Schweden Testbericht

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Erfahrungsbericht von wolframo

Falun und Mittelschweden

Pro:

traumhafte Landschaft

Kontra:

teuer

Empfehlung:

Ja

Vorbemerkung:

Schweden, das heisst Schwedens Natur ist so hinreißend, dass ich erst heute – am dritten Tage unseres Urlaubs- dazu komme den Reisebericht zu beginnen. Wahrscheinlich wird es auch kein Reisebericht herkömmlicher Art, da eine Schwedenreise auch ein außergewöhnlicher Urlaub ist. Während meine Reiseberichte sonst jeden Tag eine neue Sehenswürdigkeit oder einen sonstigen kulturellen Höhepunkt beschreiben, wird dieser sich eher mit der Einzigartigkeit der Natur beschäftigen. Dies liegt zum einen daran, dass die Natur wirklich überwältigend ist und zum anderen, dass Schwedens Sehenswürdigkeiten in dem großen land recht dünn gesät sind. Trotzdem werden wir einige besuchen und auch darüber berichten. Nun aber mal schön der Reihe nach.

27.07.2003

Erster Tag der Reise, wenn auch die Datumsangabe nicht ganz korrekt ist, denn eigentlich sind wir am 26.07. gegen 22.00 Uhr nach einer Feier bei dem Chef von Konstanze gestartet. Da ich am Nachmittag ein wenig geschlafen hatte bewältigte ich die rund 1400 km fast alleine, während der Rest der Familie um mich herum schlief. Das Auto war zum Bersten voll gepackt, da wir von allen Seiten gehört hatten, dass in Schweden die Lebensmittel extrem teuer sein sollten. Also hatten wir im Vorfeld gut eingekauft und das Auto bis unters Dach mit Essbarem gefüllt, so dass wir in Schweden keinen Supermarkt betreten müssen. Gegen 02.00 Uhr überquerten wir die Öresundbrücke, die Dänemark und Schweden verbindet. Leider konnte man nichts sehen, denn zum einen war es dunkel und zum anderen waberte dicker Nebel über dem Meer. Auch in Südschweden lichtete sich der Nebel kaum. Erst etwa 200 km südlich von Falun, wo wir gegen 11.00 Uhr vormittags ankamen, schwand der Nebel und ein strahlend blauer Himmel kam zum Vorschein.
Das Haus zu finden erwies sich aufgrund der dürftigen Wegbeschreibung, die wir vom Touristenbüro erhalten hatten, als ausgesprochen schwierig, so dass wir erst mit Hilfe einiger sehr freundlicher Schweden das hübsche gelbe Holzhäuschen fanden. Das Haus liegt inmitten eines herrlichen Mischwaldes voller tragender Blaubeerbüsche am Ufer des Sees Runn. Neben dem Bootssteg befindet sich der sandige Einstieg in den See, an den anderen Stellen ist das Ufer recht felsig. Rechts und links davon säumen gelb und weiss blühende Seerosen den Uferbereich. Von der Terrasse des Hauses schweift der Blick über den spiegelglatten See zum anderen Ufer, welches ebenfalls bewaldet ist. Man hat den Eindruck, dass man irgendwo im Nirgendwo ist, fühlt sich aber sofort von der Ruhe und Gelassenheit umschlossen und geborgen. Da wir an einem Sonntag ankamen, in Schweden auch Ferien sind und in diesem Land das Jedermannsrecht herrscht, waren ein paar Leute an „unserem“ See. Das schwedische Jedermannsrecht ist viele Jahrhunderte alt und erlaubt Jedem jedes Grundstück zu betreten, in jedem See zu baden und überall (außer in eingezäunten Gärten) Beeren, Pilze und Holz zu sammeln. Man darf überall campen und Feuer machen, außer in direkter Nähe zu Wohnhäusern.
Nachdem wir unsere Sachen ausgepackt hatten, legten wir uns erst einmal in die Sonne, bzw. sprangen in das erfrischende Nass des Sees. Es kostete schon einige Mühe nicht einzuschlafen, da mich nun der fehlende Schlaf wie ein Keulenschlag traf. Das kalte Wasser des Sees milderte zwar die Symptome ein wenig, aber jetzt half nur noch ein wenig Abwechslung. Also zogen wir uns an und fuhren in das 5 km entfernte Falun. Das war auch ganz gut so, denn Konstanze hatte die Kraft der Sonne ein wenig unterschätzt und sich einen leichten Sonnenbrand zugezogen, der sie die folgenden Tage schmerzhaft daran erinnern sollte, das Eincremen nicht zu vergessen. Viele Sehenswürdigkeiten gibt es in Falun nicht, aber die riesige Kupfergrube inmitten der Stadt ist nicht nur sehenswert, sondern auch als Weltkulturerbe bei der UNESCO gelistet. Wir besichtigten die Anlage nur von außen, denn inzwischen hatte sich der Himmel ein wenig bezogen und wir wollten die Einfahrt in die 55 Meter tiefe Grube an einem anderen Tag machen. Auch ich werde mit der Beschreibung der Mine und den historischen Zusammenhängen warten und dies an einer späteren Stelle dieses Berichtes nachholen. Als wir zurückgekehrt waren, waren auch die „Seegäste“ verschwunden und die Natur gehörte und ganz alleine. Während Konstanze und ich das Abendbrot vorbereiteten, sammelten die Kinder im Wald Blau- und Himbeeren, die uns als kleiner Nachtisch das Essen versüßen sollten. Nach dem Abwasch: endlich ein schönes Holzbett erwartete uns und ließ uns herrlich und tief schlafen.

