Miltenberg Testbericht

Es war einmal ein kleines, bayerisches Städtchen mitten im Dreieck zwischen Frankfurt, Heidelberg und Würzburg, das entführte seine Besucher in eine andere Zeit.
Miltenberg, an einer Ecke des Mainvierecks gelegen, zieht mit seiner malerischen Altstadt und seiner ansehnlichen Burg jährlich Tausende von Touristen an. Ein Blick auf Miltenbergs Geschichte und seine Sehenswürdigkeiten macht dies auch verständlich…

=== MILTENBERGS GESCHICHTE ===

URNENFELDERZEIT UND FRÜHMITTELALTER
Auf dem Greinberg, der günstig über dem Maintal liegt, lassen sich von der Urnenfelderzeit (von c.a. 1200 bis 700 v. Chr.) bis ins frühe Mittelalter Siedlungsspuren nachweisen. Dort errichteten die Kelten einen Ringwall, der heute noch stellenweise sichtbar ist. Zwischen 150 und 260 n. Chr. sicherten römische Soldaten in zwei Kastellen (Altstadt und Gartenstraße) den Limes, der zwischen Bürgstadt und Miltenberg auf den Main trifft. Aus dieser Zeit sind noch zahlreiche Funde vorhanden, die im Stadtmuseum bewundert werden können.

MITTELALTER
Auf dem Altstadtkastell entstand eine Vorläufersiedlung, das oppidum Walehusen. Bereits vor der ersten Nennung der Stadt existierte hier eine bedeutende Sandsteinverarbeitung, die hauptsächlich Sarkophage und Mühlsteine herstellte. 1226 wurde dann die "Miltenburc" als Besitz des Erzbischofs von Mainz erstmals urkundlich erwähnt. Etwa 10 Jahre später, im Jahr 1237, wurde in einer Urkunde für das Kloster Bronnbach Miltenberg erstmals als Stadt, Zollstelle und Handelsplatz genannt. Um 1240 wurde die pfälzische Stadt Wallhausen zerstört, woraufhin die meisten Einwohner in den Schutz der Miltenberger Burg zogen. Da Miltenberg günstig an der Welthandelsstraße zwischen Nürnberg und Frankfurt lag, die hier den Main überquerte, entwickelte sich Miltenberg rasch weiter.


IM DREIßIGJÄHRIGEN KRIEG
Im Dreißigjährigen Krieg erwies sich Miltenbergs günstige Verkehrslage dann aber eher als Nachteil. Aufgrund der ständigen Truppendurchzüge wurde die wirtschaftliche Lage der Stadt verschlechtert. Letztendlich wurde die Einwohnerzahl durch den Dreißigjährigen Krieg halbiert - an dessen Ende verteilten sich die Einwohner auf nur noch 300 Häuser!


MILTENBERG WIRD BAYERISCH
Erst 1816 wurde Miltenberg bayerisch. Die napoleonischen Kriege und die neue Grenzlage verschlechterten allerdings zunächst die wirtschaftliche Lage der Stadt.

HEUTE
Heute ist Miltenberg eine bayerische Touristenhochburg, die ihren Besuchern viele geschichtsträchtige Schätze bieten kann.

