Mitschüler. In schnell wechselnden Abschnitten geht es um Alltagsprobleme wie quälender Liebeskummer, die neuste Mode, die nächste Nasen-OP, die besten Drogen, die praktischsten Waffen und immer wieder blanke Gewalt. Kurz gesagt die normalen Problemen junger superreicher Jugendlicher in NewYork. Jeden ist klar, dass dieser Wettlauf in einem großen Desaster enden muss und mit einem fulminanten Schluß wird man auch nicht enttäuscht.

Fazit
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Wie schon im Vorspann angesprochen, bin ich mit meinem Urteil hin und her gerissen. Einerseits bewundere ich den Autor. Mit siebzehn Jahren einen so vielbesprochenen Roman zu veröffentlichen, ist schon ein Meisterstück. Hört man dann jedoch, dass seine Eltern in der Medienbranche tätig sind und sein Onkel das Buch verlegt hat, ahnt man wieso der Einstieg in die Schriftstellerei so einfach gelang. Liest man sich dann tiefer in das Buch, erkannt man viele Elemente wieder. Leider sind seine Vorbilder nicht zu leugnen. Bret Easton Ellis dessen verfilmtes Werk \"American Psycho\" hier wohl Pate gestanden hat, hätte es wohl besser gemacht. Im direkten Vergleich, wirken die Charaktere sehr flach, die Handlungsweise manchmal zu durchsichtig und der Hintergrund zu verworren und an den Haaren herbeigezogen. Jedoch ist ein Eintauchen in 240 Seiten wohl kaum tiefer möglich und vielleicht auch nicht beabsichtigt. Mir persönlich waren die Ausführungen zu knapp, ein bisschen mehr literarische Umschreibung und Erläuterung ist mir lieber. Die Schnelligkeit des Buches ist enorm. Das passt ideal zur Stimmung der Handlung, jedoch sind die Sprünge manchmal sehr hart zu verkraften.

Alles in allem bin ich der Meinung die Euphorie um dieses Buch ist etwas übertrieben. Für das Alter des Schriftstellers ist die Leistung sicherlich enorm, jedoch für den Pulizer-Preis würde ich ihn nicht nominieren. Die Nähe zur Szene, Nick McDonell ist schließlich genau in dieser Welt groß geworden, sollte dem Buch helfen, jedoch wirkt manch Kapitel zu überspitzt und ausgedacht. Trotzdem ist der Einblick den uns McDonell hier gewährt erschreckend. Junge Leute langweilen sich zu Tode und probieren so jegliche Exzesse aus, unfähig sich der normalen Welt zu stellen. Das ist wohl das Land der unendlichen Möglichkeiten, auf das ich dann gern verzichte!

Fakten
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Titel: Zwölf
Autor: Nick McDonell
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Seiten: 240
Erscheinungsdatum: Februar 2003
ISBN: 3462032283
Preis: EUR 7,90

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