28.07.03

Erstaunlich, aber schon um 07.00 Uhr erwachten wir und statt einer Dusche in der separaten Duschhütte (typisch schwedisch) sprangen wir in den See. Die plötzliche Kühle vertrieb die letzten Fasern der Müdigkeit und so waren wir nach dem Frühstück bereit für die kommenden Erlebnisse dieses Tages.
Heute stand „Elchjagd“ auf dem Programmzettel. Mein Sohn Lars, als ausgesprochener Elchfan, war ja eigentlich auch mit daran Schuld, dass wir dies Jahr nach Schweden fuhren, denn wir wollten ihm seinen Herzenswunsch erfüllen, einmal in das land seiner träume zu fahren. Eigentlich mehr aus Spaß suchten wir im Internet nach Häusern in Schweden und waren überrascht, wie günstig diese zu mieten waren. Mehr in der Überzeugung, dass alles ausgebucht sei, fragten wir vor etwa einem Monat bei einem Haus, welches uns sehr gut gefiel, an, ob es frei wäre. Schon am nächsten Tag kam die positive Antwort, so dass wir daraufhin buchten.
Zurück zu den Geschehnissen des Tages. Wir fuhren kurz nach Falun um dort bei einer Tankstelle eine detaillierte Karte der Umgebung zu erstehen und dann weiter ins riesige Meer schwedischer Wälder. Man kann auf den sehr gut ausgebauten Straßen viele hundert Kilometer fahren, ohne auch nur einen anderen Autofahrer zu treffen. Während meine Frau sich auf die Straße konzentrierte und im ersten Gang die Straße entlang dümpelte, hielten wir anderen nach Elchen Ausschau. Wenn man hört, dass jeder 5. Verkehrsunfall in Schweden auf eine Kollision mit Elchen beruht, kann man sich vorstellen, dass Konstanzes Aufgabe die Wichtigste war. Nachher hätten wir alle Elche am Straßenrand gesucht und hätten dann einen auf der Kühlerhaube zu sitzen gehabt. Nach etwa einer Stunde sichtete unser großer Sohn Daniel eine Elchkuh am Waldrand. Wir stiegen aus und bewunderten das riesige Tier. Dabei war es noch eine recht junge Elchkuh – schätzungsweise eineinhalb Jahre alt, die sich allerdings bei der Annäherung ins Dickicht verzog. Leider reichte die Zeit nicht für ein Foto, aber immerhin haben wir einen Elch gesehen. Etwas später sahen wir noch einen recht kapitalen Hirsch am Wegesrand, der sich auch recht bereitwillig fotografieren lies.
Nach dem Mittagessen fuhren wir dann nach Sundborn (ca. 20 km von Falun entfernt), wo das Haus des berühmten schwedischen Malers Carl Larrson inmitten eines malerischen Dorfes steht. Er hat dieses Dorf mitgeprägt, wie sich an fast allen Gebäuden zeigt. Selbst das um 1902 entstandene Wasserkraftwerk, welches die Kraft des Sundbornsfall mit Hilfe von drei Turbinen in elektrischen Strom wandelt, wurde von ihm mitgestaltet. Dies belegt ein Brief von ihm an den Konstrukteur des Kraftwerkes, in dem es heißt „ .. ich habe jedoch ganz sklavisch die von Dir erhaltene Zeichnung nachgeahmt und das Ganze nur vereinfacht. Die Fenster völlig vierkantig, mit grün gestrichenen Rahmen, das Gebäude selbst weiß verputzt, mit einer einfachen Leiste aus roten und blauen Ziegeln als einzige Verzierung. … Und ein Ziegeldach. Das Ganze wird auf diese Art sehr freundlich und entzückend aussehen, ein wenig wie ein Herrenhaus in Bergslagen. Ach, wenn es doch so würde…“ .
Auch die Kirche von 1755 verzierte er um 1905 mit Bildern und gemalten Blumengirlanden. Dazu schrieb er: „ Die kleinen unscheinbaren Blumenmotive, so hoffe ich, tragen zur Gemütlichkeit bei.
Larssons Haus selbst, welches wir mit einer sehr freundlichen schwedischen Führerin besichtigen konnten, ist auch sehr reich mit Jugendstilmotiven verziert und sieht genauso aus, wie auf seinen Bildern. Er selbst liebte das Gemütliche und Schöne, was wohl in seiner recht schweren Kindheit begründet sein mag. 1853 wurde er als Sohn armer Eltern in der Altstadt Stockholms geboren und wurde auf eine Armenschule geschickt. Einer seiner Lehrer erkannte sein künstlerisches Talent und schickte ihn als Dreizehnjährigen an die Kunstakademie. Im Jahre 1877 ging er nach Paris, wo er seine spätere Frau, Karin, kennen lernte. Sie selbst war auch Malerin, hörte aber mit dem Malen auf, als sie Carl heiratete. Danach machte sie viele kunstvolle Webarbeiten, die heute auf dem Kunstmarkt ebenfalls sehr hohe Preise erzielen. Als Larrson am 22.01.1919 stirbt, hinterlässt er viele hundert Zeichnungen, Aquarelle und Ölgemälde. Gerne portraitierte er Menschen aus seinem Heimatdorf, so dass alleine diese Portraits heute ein ganzes Haus – ganz in der Nähe seines Wohnhauses – füllen. Sein Haus selbst musste er immer wieder um- und ausbauen, da sein Raumbedarf mit wachsendem Bekanntheitsgrad wuchs. Umgeben ist das Haus von einem malerischen Garten; eigentlich ein idealer Ort für einen Künstler. Auf dem Friedhof der Gemeinde ist Larrson und seine Familie beigesetzt. Seine Frau ließ auf der Rückseite des Grabsteines folgende Inschrift anbringen: „Jeder Tag mit ihm war ein Feiertag“.
Auf dem Rückweg von dem Haus zu unserem Auto, welches wir ein wenig ausserhalb geparkt hatten, lenkten uns unsere Schritte in einen Antiquitätenladen, in dem allerhand Kitsch und Krempel verkauft wurde. .Lars´ Augen weiteten sich, als er an der Wand ein Elchgeweih eines kapitalen Elchbullen erblickte. Hatte er doch schon seit langer zeit für „etwas vom Elch“ gespart. Er fragte den Verkäufer auf englisch, was das Geweih denn kosten würde. Dieser sagte ihm, dass er einen preis nennen sollte. Lars rechnete kurz seine Ersparnisse in schwedische Kronen um und nannte den Preis von 1000 Kronen (rund 100 €). Dass der Verkäufer auf diesen Preis nicht einging, war klar, dafür erklärte er ihm aber etwas über das Wachstum von Elchgeweihen. Als wir den Laden schon wieder verlassen hatte, ging Lars noch einmal zurück und bot 1200 Kronen, was der Verkäufer wieder vehement verneinte. Doch Lars gab nicht auf; er wusste, dass wir 2 l Whisky in Deutschland gekauft hatten, da Alkohol in Schweden ein hervorragendes Zahlungsmittel darstellt. Hochprozentiges gibt es in Schweden nur in speziellen Geschäften zu horrenden Preisen zu kaufen. Also ging er nach kurzer Rücksprache mit uns erneut zu dem Händler und bot ihm 1000 Kronen und einen Liter besten Whisky. Der Antiquitätenhändler war wohl von diesem Angebot eines Elfjährigen derart überrascht, dass er dieses Angebot zwar ablehnte, aber ihm das Geweih für 1200 Kronen überließ. Nun ist Lars also stolzer Besitzer eines riesigen Elchgehörns und wir Alten können sehen, wie wir dieses kofferraumfüllende Mitbringsel nach Deutschland bringen. Lars, der seine „Beute“ kaum tragen konnte, freute sich jedenfalls riesig über dieses „Schnäppchen“.
Den Abend verbrachten wir bei einer Flasche Rotwein am Grill vor unserem Ferienhaus. Erst als die untergehende Sonne gegen 23.00 Uhr die malerische Landschaft in Dunkelheit hüllte, gingen wir ins Bett.