=== MILTENBERGS SEHENSWÜRDIGKEITEN ===

STADTMUSEUM
Das Stadtmuseum Miltenbergs befindet sich in der Altstadt, am sogenannten Schnatterloch, direkt unterhalb der Burg. In einem geschichtsträchtigen Fachwerkhaus sind viele interessante Funde untergebracht, die die Stadtgeschichte veranschaulichen. Die Funde sind in verschiedene Abteilungen unterteilt: Römerzeit, Entstehung Miltenbergs, Glaubenssache, Vom Alltag, Bayerische Zeit, Geschichten des Hauses und in die Gemäldegalerie. Durch diese Aufteilung wirkt das Museum recht übersichtlich. In einigen Räumen ist die Geschichte zusätzlich durch Hörstücke dargestellt und veranschaulicht. Die Aufbereitung der geschichtlichen Fakten ist auch auf den Schau- und Infotafeln sehr liebevoll gestaltet. Nicht nur deshalb hat das Museum 1999 den bayerischen Museumspreis erhalten.
Das Museum fand ich auf jeden Fall sehenswert. Mich persönlich haben vor allem die Fundstücke der Römerzeit beeindruckt - hier kann man zum Beispiel noch einen Toutonenstein bewundern, aber auch Werkzeuge, Münzen und weitere Alltagsgegenstände der römischen Soldaten sind hier ausgestellt.
Museum Stadt.Miltenberg
Hauptstraße 169 - 175
63897 Miltenberg
Tel.: 09371 / 668504
Fax: 09371 / 6698618
E-Mail: [email protected]
Öffnungszeiten:
- Von April bis Oktober: Dienstag - Sonntag: 10:00 Uhr - 17:30 Uhr
- Von November bis Januar: Mittwoch - Sonntag: 11:00 Uhr - 16:00 Uhr
- Von Februar bis März: geschlossen
Eintrittspreise:
- Erwachsene: 4 Euro
- Jugendliche, Schüler, Studenten, Schwerbehinderte: 3 Euro
- Familienkarte: 9 Euro


MILDENBURG
In den letzten Jahren konnte nur das Außengelände der Mildenburg mit ihrem Bergfried und ihrem Burghof besichtigt werden. Nachdem nun die Räumlichkeiten der Burg aufwendig restauriert wurden, ist darin ein Kunstmuseum untergebracht. Hier werden neben Ikonen auch moderne Kunstwerke aus der Kunstsammlung der Diözese Würzburg ausgestellt. Es können also nicht nur rumänische Hinterglasikonen sowie russische und griechische Ikonen betrachtet werden, sondern auch Kunstwerke des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Mischung aus Kunst und Baudenkmal hat mir zwar ganz gut gefallen, trotzdem hätte meiner Meinung nach das Stadtmuseum noch besser in die Mildenburg gepasst.
Museum Burg Mildenburg
63897 Miltenberg
Tel.: 09371 / 668504
Fax: 09371 / 6698618
E-Mail: [email protected]
Öffnungszeiten:
- Mai bis Oktober: Dienstag - Freitag: 13.00 Uhr - 17.30 Uhr und Samstag - Sonntag: 11:00 Uhr - 17:30 Uhr
- November - April: geschlossen
Eintrittspreise:
- Erwachsene: 3 Euro
- Jugendliche, Schüler, Studenten, Schwerbehinderte: 2 Euro
- Familienkarte: 8 Euro
Vom Bergfried und vom Burgtor aus hat man einen herrlichen Ausblick über Miltenbergs Altstadt, die Stadtmauer, die Mainschleife und auch auf das gegenüberliegende Kloster Engelberg. Die Burg lässt sich über mehrere Aufstiege und Treppen direkt von der Altstadt aus erreichen. Fährt man die Straße an der Stadtmauer entlang, so kann man sein Auto auch in etwa auf Höhe des Judenfriedhofs abstellen und erst von dort aus zur Burg aufsteigen. In beiden Fällen muss der letzte Aufstieg zur Burg zu Fuß erledigt werden, da sich die Burg nicht direkt anfahren lässt. Rund um die Burg sind viele Waldwanderwege, die unter anderem auch am Limes entlang führen. Mitten im Wald findet man außerdem auch noch Reste der Burgmauer und eines äußeren Burgtors.


ALTSTADT
Die Miltenberger Altstadt ist unverwechselbar schön. Die Fußgängerzone schlängelt sich durch eine ganze Reihe geschichtsträchtiger Fachwerkbauten, die mit Details wie kleinen Erkern und fantasievollen Fensterverzierungen zu glänzen wissen. Unter diesen historischen Fachwerkbauten ist zum Beispiel auch das “Hotel zum Riesen”, die älteste Fürstenherberge Deutschlands, zu finden.
Das Würzburger Tor, eines der erhaltenen Stadttore, am einen Ende der Altstadt sowie der Bergvorsprung mit der Mildenburg am anderen Ende runden das Bild der mittelalterlichen Altstadt ab. Ich konnte noch mindestens 3 erhaltene Stadttore entdecken, eines davon durchfährt man mit dem Auto auf dem Weg auf die Mainbrücke. Auch die Stadtmauer ist noch in großen Teilen vorhanden. Oberhalb der Altstadt führt ein Weg an der Stadtmauer entlang zur Burg - von hier aus hat man einen wunderbaren Ausblick auf die Altstadt und die Stadtmauer.
In den malerischen Gassen findet der Besucher außerdem viele, kleine Läden, in denen es auch das ein oder andere Souvenir zu entdecken gibt. Außerdem finden sich neben dem “Riesen” noch weitere nette Gasthäuser, in denen man mit der fränkischen Küche verwöhnt wird.


