Tönning Testbericht

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Erfahrungsbericht von Andreas1501

Tönning - "Der Bade- und Luftkurort bei Ebbe und Flut"

Pro:

Sehr schöner Ort mit einigen Sehenswürdigkeiten, recht günstige Urlaubsmöglichkeit

Kontra:

"Strand" an der Eider

Empfehlung:

Ja

Tönning - \"Der Bade- und Luftkurort bei Ebbe und Flut\"


Einleitung
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In den Sommerferien 2002 haben wir zwei Wochen in Tönning verbracht. Über unsere - natürlich subjektiven - Erfahrungen möchte ich hier berichten. Es ist klar, dass man in zwei Wochen nur einen kleinen Eindruck gewinnen kann. Echte Tönning-Kenner mögen mir deshalb eventuelle Fehler verzeihen bzw. mir diese mitteilen.


Lage und Anfahrt
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Dass wir in Tönning Urlaub gemacht haben, liegt vor allen Dingen an der Lage des Ortes. Wir wollten an die Nordsee, und zwar an die Küste von Schleswig-Holstein. Der Ort sollte nicht zu klein sein und eine einigermaßen zentrale Lage haben. Andererseits zieht es uns auch nicht unbedingt in touristische Hochburgen wie St. Peter-Ording, sondern eher in ruhigere Ecken. Tönning erwies sich da geradezu als ideal, denn die Stadt liegt als Startpunkt für Ausflüge recht günstig, und trotzdem ist man schnell am Meer. Besorgungen aller Art können im Ort erledigt werden, und auch die Gastronomie kann sich sehen lassen. Dass es für unseren Geldbeutel genügend passende Ferienwohnungen gibt, war ein weiteres Plus.

Die Anfahrt nach Tönning könnte einfacher nicht sein. Von Süden aus gesehen wechselt man hinter Hamburg auf die A23 Richtung Husum und bleibt auf dieser Straße, die irgendwann zur B5 wird, bis man 20 Kilometer hinter Heide die Ausfahrt Tönning erreicht. Verfehlen ausgeschlossen! Im Ort selbst gibt es Infotafeln mit Stadtplan, und selbstverständlich ist auch im Ortsprospekt ein übersichtlicher Ortsplan abgedruckt. Wir haben unser Domizil jedenfalls im ersten Anlauf gefunden, ohne uns auch nur einmal verfahren zu haben.

Wer mit der Bahn anreisen möchte, kann dies tun. Tönning hat einen Bahnhof, der von recht vielen Zügen der Nord-Ostseebahn angefahren wird. Auch für Tagestouren in Schleswig-Holstein bietet sich diese Bahn durchaus an.


Der Ort selbst
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* Geschichte *
Tönning wurde 1186 erstmals erwähnt und erhielt 1590 das Stadtrecht. Die große Zeit der Stadt liegt lange Zeit zurück. Ungefähr vor drei- bis vierhundert Jahren soll Tönning eine eigene Flotte gehabt haben, der Hafen war ein wichtiger Handelsplatz für alle möglichen Waren, die Stadt lebte im Reichtum. Doch spätestens der Bau des Nord-Ostseekanals lenkte den Verkehr in andere Häfen, der Glanz von Tönning als Handelszentrum verblasste. Heute stehen Tourismus und Naturschutz im Vordergrund, nicht mehr der Handel.

* Innenstadt *
Die Innenstadt von Tönning ist nicht besonders groß und leicht zu Fuß zu erschließen. Zentral gelegen ist der historische Marktplatz mit der Laurentiuskirche, deren markanter barocker Turm ein weithin sichtbares Wahrzeichen der Stadt ist. Auf dem Marktplatz befindet sich - leider umgeben von vielen geparkten Autos - ein schöner historischer Brunnen aus dem Jahr 1613. Den Marktplatz umgeben stattliche Häuser, die insgesamt ein recht ansehnliches Ensemble bilden. Gleich nebenan ist der Schlossgarten, zu dem es zwar kein Schloss (mehr) gibt, in dem man aber bei sommerlicher Hitze eine erfrischende Verschnaufpause einlegen kann - sogar ein kleiner Spielplatz ist vorhanden. Und hinter dem Schlossgarten kommt man schon zum Hafen...

* Historischer Hafen *
Von der früheren Bedeutung Tönnings als wichtige Hafenstadt zeugt der historische Hafen, für den zu Recht kräftig geworben wird. Sehr markant ist das riesige historische Packhaus aus dem Jahr 1783, wo diverse Aktionen und Ausstellungen geboten werden. Im Hafen waren wir mehrmals einfach zum Bummeln und Schauen, aber auch, um Fisch zu kaufen bzw. gleich vor Ort zu genießen. Im Hafengebiet gibt es mehrere Fischläden bzw -restaurants, die nach unserem Eindruck alle empfehlenswert und nicht zu teuer sind. In anderen Küstenorten mussten wir immer etwas mehr bezahlen. Die Hafenanlagen bieten sich für behagliches Nichtstun geradezu an: einfach auf eine Bank setzen, ein paar Fisch- und Krabbenbrötchen kaufen und dem gemächlichen Treiben im Hafen zusehen - das hat sogar den Kindern immer wieder gefallen. Zwar gibt es keine besonders großen Schiffe zu sehen, doch irgendwas ist immer los. Natürlich kann man vom Hafen aus auch Schifffahrten unternehmen, beispielsweise zum Eidersperrwerk.