29.07.03

So langsam haben wir den Takt der schwedischen Lebensweise angenommen. Aufgewacht sind wir erst sehr spät und getan haben wir den Tag über auch nichts. Die Sonne strahlte am azurblauen Himmel und versprach uns einen wunderschönen Sommertag. Während die Kinder fast den gesamten Tag im glitzernden Wasser des Sees verbrachten, saßen Konstanze und ich am See und ließen uns die Sonne „auf den Pelz brennen“. Gut, ich geb´s zu. Ganz untätig war ich natürlich nicht, denn wie sonst hätte dieser Reisebericht entstehen sollen. (Herzlichen Dank an die Erfinder des Laptops!) kaum ein Windchen bewegte die Baumwipfel und so war auch die Wasseroberfläche spiegelglatt. Nur die Wellen, die unsere Kinder verursachten bildeten konzentrische Kreise, die sich schneckenlangsam über den gesamten See bewegten. Es ist kaum zu glauben, dass derartige Beobachtungen auf einmal spannend erscheinen. Ein sicheres Zeichen beginnender Erholung. Trotzdem zog es uns am späten Nachmittag doch noch mal aus dem Haus. Wir setzten uns ins Auto und fuhren in das etwa 15 km entfernte Börlange um ein paar Souvenirs zu erstehen. Den Rückweg bewältigten wir nicht auf der kürzeren Schnellstraße, sondern fuhren kleinere Wege durch endlose Wälder. Der Anblick eines Elches war uns aber an diesem Tag nicht vergönnt.

30.07.03

Würde ich nicht dieses Reisetagebuch führen, wüsste ich schon jetzt nicht mehr, wie lange wir schon hier sind. Die Stille und die unberührte Natur haben uns voll gefangen genommen. Die langen Sommerabende und der frühe Sonnenaufgang sorgen dafür, dass man den üblichen Tagesrhythmus verliert und Zeit eher unwichtig wird. Nach dem Aufstehen und Frühstück sind Lars und ich auf die andere Seite des Sees zu einer kleinen Insel geschwommen. Gut eine Stunde dauerte der Weg und Lars hat sehr gut mitgehalten. Unsere einzigen Begleiter waren ein paar Enten, die sonst jeden Morgen vor unserer Haustür warten um ein paar Brotkrumen zu erhaschen. Auf die Insel sind wir aber nicht gegangen, weil zum einen der Untergrund am Ufer aus spitzen und scharfkantigen Felsen bestand und zum anderen, weil wir auch die Unberührtheit des Inselchens nicht zerstören wollten. Schließlich kamen wir ziemlich erschöpft an unserem Steg wieder an. Konstanze und Daniel haben die Zeit mit Lesen auf der Terrasse verbracht.
Mittags wurde gegrillt, und zwar nicht auf Holzkohle, die es zwar in unserer Hütte gab, sondern auf Holz, welches die Jungs vorher im Wald gesammelt hatten. Nach dem Essen fuhren wir dann etwa 160 km in Richtung Värmland in die Finnmark. Diese Region heißt so, da sich dort zu früheren Zeiten Finnen angesiedelt haben, die diese Landschaft der eigenen Heimat sehr ähnlich empfanden. Da wir noch nie in Finnland waren, können wir diesen Eindruck weder bestätigen, noch negieren, eines ist jedoch sicher, die Landschaft unterscheidet sich von der, die wir bisher von Schweden gesehen haben. Die Wälder sind lichter und mit riesigen Mooren durchzogen. Diese Moore sind eigentlich riesige Wasserflächen, die man aber als solche erst von einem erhöhten Standort aus erkennt. Blickt man dagegen aus normaler Sichthöhe auf diese Moore, sehen sie aus wie riesige Wiesen voller hohem Gras. Einige Wege, die wir befuhren, endeten einfach irgendwo blind in der Landschaft. Wenn auch im Reiseführer stand, dass in Schweden die Wege hervorragend ausgezeichnet sind, stimmt dies unserer Meinung nach nicht. Auch die Karten, die es an den Tankstellen zu kaufen gibt und von denen wir bald nach unserer Ankunft eine erstanden haben, sind sehr ungenau. Dann hilft nur Umkehren, einige Kilometer zurückzufahren und einfach den nächsten Weg zu probieren. Auf einem dieser Wege in das Dörfchen Närssen sahen wir dann noch eine Gruppe Elche auf einer Waldlichtung, die sich dann auch bereitwillig in unseren Fotoapparaten einfangen ließen. Was gibt es in Närssen? Eigentlich nichts Besonderes, aber da das Dörfchen (ca. 20 bis 30 Häuser) auf einem etwa 450 Meter hohen Berg gelegen ist, bietet sich von einem besonders ausgeschilderten Aussichtspunkt ein atemberaubender Blick über die Finnmark. Da es am Nachmittag geregnet hatte und die dunklen Felsen aus Porphyr, dem für Schweden typischen Gesteins, durch die vorangegangenen Hochsommertage aufgeheizt waren, schien es, als würden die Berge brennen. Das Regenwasser verdunstete in weißen Schwaden und gab der ganzen Szenerie etwas Gruseliges.
Wieder daheim erlebten wir ein Gewitter, welches die Himmelspforten weit aufriss und die Straßen in reißende Bäche verwandelte. Viele Schweden blieben einfach am Straßenrand stehen, wir genossen aber das Gefühl am hoch aufspritzenden Wasser beim Durchfahren einer solchen Pfütze. Nach dem Abendbrot hatte sich das Wetter wieder beruhigt und die feucht-warme Luft hatte einen eigentümlichen Geschmack. Meine Frau, die etwas müde war, legte sich recht früh hin, während ich mit den Jungs noch zum See ging um zu Angeln. Schon nach fünf Minuten hatte Daniel eine, wenn auch recht kleine Rotfeder am Haken, die wir uns später am Lagerfeuer auf einem Stock gegrillt munden ließen. Gegen 23.00 Uhr wurde ich dann müde und die Jungs angelten noch ein weiteres Stündchen, allerdings ohne weiteren Erfolg. Wer nun glaubt, dass wir von Mücken zerstochen wurden, irrt, genauso, wie wir dachten, dass der Sommer in Schweden von Mücken beherrscht wird. Zumindest in diesem Sommer hält es sich mit Mücken in Grenzen und normales Anti-Mücken-Mittel reicht hundertprozentig aus, die lästigen Plagegeiser fernzuhalten. Tagsüber sieht man eh´ keine Mücke und die, die am Abend kommen, sind so träge, dass man sie ohne hektische Bewegungen ausführen zu müssen einfach zerdrücken kann.

