San Francisco Testbericht

San-francisco
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Erfahrungsbericht von LosGatos

If you're going to San Francisco

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Jedem sollte es möglich sein, zwei Städte zu lieben, seine eigene und SanFrancisco so äußerte sich einst der Schriftsteller Gene Fowler. Nun sitze ich gerade in der einen (meiner Heimatstadt Braunschweig) und schreibe über die andere.

Mindestens zweimal hat es starke Aufbruchbewegungen gen San Francisco gegeben. Vor gut 150 Jahren, gegen 1849, zogen viele junge Leute voller Hoffnung nach San Francisco, besessen von dem Traum, dort Gold zu finden und reich zu werden, ausgelöst durch erste Goldfunde im nahe gelegenen Sacramento, der heutigen Hauptstadt Kaliforniens. Demzufolge nannten sie sich 49er. Diese Zahl hat bis heute symbolische Bedeutung für San Francisco, nicht zuletzt durch eine Football-Mannschaft, die Fourtyniners. Und knapp 120 Jahre später waren es abermals vorwiegend junge Leute, die mit Blumen im Haar die Straßen und die Umgebung San Franciscos belagerten, aber statt von Gold von Love&Peace träumten. Somit war San Francisco Mitte der 60er Jahre Zentrum der amerikanischen Pop Music und wurde entsprechend oft besungen. Allen voran Scott McKenzie mit seiner legendären Hymne über diese Stadt. Eigentlich hatte dieser Sänger nur diesen einen Hit, aber der hat ihn quasi unsterblich gemacht. Andere Interpreten, die diese Stadt besangen, waren z.B. die Flower Pot Men (Let’s go to San Francisco), Eric Burdon (San Francisco Nights) oder Eric Clapton (San Francisco Bay Blues). Als ich 1989 meinen ersten USA-Urlaub plante, war für mich (LosGatos) klar, dass eines der wichtigsten Ziele San Francisco sein würde. Schließlich hatte ich schon 20 Jahre davon geträumt.
Mittlerweile war ich insgesamt 3mal in San Francisco. Und wenn sich die Gelegenheit böte, würde ich immer wieder dorthin zurückkehren.
Amerikanische Städte gehören meiner Meinung nicht unbedingt zu den Sehenswürdigkeiten dieser Welt. Lediglich New York City und San Francisco sollte man unbedingt mal erlebt haben.


DIE LAGE

The City by the bay liegt nicht nur an der Westküste der USA und damit am Pazific, sondern an der nördlichen Spitze einer Halbinsel und ist somit an drei Seiten von Wasser umgeben: im Westen vom Pazific, im Norden durch die Golden Gate-Meeresstraße und im Osten durch die Bucht (Bay) von San Francisco. Über die berühmte Golden Gate Bridge gelangt man in nördlicher Richtung in den kleinen Yachthafen Sausalito sowie ins nördliche Kalifornien und in östlicher Richtung über die noch längere Bay Bridge nach Oakland und das Universitätsstädtchen Berkeley. Im Süden ist San Francisco durch Berge begrenzt. Die Stadt ist selbst sehr hügelig, die höchste Erhebung ist immerhin 285m hoch.
Die Stadt war nicht nur durch menschliche Bewegungen geprägt, sondern immer wieder durch kleinere und größere Erdbeben, deren schwerstes 1906 die Stadt heimsuchte. Bei einem Erdbeben im Jahre 1990 wurde auch die Bay Bridge stark beschädigt, aber innerhalb relativ kurzer Zeit wieder repariert. Die Aktivität um die Hauptverwerfungslinie des San Andreas Fault wird die Stadt auch in Zukunft immer wieder in Angst und Schrecken versetzen.
Während Albert Hammond vor 30 Jahren singend behauptete It never rains in Southern California, bleibt festzustellen, dass das Wetter im nördlichen Teil dieses großen US-Bundesstaates schon sehr viel wechselhafter ist. In San Francisco, bedingt durch die ausgeprägte Meerlage, herrscht eher hanseatisches Klima vor, mit viel Regen vor allem im Winter und manch kühler Brise auch im Sommer. Viel höhere Temperaturen als 20°C sollte man auch im Sommer nicht erwarten, dafür fällt die Quecksilbersäule im Winter kaum unter 5C. Gerade in der Bay Area ist es oft recht diesig und die Golden Gate Bridge findet man häufig in Nebelschwaden gehüllt, was sich aber durchaus innerhalb von Minuten ändern kann.