* Multimar Wattforum *
Ein sicherlich auch überregional bedeutsames Ziel ist das Multimar Wattforum. Dieses noch relativ neue Zentrum informiert sehr anschaulich über das Wattenmeer. Wir waren einen halben Tag dort und sehr beeindruckt. Die Familienkarte kostete 11 Euro, was wir als angemessen empfanden. Das Wattforum ist für alle Altersstufen gleichermaßen interessant, am meisten wohl für Jugendliche, doch auch unsere kleinen Kinder fanden den Besuch toll. Wer von weiter her hierhin kommt, wird sich sicher über das Restaurant freuen, wo man zu recht zivilen Preisen essen und trinken kann.

* Einkaufsmöglichkeiten *
Einkaufsmöglichkeiten gibt es in ausreichender Zahl im Stadtkern, wo zum Beispiel ein Spar-Markt und mehrere Apotheken zu finden sind. Kleinere Geschäfte diverser Branchen sind ebenfalls verfügbar. Daneben gibt es in der Nähe des nördlichen Ortseinganges ein Gewerbegebiet, wo von Aldi über Lidl bis Wandmaker (größerer Verbrauchermarkt) alles Mögliche zu finden ist. Für den täglichen Einkauf ist also alles vorhanden, was man so braucht. Da wir im letzten Urlaub in Bayern zum Einkaufen ziemlich weit fahren mussten, schätzten wir in Tönning diesen Umstand besonders.


Unterkunft
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Von der Tönninger Tourimusinformation erhielten wir einen Ortsprospekt mit Gastgeberverzeichnis und trauten unseren Augen kaum, wie billig es hier im Vergleich mit größeren Badeorten ist. Große Ferienwohnungen und/oder Ferienhäuser für unter 50 Euro, das hat mich schon beeindruckt. Immerhin hatte ich die Nordsee als eher teure Urlaubsregion eingeschätzt.

Wir wählten eine Doppelhaushälfte in der Nähe des Freibades und mussten dafür 55 Euro pro Tag bezahlen. Bei über 80 Quadratmeter Grundfläche und sehr gehobener Ausstattung empfand ich diesen Preis als ausgesprochen günstig. Die Lage des Hauses hätte besser nicht sein können, am Ende einer Stichstraße erstens sehr ruhig gelegen und zweitens für die Kinder ein gefahrlos bespielbares Fleckchen Erde.

Im Verlauf des Urlaubs entdeckten wir nach und nach auch die anderen Ferienhäuser bzw. -wohnungen, die ebenfalls interessant gewesen wären. In den meisten Fällen wäre ich mit Lage und Aussehen genauso zufrieden gewesen wie mit unserer Wahlheimat.

Zusammengefasst kann ich Tönning von den Unterkunftsangeboten her für Familienurlaube bedenkenlos empfehlen. Das Angebot an Hotelzimmern scheint allerdings sehr schmal zu sein, nur wenige Hotels stehen zur Auswahl, deren Preisgestaltung ich eher als \"gehobenes Niveau\" empfand. Einige Pensionen bieten immerhin recht preiswerten Urlaub an.

Wer nicht direkt in Tönning unterkommen möchte, kann im Umland in einer Vielzahl von Bauernhöfen Ferienwohnungen mieten. Dass wir das nicht gemacht haben, war im Nachhinein die richtige Entscheidung, denn viele dieser Bauernhöfe stehen einsam in der Landschaft, und das hatten wir im Vorjahr im Bayerischen Wald - unsere Sache ist so was eher nicht.


Strand und Schwimmbad
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Tönning liegt nicht \"richtig\" an der Nordsee, sondern an der Eider, die einige Kilometer weiter durch das Eidersperrwerk in die Nordsee fließt. Trotzdem hat man einen schönen Strand angelegt, der teils mit Rasen und teils mit Sand ausgestattet ist. Für die Kinder gibt es einen Spielplatz und ein recht großes Schwimmbecken. Man kann einige Strandkörbe mieten und natürlich auch in der Eider schwimmen gehen, was uns allerdings keinen großen Spaß gemacht hat. Zu verschilft war uns das Ufer, zu schlickig der Grund, über den man - zumindest bei Niedrigwasser - zum Baden balancieren musste. Wer Meer sucht, sollte besser andere Badestellen vorziehen - wir waren dafür mehrfach in St. Peter-Ording (Badestelle Böhl) und dort sehr zufrieden. Für unsere Kinder war der Tönninger Strand vor allem wegen des Spielplatzes ein beliebter Aufenthaltsort, so dass wir - mit Büchern bewaffnet - des öfteren faul dort herumlagen.