01.08.03

Kaum zu glauben, aber nun sind wir schon eine Woche hier und es kommt uns vor, wie eine halbe Ewigkeit. Da Lars wieder voll genesen war, beschlossen wir, einen Ausflug in die etwa 50 km weiter südlich gelegene Region um die Stadt Säter zu machen. Rund um „Bisbergs Klack“, einem 315 m hohen Granitberg, führt ein touristischer Wanderpfad entlang historischen Stätten der Erzgewinnung. Diesem Erz (Eisen, Kupfer, Silber und Blei) verdankte Schweden seinen Reichtum in den vergangenen Jahrhunderten. Heute steht eher der Export von Holz und Papier im Vordergrund; trotzdem spielt der schwedische Stahl noch eine wichtige Rolle für den Export.
Der Beginn dieses Pfades befindet sich in Jönshyttan. Dort wurde das Silber aus dem Erz, welches im Östra Silvberg gebrochen wurde, geschmolzen. Im 17. Jahrhundert wurden hier auch Eisenbarren hergestellt, vermutlich in einer so genannten „Mulltimmerhytta“, einem Hochofen, dessen steinerner Bau durch eine Art Blockhausrahmen aus groben Baumstämmen stabilisiert wurde. Davon war zwar nichts mehr zu sehen, aber ein paar Steine, die wohl den Grundstein für diesen Ofen bildeten, lagen am Rande eines leise murmelnden Wildbaches. Weiter ging es nach Östra Silvberg, einem der ältesten Bergwerke Schwedens. Im 14. Jahrhundert begann man hier mit dem knochenharten Abbau von silberhaltigem Erz. Im 15. Jahrhundert erlebte die Grube ihre Glanzperiode. In alten Berichten aus dieser Zeit kann man lesen, dass die Menschen aus dieser Gegend angeblich alle metallischen Gegenstände (inkl. der Hufeisen für die Pferde) aus reinem Silber herstellten. Wenn dies wohl eher eine Mär ist, so zeigt es doch, wie reich die Leute durch die Silbergewinnung wurden. Heute ist die alte Grube mit türkisfarbenem Wasser gefüllt, in dem sich die Berge, Bäume und Wolken spiegeln. Das kristallklare, einkalte Wasser lässt Blicke in die steilen Grubenabhänge zu. Rund um diese alte Grube, mit Namen „Storguvan“ sieht man riesige Abraumhalden von totem Gestein. Die Kinder fanden so allerlei geologisch Interessantes: Bleiglanz, Pyritkies und Zinkblende. Nahebei, nur wenige Schritte vom Rand der Abraumhalden aus dem Mittelalter, befindet sich ein Friedhof mit Grabsteinen aus dem 17. Jahrhundert. Auf diesem alten Bergmannsfriedhof wurden die unzähligen Opfer des teilweise lebensgefährlichen Abbaus beerdigt. Einen Grabstein erhielten aber wohl nur die wohlhabenden Vorarbeiter und Minenbesitzer. Die St. Nikolaikapelle, die reiche Bergleute im Mittelalter errichteten, steht heute nicht mehr; sie wurde Ende des 19.Jahrhunderts abgerissen, aber noch heute finden auf den Grundmauern dieser Kapelle einmal im Monat Gedenkgottesdienste statt.
Etwas weiter Westlich liegt der Doppelort Silvberg – Grängshammar. In Grängshammar, einem sehr schönen Eisenwerk kann man die stilreinen Gebäude betrachten, die aus schimmernden Schlackestücken gebaut wurden. Teilweise goss man die Schlacke in Formen, so dass Schlackeziegeln entstanden, teilweise wurden die Schlackestücke auch nur mit dem Hammer grob in Form gebracht und dann vermauert. Im gleißenden Licht der Mittagssonne schimmerten die Häuser, als wären sie aus Silber. In Silvberg steht eine originelle Kapelle aus dem Jahr 1834. Sie ist achteckig und wurde auch aus Schlackestücken gebaut, allerdings wurde sie danach verputzt. Innen ist sie, wie die meisten schwedischen Kirchen eher schmucklos, aber dennoch von ansprechender Schönheit.
Gute 20 km weiter südwestlich liegt das Dörfchen „Ulvshyttan“. Hier wurde im 17. Jahrhundert eine Verhüttungsfabrik errichtet, die bis 1939 in Betrieb war. Neben den Resten des Kohlenmagazines, welches ebenfalls aus Schlackesteinen gemauert ist, kann man heute noch den mächtigen gemauerten Hochofen sehen. Hier endete auch unser Weg durch diesen Teil der über 600 Jahre alten schwedischen Bergbau- und Verhüttungsgeschichte.
Als wir gegen 16 Uhr zu unserem Haus zurückkehrten, bevölkerten einige Schweden das Seeufer, aber nach dem Kaffeetrinken waren die meisten wieder verschwunden und die so geliebte Ruhe kehrte wieder ein. Zum Abendessen bereiteten wir einen Eintopf aus mitgebrachten Möhren und Kartoffeln und frisch erstandenem Rentierfleisch aus den nördlicheren Provinzen Schwedens.

