Steiermark Testbericht

Steiermark
ab 9,12
Auf yopi.de gelistet seit 09/2003

5 Sterne
(6)
4 Sterne
(1)
3 Sterne
(0)
2 Sterne
(0)
1 Stern
(0)
0 Sterne
(0)

Erfahrungsbericht von rofis

Klapotetz und Klachlsuppe

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Kurz hinter Ljubljana ist die Autobahn Richtung Maribor noch nicht fertig, wir müssen uns eine total überlastete Landstraße entlangkämpfen. Aber kurz vor Maribor ist das Leiden zu Ende und wir können wieder auf der Autobahn fahren. Maribor ist ein netter Ort mit hübschem Stadtkern, aber nicht Ziel unserer Reise. Das erreichen wir erst wenige km später, hinter der Grenze nach Österreich: das südsteirische Weinland.

In Gamlitz besorgt uns ein hilfsbereiter Angestellter des Touristenbüros eine schöne Ferienwohnung in Ratsch (Ferienwohnungen Sivetz, unter www.stramparadies.at nach Sivetz suchen), etwa 4 km von Gamlitz entfernt, direkt unterhalb der Weinstraße gelegen. Eine kurze Erfrischung in der Dusche, schnell umgezogen und los gehts wieder, zurück nach Gamlitz, ein Besuch im Schloss bei Familie Melcher stand auf dem Programm. Dort gibt es nicht nur einen (gehobenen) Buschenschank (bei uns auch Straußwirtschaft oder Besenwirtschaft genannt), in dem die hervorragenden Weine des Weinguts Melcher ausgeschenkt werden, sondern auch ein kleines Weinmuseum, das über die Geschichte des südsteirischen Weinbaus informiert.

Alle angebotenen Weine (die ganz großen sind aus naheliegenden Gründen natürlich nicht darunter) werden auch in 1/8l-Gläsern angeboten, was ein Testen der Weine ohne inneren Kaufzwang möglich macht. Heute schmeckt mir der Sauvignon Blanc am besten, gefolgt vom Muskateller, beide natürlich trocken ausgebaut. Der Sohn des Hauses hat vor einigen Jahren einen Sauvignon Blanc im Barrique ausgebaut, der international wohl Aufsehen erregt hat (aber hier natürlich nicht ausgeschenkt wird). Ein Fläschchen davon lagert noch in meinem Keller - dank Weinforum, das diesen Wein im Frühjahr als Monatswein ausgesucht hatte. Ich bin mal gespannt darauf, wie der schmeckt, wenn er trinkreif ist.

Verhungern muss man hier natürlich auch nicht, wir verzehren eine ganz ausgezeichnete „Saure Sulz“, mit Kürbiskernöl beträufelt und mit Zwiebelringen belegt. Es gibt auch noch Hirschschinken und andere Köstlichkeiten - das Schloss ist immer einen Besuch wert.

Wohnen kann man da übrigens auch, nicht ganz billig, aber die Zimmerpreise beinhalten einen Taxi-Service rund um die Weinstraße, wie man mir sagte (www.melcher.at).

Abends beschließen wir eine warme Mahlzeit zu uns zu nehmen, meine Wahl fällt auf die in der Überschrift zitierte „Klachlsuppe mit Heidensterz“. Man probiert halt aus, was man nicht kennt.
Diesmal war das ein Fehler. Die Klachlsuppe entpuppte sich als ein Eisbein, das neben Knochen nur aus Fett bestand, in einer (allerdings gut schmeckenden) Suppe, der Heidensterz als eine Art Polenta aus Buchweizen. Insgesamt also eher nichts für meinen Geschmack - aber so gehts halt manchmal. Dafür war die als Ersatz bestellte, mit Leber gefüllte Hühnerbrust dann ganz ausgezeichnet. Und der hauseigene Wein (natürlich in 1/8-Liter-Gläsern ausgeschenkt) tröstete über die Suppe hinweg.

Am nächsten Tag steht die Erkundung der Umgebung auf dem Programm, die Weinstrasse hoch oben auf dem Kamm der Hügel und haarscharf an der slowenischen Grenze gelegen. Gelegentlich wird man durch Schilder darauf hingewiesen, dass die eine Strassenseite die Grenze darstellt, man also als Fussgänger gelegentlich in Slowenien laufen darf. Der Blick über das Land ist phantastisch. Die Hügel mit ihren Weinbergen erinnern viele an die Toskana oder die Langhe - nur die Vegetation ist dort etwas anders. Nur die noch häufig zu sehenden Windräder, die durch ihren Lärm die Vögel aus den Weinbergen vertreiben sollen - sie heissen hier „Klapotetz“ und gelten als Wahrzeichen der Südsteiermark - zeigen deutlich, dass man eben nicht in Italien ist.

Allerdings ahnen wir bei den Landschaftsbildern, die unser Auge aufnimmt, dass die von uns vorgesehenen Wanderungen wohl nicht ohne Anstrengung machbar sein dürften.

Der freundliche Herr im Tourismusbüro von Gamlitz hat uns mit eine kleinen „Wanderkarte“ versorgt, auf der etliche Wege rund um Gamlitz und die Weinstraße eingezeichnet sind und die uns bei der Planung der nächsten Tage helfen sollte.

