Philippinen Testbericht

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Erfahrungsbericht von z_schnute

Meine zweite Heimat...

Pro:

Schöne Landschaft, schönes Wetter

Kontra:

nix

Empfehlung:

Ja

Heute möchte ich für alle Fans von weiten Reisen meinen ersten Erfahrungsbericht über meine erste große Reise zu den Philippinen schreiben. Warum ich dort war, ist ganz einfach: meine Mutter ist Philippinin, und nach 17 Jahren wollte ich nun endlich auch mal meine Familie mütterlicherseits kennen lernen.

Und: die Inselgruppe war ja in den letzten Monaten/Jahren mit negativen Schlagzeilen behaftet. Aber es gibt auch wirklich viele schöne Seiten, die man jedoch nicht aus den Nachrichten kennt. Zwar berichte ich nun über Erfahrungen, die ich vor fast 8 Jahren gemacht habe, aber ich glaube nicht, dass sich außerhalb der Touristenzentren großartige Veränderungen ergeben haben.

Die Reise beginnt…
Was tut man, wenn man noch nie ein Flugzeug von innen gesehen hat? Man lässt sich gleich auf einen 17stündigen Flug ein, um das zeitliche Extrem zu erkunden.
Um es hier kurz zu machen: der Flug war frei von Turbulenzen, aber die Klimaanlagen haben zu gut funktioniert. Bei etwa 45Grad bin ich auf den Philippinen – in der Stadt Cebu – mit einem dicken Pullover ausgestiegen, weil ich mir eine Erkältung eingefangen hatte. So schnell kann es gehen.

Bevor wir meine Großeltern besuchen konnten, haben wir (meine Eltern, mein Bruder, mein Onkel + Ehefrau und Sohn) uns in Cebu für eine Nacht in einem Hotel eingebucht. Ich habe nichts erwartet, was den Standard angeht, da mir bewusst war, dass ich in dem kleinen Dorf, in den meine Oma wohnt, auch ohne Luxus auskommen müsste.

Unser Hotel war schon sehr luxuriös, es war ein Swimmingpool da, die Zimmer waren sauber und geräumig, die Betten waren bequem. Und hier waren die Klimaanlagen wirklich sehr nützlich – denn wer kann bei dieser Wärme (nachts auch ca. 20 Grad) richtig gut schlafen?!
Das Frühstücksbüffet war ein wirklicher Augenschmaus, neben unzähligen Sorten Obst gab es auch Reis (nicht untypisch für ein philippinisches Frühstück) und auch für Touris Brot und Kaffee.

Am zweiten Tag in einer fremden Welt sollte es dann endlich zu meinen Großeltern gehen. Mit einem kleinen Flieger, in dem etwa 100 Menschen Platz hatten, flogen wir weiter von Cebu nach Davao, wo meine Oma uns an einem kleinen Miniflughafen erwartete.
Natürlich haben wir uns alle gefreut – mein Bruder und ich sahen zum ersten Mal meine Oma, mein Vater lernte endlich seine Schwiegermutter kennen. Und meine Mutter sah ihre eigene nach fast 20 Jahren wieder. Ach, wie ergreifend das war.

In einem gemieteten Jeep fuhren wir dann zusammen in das kleine Dorf Magsaysay. Während der Fahrt sah man links und rechts von der steinigen Straße Palmen, Reis- und Maisfelder, Karabus („philippinische“ Büffel) und viel viel viel Grün. Es war wunderschön, besonders für einen Stadtmenschen wie mich.
Dann kamen wir endlich an. Wir waren umringt von kleinen Häuschen, teils aus Beton, teils aus Stroh und Holz gebaut. Eine Horde von Kindern umringte das Haus meiner Großeltern. Denn neben drei kleinen Philippinen (meine Mutter, meine Tante und meine Oma) stiegen auch drei große jüngere Menschen (mein Bruder, mein Cousin und ich) und zwei etwas korpulentere Männer (mein Vater und mein Onkel) aus. So was gibt es auf den Philippinen unter den Einheimischen selten bis nie – und schon gar keine „Weißhäutigen“, von denen der eine sogar noch einen Vollbart hat.

Wir stiegen aus und aus dem Haus strömten unzählige mir unbekannte Menschen – die Geschwister meiner Mutter und deren Kinder. Meine Mutter hat 8 Geschwister, und jeder von ihnen hat zwischen 2 und 6 Kindern.
Wir begrüßten die uns Unbekannten und betraten das Haus – ein kleines aber feines Haus aus Beton, mit Rollos an den Fenstern, in denen aber keine Scheiben waren. Mein Großvater war gerührt… und um das Haus herum tummelten sich massenweise Nachbarkinder. Denn wann kommen schon mal solche Leute in dieses kleine Dorf? Mein deutscher Onkel verabschiedete sich mit seiner Familie bald, um seine eigene Schwiegermutter mit seiner Anwesenheit zu beehren, die nur einige Kilometer wegwohnte.
Wir setzten uns in das mit Holzmöbeln bescheiden eingerichtete Wohnzimmer und ließen uns begaffen. Die Kinder an den Fenstern wurden verscheucht, und die einzigen, die das Zimmer mit uns teilen durften, waren die nahen Verwandten. Da sahen wir uns also zum ersten Mal: meine Großeltern, meine Tanten, meine Onkels, meine Cousins und Cousinen.