02.08.03

Heute versteckt sich die Sonne und die Wolken weinen über den entgangenen Hochsommertag. So wurde nichts aus unserem geplanten Ausflug in die Faluner Kupfergrube; vielleicht auch ganz gut so, denn nun kränkelte Daniel ein wenig. Dafür taten wir heute etwas, wofür uns der eine oder andere Leser für nicht ganz normal halten werden – wir kochten Marmelade ! Ja, diese Unmengen von Blaubeeren direkt vor unserer Haustür schrieen förmlich danach gepflückt und eingekocht zu werden. Schon nach relativ kurzer Zeit hatte Lars etwa zwei Kilogramm dieser herrlich duftenden Beeren gesammelt und in noch kürzerer Zeit hatte Konstanze sie in köstliche Marmelade verwandelt und in Einmachgläser gefüllt. So werden wir wohl noch einige Zeit danach eine wohlschmeckende Erinnerung an diesen herrlichen Urlaub haben.
03.08.03

Alle Wolken waren über Nacht hinweggepustet worden, so dass wir kurz entschlossen nach dem Frühstück entschieden nach Stockholm zu fahren. Gute zweieinhalb Stunden Fahrt durch immer ebener werdendes Land brachten uns in Schwedens Hauptstadt. Was für ein pulsierendes Leben!? Trotz Sonntag waren alle Geschäfte geöffnet und wir hatten Probleme einen halbwegs annehmbaren Parkplatz zu finden. Den, den wir dann schließlich nach gut einer halben Stunde fanden, lag außerhalb und sollte uns später noch 700 Kronen (etwa 75 Euro) kosten. Als wir nämlich nach unserem Stadtrundgang zurückkamen, prangte ein Strafmandat an der Windschutzscheibe. Angeblich hatten wir nur neun, statt zehn Metern vor einem Zebrastreifen geparkt. Da es kein Vollstreckungsabkommen zwischen Schweden und Deutschland gibt, werden wir wohl nicht zahlen. Nun aber zurück zu Erfreulicherem:
Bald hatten wir die Gamla Stan erreicht. Diese Insel schiebt sich wie ein Riegel zwischen die Ostsee und den Malären. Die engen Gassen zwischen den alten Bürgerhäusern waren zum Bersten mit Touristen, Einheimischen und Straßenmusikanten gefüllt. Rechts und links der Straße boten zahllose Souvenirgeschäfte schwedische Scheußlichkeiten zu saftigen Preisen an. Überhaupt ist Stockholm sehr teuer; Während Schweden an sich schon teuer ist, zahlt man in Stockholm nochmals 100 % Aufschlag. So kostete ein Würstchen am Straßenrand rund sechs Euro und ein Glas Cola 3 Euro. Auch die zahllosen Reedereien, die Bootstouren durch Stockholm anboten, ließen wir aufgrund der unverschämten Preise links liegen und verließen uns ganz auf die Kraft unserer Füße. Als wir die kleine Insel fast überquert hatten, drang Marschmusik an unser ohr. Die konnte eigentlich nur vom königlichen Palast am Nordufer kommen. Also beschleunigten wir unsere Schritte und standen kurz danach vor dem „Kunglings Slottet“. Der Wachwechsel war gerade in vollem Gange und das Musikbattallion der schwedischen Armee untermalte das Ganze mit Musik und Märschen. Unter anderem spielten Sie auch „Supertrooper“ von ABBA, was aus den Hörnern und Trompeten einer Militärkapelle recht eigenwillig klang. Im Hintergrund dieser etwa einstündigen Musikdarbietung wirkte das Schloss wie eine Theaterkulisse. Das, was man heute von diesem Gebäude sieht, stammt aus dem Jahre 1760, und auch die Königsfamilie wohnt nicht mehr darin. (Würde ich auch nicht, wenn man jeden Tag durch Märsche und Militärmusik aus den Betten gerissen wird.) Das ursprüngliche Kastell, welches der Gründer der Stadt Stockholm, Birger Jarl, an dieser Stelle um 1200 errichtet hatte, brannte 1697 vollständig ab. Auf eine Innenbesichtigung der über 600 Zimmer (klar, nur ein Teil ist öffentlich zugänglich) und ein Betrachten der Kronjuwelen für etwa 30 Euro verzichteten wir und liefen über den Stortorget, einem wunderhüsch, romantischen Platz, der vor allem von Künstler bevölkert wird, zur Storkykan. Es ist der Stockholmer Dom und Hochzeits- und Krönungskirche der schwedischen Könige. Ungewöhnlich für lutheranische Kirchen ist die reiche Ausstattung und barocke Verzierung der Kirche. Innen fiel uns vor allem der Silberaltar von 1650 und die üppig verzierte Holzkanzel auf. Weiter ging es vorbei an unzähligen Stadtanglern über die Strömbron in Richtung Kungsträtgarden, dem einstigen Küchengarten des Königs, der später zum Lustgarten wurde, in Richtung Nationalmuseum. An der Uferpromenade schlenderten wir am Grand Hotel mit seiner prächtigen Fassade vorbei zum Nationalmuseum, welches bedeutende Werke von Rubens, Rembrandt, Renoir, aber auch von schwedischen Künstlern, wie z.B. Carl Larrsson beherbergt. Die Geschichte dieser Sammlung reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück, denn die Kunstsammlung des Gustav Vasa auf Schloß Gripsholm bildete den Anfang. Vor allem zwei Personen sind für die Größe dieser Sammlung bedeutend: der eine war Carl Gustav Tessin, der während seiner Zeit als Botschafter in Paris um 1740 zeitgenössische französische Kunst für die Sammlung kaufte. Die andere Person war Gustav III:, der nicht nur ein großer Sammler italienischer Kunst war, sondern auch bestimmte, dass die Sammlung nach seinem Tode in den Besitz des schwedischen Staates übergehen sollte. Leider reichte unsere Zeit nicht für eine Innenbesichtigung (würde wohl fast einen Tag dauern), so dass wir der Straße weiter folgten und auf die Insel Skeppsholmen kamen. Hier liegt der zur Jugendherberge umgebaute, schneeweiße Dreimaster „af Chapman“ am Kai und ein Stück weiter im Museum für moderne Kunst hatten die Studenten der Kunstakademie ihre Atelierfenster weit aufgerissen, damit Schaulustige und der warme Sommerwind in die Räume kommen konnten. Nachdem wir noch gut eineinhalb Stunden benötigten um wieder zu unserem Auto zurückzukehren, waren wir froh, endlich wieder in die Ruhe und Beschaulichkeit unseres kleinen Seehäuschens zurückzukehren. Auf dem Rückweg hielten wir noch in einem Vorort von Stockholm um gegen 17.30 Uhr in einem schwedischen IKEA-Möbelgeschäft im dortigem Restaurant zu einem sehr vernünftigen Preis einen Teller voller frischem, geräucherten Lachs zu verzehren. Hinweisschilder auf der Autobahn kündeten schon Kilometer vorher von diesem kulinarischen „Schnäppchen“.
04.08.03

