Toskana Testbericht

Toskana
ab 72,34
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Erfahrungsbericht von ciaobella

Kommt ein bisssel mit nach Carrara

Pro:

-

Kontra:

-

Empfehlung:

Ja

Carrara und marmorner Schatz

In der nördlichen Toskana befindet sich die vom Stein lebende Stadt. Dank der riesigen Marmorbrüche in den Apuanischen Alpen (teilweise Naturpark), an deren Ausläufern Carrara liegt ist es das bedeutendste Marmorindustriezentum Italiens. Wirtschaftlich und historisch ist Carrara aufs engste mit Massa verknüpft. Wie Massa war Carrara im wechselnden Besitz des Herrschergeschlechts Malaspina.

Cypo Malaspina (15.-18.Jhdt.) und Este, fiel dann den Franzosen und Elisa Baciocchi-Bonaparte (18.-19. Jhdt.) zu, kam erneut in en Besitz der Este (nach 1815) und wurde dem Königreich Sardinien angeschlossen (1859).

Carrara, diese vorwiegend moderne Stadt hat auch einige Baudenkmäler von hohem kulturhistorischem Interesse. Im Mittelpunkt steht dabei der nach pisanischem Vorbild gebaute Dom.

DER DOM
steht am Flüßchen Carrione, ist das Hauptmonument, im romanisch-gotischem Stil nach dem pisanischen Vorbild gebaut. (11.-14. Jhdt). Die Fassadengestaltung mit zweifarbiger horizontaler Marmorstreifung, Blendarkaden (12. Jhdt) im unteren Abschnitt und einer Loggia in der oberen Zone, die in der Mitte eine reich verzierte Rosette enthält. Wunderschön das romanische Portal an der rechten Flanke, die mit einer Loggia ausgeschmückte Apsis und der in er zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts errichtete Kampanile. Das Innere wird durch Säulen mit bemerkenswerten Kapitellen in drei schlicht ausgestattete Schiffe geteilt.

Im rechten Seitenschiff eine Skulptur mit der Darstellung der Verkündigung, Jungfrau und Engel (14.Jhdt), das Presbyterium mit fein gearbeitetem Marmoraltar und mehrfarbiger Marmorkanzel (beides aus dem 16. Jahrhunert) schließt mit einer sehr kunstvollen Marmorfassung ab, die Francesco Bergamini im 16. Jahrhundert schuf.

Im linken Schiff eine marmorne Ahnentafel des 15. Jahrhunderts mit Madonna und Heiligen.
Das angrenzende Baptisterium enthält einen sehenswerten Taufbrunnen aus dem 16. Jahrhundert.

BRUNNEN VON BARDINELLI
Auf dem Platz rechterhand der Kirche steht ein Brunnen aus dem 16. Jahrhundert; ein Werk von Baccio Bandinelli, der hier Andrea Doria in der Gestalt des Neptun darstellte.

PIAZZA ALBERICA
Wunderschöne Barockpaläste zieren diese Piazza. Ganz in der Nähe steht der im 16. Jahrhundert erbaute Palazzo Cybo Malaspina (heutiger Sitz der Akademie der schönen Künste). Im Hof ist die Ädikula der Fantiscritti, ein römischer Altar, der im gleichnamigen Marmorbruch wenige Kilometer von der Stadt gefunden wurde. Von den Marmorbrüchen in der Umgebung von Carrara, die noch im Betrieb sind ist Fantiscritte erwähnenswert.
Ebenfalls am Domplatz steht das Haus, wo Michelangelo wohnte, wenn er zum Marmorkauf nach Carrara kam. Die Fassade zeigt Nachbildungen von Michelangelos Werkzeugen. Eine Gedenktafel befindet sich am Haus.

MARMORNER SCHATZ
Marmor ist aus feinen Kalkablagerunge enststanden, die mit Mineralien gefärbt sein können. Sie werden dann unter hohem Druck bei der Gebirgsauffaltung zu Marmor.Am begehrtesten ist der reinweiße marmor (Staturio). Durch Metallsalze ergeben sich die Verfärbungen in Rot, Grün, Orange u.a. Schon die römischen Kaiser hatten begonnen, hier Marmor zu brechen. Die Bauherren des antiken Rom bestellten im damaligen Luni das kostbare Material. Aber die Renaissance brachte Carrara zu weltweitem Ruhm. Beim Abbau des Marmors wurden Löcher in den Fels gebohrt, die Holzpfähle hineingetrieben und befeuchtet, so daß sie sich ausdehnten und ganz Blöcke abbrachen. Heute sägt man die riesigen Blöcke mit stählernem Spezialdraht aus dem Felsen. Zwischen den Wänden hört man das Sirren der Drahtseile. Sie laufen kreuz und quer über Umlaufrollen, transportieren Sand und Wasser als Schleifmaterial mit sich.

Von den Marmorbrüchen in der Umgebung von Carrar besuchen wir Fantiscritti. Enge Haarnadelkurven führen zum Anfang des Canale die Fantiscritti, wo man als Besucher der spektakulären Arbeit im Marmorbruch teilhaben kann. Neben den Straßen und Wegen rinnen Bäche mit milchiger Brühe. Daher nennt man den Rutschkanal für die Marmorblöcke auch Milchkanal. Fährt man mit dem Auto die Serpentinen hinauf sollte man immer den Schildern „Cave di Marmo“ folgen. Unterwegs verkaufen Bildhauer in kleinen Kiosken ihre Waren. Man findet alles von Kunst bis Kitsch. Oben angelangt staunt jeder über diesen Anblick der Marmorbrüche. Tief unten werden die Blöcke geschnitten. Über den Rutschkanal gelangen viele Blöcke zur Verladestation. Riesige Lastwagen transportieren das wertvolle Gut. Von den Hafenanlagen in Marina Carrara, Marina di Massa, Fortei di Marmi und Marina Pietrasante wird der Carrara-Marmor in die Welt exportiert.

