Oberstdorf Testbericht

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Erfahrungsbericht von langevolker

Perle der Allgäuer Alpen

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Am Wochenende war ich mal wieder auf Reisen. Und da ich eigentlich noch nie in den so richtig hohen Bergen war (abgesehen einmal als kleines Kind im Pitztal, wo ich mich aber nicht mehr so richtig daran erinnern kann), entschied ich mich diesmal dafür, mal einen Abstecher in die Alpen zu machen - auch wenn diese fast 500 km von meiner Heimatstadt entfernt sind, aber 10 Stunden Bahnfahrt mit dem Wochenend-Ticket machen einem Extrem-Eisenbahn-Fan wie mir nichts aus - ganz im Gegenteil eigentlich.

Oberstdorf ist sowohl auf der Straße als auch mit der Bahn recht gut zu erreichen. Von der etwa 40 km entfernten Autobahn-Anschlußstelle Waltenhofen auf der A980, welche man über die A7 ab Kempten erreicht, sind es noch gut 35 km über die leider zu allen Jahreszeiten sehr stark befahrene B19. Auch mit der Bahn ist es relativ problemlos, die Perle der Allgäuer Alpen zu erreichen. Stündlich kommt man mit RegionalExpress/InterRegio-Zügen nach Kempten, welche von dort aus abwechselnd im Zwei-Stunden-Takt weiter nach München (InterRegio) bzw. nach Ulm (RegionalExpress) verkehren, von wo aus man dann Anschlüsse in alle Richtungen hat. Halbstündlich kommt man bis nach Immenstadt. Nicht nur dem Eisenbahn-Freund, sondern auch allen anderen, sei also die Fahrt mit der Bahn empfohlen, insbesondere in Ansicht dessen, dass man auch in Oberstdorf und in der Umgebung selbst hervorragend und zu günstigen Preisen (z.B. EUR 4,50 für die Tageskarte für den gesamten südlichen Oberallgäu - als Urlaubsgast erhält man zudem mit der Gäste-/Kurkarte weitere Ermäßigungen) mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis ins österreichische Kleinwalsertal gelangt.

Bei der Fahrt mit der Eisenbahn kann man sich außerdem auch viel schöner auf die beeindruckende Landschaft, die sich einem schon bei der Fahrt durch die Allgäuer Bergwelt zwischen Immenstadt und Oberstdorf und bei der abschließenden Einfahrt nach Oberstdorf darbietet, konzentrieren. Der kleine Bahnhof selbst zählt nach dem Umbau vor einiger Zeit außerdem zu einem der schönsten in Deutschland.

Vom Bahnhof aus gelangt man dann entweder mit dem umweltschonenden Elektro-Bus oder zu Fuß ins Stadtzentrum bzw. zu einem der zahlreichen Hotels ode Pensionen. Auch die Weiterreise ins österreichische Kleinwalsertal mit dem alle 10 Minuten verkehrenden "Walserbus" oder zur Fellhornbahn ist möglich.

Damit wären wir dann auch schon bei den zahlreichen Möglichkeiten, die Oberstdorf selbst dem Urlauber oder Tagesausflügler zu bieten hat.

Die Hauptattraktion des Ortes mit dem übersichtlichen Stadtzentrum, welches wie das aller touristischen Anziehungspunkte vollgestopt ist mit Gastronomie-Betrieben, Souvenir-Shops und ähnlichem, und dessen Wahrzeichen die Pfarrkirche ist, ist mit Sicherheit das Nebelhorn, welches mit 2224 m ü.NN der höchste Berg in den Allgäuer Alpen ist. Auf den Gipfel gelangt man mit der Nebelhornbahn, einer modernen Großkabinenbahn, welche den Fahrgast in drei Abschnitten (also mit zweimaligem Umsteigen) nach oben befördert. Die Fahrtkosten für Personen ohne Ski- oder Snowboardausrüstung betragen für die Berg- und Talfahrt, die ich selbst in Anspruch genommen habe, bis auf den Gipfel 22 EUR. Dafür wird man dann allerdings mit dem überwaltigenden "400-Gipfel-Panorama" belohnt, welches gerade dann besonders beeindruckend ist, wenn man, wie ich, vorher noch nie in solcher Höhe sich aufgehalten hat. Sowohl auf der 1900 m hohen Bergstation als auch auf dem Gipfel kann sich zudem - leider recht kostspielig - der bodenständigen bayerischen und dem Tourismus angepassten Gastronomie hingeben.

