Toskana Testbericht

Toskana
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Erfahrungsbericht von Sedad

Toscana, ein Alp-Traum für Autofahrer?

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Jedes Jahr zieht es mich mindestens zweimal nach Italien. Meistens bin ich mit dem Auto unterwegs, lieber aber mit dem Motorrad. Zu Meiner Autofahrergeschichte gehört hierbei unabdingbar dazu, dass ich sehr bald nach erhalt meines Führerscheins eine richtig gute Tour quer durch Italien gefahren bin. Fast alles Landstrasse. Ich habe quasi in Italien das Autofahren gelernt. Ich stellte sehr schnell fest, was der Italiener mit dem Auto macht, und wie er damit umgeht. Lustig finde ich auch die großen Unterschiede zwischen dem Norden und dem Süden Italiens in Bezug auf den Fahrstiel (von West nach Ost sind die Unterschiede nicht allzu groß).

Die Vorurteile vieler Deutscher:

1. Die Italiener Rasen
2. Die Italiener schneiden die Kurven
3. Die Italiener überholen auch, wenn es eigentlich nicht geht
4. Die Italiener Fahren zu dicht auf und zu nah ran
5. Die Italiener halten sich nicht an Verkehrsvorschriften

Aus der Sicht vieler Deutscher Autofahrer mögen diese Vorurteile auch stimmen, aus der Sicht der Italiener fahren wir deutsche unsicher, langsam und wir machen uns das Leben unnötig schwer. Letzteres gilt vor allem für bergige Landstrassen mit sehr vielen Kurven und bezieht sich auf die Linie, die wir deutschen im allgemeinen fahren.


Der Fahrstiel der Italiener auf der Autobahn

In Italien herrscht das Recht des Stärkeren. Treffen Italiener auf einer Autobahn aufeinander gibt der Schnellere (in diesem Fall kommt er sagen wir mit 160 Km/h von hinten an) ein kurzes „Ich bin schneller Signal“ mit der Lichthupe. Dabei fährt er dicht auf. Der langsamere (fährt hier mal mit 140) sieht das und fährt sehr zügig zur Seite. Dieses System gilt für fast alle Autobahnen und zu fast allen Verkehrsverhältnissen. Also auch, wenn die Autobahn eigentlich voll ist. Wenn man das mal als normal betrachtet, dann kommt man in Italien auch sehr zügig vorwärts. Ach ja, die Geschwindigkeit auf Italiens Autobahnen ist ja auf 130 beschränkt. Diese Geschwindigkeit scheint aber nur auf der Brennerautobahn bis Verona zu gelten. Ansonsten scheint es mir, als ob alle das wissen, nur die Italiener nicht.

Die Landstrassen

Prinzipel gilt: Überholt wird, wenn es geht. Wenn es geht bedeutet in Italien aber etwas anderes, als in Deutschland. Bei uns gilt: Überholt wird, wenn ich soviel Platz habe, dass ich überholen kann, und dann noch mindestens 500 Meter Sicherheitsabstand zum Gegenverkehr habe. In Italien fällt dieser Sicherheitsabstand fast gänzlich flach. Hier reichen auch 50 Meter. Damit aber das Ganze noch halbwegs Sicher funktioniert haben sich die Italiener gerade südlich vom Largo Maggiore etwas einfallen lassen. Hier in der Po-Ebene (die Strassen sind sehr gerade und überschaubar) setzt der Überholer den Blinker und lässt ihn während des kompletten Überholvorgangs eingeschaltet. Dieses Vorgehen ermöglicht dem Gegenverkehr sofort die Realisation der Situation. Der Gegenverkehr geht dann schon sehr früh vom Gas, oder fährt bei gleichbleibender Geschwindigkeit ganz rechts. Auf den Strecken passen nämlich auch drei Autos auf die Strasse. In Deutschland undenkbar. Was hier Entscheidend ist, ist die Tatsache, dass die Italiener dem Gegenverkehr dann kein schlechtes Gewissen machen wollen, sonder Ihn einfach überholen lassen. Wenn Italiener unter sich sind, dann klappt dieses System einwandfrei.

Der Stadtverkehr

Für Großstädte gilt eigentlich nur eines: Wer am meisten Chaos produziert hat gewonnen. Ich empfehle niemanden, der Angst um sein Auto hat nach Mailand zu fahren. Hier fährt einfach nur jeder, wie er will.

Bergstrassen rund um die Toscana.

Wenn der Italiener Berge fährt (Passstrassen, Kurvenreiche Strecken,...), dann gibt es nur ein Ziel: Sprit sparen :-). Naja etwas seltsam, so wie die Rasen. Aber erwiesen ist doch die Tatsache: Je weniger ich schalte, und je weniger ich bremse und wieder beschleunigen muss, desto weniger Sprit brauche ich. Der Deutsche fährt eine Kurve an: Mit 100 auf die Kurve zu, abbremsen auf 40, um die Kurve rum, beschleunigen auf 100. Der Italiener fährt einfach mit 80 um die Kurve. Er bremst selten, sondern reguliert die Geschwindigkeit durch Gaswegnahme. Er scheidet die Kurve um mit höherer Geschwindigkeit durchzukommen, aber der Gegenverkehr macht dies auch. Überholt wird hier, wenn es geht. (nach Italienischen Maßstäben). Die wenigsten Deutschen wissen, dass Ihr Auto wesentlich mehr kann, als sie denken. Oder sie haben Angst vor zu hohen Fliehkräften.


Mein Fazit:

Die Italiener nehmen (außerhalb von Großstädten) wesentlich mehr Rücksicht aufeinander. Sie rechnen wesentlich mehr Fehler der anderen mit ein. Sie fahren sportlich und reizen ihre Autos etwas mehr aus. Der Stärkere hat Vorfahrt und wer fragt verliert. Deswegen ist mir persönlich der Italienische Fahrstil ans Herz gewachsen. Er ist ehrlicher als der deutsche. Und für alle, die etwas Angst vor der Italienischen Fahrweise haben nur ein kleiner Tip: Die Italiener wissen, was sie Tun und wozu Bremsen da sind.

Ein wunderschönen Tag, Sedad

11 Bewertungen, 1 Kommentar

  • NorthPole76

    11.06.2002, 16:38 Uhr von NorthPole76
    Bewertung: sehr hilfreich

    naja, im grossen und ganzen mögen deine ausführungen schon richtig sein bzw. man wirklich zu dieser auffassung kommen wenn man in italien unterwegs ist. allerdings stört mich doch die verallgemeinerung: alle italiener fahren so, die italiene