Leider hatte meine Mutter keine Zeit, uns in der Kindheit ihre Muttersprache beizubringen, da sie selbst genug damit zu tun hatte, ordentlich Deutsch zu lernen. Und so konnten wir uns nicht verständigen – nur mit den Englischbrocken, die wir in der Schule gelernt hatten. Also hörten wir den philippinischen Lauten (Tagalok und Elokano) zu, die meine Mutter mit ihren Liebsten austauschte.

Was sehr bemerkenswert ist, und was auch nicht nur auf der Tatsache beruht, dass wir verwandt waren, war die Gastfreundlichkeit. Es begann mit dem Bett: mein Bruder und ich teilten uns das eheliche Schlafzimmer meiner Großeltern. Meine Eltern wohnten in einem umgebauten Kinderzimmer.
Beim Essen ging es weiter: Während darauf bestanden wurde, dass wir als Gäste immer zuerst essen, gab es für die anderen das, was wir übrig gelassen hatten. Ist nicht wirklich angenehm, weil man ja auch seiner Familie nichts Schlechtes will. Also haben wir uns dezent zurückgehalten, damit alle satt werden.

Die Essenweisen gestalteten sich anfangs sehr schwierig – denn welcher Deutsche isst zum Frühstück schon Reis? Also versorgten wir uns mit Toastbrot und Mangos – und das könnte ich bis heute zum Frühstück essen, das Obst war frisch und lecker.

Wir waren insgesamt drei Wochen in Magsaysay. Nur langsam haben wir uns an unsere Familie herangetraut, denn bis das erste englische Wort gewechselt wurde, mussten wir eine Woche ins Land gehen lassen. Doch da begann der Spaß überhaupt: Kinder, die mich nicht verstanden, erzählten mir Geschichten in ihrer eigenen Sprache. Ich hatte bis dato nicht viel für kleine Kinder übrig, zumindest nicht genug, um mich näher mit ihnen zu beschäftigen, aber es war toll! Meinen kleinen Cousin Joselito hatte ich am meisten ins Herz geschlossen, ich verbrachte viel viel Zeit mit ihm.

Das Land hat wunderschöne Stellen zu bieten, die man auch erkunden sollte, wenn man keine Verwandtschaft auf den Inseln hat. Meiner Meinung nach viel schöner als das, was man aus dem Fernsehen kennt.
Ein Erlebnis ist auch eine Fahrt durch die Innenstadt: man begibt sich in eine Art Motorrad mit Beiwagen, in dem zwei Leute hinten, zwei im Beiwagen und auch mehr als zwei Personen auf dem Dach mitfahren können. Der Preis für eine Fahrt: umgerechnet 2 Cent. Ist man in der Innenstadt und gelangt man an eine große Kreuzung, muss man schon um sein Leben bangen, denn Verkehrsregeln gibt es dort anscheinend nicht. Jeder fährt, wie es ihm gefällt, die Schilder, von denen es auch nur ganz wenige gibt, werden nicht beachtet.
In der Stadt gibt es eigentlich alles, was das Herz begehrt: Kaufhäuser, Kinos, Märkte. Und letztere sind wirklich das Tollste, was ich je erlebt habe: kleine Asiaten, die frisches Obst, frischen Fisch und Kleidung anbieten – das ist wirklich wie in einer Reisesendung aus dem Fernsehen. Den Geruch von totem Fisch und Fleisch merkt man gar nicht, weil so viele Eindrücke auf einen einschießen, dass man für diese Kleinigkeiten keine Zeit hat.

Natürlich waren wir auch baden – mit einem bunten Bus, in und auf dem ca. 50 Leute Platz haben – sind wir an den Strand gefahren, der ca. 1 Stunde entfernt lag. Weißer Sand, blaues Wasser. Meine Tanten hatten „tonnen“weise kleine Häppchen vorbereitet, und so hatten wir zwischen den Schwimmstunden auch ein oder zwei leckere Mittagessen.
Meine Cousinen haben mir leid getan, denn trotz großer Hitze war es ihnen nicht erlaubt, einen Badeanzug im Wasser zu tragen. Meine Cousins hüpften in ihren Badehosen rum, meine Cousinen behielten ihre Hosen und T-Shirts an.

Drei wunderschöne und harmonische Wochen verbrachten wir bei meiner Familie. Es war an jedem Tag heiß, an fast jedem Abend wurde gefeiert und gesungen. Umso schwerer war der Abschied – ich habe Rotz und Wasser geheult. Mein Cousin Joselito hat sich von mir nicht verabschiedet, weil er so traurig war.
Aufgehören konnte ich erst, als ich im Flieger nach Deutschland saß. Und wenn ich jetzt über das alles schreibe, werde ich wieder ein bisschen traurig. Denn seit dem bin ich nicht mehr da gewesen, da ich mich allein nicht verständigen kann und auch die finanzielle Seite muss ja stimmen.

Mein Fazit: Abgesehen davon, dass die Philippinen zur Hälfte meine Heimat sind, ist es das Schönste, was ich je gesehen habe. Es ist beeindruckend, von einer immer gekannten Welt in eine unbekannte zu kommen, sich an andere Kulturen anpassen zu müssen und ihre Sitten kennen zu lernen. Die Landschaften sind schöner als im Bilderbuch, prächtige Farben und herrliche Luft. Manch einer würde sicher sagen, es riecht seltsam. Aber so wie dort riecht es nach Hitze und Staub, und ich verbinde das mit einer wunderschönen Zeit. Manchmal habe ich den Geruch in der Nase, und sofort muss ich wieder an die Philippinen denken…

Ich hoffe, mein ganz persönlicher Erfahrungsbericht hat Euch gefallen. Ich danke Euch fürs Lesen, Bewerten und Kommentieren.

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