Über das schöne Skigebiet kann ich als Nicht-Skifahrer leider nicht mehr sagen, als dass es auf mich einen gepflegten, aber auch anspruchsvollen Eindruck gemacht hat. Auch die Vielzahl der Leute, die sich im März noch dort oben befunden haben, scheint positiv für das Skigebiet am Nebelhorn zu sprechen.

Bei der Fahrt mit der Nebelhorn vom 815 m hohen gelegenen Tal nach oben hinauf überquert man schon unten eine weitere der Attraktionen Oberstdorf. Im Schattenberg-Skisprung-Stadion mit seinen fünf Schanzen findet jedes Jahr Ende Dezember das erste der vier Skispringen der Vierschanzentournee statt.

Für den Touristen sehr interessant ist aber vor allen Dingen eine Besichtigung der Heini-Klopfer-Skiflug-Schanze, welche sich etwa 5 km südlich des Ortes befindet, mit dem Bus aber mindestens halbstündlich zu erreichen ist. Bei der Schanze handelt sich um eine der größten Skisprung-Anlagen der Welt. Der Schanzenrekord liegt so bei beachtlichen 218 m und wenn man ganz oben am höchsten Punkt der Schanze steht und den Blick nach unten wagt, kann man nur beeindruckt sein über den Mut, den die Skispringer hier oben aufbringen müssen. Nach oben gelangt man von der Bushaltestelle aus zunächst mit dem Sessellift bis zum Absprungtisch und dann weiter mit einem Personenaufzug, der einen in Schrägfahrt innerhalb der Schanze selbst, ganz nach oben befördert. Die Fahrtkosten für die Fahrt nach oben und wieder nach unten betragen insgesamt EUR 5,-. Man kann allerdings auch nur nach oben fahren und nach Besichtigung der Schanze das ganze mit einer Wanderung bis zum 3 km entfernt gelegenen Fellhorn kombinieren.

Das Fellhorn ist mit 2037 m das zweite große Skigebiet Oberstdorfs. Den Gipfel erreicht man mit der angeblich größten Seilbahn Deutschlands, der Fellhornbahn. Über die Preise hier kann ich leider nichts Genaues sagen, da ich selbst nich aufs Fellhorn hinauf gefahren bin. Ich bin nur insoweit informiert, dass man von hier aus auch bis ins ganz nahe Österreich, ins Kleinwalsertal, hinüber gelangen kann.

Das Kleinwalsertal selbst ist einer der beliebtesten Ausflugsziele von Oberstdorf aus. Alle 10 Minuten gelangt man mit dem Walserbus vorbei am Söllereck, dem dritten Skigebiet Oberstdorfs, nach Riezlern, dem Hauptort des Kleinwalsertals, welches als eines der schönsten Alpentäler überhaupt beschrieben wird, und weiter nach Baad. Besonders ist, dass das Kleinwalsertal politisch zwar zur Republik Österreich zählt, von dieser aber durch das Gebirge abgeriegelt ist, so dass es dem deutschen Zoll- und Wirtschaftsgebiet angehört. So haben die Orte z.B. zwei Postleitzahlen, zum einen die vierstellige österreichische, zum anderen aber auch die fünfstellige deutsche PLZ. Auch kann man hier sowohl bei deutschen Banken sein Geld abheben als auch bei den vertretenen österreichischen. Im Hauptort Riezlern findet man neben der Kanzelwandbahn, die einen auf die 1980 m hohe Kanzelwand - von hier oben kann man auch das Skigebiet rund ums Fellhorn (s.o.) erreichen - sogar ein Casino.

Eine weitere Hauptattraktion Oberstdorfs ist die Breitachklamm. Leider kann ich darüber nichts aus persönlicher Erfahrung sagen, da die Klamm während der Zeit der Schneeschmelze nicht zugänglich ist. Bilder, die ich in Prospekten gesehen habe, waren allerdings schon so beeindruckend, dass ich der Meinung bin, diese bei meinem nächsten Besuch unbedingt besichtigen zu müssen. In etwa einer Stunde kann man diese vom kleinen Flüsschen Breitach ausgefräste Klamm auf gesicherten Wegen durchwandern.

Insgesamt gesehen war mein Besuch am sprichwörtlich südlichsten Zipfel Deutschlands ein beeindruckendes Erlebnis und ich kann den Besuch Oberstdorfs und der Allgäuer Alpen jedem nur weiterempfehlen.

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