Genau neben dem Strand - über eine Brücke von Deich aus zu erreichen - liegt das Meerwasserfreibad Tönning, das wir oft besucht haben. Eigentlich handelt es sich um ein ganz normales Freibad wie überall sonst auch, nur ist das Becken halt mit Salzwasser gefüllt. Ich empfand das nicht als störend, zumal der Salzgehalt nicht so hoch zu sein schien. In diesem Schwimmbad gibt es ein recht großes Kinderbecken, das unsere Kleinen ständig belagerten. Daneben ist natürlich alles da, was ein Kleinstadt-Freibad so auszeichnet. Wir waren zufrieden, obwohl man ein normales Freibad nicht mit \"Spassbädern\" vergleichen kann, die es in immer mehr Orten gibt.


Gastronomie
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Wir waren in unserem Urlaub vielleicht 8 oder 10 mal im Restaurant zum Essen, und das fast immer in Tönning. Erstaunt waren wir über die Vielfalt der Angebote, die für eine Kleinstadt sehr gut ist. Mehrere deutsche Restaurants mit vielerlei Fischgerichten zu akzeptablen Preisen, mehrere italienische Restaurants, ein griechisches Lokal mit Riesenportionen, Eiscafé, Fischbuden und so weiter, es gab mehr Auswahl wie Möglichkeiten, diese auch zu nutzen. Ein dicker Pluspunkt! Dass es unseres Wissens keine Schnellgastronomie wie McDonald\'s gibt, sehe ich als weiteren Pluspunkt an, im Urlaub brauche ich so was höchstens während der An- oder Abreise.


Umgebung
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In Norddeutschland hat mich die Weite der Landschaft beeindruckt. Bei uns in der Pfalz reiht sich Dorf an Dorf, dort kann man weite Strecken zurücklegen, ohne eine größere Ortschaft zu finden. Auch die nähere Umgebung von Tönning ist gekennzeichnet durch viele Felder und wenige Orte. Für Radtouren ist die Gegend ideal, weniger jedoch für Städtetouren und ähnliche Unternehmungen.

Rund um Tönning besuchten wir das Eidersperrwerk und das Katinger Watt, eine Naturerlebnislandschaft 7 Kilometer von Tönning entfernt. Mehrfach waren wir in St. Peter-Ording, wo wir unter anderem für Familien mit Kindern den Westküstenpark (Tier- und Spielpark) empfehlen können.

Etwas weiter waren die Fahrten nach Husum, Flensburg, Schleswig, auf die Insel Föhr, nach Büsum, Friedrichskoog, Meldorf, Heide, Friedrichstadt und zu einigen weiteren Zielen. Alle Orte waren auf gut ausgebauten Straßen schnell zu erreichen, die Verkehrsdichte war überall mit Ausnahme der Bundesstraße 5 gering. Mehrmals konnten wir mehrere Kilometer fahren, ohne einem anderen Auto zu begegnen. Für Autofahrten eine ideale Situation...


Weitere Informationen
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* Webseite *
Die Webseite www.toenning.de enthält bereits einige Informationen, ist aber sicherlich noch deutlich ausbaufähig. Für Touristen und Leute, die es werden wollen, sind wichtige Infos nur umständlich oder gar nicht zu ermitteln. Auch die zur Werbung von Unternehmen vorgesehenen Menüpunkte sind noch fast nicht gefüllt, dabei gäbe es eine Menge, wofür es sich zu werden lohnt. Na ja - aller Anfang ist schwer!

* Tourismus-Büro *
Über die \"Tourist- und Freizeitbetriebe der Stadt Tönning\" haben wir viel Prospektmaterial erhalten und auch unsere Ferienwohnung gebucht. Unsere Erfahrungen sind durchweg positiv: schnelle Reaktion sowie freundliche und kompetente Abwicklung, da gibt es aus unserer Sicht nichts zu meckern.



Fazit
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Tönning ist vielleicht nicht unbedingt eine ganze Reise wert, sicherlich aber mindestens eine Tagestour. Wir haben unseren Urlaub dort genossen und könnten uns gut vorstellen, wieder einmal dorthin zu fahren. Da wir aber gewöhnlich jedes Jahr ein anderes Ziel ansteuern, werden sicherlich einige Jahre vergehen, bis wir mal wieder an die schleswig-holsteinische Nordseeküste fahren. Nichtsdestotrotz: Wer einen schönen und eher ruhigen, dabei aber preiswerten Urlaubsort sucht, von dem aus man viel unternehmen kann, der ist in Tönning goldrichtig. Meine Empfehlung bekommt die Stadt und eine Wertung mit der Note \"gut\", denn es gäbe durchaus noch einige verbesserungswürdige Einzelheiten.


© Andreas Wilhelm, 17.10.2002 / 30.04.2003

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