Während wir den Vormittag eher faul mit Lesen, Schreiben von Reiseberichten oder in der Sonne aalen verbrachten, ging es nach dem Mittagessen endlich in das Faluner Kupferbergwerk. Einer Legende zufolge wurde der enorme Schatz, den der Tiskasjöberg in sich barg, durch einen weißen Ziegenbock namens Käre entdeckt. Nachdem dieser einen Tag lang auf dem Berg gegrast hatte, soll er mit rot verfärbtem Gehörn zum hof zurückgekehrt sein. Der Besitzer folgte am folgenden Tag seinem Ziegenbock und soll so diesen besonderen Bodenschatz entdeckt haben. Klar, dass diese Geschichte nicht belegt ist, aber nachweislich wurde bereits im 11. Jahrhundert die Grube betrieben. Damit ist belegt, dass dort schon die Wikinger Bergbau betrieben. Die letzte Förderung, dann allerdings vor allem Blei und Schwefel, war im Jahre 1992. Diese Grube, die bis auf 600 Meter tief in das harte Gestein getrieben wurde war so ergiebig, dass im 17. Jahrhundert rund 70 Prozent des Weltbedarfes an Kupfer aus dieser Grube kam. Nachdem wir mittels eines modernen Fahrstuhles in 55 Meter Tiefe gebracht worden waren, fuhr unsere Führerin mit der Schilderung der Geschichte fort. Damals konstatierte die schwedische Regierung, dass Schweden mit Stora Kopparberget steht und fällt; so viel Geld brachte das der damaligen Regierung ein. Das Leben der Bergarbeiter war hart und die Bezahlung nicht besonders gut. Als im Jahr 1687 ein riesiges Unglück passierte und fast das gesamte Bergwerk einbrach, weil man aus purer Gier immer tiefer in den Berg vordrang und Wände und Decken immer dünner bemaß, war reines Glück im Spiel, denn niemand wurde verletzt. Normalerweise arbeiteten rund 600 Menschen mit Hammer, Meissel und einer Kienholzfackel beladen in den dunklen Gängen, aber an diesem Tag war Midsommar, einer der wenigen arbeitsfreien Tage. Fast einen Monat dauerte der Einsturz des Berges; erst danach waren die Erschütterungen und Einstürze zum Ende gekommen. Zurück blieb eine riesige Grube, die heute die Stadt Falun ziert. Wir wanderten rund eine Stunde – bekleidet mit orangefarbigen Regencapes und gleichfarbigen Plastikhelmen - durch die nassen Gänge und versuchten auf schlüpfrigen Holztreppen das Gleichgewicht zu halten. Die Temperatur betrug nur 7 °C, was angesichts des hochsommerlichen Wetters über Tage sehr erfrischend war. Damals aber, zu Zeiten des Abbaus, herrschten dort um die 35 °C, da man das Erz durch „Feuerbrennen“ abbaute. Man ließ riesige Baumstämme in die Tiefe rauschen, die die Arbeiter dann abends anzündeten. Die ganze Nacht über brannten dort riesige Feuer, die das Gestein mürbe und brüchiger machten. Am folgenden Tag meisselten sich dann die Bergleute ihre Stollen, etwa zwei Meter Vortrieb pro Monat. Erst später, als elektrische Bohrer und Sprengstoff zum Einsatz kamen, stieg die Vortriebleistung auf etwa 15 Meter pro Monat. Gegen Ende der Führung, nachdem wir noch das königliche Gästebuch an der Wand eines Stollens bewundert hatten, erzählte uns unsere Führerin noch eine tragische Geschichte, die sich aber wirklich so zugetragen hatte. Im Jahre 1717 fanden Bergleute in einem teilweise verschütteten Stollen eine Leiche, die fast völlig unverletzt war, nur die Beine waren durch die herabstürzenden Gesteinsmassen abgequetscht worden. Als man die Leiche geborgen hatte und zwecks Identifizierung an die Oberfläche gebracht hatte, meldeten gleich zwei Frauen, dass es sich um ihren Verlobten handeln würde. Allerdings kannte niemand sonst diesen Mann, so dass man diesen beiden Frauen wenig Glauben schenkte, denn man war sicher, sie wollten nur die Abfindung der Bergwerksgesellschaft kassieren. Schließlich erkannte eine alte Frau in dem Toten ihren seit 40 Jahren verschollenen Verlobten, Mats Israelsson. Dieser war tatsächlich vierzig Jahre zuvor dort verschüttet worden und das kupfervitriolhaltige Wasser und die besondere Atmosphäre hatten seinen Körper so lebensecht konserviert. Damals kannte man wohl die chemischen Zusammenhänge nicht so gut und stellte Mats aus dem Dorfe Svärdsjö in Falun in einem Glassarg aus. Er war jahrelang eine Attraktion bis sein Körper an der Oberfläche immer mehr zerfiel. Man bestattete ihn jedoch nicht, sondern tat seine Knochen in eine Kiste und stellte diese auf einen Speicher im Faluner Kirchturm. Erst 1930 entdeckten Historiker die Knochenkiste und gaben den Gebeinen erst jetzt auf dem Faluner Bergmannsfriedhof ihre ewige Ruhe. Nach dieser Geschichte waren wir froh auch wieder die wärmende Sonne genießen zu können. Über Tage gibt es viele Gebäude, die zum Betrieb des Bergwerkes und zur Gewinnung des Erzes aus dem Gestein dienten. Neben dem Pumpenhaus, in dem ständig eine Glocke schlägt, die demonstriert, dass die Pumpen laufen, gibt es Gesteinsmühlen, Fördertürme und allerlei Lageschuppen. Im ehemaligen Verwaltungsgebäude befindet sich ein nettes kleines Museum, welches nicht nur Dokumente zur historischen Entwicklung des Bergwerkes zeigt, sondern auch eine Sammlung der verschiedenen Gesteine, die man in der Grube gefunden hat. Auf dem hinteren Teil des Geländes steht die Fabrik, in der das weltbekannte „Falunrot“ aus der eisenhaltigen Erde rund um Falun produziert wird. Diese Farbe mit ihrem speziellen dunkelroten Farbton ziert fast jedes Schwedenholzhaus, da es neben der schönen warmen Farbe auch eine hervorragende konservierende Eigenschaft hat und lange hält. Auch das „Falungelb“ hat diese Eigenschaften und wird weltweit exportiert.
Dem Bergbau verdankt Falun übrigens auch eine kulinarische Spezialität, das „Falukorv“, eine wurst aus Ochsenfleisch. Als man im Mittelalter noch keine tragfähigen Seile aus Hanf oder Stahl hatte, stellte man die Taue für die Aufzüge in die Grube aus speziell behandeltem Ochsenleder her. Für 50 Meter Seil benötigte man rund 100 Ochsen. Wenn man bedenkt, dass die Seile etwa nur ein halbes Jahr hielten und die Grube einige hundert Meter tief war, kann man sich vorstellen, wie viele Ochsen für den Kupferbergbau Ihr Leben lassen mussten. Aus den enthäuteten Tieren stellte man dann eben Wurst her und verkaufte sie im ganzen Land.
Gegen Abend trübte sich das Wetter noch einmal kurzfristig ein, was uns aber nicht daran hinderte noch ein Bad im See zu nehmen.