DIE MENSCHEN

Die USA werden ja häufig als Schmelztiegel (Melting Pot) bezeichnet, was die Vielzahl von Nationalitäten angeht. Das trifft natürlich auf Metropolen wie New York oder auch das wesentlich kleinere San Francisco im besonderen zu. Kamen früher die Einwanderer großteils aus Irland, Italien oder Deutschland, so sind es heute vermehrt Asiaten und Latinos, die aus aller Welt nachrücken. Während der Anteil der Weißen in ganz Kalifornien ca. 75% beträgt, liegt er in San Francisco nur bei 45%, gefolgt von 21% Asiaten und je 12% Schwarzen und Hisspaniern. In San Francisco gibt es die größte China Town außerhalb Asiens, während die Latinos hauptsächlich im Mission District leben. Außerdem gibt es u.a. ein eigenes Japan Town und ein italienisches Viertel.
Das tolerante gesellschaftliche Klima der 60er Jahre hat dazu geführt, dass sich San Francisco zu einer Hochburg der Homosexuellen entwickelt hat. In San Francisco leben insgesamt lediglich gut 700.000 Einwohner (damit nicht unter den 10 größten Städten der USA), der Anteil der Gay Scene wird jedoch auf ca. 100.000 geschätzt.

Und ein nicht unerheblicher Teil der Menschen, denen man in den Straßen begegnet, sind natürlich Touristen, die nicht nur aus aller Welt (viele Japaner) kommen, sondern vor allem auch aus allen Teilen der USA.


VERKEHRSMITTEL

Wer San Francisco besucht, wird höchstwahrscheinlich (wenn er nicht gerade auf einer Autorundreise dort Halt macht) mit dem Flugzeug dort ankommen. Wer von Norden kommend einfliegt, kann evtl. aus dem Flugzeug einen herrlichen Blick über die gesamte Bay Area mit Golden Gate und Bay Bridge genießen. Der Internationale Flughafen (Kürzel SFO) liegt im Süden der Stadt etwa 20 km außerhalb. Das Zentrum ist schnell per Bus, Taxi oder Mietwagen erreicht.
Das öffentliche vollautomatisierte Nahverkehrssystem San Franciscos ist mit BART (Bay Area Rapid Transit) bezeichnet. Damit kann man z.B. auch bis Oakland gelangen.

Wer San Francisco besucht, sollte dort 2-3 Tage bleiben und sich dabei wie folgt fortbewegen:

1) per Auto:

Für San Francisco und die nächste Umgebung gibt es einen ausgeschilderten Scenic Drive (49 miles). Die Länge wurde hier sicher nicht ganz zufällig ausgewählt. Er führt u.a. über die Golden Gate Bridge, auf den höchsten Punkt San Franciscos (für eine gute Sicht muss man hier natürlich ausgesprochenes Glück haben) und über das kurze Stück der Lombard Street mit 40% Gefälle und kleinen Serpentinen, nicht nur bekannt aus der Fernsehserie mit Michael Douglas, als der zwar noch nicht so bekannt, dafür aber noch jung und schön war.
Das Überqueren der Golden Gate Bridge und der Bay Bridge per Auto ist gebührenpflichtig. Allerdings zahlt man nur jeweils in einer Richtung (stadteinwärts). Bei meinem ersten Besuch vor 13 Jahren lag die Maut bei 90 Cent, mittlerweile dürfte sie bei ca. 3 Dollar liegen. Das erscheint viel für den, der regelmäßig darauf angewiesen ist. Aber für Pendler gibt es natürlich verbilligte Jahreskarten. Ansonsten ist das Autofahren in den USA eher billig, was den Benzinpreis angeht, teuer dagegen ist das Nichtfahren, sprich Parken. Auch San Francisco bildet da keine Ausnahme (Weitere Tips zum Autofahren in den USA findet der Leser auch in meinem Bericht Go west).