Leider ist die Karte nicht immer sehr genau und die Markierung der Wege etwas widersprüchlich, wir sind aber trotzdem zurechtgekommen und haben immer wieder nach Ratsch zurückgefunden.

Die Wanderwege haben eines gemeinsam: immer kurz vor einem Anstieg hört der Schatten auf und wir dürfen in der prallen Sonne, die Mitte August die Luft ganz schön aufheizt, den nächsten Hügel erklimmen. Nur einmal haben die Planer ein Einsehen: sie schicken uns fast senkrecht den Berg hinauf - aber das wenigstens im Schatten. Und gottseidank hat uns kurz vor dem Anstieg ein freundlicher Ladenbesitzer noch mit Wasser versorgt, obwohl sein Geschäft eigentlich geschlossen war. Anscheinend haben wir einen mitleiderregenden Eindruck hinterlassen...

Allen Anstiegen zum Trotz: es gibt immer wieder eine Belohnung für die Mühen in Gestalt eines Buschenschanks, der am Weg liegt. Auf diese Weise können wir vorzügliche Weine verkosten und verschiedene Gaumenschmeicheleien genießen. Ein Beispiel dafür ist das Weingut von A. und O. Sabathi, vulgo Adam Sunki, wo der junge Hannes Sabathi ausgezeichnete Weine hervorbringt und seine Schwester exzellente „Speckzwetschgen mit Buchteln“ serviert. Hier erstehe ich einige Flaschen vom Sauvignon blanc aus der Lage Kranachberg (15 DM je Flasche) - sie werden mir an manchem langen Winterabend die Sonne des Südens ins Wohnzimmer bringen. Auch ganz hervorragend ist der gelbe Muskateller aus derselben Lage, trocken im Stahltank ausgebaut, und mit etwa 13 DM sehr preiswert (www.sabathi-Weine.at).

Aber auch andere bieten guten Wein und gutes Essen, so z. B. Wolfgang Maitz in seiner „Rebenburg“ (übernachtung ab etwa 50 DM pro Person), hoch über dem Tal gelegen mit wunderschöner Aussicht.

Die schöne Aussicht genießen lässt sich aus im Gasthaus Tscheppe, direkt an der Weinstraße gelegen, in etwa 20 Minuten zu Fuß von unserer Wohnung aus zu erreichen. Die küche ist in Ordnung, wir genießen „Forellentäschchen“ und „Steirisches Fischgröstl“. Das Forellentäschchen entpuppt sich als eine Tasche aus Strudelteig, die mit Forellenfarce gefüllt ist, das steirische Fischgröstl ist eben gerösteter Fisch mit Kartoffeln und etwas Gemüse. Dazu lassen wir uns die hauseigenen Weine munden.

Ich erstehe zum Mitnehmen eine Flasche Chardonnay, der aus Trauben zweier unterschiedlicher Lagen gekeltert wurde und so praktisch zweierlei Weine vereint. Eine interessante Erfahrung, ich würde den Wein auch wieder trinken, obwohl ich absolut kein Chardonnay-Fan bin (Ausnahme: Chablis).

Natürlich gibt es noch eine ganze Menge anderer Adressen, bei denen sichs wohl speisen und genießen lässt. Für die Freunde etwas rustikalerer Kost sei das Wirtshaus „Bochhansel“ erwähnt, an der kleinen Straße zwischen Gamlitz und Ratsch gelegen, wo man ordentliche Hausmannskost und Landein zu sehr fairen Preisen bekommt (Aufstrichbrot 14 Schilling, 1/4 Landwein ebenfalls 14 Schilling, Sommer 2001) und sich mit den Wirtsleuten trefflich unterhalten kann.

Gehobener geht es zu bei Walter Skoff (www.weingut-Skoff.com), der zu höheren Preisen ambitionierte Weine und Speisen anbietet. Direkt daneben ist der preiswertere Buschenschank „Stani Gustl“ vom Weingut Nekrep, wo es sich gut essen und trinken lässt.

Einen wunderschönen Blick über das Weinland bietet auch das Gasthaus „Mahorko“, direkt an der Weinstraße gelegen. Allerdings bin ich mit dem doch sehr trocken daherkommenden Tafelspitz nicht gerade zufrieden.

Nicht besucht haben wir die bekannten Adressen „Sattlerhof“ mit exzellenter Küche und vorzüglichen Weinen (durchaus etwas teurer...) und den „Jaglhof“, der hoch auf einem Hügel trohnt und mit sehr guter Küche verwöhnt.

Am letzte Tag unseres Aufenthalts beschließen wir, noch eine kleine Rundfahrt zu machen, die wir mit der „Sausaler Weinstraße“ beginnen. Es ist schon beeindruckend, aus welchen Steil- und Steilstlagen hier der Wein erzeugt wird. Der weitere Weg führt uns nochmal hinüber nach Slowenien, nicht zuletzt des billigeren Benzins wegen. Erstaunlicherweise sieht man, kaum hat man die Grenze hinter sich gelassen, kaum noch Weinberge.

Abends geht es wieder zurück nach Ratsch, wir müssen packen, denn am nächsten Tag geht es wieder weiter, das Kamptal in Niederösterreich wartet auf uns.

14 Bewertungen, 1 Kommentar

  • denjuandemarco

    19.02.2002, 13:24 Uhr von denjuandemarco
    Bewertung: sehr hilfreich

    schöner Bericht!!