Salzgitter Testbericht

Kann man über seine Heimatstadt eigentlich überhaupt eine objetive Meinung verfassen? Nun, die Antwort müsste wohl Jain lauten - zumindest wenn von Salzgitter die Rede ist. Denn diese Stadt ist schon ein Unikat, welches schwer zu beschreiben ist. Von irgendeiner Pressefrau der ARD mal einfach so als hässlichste Stadt Deutschlands betitelt (obwohl es da viel schlimmere Fälle gibt) wirbt die Stadt für sich selber mit dem Slogan \"Salzgitter - die vitale Stadt im Grünen\". So präsentiert sie sich selbst auch auf der (eher langweilig aufgemachten) eigenen Homepage. Nett verschwiegen wird allerdings ein Problem welches in der Nordhälfte der Republik mehrere Städte haben: Eine hohe Zahl an Arbeitslosen. Trotz grosser Firmen wie dem Stahlwerk und einer Motorenfabrik.


Die Stadt selbst hat einen recht orginellen Aufbau, da sie eher wie ein Landkreis erscheint. Salzgitter, das sind 31 Stadtteile die oft weit auseinanderliegen. Wenn Fremde mit dem Auto kommen sind sie oft etwas verloren bei der Suche nach dem Ziel. Zwei grössere Stadtteile (Lebenstedt und Salzgitter Bad) buhlen um Einkaufswütige mit etwas missglückten Versuchen einer City. Da aber beide weit auseinanderliegen, kann man das ganze schon fast als Schuß in den Ofen bezeichnen.


Aber die Lage der Stadt ist perfekt! Durch die gute Anbindung über die A39 (über die man auch die A7 erreicht) ist man schnell in Braunschweig, Hildesheim oder auch Hannover. Nach Hamburg sind es gut 2 Stunden mit dem Auto. Die Landschaft ist schön, da sich mehrere Ortsteile an den Salzgitter Höhenzug schmiegen. Mittelgebirge wie Harz und Elm liegen quasi vor der Haustür. Naherholung im Ort versprechen der Salzgittersee mit der Insel (dort finden manchmal Konzerte statt) und das Thermalsolewellenbad. Kinos, Discos und einige Pinten sorgen für Unterhaltung. Allerdings ist Salzgitter nicht gerade das Mekka für Nachtschwärmer, da in der Hinsicht etwas zu wenig geboten wird. Wer denn Kulturschock sucht, bekommt hier kleine aber feine Kost geboten. Einige Baudenkmäler verteilen sich über das gesammte Stadtgebiet. Beim Schloss Salder findet der sogenannte Kultursommer statt und Kleinkunst kann man in der genialen Kniestädter Kirche geniessen (als Tipp von mir)!


Für Shopping ist Salzgitter leider eher nur Durchschnitt. Nachdem in Lebenstedt schon vor Jahren ein Kaufhaus geschlossen hat war nun auch Karstadt in Salzgitter Bad fällig. Damit könnte man Salzgitter fast Kaufhauslos nennen. Allerdings will ich da das Angebot mal nicht schlecht machen, denn viele kleinere Geschäfte bieten allerlei nützliches und unnützes zum Kauf an. Bummel lohnt sich allemal, besonders in Salzgitter Bad mit der schönen Altstadt. Dort findet auch jedes Jahr das Altstadtfest statt, welches inzwischen Besucher aus allen Teilen Deutschlands anlockt und eigentlich kein Geheimtipp mehr ist. Und da die Stadt 2002 nunmal 60 Jahre alt wird (jaja... wurde im Krieg gegründet. Für Geschichtsfanatiker: der ursprüngliche Name damals lautete Hermann Göring Stadt. Also dagegen klingt der Name Salzgitter ja richtig nett) finden dieses Jahr auch noch andere zusätzliche Veranstaltungen statt. Beispielsweise eine Festmeile in der Lebenstedter City.


Wohnen kann man hier eigentlich recht gut. Hier möchte ich aber mal besonders die Stadtteile Lichtenberg und Gebhardshagen hervorheben, welche sich durch eine wunderbare Lage am Höhenzug auszeichnen. Aber auch Salzgitter Bad ist schön gelegen. Und wer die Nähe nach Braunschweig sucht ist mit Thiede bestens bedient. Dort gibt es übrigens ein Neubaugebiet, welches so gut liegt, das man auch leicht nach Wolfenbüttel kommt.

Salzgitter wurde übrigens geprägt von zwei weiteren Bereichen (zusätzlich zur Stahlgewinnung): Salz und Bergbau. Salz ist nicht nur Namensgeber für die Stadt sondern wurde auch in Salzgitter Bad gewonnen. Dieser Stadtteil hat auch heute noch Kur- und Freizeiteinrichtungen in diesem Bereich wie beispielsweise das Thermalsolewellenbad. Der Bergbau wurde hier bis in die 70er Jahre hinein betrieben und das ziemlich Flächendeckend. Die bekanntesten Schächte dabei sind Schacht Haverlahwiese bei Gebhardshagen (dort befindet sich heute ein gut besuchtes Cafe und in der ehemaligen Lohnhalle finden öfter mal kleinere Veranstaltungen wie ein Weihnachtsmarkt oder sowas statt. Der Tagebau dort ist schon ziemlich überwuchert weswegen da ein schönes Naturschutzgebiet entstanden ist). Der zweite und in Deutschland bekanntere Schacht heisst Konrad. Dort soll auch mal irgendwann schwach radioaktiver Müll eingelagert werden (was schon zu einigen Protesten seitens der Bürger in Salzgitter und Umgebung führte).

Was kann ich also abschliessend zu dieser Stadt sagen? Salzgitter ist hässlich, Salzgitter ist schön. Also eigentlich auch nicht anders, als bei vielen anderen Städten auch, oder?