2) per Schiff:

vom Fisherman’s Wharf kann man verschiedene Bootsausflüge unternehmen. Sehr beliebt, aber auch sehr gefragt ist ein Bootsausflug auf die ehemalige Gefängnisinsel Alcatraz. Wer das vorhat, sollte sich rechtzeitig um seine Tickets kümmern, denn die Trips sind oftmals lange im Voraus ausverkauft. Mit wesentlich weniger Wartezeit kann man eine Hafenrundfahrt durch die Bay oder zur Golden Gate Bridge unternehmen, was ich (LosGatos) unbedingt empfehle. Denn nur, wenn man unter durch fährt, bekommt man ein Gefühl für die außergewöhnlichen Dimensionen dieses Wahrzeichens. Und groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass dabei Teile der Brücke in Nebelschwaden gehüllt sind, was für ein besonderes Flair sorgt.

3) per Cable Car:

Zu einem Aufenthalt in San Francisco gehört eine Fahrt mit der Cable Car wie zum Münchner Oktoberfest das Bier. Diese Fortbewegungsmittel gehören zu den größten Touristenattraktionen, werden aber auch von Einheimischen benutzt. Allerdings gibt es nur 3 Verkehrslinien und die Fahrgastkapazität ist nicht sehr groß, da die Cable Car lediglich aus nur einem straßenbahnähnlichen Wagen besteht, welcher durch unterirdische Drahtseile die Hügel hochgezogen wird. Das Wenden an den Endstationen erfolgt, indem das Gefährt auf eine Drehscheibe manövriert wird, die dann manuell um 180° gedreht wird. An den Endstationen bilden sich meist lange Schlangen von mitfahrwilligen Touristen. Hier muss je nach Jahreszeit etwas Wartezeit einkalkuliert werden. Ein Zusteigen außerhalb der Endstationen ist oft wegen Überfüllung nicht möglich; es sei denn es steigen gerade ein paar Fahrgäste aus. Manch geübter Fahrgast beansprucht gar keinen Platz im Innenraum, sondern steht wie ein Surfer außen auf dem Trittbrett. Neben den eigentlichen Cable Cars gibt es auch Busse auf normalen Gummirädern, denen man das Outfit eines Cable Cars verpasst hat.

4) zu Fuß:

Um das Gefühl für die Straßen von San Francisco mit seinen unzähligen Hügeln und bis zu 30%igen Steigungen zu bekommen, empfehle ich unbedingt einen Teil des Sightseeings zu Fuß abzuwickeln, z.B. ein Spaziergang vom Union Square nach China Town.


SEHENSWÜRDIGKEITEN

Die Hauptattraktionen wie Golden Gate Bridge, Alcatraz, Cable Car, China Town, Fisherman’s Wharf oder Lombard Street habe ich ja bereits erwähnt.

Weiteres: Golden Gate Park, seit 1994 Nationalpark, bietet u.a. fernöstliche Exponate und einen japanischen Teegarten. Der Park ist knapp 1qkm groß und beinhaltet auch viele Redwood- und Eukalyptusbäume sowie Museen, Planetarium und Aquarium.

Im Financial District ist die Transamerica Pyramid am auffälligsten, ein pyramidenartiger Wolkenkratzer. Nob Hill ist bekannt als Wohngegend der Wohlhabenderen.