05.08.03

Vor einigen Tagen fiel uns ein Prospekt mit dem viel versprechenden Namen „Husbyringen – eine Reise in Zeit und Raum“ nebst detaillierter Routenkarte in die Hände. So beschlossen wir nach dem Frühstück gleich loszufahren und die etwa 60 km lange Route abzufahren. Begonnen haben wir die Rundtour in dem beschaulichen Flecken Silvhyttea. Dieses alte Werk befindet sich genau zwischen den beiden Seen Fullen und Grycken, die durch einen rauschenden Wasserfall verbunden sind. Am Rande des Seeufers spiegelte sich die Ruine der Eisenhütte, die im Jahre 1787 gebaut wurde. Daneben kann man noch ein paar Pfeiler aus grün-silbrigen Schlackeziegeln sehen, die einmal ein großes Kohlenhaus trugen. Alles war so still und ruhig, Libellen summten über die Wiesen und riesige Schnaken tummelten sich in den Pfützen des etwas morastigen Bodens. Es war für uns recht schwer sich vorzustellen, dass an diesem Ort einmal einige hundert Arbeiter ihr Tagewerk verrichteten. Zurück zur Geschichte dieses wunderbaren Ortes. Ende des 17. Jahrhunderts wurde dann noch neben dem Eisenwerk eine Silberhütte am Wasserfall errichtet und so entstand dann wohl auch der Name Silvhyttea. Ende des 19. Jahrhunderts wurden aber Eisen- und Silberwerk stillgelegt. Das Wort „stillgelegt“ bekommt, so finde ich, an diesem ruhigen Ort eine ganz intensive Bedeutung. Wenige Kilometer südlich kamen wir nach Stjärnsunds Bruk, einem alten Eisenwerk, welches sich aber schon farblich von den anderen, bisher gesehenen abhob. Es war ganz in weiß gehalten und zählt heute zu den am besten erhaltenen Werken aus dem 18. Jahrhundert. Aber nicht deswegen kennt wohl jeder Schwede diesen Ort, denn ein für Schweden sehr bedeutender Mann war hier tätig: Christopher Polhem, der Vater der schwedischen Mechanik. Er lebte von 1661 bis 1751 und war nicht nur der Erfinder des so genannten Polhem-Schlosses, dem Vorgänger der heutigen Sicherheitsschlösser, sondern auch diverser Küchengeräte, Uhrwerke und anderer nützlicher Dinge. Er war auch der Stifter des „laboratorium mechanicum“, einer technischen Hochschule, da er der Meinung war, dass in Schweden zu wenig für die Ausbildung auf diesem Gebiet getan wurde. Leider war das kleine Museum geschlossen, aber die interessantesten Ausstellungsstücke konnten wir durch die Fenster erspähen.
Weiter ging es einige Kilometer südlich zur „Höchsten Küstenlinie“, einem sehr interessanten geologischen Wanderweges, der anhand von ausgestellten Steinblöcken die geologischen Formationen dieser eiszeitlich geprägten Landschaft erklärt. Als auch dieser Pfad „absolviert“ war, ging es weiter zum Werk in Kloster, einem winzigen Ort, eigentlich mehr ein Gehöft, welches an einem reißenden Flüsschen namens Klosterän liegt. Hier wurden schon im 15. Jahrhundert Hütten für die Eisen- und Kupferherstellung angelegt. Bevor die Zisterzienser an diesem Ort 1486 ein Kloster errichteten, hieß er Riddarhyttan. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde das Kloster geschlossen, denn die Schweden hatten es zu dieser Zeit nicht so mit praktiziertem Katholizismus. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde hier eine der größten Pulvermühlen Schwedens zur Schwarzpulverherstellung errichtet. In der Blütezeit fabrizierte die Mühle 120 Tonnen Schießpulver im Jahr. Im Jahre 1871 wurde dann aber auch die Pulvermühle geschlossen und es kehrte die ländliche Idylle ein, die diesen Ort rund um die Fundamentreste des alten Klosters auszeichnet. Schafte, die frei herumliefen, hielten das Gras niedrig, so dass man die Klostermauern noch sehen kann, allerdings mussten wir aufpassen, nicht in die üblichen Hinterlassenschaften der Tiere zu treten. Aber noch eine Besonderheit hat dieser kleine Ort vorzuweisen. Gustaf de Laval war hier in den Jahren 1876 und 1877 als Ingenieur tätig. Ihm wurde die alte Hammerschmiede des Klosters, in dem sich heute ein kleines Museum befindet für seine Experimente zur Verfügung gestellt. Dort konstruierte er den Milchseparator, ein Gerät, dass den Rahm von der Milch trennt und auch heutzutage aus der Molkereiwirtschaft nicht wegzudenken ist. Die große Aktiengesellschaft Alfa Laval, die heute global tätig ist, hatte also ihre Keimzelle in dieser alten Hammerschmiede. Der Weg führte nun in Richtung Westen, entlang am Fluss Dalälven nach Smedby-Husby, einer der ältesten Siedlungsgebiete in der Provinz Dalarna. Der Prospekt wies hier vor allem die Kirche als Sehenswürdigkeit aus. Von außen war die weiße Kirche eher unscheinbar, aber im Inneren war sie gefüllt mit allerlei interessanten Gegenständen aus dem Mittelalter. Die Kronleuchter aus Messing waren beispielsweise aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. An der rechten Seitenwand waren mittelalterliche Fresken teilweise freigelegt und zeigten Szenen mittelalterlichen Lebens. Das älteste Stück ist aber eine geschnitzte Figur der Madonna mit dem Kind aus dem 15. Jahrhundert. In dem Örtchen Husby auf der anderen Seite des Flusses, den wir über eine behelfsmäßige Pontonbrücke überquerten, wurde im 13. Jahrhundert das „Dalalagen“, das Gesetz für die Provinz Dalarna, schriftlich festgelegt. Auch wurde hier der Freibrief für die Kupfergrube Falun im Jahre 1347 erlassen.
Der letzte Ort unserer Rundreise war Längshyttan, wo die zahlreichen Wasserfälle und starke Stömung des Flusses gute Voraussetzungen für eine Eisenhütte schafften. Neben dem alten Hüttenofen aus dem Mittelalter, der problemlos zu besichtigen ist, befindet sich ein modernes Stahlwerk, welches auch heute noch produziert. Wir besichtigten allerdings nur die alte Hütte, die unten aus Stein und oben aus Holz gebaut war. Rund um den Ofen waren alte Gegenstände ausgestellt, von der Draisine über eine Dampflok, bis hin zu den Stempeln, die in die noch glühenden Eisenbarren gedrückt wurden um die Herkunft des Eisens zu dokumentieren. Auch in den Museen zeigt sich die schwedische Offenheit. Wer erwartet, dass dort jemand am Kassenhäuschen sitzt, einer die Sachen bewacht, oder es irgendwo einen Zaun gibt, wird enttäuscht werden. Alles offen – alles frei; und trotzdem klappt alles. Mit diesen schönen Eindrücken machten wir uns auf den Heimweg und genossen den Rest des Tages an „unserem“ See.