MICHELANGELO UND DER CARRARA-MARMOR
„Schon als Kind hatte er vor den Marmorbildwerken gestanden und danach gehungert, die Hand an diese kostbaren Stein zu legen. Es war niemals möglich gewesen. Weißer Marmor war selten und kostbar. Wer den Bacchus geschaffen hatte, die Pietà, den David, den Moses, wie ein Mausoleum für den Papst Julius und eine Fassade für San Lorenzo entwerfen konnte, sollte der nicht auch eine Straße von sieben Meilen Länge zu bauen imstandesein?“

„Hatte er nicht in all’ den Jahren gelernt, daß ein Bildhauer auch zugleich ein Archtitekt und Ingenieur sein mußte? Mit seinem eigenen Geld baute er diese Straße, um seine ausgesuchten Marmorblöcke in das Tal zu bringen. So konnten Marmorblöcke für seine großen Vorhaben verschifft werden. Sehr betroffen machte ihn der Tod eines Jungen, der von einem Marmorblock erschlagen wurde. Nachzulesen ist dies in dem Roman „ Michelangelo“.

Michelangelo Buonarroti

Es kann der größte Künstler nichts ersinnen,
was unter seiner Fläche nicht der Marmor
in sich enthielt’, und nur die Hand, die ganz dem Geist gehorcht, erreicht das Bild im Steine.

MUSEO CIVIO DEL MARMO IN CARRARA
Südwestlich außerhalb des Stadtzentrums befindet sich das Städtische Marmormuseum. In 5 Abteilungen wird die Geschichte der Marmorgewinnung seit der Antike gezeigt. Die Geologie sowie technische und künstlerische Vewendung des Marmors bis zur Gegenwart wird erklärt. Nähere Angaben : www.carraraonline.it/ und www.comune.carrara.ms.it/ .

SEHENSWÜRDIGKEITEN IN DER UMGEBUNG
Castellnuovo di Garfagnana
Lucca
Montecatini Terme
Parco Naturale delle Alpi Apuane
Montefegatesi in den Alpi Apuane

ÖFFNUNGSZEITEN
Museo Civicio del Marmo
Viale XX Sttembre Telefon (0585) 84 57 , geöffnet Montag bis Samstag

Duomo
Piazza del Duomo
Täglich geöffnet


MEINE ERFAHRUNGEN
Ein Tagesbesuch in Carrara verspricht viel Interessantes. Marmorwerkstätten gibt es in großer Zahl. Das alte Carrara ist vom weißen Staub des Marmors und dem Milchkanal geprägt. Das neue Carrara ist wie jede andere neue Stadt. Es bietet nichts Besonderes. Shopping und der Besuch der Bildhauerwerkstätten lassen sich gut miteinander verbinden. In den Werkstätten der Marmorbrüche kauft man günstiger ein. Man weiß außerdem, welcher Künstler es gearbeitet hat, da er seinen eigenen Fundus präsentiert. Auf jeden Fall ist der Besuch in den Marmorbrüchen der Apuanischen Alpen ein unvergeßliches Erlebnis. Vorsicht beim Hinauffahren, da auch die großen Lastwagen in den Serpentinen fahren. Naturbelassenen Marmor kann man sich einfach aufheben. Stark beeindruckt verläßt man diesen Ort. Ein großer Teil des Berglandes ist nur mit dem Auto zu erreichen. Zwischen Pisa und Carrara fahren Züge. Von Carrara gelangt man auch mit Ausflugsbussen zu den Marmorbrüchen von Colonnata und Fantiscritti. Wer an der Versilia Urlaub macht wird sicher gern einmal diese Bergwelt besuchen wollen. Die Hotels von Carrara kann ich nicht beurteilen, da wir in Lucca wohnten. Für das leibliche Wohl findet man einfache Dinge oder das Anspruchsvolle. Man kann sagen, alles molto bene.(Ciao-Ranitzki) Und mit dem Euro sollte das Bezahlen wohl auch einfacher werden. Punkte kann ich für diese Kulturreise nicht vergeben, denn das gehört nicht hierher.
Meiner Empfehlung könnt ihr gern folgen. Es verlief alles zur vollsten Zufriedenheit.
Wenn ich euch damit einladen kann, diesem Ruf zu folgen, dann sollte es mich sehr freuen.

.Quelle: Irving Stone, Michelangelo (Biografischer Roman)
Henschelverlag Berlin 1982
Titel der amerikanischen Originalausgabe „The Agony an the Extasy“
Deutsche Übersetzung von Hans Kaempfer
Copyright Doubleday & Company, Inc.
Lizenz 414/235/42/82
625 351 3

Copyright by ciaobella für Yopi.de 15. 02. 2002

11 Bewertungen, 2 Kommentare

  • AlexanderK

    16.02.2002, 19:21 Uhr von AlexanderK
    Bewertung: sehr hilfreich

    Einfach toll. Schau auch mal bei mir vorbei. Gruß

  • d.wendt

    16.02.2002, 16:38 Uhr von d.wendt
    Bewertung: sehr hilfreich

    toller, ausführlicher Bericht!auch ich liebe Italien.gruss dörthe