San Francisco bietet darüber hinaus viel Theater, Museen und gute Einkaufsmöglichkeiten.

Zum Essen gehen empfehle ich entweder Lokale in Fisherman’s Wharf, wo man natürlich Seafood probieren sollte (Krabben, Muscheln, Hummer oder Clam Showder, einen Seafood-Eintopf), oder auch China Town, wo man sicher auch etwas preisgünstiger essen kann, obwohl natürlich auch die Chinesen auf touristische Kundschaft aus sind (deshalb am besten dort hineingehen, wo viele Asiaten, aber weniger Touristen drin sitzen).


DIE UMGEBUNG

Wer Kalifornien bereist, wird wahrscheinlich nicht nur San Francisco sehen wollen. Von San Francisco geht es über die Golden Gate Bridge über das malerische Sausolito weiter nach Norden z.B. in das Wine Country, wo die besten Weine der USA angebaut werden. Über die Bay Bridge kommt man nach Oakland und zur berühmten Universität von Berkeley. Weiter östlich kann man vielleicht noch etwas aufrechtgehaltene Wild-West-Romantik schnuppern und ehemalige Goldgräbersiedlungen besuchen. Weniger empfehlenswert ist der Besuch des sterilen Regierungssitzes Sacramento. Nicht weit in südöstlicher Richtung ist es zum Yosemite Nationalpark In südlicher Richtung kann man San Francisco über den berühmten Highway 1 verlassen, der zunächst durch die Reiche-Leute-Gegend Monterey-Halbinsel und dann am Big Sur vorbeiführt. Fährt man in südlicher Richtung nicht die Küste entlang, sondern mehr im Landesinnern kommt man in das berühmte Silicon Valley in der Gegend um San Jose. Dort fand ich auch ein kleines, eher unbedeutendes Städtchen, wo ich aber unbedingt hin musste: Los Gatos.

FAZIT

Ich habe bislang San Francisco 3mal besucht (in den Monaten Februar, Juni und Oktober). Diese Stadt ist sicherlich ganzjährig eine Reise wert, wenngleich es im Sommer am angenehmsten sein dürfte. Jedesmal komme ich nicht umhin, die Golden Gate Brücke zu besichtigen, mit der Cable Car zu fahren und einen ausgiebigen Spaziergang bergauf und –ab zu unternehmen und dabei zu singen:

If you're going to San Francisco
be sure to wear some flowers in your hair.
If you're going to San Francisco
you're gonna meet some gentle people there.
For those who come to San Francisco
summertime will be a love-in there.
In the streets of San Francisco
gentle people with flowers in their hair
All across the nation such a strange vibration
people in motion
there's a whole generation with a new explanation
people in motion,
people in motion!
For those who come to San Francisco
be sure to wear some flowers in your hair.
If you come to San Francisco
summertime will be a love-in there.
If you come to San Francisco
summertime will be a love-in there.

Erstveröffentlichung am 20.1.2002. Copyright by LosGatos

Veröffentlicht bei Ciao, Dooyoo, eComments, Yopi

27 Bewertungen, 4 Kommentare

  • FBI_Germany

    02.08.2002, 14:41 Uhr von FBI_Germany
    Bewertung: sehr hilfreich

    Freu mich schon drauf, bis ich endlich hin kann

  • abutilon

    22.07.2002, 12:28 Uhr von abutilon
    Bewertung: sehr hilfreich

    Mit Dir geht man wirklich gut auf Reisen. Liebe Grpße Claudia

  • butterkeks

    18.07.2002, 12:55 Uhr von butterkeks
    Bewertung: sehr hilfreich

    *seufz* Da packt einen direkt das Fernweh. Gruß Drea

  • KevinAlan

    29.04.2002, 18:59 Uhr von KevinAlan
    Bewertung: sehr hilfreich

    Schöner Bericht, wer Lust hat soll mal bei mir vorbei schauen ich würde mich freuen!