06.08.03 , 07.08.03 , 08.08.03

Vormittags fuhren wir nach Börlange und Hedemora um noch ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen, da eine Bekannte von uns am Samstag Geburtstag hat und der Nachmittag gehörte der Erholung am See. . Nicht viel anders verlief der darauf folgende Tag, außer, dass wir am Nachmittag damit begannen die Koffer zu packen und das Haus zu säubern. Das Wetter verschlechterte sich auch etwas, nicht so schlimm, dass es nicht mehr schön gewesen wäre, aber doch soweit, dass es uns den Abschied leichter machen würde. Die letzte Nacht schliefen wir noch einmal in der Stille, und Ruhe, die dieses herrliche Fleckchen Erde ausstrahlte, ehe es am nächsten Morgen um 07.00 Uhr auf die endlos erscheinende Heimreise ging. Unterwegs, genauer gesagt, kurz vor der Überquerung der Öresundbrücke nach Dänemark machten wir noch Halt in einem „Elchpark“ um den König der Wälder einmal von Nahem zu sehen. Wir wurden nicht enttäuscht und nahmen auch diese Erinnerungen mit nach hause.

35 Bewertungen, 11 Kommentare

  • Baby1

    01.06.2007, 13:25 Uhr von Baby1
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Anita

  • hjid55

    10.03.2007, 12:06 Uhr von hjid55
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    Sh & lg Sarah

  • panico

    05.03.2007, 11:45 Uhr von panico
    Bewertung: sehr hilfreich

    lg panico:-)

  • echt1962

    05.03.2007, 01:03 Uhr von echt1962
    Bewertung: sehr hilfreich

    sh+++ ;)) LG GS

  • anonym

    04.03.2007, 18:18 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    LG Damaris :-)

  • anonym

    01.03.2007, 17:34 Uhr von anonym
    Bewertung: sehr hilfreich

    Sehr schön beschrieben. Liebe Grüße Edith und Claus

  • Zzaldo

    26.02.2007, 22:37 Uhr von Zzaldo
    Bewertung: sehr hilfreich

    ein sh von mir für Dich. LG Stephan

  • leuchttuermin

    11.10.2006, 17:07 Uhr von leuchttuermin
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    ich will in Urlaub!!!!

  • Binki

    17.07.2006, 13:44 Uhr von Binki
    Bewertung: sehr hilfreich

    °°° sh und lg Binki °°°

  • blackangel63

    07.07.2006, 13:11 Uhr von blackangel63
    Bewertung: sehr hilfreich

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  • store_troll

    16.07.2004, 00:55 Uhr von store_troll
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    Hallo du auch hier ?? Dein Bericht hat mir schon bei ciao sehr gut gefallen. Trollige Grüße