JUDENFRIEDHOF
Von der Altstadt geht - wie schon erwähnt - eine Treppe hoch zur Burg. Auf dem Weg dorthin kommt man außerhalb der Stadtmauern an einem Judenfriedhof vorbei, der inzwischen nicht mehr genutzt wird. Die jüdische Gemeinde Miltenbergs war im Mittelalter neben Worms, Speyer und Bamberg recht bedeutend. Der Friedhof entstand in dieser Zeit und ist bis heute recht gut erhalten. Einige Grabsteine sind inzwischen kaum noch zu entziffern, andere sind bereits ganz im Erdboden verunken oder nur noch teilweise sichtbar. Neben dem Judenfriedhof können auch noch eine Synagoge sowie die Reste einer Mikwe (jüdisches Badehaus) von der Geschichte der jüdischen Gemeinde erzählen.


STADTFÜHRUNGEN
In Miltenberg und Umgebung werden Stadtführungen zu verschiedensten Themen angeboten: zur Stadtgeschichte, zu den Hexenverbrennungen, zur jüdischen Geschichte, zur Geschichte der kirchlichen Gemeinden und zur Ordensgeschichte. Außerdem können auch besondere Führungen, wie zum Beispiel die Nachtwächterführung, gebucht werden. Auch eine Führung mit Wanderung am Limes entlang wird angeboten.
Informationen zu Terminen und Preisen erhält man bei der Tourismusgemeinschaft Miltenberg Bürgstadt Kleinheubach:
Engelplatz 69
63897 Miltenberg
Tel.: 09371/404119
Email: Stadtfü[email protected]
Internet: www.miltenberg.info
Hier erhält man übrigens auch die Termine der aktuellen Veranstaltungen. Neben der alljährlichen Michaelismesse gibt es noch viele weitere Festlichkeiten wie beispielsweise das Winzerfest, das Altstadtfest und den Weihnachtsmarkt.


SCHIFFFAHRT IN UND UM MILTENBERG
An der Mainpromenade kann man in den Sommermonaten auch Schiffe entdecken, die tolle Rundfahrten anbieten. Es gibt Touren nach Wertheim und Aschaffenburg. Die Umgebung um Miltenberg herum ist traumhaft und eignet sich perfekt für eine Schifffahrt. Der aktuelle Fahrplan lässt sich im Internet unter www.reederei-henneberger.com einsehen.

=== MEIN FAZIT ===

Miltenberg ist ein kleines, nettes Städtchen mit vielen geschichtsträchtigen Details, die nur darauf warten, bestaunt zu werden. In den Sommermonaten ist Miltenberg von Touristen oft nahezu überflutet - letzten Sommer haben wir einmal über eine Stunde gebraucht, um einen Platz in einer der zahlreichen Eisdielen zu ergattern. Mit solchen Touristenfluten verliert das historische Flair leider etwas an Spannung, da es durch das rege Treiben in den ohnehin sehr schmalen Gassen unmöglich wird, die geschichtsträchtige Atmosphäre richtig auf sich wirken zu lassen. Ein sonniger Herbsttag ist also eher für eine Zeitreise in das mittelalterliche Miltenberg geeignet. Die alten Fachwerkhäuser, die Kopfsteinpflaster, die verwinkelten Gässchen, die Burg, die Stadttore und der historische Marktplatz laden einfach zum Träumen ein, da sie Zeugen einer anderen Zeit sind.

Ich vergebe die vollen 5 Sterne für ein historisches Städtchen, das auf jeden Fall sehenswert ist